Magnesium- und/oder aluminiumsulfathaltige Formen und Kerne mit
Phosphat/Boratsusats und ihre Herstellung und Verwendung
Einführung in die Erfindung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von dispergierbaren Formen oder Kernen für Gießereizwecke, insbesondere den Metallguss , aus einer Mischung, die ein Trägermaterial und Binder beinhaltet, wobei das Trägermaterial und der Binder vermischt und in ein Form- oder Kernwerkzeug eingebracht ' werden und der Binder anschließend aushärtet und der Form oder dem Kern die nötige Festigkeit verleiht, und wobei der Binder Phosphate und/oder Borate beinhaltet, sowie entsprechende Formen und Kerne und deren Verwendung in der Gießerei.
Hintergrund der Erfindung Die Verwendung von derartigen (insbesondere wasser-) dispergierbaren Formen und Kernen zur Verwendung bei der Herstellung von Gussstücken oder Spritzlingen sind bekannt. In der Regel werden Formen und Kerne aus Sand oder anderen feuerfesten körnigen Materialien hergestellt, wobei es erforderlich ist, die erforderlichen Eigenscha ten, wie Fließfähigkeit, Abriebfestigkeit und die schließlich erzielte Festigkeit und Beständigkeit, um unter den Bedingungen während des Gießens zu bestehen, zu erzielen, beispielsweise durch geeignete Zusätze. In der Mehrzahl derzeit verwendeter Verfahren werden organische Binder, beispielsweise auf Urethan- oder Phenolharz und Furanharzbasis, eingesetzt. Diese ergeben eine gute Aushärtung, andererseits kommt es jedoch während des
Gießvorgangs zur Bildung von Gasen, die zu einer Lunkerbildung im entstehenden Gusswerkstück führen können. Bei der Zersetzung der organischen Beimengungen kann es zu starken Emissionen und zum Anbrand des Gussstücks kommen. Die Entkernung ist aufwendig. Auch macht die hohe Haftneigung der organischen Binder die Reinigung der Werkzeug für die Gießereiformen oder - kerne aufwendig.
Alternativ wurde bei der Herstellung von Formen oder Kernen für Gießereizwecke die Verwendung von Polyphosphatketten und/oder Borationen enthaltenden Bindern vorgeschlagen. Doch zeigte sich, dass hier zur Verbesserung der Fließfähigkeit weitere Zusätze, wie Tenside, erforderlich waren. Die Kerne sind jedoch hygroskopisch und damit nicht hinreichend lagerstabil, nicht formstabil (unter anderem wegen eines Schmelzpunkts, der in der Regel im Bereich zwischen 350 und 450 °C liegen kann, wodurch die Formstabilität beim Abgießen nicht ausreichend sein kann) und benötigen lange Trocknungs- bzw. Aushärtungszeiten. Auch zersetzen sich Phosphate bei höheren Temperaturen, wie sie beispielweise während des Gießvorgangs mit den Formen oder Kernen Verwendung finden, teilweise unter Bildung von Phosphin (Knoblauchgeruch) .Durch Silicat-Zusätze wurde versucht, diese Nachteile zu vermeiden (vgl. US 6,139,619), doch geht hierdurch die Wasserlöslichkeit verloren.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, neue Formen und/oder Kerne zur Verfügung zu stellen, welche die genannten Nachteile vermeiden und darüber hinaus weitere nützliche Eigenschaften haben.
Allgemeine Beschreibung der Erfindung
Die Aufgabe wird gelöst durch die Bereitstellung von Formen oder Kernen mit den eingangs erwähnten Eigenschaften,
zusätzlich dadurch gekennzeichnet, dass der Binder ein Sulfat von Magnesium und/oder Aluminium, oder eine Vorstufe davon, beinhaltet und die Phosphate und/oder Borate (lediglich) als Zusatz zu diesen Sulfaten beigefügt sind.
Es hat sich gezeigt, dass diese Mischungen überraschende Vorteile aufweisen. So werden einerseits Nachteile, wie sie bei der Verwendung ausschließlich von Magnesiumsulfat auftreten (beispielsweise besteht eine Neigung zur Schülpenbildung und zur Ausbildung rauer Oberflächen, und es bedarf relativ langer Aushärtzeiten der gebildeten Formen oder Kerne) , andererseits die oben erwähnten Nachteile der Verwendung nur von Phosphaten und/oder Boraten vermieden und es zeigt sich eine wesentlich bessere Hitzebeständigkeit, Lagerbeständigkeit und Wasserlös- lichkeit nach dem Abgießen.
Ein überraschender Synergieeffekt kann gezeigt werden, beispielsweise im Falle einer (bevorzugten) Kombination von Magnesiumsulfat (oder eine Vorstufe davon) und (in erster Linie Poly) phosphaten und/oder vorteilhaft (insbesondere Poly)bora- ten, denn hier kann eine erhöhte Formstabilität beim Abgießen auch bei hohen Temperaturen beobachtet werden und gleichzeitig kann eine deutlich höhere Festigkeit gefunden werden als bei reinen Magnesiumsulfat- oder Phosphat/Borat-Kernen. Auch die Sandanhaftung ist deutlich vermindert. Ohne hierdurch gebunden sein zu wollen, kann eine Grundlage für eine mögliche Erklärung für diese Eigenschaften durch die chemische Reaktion unter Bildung unter anderem von Magnesiumverbindungen, wie Macallisterit {Mg2[ (B607(OH)s]2 • 9 H20} und/oder Hungchaoit {Mg (H20) 5 [B405 (OH) 4 ° 2 H20} bei Mischung von Magensiumsulfat mit Polyboraten, gegeben sein. Magnesiumsulfat selbst kann zwar ebenfalls bereits eine sehr gute Formstabilität beim Abgießen (auch beispielsweise bei 1200 °C) zeigen, jedoch können dünnwandige
Kerne oder Formen eine nicht für alle Zwecke ausreichende Festigkeit aufweisen. Hingegen ergeben sich bei Zusatz von Phosphaten, insbesondere Polyphosphaten, oder besonders Boraten, insbesondere Polyboraten, oder Gemischen davon, vollkommen neue Eigenschaften.
So können (jeweils bei 3 % Binderanteil) bei Verwendung von Magnesiumsulfat alleine als Binder Festigkeiten um 100 N/cm2, Temperaturstabilitäten b s ca. 1200 °C und Aushärtezeiten von rund 1 Minute gefunden werden, bei Lagerbeständigkeit bis etwa 60 % relativer Luftfeuchtigkeit. Bei reinen Phosphat- oder Borat-Bindern ohne Magnesiumsulfat dagegen können Festigkeiten von etwa 200 N/cm2 gefunden werden, doch können nur Temperaturbeständigkeiten von bis höchstens etwa 400 °C und Aushärte- zeiten von etwa 3 min gefunden werden und eine Lagerbeständigkeit nur bis etwa 40 % relativer Luftfeuchtigkeit. Setzt man dagegen Bindern auf Magnesiumsulfatbasis (insbesondere Poly-) Phosphate und/oder (insbesondere Poly-) Borate zu, so können Festigkeiten von etwa 300 N/cm2, Temperaturstabilitäten bis etwa 1400 °C und Aushärtezeiten von etwa 30 s sowie Lagerstabilität auch noch bei etwa 70 % relativer Luftfeuchte gefunden werden. Weiter kann eine deutlich verminderte Sand- anhaftung am Gießprodukt gefunden werden: Bei Magnesiumsulfat alleine als Binder findet sich noch eine leichte Sandanhaftung, bei Phosphat und/oder Borat eine starke Sandanhaftung - dagegen findet sich bei Verwendung von Bindern auf Basis von Magnesiumsulfat mit Zusatz von (insbesondere Poly-) Phosphaten und/oder (insbesondere Poly-) Boraten unter gleichen Bedingungen praktisch keine Sandanhaftung mehr.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
Die Erfindung betrifft insbesondere eine (insbesondere wasser-) dispergierbare Form oder einen (insbesondere wasser-)
dispergierbaren Kern, erhältlich aus einer Mischung, die ein Trägermaterial und Binder beinhaltet, wobei der Binder Phosphate und/oder Borate beinhaltet, dadurch gekennzeichnet, dass der Binder ein Sulfat von Magnesium und/oder Aluminium, oder eine Vorstufe davon, beinhaltet und die Phosphate und/oder Borate (lediglich) als Zusatz diesen Sulfaten zugefügt sind.
Eine weitere bevorzugte Au führungsform der Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von dispergierbaren Formen oder Kernen für Gießereizwecke, aus einer Mischung wie im letzten Absatz genannt, wobei Trägermaterial und Binder und gegebenenfalls weitere Zusätze vermischt und in ein Form- oder Kernwerkzeug (nachfolgend auch als „Box" bezeichnet) eingebracht werden und der Binder anschließend aushärtet und so der Form oder dem Kern die nötige Festigkeit verleiht.
Noch eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung betrifft die Verwendung einer dispergierbaren Form oder eines dispergierbaren Kerns, wie im zweitletzten Absatz erwähnt, zum Gießen eines gießfähigen Materials, insbesondere eines Metalls, dadurch gekennzeichnet, dass man eine dispergierbare Form oder einen dispergierbaren Kern wie oben genant mit dem gießfähigen Material, erforderlichenfalls in einer Form, so in Verbindung bringt und aushärten lässt, dass sich das gießfähige Material an die dispergierbare Form oder den dispergierbaren Kern anpassen kann, und anschließend die dispergierbare Form oder den dispergierbaren Kern durch Aufdispergieren, beispielsweise mit einer wässrigen Flüssigkeit, oder durch Herausschütteln oder Herausvibrieren entfernt.
Die Erfindung betrifft auch einen Binder, der Phosphate und/oder Borate beinhaltet, dadurch gekennzeichnet, dass er ein Sulfat von Magnesium und/oder Aluminium, oder eine Vorstufe
davon, beinhaltet und die Phosphate und/oder Borate (lediglich) als Zusatz zu diesen Sulfaten beigefügt sind.
Die vor- und nachstehend verwendeten allgemeinen Bezeichnungen haben vorzugsweise die folgenden Bedeutungen, soweit nichts anderes angegeben ist, wobei in allen Ausführungsformen der Erfindung, auch den als bevorzugt gekennzeichneten, die allgemeineren Ausdrücke einzeln oder zu mehreren oder alle durch jeweils spezifischere Definitionen ersetzt werden können, was jeweils besonders bevorzugte Ausführungsformen ergibt:
Dispergierbar bedeutet, dass die Formen oder Kerne nach der Verwendung m der Gießerei durch Herausschütteln oder Herausvibrieren oder im Falle der Wasserdispergierbarkeit insbesondere durch Zugabe wässriger Flüssigkeiten, jeweils unter Verlust der Bindewirkung des Binders, entfernt werden können. Wasserdispergierbar bedeutet, dass die entsprechende Form oder der entsprechende Kern, beispielsweise nach der Verwendung beim Gießen, durch eine wässπge Flüssigkeit dispergiert und/oder aufgelöst werden kann, Letzteres, soweit er nur lösliche Komponenten beinhaltet.
Als Trägermateπal findet vorzugsweise ein körniges Material, insbesondere aus einem hitzebeständigen Sand wie Gießsand, Siliziumdioxid, Olivm, Chromitsand, Aluminiumoxid, Zirkonsand, Alummiumsilikat , Schamott, Magnesit, Dolomit, Siliziumcarbid, Mullit, Graphit, Fosterit, synthetischer Keramiksand oder ein weiteres wasserlösliches Salz, beispielsweise Steinsalz, welches auch hinreichend schwerlöslich ist m Wasser, Verwendung, oder (weniger bevorzugt) Gemische von zwei oder mehr davon.
Unter „Phosphate" sind sowohl kristalline als auch amorphe
anorganische Phosphate zu verstehen, beispielsweise Erdalkalimetallphosphat-Gläser. Der Begriff u fasst auch Orthophosphate und kondensierte Phosphate.
Orthophosphate sind solche, die eine monomere tetraedrische Ioneneinheit der Formel PO4 3" oder die mono- oder diprotonierten Formen davon enthalten, beispielsweise Mononatriumphosphat , Dinatriumphosphat , oder Trinatriumphosphat, Magnesiumhydrogen- phosphat, Kaliumorthophosphate oder Ammoniumorthophosphate.
Kondensierte Phosphate enthalten zwei oder mehr Phosphoratome, die nicht direkt miteinander verbunden sind, sondern von denen jedes an mindestens ein Sauerstoff tom gebunden ist. Hierzu gehören lineare Polyphosphate, Metaphosphate, Pyrophosphate und Ultraphosphate. Beispiele und Definitionen hierfür finden sich in der Patentschrift US 6,139,619, die hier diesbezüglich durch Bezugnahme inkorporiert wird.
Wasserlösliche Phosphatgläser können beispielsweise „P205" (beispielsweise 30 bis 80 mol-%) , R20 (beispielsweise 20 bis 70 mol-%) , MO (beispielsweise 0 bis 30 mol-%) und/oder L203
(beispielsweise 0 bis 15 mol-%) enthalten, wobei R vorzugsweise
Na, K oder Li bedeutet, M für Ca, Mg oder Zn steht und L AI, Fe oder B bedeutet. Eine Beschreibung findet sich insbesondere in
US 5,573,055, die hier diesbezüglich durch Bezugnahme aufgenommen wird.
Der Phosphatzusatz kann auch in Form von „Diphosphorpentoxid" erfolgen, welches dann zugleich als wasserentziehendes Mittel wirken kann.
Vorzugsweise liegen im Phosphatanteil eines erfindungsgemäßen Binders (mindestens teilweise, vorzugsweise nur) kondensierte Phosphate, insbesondere Polyphosphate, vor.
Borate umfassen vorzugsweise Ionen der Ortho-, Meta- oder insbesondere Polyborsäure (Ortho-, Meta- oder vorzugsweise Polyborate) , wie auch zyklische Derivate davon. Besonders bevorzugt liegen (mindestens teilweise, vorzugsweise nur) im Boratanteil eines erfindungsgemäßen Binders Polyborate vor. Die abspaltbaren Protonen sind vorzugsweise teilweise oder ganz durch Kationen, wie Metallkationen, insbesondere Erdalkalimertallkationen und/oder Alkalimetallkat onen, wie Ca2+, Mg2+, Na4, K+ oder L +, ersetzt. Ein bevorzugtes Beispiel ist Natriumborat, insbesondere m Form von Borax (Natriumtetraborat) .
Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung verwendet lediglich Borate, insbesondere Natriumborate, wie Borax, als Zusatz zu den nachfolgend genannten Sulfaten.
Ein Sulfat von Magnesium und/oder Aluminium, oder eine Vorstufe davon, ist insbesondere Magnesiumsulfat oder Aluminiumsulfat , ferner eine Mischung davon. Vorstufen sind beispielsweise Magnesiumoxid, aus dem durch Mischung mit Schwefelsäure oder einem Salz davon, beispielsweise auch Aluminiumsulfat, m situ Magnesiumsulfat gebildet werden kann. Magnesiumsulfat oder ferner dessen Vorstufen sind besonders bevorzugt. Ein bevorzugtes Beispiel ist ein Magnesiumsulfathydrat, wie MgS04«7H20.
Dass die Phosphate und/oder Borate lediglich als Zusatz zu diesen Sulfaten beigefügt sind, bedeutet, dass diese m einem geringeren Gewichtsanteil als die Sulfate vorliegen können. So ist beispielsweise e ne bevorzugte Ausführungsform möglich, bei welcher der Anteil des genannten Sulfates eines Metalls bei 1 bis 10 Gew.-% liegt und der Phosphat- und/oder Boratanteil bei insgesamt 0,01 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise bei 0,02 bis 1 Gew.-
%, liegt, jeweils bezogen auf die Masse des Trägermaterials.
Weitere optionale Zusätze können Metallcarbonate oder -hydro- gencarbonate, insbesondere von Alkalimetallen, wie Natrium (Zusätze von Natriumcarbonat und/oder Natriumhydrogencarbonat zeigen sehr vorteilhafte Eigenschaften und ermöglichen beispielsweise eine bessere Binderwirkung und eine leichtere Entkernbarkeit , beispielsweise durch leichteres Herausvibrieren oder -lösen, wobei das Trägematerial dann besonders gut recyclebar ist) in einem Gewichtsanteil von 0 bis 5 Gew.-% , leichtflüchtige Lösungsmittel in einem Gewichtsanteil von 0,1 bis 10 Gew.-%, wasserunlösliche Partikel mit Teilchengrößen von kleiner als 50 μm in einem Gewichtsanteil von 0,1 bis 10 Gew.-%, Wasser in einem Gewichtsanteil von 0,1 bis 10 Gew.-% und/oder wasserbindende Komponenten in Pulverform in einem Gewichtsanteil von 1 bis 20 Gew.-% sein, welche vorzugsweise wie unten bei den bevorzugten Ausführungsformen der Erfindung definiert sind und in den dort genannten Anteilen vorliegen können, und gewünschtenfalls andere, dem Fachmann bekannte Zusätze, wie Tenside oder katalytisch wirksame Verbindungen, die in üblichen Anteilen zugesetzt werden. Die genannten Gewichtanteile beziehen sich dabei auf die Masse des Trägermaterials .
Als gießfähiges Material für die Verwendung der erfindungsgemäßen Formen oder Kerne kommen insbesondere Metalle in Betracht, beispielsweise Gusseisen, Messing, Bronze, Zinn, Blei, Aluminium oder Aluminiumlegierungen oder andere gießbare Metalle. Die erfindungsgemäßen Formen oder Kerne können auch sehr hohen Temperaturen standhalten, beispielsweise rund 1600 °C bei Stahlguss (hierbei kann aus Magnesiumsulfat Magnesiumoxid entstehen, welches eine gute Entfernbarkeit der Formen oder Kerne gewährleistet) .
Ein Nachbehandeln (beispielsweise Aufbacken) der Grünkörper der erfindungsgemäßen Formen oder Kerne ist nicht erforderlich.
Als wässrige Flüssigkeit zum Entfernen von Formen oder Kernen nach dem Gießen kommen m dem Fall, dass die Mischung für die erfindungsgemäßen Kerne oder Formen Carbonate enthält, beispielsweise auch saure Lösungen, beispielsweise mit einem pH-Wert zwischen 1 und kleiner als 7, n Betracht, ansonsten gängige wasserhaltige Ausspüllösungen.
Daneben ist eine Entfernung der Kerne auch ohne Wasserzugabe, beispielsweise durch Herausvibrieren oder Ausschütteln, möglich.
Als Binder wird diejenige Komponente der Mischung für die erfindungsgemäßen Formen oder Kerne bezeichnet, die für das Verbinden der Trägermaterialien in den Formen oder Kernen verantwortlich ist und wenigstens soweit wasserlöslich ist, dass beim Behandeln mit wässrigen Ausspüllösungen
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
Wo nachstehend „eingangs" erwähnte Absätze in Bezug genommen werden, bezieht sich dies auf die Absätze der Einleitung, insbesondere jedoch die korrespondierenden Absätze unter „Detaillierte Beschreibung der Erfindung".
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung betrifft eine dispergierbare Form oder einen dispergierbaren Kern nach Anspruch 1 aus einer Mischung, worin das genannte Sulfat von Magnesium oder Aluminium Aluminiumsulfat oder vorzugsweise Magnesiumsulfat ist.
Ebenfalls besonders bevorzugt ist eine dispergierbare Form oder ein dispergierbarer Kern wie eingangs oder im letzten Absatz definiert, erhältlich aus einer Mischung beinhaltend ein Trägermaterial und einen Binder, worin bezogen auf die Masse des Trägermaterials der Anteil des genannten Sulfates eines Metalls bei 1 bis 10 Gew.-% liegt und der Phosphat- und/oder Boratanteil bei insgesamt 0,01 bis 5 Gew.-%, vorzugsweise bei 0,02 bis 1 Gew.-%, liegt, wobei in einer sehr bevorzugten Variante kein Phosphat, sondern nur Borationen vorhanden sind.
Ganz bevorzugt ist eine dispergierbare Form oder ein dispergierbarer Kern wie eingangs erwähnt oder nach einem der vorstehenden beiden Absätze, erhältlich aus einer Mischung beinhaltend ein Trägermaterial und einen Binder, worin bezogen auf die Gesamtmasse der Mischung der Anteil an Phosphat bei von und mit 0,02 bis und mit 0,3 Gew.-%' bezogen auf die Masse des Trägermaterials liegen kann, sofern Phosphat alleine oder zusammen mit Boraten anwesend ist.
Die Anteile von Binder liegen, bezogen auf die Masse des Trägermaterials, bei vorzugsweise 0,5 bis 25 Gew.-%, beispielsweise 5 bis 10 %. Falls vorhanden, können weitere Zusätze in einem Gesamt-Gewichtsanteil von insgesamt 0,1 bis 25, insbesondere 0,2 bis 20 Gew.-%, bezogen auf die Masse des Trägermaterials, vorliegen.
Noch stärker bevorzugt ist eine dispergierbare Form oder ein dispergierbarer Kern wie eingangs oder in einem der letzten drei Absätze erwähnt, worin das Trägermaterial ein körniges Material, vorzugsweise aus einem hitzebeständigen Sand wie Gießsand, Siliziumdioxid, Olivin, Chromitsand, Aluminiumoxid, Zirkonsand, Aluminiumsilikat, Schamott, Magnesit, Dolomit, Siliziumcarbid, Mullit, Graphit, Fosterit, synthetischer
Keramiksand oder ein weiteres wasserlösliches Salz, wie Steinsalz, oder ein Gemisch von zwe oder mehr davon, darstellt .
Noch stärker bevorzugt ist eine wasserdispergierbare Form oder ein wasserdispergierbarer Kern wie eingangs oder m einem der vier letzten Absätze erwähnt, erhältlich aus einer darin genannten Mischung, zusätzlich beinhaltend einen Zusatz an wasserunlöslichen Partikeln mit einer Teilchengröße von kleiner als 50 μM, vorzugsweise ausgewählt aus Tonen, Kaolinen, Aluminiumoxid, Aluminiumhydroxid, Quarzmehl, Zirkonmehl, Schamottmehl, Kieselgur, Mikrosilica, Calciumsilikat, Talkum, Flussspatmehl und Feldspatmehl, oder Gemischen von zwei oder mehr dieser Komponenten, wobei der Anteil dieser Komponenten insgesamt bezogen auf die Gesamtmasse des Trägermaterials m einer möglichen bevorzugten Ausführungsform zwischen von und mit 0,1 und bis und mit 10 Gew.-% liegen kann.
Ganz besonders bevorzugt, da hierdurch die Schießfähigkeit des Gemisches verbessert wird, ist eine dispergierbare Form oder ein dispergierbarer Kern wie eingangs oder in einem der fünf letzten Absätze erwähnt, erhältlich aus einer darin genannten
Mischung, zusätzlich beinhaltend einen Zusatz eines leicht flüchtigen Lösungsmittels, vorzugsweise an Ethanol, Propanol, Isopropanol, Aceton, Essigester, Propylacetat, Isopropylacetat oder Butylacetat, oder Gemische von zwei oder mehr solcher
Lösungsmittel, wobei der Anteil dieser Komponenten insgesamt bezogen auf die Gesamtmasse des Trägermaterials in einer denkbaren bevorzugten Ausführungsform zwischen von und mit 0,01 und bis und mit 10 Gew-% liegen kann, z.B. bei 0,1 - 2 Gew.-%.
Eine spezielle Ausführungsform betrifft auch eine dispergierbare Form oder einen dispergierbaren Kern wie
eingangs oder in einem der letzten sechs Absätze erwähnt, erhältlich aus einer darin genannten Mischung, zusätzlich beinhaltend einen Zusatz eines Metallcarbonats und/oder hydrogencarbonats, insbesondere eines Erdalkalimetallcarbonates und/oder -hydrogencarbonates, wie insbesondere Natriumcarbonat oder Natriumhydrogencarbonat , oder- eines Erdalkalimetallcar- bonats und/oder -hydrogencabonats, wie Kalzium- oder Magnesium (hydrogen) carbonat, oder ein Gemisch von zwei oder mehr dieser (Hydrogen-) Carbonate. Der Anteil, bezogen auf die Gesamtmasse des Trägermaterials, liegt vorzugsweise bei 0,01 bis 5 Gew.-%, insbesondere bei 0,1 bis 2 Gew.-%.
Eine weitere besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung betrifft eine dispergierbare Form oder einen dispergierbaren Kern nach Anspruch 1 oder einem der vorstehenden Absätze aus einer Mischung, worin das Sulfat von Magnesium oder Aluminium aus einem Sulfat von Aluminium oder Magnesium (oder ferner Vorstufen davon) ausgewählt ist, insbesondere Magnesiumsulfat ist, und wobei der Zusatz von Phosphaten und/oder Boraten Polyphosphate, Mischungen von Polyphosphaten mit Polyboraten oder insbesondere Polyborate beinhaltet oder vorzugsweise aus diesen, insbesondere aus Polyboraten, besteht.
Eine bevorzugte Variante des eingangs genannten Verfahrens zur Herstellung der erfindungsgemäßen Formen oder Kerne ist dadurch gekennzeichnet, dass die Form oder der Kern hergestellt wird, indem man den Binder zuvor mindestens teilweise (d.h. teilweise oder vollständig) in Wasser (vorzugsweise in einem Anteil von 10 Gew.-% oder weniger, insbesondere zwischen 0,1 und 10 Gew.- %, vor allem zwischen 2 und 5 Gew.-%, jeweils bezogen auf die Gesamtmasse des Trägermaterials, löst und anschließend das Trägermaterial zugibt.
Eine andere Variante des Verfahrens besteht darin, dass man den Binderkomponenten das Trägermaterial m Pulverform ohne Flüssigkeitszusatz zugibt.
Bei allen vor- und nachstehend genannten Verfahrensvarianten können auch Komponenten (beispielsweise Phosphat, Borat, Carbonate, Aluminiumsulfat oder weitere Salze, letztere beispielsweise m einem Anteil von 0,1 bis 20, wie insbesondere 0,2 bis 10 Gew.-% bezogen auf das Trägermaterial) mit Kristallwasser eingesetzt werden, oder Gemische von zwei oder mehr dieser Komponenten, um das nötige Wasser zuzuführen, das beispielsweise durch Erhitzen abgespalten wird. Entsprechende Borate sind beispielweise Borax, Phosphate z.B. Dmatrium- hydrogenphosphat, Sulfate von Mg oder AI beispielsweise Aluminiumsulfat, oder sonstige Salze beispielsweise Natriumsulfat oder die Carbonatkomponente Soda, jeweils mit Kristallwasser, oder jeweils Mischungen von zwei oder mehr solcher Komponenten.
In den Fällen der beiden letzten Absätze wird m einer starker bevorzugten Variante das Trägermaterial mit dem Binder beschichtet, insbesondere indem man die Binderkomponenten und eine gewisse (beispielsweise 0,1 bis 10 Gew.-%, wie 1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die Masse des Träger aterials) Menge Wasser dem Trägermaterial zusetzt und danach unter Rühren, Erwärmen, Lüften und/oder unter Vakuum (diese Varianten sind kombinierbar nur soweit, wie dem Fachmann geläufig) das Wasser zumindest teilweise wieder entzieht, so dass eine πeselfah ge und schießfähige Mischung entsteht; oder den Binder schmilzt und nach dem Aufbringen wieder abkühlt; wobei m einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung dem getrockneten beschichteten Material zusätzlich noch eine wasserbindende Komponente m Pulverform zugegeben wird, wobei
hierfür eine Menge von 0,1 bis 20 Gew.-%, insbesondere von 0,1 bis 5 Gew.-% bevorzugt sein kann, bezogen auf die Masse des Trägermaterials , und wobei als wasserentziehendes Mittel ein oder mehrere ganz oder teilweise getrocknete Salze, vorzugsweise getrocknetes Magnesiumsulfat, Aluminiumsulfat, Kalziumsulfat , Natriumsulfat, Kalziumoxid, Magnesiumoxid, oder getrocknete Zemente, wie Portlandzement, Tonerdeschmelzzement , oder Gemische von zwei oder mehr dieser Komponenten beigefügt werden.
Besonders bevorzugt ist ein Verfahren wie eingangs oder m den letzten drei Absätzen erwähnt, wobei das Träger-Binder-Gemisch mittels eines Schießautomaten mit einem komprimierten Gas m Form gebracht wird, insbesondere mittels einer Box, die eine Temperatur von 20 bis 300 °C hat.
Stark bevorzugt ist ein Verfahren wie eingangs oder m einem der letzten vier Absätze erwähnt, wobei die erforderliche Wärme für die Aushärtung durch Mikrowelle, Zufügen des heißen Trägermaterials, Heißdampf (besonders bevorzugt, insbesondere untersättigter Heißdampf), Hochfrequenz, Heißluft, vorgeheizte oder geheizte Box und/oder Kombinationen von zwei oder mehr dieser Verfahren zugeführt wird, wobei folgende Varianten besonders bevorzugt sind: a) eine Variante, wobei die Box, m welcher die Form oder der Kern hergestellt werden, auf 40 bis 200 °C erhitzt ist; b) eine Variante, wobei das Gemisch, welches das Trägermaterial und den Binder beinhaltet, bevor es m die Box eingebracht wird auf 40 bis 200 °C erwärmt wird, was insbesondere unter einem Überdruck von 1 bis 10, insbesondere 1 bis 6 bar geschieht.
Ganz besonders bevorzugt ist e n Verfahren wie eingangs oder m einem der letzten fünf Absätze erwähnt, wobei das zur Bindung
erforderliche Wasser nach dem Einschießen in Form von Wasserdampf und/oder Sprühnebel in die Box geleitet wird, vorzugsweise durch Einleiten von gesättigtem oder zumindest teilweise gesättigtem Heißdampf mit einer Temperatur von und mit 80 bis und mit 300 °C, wobei insbesondere folgende Varianten ganz besonders bevorzugt sind: a) auskondensiertes Wasser wird anschließend durch Spülen mit Heißluft mit geringerer relativer Luftfeuchtigkeit aus dem Gemisch entfernt; und/oder b) überschüssiges Wasser wird mittels Vakuum entfernt.
Eine weitere besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung bezieht sich auf eine dispergierbare Form oder einen dispergierbaren Kern, erhältlich nach einem der eingangs oder in den letzten sechs Absätzen genannten Verfahren.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform für die eingangs genannte Verwendung, wobei als dispergierbare Form oder dispergierbarer Kern ein solcher verwendet wird, der Carbonate und/oder Hydrogencarbonate von Metallen enthält, bezieht sich auf einen sich an das Gießen anschließenden Spülschritt mit einer wässrigen Flüssigkeit zum Aufdispergieren, die sauer eingestellt sein kann, aber nicht muss. Alternativ kann die Form oder der Kern durch Ausschütteln oder Ausvibrieren entfernt werden, oder diese Verfahren können kombiniert werden.
Die Erfindung betrifft auch die eingangs oder im letzten Absatz genannte Verwendung, wobei in einem weiteren Schritt das nach dem Aufdispergieren, Ausschütteln und/oder Vibration gewonnene Material, welches Trägermaterial und Binder beinhaltet, erforderlichenfalls (d.h. wenn durch die Entfernung des Kerns oder der Form ein Verlust an Binder oder Binderwirkung eintritt) unter Zusatz von Binder, wie oben beschrieben, erneut
in ein Form- oder Kernwerkzeug eingebracht wird und der Binder anschließend aushärten gelassen wird und der Form oder dem Kern die nötige Festigkeit verleiht (Recycling) . Ein derartiges Recycling kann ohne weiteres mehrere Male durchgeführt werde (beispielsweise 5 bis 15, wie z.B. 10 mal).
Die nachstehenden Beispiele illustrieren die Erfindung, ohne sie einzuschränken (%-Angaben sind jeweils Gew.-%):
Beispiel 1 : Herstellung eines Saugrohres für einen 4-Zylinder- Automotor :
Binder: 2 % Magnesiumsulfat (wasserfrei), 0,3 % Polyphosphat (Budit 8H, Warenzeichen von Budenheim, Deutschland) , 0,7 % Quarzmehl, 3 % Wasser, 0,2 % Ethylaklohol
Sand: 100 % Quarzsand (F32)
Verfahren: Die Binderkomponenten werden als feines Pulver in das Wasser eingerührt. Der so hergestellte Binder wird mit dem Quarzsand vermischt und ca. 2 min gerührt. Das Sand-Binder- Gemisch wird mittels einer Kernschießmaschine mit 6 bar Schießdruck in eine Teflonform geschossen. Ein Magnetron, welches über einen Hohlleiter mit der Kernbox verbunden ist, erhitzt das Sand-Binder-Gemisch innerhalb von 10 sec auf ca. 110 °C mittels Mikrowelle. Die Mikrowellenleistung beträgt 25 kW mit 2,45 GHz. Schon während der Aufheizphase wird warme Luft (60 °C) durch die Form geleitet und somit ca. 2 % des Wassers aus dem Sand entfernt. Das restliche 1 % Wasser verbleibt als Kristallwasser gebunden im Sandbinder. Der Kern ist erhärtet und kann aus der Teflonform entnommen werden. Er zeigt eine Biegefestigkeit von 240 N/cm2 und kann sofort mit einer Aluminiumlegierung abgegossen werden. Beim Abgießen werden
1
keine Emissionen registriert. Nach einer relativ kurzen Kühlzeit von 15 min wird das Gussstück mit enthaltener Kernform m ein Wasserbecken getaucht. Die Temperatur des Gussstücks beträgt 240 °C und die Wassertemperatur 20 °C. Das Wasser löst sofort den Binder und der Sand kann durch Schwenken bzw. durch Wasserstrahldüsen aus dem Gussstück entfernt werden. Das Gussstück kühlt dadurch sehr schnell ab und kann, nachdem es noch durch eine Fπschwasserdusche von Salz- und Sandresten befreit wurde, direkt weiterverarbeitet werden. Das Gussstück zeigt eine glatte Oberfläche, ohne Sandanhaftungen. Der Sand und auch der Binder kann aus dem Becken wieder entnommen werden und nach Einstellung des ursprünglichen Binder- und Wassergehalts wieder erneut verwendet werden.
Beispiel 2: Herstellung eines Wasserraumkerns für einen 4- Zylmder-Motor
Binder: 4 % Bittersalz, 0,5 % Borax, 0,7 % Feldspat, 0,5 % Soda, 0,5 % Wasser
Sand: 100 % Quarzsand (H32)
Verfahren: Die Binderkomponenten werden als feines Pulver dem Quarzsand untergerührt, danach erfolgt die Wasserzugabe unter Rühren. Das Sand-Binder-Gemisch sollte nicht wärmer als 40 °C sein, so dass die Binderkomponenten nicht schmelzen und der Sand gut schießfähig bleibt. Das Sand-Binder-Gemisch wird nun mittels einer Kernschießmaschine m eine Stahlform geschossen, welche auf 140 °C vorgeheizt ist. Die Salze geben jetzt unter Erwärmung teilweise ihr Kristallwasser ab und verschmelzen mit den Sandkörnern. Nun wird heiße Luft (120 °C) durch die Form geleitet, welche überschüssiges Wasser (aus Binder und aus dem Kristallwasser) entfernt. Der Kern ist ausgehärtet und kann
sofort abgegossen werden. Der Kern kann, wie in Beispiel 1 beschrieben, mittels Wasser aus dem Gussstück gelöst werden oder trocken durch Vibration aus dem Gussteil geschüttelt werden. Bei trockener Entkernung reicht eine kleine Wasserzugabe von ca. 2,5 % aus, um das Sand-Binder-Gemisch erneut zu verschießen.
Beispiel 3: (Herstellung eines Wasserkernmantelkerns für einen 6-Zylinder-Motor)
Binder: 1 % Magnesiumsulfat (wasserfrei), 0,3 % Ton, 0,2 % Talkum, 0,25 % Polyborat, 2 % Wasser, 0,4 % Natriumhydrogencarbonat .
Sand: 100 % Zirkonsand
Verfahren: Magnesiumsulfat, Ton, Talkum, Polyborat und Wasser werden vermischt, Die Mischung erwärmt sich durch Hydratation auf ca. 80 °C und ist eine mittelviskose Flüssigkeit. Diese wird dem vorgewärmten Zirkonsand zugeführt bzw. gemeinsam mit diesem auf 100 °C erhitzt. Durch Zufuhr von trockener Luft bzw. durch Anlegen von Vakuum unter Rühren wird der Mischung soviel Wasser entzogen, bis eine rieselfähige trockene Mischung entsteht. Die Sandkörner werden auf diese Weise mit dem Binder ummantelt, ohne zu verkleben. Erst jetzt wird das Natriumhydrogencarbonat als feines Pulver (10 mü) zu der Mischung gegeben. Diese Mischung wird im Kernschießautomaten in eine vorgewärmte Form geschossen (120 °C) . Durch die Erwärmung setzt das Carbonat Wasser und C02 frei, was zu einer kurzen Lösung der Binderhüllen und damit zur Binderbrückenbildung führt. Vorteil bei diesem Verfahren ist eine sehr gute Schießfähigkeit des Sandgemisches und eine schnelle Aushärtung im Kernkasten. Die weitere Verarbeitung kann wie in Beispiel 1 und 2 beschrieben erfolgen.
Beispiel 4: Herstellung einer Bremsscheibe mit Belüftungshohlräumen:
Binder: 3 % Bittersalz, 0,3 % reaktives Phosphatglas, 1 % Ca- Silikat, 0,5 % Wasser
Sand: 100 % Quarzsand (F32)
Verfahren: Es wird zunächst das Wasser dem Sand zugegeben und eine gleichmäßige Benetzung der Sandkörner erreicht . Dann werden die restlichen Bestandteile, welche vorher fein vermählen wurden (ca. 15 um) in den feuchten Sand eingerührt. Dadurch ist eine gleichmäßige Verteilung des Binders auf der Sandoberfläche gewährleistet. Die Mischung wird nun in eine Kernschießmaschine eingegeben und mit ca. 6 bar in eine Kunststoffform geschossen. Durch wechselseitiges Einleiten von 120 ° C heißer Luft (5 sec von oben nach unten, dann 5 sec von unten nach oben usw.) wird ca. 1% Wasser ausgetrieben (0,5 % Bindewasser + 0,5 % Kristallwasser) und eine Erhärtung des Kerns innerhalb 40 Sek. Erzielt. Die weitere Verarbeitung erfolgt wie in den obigen Beispielen beschrieben.
Beispiel 5: Herstellung einer Bremsscheibe mit Belüftungshohl- räumen:
Gleicher Binder und gleiches Verfahren wie in Beispiel 4, jedoch wird das Sand-Bindergemisch in einer speziellen Ausführungsform der Kernmaschine auf 120 °C erhitzt und bei einem Überdruck von 1 bar gehalten, so dass es nicht zu einer Verdampfung des Wassers kommt. Jetzt wird mit einem Druck von 8 bar in eine vorgewärmte (120 °C) Stahlform geschossen und durch kurzes Ausspülen mit Luft der Kern in relativ kurzer Zeit
ausgehärtet. Die Aushärtezeit von Beispiel wird dadurch erheblich verkürzt.
Beispiel 6: Herstellung eines Saugrohrs für einen 4-Zylinder- Automotor
Binder: 2 % Magnesiumsulfat (wasserfrei), 0,5 % Borax, 0,7 % Ton, 0,5 % Soda, 4 % Wasser
Sand: Synthetisch hergestellter Keramiksand mittlerer Körnung von 0 , 2 mm
Verfahren: Die Binderkomponenten werden vermischt. Dabei erwärmt sich die Mischung auf ca. 80 °C und ist flüssig, mittelviskos. Diese Mischung wird mit dem Sand vermengt und unter Rühren auf 100 °C erwärmt. Durch Spülen mit trockener Luft wird der Mischung das Wasser teilweise entzogen und es wird eine gleichmäßige Benetzung der Sandkörner erreicht. Es wird soviel Wasser entzogen, dass eine rieselfähige Masse entsteht, die nicht mehr aneinander verkleben kann. Dieser rieselfähige gecoatete Sand wird mittels einer Kernschießmaschine in eine bei Raumtemperatur befindliche Kunststoffform geschossen. Jetzt wird teilweise gesättigter Heißdampf durch den Sand geleitet, wodurch es kontinuierlich zu eine Erwärmung des Sands kommt. Durch das kondensierte Wasser und die Erwärmung kommt es zum Verschmelzen der Binderhüllen. Durch exakte Steuerung der Lufttemperatur und der erhaltenen Feuchtigkeit kann die kondensierte Wassermenge bestimmt und eingehalten werden. Durch Zuführen von relativ trockenerer Luft wird überschüssiges Wasser, das lediglich zum Ausbilden der Binderbrücken notwendig war, wieder aus dem Sand entfernt. Die Kerne können auf diese Weise sehr schnell hergestellt werden, zeigen eine sehr glatte Oberfläche und eine Biegefestigkeit von
280 N/cm2. Die Kerne werden gleich danach in eine Außenform, die nach dem gleichen Verfahren hergestellt wurde, eingesetzt und mit einer Alummiumlegierung abgegossen. Bereits nach einer kurzen Abkühlzeit wird das Gussteil inklusive Innenkern und Außenform m ein Wasserbecken gegeben, wodurch es sich sofort weiter abkühlt und der Sand leicht durch Schwenken im Wasser und Vorbeiführen an Wasserstrahldüsen aus dem Gussteil entfernt wird. Der Sand setzt sich am Boden des Beckens ab und wird, nachdem durch Schleudern und Einstellen der exakten Bmderbestandteile der Sand wieder aufbereitet ist, direkt wieder der Kernschießmaschine zugeführt. Aus dem Wasserbecken werden die löslichen Binderbestandteile über eine Kälteschleuse wieder auskristallisiert.
Ansprüche