Berührungslose magnetoelastische Sensoren
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sensorsystem zur Messung veränderlicher physikalischer Größen bei einem bewegten Objekt, insbesondere einem im Einsatz befindlichen Fahrzeugreifen. Die Erfindung betrifft zudem ein Verfahren zum Betreiben des Systems.
Die bei Automatisierung und Prozeßoptimierung wachsende Notwendigkeit, mechanische Größen wie Dehnungen und Spannungen präzise messen zu können, hat zu einer stark wachsenden Nachfrage nach entsprechenden Sensorsystemen geführt. Von besonderem Interesse sind kontaktlos auslesbare Sensoren zur Messung mechanischer Größen an rotierenden oder an schwer zugänglichen Objekten. Beispiele dafür sind die Messung des Drehmoments an rotierenden Wellen, die Messung des Drucks in chemischen Reaktoren oder die Messung des Kraftschlusses zwischen einem Reifen und der Straße. Die bislang bekannten Systeme sind jedoch zu aufwendig und ungenau und lassen sich in Serienprodukten wie in Kraftfahrzeugen nur bedingt einsetzen.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein zuverlässiges und robustes System der genannten Gattung zu schaffen, das sich mit einfachen Mitteln kostengünstig umsetzen läßt und das genaue Meßergebnisse liefert. Ebenso ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Betrieb des Systems zu schaffen.
Diese Aufgaben werden durch ein System nach Anspruch 1 und durch das Verfahren nach Anspruch 8 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen genannt.
Der grundlegende Gedanke der Erfindung des berührungslosen Meßsystems beruht auf der Verwendung eines Sensors aufweisend eine magnetoelastische Legierung sowie einer Sende-Empfangseinheit zur Beaufschlagung des Sensors mit elektromagnetischer Strahlung, wie es beispielsweise aus der Radartechnik bekannt ist. Dabei wird in oder an dem bewegten Objekt beispielsweise am Reifen ein Probekörper (Sensorelement) aufweisend magnetoelasisches Material, insbesondere ein Band oder Draht aus einer ferromagnetischen amorphen Legierung, angebracht. Über die außerhalb des Objektes befindliche Sender- Empfängereinheit wird der Probekörper mit elektromagnetische Wellen bestrahlt und das vom Probekörper erzeugte Echo aufgenommen. Zur Auswertung der aufgenommenen Signale wird eine Auswerteeinheit eingesetzt, die der Sender- Empfängereinheit zugeordnet ist und die aus dem Unterschied der gesendeten und der empfangenen Signale den Dehnungszustand des Probekörpers als physikalische Größe ermittelt.
Ein Kernstück der Erfindung ist dabei der fernabfragbare magnetoelastische Sensor, der über seine sich verändernde Dehnung am Objekt Informationen liefert, insbesondere -im Reifen angebracht- den Straßenzustand bestimmt. Das Sensorelement kann beispielsweise im Reifen einvulkanisiert werden, während sich die Sende- und Empfangseinheit im Radkasten befindet. Mit der Erfindung wird ein System geschaffen, das sich mit einfachen Mitteln kostengünstig umsetzen läßt und das bei hoher Zuverlässigkeit genaue Meßergebnisse liefert.
Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse verdeutlichen, daß sich mit magnetoelastischen Materialien und einer Hochfrequenz-Sende/Empfangseinheit fernabfragbare Sensoren für mechanische Größen einfach realisieren lassen. Das beschriebene System erlaubt Messungen mit einer Bandbreite von 2 kHz, wobei diese Beschränkung durch das niederfrequente Magnetfeld vorgegeben ist und prinzipiell keine Grenze darstellt. Die verwendeten magnetoelastischen Materialien (insbesondere Drähte) erlauben eine Messung im Dehnungsbereich bis 0, 2%. Für
die hier vorgestellte Anwendung als Reifensensor ist vorteilhafter Weise eine geeignete Vorspannung zu wählen, gm sowohl Zug- als auch Druckspannungen messen zu können. Der meßbare Dehnungsbereich hängt dabei von dem verwendeten magnetoelastischen Material ab. Da die maximale Dehnung im Draht mehr als 1 % erreicht, kann der Meßbereich durch gezielte Materialauswahl bzw. Materialentwicklung noch vergrößert werden.
Eine wesentliche Störgröße für derartige Sensoren stellen magnetische Störfelder, insbesondere Gleichfelder, dar. Solange jedoch die Amplitude des Wechselfeldes ausreicht, das magnetische Material gegen die Störfelder vom Nullfeld bis zur Sättigung zu modulieren, kann der Störfeldeinfluss vernachlässigt werden. Die prinzipielle Abhängigkeit des Sensorsignals vom Ort des Meßobjekts bei bewegten Objekten wie Reifen aufgrund von Phasenschiebungen des Hochfrequenzfeldes oder der Inhomogenität des niederfrequenten Bias- Magnetfeldes, werden vorteilhafter Weise bei der Gestaltung des Meßsystems berücksichtigt. Weiterhin ist es denkbar, andere Querempfindlichkeiten wie z.B. die Temperatur zu verringern. Zudem ist es möglich, das Meßprinzip auf andere Applikationsfelder zu übertragen.
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren 1 bis 8 näher beschrieben. Es zeigen:
Figur 1 den inversen magnetostriktiven Effekt,
Figur 2 ein Schema des Systems,
Figur 3 ein Ausführungsform des Systems,
Figur 4 eine Sgnalfolge mit Fourierspektrum,
Figur 5 ein Schema der Signalverstärkung,
Figur 6 Meßdaten,
Figur 7 ein Schaubild (Abhängigkeit des Signales von der Dehnung) und
Figur 8 ein Schaubild (Abhängigkeit des Signales vom Abrollweg).
Die Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung des inversen magnetostriktiven Effekts. Dabei führt eine Spannungs- oder Dehnungsänderung zu einer Scherung der Magnetisierungskurve (links), wobei die stark gezeichnete Kurve eine hohe Spannung und die unterbrochen gezeichnete Kurve eine geringere Spannung repräsentiert. Dies führt zu einer Änderung der differentiellen Permeabilität μd = dM/dH (rechts), wobei die Strichstärken mit der linken Figur korrespondieren. Der magnetostriktive Effekt (Villari-Effekt) besagt, daß eine Änderung des mechanischen Spannungszustandes σ des magnetoelastischen Materials 1 eine Änderung seiner Permeabilität μ hervorruft. Diese Permeabilitätsänderung führt zu einer Änderung der Radarreflektivität des Sensorelements, die auf den sogenannten 'giant-magneto-impedance' (GMI) Effekt zurückzuführen ist. Dabei ändert sich die Skineindringtiefe und damit der Ohmsche Widerstand R respektive die Impedanz Z des magnetischen Werkstoffes. Voraussetzung ist, daß die Frequenz des elektromagnetischen Wechselfeldes hinreichend groß und so die Skineindringtiefe kleiner als die Werkstoffdimension ist. Damit hat der genannte Effekt eine Auswirkung auf den elektrischen Widerstand.
Das Meßkonzept läßt sich folgendermaßen darstellen: Das magnetoelastische Element 1 (Draht oder Schicht) kann in einem ersten Ansatz gleichzeitig als Sensor und als Antenne dienen, wobei die Änderung der Permeabilität eine Änderung der Impedanz Z der Antenne verursacht (Figur 2). Das Element 1 moduliert das von einem Sender 2 ausgesandte Signal 5, wobei ein Empfänger 3 das modulierte Signal 4 aufnimmt. So führt eine mechanische Spannung σ über den magnetoelasischen Effekt zu einer Änderung der Permeabilität μ, die über den Skineffekt und den GMI -Effekt die Impedanz Z und damit den Widerstand R beeinflußt. In einem anderen Konzept bildet das magnetostriktive Material den magnetischen Kern eines LC-Schwingkreises, dessen Resonanzfrequenz sich in Folge der Permeabilitätsänderung über die Induktivität der Spule verschiebt. Im Folgenden wird der erst genannte Ansatz näher untersucht.
Das Meßprinzip beruht auf einer Kombination des magnetoelastischen Effektes und einer damit verbundenen Änderung der Radarreflektivität. Das magneto- -elastische Material wird direkt als Antenne betrieben. Als magnetoelastische
Materialien können Bänder oder Drähte aus ferromagnetischen amorphen Legierungen oder Dünnschichtsysteme verwendet werden. Für integrierte LC Schwingkreise eignen sich vorzugsweise dünne Schichten. Die zu verwendenden magnetoelastischen Werkstoffe weisen vorteilhafter Weise eine ferromagnetische Grenzfrequen∑ auf, die deutlich über der Arbeitsfrequenz (z.B. 2,45 GHz) liegt. Weiterhin weisen sie vorteilhaft bei dieser Arbeitsfrequenz einen hinreichend großen inversen magnetostriktiven Effekt auf. Im Bereich dünner Schichten lassen sich diese Anforderungen gut durch die Herstellung von Viellagenschichten erfüllen.
Das in Figur 3 schematisch dargestellte Meßsystem besteht aus einem magnetoelastischen Sensorelement 6, das eine magnetische Schicht 7 aufweist und das Änderungen des mechanischen Spannungszustandes lokal detektiert. Ein solches Sensorelement 6 kann beispielsweise sich im oder am Reifen befinden. Das System weist eine Sende/Empfangseinheit 8 und eine Spule 9 zur Erzeugung eines magnetischen Modulationsfeldes (Biasfeld) auf, um das Meßsignal von Störsignalen, die von anderen reflektierenden Teilen herrühren, zu trennen. Das Modulationsfeld wird vermittels eines NF-Oszillators 10 und eines Verstärkers 1 1 erzeugt. Die Sende/Empfangseinheit 8 weist eine Antenne 12 und ein Modul 14 zur Verarbeitung der Signale auf. Eine von der Sende/Empfangseinheit 8 erzeugte Welle 13 wird am Sensorelement 6 reflektiert und als Reflexionswelle 15 zurückgesandt. Dieses Meßsystem eignet sich zur fernauslesbaren Detektion des Dehnungszustandes in magnetoelastischen Sensorelementen. Die Auswertung des empfangenen Signals erfolgt entweder analog oder in einem PC bzw, Mikrocontroller.
Bei der Auswahl einer geeigneten Arbeitsfrequenz für das Sensorsystem sind die Materialeigenschaften, die resultierende Wellenlänge sowie die internationalen Vorschriften zur Nutzung der Frequenzbänder zu berücksichtigen. Eine obere Grenzfrequenz ergibt sich durch die verwendeten ferromagnetischen Materialien. Heute verfügbare metallische magnetoelastische Werkstoffe weisen eine Resonanzfrequenz von maximal 7 GHz auf. Oberhalb dieses Resonanzbe reiches ist eine Nutzung des GMI-Effektes kaum möglich, da in diesem Fall die relative
Permeabilität gleich „Eins" ist und daher durch mechanische Spannungen oder magnetische Felder nicht mehr moduliert werden kann. Eine Begrenzung zu niedrigen Frequenzen hin ergibt sich im Wesentlichen durch die für die Anwendung noch vertretbare Antennengröße.
Für Applikationen bei denen sich der Sensor selbst oder andere reflektierende Bauteile in dessen Umfeld bewegen, kann es von Vorteil sein, eher niedrige Frequenzen zu nutzen, so daß die Amplituden der Bewegungen im Bereich einer viertel Wellenlänge liegen. So werden starke Schwankungen in Amplitude und Phase des empfangenen HF-Signals vermieden, die aufgrund von variierenden Interferenzen zwischen Nutz- und Störsignalen entstehen. Aufgrund dieser Randbedingungen eignen sich besonders die ISM-Frequenzbänder (industrial scientific and medical applications) bei 433 MHz und 2,45 GHz zur Abfrage der Sensoren. Die erforderlichen Sendeleistungen liegen typischerweise im Bereich von 1 μW bis 10 mW, je nach Arbeitsabstand und geforderter Störfestigkeit.
Wie nachfolgend erläutert wird, ist das vom Sensor reflektierte Signal mit einer Frequenz im kHz Bereich moduliert. Der Empfänger hat die Aufgabe, dieses Signal zu verstärken und anschließend zu demodulieren. Abhängig von der jeweiligen meßtechnischen Aufgabenstellung ist entweder eine Amplitudenmodulation ausreichend, oder es wird ein Quadraturdemodulator benötigt.
Die Notwendigkeit zur Quadraturdemodulation kann sich in Systemen mit bewegten Komponenten ergeben. Im Allgemeinen werden das Nutzsignal vom Sensorelement und die Störsignale von den anderen Bauteilen nicht die gleiche Phasenlage haben, da sie in unterschiedlichen Entfernungen von der Antenne reflektiert werden. Bei einer Arbeitsfrequenz von 2,45 GHz führt bereits eine Abstandsänderung von 1 ,5 cm zwischen Antennen und Sensorelement zu einer Phasenverschiebung von 90°, die insbesondere dann, wenn das Störsignal wesentlich größer als das Nutzsignal ist, zu nicht interpretierbaren Signalen führt. Für Anwendungsfelder, bei denen keine definierte Phasenlage sichergestellt werden kann, ist daher ein Ampiitudendemodulator ungeeignet.
Ein Problem bei dem vorgeschlagenen Meßprinzip ergibt sich dadurch, daß nicht nur das Sensorelement selbst, sondern auch anderen Bauteile im Umfeld des Sensors einen Teil der vom Sender emittierten Leistung reflektieren. Werden keine Gegenmaßnahmen getroffen, können bewegte Bauteile eine Änderung des Spannungs∑ustandes vortäuschen. Um diese Probleme zu umgehen, wird um das Sensorelement ein niederfrequentes magnetisches Wechselfeld erzeugt, das stark genug ist, das Sensorelement periodisch in die magnetische Sättigung zu treiben. Da die verwendeten Materialien magnetisch weich sind, genügen hierfür Amplituden von wenigen 100 μT. Das periodische Durchlaufen der magnetischen Hystereseschleife führt zu einer Modulation des reflektierten Signals mit der doppelten Frequenz des Modulationsfeldes (Figur 4). Das vom Empfänger detektierte reflektierte Signal des Sensorelementes ist mit dem Biasmagnetfeld (gestrichelte Linie) moduliert. Die Fouriertransformation (Figur 4, rechts) des Signals zeigt, daß das Amplitudenspektrum für den gedehnten Sensor wesentlich schneller abklingt. Die Reflektionen der anderen, nicht weichmagnetischen Bauteile werden dagegen nicht moduliert. Dies ermöglicht es, die Störsignale nach dem Empfänger mittels eines Band- oder Hochpaßfilters zu unterdrücken und damit nur die Signale des Sensorelements zu extrahieren.
Wie erwähnt, kann die Amplitude des empfangenen Signals unabhängig vom Spannungszustand des Sensors variieren. Verantwortlich hierfür sind z.B. Interferenzen durch bewegte Objekte oder die Dämpfung durch Umwelteinflüsse. Diese Einflüsse lassen sich jedoch durch eine geeignete Signalverarbeitung eliminieren. Durch das magnetische Modulationsfeld wird die in Figur 1 dargestellte μ-H-Kennlinie der Permeabilität periodisch durchlaufen. Der Demodulator erzeugt die in Figur 4 links dargestellten Signalverläufe. Bei jedem Nulldurchgang des Modulationsfelds zeigt das Signal eine Spitze deren Breite abhängig vom Spannungszustand des Sensors ist. Das Amplitudenspektrum der schmalen Spitzen klingt wesentlich langsamer ab, als das der breiten (Figur 4 rechts). Das Amplitudenverhältnis zweier geeigneter Obertöne ist somit ein Maß für die Dehnung des Sensors und unempfindlich gegen Schwankungen der Gesamtamplitude.
Für eine einfache Auswertung genügt es, zwei Hochpaßfilter unterschiedlicher Grenzfrequenzen mit dem demodulierten Signals zu speisen. Figur 5 zeigt solche Filter 16 a und 16b, die mit dem von der Antenne 17 empfangenen Signal beaufschlagt werden, wobei das Signal durch einen Vorverstärker 18 und einen Demodulator 19 aufbereitet ist. Die Amplitude und damit die Leistung in den entsprechenden Frequenzbändern wird durch (quadratische) Gleichrichtung mit Gleichrichtern 20 der Filterausgänge erzeugt. Die Bildung des Quotienten und die Linearisierung der Kennlinie kann anschließend ohne hohen Rechenaufwand in einem Mikrocontroller erfolgen.
Die in Figur 5 dargestellte Schaltung zur Signalauswertung verstärkt zunächst das vom Sensor reflektierte Signal, das anschließend demoduliert wird. Das demodulierte NF-Signal durchläuft zwei Hochpassfilter mit unterschiedlichen Grenzfrequenzen. Die Kennlinien der Filter 16a und 16b sind in Figur 5a schematisch dargestellt, wobei die Kennlinien über die Fourierspektren aus Figur 4 gelegt sind. Durch Gleichrichtung des gefilterten Signals werden zwei Meßgrößen erzeugt, nämlich die Gesamtamplitude des NF-Signals (A
>2KH
Z) und der relative Anteil der Frequenzkomponenten oberhalb von 4,5 kHz
Figur 6 zeigt Ergebnisse, die bei der Integration von magnetoelastischen Sensoren in PKW-Reifen erzielt wurden. Dabei wurde ein Sensor entwickelt, der während des Abrollens des Reifens kontinuierlich Daten bezüglich der im Kontaktbereich zur Fahrbahn auftretenden Kräfte übermittelt. Dabei sind die Anforderungen an die absolute Genauigkeit der Messung relativ gering. Hingegen können schnelle Veränderungen der Kräfte aufgelöst werden. Diese schnellen lokalen Kraftänderungen treten z.B. auf, wenn ein Stollen die Fahrbahn berührt oder wenn der Stollen einen Bereich des Reifenlatsches durchläuft, in dem ein Übergang von Haft- zu Gleitreibung stattfindet. Eine Auswertung dieser Daten liefert wichtige Informationen über das Kraftschlusspotential.
Die hier vorgestellten Messungen wurden an einem Prüfstand durchgeführt, in dem zwei Reifen aufeinander abrollen, wobei der obere Reifen mittels einer PKW- Radaufhängung montiert ist. Die Achslast des oberen Reifens kann kontinuierlich
von 0 bis 3000 N variiert werden. Die Sensoren bestehen aus 2 cm langen amorphen Fe-Co-Basis Drähten mit 27,5 μm Durchmesser und einem ca. 5 m dicken Glasmantel. Sie sind in tangentialer Richtung zwischen den Stollen auf den Profilboden geklebt. Da der Stahlgürtel des Reifens die Radiowellen stark abschirmt, sind an beide Enden des Sensordrahts Kupferdrähte von 30 cm Länge gelötet, die durch das Profil zur Außenwand des Reifens geführt und dort in Form einer Dipolantenne befestigt sind.
Die Sende- und Empfangsantennen sowie die Spule für das magnetische Modulationsfeld befinden sich 5 cm seitlich neben dem Reifen und 12 cm über der gedachten Fahrbahn an der Radaufhängung. Die Modulationsspule besitzt einen 20 cm langen geschichteten Stahlkern mit 3x3 cm2 Querschnitt. Für die Messungen wird die Spule so angesteuert, daß sie unter dem Reifen ein Modulationsfeld von 200 μT Amplitude mit einer Frequenz von 1 ,5 kHz erzeugt. Die Antennen bestehen aus kreisförmigen Drahtschleifen mit 8 cm Durchmesser, die nicht auf die Arbeitsfrequenz abgestimmt sind. Durch die Verwendung von Arbeitsfrequenzen von 433 MHz und niedriger befindet sich der Sensor im Nahfeld der Antennen. Aufgrund der vorher erörterten Zusammenhänge wird ein Amplitudendemodulator verwendet.
In Figur 6 ist die Änderung des demodulierten Signals in Folge einer sich ändernden Belastung (20N und 1200N) bei stehendem Reifen gezeigt. Gezeigt ist die Änderung des empfangenen Signals aufgrund einer statischen Last bei stehendem Reifen. Der Sensor befindet sich bei der Messung ca. 2 cm vor dem Kontaktbereich der Reifen. Deutlich ist zu erkennen, wie die Signalspitzen bei wachsender Dehnung abgerundet werden. Die weitere Verarbeitung des demodulierten Signals erfolgt auf einem Computer. Hierzu wird das Signal zunächst mit 200 kHz Abtastfrequenz digitalisiert und anschließend, wie beschrieben, mittels zweier IIR (Infinite Impulse Response) Hochpässe zweiter Ordnung gefiltert. Die Grenzfrequenzen betrugen 2 kHz und 4,5 kHz.
In Figur 7 ist die Ausgangsamplitude (quadratischer Mittelwert) des 2 kHz-Filters ( >2kHz) sowie das Verhältnis beider Amplituden (A>4]5kHz /A>2 Hz) als Funktion einer definierten Dehnung des Drahtes gezeigt. Zu sehen ist die Amplitude und
Anteil der hochfrequenten Komponenten (A>4,5kHz /A>2kHz) im demodulierten Signal als Funktion der Dehnung des Sensordrahtes. Man erkennt, daß die Gesamtamplitude des Signals bis zu einer Dehnung von 0,2% ansteigt. An diesem Punkt ist das Demodulatorsignal nahezu sinusförmig, das Modulationsfeld reicht nicht mehr aus, um den Draht magnetisch zu sättigen. Eine weitere Dehnung führt zu einem weiteren Abflachen der μ-H-Kennlinie, was zu einer Reduktion der Modulationstiefe führt. Aus demselben Grund nehmen die hochfrequenten Anteile ( >4l5 Hz /A>2kHz) des Signals ebenfalls nur bis zu einer Dehnung von 0,2% ab. Durch das Abknicken der Kennlinie bei 0,2% Dehnung wird der nutzbare Arbeitsbereich des Sensors definiert.
Figur 8 zeigt Messungen am rotierenden Reifen für unterschiedliche Achslasten. Die Kurvenverläufe oberhalb der durchgezogenen Linie entsprechen dabei einer Druck-, unterhalb der Linie einer Zugspannung. Gezeigt sind Daten, die an einem rotierenden Reifen mit unterschiedlichen Achslasten aufgenommen sind. Da der Sensordraht mit einer Vorspannung auf die Reifenoberfläche aufgebracht ist, ist es möglich, sowohl Dehnungen als auch Stauchungen im Reifen zu bestimmen. Die 0 N Kurve dient dabei als Referenz für den spannungsfreien Zustand. Sie ist in den Randbereichen nicht konstant, da dort die Amplitude des Modulationsfelds abfällt. Wie erwartet, nimmt die Breite der Kontaktzone mit steigender Achslast zu. In der Kontaktzone wird der Reifen abgeflacht, was zu einer Stauchung des Gummis im Profilboden führt. In den Bereichen vor und hinter der Kontaktzone wird das Gummi gedehnt, da die lokale Krümmung der Profiloberfläche größer ist als im unbelasteten Fall. Bei Achslasten über 100 N wird der Gummi im Kontaktbereich so stark gestaucht, daß die Vorspannung des Sensordrahts vollständig abgebaut wird. In diesem Bereich erhält man keine verwertbaren Daten. Dieser Bereich ist in den 720 N und 1340 N Kurven als verrauschte Gerade in der Mitte des Plots zu erkennen.