Airbag für ein Kraftfahrzeug
Die Erfindung betrifft einen Airbag für ein Kraftfahrzeug, der mit einem Gasgenerator verbunden ist und an dem zur Erhöhung der passiven Sicherheit Nebenkammern angeordnet sind.
Aus der DE 197 24 625 ist ein Airbag bekannt, dessen Hülle einen Hüllenabschnitt aufweist, der zur zumindest zeitweisen Bereitstellung eines Zusatzvolumens von dem unter Druck einströmenden Gasmassenstrom elastisch verformbar ist. Mit dieser Gestaltung wird ein Berstschutz erreicht und zusätzlich auch die Möglichkeit eröffnet, mittels einer Rückströmung nach elastischer Rückverfomung die sogenannte Standzeit des Airbags durch Aufrechterhaltung eines Mindestdrucks für einen vorgegebenen Zeitraum zu verlängern.
Ferner beschreibt die DE 197 19 151 A1 eine aufblasbare Fahrzeuginsassenschutzvorrichtung und ein Verfahren zum Aufblasen der Vorrichtung, nach dem bei einem Seitencrash eine erste Struktur zwischen dem Thorax bzw. Rumpf eines Fahrzeuginsassen und einem Seitenteil eines Fahrzeugs aufgeblasen und anschließend eine über diese erste Struktur aufblasbare zweite Struktur zwischen dem Kopf des Fahrzeuginsassen und dem Seitenteil des Fahrzeugs entfaltet wird. Dabei sind die beiden Strukturen durch Ventilmittel voneinander getrennt, die eine Rückströmung des Aufblasströmungsmittels von der zweiten in die erste Struktur für eine Zeitperiode verhindern, um einen wirksamen Schutz für den Kopf des Fahrzeuginsassen zu bieten, der zu einem späteren Zeitpunkt mit der zweiten Struktur kollidiert als der Thorax mit der ersten Struktur.
Auch die DE 197 20 586 A1 hat eine Seitenaufprallschutzeinrichtung für einen Fahrzeuginsassen mit einem Airbag zum Gegenstand, der zwei durch eine im wesentlichen waagerechte Trennwand gebildete übereinanderliegende Kammern aufweist, die durch eine Gasdurchtrittsöffnung in der Trennwand miteinander verbunden sind. Um die einwandfreie Funktion beider Kammern auch für den Fall sicherzustellen,
BESΪÄΠGUNGSKDWE
daß bei einem Crash während des Aufblasens des Airbags die Gasdurchtrittsöffnung durch Eintauchen des Fahrzeuginsassen in diesen zumindest teilweise verschlossen wird, ist zusätzlich eine weitere, als Überdruckventil wirkende Öffnung in der Trennwand angeordnet. Eine vergleichbare Lösung für einen Mehrkammer-Airbag ist in der EP 0 593 172 B1 beschrieben.
Des weiteren ist aus DE 197 58 208 A1 ein Airbagsystem mit einem durch einen Gasgenerator aufblasbaren inneren und einem äußeren Kissen bekannt, bei dem das äußere Kissen selektiv aufgeblasen wird, wenn die am inneren Kissen angeordneten Luftlöcher durch den in diesem aufgebauten Innendruck geöffnet werden. Damit kann die Luftkissenanordnung auf variable Größen aufgeblasen werden, um einen Fahrzeuginsassen auch dann vor einem Aufprall zu schützen, wenn die Aufblaseinrichtung nur wenig Gas erzeugt.
Mit Ausnahme des erstgenannten Airbags sind bei allen vorbeschriebenen Systemen die Gasübergänge von einem Gassack zu einem zweiten oder von einer Kammer in eine zweite so gestaltet, daß sie in einer Richtung durchströmt werden können und daß die entfalteten Airbags nur bei einer ersten und nicht bei einer weiteren Kollision ihre Rückhaltefunktion sicherstellen.
Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, vorgenannte Airbags weiterzuentwickeln.
Diese Aufgabe wird bei einer Airbageinrichtung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 durch dessen kennzeichnende Merkmale gelöst.
Die Erfindung besteht darin, daß ein in bekannter Weise mit einem Gasgenerator verbundener und durch diesen bei einem Crash aufblasbarer und mit Nebenkammern versehener Airbag, bei dem diese bei einem vorbestimmten Gasdruck mit Gas befüllbar sind, insbesondere ein Lenkradairbag oder ein Beifahrerairbag, zur Bildung solcher Nebenkammern seitlich am Airbag und/oder auf der dem Fahrzeuginsassen abgewandten Seite des Airbags, also an den Bereichen des Airbags, mit denen der Fahrzeuginsasse nicht kollidiert und in den Airbag eintaucht, dehnbare elastische Gewebeteile aufweist, und daß diese Gewebeteile bei Erreichen des vorbestimmten Druckes unter Energieaufnahme blasenartig entfaltbar sind und bei Absinken des Gasdruckes im Airbag mit der beim Entfalten aufgenommenen Energie das
aufgenommene Gas zumindest teilweise in den Airbag zurückdrücken. Damit wird das vom Gasgenerator in den Airbag freigesetzte und teilweise durch den in den Airbag eintauchenden Fahrzeuginsassen aus diesem verdrängte Gas bei einer Entlastung des Airbags in diesen zurückgeführt und steht bei einer Nachfolgekollision zur Verfügung, so daß bei einer solchen auch eine Rückhaltefunktion erfüllt werden kann. Das in die Nebenkammer verdrängte und dort zwischengespeicherte Gas gelangt vorteilhafterweise auch nicht in den Fahrzeuginnenraum. Die die Nebenkammern bildenden Gewebeteile bestehen dazu aus einem gasundurchlässigen Material, insbesondere einem dehnbaren elastischen Gewebe, das innenseitig mit einer gasundurchlässigen Schicht, z.B. mit einer Gummischicht versehen ist. Diese Gummischicht kann zusätzlich Schrumpfeigenschaften aufweisen, derart, daß sie sich bei Wärme ausdehnt und bei Kälte zusammenzieht. Damit wird in vorteilhafter Weise die Refillfunktion der Airbageinrichtung unterstützt, da bei der Aktivierung derselben Wärme entsteht und anschließend eine Abkühlung erfolgt.
Die Gewebeteile sind bei einer einfachen Ausführung an Öffnungen/ Löchern (Überströmöffnungen) im Airbag angeordnet, durch die das Gas aus dem Airbag unter Aufweitung des dehnbaren Gewebes und damit unter Überwindung dessen Dehnfestigkeit jeweils die Nebenkammer bildet und füllt.
Die Überströmöffnungen können aber auch durch druckabhängige Ventile verschlossen sein, die erst bei einem vorbestimmten Überdruck öffnen, insbesondere durch Membranen, die bei einem vorbestimmten Druck im Airbag platzen.
Alternativ zur Anordnung einzelner Gewebeteile ist es möglich, diese zu einer einzigen umlaufenden ringförmigen Gewebelage zusammenzufassen, so daß bei einer Aktivierung des Systems eine ringförmige umlaufende Nebenkammer ausbildbar ist. Bei einer ungleichmäßigen Belastung des Airbags durch den eintauchenden Fahrzeuginsassen kann diese Nebenkammer unsymmetrisch ausgebildet werden.
Zur Sicherstellung der Rückhaltefunktion kann insbesondere der Beifahrerairbag vorteilhaft mit zwei Nebenkammern bildenden Gewebeteilen versehen sein, die an den gegenüberliegenden Seiten quer zur Fahrzeuglängsrichtung angeordnet sind. Die Gewebeteile sind so gestaltet, daß sie sich in Fahrzeuglängsrichtung seitlich vom Fahrzeuginsassen entfalten und einen zusätzlichen Schutz bieten, insbesondere bei
einem Schrägaufprall. Wenn eine solche Maßnahme nicht erforderlich ist, weil schon ein Seitenairbagsystem im Fahrzeug installiert ist, können die Gewebeteile aber auch so angeordnet sein, daß sich die Nebenkammern im Innern bzw. hinter der Schalttafel entfalten, wobei sie die dort gegebenen, auch unregelmäßigen Freiräume nutzen können.
Vorteilhafterweise sind die dehnbaren Gewebeteile bei Lenkradairbags so ausgelegt, daß sie ein Lenkradumhüllungspolster bilden und so mit relativ wenig Gasvolumen die vom Lenkrad ausgehende Verletzungsgefahr weiter minimiert werden kann.
Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen erläutert. In den dazugehörigen Zeichnungen zeigen schematisch:
Fig. 1 : einen Airbag mit seitlich angeordneten Gewebeteilen,
Fig. 2: eine weitere Ausführung eines derartigen Airbags,
Fig. 3: einen Lenkradairbag mit lenkradseitig angeordneten Gewebeteilen,
Fig. 4: einen Lenkradairbag mit einem ringförmigen Gewebeteil,
Fig. 5: einen Beifahrerairbag mit seitlich angeordneten Gewebeteilen und
Fig. 6: einen durch zwei Gasgeneratoren aufblasbaren Airbag.
In Fig. 1 ist ein Beifahrerairbag 1 einer Airbageinrichtung für ein Kraftfahrzeug gezeigt, der mit einem schematisch dargestellten Gasgenerator G verbunden ist. An dem Airbag 1 sind an unverschlossenen Überströmöffnungen 2 Taschen 3 aus einem dehnbaren elastischen Gewebe zur Bildung von Nebenkammern 4 (gestrichelt dargestellt) angeordnet. Die Taschen 3 können anstelle eines elastischen Gewebes auch aus einem elastischen Material (Kautschuk, Gummi oder EPDM) gebildet sein. Bevorzugt weisen die Taschen 3 innenseitig z. B. eine Gummibeschichtung des Gewebes auf (schematisch am Beispiel der Tasche 4' durch strichpunktierte Linie angedeutet - siehe Figur 2). Die Darstellung zeigt den entfalteten Airbag nach einer Aktivierung des Systems. Das in diesen freigesetzte Gas hat diesen unter Druckaufbau vollständig
entfaltet und wird teilweise aus diesem durch die Überströmöffnungen 2 in die Taschen 3 gedrückt und beginnt diese zu befüllen und zu entfalten. Der Vorgang wird durch einen in den Airbag 1 eintauchenden Fahrzeuginsassen unterstützt, weil dadurch der Gasdruck im Airbag 1 erhöht wird. Die gestrichelt dargestellten gasundurchlässigen Nebenkammern 4 werden unter Energieaufnahme elastisch aufgeweitet. Bei einer nachfolgenden Entlastung des Airbags 1 und der damit verbundenen Druckminderung in diesem wird das in den Nebenkammem 4 vorübergehend gespeicherte Gas durch das energiegeladene und sich wieder zusammenziehende Gewebe teilweise in den Airbag 1 zurückgedrückt und bietet somit bei einer Nachfolgekollision einen Mindestschutz.
Fig. 2 zeigt einen Ausschnitt aus einem Airbag einer vergleichbaren Ausführung. Der Unterschied zur vorstehend beschriebenen Ausführung besteht darin, daß an den Überströmöffnungen 2 druckabhängige Ventile, z. B. in Form von Gewebemembranen 5 angeordnet sind. Diese zerbersten, wenn ein vorbestimmter Druck im Airbag 1 überschritten wird, insbesondere dann, wenn ein Fahrzeuginsasse in den Airbag 1 eintaucht und Gasvolumen verdrängt wird. Die Gasüberströmöffnungen 2 sind danach unverschlossen, so daß das verdrängte Gas nach einer Entlastung des Airbags 1 unbehindert zurückgedrängt werden kann. Die Überströmöffnungen wirken dann als Drossel.
In Fig. 3 ist ein durch den Gasgenerator G befüllbarer Lenkradairbag 6 dargestellt, an dem die Taschen 3 lenkradseitig, also in einer vom Insassen abgewandten Richtung, angeordnet sind. Sie sind auch so verteilt, daß die in radialer Richtung innenliegenden Taschen 3 bei ihrer Entfaltung durch den Lenkradkranz 7 hindurch Nebenkammern 4 ausbilden. Die Überströmöffnungen 2 sind frei. Alternativ können die Nebenkammern 4 das Lenkrad im gedehnten Zustand ringartig oder ringsegmentartig einhüllen und bilden so ein Lenkradumhüllungspolster (siehe auch Figur 6).
Eine weitere Ausführung einer Airbageinrichtung zeigt Fig. 4. Bei dieser ist ein Lenkradairbag 8 lenkradseitig mit einer umlaufenden ringförmigen Gewebelage 9 über mehreren Überströmöffnungen 10 versehen. Bei einer Befüllung des Lenkradairbags 8 und Übersteigung eines vorbestimmten Gasdruckes in diesem, insbesondere bei Eintauchen eines Fahrzeuginsassen in diesen, wird die Gewebelage 9 zu einer ringförmigen Nebenkammer 11 entfaltet. Bei einer ungleichmäßigen Belastung des Airbags 8 durch den Fahrzeuginsassen, beispielsweise bei einem Schräg- oder auch bei
einem seitlichen Frontalaufprall, kann die Nebenkammer 11 auch unsymmetrisch ausgebildet werden (in der Fig. dargestellt).
Figur 5 zeigt einen Beifahrerairbag 12, an dem zwei Nebenkammern 13 aus an den gegenüberliegenden Seiten quer zur Fahrzeuglängsrichtung angeordneten Gewebeteilen, insbesondere durch das Eintauchen des Fahrzeuginsassen 14 in den Airbag 12 entfaltet sind. Die seitlich vom Airbag 12 ausgebildeten Nebenkammern 13 bieten zusätzlich einen verbesserten Schutz bei einem Schrägaufprall. Nach der Entlastung des Beifahrerairbags 12 wird das Gas teilweise auch aus diesen Nebenkammern durch das elastische Gewebe wieder in den Airbag 12 zurückgedrückt.
Bevorzugt wird für die mit elastischen Taschen 3 oder Nebenkammern 11 versehenen Airbags ein sogenannter Kaltgasgenerator oder Hybridgasgenerator K zur Befüllung vorgesehen wie beispielsweise in den Schriften DE 197 00 713, DE 196 21 045, EP 0 449 506, US 5,516,144, EP 0 715 993 oder DE 44 40 247 beschrieben. Die mit derartigen Gasgeneratoren eingefüllten Luftmassen sind so kühl, daß das in der Regel wärmeempfindliche elastische Material (Kautschuk, feinmaschiges Gewirk, EPDM oder dergleichen) durch den Gasstrom nicht geschädigt wird und so dem Erschlaffen der Hauptkammer des Airbags 34 durch elastische Selbstrückstellung entgegenwirken kann. Durch erfinderseitige Untersuchungen konnte festgestellt werden, daß dieser Gasmassenrückstrom aus den gedehnten elastischen Bereichen groß genug ist, um die Hauptkammerwandungen des Airbags 1 , 6, 8 und 12 gespannt zu halten, so daß für eine Nachfüllung mit Heißgas aus einem zweiten Generator H nur noch wenig Gasmasse notwendig ist und damit für Multikollisionsereignisse mit geringem Aufwand und ohne großen Zeitverzug weiterer Aufprallschutz zur Verfügung gestellt wird. Ein solcher Zusatzgenerator H (siehe Figur 6) kann mit handelsüblichen Heißgas- Treibsätzen bestückt sein, wie sie beispielsweise in Fahrzeugen der Anmelderin bereits im Einsatz sind.
BEZUGSZEICHENLiSTE
Airbag
Überströmöffnung
Taschen
Nebenkammern
Gewebemembran
Lenkradairbag
Lenkradkranz
Lenkradairbag
Gewebelage
Überströmöffnung
Nebenkammer
Beifahrerairbag
Nebenkammer
Fahrzeuginsasse