BESCHREIBUNG
Die Erfindung bezieht sich auf ein Brillenglas mit geringen Abbildungsfehlern höherer Ordnung.
Bei Einstärkengläsern werden schon seit längerem asphärische oder atorische Flächen verwendet. Dabei besteht das Ziel darin, entweder die kosmetischen Eigenschaften oder die optischen Eigenschaften zu verbessern. Unter kosmetischen Eigenschaf en versteht man Dicke, Gewicht und Durchbiegung und unter den optischen Eigenschaften versteht man den Astigmatismus und den Brechwert . Im Allge- meinen sollen bei Einεtärkengläsern mit asphärischen oder atorischen Flächen die kosmetischen Eigenschaften verbessert werden, ohne dass die optischen Eigenschaften verschlechtert werden. Bisher wurden Abbildungsfehler höherer Ordnung nicht berücksichtigt. Jedoch treten bei Ein- stärkengläsern mit sphärischen oder atorischen Flächen oftmals Verträglichkeitsprobleme auf. Diese konnten nicht nachvollzogen werden, da die Abbildungsfehler zweiter Ordnung (Astigmatismus und Brechwert) sehr gut korrigiert waren. Die Ursache für diese Probleme lag bei den Abbil- dungsfehlem höherer Ordnung, welche beim Stand der Technik nicht berücksichtigt wurden und welche deutlich höherer Werte annehmen als bei Einstärkengläsern mit späh- rischen oder torischer- Flächen (meniskenför ige Linsen) .
Bei Progressivgläsern spielen die Abbildungsfehler höherer Ordnung eine ganz wesentliche Rolle, da dort auf Grund der Progression solche Fehler induziert werden. Dennoch wurden im Stand der Technik diese Fehler bisher nicht berücksichtigt.
Somit ist festzustellen, daß bei Brillengläsern aus dem
Stand der Technik bisher keine Abbildungsfehler höherer
Ordnung, in erster Linie sphärische Aberration und Koma berücksichtigt wurden.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein BrϊTlenglas anzugeben, bei dem keine der oben genannten Verträglichkeitsprobleme auftreten. Die Aufgabe wird gelöst durch den kennzeichnenden Teil des Anspruchs 1 und des Anspruchs 5.
Es wird ein Einstärkenbrillenglas mit asphärischer und/oder atorischer Fläche und ein progressives Brillenglas bereitgestellt, welche dadurch gekennzeichnet sind, daß sie geringe Abbildungsfehler höherer Ordnung aufweisen. Unter Abbildungsfehlern höherer Ordnung versteht man hierbei eine sphärische Aberration und/oder eine Koma. Bei Einstärkenbrillengläsern wird weiter davon ausgegangen, daß die Abbildungsfehler höherer Ordnung de- nen eines Einstärkenbrillenglases mit sphärischen bzw. torischen Flächen entsprechen. Ferner ist sowohl der Astigmatismus und der Brechwert als auch die Koma und die sphärische Aberration vergleichbar mit denen einer menis- kenför igen Linse. Bei den progressiven Brillengläsern befindet sich der Maximalwert der Koma in einem Rechteck,
das vom Zentrierpunkt, dem Prismenbezugspunkt und dem Nahbezugspunkt aufgespannt wird. Ferner ist der Quotient aus Koma und Addition begrenzt. Die Koma nimmt insbesondere in den Bezugspunkten mit der Zunahme des Pupillen- durchmessers nur geringfügig zu. Weiter weist die Koma in den Bezugspunkten als Funktion des Pupillendurchmessers eine geringere Steigung als in den Punkten mit maximaler Koma auf. Sowohl der Maximalwert als auch der Minimalwert der sphärischen Aberration befinden sich in einem Recht- eck, das vom Zentrierpunkt, dem Prismenbezugspunkt und dem Nahbezugspunkt aufgespannt wird. Des weiteren nimmt die sphärische Aberration, insbesondere in den Bezugs- punkten, mit der Zunahme des Pupillendurchmessers nur geringfügig zu. Weiter weist die sphärische Aberration in den Bezugspunkten als Funktion des Pupillendurchmessers eine geringere Steigung auf als in den Punkten mit Maximal- und Minimalwerten.
Bei sphärischen Einstärkengläsern wird beispielsweise die Durchbiegung so gewählt, daß die Abbildungsfehler zweiter Ordnung, der Astigmatismus schiefer Bündel und Refraktionsfehler bestmöglich korrigiert werden. Aus diesem Grund werden Einstärkengläser mit sphärischen Flächen als me- niskenförmige Linsen ausgeführt. Dabei wird die Durchbiε- gung so gewählt, daß der Astigmatismus schiefer Bündel und der Refraktioinsfehler möglichst gering sind. Um jedoch den Öffnungsfehler (sphärische Aberration) zu korrigieren, sollte man keine meniskenförmigen Linsen, sondern Bi-Linsen (Radienverhältnis ca. 1:6) verwenden. In der Regel treten aber bei meniskenförmigen Linsen keine Ver-
träglichkeitsprobleme auf. Die Ursache liegt anscheinend darin, daß die Aperturblende des Auges relativ klein ist und daß zusätzlich durch den Stiles-Crawford Effekt eine kleinere sensorische Blende der körperlichen Blende über- lagert ist. Aus diesem Grund kann davon ausgegangen werden, daß Koma und sphärische Aberration in der Größenordnung v/ie sie bei meniskenförmigen Linsen auftreten, keine Verträglichkeitsprobleme hervorrufen.
Die Abbildungsfehler höherer Ordnung kann man beispielsweise mit der folgenden Methode berechnen:
1. Es v/ird eine Blickrichtung, ein Objektpunkt, ein Punkt auf der Vorderfläche oder ein Punkt auf der Rückfläche des Brillenglases vorgegeben. Durch eine dieser vier Vorgaben ist zusammen mit dem Augendrehpunkt der Strahlengang eindeutig definiert und mittels Strahldurchrechnung kann man den Hauptstrahl berechnen.
2. Die Lage der Aperturblende wird berechnet, indem man die Eintrittspupille des Auges je nach Blickrichtung um den Augendrehpunkt rotieren läßt. Die Mitte der Aperturblende liegt dann auf dem Hauptstrahl. Somit ergibt sich für jede Blickrichtung eine neue Lage der Aperturblende.
3. Der Öffnungsstrahlengang wird berechnet, indem von einem gegebenen, auf dem Hauptstrahl liegenden Objektpunkt Strahlen mit unterschiedlichen Öffnungswinkeln berechnet werden.
. Aus diesen Strahlen und den optischen Weglängen wird dann die Wellenfront in der Eintrittspupille berechnet.
5. Diese Wellenfront stellt man dann mittels „Zernike- funktionen" dar.
6. Aus dem Koeffizienten der Zernikefunktion kann man nun die Abbildungsfehler berechnen. So erhält man für jede Blickrichtung unter anderem Astigmatismus, Brechv/ert, Koma und sphärische Aberration.
Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des all- gemeinen Erfind gsgedankens anhand von Ausführungsbei- spielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch beschrieben, auf die im Übrigen hinsichtlich der Offenbarung aller im Text nicht näher erläuterten erfindungsgemäßen Einzelheiten ausdrücklich verwiesen wird. Es zei- ■ gen:
Fig. 1 die Veränderung des Brechwertes als Funktion des Abstandes r vom Scheitel;
Fig. 2 den Astigmatismus als Funktion des Abstandes r vom Scheitel;
Fig. 3 die sphärische Aberration als Funktion des Abstandes r vom Scheitel;
Fig. 4 die Koma als Funktion des Abstandes r vom Scheitel;
Fig. 5 als Tabelle die Pfeilhöhe einer asphärischen Flä- ehe nach der Erfindung als Funktion des Abstandes r vom Scheitel;
Fig. 6 bis Fig. 8 den Brechwert, den Astigmatismus und die Pfeilhöhen eines Progressivglases nach der Erfindung;
Fig. 9 die sphärische Aberration;
Fig. 10 die Veränderung der sphärischen Aberration als Funktion des Pupillendurchmessers;
Fig. 11 die Veränderung der sphärischen Aberration als Funktion des Pupillendurchmessers;
Fig. 12 die Veränderungen der Koma als Funktion des Pu- pillendurchmessers;
Fig. 13 und 14 den Brechwert und den Astigmatismus eines Prog essivglases nach dem Stand der Technik;
Fig. 15 und 16 die Koma und die sphärische Aberration dieses Progressivglases;
Fig. 17 bis 20 ein weiteres Ausführungsbeispiel nach der Erfindung.
In Fig. 1 stellt die nach unten verlaufende strichpunktierte Linie den Verlauf bei einer Bi-Linse dar. Die darüber verlaufende punktierte Linie stellt den Verlauf bei einer meniskenförmigen Linse dar. Die durchgezogene Linie stellt den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach der Erfindung dar. Und schließlich stellt die vierte gestrichelte Linie den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach dem Stand der Technik dar. Man erkennt, daß die me- niskenförmigε Linse und die beiden asphärischen Gläser sehr gute Eigenschaften aufweisen und mindestens bis ca. 20 mm geringe Abweichungen vom verordneten Wert zeigen. Dagegen weist die Bi-Linse sehr schlechte Eigenschaften auf .
In Fig. 2 stellt die strich-punktierte Linie den Verlauf bei einer Bi-Linse dar. Die punktierte Linie stellt den Verlauf bei einer meniskenförmigen Linse dar. Die durchgezogene Linie stellt den Verlauf bei einem asohärischen Glas nach der Erfindung dar und die gestrichelte Linie stellt den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach dem
Stand der Technik dar. Es ist zu erkennen, daß die menis- kenförmige Linse und das asphärische Glas nach der Erfindung 'sehr gute Eigenschaften aufweisen. Der Stand der Technik weist geringfügig schlechtere Eigenschaften auf. Die Bi-Linse hingegen weist sehr schlechte Eigenschaf en auf .
In Fig. 3 stellt die strich-punktierte Linie den Verlauf bei einer Bi-Linse dar. Die punktierte Linie stellt den Verlauf bei einer meniskenförmigen Linse dar, die durch-
gezogene Linie stellt den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach der Erfindung dar und die gestrichelte Linie stellt den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach dem Stand der Technik dar. Bei den Abbildungseigenschaften höherer Ordnung zeigt sich nun ein ganz anderes Bild. Die Bi-Linse weist erwartungsgemäß eine sehr geringe sphärische Aberration auf. Hingegen weist der Stand der Technik eine sehr hohe sphärische Aberration auf. Das asphärische Brillenglas nach der Erfindung weist eine geringe Aberra- tion in der Größenordnung der meniskenförmigen Linse auf.
In Fig. 4 stellt die strich-punktierte Linie den Verlauf bei einer Bi-Linse dar. Die punktierte Linse stellt den Verlauf bei einer meniskenförmigen Linse dar. Die durch- gezogenen Linie stellt den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach der Erfindung dar und die gestrichelte Linie stellt den Verlauf bei einem asphärischen Glas nach dem Stand der Technik dar. Wie zu erkennen ist, weist auch hier die Bi-Linse eine sehr geringe Aberration auf. Hin- gegen weist der Stand der Technik eine sehr hohe Aberration auf. Das asphärische Brillenglas nach der Erfindung weist eine geringe Aberration in der Größenordnung der meniskenförmigen Linse auf.
Bei den Figuren 6 bis 8 hat das Brillenglas die Werte sph -1,0 Add 2,0 n = 1,596. In Fig. 8 ist die Koma für jede Blickrichtung in kartesischen Koordinaten dargestellt. Bei einem Brillenglas nach der Erfindung befindet sich der Maximalwert in einem Rechteck, das vertikal vom Zentrierpunkt (oben) und den Nahbezugspunkt (unten) und
horizontal von der vertikalen Geraden, die durch den Zentrierpunkt und Fernbezugspunkt geht und auf der anderen Seite durch die vertikal Gerade begrenzt wird, die durch den Nahbezugspunkt geht. Da bei einem Progressivglas durch die Progression Koma induziert wird, lag das Ziel darin, ein Progressivglas zu konstruieren, bei dem der maximale Wert derjenige ist, der durch die Brechwertzunahme selbst induziert wird, ansonsten sollte der Wert überall kleiner sein. Somit soll also nur die Koma zuge- lassen werden, die aufgrund der progressiven Wirkung notwendig ist, sonst soll sie überall reduziert werden.
Wie aus Figur 15 zu erkennen ist, ist genau dies beim Stand der Technik nicht der Fall; dort sind die Maximal- werte außerhalb der Progressionszone und auch viel höher als bei der Erfindung. Es wird bei ca. x = 10 und y = -10 ein Maximalwert von 0,16 erreicht, während der größte Wert im Progressionskanal nur 0,13 beträgt und dort dem eines Glases nach der Erfindung entspricht. Auch sind in- den äußeren Bereichen nasal und temporal sowie in der Nähe die Werte deutlich höher als bei der Erfindung. Ziel der Erfindung ist es daher, Progressvigläser zu berechnen, "bei denen die Koma deutlich reduziert ist. Insbesondere ist es von Vorteil, wenn, wie bereits erwähnt, der Maximalwert der Koma in der Progressionszone, genauer in einem Rechteck befindet, das vom Zentrierpunkt, dem Prismenbezugspunkt und dem Nahbezugspunkt aufgespannt wird.
Da die Koma bei der Erfindung durch die Progression (Addition) erzeugt wird, ist es sinnvoll, daß der Quotient aus Koma und Addition begrenzt ist.
Die Koma nimmt mit der Zunahme des Pupillendurchmessers zu. Jedoch ist es bevorzugt, wenn dies begrenzt ist, insbesondere bei Progressivgläsern mit kurzer Progression.
In Fig. 12 ist die Veränderung der Koma als Funktion des Pupillendurchmessers dargestellt. Die gestrichelte Linie mit Kreuzen stellt die Veränderung des Maximalwertes dar. Die durchgezogenen Linie mit Quadraten stellt die Veränderung im Fernbezugspunkt dar. Die punktierte Linie mit Dreiecken stellt die Veränderung im Nahbezugspunkt dar. Es ist zu erkennen, daß die Steigung (vom Betrag) in den Bezugspunkten viel geringer als im Maximalwert ist. Ins-' besondere ist die Koma in den Bezugspunkten sehr gering und steigt mit der Zunahme der Pupillenöffnung kaum an.
In Fig. 9 ist die sphärische Aberration dargestellt. Auch hier liegt wiederum das Ziel darin, nur soviel sphärische Aberration zuzulassen, wie vom Progressivglas selbst induziert wird. Dies bedeutet, daß sich sowohl der Maximal- als auch der Minimalwert in der Progressionszone, also in dem oben beschriebenen Rechteck befindet. Weiter kann man in Fig. 9 erkennen, daß der Fernbereich praktisch keine sphärische Aberration aufweist. Entlang der Hauptblicklinie hat man zuerst (zu Beginn der Progressionszone) auf-
± 1
gru d der Zunahme des Brechwertes eine positive sphärische Aberration und dann eine negative Aberration zum Ende der Progressionszone.
Beim Stand der Technik in Fig. 16 befindet sich sowohl der maximale Wert als auch der minimale Wert außerhalb dieses Rechtecks, nämlich die minimalen Werte nasal und temporal bei Y = 0 und die maximalen Werte bei Y = -8. Diese Werte sind auch deutlich größer als bei der Erfindung.
Da auch die sphärische Aberration bei der Erfindung nur durch die Progression erzeugt wird, ist es sinnvoll, daß der Quotient aus sphärischer Aberration und Addition begrenzt ist.
Die sphärische Aberration nimmt auch mit der Zunahme des Pupillendurchmessers zu. Jedoch ist es, insbesondere bei Progressivgläseren mit kurzer Progression bevorzugt, wenn dies begrenzt ist.
In Fig. 10 ist die Veränderung der sphärischen Aberration als Funktion des Pupillendurchmessers dargestellt. Die gestrichelte Linie mit Kreuzen stellt die Veränderung des Maximalwertes dar. Die strich-punktierte Linie mit Kreu-
zen stellt die Veränderung des Minimalwertes dar. Die durchgezogenen Linie mit Quadraten stellt die Veränderung im Fernbezugspunkt dar und die punktierte Linie mit Dreiecken stellt die Veränderung im Nahbezugspunkt dar. Es ist zu erkennen, daß die Steigung (vom Betrag) in den Bezugspunkten geringer ist als in den Maximalwerten.
Bei den Fig. 13 und 14 sind der Brechwert und der Astigmatismus (jeweils in Gebrauchsstellung) eines Progressiv- glases nach dem Stand der Technik dargestellt. Das Brillenglas weist die Werte sph -1,0 Add 2,0 n = 1,596. Dabei handelt es sich um Progressiv life 2 von Rodenstock.
In den Fig. 15 und 16 sind die Koma und die sphärische Aberration dieses Progressivglases dargestellt.
In den Fig. 17 bis 20 ist eine weiteres Ausführungsbei- spiel nach der Erfindung dargestellt. A-uch dieses Brillenglas weist die Werte sph -1,0 Add 2,0 n = 1,596 auf, aber hierbei ist nun die Progressionslänge deutlich kürzer. Dadurch steigt natürlich der maximale Wert der Koma und der Maximal- und Minimalwert der sphärischen Aberration.' Dennoch ist auch hier sichergestellt, daß die Extremwerte im Progressisonskanal und somit im oben be- εchriebenen Rechteck liegen. Somit wird also auch hier kein zusätzlicher Fehler eingeführt.