Spanneinrichtung einer Feinbearbeitungsvorrichtung und Verfahren zum verformungsangepassten Feinbearbeiten eines Werkstücks unter Einsatz der Spanneinrichtung
Die Erfindung betrifft eine Spanneinrichtung einer Feinbearbeitungsvorrichtung zur Erzeugung einer definierten elastischen Verformung mindestens eines feinzubearbeitenden Werkstücks, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ferner bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zum verformungsangepassten Feinbearbeiten eines Werkstücks unter Einsatz der Spanneinrichtung, entsprechend dem Oberbegriff des Anspruchs 13.
Aus der DE 28 10 322 OS ist eine Honmaschine mit einer Spanneinrichtung bekannt zur Erzielung einer definierten Spannwirkung insbesondere in einem zu honenden Zylinderblock eines Verbrennungsmotors. Hierdurch soll eine zu erwartende Verformung des Zylinderblocks bei der Endmontage eines zugehörigen Zylinderkopfes auf selbigen simuliert werden. Eine derartige montagebedingte Verformung eines Zylinderblocks wird auch als Kaltverformung bezeichnet. Mittels einer verformungsangepassten Honbearbeitung des Zylinderblocks können die sich im Rahmen einer Kaltverformung einstellenden Geometrieabweichungen des Werkstücks berücksichtigt und somit kompensiert werden. Die bekannte Honmaschine und insbesondere deren Spanneinrichtung ist nachteilig, da sie lediglich zur Simulation eines Endmontagezustands des Zylinderblocks geeignet ist und nicht den realen Betriebszustand desselben mit den sich ergebenden Geometrieabweichungen berücksichtigt . Somit ist die Spanneinrichtung nicht zu einer hinreichend genauen Simulation einer
Mehrzahl an sich überlagernden Werkstückverformungen unterschiedlicher Ursache geeignet, so dass mittels der traditionell eingesetzten Honbearbeitung auch keine zufriedenstellende Kompensation der sich einstellenden geometrischen Abweichungen am Werkstück im realen Betriebszustand erzielt werden kann.
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine Spanneinrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, mittels welcher eine flexible Simulation auch von sich überlagernden Werkstückverformungen unterschiedlichen Ursprungs möglich ist.
Ferner ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren der eingangs genannten Art zu schaffen, das zur Kompensation von an einem Werkstück real zu erwartenden Geometrieabweichungen mittels einer Feinbearbeitung desselben geeignet ist bei Einsatz der erfindungsgemäßen Spanneinrichtung.
Zur Lösung der Aufgabe wird eine Spanneinrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 vorgeschlagen. Die erfindungsgemäße Spanneinrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass sie ein permanent variierbares Spannkrafterzeugungssystem aufweist, mit dem ein Spannkraftwert flexibel einstellbar ist . Hierdurch ist es möglich, eine flexible Simulierung einer bei Betriebseinsatz des Werkstücks zu erwartenden realen Verformung wenigstens eines Teilbereichs desselben Werkstücks zu erzeugen und somit eine entsprechende Kompensation von sich ansonsten einstellenden Geometrieabweichungen hinsichtlich einer anzustrebenden Werkstücksollgeometrie zu erzielen.
Mit Vorteil ist das Spannkrafterzeugungssystem zusätzlich hinsichtlich der Spannkrafteinleitungsstelle permanent variierbar. Dabei kann hierzu eine Relativbewegung des Spann- krafterzeugungssystems gegenüber dem Werkstück und/oder die Einleitung einer zusätzlichen Spannkraft an einer neuen Werkstückstelle beziehungsweise die Aussetzung einer vorliegenden Spannkrafteinleitung in das Werkstück erfolgen.
Vorteilhafterweise ist das Spannkrafterzeugungssystem als in Bezug auf das Werkstück unabhängiges Druck- und/oder Zug- krafterzeugungssystem ausgebildet. Ein derartiges Spannkrafterzeugungssystem steht im Gegensatz zu einem aus der DE 28 10 322 OS bekannten System, das die Herstellung einer Schraubverbindung zwischen einem Spannteil und einem Werkstück erlaubt unter Ausbildung einer erwünschten Spannkraft, die beispielsweise derjenigen zwischen einem Zylinderblock und einem Zylinderkopf entspricht. Dabei basiert die Spannkrafthöhe ausschließlich1 auf dem sich einstellenden Anzugsdrehmoment der Schraubverbindung. Da das Anzugsdrehmoment eine einzige definierte Verformungssituation des Werkstücks endmontagegerecht simulieren soll, ist eine Veränderung desselben nicht vorgesehen und wenig sinnvoll. Dagegen wird mittels des er-' findungsgemäßen Spannkrafterzeugungssystems die Spannkraft (Druckkraft und/oder Zugkraft) unabhängig von der gewählten Verbindungsform mit dem Werkstück frei variierbar in selbiges eingeleitet. Beispielsweise kann als Verbindungsform ein Anlagekontakt eines Hydraulikzylinders zur Übertragung einer variierbaren Druckkraft in das Werkstück oder (alternativ beziehungsweise zusätzlich) eine Schraubverbindung mittels Gewindeelementen, wobei das jeweilige Gewinde lediglich zur Einleitung einer variierbaren, extern aufgebrachten Druck- o- der Zugkraft in das Werkstück dient .
Das Spannkrafterzeugungssystem enthält vorzugsweise eine Mehrzahl an Spannkrafterzeugungselementen, so dass eine zeitlich und räumlich flexible Übertragung von Druck- und/oder Zugspannkräften in das Werkstück möglich ist. Beispielsweise können hierzu mindestens zwei Spannkrafterzeugungselemente voneinander unabhängig einstellbar sein in Bezug auf einen jeweiligen Spannkraftbetriebswert und/oder auf eine jeweilige Spannkrafteinleitungsstelle in das Werkstück.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform ist das Spannkrafterzeugungselement als krafteinstellbarer Hydraulikzylinder oder
als mit einer Spannkraft extern beaufschlagbares Gewindeele-. ment ausgebildet . In Abhängigkeit der zu erfüllenden Verformungsaufgabe am Werkstück kann ein flexibler Einsatz der genannten Funktionselemente oder auch andersartiger Funktions- elemente zur Krafterzeugung und -einleitung in das Werkstück vorgesehen werden.
Mit Vorteil ist zwischen dem Hydraulikzylinder und dem Werkstück eine Anpressplatte angeordnet, die mindestens eine an die Werkstückgeometrie angepasste Durchgangsöffnung aufweist zur Gewährleistung der Zugänglichkeit einer Werkstückwandung • für ein Feinbearbeitungswerkzeug. Hierdurch kann ein direkter Kontakt zwischen den Spannkrafterzeugungselementen und dem Werkstück und somit eine nicht erwünschte Beschädigung desselben bei der Spannkraftübertragung vermieden werden, da die Spannkraft mittels der geeignet ausgebildeten Anpressplatte verformungsgünstig in das Werkstück einleitbar ist. Beispielsweise kann die Anpressplatte an ihrer Werkstück- Kontaktfläche wenigstens teilweise mit einer Oberflächen- strukturierung versehen sein. Dabei kann die Oberflächen- strukturierung insbesondere in den Pressbereichen der Anpressplatte bördeiförmig oder .sickenförmig ausgebildet sein zur Gewährleistung einer das Werkstück wenigstens bereichsweise schonenden Anpressplattenfedersteifigkeit .
Die Spanneinrichtung kann eine Steuereinrichtung aufweisen mit einer Datenspeichereinheit zum Speichern von Soll-Daten hinsichtlich des zu erartenden Werkstückverzugs bei Inbetriebnahme des Werkstücks . Ferner kann die Spanneinrichtung eine Messeinrichtung enthalten zur Ermittlung der Ist-Daten des mittels der Spanneinrichtung tatsächlich erzeugten Werkstückverzugs. Dies ermöglicht die Durchführung einer automa- • tisierten und präzisen elastischen Verformung des Werkstücks mittels der Spanneinrichtung.
Die Feinbearbeitungsvorrichtung kann eine Honbearbeitungsvor- richtung und das Werkstück eine Zylinderlaufbuchse eines Zy-'
linderkurbelgehäuses eines Verbrennungsmotors oder ein anderes Funktionselement mit einer feinzubearbeitenden Zylinderbohrung sein. Die erfindungsgemäße Spanneinrichtung ist geeignet, sowohl einen sich bei der Endmontage einstellenden Kaitverformungszustand als auch einen bei Inbetriebnahme ü- berlagerten Warmverformungszustand einer Zylinderlaufbuchse zu simulieren. Dies ermöglicht eine Kompensation von ansonsten sich einstellenden, auf betriebsbedingte Verformungen zurückzuführenden Geometrieabweichungen der Zylinderlaufbuchse mittels einer verformungsangepassten Honbearbeitung derselben.
Ferner wird zur Lösung der Aufgabe ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 13 vorgeschlagen. Das erfindungsgemäße Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass eine bei Inbetriebnahme des Werkstücks zu erwartende reale Verformung ermittelt und/oder berechnet wird unter Bereitstellung von Werkstück-Verformungsdaten, die herangezogen werden zur Erzielung einer entsprechenden elastischen Vorverformung des Werkstücks mittels der Spanneinrichtung, und dass das vorver- formte Werkstück mittels eines Feinbearbeitungswerkzeugs ver- formungsangepasst feinbearbeitet wird. Mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es möglich, nicht nur einen einzigen Verformungszustand des Werkstücks herzustellen, der einen entsprechend definierten Werkstückbetriebszustand simuliert, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen, komplexen Werkstückverformungssituationen zu realisieren.
Mit Vorteil wird während der Feinbearbeitung des elastisch vorverformten Werkstücks mindestens eine zusätzliche elastische Weiterverformung des Werkstücks mittels der Spanneinrichtung erzeugt. Dabei kann die elastische Weiterverformung des Werkstücks in Abhängigkeit des Feinbearbeitungsprozess- fortschritts und insbesondere einer jeweiligen Bearbeitungsstellung des Feinbearbeitungswerkzeugs am Werkstück erfolgen. Beispielsweise kann während einer Honbearbeitung einer Zylinderlaufbuchse eines Kurbelgehäuses die komplexe Verformung
derselben aufgrund einer sich überlagernden Kalt- und Warmverformung mittels der erfindungsgemäßen Spanneinrichtung in Abhängigkeit der jeweiligen Arbeitsposition des Honwerkzeugs im zu bearbeitenden Zylinderrohr der Zylinderlaufbuche verändert werden, so dass das fertigbearbeitete Zylinderrohr bei beziehungsweise nach der Inbetriebnahme des Kurbelgehäuses eine ideal runde Form einnimmt .
Gemäß einer möglichen Ausführungsvariante wird die Weiterverformung des Werkstücks mittels einer Änderung des Spannkraft- betriebswerts und/oder mittels einer Verlagerung der Spann- krafteinleitungsstelle erzeugt . Hierdurch wird eine an die jeweilige Werkstückform angepasste und die Verformungsaufg be erfüllende Spannkraftübertragung in das Werkstück ermöglicht.
Die Berechnung der Werkstück-Verformungsdaten kann mittels einer Finiten-Elemente-Methode erfolgen. Derartige Simulationsrechnungen eignen sich besonders zur theoretischen Bestimmung von messtechnisch praktisch nicht ermittelbaren Verformungen eines Werkstücks, wie zum Beispiel einer Zylinderlauf- buchse eines sich im Betrieb befindlichen und relativ komplex kalt- und warmverformten Kurbelgehäuses.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung.
Die Erfindung wird anhand mehrerer bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf eine schematische Zeichnung näher erläutert.
Dabei zeigen:
Fig. 1 eine schematische Schnittdarstellung eines mittels einer erfindungsgemäßen Spanneinrichtung entsprechend einer ersten Ausführungsform in einer Feinbearbeitungsvorrichtung fixierten Werkstücks und
Fig. 2 eine schematische Schnittdarstellung eines mittels einer erfindungsgemäßen Spanneinrichtung entsprechend einer zweiten Ausführungsform in einer Feinbearbeitungsvorrichtung fixierten Werkstücks.
Die Figur 1 zeigt in schematischer Darstellung eine Spanneinrichtung 10 einer Feinbearbeitungsvorrichtung 12 zur Bearbeitung eines Werkstücks 14. Gemäß vorliegendem Ausführungsbei- spiel ist die Feinbearbeitungsvorrichtung 12 eine gemäß den Doppelpfeilen 50, 52 bewegbare Honvorrichtung mit einem Feinbearbeitungswerkzeug 26 in Form einer Honspindel 56 und eines Honwerkzeugs 58, während das Werkstück 14 ein Zylinderkurbelgehäuse 44 mit feinzubearbeitenden Zylinderlaufbuchsen 42 ist. Die Zylinderlaufbuchse 42 soll derart feinbearbeitet beziehungsweise gehont werden, dass im Betriebseinsatz des Zylinderkurbelgehäuses 44 in einem Verbrennungsmotor (nicht in den Figuren dargestellt) bei sich überlagernden Kalt- und Warmverformungen die sich ebenfalls verformende Zylinderlauf- buchse 42 eine im Querschnitt nahezu ideal runde Zylinderbohrung 46 bildet. Das Zylinderkurbelgehäuse 44 liegt auf einer Auflageplatte 48 auf und ist mittels der Spanneinrichtung 10 auf selbiger lagefixiert unter Ausbildung einer definierten elastischen Verformung der feinzubearbeitenden Zylinderlauf- buchse 42. Hierzu weist die Spanneinrichtung 10 eine Mehrzahl an' insbesondere unabhängig voneinander einstellbaren Spann- krafterzeugungselementen 16 in Form von Hydraulikzylindern 18 auf, wobei in Figur 1 lediglich zwei Hydraulikzylinder 18 dargestellt sind.
Die Hydraulikzylinder 18 leiten jeweils eine definierte und gegebenenfalls variierbare Spannkraft in Form einer Druckkraft (Pfeil 54) in eine Anpressplatte 20, welche zylinder- kopfseitig auf dem Zylinderkurbelgehäuse 44 aufliegt und somit die Druckkräfte 54 auf letztere übertragt. Dies führt zu einer definierten und gegebenenfalls variierbaren elastischen
Verformung der mittels des Honwerkzeugs 58 feinzubearbeitenden Zylinderlaufbuchse 42. Die sich jeweils einstellende Verformung der Zylinderlaufbuchse 42 wird mittels einer Messeinrichtung 36 vorzugsweise kontinuierlich ermittelt (Pfeil 40) und die entsprechenden Verformungsdaten an eine Steuereinrichtung 30 übertragen (Pfeile 38, 34) , welche zur Steuerung oder Regelung der Kraftaufbringung mittels der Hydraulikzylinder 18 dient (Pfeil 32) . Vorzugsweise ist die Steuereinrichtung 30 auch mit einem Werkzeugpositioniersystem der Feinbearbeitungsvorrichtung 12 derart operativ verbunden, dass die Druckkrafteinstellung in Abhängigkeit einer jeweiligen BearbeitungsStellung des Honwerkzeugs 58 relativ zur Zylinderlaufbuchse 42 variiert werden kann zur Erzielung einer entsprechend veränderten Werkstückverformung auch während des Feinbearbeitungsprozesses. Die Spanneinrichtung 10 weist somit zur flexiblen Spannkraftwerteinstellung ein permanent variierbares Spannkrafterzeugungssystem 10 auf, wobei gegebenenfalls zusätzlich auch die Spannkrafteinleitungsstelle permanent variiert werden kann. Die konstruktive Ausbildung und somit auch die Wirkung der Anpressplatte 20 auf das Werkstück 14 ist während eines Honvorgangs nicht veränderbar. Die Anpresskraft eines jeweiligen Hydraulikzylinders 18 kann jedoch bis in den Millisekundenbereich verändert beziehungsweise geregelt werden.
Die Anpressplatte 20 weist mehrere an die Werkstückgeometrie angepasste Durchgangsöffnungen 22 auf zur Gewährleistung der Zugänglichkeit einer entsprechenden Werkstückwandung 24 für das Honwerkzeug 58. Gegebenenfalls kann die Anpressplatte 20 an ihrer Werkstück-Kontaktfläche 28 wenigstens teilweise mit einer Oberflächenstrukturierung und/oder -beschichtung versehen sein (nicht in Figur 1 dargestellt) . Dabei soll mittels der Anpressplatte 20 ein Zylinderkopf simuliert werden, wobei die Oberflächenstrukturierung beziehungsweise -beschichtung hinsichtlich ihres elastischen Verformungsverhaltens eine Zylinderkopfdichtung ersetzen soll. Die Anpressplatte 20 kann sich je nach Ausführungsbeispiel teilweise oder auch voll-
ständig über die zylinderkopfseitige Fläche des Zylinderkurbelgehäuses 44 erstrecken.
Bei Einsatz der Spanneinrichtung 10 ist somit eine verfor- mungsangepasste Feinbearbeitung des Werkstücks 14 beziehungsweise der Zylinderlaufbuchse 42 möglich. Hierzu wird bei Inbetriebnahme des Zylinderkurbelgehäuses 44 die zu erwartende reale Verformung einer jeweiligen Zylinderlaufbuchse 42 ermittelt und/oder berechnet unter Bereitstellung von Werkstück-Verformungsdaten. Die Berechnung der Werkstück- Verformungsdaten kann beispielsweise mittels einer Finiten- Elemente-Methode erfolgen. Die erhaltenen Verformungsdaten werden herangezogen zur Erzielung einer entsprechenden elastischen Vorverformung der feinzubearbeitenden Zylinderlauf- buchse 42 mittels der Spanneinrichtung 10. Die geeignet elastisch vorverformte Zylinderlaufbuchse 42 wird anschließend mittels des Honwerkzeugs 58 verformungsangepasst feinbearbeitet. Gegebenenfalls können während des Feinbearbeitungsprozesses eine oder mehrere zusätzliche elastische Weiterverformungen an der Zylinderlaufbuchse 42 mittels der Spanneinrichtung 10 erzeugt werden. Dabei kann eine elastische Weiterverformung beispielsweise in Abhängigkeit des Feinbearbeitungs- prozessfortschritts erfolgen. Die Weiterverformung der Zylinderlaufbuchse 42 kann mittels einer Änderung des Spannkraftbetriebswerts und/oder mittels einer Verlagerung der Spann- krafteinleitungsstelle erzeugt werden.
Figur 2 zeigt in schematischer Darstellung ein Werkstück 14 ebenfalls in Form eines Zylinderkurbelgehäuses 44, das mittels einer erfindungsgemäßen Spanneinrichtung 10 entsprechend einer zweiten, alternativen Ausführungsform in einer Feinbearbeitungsvorrichtung 12 fixiert ist. Dabei unterscheidet sich die Spanneinrichtung 10 von derjenigen der Figur 1 dadurch, dass sie mit einer Mehrzahl an Gewindeelementen 60 versehen ist, die jeweils dazu dienen, -eine in Bezug auf das Werkstück 14 unabhängig aufgebrachte, externe Spannkraft in das Zylinderkurbelgehäuse 44 zu übertragen. Hierzu wird das
jeweilige, in einer zugehörigen Zylinderkopfgewindebohrung des Zylinderkurbelgehäuses 44 eingeschraubte Gewindeelement 60 beispielsweise mittels eines externen Hydraulikelements (nicht in Figur 2 dargestellt) gemäß Pfeil 62 einer Zugbeanspruchung unterzogen, so dass das Zylinderkurbelgehäuse 44 gegen eine an selbige anliegende Anpressplatte 20 gedrückt wird. Die Anpressplatte 20 stützt sich ihrerseits an einer ortsfesten Auflageplatte 48 derart ab, dass gemäß den Pfeilen 64 auf das Zylinderkurbelgehäuse 44 wirkende Drückkräfte gebildet werden. Die Druckkräfte 64 entsprechen somit den in das Zylinderkurbelgehäuse 44 übertragenen Anpresskräften, mittels welchen eine definierte Verformung der Zylinderlauf- buchse 42 erzielt werden kann.
Der weitere konstruktive Aufbau und die Funktionsweise der Spanneinrichtung 10 und der Feinbearbeitungsvorrichtung 12 stimmen der Ausführungsform der Figur 1 überein, so dass auf eine diesbezügliche eingehendere Beschreibung verzichtet wird.
Mittels des Honverfahrens kann neben einer vorteilhaften Mik- rostruktur auch eine erwünschte Makrostruktur in der Zylinderlaufbuchse 42 erzielt werden. Aufgrung der Ausbildung des Honwerkzeugs 58 können hochgenaue Durchmesser in der Zylinderlaufbuchse 42 auch in großer Stückzahl prozesssicher hergestellt werden. Die Herstellung hochgenauer Zylinderbohrungen findet außer bei Zylinderkurbelgehäusen beispielsweise auch bei Einspritzpumpen, Hydraulikzylindern und ähnlichen Bauteilen Anwendung. Der Durchmesserbereich derartiger mittels einer Honbearbeitung herstellbarer Zylinderbohrungen kann sich von ungefähr 2 mm bis in einen Meter-Bereich erstrecken. Im Falle eines Verbrennungsmotors sind die sich einstellenden Zylinderlaufbuchsenverzüge bei betriebswarmem Verbrennungsmotor hinsichtlich ihrer Form und Größe komplexer als bei betriebskaltem Verbrennungsmotor. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass die Zylinderlaufbuchsen mit Brenngasen beaufschlagt werden und somit stärker erwärmt wer-
den als das umliegende Kurbelgehäusematerial . Ferner ergeben sich aufgrund einer ungleichförmigen Erwärmung unterschiedliche Verformungen in Längsrichtung der Zylinderlaufbuchsen (Kolbenhubrichtung) sowie in Umfangsrichtung der Zylinderlaufbuchse, wenn selbige nicht umlaufend gekühlt wird. Mittels der erfindungsgemäßen Feinbearbeitungsvorrichtung 12 und insbesondere der Spanneinrichtung 10 lassen sich prozesssicher reproduzierbar in Zylinderbohrungsumfangsrichtung auftretende Verformungen zweiter Ordnung (Ovalitat) , vierter Ordnung (Kleeblattform bei vier Zylinderkopfschrauben pro Zylinder) oder noch höherer Ordnung nahezu vollständig kompensieren.