Beschreibung
Funktionaliεiertθ Styrol/Olefin-Blockcopolymere und
Verfahren zu ihrer Herstellung
Die Erfindung betrifft funktionalisierte Styrol/Olefin-Block- copolymere mit einem Funktionalisierungsgrad zwischen 0,02 und
10 Masse-% sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
Hydrierte lineare Styrol/Butadien (und/oder Isopren) -Blockco- polymere sowie auch hydrierte radiale Styrol/Dien- Blockcopo- ly ere mit einem Restanteil an ungesättigten Bindungen < 20%, vorzugsweise = 5 %, sind für zahlreiche Einsatzgebiete, die eine erhöhte Haftfestigkeit der auf diesem Wege erhaltenen Styrol/Olefin-Blockcopoly ere benötigen und eine verbesserte Verträglichkeit zu polaren thermoplastischen Kunststoffen besitzen sollen, nicht ohne Weiteres verwendbar.
Für ihren Einsatz als Adhesives bzw. Haftvermittler in Larαina- ten und Folienverbunden sowie als Verträglichkeitsvermittler in unterschiedlichen Polymerblends und/oder -composites werden die Styrol/Olefin-Blockcopolymere deshalb in einem zusätzlichen Verfahrensschritt, zumeist mittels Pfropfung von carbo- xylgruppenhaltigen Monomeren, wie besonders (Meth-) Acrylsäure, Fumarsäure und anderen α,ß-ungesättigten Mono- oder Dicarbon- säuren bzw. deren Anhydriden, vorzugsweise Maleinsäureanhydrid, oder auch von epoxygruppenhaltigen Mono erverbin- dungen, wie besonders Glycidyl (meth) acrylat, funktionalisiert .
Die Ankopplung von solchen Funktionsmonomeren erfolgt an eine durch Radikalübertragung oder energiereiche Strahlung an den mittels selektiver Hydrierung der Butadien- und/oder Isopren- Segmente erhaltenen elastomeren Ethen-Buten- oder Ethen- (Ethen-) Propen-Blöcken der Blockcopolymerisate erzeugte Radi- kaistelle. Dabei werden - unter Berücksichtigung der spezifischen Reaktionskomponenten - verschiedene Pfropfpolymerisationstechnologien angewandt.
So wird das Funktionsmonomer, insbesondere Maleinsäureanhydrid als das bevorzugte Pfropfagens, in einem Extruder auf ein Blockcopolymer-Rückgrat, vorzugsweise Styrol/Ethen-Bu- ten/Styrol- (SEBS) oder Styrol/Ethen-Propen/Styrol- (SEPS) und Styrol/Ethen-Ethen-Propen/Styrol-Dreiblockcopolymere (SEEPS) sowie entsprechende Vierblockcopolymere der Struktur SEPSEP bzw. SEBSEB, zumeist unter Verwendung einer organischen Pero- xyverbindung als Radikalbildner mit einer für eine Reaktionstemperatur zwischen 150 und 250 °C relevanten Halbwertszeit, in der Schmelze gepfropft (EP 0173380 AI, EP 0 085 115 Bl, EP 0 216 347 Bl, EP 0 262 691 Bl, EP 0 371 001 Bl , EP 0 322 977 Bl; US 5.066.726) .
Die für die Schmelzepfropfung zu wählende Reaktionstemperatur ist von der Schmelzeviskosität der verwendeten Styrol/Olefin- Blockcopolymere abhängig. So sind lineare Dreiblockcopolymere SEBS und SEPS bzw. SEEPS mit gewichtsmittleren Molmassen M„ > 50.000 g/mol im Allgemeinen nur unter Akzeptanz eines höheren Grades des Molmassenabbaus und Blockcopolymere mit M„ > 150.000 g/mol nur mittels Zusatz eines Fließbeschleunigers unter Anwendung von zumeist sehr hohen Reaktionstemperaturen bis oberhalb 300 °C funktionalisierbar (EP 0261748 A2) . Bei diesen hohen Temperaturen treten in Gegenwart von Peroxiden starke Zersetzungserscheinungen auf. Andererseits entziehen sich die Monomeren wegen ihrer hohen Flüchtigkeit der Pfropfreaktion, was ein wesentlicher Grund für die geringe Pfropfeffizienz ist.
Die Forderung nach funktionalisierten Blockcopolymeren mit M„ > 70.000 g/mol resultiert aus der Notwendigkeit, die mechanische und thermische Belastbarkeit der daraus hergestellten thermoplastischen Elastomer (TPE) -Compounds zu verbessern, insbesondere niedrigere Druckverformungsreste und ein verbessertes Fogging-Verhalten zu erreichen. Die Blockcopolymere benötigen aber solche hohen Aufschmelztemperaturen, die bei der Pfropfung in der Schmelze ihre Degradation verursachen. Des Weiteren sind auf Grund der bei den hohen Reaktionstem-
peraturen freigesetzten toxischen Dämpfe von Monomeren und flüchtigen (niedermolekularen und oligomeren) Reaktionsnebenprodukten erhebliche Korrosionserscheinungen im Reaktionsextruder zu beobachten.
Neben der Schmelzepfropfung (reaktive Extrusion) ist die Lösungspfropfung der Blockcopolymere bei niedrigeren Temperaturen bekannt (US 4.692.357, US 4.883.834, EP 0173380 AI). Diese Pfropftechnologie ist aber auf Grund der Verwendung größerer Mengen an Lösemittel, besonders wegen der nach der erfolgten Pfropfung aus dem Reaktionsprodukt notwendigen Abtrennung und Wiedergewinnung des Lösemittels sowie der Produktreinigung, sehr kostenaufwendig.
Wird die Funktionalisierung, insbesondere die Maleinierung, ohne Initiator-Zusatz durchgeführt, koppeln die Monomermolekü- le mittels der so genannten ENE- (Additions-) Reaktion an die in den olefinischen Blöcken nach der selektiven Hydrierung der Dien-Blöcke verbliebenen Doppelbindungen an (US 4.427.828, EP 0 173 380 AI) .
Als Alternative zur Modifizierung der Styrol/Olefin-Blockco- polymere in ihrem Schmelze- oder Lösungszustand ist die bei Temperaturen bis maximal 100 °C durchgeführte Funktionalisie- rung fester partikulärer Blockcopolymer-Rückgrate bekannt. Unter dieser als Festphasen-Funktionalisierung bezeichneten Technologie ist das Pfropfen von Monomermolekülen, die Carboxyl- bzw. Anhydrid-, Epoxy- oder auch andere funktioneile Gruppen haben, auf das in pulverigem, körnigem, krümeligem, flockigem, granulärem oder anderem trocken-fließfähigen Zustand vorliegende Rückgratpolymer zu verstehen (EP 0642538 Bl , DE 4342605 AI) .
Der Vorteil der Modifizierung der Rückgratpolymere (auch als Pfropfsubstrate bezeichnet) in ihrem trocken-fließfähigen Zustand bei Temperaturen deutlich unterhalb ihrer Schmelz- bzw. Erweichungspunkte liegt gegenüber der bei wesentlich höheren
Temperaturen durchgeführten Schmelzemodifizierung in der Vermeidung bzw. starken Zurückdrängung des Auftretens toxischer Dämpfe von Monomeren und flüchtigen Reaktionsnebenprodukten sowie in der schonenderen Behandlung und damit der Degradati- ons-Minimierung der eingesetzten PfropfSubstrate.
Der Nachteil der bekannten, bei Reaktionstemperaturen zwischen 40 und 100 °C, vorzugsweise zwischen 50 und 90 °C, durchgeführten Festphasen-Funktionalisierung besteht - trotz Verwen- düng hoher Initiatorkonzentrationen - in den geringen Reaktionsgeschwindigkeiten sowie der Bildung heterogener Pfropfprodukte (EP 0 642 538 Bl, DE 43 42 605 AI) .
Hochmolekularere und damit mechanisch und thermisch höher be- lastbare Styrol/ Olefin-Blockcopolymere sind mit einem hohen
Ölzusatz > 20 Masse-%, im Allgemeinen 60-150 Masseteile paraffinisches und/oder naphthenisches Prozessöl auf 100 Masseteile Blockcopolymerisat, im gleichen Reaktionstemperaturbereich zwischen 50 und 90 °C mit vertretbaren Umsätzen pfropfmodifi- zierbar (DE 195 02 206 AI, EP 0 805 827 Bl) . Der hohe Ölanteil hat sich aber für die Herstellung anspruchsvoller TPE- Compounds, insbesondere für die Anwendung im Automobilsektor und für andere hochwertige technische und Haushaltserzeugnisse, als Schwachpunkt herausgestellt.
Das Eigenschaftsprofil der mittels bekannter Festphasenpfropfung erhaltenen modifizierten Styrol/Olefin-Blockcopolymere genügt nicht den hohen Anforderungen bezüglich Hitzebeständigkeit und mechanischer Belastbarkeit, was generell auf die Pro- zessführung im Temperaturbereich unterhalb 100 °C und der dafür angewandten Rezepturierung, einschließend auch entweder zu niedrige Blockcopolymer-Molmassen oder zu hohe Prozessölantei- le, zurückzuführen ist.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand in der Entwicklung von funktionalisierten Styrol/Olefin-Blockcopolymeren mit Funktionalisierungsgraden zwischen 0,02 und 10 Masse-%, die
die beschriebenen Nachteile bekannter funktionalisierter Styrol/ Olefin-Blockcopolymerisate, insbesondere ihre eingeschränkte thermische und mechanische Belastbarkeit, nicht aufweisen und damit einen erweiterten Einsatz als Adhesive, Kopp- lungsagens, Haft- und Verträglichkeitsvermittler gestatten, sowie in der Entwicklung eines Verfahrens zu ihrer Herstellung.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind funktionalisierte Styrol/Olefin-Blockcopolymere mit einem Funktionalisierungsgrad zwischen 0,02 und 10 Masse-%, dadurch erhalten, dass
• 70 bis 99,7 Masse-% eines partikulären Styrol/Olefin- Blockcopolymers mit einer Schmelzflussrate MFR (230 °C/2,16 kg) von 200 g/10 min bis MFR (300 °C/2,16 kg) von < 0,2 g/10 min (nach ISO 1133) sowie einem mittleren Teilchendurchmesser zwischen 0,01 und 8 mm (PfropfSubstrate) unter Aufrechterhaltung ihres fest- fluiden Zustandes mittels'
• 0,3 bis 20 Masse-% eines Funktionsmonomers aus der Reihe der ,ß-ethylenisch ungesättigten Mono- oder
Dicarbonsäuren bzw. ihrer Anhydride sowie der α,ß- ethylenisch ungesättigten Epoxide, einschließend Mischungen des Funktionsmonomers mit einem Comonomer, und gegebenenfalls unter Verwendung von • bis 10 Masse-% eines organischen peroxidischen Radikalbildners, der eine Halbwertszeit zwischen 2 und
150 min im Temperaturbereich zwischen 230 und 70 °C besitzt, bei Reaktionstemperaturen zwischen 100 und 200 °C pfropfmodifiziert worden ist.
Als zu modifizierende PfropfSubstrate können lineare oder radiale Styrol/Olefin-Mehrblockcopolymerisäte, vorzugsweise lineare Styrol/Olefin-Drei- und -Vierblockcopolymere mit einem Gesamt-Styrolanteil zwischen 5 und 85 Masse-%, bezogen auf die gesamte Blockcopolymermasse, in trockenfließfähiger Konsis-
tenz, vorzugsweise pulveriger, flockiger, krümeliger, körniger, granulärer oder anderer partikulärer Form, eingesetzt werden .
Die Styrol/Olefin-Blockcopolymere werden mittels bekannter
Verfahren durch selektive Hydrierung von linearen und radialen Blockcopolymeren, die aus monovinylaromatischen KohlenwasserstoffSegmenten, vorzugsweise aus Styrol und/oder substituierten (alkylierten und/oder halogenierten) Styrolen aufgebauten Blöcken (S) , und konjugierten Dien-Segmenten, vorzugsweise aus Butadien- (1, 3) und/oder Methylbutadien- (1 , 3) (Isopren) aufgebauten Blöcken (B und/oder I) , wobei die unterschiedlichen Blöcke (S, B und/oder I) scharf voneinander getrennt sein oder „verschmierte" Übergänge (tapered sections) aufweisen können, mit olefinischen Restunsättigungsgraden < 20 %, vorzugsweise ≤ 5 %, erhalten.
Besonders geeignete Rückgratpolymere sind die durch selektive Hydrierung von linearen Styrol/Butadien/Styrol-Dreiblockco- polymeren (symmetrische SBS bzw. asymmetrische SBS ' , wobei S und S' Styrolblöcke mit unterschiedlichen Sequenz-Molmassen darstellen) mit einem in den Endblöcken (S, S') im Blockcopo- lymer enthaltenen Gesamtstyrolanteil zwischen 5 und 85 Masse- %, vorzugsweise zwischen 10 und 70 Masse-%, sowie einem im Bu- tadienmittelblock enthaltenen Vinylgruppengehalt zwischen 10 und 80 %, vorzugsweise zwischen 25 und 65 %, hergestellten Styrol/Ethen-Buten/Styrol-Dreiblockcopolymere (SEBS, SEBS') sowie die entsprechenden aus Styrol/Isopren/Styrol- (SIS bzw. SIS') oder Styrol/Butadien-Isopren/Styrol-Dreiblockcopolymeren (SBIS bzw. SBIS') hergestellten Styrol/Ethen-Propen/Styrol- (SEPS, SEPS') oder Styrol/Ethen-Ethen-Propen/Styrol- Dreiblockcopolymere (SEEPS, SEEPS').
Auch die entsprechenden Vierblockcopolymere mit jeweils einem zusätzlichen olefinischen Außenblock EB oder EP bzw. EEP
(SEBSEB, SEPSEP bzw. SEEPSEEP) , wobei die Styrol- und/oder
Olefinblöcke gleiche oder auch unterschiedlichen Sequenz-Molmassen besitzen können, sind als erfindungsgemäße Rückgratpolymerisate einsetzbar.
Die erfindungsgemäß verwendbaren Styrol/Olefin-Mehrblockco- polymere überstreichen einen Schmelzviskositätsbereich entsprechend MFR (230 °C/2,16 kg) von 200 g/10 min bis MFR (300 °C/2,16 kg) von < 0,2 g/10 min (nach ISO 1133), denen im Allgemeinen Molekulargewichte M« zwischen 20.000 und 500.000 g/mol, vorzugsweise M„ zwischen 40.000 und 300.000 g/mol, zuzuordnen sind.
Die Blockcopolymer-Rückgrate sind auch in Form von Zusammensetzungen aus 80-100 Masse-%, vorzugsweise 90-99,9 Masse-%, Styrol/Olefin-Blockcopolymer und 20-0,0 Masse-%, vorzugsweise 10-0,05 Masse-%, eines organischen Lösemittels und/oder eines vollständig oder überwiegend paraffinische und/oder naphtheni- sche Anteile enthaltenden Prozessöls verwendbar. Neben der Einsatzmöglichkeit üblicher aromatischer oder (cyclo-) alipha- tischer Lösemittel ist vor allem ein geringer Prozessöl-Zusatz bevorzugt, der - im Unterschied zu hohen Ölkonzentrationen entsprechend der bekannten Festphasenpfropfung (EP 0 805 827 Bl) - die Struktur des Blockcopolymer-Rückgrats und damit sein Aufschmelzverhalten nicht verändert. Geringe Anteile an Lösemittel oder Prozessöl dienen zur besseren Initiator- und gegebenenfalls Monomerdispergierung auf dem Pfropfsubstrat und darüber hinaus als Hilfsstoff für die vorgesehene spätere Pfropfprodukt-Verarbeitung, insbesondere als Verträglichkeitsvermittler bei der Herstellung spezieller Com- pounds .
Als Funktionsmonomere werden α,ß-ethylenisch-ungesättigte Mono- und Dicarbonsäuren, wie besonders (Meth) Acryl- oder Fumar- säure, Säureanhydride, wie besonders Malein- und Itaconsäu- reanhydrid, und ,ß-ethylenisch ungesättigte epoxidische Verbindungen, wie besonders Glycidylacrylat und -methacrylat, verwendet. Bevorzugte Funktionsmonomere sind Acrylsäure (AS),
Maleinsäureanhydrid (MSA) und Glycidylmethacrylat (GMA) . MSA ist das besonders bevorzugte Funktionalisierungsagens .
Die Funktionsmonomere (FM) können auch als Mischung mit einem Comonomer (CM) aus der Reihe der unpolaren oder gegenüber dem verwendeten FM eine deutlich geringere Hydrophilie aufweisenden ,ß-ethylenisch-ungesättigten niedermolekularen Verbindungen entsprechend Zusammensetzungen 100-20 Masse-% FM und 0-80 Masse-% CM, vorzugsweise 90-30 Masse-% FM und 10-70 Masse-% CM, eingesetzt werden.
Als Comonomere werden besonders monovinylaromatische Verbindungen, vorzugsweise Styrol und/oder α-Methylstyrol, und/oder Ci- bis Cι2-Alkylester der Acryl- oder Methacrylsäure, wie be- sonders Ethylacrylat (EA) und/oder n-Butylacrylat (BA) und/ oder Methylmethacrylat (MMA) , verwendet. Styrol ist das bevorzugte Comonomer .
Für eine Reihe von Anwendungsfällen haben sich „ (Co) Pfropf"- Anteile mittels Verwendung von FM/CM-Mischungen, insbesondere MSA/Styrol- oder auch AS/Styrol- sowie GMA/Styrol-Zusammen- setzungen, für die Steuerung spezieller Pfropfprodukteigenschaften als vorteilhaft erwiesen.
Die radikalisch initiierte Pfropfreaktion wird, insbesondere zur Erreichung höherer Funktionalisierungsgrade sowie einer gleichmäßigen Pfropfung, vorteilhaft in Gegenwart eines organischen peroxygruppenhaltigen Radikalbildners mit einer Halbwertstemperatur nach einer Stunde (gemessen als 0,2-molare Lö- sung in Benzol) zwischen 70 und 200 °C durchgeführt.
Ausgewählte Beispiele dafür sind Dilauroylperoxid mit einer 1- Stunde-Halbwertszeittemperatur (T^/ih) von 80 °C, Dibenzoylpe- roxid (DBPO) mit Tm/lh von 92 °C, tert . -Butyl-peroxy-2- ethylhexanoat mit Tm lh von 92 °C, tert . -Butylperoxy-isobutyrat mit Tπw/ih von 95 °C, tert . -Butyl-monoperoxy-maleat mit THW/U. von 104 °C, tert.-Butylperbenzoat (TBPB) mit Tm/lh von 125 °C,
Dicumylperoxid (DCP) mit Tuw/ih von 135 °C, 2 , 5-Dimethyl-2 , 5- di (tert . -butylperoxy) hexan (DHBP) mit Tmnh von 138 °C, 2,5- Dimethyl-2, 5-di (tert. -butylperoxy) hexin- (3) (DYBP) mit TM/lh von 149 °C, Di-tert.-butylperoxid (TBP) mit Tm/Ϊh von 149 °C, Cumolhydroperoxid mit Tm lh von 190 °C und tert.- Butylhydroperoxid mit Tm/i von 200 °C, die in einer auf das Blockcopolymer-Rückgrat bezogenen Konzentration zwischen 0,002 und 10 Masse-%, vorzugsweise zwischen 0,005 und 2 Masse-%, eingesetzt werden.
Für Reaktionstemperaturen oberhalb 100 °C sind besonders DBPO, TBPB, DCP, DHBP, DYBP und TBP in einer auf das Blockcopolymer- Rückgrat bezogenen Konzentration zwischen 0,01 und 1 Masse-% bevorzugt. Solche niedrigen Initiatorkonzentrationen sind für die bisher üblichen Festphasen-Pfropfprozesse nicht bekannt.
Zweckmäßig ist es, Polymerisationsmischungen aus 0,3 bis 20 Masse-% FM, vorzugsweise 0,5 bis 10 Masse-% FM, einschließend FM/CM-Mischungen mit bis maximal 80 Masse-% CM-Anteil, und Ra- dikalbildner entsprechend Masseverhältnissen aus einzusetzen- dem(n) Monomer (en) (FM + CM) und Radikalbildner zwischen 200 und 0,2, vorzugsweise zwischen 50 und 1, zu verwenden.
Weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfah- ren zur Herstellung von funktionalisierten Styrol/Olefin-
Blockcopolymeren mit einem Funktionalisierungsgrad zwischen 0,02 und 10 Masse-%, gekennzeichnet dadurch, dass
A) in der Dispergierstufe • 70 bis 99,7 Masse-% eines partikulären Styrol/Olefin- Blockcopolymers mit einer Schmelzflussrate MFR (230 °C/2,16 kg) von 200 g/10 min bis MFR (300 °C/ 2,16 kg) von < 0,2 g/10 min (nach ISO 1133) sowie einem mittleren Teilchendurchmesser (dr) zwischen 0,01 und 8 mm allein oder gegebenenfalls zusammen mit
• bis 10 Masse-% eines organischen peroxidischen Radikalbildners, der eine Halbwertszeit zwischen 2 und 150 min im Temperaturbereich zwischen 230 und 70 °C besitzt, bei einer Dispergiertemperatur (TD) im Be- reich zwischen 10 und 50 °C vorgelegt wird und anschließend
• 0,3 bis 20 Masse-% eines Funktionsmonomers (FM) aus der Reihe der α,ß-ethylenisch ungesättigten Mono- o- der Dicarbonsäuren und/oder ihrer Anhydride oder der α,ß-ethylenisch ungesättigten Epoxide, gegebenenfalls in Form ihrer Mischungen mit bis maximal 80 % Comonomer (CM), bezogen auf die Gesamtmonomer (FM + CM) - Masse, aus der Reihe der monovinylaromatischen Verbindungen und/oder der d- bis Cι2-Alkylester der (Meth) Acrylsäure, hinzugesetzt werden und die Reaktionsmischung unter gleichzeitiger Dispersion mittels Stickstoffspülung inertisiert wird und danach
B) in der Aufheizstufe die Mischung von der Dispergiertemperatur TD auf die End- reaktionstemperatur TR zwischen 100 und 200 °C unter Aufrechterhaitung der fest-fluiden Konsistenz der Reaktionsmischung aufgeheizt wird und anschließend
C) in der Reaktionsstufe unter Aufrechterhaltung der Endreaktionstemperatur TR (± 10 °C) zwischen 100 und 200 °C die Pfropf eaktion in der fest-fluiden Reaktionsmischung bis zum Endumsatz geführt wird und danach
D) in der Desorptionsstufe unter Temperaturabsenkung mittels Durchleiten von Stickstoff und gegebenenfalls unter Absenkung des Druckes im Reaktionsgefäß bei einer Desorptionstemperatur TDes zwischen der Reaktionstemperatur TR und 80 °C der nicht umge-
setzte Monomeranteil aus der Reaktionsmischung entfernt sowie gegebenenfalls vorhandener Restinitiator deaktiviert wird und anschließend
nach Temperaturabsenkung auf eine Endtemperatur unterhalb 80 °C das trockene funktionalisierte Styrol/Olefin- Blockcopolymer dem Reaktionsgefäß entnommen wird.
Die den einzelnen Verfahrensstufen A) bis D) zuordenbaren Zei- ten sind innerhalb weiter Bereiche wählbar. Als besonders vorteilhafte Zeitspannen für das erfindungsgemäße Verfahren haben sich herausgestellt:
für die Dispergierstufe A) eine Dispergierzeit tD zwischen 5 und 60 min, für die Aufheizstufe B) eine Aufheizzeit tA zwischen 5 und 120 min, für die Reaktionsstufe C) eine Reaktionszeit tR zwischen 5 und
90 min sowie - für die Desorptionsstufe D) eine Desorptionszeit tDes von 5 bis
120 min.
Die Aufheizstufe B) , in der - in Abhängigkeit vom Radikalangebot, insbesondere von Initiatorart und -konzentration - die Pfropfreaktion beginnt und bis zu einem bestimmten Umsatz geführt wird, kann unterschiedlich gestaltet werden. Technologisch bevorzugt ist entweder eine durchgängige Aufheizung in einer einzigen Etappe (ohne Zwischenstopp) in der Zeit tA direkt auf TR oder in zwei Etappen (mit Zwischenstopp) , wonach in einem ersten Zeitintervall tA* < tA bis zur Erreichung einer vorläufigen Reaktionstemperatur TR* < TR, bei der über einen Zeitabschnitt tR* die Reaktion abläuft, und anschließend in einer Zeitspanne tA - (tA*+ tR*) von TR* auf die Endreaktions- temperatur TR aufgeheizt wird.
Die Funktionalisierung, insbesondere Maleinierung, der erfindungsgemäßen Blockcopolymere kann ohne Zusatz eines Radikalbildners erfolgen, wobei die „ENE"-Addition von MSA an noch
vorhandene Doppelbindungen im olefinischen Mittelblock einen Beitrag zur „Anbindung" von Bernsteinsäureanhydridgruppen leisten kann.
Der konkrete Einsatz des peroxidischen Radikalbildners, d. h. die Wahl in Bezug auf seine chemische Struktur, Halbwertszeit und seine einzusetzende Konzentration richtet sich nach dem zu erreichenden Funktionalisierungsgrad. Des Weiteren erfolgt der genaue Abgleich mit den jeweils aktuellen Reaktionsbedingun- gen, insbesondere TR und tR, Art und Konzentration an FM und CM sowie der Form der Zugabe der Reaktionskomponenten (batch- o- der semibatch-Fahrweise) .
Die Herstellung der Reaktionsmischung, ihre Dispergierung und Inertisierung entsprechend Stufe A) und Aufheizung auf TR entsprechend Stufe B) sowie die - im Allgemeinen in der Stufe B) beginnende und - in der Reaktionsstufe C) fortgeführte Funkti- onalisierungsreaktion, d. h. die Umsetzung des FM oder FM/ CM- Gemisches bei Reaktionsendtemperaturen (TR) zwischen 100 und 200 °C, vorzugsweise zwischen 105 und 180 °C, werden zweckmä- ßigerweise im Reaktionsgefäß, in dem die Reaktionsmischung im fest-fluiden Zustand gehalten wird, durchgeführt.
Nach erfolgter Funktionalisierung wird bei Desorptionstempera- turen TDes vorzugsweise zwischen TR und 100 °C und Desorptions- zeiten tDes vorzugsweise zwischen 10 und 50 min der nicht umgesetzte Anteil an Monomer (en) aus der Reaktionsmischung mittels Durchleiten von Stickstoff ausgetrieben und gegebenenfalls noch vorhandener Restinitiator deaktiviert. Gleichzeitig kann während oder am Ende der Desorptionsstufe ein Antioxydans in den üblichen Konzentrationen hinzugesetzt werden.
Diese der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Temperaturführung innerhalb des gesamten Prozessverlaufs ist, insbeson- dere auf Grund der Vermeidung von Temperaturerhöhungen auf o- berhalb TR für die der Pfropfreaktion nachfolgende Desorptionsstufe, vorteilhaft für die schonende Behandlung des Reakti-
onsproduktes . Nach erfolgter Restmonomer-Desorption wird das Reaktionsprodukt üblicherweise weiter auf eine Temperatur unterhalb TDes - bis maximal auf Raumtemperatur - abgekühlt und dem Reaktor entnommen.
Auf überraschende Weise ist es mittels erfindungsgemäßem Verfahren gelungen, Styrol/Olefin-Mehrblockcopolymere innerhalb eines weiten Molmassenbereiches, insbesondere lineare SEBS- und lineare SEPS bzw. SEEPS mit M„ von ca. 40.000 bis ca. 300.000 g/mol bzw. Schmelzviskositäten entsprechend Schmelzflussraten MFR (230 °C/2,16 kg) von ca. 50 g/10 min bis MFR (320 °C/21,6 kg) von ca. 1 g/10 min, die nur im unteren Molmassenbereich (M„ ≤ 100.000 g/mol) mittels reaktiver Extrusion mit befriedigendem Ergebnis pfropfmodifizierbar sind, zu funk- tionalisieren. Die Festphasenpfropf-Modifizierung von schwieriger aufschmelzbaren Mehrblockcopolymeren mit „ > 100.000 g/mol, insbesondere mit M„ > 150.000 g/mol und ganz besonders mit M„ > 200.000 g/mol, war bisher nur möglich, wenn ihre Viskosität mittels eines höheren Ölanteils (≥ 20 Masse- %, im Allgemeinen > 50 Masse-%) zuvor abgesenkt worden war, wodurch wegen des hohen Ölgehalts den resultierenden funktio- nalisierten Blockcopolymerisaten wichtige Einsatzgebiete, insbesondere im Automobilbereich, versagt blieben.
Die erfindungsgemäß modifizierten Styrol/Olefin-Blockcopolymere besitzen eine hohe Funktionalität, durch die hohe Adhäsi- ons- und Schälfestigkeiten bei ihrer Anwendung in Beschichtungen, Laminaten und Verbundfolien resultieren. Weiterhin zeichnen sich die mit den erfindungsgemäßen Pfropfprodukten modifi- zierten Polymer-, insbesondere TPE-Compounds, durch ein verbessertes mechanisches Kennwertniveau, vor allem durch hohe Schlag- und Kerbschlagzähigkeiten, Biegefestigkeiten und Elastizitätsmoduln bei Sicherung hoher Reißdehnungswerte, sowie eine verbesserte thermische Belastbarkeit, erkennbar an nied- rigeren Fogging-Werten und einer stark eingeschränkte Geruchsbelästigung, aus. Dieses hohe Eigenschaftsniveau basiert einmal auf der generellen Modifizierbarkeit von Styrol/Olefin-
Blockcopolymerisaten mit unterschiedlichen Schmelzviskositäten entsprechend oben genanntem MFR-Bereich, ihrer infolge der Funktionalisierungsreaktion nicht oder nur im geringen Maße zu beobachtenden Degradation und zum anderen auf eine sehr gleichmäßige Verteilung von an der Rückgratkette angehängten (gepfropften) funktioneilen Gruppen, so bei Verwendung von MSA bzw. von spezifischen MSA/Styrol-Mischungen vor allem Bernsteinsäureanhydrid (BSA) -Gruppen bzw. definierte „BSA- Styrol-Copfropf"-Spacer .
Darüber hinaus besteht der Vorteil des erfindungsgemäßen Prozesses gegenüber der Schmelze-Funktionalisierung vor allem in seiner hohen Wirtschaftlichkeit. Das ist zurückzuführen auf den einfach zu steuernden Festphasenprozess bei gleichzeitiger Erreichung hoher Monomerumsätze (sehr geringe Monomer-Restanfeile) sowie in der Vermeidung einer Schädigung oder Zersetzung der Blockcopolymerstruktur, wie sie oberhalb des Blockco- polymerschmelz- bzw. -erweichungspunktes z. T. beobachtet werden. In diesem Zusammenhang ist besonders überraschend, dass mittels sehr geringer Initiatorkonzentrationen, die im Allgemeinen ein bis zwei Zehnerpotenzen unterhalb der Konzentrationen für die bekannten Festphasen- und auch noch unterhalb der für die meisten Schmelze-Pfropftechnologien liegen, mittels hoher Reaktionsgeschwindigkeiten modifizierte Styrol/Olefin- Blockcopolymere mit hohen Funktionalisierungsgraden erhalten werden.
Die erfindungsgemäßen funktionalisierten Styrol/Olefin-Blockcopolymere mit Funktionalisierungsgraden zwischen 0,02 und 10 Masse-%, vorzugsweise zwischen 0,1 und 5 Masse-%, sind als selbsthaftendes Beschichtungsmaterial auf unterschiedlichen Oberflächen, als Komponente oder separate Schicht in verschiedenen thermoplastischen Mehrschichtfolien, Laminaten sowie als Verträglichkeitsvermittler in Polymerblends und/oder -compo- sites sehr gut geeignet.
Die erfindungsgemäß funktionalisierten Styrol/Olefin-Blockcopolymere, insbesondere solche auf der Basis von linearen SEBS und SE(E)PS, und das zu ihrer Herstellung verwendete Verfahren werden durch nachfolgende Beispiele erläutert, ohne darauf be- schränkt zu sein. Dabei werden zur Charakterisierung der verwendeten Blockcopolymer-PfropfSubstrate und der erhaltenen funktionalisierten Pfropfprodukte anstelle der MFR-Werte die direkt mit einem Schmelzindex-Gerät der Firma Göttfert (Modell MP-D) gemessenen Volumenfließindices (MVR) , die den mit den für die verwendete Temperatur (230-320 °C) geltenden Schmelzedichten (zwischen 0,5 und 0,8 g/cm3) multiplizierten MFR- Werten entsprechen, angegeben.
Beispiel 1
In einem temperierbaren, mit einer Rührvorrichtung ausgerüsteten, vertikalen 200 1 -Reaktor (Länge/Durchmesser-Verhältnis : 1,5 zu 1) werden 100 Masseteile SEEPS als Pfropfsubstrat, charakterisiert durch einen MVR (320/1,2 kg) -Wert von 4,2 g/10 min, p von 0,32 mm und einen Styrol-Anteil von 30 Masse-% (SEEPS-1) , zusammen mit 0,1 Masseteilen 2 , 5-Dimethyl-2 , 5- di (tert . -butylperoxy) hexan (DHBP) und 0,1 Masseteilen Weißöl bei einer Reaktorinnentemperatur von 20 °C vorgelegt und in Stickstoff-Atmosphäre bei 80 min"1 insgesamt 30 min unter Tem- peraturerhöhung auf 33 °C dispergiert, wobei gleichzeitig mittels Vakuum die Restfeuchte vollständig entfernt wird. Danach werden 2,1 Masseteile MSA bei 33 °C hinzugefügt, die Rührerdrehzahl auf 440 min"1 erhöht und die Reaktionsmischung mittels mehrfacher Stickstoffspülung unter gleichzeitiger Tem- peraturerhöhung innerhalb von 20 min auf eine Dispergiertemperatur TD von 55 °C inertisiert.
Unter Stickstoff-Atmosphäre und weiterer Rührung wird die Temperatur von 60 °C mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 2,9°C/min auf eine Reaktionsendtemperatur TR von 155 °C er- hitzt, wonach unter Konstanthaltung von TR und der Rührung von 360 bis 320 min"1 die Reaktion über einen Zeitraum tR von 60 min geführt wird.
Anschließend werden 0,2 Masse-% Tris- (nonylphenyl) -phosphit (TNPP) als Antioxydans hinzugefügt und die Reaktion wird beendet, indem nach Reduzierung der Rührgeschwindigkeit auf 80 min"1 mittels Durchleiten von Stickstoff durch die fluide Reaktionsproduktmasse nicht umgesetztes MSA sowie flüchtige Reaktionsnebenprodukte ausgetrieben werden.
Nach einer Desorptionszeit tDes von 45 min wird das auf eine Temperatur von 145 °C heruntergekühlte Reaktionsprodukt in einen Kühlmischer geführt, von wo es nach weiterer Abkühlung in den Vorratsbehälter, aus dem Proben zur nachfolgenden Kennwertbestimmung entnommen werden, gelangt.
Ermittelt werden:
• Auswaage des Reaktionsproduktes
• Gehalt an Carbonsäure, berechnet auf Masse-% MSA, mittels Rücktitration der durch den Carbonsäureanteil nicht neutralisierten Kalilauge, indem eine 2 g-Probe der Aus- waage sechs Stunden mit einer Mischung aus 100 ml Xylol und 20 ml 0,1-molarer methanolischer Kalilauge bei 80°C behandelt und nach Zugabe eines Tropfens Phenolphthalein mittels 0,1-molarer Salzsäure titriert wird: für die (getrocknete) Auswaage den Carbonsäurege- halt CS (berechnet als MSA-Masseanteil) und für den im siedenden Methanol erhaltenen Rückstand, d. h. den vom Blockcopolymer-Rückgrat chemisch gebundenen („gepfropften") MSA-Masseanteil CSex, der sogenannte Funktionalisierungs- bzw. Maleinie- rungsgrad.
Außerdem sind bestimmt worden:
• der mittels Methanol bei Raumtemperatur gelöste Anteil der (getrockneten) Auswaage, ein niedermolekulareres MSA-Peroxid-Reaktionsprodukt PMSA, und
• der mittels siedendem Methanol aus dem Extrakt ermittelte Anteil an oligomeren MSA-Peroxid-Reaktionsprodukt P(MSA)ex.
• MVR-Wert nach ISO 1133 (320°C/21,6 kg Auflagegewicht)
Kennwerte für das maleinierte SEBS (Beispiel-Nr. 1) :
Auswaage 101,90 Masseteile (Umsatz von 80,2 %)
Carbonsäuregehalt CS 1,64 Masse-% Funktionalisierungsgrad CSex 1,42 Masse-% PMSA-Anteil 0,02 Masse-% P (MSA) ex-Anteil 0,08 Masse-% MVR (320/21,6) 166 cm3/10 min
Beispiele 2 bis 46||
Entsprechend der in Beispiel 1 beschriebenen Prozessführung werden unter Verwendung eines der nachfolgenden pulverf örmigen Blockcopolymer-Rückgrate
SEBS-1: Styrol-Anteil=22 Ma-% MVR (320°C/2,16 kg) 128 cm3/ 10 min SEBS-2: Styrol-Anteil=56 Ma-% MVR (320°C/2,16 kg) 4 cm3/ 10 min SEBS-3: Styrol-Anteil=30 Ma-% MVR (230°C/5 kg) : 5 cm3/10 min; Mw= 55.000
SEBS-4: Styrol-Anteil=30 Ma-%; MVR (320°C/1,2 kg) : 4 cπvVlO min; Mw= 72.000
SEBS-5: Styrol-Anteil=31 Ma-%; MVR (320°C/21,6 kg) 13 cm3/ 10 min; Mw=120.000
SEBS-6: Styrol-Anteil=32 Ma-%; MVR (320°C/21,6 kg) : 7 cπvVlO min; Mw=175.000
SEBS-7: Styrol-Anteil=32 Ma-%; MVR (320°C/2,16 kg) 5 cm3/10 min; Mw>200.000
SEEPS-1: Styrol-Anteil=30 Ma.-%; MVR (320°C/1,2 kg) 4 cm3/10 min; Mw= 75.000
SEEPS-2: Styrol-Anteil=30 Ma.-%; MVR (320°C/21,6 kg) : 3 cm3/10 min; Mw=176.000
SEEPS-3: Styrol-Anteil=30 Ma.-%; MVR (320°C/5 kg) : 1 cm3/10 min; Mw>200.000
mit einem der nachfolgend genannten Initiatoren, einem Funktionsmonomer - außer MSA auch AS oder GMA - und gegebenenfalls einem Comonomer - außer Styrol (S) auch MMA und BA - in unterschiedlichen Konzentrationen bzw. Funktionsmonomer (FM) / Como- nomer (CM) -Masseverhältnissen weitere erfindungsgemäß funktio- nalisierte SEBS- und SEEPS-Blockcopolymere hergestellt.
Während die gleiche Dispergier-/Inertisierungsstufe wie in Beispiel 1 gewählt worden ist (tD = (20 + 5) min; TD zwischen 50 und 60 °C) , sind die Aufheiz- und Reaktionsbedingungen, einschließlich die Form der Zugabe der Reaktionskomponenten (einmalige Vorlage aller Reaktionskomponenten oder Monomer- Nachdosierung) variiert worden.
Aufgeführt sind auch Beispiele mit zweistufiger Reaktionsführung (Bsp. -Nr. 11, 22, 24, 29-35, 43, 44 und 46), charakterisiert dadurch, dass nach der Dispergierung/Inertisierung zunächst in einer Zeit tA* auf eine erste Reaktionstemperatur TR* von 94-97 °C, bei der die Reaktion über eine Zeit tR* von 18- 35 min, und nach ca. zehnminütiger Aufheizung auf eine Reaktionsendtemperatur TR von 111-130 °C bzw. 158-160 °C, bei der die Reaktion insgesamt über eine Zeit von 20-32 min geführt wird. Die angeführten Pfropf-Kennwerte CS, CSex und HPex (speziell P(MSA)ex oder P(AS)ex bzw. P(GMA)ex bei Verwendung von MSA oder AS bzw. GMA als FM) sind in Masse-% (Ma.-%), bezogen auf jeweils 100 Masseteile Pfropfprodukt, angegeben, wobei die im Beispiel 1 für die MSA-Titration beschriebene Säurebestimmung auch bei Verwendung von AS als FM angewandt worden ist (Angabe in Ma.-% AS). Die gepfropften GMA-Anteile sind aus der Masse- bilanz und Sauerstoff-Analyse ermittelt worden.
Den Rückgratpolymeren werden in einigen Beispielen gemeinsam mit dem Initiator Mengen von 0,05 bis 2 Ma-%, bezogen auf die Rückgratpolymermasse, eines hochsiedenden Weißöls (Dichte = 0,865 g/cm3, dynamische Viskosität = 0,28 Pa"s, paraffi- nischer/naphthenischer Kohlenwasserstoffanteil = 68/32 Ma.-%) hinzugesetzt.
Verwendet werden nachfolgende peroxidische Initiatoren:
Dilauroylperoxid (DLPO) , Dibenzoylperoxid (DBPO) , Dicumylpero- xid (DCUP) ; 2 , 5-Dimethyl-2 , 5-di ( tert . -butyl-peroxy) hexan
(DHBP) und 2 , 5-Dimethyl-2 , 5-di (tert . -butyl-peroxy) hexin- (3) (DYBP) .
In Tabelle 1 sind als Verfahrensparameter aufgeführt: - Beispiel-Nummer und Rückgratpolymer (Spalte 1)
Art und Konzentration des Radikalbildners in Ma.-% (Spalten 2 und 3)
Konzentration der FM (MSA, AS, GMA) in Ma.-% (Spalte 4) und Konzentration der CM (S, MMA und BA) sowie des Prozessöls in Ma.-% (Spalte 5)
Aufheizzeiten (tA, tA*): durchgehend bis zur Endreaktions- temperatur TR (tA) oder bis zur Zwischen-Reaktionstempe- ratur TR* (tA*) in min (Spalte 6) Reaktionstemperaturen (TR*, TR) in °C (Spalte 7) - Reaktionszeiten (tR*, tR) in min (Spalte 8) Desorptionszeit (tDes) in min (Spalte 9)
Zum Vergleich sind in Tabelle 1 - unter Verwendung unterschiedlicher Olmengen -bei TR < 100 °C hergestellte funktiona- lisierte SEEPS (Vgl.lA: 50 Ma.-% Öl, Vgl.5A: ohne Öl; Vgl. 36A: 50 Ma.-% Öl) sowie vier modifizierten SEBS (Vgl.7A: 50 Ma.-% Öl, 12A: 80 Ma.-% Öl, Vgl.l5A: ohne Öl und Vgl.29A: 50 Ma-% Öl; Vgl.30A: Verwendung von SEBS* mit M„=53.000/ MFR (200 °C/5 kg) =8 g/10 min) mit angegeben.
Alle die für den Initiator, die Monomere (FM, CM) und das Weißöl (Öl) angegebenen Mengenanteile in Ma.-% beziehen sich auf jeweils 100 Masseteile vorgelegtes Styrol/Olefin-Blockco- polymerrückgrat .
Tabelle 1
Aufheizphase in zwei Etappen : nach Aufheizzeit tA* auf eine erste Reaktions-Zwischentemperatur
TR* , bei der die erste Teilreaktion über die Zeit tR* erfolgt , danach innerhalb von tA - ( tA* + tR* ) =10 min auf TR, bei der die zweite Teilreaktion in der Zeit t erfolgt .
In Tabelle 2 sind die für die Bewertung der Reaktionsprodukte als Modif ikatoren in Polymer-Blends und/oder Polymer- Composites sowie für den Direkteinsatz als Beschichtungsmate- rial bzw. Haftvermittler-Schicht wichtigen Kennwerte aufgeführt :
MVR ( 320 ^/unterschiedliche Auf lagegewichte) in cm3/10 min
(Spalte 2 ) umgesetzter Funktionsmonomeranteil CS (Spalte 3) und chemisch gebundener („gepfropfter") MSA- oder AS- oder GMA-Anteil im Extraktionsrückstand CSe, in Ma.-% (Spalte 4) aus niedermolekularen Monomer-Initiator-Verbindungen bestehender extrahierter „Oligomer"-Anteil (PMSAex oder PASex bzw. PGMAex) , in Ma.-% (Spalte 5) sowie - Güte: visuelle Beurteilung gespritzter Probekörper bezüglich
Oberflächengüte und Verfärbung (Gelbstich) sowie Verarbeitbar- keit von Zusammensetzungen aus 37 Masseteilen funktionalisier- tes SEBS oder SEEPS, 45 Masseteilen oben verwendetes Öl und 18 Masseteilen Polypropylen zu 2 mm-Spritzplatten mit entsprechen- der qualitativer Benotung (Spalte 6) :
1 - sehr gut, 2 - gut, 3 - befriedigend, 4 - schlecht, 5 - nicht verarbeitbar.
Tabelle 2
Durch Wahl der konkreten Prozessparameter (Temperatur/Zeit- Regime, Initiator-/ Funktionsmonomer-Konzentrationen, Comono-
er- und/oder Ölanteil, Monomer/ Initiator-Masseverhältnis) sind spezifische Produktkennwerte, insbesondere unterschiedliche Funktionalisierungsgrade mit einem zumeist zu vernachlässigendem „Oligomer"-Anteil HPex (PMSAex, PASex, PGMAex) sowie die für die beabsichtigte Verwendung bzw. Verarbeitung erforderlichen Viskositäten entsprechend spezifischen MFR- bzw. MVR- Werten, einstellbar.