Vorrichtung zum Spritzgiessen von Kunststoff
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Spritzgiessen von Kunststoffteilen aus einer oder mehreren Kunststoffkomponenten gemäss dem Oberbegriff des unabhängigen Patentanspruchs.
Gegenstände aus Kunststoff, die mittels Spritzgiessen hergestellt werden sind aus dem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Immer mehr sind zudem Gegenstände verbreitet, die aus mehr als einer Materialkomponenten hergestellt sind. Beispiele hierfür sind Zahnbürsten, die im Bereich des Stiels eine erste, harte Materialkomponenten aufweisen, die bereichsweise mit einer wesentlich weicheren zweiten Materialkomponente durchdrungen ist, um so einen besseren Griff und eine angepasste Flexibilität zu ermöglichen. Ein weiteres Beispiels sind Gehäuse von Mobiltelefonen, bei denen die Gehäuseschale und das Displayfenster in einer Spritzgiessform gemeinsam hergestellt sind. Ebenso können mehrschichtige Compact Discs oder die neueren Digital Video Disks, auch Digital Versatile Disks (DVD) genannt, in einem ähnlichen Verfahren hergestellt werden.
Spritzgiessformen zur Herstellung von Teilen aus Kunststoff, die aus mehr als einer Materialkomponenten bestehen, werden heute vorzugsweise in Etagespritzgiessformen mit mehr als einer Trennebene gefertigt. Zwischen einer feststehenden ersten und einer beweglichen zweiten Spritzgiessformhälfte ist dabei ein beweglicher dritter Formmittelteil angeordnet, welcher entlang einer ersten und einer zweiten Trennebene mit der ersten und der zweiten Spritzgiessform- hälfte wirkverbindbar ist, so dass im Bereich der ersten Trennebene eine erste und im Bereich der zweiten Trennebene eine gleiche oder unterschiedliche zweite Materialkomponente herstellbar ist. In einer Spritzgiessmaschine ist die erste feststehende Spritzgiessformhälfte an einer feststehenden ersten Formaufspannplatte und die zweite beweglich angeordnete Spritzgiessformhälfte an einer zweiten, entlang von Holmen verschiebbaren, zweiten Formaufspannplatte angeordnet. Der Formmittelteil ist in der Regel um eine senkrecht zu den Holmen der Spritzgiessmaschine angeordnete Achse drehbar. Nach jedem Einspritzvorgang wird der Formmittelteil um 90° oder 180° gedreht, wodurch Teilbereiche aus einer ersten Materialkomponente zur Weiterverarbeitung mit dem Formmittelteil von der ersten in die Kavitäten im Bereich der zwei¬ ten Trennebene befördert werden. Als besonders vorteilhaft haben sich Wendesysteme erwiesen
BESTATIGUNGSKOPIE
mit zwei an Holmen einer Spπtzgiessmaschine abgestützten, unabhängig voneinander bewegbaren Traversen, die je einen Drehteller mit normierten Schnittstellen zur Aufnahme des Formmittelteils aufweisen. Eine entsprechende Vorrichtung ist in EP 1 155 802 beschrieben. Andere aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtungen weisen nur eine Trennebene auf, in wel- eher ein Drehteller angeordnet ist.
Spritzgiessvorrichtungen zur Herstellung von Teilen aus mehreren Kunststoffkomponenten erfordern eine der Anzahl zu verarbeiten Kunststoffkomponenten entsprechende Anzahl von Plastifizier-, respektive Einspritzvorrichtungen, die zur Verflüssigung und zum Einspritzen der Kunststoffkomponenten in die Spπtzgiessform dienen. Bei den aus dem Stand der Technik be- kannten Vorrichtungen befindet sich in aller Regel eine erste Einspritzvorrichtung hinter der feststehenden Maschinenplatte, wobei die Kunststoffschmelze durch eine Öffnung in der feststehenden Maschinenplatte in die Spritzgi essform eingespritzt wird. Eine oder mehrere weitere Einspritzvorrichtungen werden heute primär seitlich oder senkrecht oberhalb der Spritzgi essform angeordnet. Die Einspritzvorrichtungen sind entweder nur während dem Einspritzvorgang oder ständig mit einer Einspritzöffnung der Spritzgiessform wirkverbunden. Die Problematik bei den aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtungen besteht darin, dass die Einspritzvorrichtung häufig nur ungenügend oder unter in Kaufnahme von Nachteilen mit der beweglichen Hälfte der Spritzgiessform, respektive der Formaufspannplatte wirkverbindbar ist. Das infolge der hohen Einspritzdrücke erforderliche Anpressen der Einspritzvorrichtung an die Spritzgiess- form ist zudem meistens mit langen Lastpfaden oder komplizierten Verriegelungsvorgängen verbunden, die zudem die Zuverlässigkeit des Verfahrens beeinträchtigen können. Im Weiteren sind die bekannten Vorrichtungen nicht universell einsetzbar, relativ kompliziert und dadurch teuer. Die Ankoppelung der Einspritzvorrichtungen ist häufig mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden, der sich auf die theoretisch mögliche Zykluszeit negativ auswirkt.
Einspritzvorrichtungen werden zum Teil direkt und dauerhaft mit einer beweglichen Formhälfte wirkverbunden. Zu diesem Zweck sind relativ kleine Einspritzvorrichtungen bekannt, die oberhalb der Spritzgiessvorrichtung vertikal nach oben ausgerichtet angeordnet werden. Der Vorteil dieser Anordnung besteht darin, dass die Einspritzvorrichtung die Entnahme der fertigen Formteile und den Zugang zur Spritzgiessform nicht beeinträchtigt. Nachteile bestehen jedoch darin, dass der Schwerpunkt der Einspritzvorrichtung weit von den Holmen entfernt ist und dadurch bei raschem Öffnen und Schliessen der Spritzgiessform hohe Massekräfte infolge der Beschleu-
nigung der weit abstehenden Massen auftreten. Zudem sind so angeordnete Einspritzvorrichtungen schlecht wartbar, da sie weit oberhalb der normalen Arbeitshöhe angebracht sind. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass so bestückte Spritzgiessvorrichtungen nur in relativ hohen Räumen aufgestellt werden können. In der Regel werden daher nur relativ kleine Einspritzvor- 5 richtungen verwendet, die sich nicht zur Herstellung von grösseren Teilen eignen.
Die Aufgabe der hier offenbarten Erfindung besteht darin, eine Spritzgiessvorrichtung mit einer Einspritzvorrichtung zu zeigen, welche sich für eine effiziente Anordnung, respektive An- und Abkoppelung einer oder mehrerer Einspritzvorrichtung mit einer Spritzgiessform eignet und Massekräfte reduziert.
I O Diese Aufgabe wird durch die in den Patentansprüchen definierte Erfindung gelöst.
Eine Ausführungsform der Erfindung weist mindestens eine Einspritzvorrichtung auf, die im Wesentlichen oberhalb einer Spritzgiessform, respektive von Holmen einer Spritzgiessmaschine angeordnet ist und mit der beweglichen Spritzgiessformhälfte synchron mitbewegt wird. Diese mindestens eine Einspritzvorrichtung ist, mit Bezugnahme auf die Längsrichtung der Holmen 15 der Spritzgiessmaschine, vorzugsweise in einem relativ flachen Winkel oder im Wesentlichen parallel zu den Holmen der Spritzgiessvorrichtung angeordnet. Dadurch wird erreicht, dass die Einspritzvorrichtung möglichst nahe bei den Holmen zu liegen kommt, was sich, insbesondere bei grösseren Einspritzvorrichtungen, positiv auf die infolge von dynamischen Massekräften auftretenden Momente auswirkt.
20 Eine steile Anordnung hat zur Folge, dass der Masseschwerpunkt der Einspritzvorrichtung weit von den Holmen entfernt angeordnet ist, was bei schnelllaufenden Spritzgiessmaschinen zu einer erheblichen Momentenbelastung infolge der abstehenden Masse führen kann. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass die Spritzgiessform demzufolge nicht mehr mit der eigentlich zur Verfügung stehenden Dynamik geöffnet und geschlossen werden kann, was zu einer
25 Verlangsamung des Produktionsprozesses führt.
Die mindestens eine Einspritzvorrichtung wird vorzugsweise mit der Spritzgiessform oder mit einer beweglichen zweiten Maschinenplatte einer Spritzgiessmaschine wirkverbunden. Die Spritzgiessform und/oder die zweite Maschinenplatte weisen Mittel auf, die zur Zuführung der
Schmelze aus der Einspritzvorrichtung in die Spritzgiessform dienen. Je nach Anwendungsgebiet handelt es sich hierbei bevorzugt um entsprechend ausgestaltete Heisskanäle, die bei Bedarf mit einem eigenen Ventil zur Kontrolle des Schmelzflusses ausgestattet sein können. Falls die an der beweglichen Formaufspannplatte angeordnete Formhälfte einen geringeren Durchmes- ser aufweist, als die formaufspannplatte, weist die Spritzgiessform ein Adaptermittel auf, welches die fehlende Distanz überbrückt. Die mindestens eine oberhalb der Spritzgiessvorrichtung angeordnete Einspritzvorrichtung ist, je nach Grosse und Ausgestaltung, nur auf der Spritzgiessform und/oder der beweglichen Formaufspannplatte und/oder der Holmen der Spritzgiessmaschine und/oder einem Maschinenrahmen der Spritzgiessvorrichtung abgestützt. Bei Bedarf kann eine Einspritzvorrichtung alternativ oder in Ergänzung in entsprechender Weise seitlich, ein oder beidseitig, der Spritzgiessmaschine angeordnet sein. Ein weiterer Vorteil der beschriebenen Vorrichtung besteht darin, dass bei Verwendung eines Adaptermittels die Spritzgiessformhälfte eine geringere Höhe aufweisen kann.
Durch eine Anordnung einer Spritzgiessvorrichtung oberhalb der Holmen der Spritzgiessmaschi- ne in einem relativ flachen Winkel α, werden die Vorteile der senkrecht montierten Einspritzvorrichtungen ausgenutzt, [edoch deren Nachteile (hohe Massekräfte) gezielt vermieden. Je nach Ausführungsform der Spritzgiessmaschine und Grosse der Einspritzvorrichtung ist eine AbStützung der Einspritzvorrichtung auf den Holmen der Spritzgiessmaschine besonders sinnvoll. Bei Spritzgiessmaschinen mit feststehenden Holmen, weist die Abstützung geeignete Lagermittel auf. Durch erfindungsgemässe Anordnung der Einspritzvorrichtung wird zudem erreicht, dass die Einspritzvorrichtung zu Wartungszwecken optimal zugänglich ist.
Bei Bedarf können mehrere Einspritzvorrichtungen oberhalb der Holmen, respektive der Spritzgiessform angeordnet werden. Je nach Anwendungsgebiet werden die Einspritzvorrichtungen nebeneinander, übereinander oder gegenüber angeordnet, wovon nicht alle beweglich ange- ordnet sein müssen. Die Kunststoffschmelze wird der Spritzgiessform entweder direkt, über ein Adaptermittel oder durch die feststehende und/oder die bewegliche Formaufspannplatte zugeführt. Die Einspritzvorrichtungen brauchen nicht zwingend gänzlich oberhalb der Holmen der Spritzgiessvorrichtung angeordnet zu sein, sondern können so angeordnet sein, dass sie diese seitlich gesehen, kreuzen.
Die aus dem Stand der Technik bekannten Vorrichtungen weisen häufig den Nachteil von langen Lastpfaden und hohen Kräften auf. Um diese Problematik zu vermeiden, weist die Erfindung, je nach Anwendungsgebiet, eine Kupplungsvorrichtung auf, die zum direkten oder indirekten Wirkverbinden einer Einspritzvorrichtung mit einer Spritzgiessform und/oder einer Form- 5 aufspannplatte dient. Die Kupplungsvorrichtung ermöglicht kurze, effiziente Lastwege, so dass die Einspritzvorrichtung. während einem Einspritzvorgang sicher mit einer Einspritzöffnung wirkverbunden ist. Ausserdem ermöglicht die Kupplungsvorrichtung bei Bedarf ein rasches An- und Abkoppeln an eine Spritzgiessform, respektive einer Formaufspannplatte, so dass die Einspritzvorrichtung beispielsweise ortsfest angeordnet und nur bei geschlossener Spritzgiessform mit
I O der Spritzgiessform, respektive der Spritzgiessvorrichtung wirkverbunden ist. Die Kupplungsvorπchtung weist vorzugsweise ein oder mehrere Wirk- und Gegenmittel auf, zum Beispiel in Form eines Kugelkopfes und einer geeigneten Kugelpfanne, die mit dem Kugelkopf in seitlicher und/oder axialer Richtung in Eingriff bringbar ist. Wirk- und Gegenmittel der Kupplungsvorrichtung sind vorzugsweise in der Nähe der Einspritzdüse der Einspritzvorrichtung, respektive der
15 Einspritzöffnung der Spritzgiessform angeordnet, so dass nachteilhafte Lastpfade vermeidbar sind.
Ausführungsformen der Erfindung werden anhand der nachfolgenden Figuren näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 Eine erste Ausführungsform einer Spritzgiessvorrichtung mit einer Spritzgiessform
20 und zwei Einspritzvorrichtungen;
Fig. 2 eine zweite Ausführungsform einer Spritzgiessvorrichtung mit einer Spritzgiessform und zwei Einspritzvorrichtungen;
Fig. 3 Detail D aus Figur 2.
25 Figur 1 zeigt eine erste Ausführungsform einer Spritzgiessvorrichtung 1 in einer perspektivischen Darstellung. Eine Spritzgiessmaschine 2 weist ein Maschinenbett 3 auf, auf dem eine erste feststehende und eine, entlang von vier Holmen 4 verschiebbar angeordnete, zweite
Formaufspannplatte 5, 6 angeordnet sind. Eine Spritzgiessform 7 ist zwischen den beiden Formaufspannplatten 5, 6 zu erkennen. Eine erste Spritzgiessformhälfte 8 ist an der feststehenden ersten Formaufspannplatte 5 und eine zweite Spritzgiessformhälfte 9 ist an der beweglichen zweiten Formaufspannplatte 6 befestigt. Zwischen der ersten und der zweiten Spritzgiess- formhälfte 8, 9 ist eine dritte mittlere Spritzgiessformhälfte 10 angeordnet, die mittels zwei einander gegenüberliegenden Drehtellern 1 1 gehalten ist. Die Drehteller 1 1 sind je durch eine Dreheinheit 12 um eine Achse A drehbar an zwei gegenüberliegende Traversen 13 befestigt. Diese Traversen 13 sind wiederum je an zwei benachbarten Holmen 4 der Spritzgiessmaschine längs diesen unabhängig voneinander verschiebbar gelagert, so dass die mittlere Spritzgiess- formhälfte 10 entnehmbar ist. Die Traversen 13 werden je durch zwei erste Hydraulikzylinder 14 entlang der Holmen 4 angetrieben. Die bewegliche zweite Formaufspannplatte 6 wird in der gezeigten Ausführungsform mittels eines Antriebes, hier in der Form eines unmittelbar auf die Formaufspannplatte 6 wirkenden zweiten Hydraulikzylinders 15 angetrieben. Aus dem Stand der Technik sind andere Antriebsformen bekannt Diese werden hier nicht näher erläutert.
Die Spritzgiessform 7 weist eine erste und eine zweite Trennebene 16, 17 auf, entlang welcher die Spritzgiessform 7, respektive Kavitäten (nicht näher dargestellt), geöffnet werden kann. Zum Öffnen der Spritzgiessform 7 wird die zweite beweglich angeordneten Spritzgiessformhälfte 9 um eine erste Distanz xl und die mittlere dritte Spritzgiessformhälfte 10 um eine zweite Distanz x2 entlang der Holmen 4 verschoben. Damit die Spritzgiessform 7 entlang der Trennebenen 16, 17 gleichmässig geöffnet wird, ist die erste Distanz xl in der Endposition im Wesentlichen doppelt so gross wie die zweite Distanz x2.
Im Bereich der ersten und der zweiten Trennebene 16, 17 werden Kunststoffteile (nicht näher dargestellt) durch Einspritzen von Kunststoff in Kavitäten (nicht näher dargestellt), die durch die erste und die dritte 8,9, respektive die zweite und die dritte Spritzgiessformhälfte 9,10 gebildet werden, hergestellt. Zum Verflüssigen und Einspritzen von Kunststoff werden eine erste und eine zweite Einspritzvorrichtung 18, 19 verwendet. Die erste Einspritzvorrichtung 18 ist bei der gezeigten Ausführungsform ortsfest auf dem Maschinenbett 3 angeordnet. Die Kunststoffschmelze wird bei geschlossener Spritzgiessform 7 durch eine Öffnung (vgl. Figur 2) in der ersten Formaufspannplatte 5 und der ersten Spritzgiessformhälfte 8 in die im Bereich der ersten Trennebene 16 angeordneten Kavitäten eingespritzt. Die zweite Einspritzvorrichtung 19 dient zur Versorgung der in der zweiten Trennebene 17 angeordneten Kavitäten mit Kunststoff-
schmelze. Die zweite Einspritzvorrichtung 19 ist bei der gezeigten Ausführungsform schräg oberhalb der Holmen 4 angeordnet und mittels eines Stativs 20 auf diesen abgestützt. Die Einspritzvorrichtung 19 weist im Bereich ihres vorderen Endes Kupplungsmittel 21 auf, mittels denen sie mit der zweiten Spritzgiessformhälfte 9 direkt wirkverbunden ist. Während der Pro- duktion befindet sich die Einspritzvorrichtung 19 in der Regel in dauernder Wirkverbindung mit der zweiten, beweglich angeordneten Spritzgiessformhälfte 9 und wird mit dieser mitbewegt, wenn die Spritzgiessform 7 geöffnet oder geschlossen wird. Damit die Einspritzvorrichtung 19 der Bewegung der zweiten, beweglich angeordneten Spritzgiessformhälfte 9 folgen kann, ist das Stativ so ausgebildet, dass eine Verschiebung entlang der Holme 4 möglich ist. Die zweite Einspritzvorrichtung 19 ist in einem Winkel α gegenüber den Holmen 4 oder einer ähnlich geeigneten Führung angeordnet. Der Winkel α ist dabei so gewählt, dass der Schwerpunkt der Einspritzvorrichtung nahe bei den Holmen liegt und dass keine hohen Momente infolge Masseträgheit auftreten. Haltestangen 22 bilden eine Schubverbindung zwischen der beweglichen zweiten Maschinenplatte 6 und dem Stativ 20. Bei einer Spritzgiessmaschine mit angetriebenen Holmen, ist das Stativ 20 direkt mit diesen wirkverbunden. Je nach Grosse und Ausgestaltung der Einspritzvorrichtung 19 besteht die Möglichkeit auf eine Abstützung auf den Holmen 4 zu verzichten, indem die Einspritzvorrichtung 19 nur an der Spritzgiessform 7 und/oder der beweglichen Formaufspannplatte 6 befestigt wird.
Beim Kupplungsmittel 21 handelt es sich hier um ein Verbindungsmittel, das primär auf die Übertragung von Druck- und Zugkräfte ausgelegt ist. Zwei neben dem Auslass 23 der Einspritzvorrichtung 19 angeordnete Kupplungen 24 bilden eine Wirkverbindung zwischen der Einspritzvorrichtung 19 und einem Adapter 25 der zum Einleiten von flüssigem Kunststoff aus der zweiten Einspritzvorrichtung 19 in die bewegliche zweite Spritzgiessformhälfte 9 dient. Die Kupplungen 24 sind mittels beidseits des Auslasses angeordneten Schubstangen 26 mit dem Gehäuse der zweiten Einspritzvorrichtung 19 wirkverbunden und garantieren, dass diese im Betrieb über kurze Lastwege mit einer Einspritzöffnung 27 im Adapter 25 wirkverbunden ist. Die Schubstangen 26 können als Antriebsmittel, zum Beispiel Hydraulikzylinder mit veränderbarer Länge, ausgebildet sein, so dass die Einspritzvorrichtung 19 von der Einspritzöffnung an und abgekoppelt werden kann. Die Kupplungen 24 sind vorzugsweise so ausgebildet, dass ein einfaches An- und Abkoppeln der zweiten Einspritzvorrichtung 19 von der beweglichen zweite Spritzgiessformhälfte 9. Die Kupplungen 24 und die Schubstangen 26 dienen zur Übertragung von Antriebskräften auf die Einspritzvorrichtung 19,
Figur 2 zeigt eine weitere Ausführungsform einer Spritzgiessvorrichtung 1 mit zwei Einspritzvorrichtungen 18, 19. Detail D aus Figur 2 ist in Figur 3 dargestellt.
Bei der hier gezeigten Ausführungsform ist die zweite Einspritzvorrichtung 19 ist im Wesentli- chen rechtwinklig neben der Spritzgiessmaschine 2 angeordnet und auf einem separaten Unterbau 30 befestigt. Die zweite Spritzgiessvorrichtung 19 ist auf einem Schlitten 31 befestigt und ist auf diesem in x-Richtung, im Wesentlichen senkrecht zu den Holmen 4 (y-Richtung), angetrieben verschiebbar. Im Unterschied zu der in Figur 1 gezeigten Ausführungsform werden bei dieser Ausführungsform hohe Momente in folge dynamischer Kräfte vermieden, indem die zweite Einspritzvorrichtung 19 bei jedem Arbeitszyklus, das heisst, bei jedem Öffnen der Spritzgiessform 7 die zweite Einspritzvorrichtung 19 von der zweiten, beweglichen Spritzgiessformhälfte 9 entkoppelt wird. Die Kupplungsmittel 24 sind hier als selbstständig funktionierende Verschlussmittel ausgebildet, die eine automatische und sehr rasche Abkopplung der zweiten, seitlich angeordneten Einspritzvorrichtung 19 ermöglichen. Die Schubstangen 26 sind bei die- ser Ausführungsform in ihrer Längsrichtung angetrieben ausgebildet und dienen bei geschlossener Spritzgiessform 7, wenn die Kupplungsmittel 24 eine Kräfte übertragende Wirkverbindung zwischen der zweiten Spritzgiessformhälfte 9 und der Schubstangen 26 herstellen, dazu den Auslass 23 der zweiten Spritzgiessvorrichtung 19 dichtend an die seitliche Einspritzöffnung 27 der zweiten Spritzgiessformhälfte 9 zu pressen, so dass Kunststoffschmelze in die Form ein- gespritzt werden kann. Die Einspritzöffnung 27 weist, falls erforderlich, ein Ventil 32 auf, welches verhindert, dass beim Abkoppeln der Einspritzvorrichtung 29 Kunststoffschmelze aus der Spritzgiessform 7 austritt. Beim Ventil 32 handelt es sich je nach Anwendungsgebiet um ein zwangsgesteuertes Ventil oder um ein Rückschlagventil, das durch Wirkverbinden der Mündung 33 des Auslass 23 geöffnet wird. Figur 3 zeigt eine Ausschnittvergrösserung aus Figur 2 (Detail D). Die Darstellung zeigt die zweite Spritzgiessvorrichtung 19 in wirkverbundenem Zustand mit der zweiten, beweglich ange¬ ordneten Spritzgiessformhälfte 9. Die Kupplungsmittel 24 weisen ein am gegen die Spritzgiess¬ form 7 gerichteten Ende der Schubstange 26 befestigter Kupplungskopf 35 auf, der seitlich in eine an der zweiten Spritzgiessformhälfte 9 angeordnete Kupplungspfanne 36 eingreift. Die Kupplungspfanne 36 weist ein Schnellverschluss, respektive ein Sicherungsmittel 37 auf, die im
eingekoppelten Zustand eine sichere Kraftübertragung in Längsrichtung der Schubstange 26 (hier x-Richtung) garantiert. Die Kupplungspfanne 36 ist bei der hier gezeigten Ausführungsform so ausgestaltet, dass sie zu gegebenem Zeitpunkt automatisch mit dem Kupplungskopf 35 ein- respektive Auskoppelt. Die Kupplungen 24 sind seitlich so neben der Einspritzöffnung 27, respektive dem Auslass 23 der Einspritzvorrichtung 19 angeordnet, dass kurze Lastwege garantiert sind.
Die gezeigte Ausführungsform weist zwei Kupplungen 24 auf, die so angeordnet sind, dass ein symmetrischer Kraftfluss gewährleistet ist. Bei geöffneter Form stehen die Kupplungsköpfe 35 und die Kupplungspfannen 36 nicht in Eingriff miteinander. Beim Schliessen der Spritzgiessform 7 werden die Kupplungsköpfe 35 und die Kupplungspfannen 36 miteinander in Eingriff gebracht und verriegelt (schematisch dargestellt durch Pfeile k). Anschliessend wird die Mündung 33 des Auslass 23 der zweiten Einspritzvorrichtung 19 mittels des Schlittens und/oder dem Antrieb der Schubstangen 26 an die Einspritzöffnung 27 der zweiten Spritzgiessformhälfte 9 gepresst (schematisch dargestellt durch Pfeile m, respektive n). Anschliessend wird Kunststoff mit einem geeigneten Druckverlauf in die Spritzgiessform 7 eingepresst Nicht nur die Spritzgiessform 7 kann ein Ventil aufweisen, sondern auch die Einspritzvorrichtung 19 kann bei Bedarf ein Ventil (nicht dargestellt) aufweisen, das zum drucksicheren Verriegeln der Mündung 33 dient. Das Ventil der Mündung 33 kann so ausgestaltet sein, dass schon vor dem Ankoppeln an die Einspritzöffnung 27 ein vorbereitender Druckaufbau in der Einspritzvorrichtung möglich ist. Nach Beendigung des Einspritzzyklus werden die Kupplungen 24 gelöst und die Einspritzvorrichtung in x-Richtung weggefahren, so dass die Spritzgiessform 7 geöffnet und die gefertigten Teile entfernt werden können. Anstelle der gezeigten Kupplungen 24 können auch andere Kupplungen, die zum Beispiel in einer anderen Richtung einkoppeln verwendet werden. Ein Beispiel ist ein Gewinde- oder Bajonettverschluss. Die gezeigte Vorrichtung eignet sich für schnelllaufende Spritzgiessvorrichtungen mit kurzen Zykluszeiten, da die zu beschleunigende Masse infolge der feststehenden Anordnung der zweiten Spritzgiessvorrichtung erheblich verringert wird. Die Erfindung ist nicht auf eine seitliche Anordnung von einer Spritzgiessvorrichtung beschränkt