Kolben für einen Verbrennungsmotor
Die Erfindung bezieht sich auf einen Kolben für einen
Verbrennungsmotor mit
- einem mit zumindest einer Kolbenringnut versehenen
Kolbenkopf,
- einem eine Kolbenbolzenbohrung besitzenden
Kolbenschaft, welcher einen größten Durchmesserbereich aufweist, sowie
- einer Kompressionshöhe von weniger als 40% des
Kolbendurchmessers.
Ein Kolben eines Verbrennungsmotors ist in bekannter Weise über eine Pleuelstange mit einer Kurbelwelle verbunden und wird in einer hin- und hergehenden Bewegung in einem
Zylinder geführt. Bei dieser Bewegung des Kolbens erreicht dieser vor einer Bewegungsumkehr jeweils einen oberen bzw. unteren Totpunkt, in welchem sich, bedingt durch die
Änderung der Bewegungsrichtung des Kolbens die Seite ändert, mit welcher der Kolben an der Zylinαerwand anliegt. Die hierbei von dem Kolben durchgeführte Kippbewegung erfolgt um die Achse des Kolbenbolzens, mit welchem der Kolben mit dem Pleuel verbunden ist.
Die beschriebene Kippbewegung des Kolbens führt, bedingt durch die hohen Drehzahlen des Motors, zu einem relativ starken Anschlagen des Kolbens an den jeweiligen Bereich
der Zylinderwandung, woraus sich wiederum ein Kipp- oder Klappergeräusch ergibt, welches durch eben diesen Wechsel der Anlageseite des Kolbens bedingt ist. Das Geräusch wird dabei umso lauter, je größer das Spiel zwischen dem Kolben und der Zylinderwancung ist. Um einen möglichst
geräuscharmen Lauf des Kolbens zu erreichen, kommt es also darauf an, zwischen Kolben und Zylinderwand ein möglichst geringes Einbauspiel zu verwirklichen; bei Otto-Motoren liegt beispielsweise das Standard-Einbauspiel an der engsten Stelle, d.h. in dem Bereich, in welchem der Kolben den größten Durchmesser aufweist, bei etwa 25 μm.
Die Auswahl des Einbauspiels und die Einpassung eines
Kolbens erweisen sich jedoch wegen der thermischen
Belastung des Kolbens als schwierig. Da der
Verbrennungsmotor bei allen Betriebsbedingungen, d.h.
sowohl bei kaltem Motor als auch in einem stark erwärmten Zustand, einen ruhigen Lauf aufweisen soll und ferner bei allen diesen Bεtriebεzustäncen ein Klemmen oder Fressen des Kolbens verhindert werden muß, ist die Ausdehnung des
Kolbens, welche bei dessen Erwärmung erfolgt, zu
berücksichtigen. Es ist deshalb üblich, den Kolbenkopf, welcher den höchsten Temperaturbelastungen ausgesetzt ist, mit einem etwas geringeren Durchmesser zu versehen und den 3ereich, in welchem der Kolben den größten Durchmesser aufweist und mit welchem er an der Zylinderwandung anliegt, an dem Kolbenschaft auszubilden. Durch den Abstand des größten Durchmesserbereichs von dem Feuersteg des Kolbens wirken sich die Motorbetriebstemperaturen geringer auf diesem αrößten Durchmesserbereich aus.
Die bisher üblicherweise verwendeten Kolben weisen ein Durchmesser-Gesamtlängenverhältnis von etwa 1 zu 1 auf, d.h. sind etwa "quadratisch" auscebildet; Kolben kleineren
Durchmessers sind teils mit einer etwas größeren
Gesamtlänge versehen. Wie bekannt, unterteilt sich die Länge eines Kolbens in die Kompressionshöhe und in die untere Schaftlänge, wobei die Kompressionshöhe der Abstand zwischen der Mitte der Kolbenbolzenbohrung und der
Kolbenbodenkante ist, während die untere Schaftlänge die Länge von der Mitte der Kolbenbolzenbohrung bis zum
Schaftende darstellt. Üblicherweise beträgt die
Kompressionshöhe etwa 60% des Kolbendurchmessers.
Bei der Entwicklung immer leichterer Motoren, welche auch mit immer höheren Drehzahlen betrieben werden sollen, wurde versucht, die bewegte Masse im Motor möglichst zu
reduzieren. Dabei spielt insbesondere das Gewicht des
Kolbens eine entscheidende Holle. Abgesehen von der
Materialauswahl besteht bei der Gewichtsreduzierung von Kolben die Möglichkeit, die Höhe des massiven Kolbenkopfes zu verringern, d.h. die Kompressionshöhe zu verkleinern. Dies erfolgte bis auf Werte von kleiner 40% des
Kolbendurchmessers. um eine sichere Führung des Kolbens zu gewährleisten, muß gleichzeitig die Kolbenunterschaftlänge vergrößert werden, damit die von den Seitenkräften
herrührende Flächenpressung vorgegebene Werte nicht
übersteigt, beispielsweise Werte, bei welchen der Ölfilm zwischen dem Kolben und dem Zylinder durchgedrückt würde. Durch die Verringerung der Kompressionshöhe verlagert sich zwangsläufig die durch die Erwärmung des Kolbenbodens hervorgerufene Wärmeeinflußzone näher an die
Kolbenbolzenbohrung oder das Bolzenauge heran, so daß als notwendige Folge der größte Durchmesserbereich in den unteren Schaftbereich verschoben werden muß, wenn der
Durchmesser, d.h. das engste Einbauspiel, unverändert beibehalten werden soll. Durch diese Verschiebung des
Bereichs des engsten Spiels in das untere Ende des
Kolbenschaftes erhöht sich unvermeidlich die Kippbewegung des Kolbens, so daß das Geräuschniveau stark ansteigt.
Um diesen Nachteilen abzuhelfen, wurde versucht,
ausdehnungsmindernde Stahl-Hegele inl agen in das
Aluminium-Kolbenmaterial einzubetten. Ein derartiger Kolben ist in der EP31-171 568 beschrieben. Diese Regeleinlagen sollen dazu dienen, die Ausdehnung des Kolbenschaftes zu beeinflussen, um auf diese Weise den größten
Durchmesserbereich näher an die Achse der
Kolbenbolzenbohrung verlegen zu können. Durch diese
Ausgestaltungsform erhöht sich allerdings zum einen der Herstellungsaufwand, insbesondere der Aufwand zum Gießen des Kolbens ganz erheblich; zum änderen kann es in der Großserienproduktion erhebliche Schwierigkeiten bereiten, Insgesamt hat sich diese Lösung nicht als völlig
befriedigend erwiesen.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen
Kolben der eingangs genannten Art zu schaffen, welcher insbesondere bei einer Kompressionshöhe kleiner 40% des Kolbendurchmessers sowie bei einfachem Aufbau einen
geräuscharmen Lauf gewährleistet.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß der Kolbenschaft regelstreifenfrei ausgebildet ist, und der größte Durchmesserbereich im Bereich einer zur
schafterzeugenden senkrecht verlaufenden, die
Kolbenbolzenachse umfassenden Ebene liegt, wobei
in Kauf genommen wird, daß das dort zulässige engste
Einbauspiel größer ist als die im Stand der Technik
angestrebten 25 μ.
Der erfindungsgemäße Kolben zeichnet sich durch eine Reihe erheblicher Vorteile aus.
Da der größte Durchmesserbereich und somit das kleinste Einbauspiel im 3ereich der Höhe der Achse der
Kolbenbolzenbohrung vorgesehen ist, ist der beim
Verschwenken des Kolbens am oberen bzw. unteren Totpunkt auftretende Hebelarm ausgesprochen klein, so daß die
Gesamtbewegung δes Kolbens in Richtung auf die Zylinderwand bzw. von dieser weg minimiert ist. Daraus ergibt sich insgesamt ein niedriges Geräuschniveau, welches zu einem ruhigen Lauf des Kolbens führt.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Kolbens liegt darin, daß auf den Einbau von Stahl-Regeleinlagen
verzichtet werden kann, so daß der Kolben insgesamt
einfacher und damit auch kostengünstiger herstellbar ist.
In einer besonders günstigen Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß der Kolbenschaft im größten
Durchmesserbereich in Form einer Ausbauchung ausgebildet ist. Diese kann in geeigneter Weise abgerundet sein, um einen gleichmäßigen Lauf und ein abrollendes Kippen des Kolbens im 3ereich der Totpunkte zu ermöglichen. Ein stärker geräuscheerzeugendes Schlagen des Kolbens wird somit verhindert. Der Scheitel der Ausbauchung kann
bevorzugterweise in der oben definierten horizontalen, die Kolbenbolzenachse umfassenden Ebene angeordnet sein.
In einer weiteren, besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß der Scheitel der
Ausbauchung in einer horizontalen Ebene liegt, welche in einem Abstand von maximal 0,8 % des Zylinderdurchmessers eines zu dem Kolben passenden Zylinders unterhalb oder oberhalb der obengenannten, die Kolbenbolzenachse
umfassenden horizontalen Ebene angeordnet ist. Diese
geringfügige Verschiebung der Lage des größten
Durchmesserbereichs nach oben oder unten ändert nichts an den vorteilhaften Wirkungen des erfincungsgemäßen
Kolbens. Das Schliffbild des Kolbenschaftes oberhalb des größten Durchmesserbeeichs, d.h. der Schafteinzug ober ha lb dieses Bereichs, kann bei dem erfindungsgemäßen Kolben unter Berücksichtigung der maximalen Betriebstemperatur und der vorhandenen Schaftelastizität bestimmt werden.
Um beim Kippen des Kolbens eine unerwünschte Pressung des unteren Kolbenschaftbereichs mit der Zylinderwandung zu vermeiden, ist es günstig, wenn der Kolbenschaft unterhalb des größten Durchmesserbereichs eine Krümmungsform
aufweist, welche von der Zylinderwand zurückversetzt ist. Dabei erweist sich eine Krümmungsform als besonders
günstig, deren Schafteinzug in %o, bezogen auf den
Zylinderdurchmesser jeweils im Abstand von dem größten Durchmesserbefeich bzw. dem Bereich kleinsten Einbauspiels, in %, bezogen auf die Unte rlänge des Kolbens, folgender Abhängigkeit genügt:
Abstand: Schafteinzug ιa 0,046
38 0,185
58 0,393
77 0,648
96 1,481
Im folgenden wird die Erfindung anhand eines
Ausführungsbeispiels in Verbindung mit der Zeichnung beschrieben. Dabei zeigt die einzige Figur eine
schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Kolbens (linke Bildhälfte) sowie eine vergrößert dargestellte
Wandungskontur des erfindungsgemäßen Kolbenschaftes in Verbindung mit der Wandung eines Zylinders.
Der in der Figur schematisch dargestellte Kolben umfaßt einen Kolbenkopf 1, welcher mit zumindest einer Ringnut 2 versehen ist. Bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel sind insgesamt drei Ringnuten vorgesehen. Der Kolben weist weiterhin einen Kolbenschaft 4 auf, welcher mit einer
Kolbenbolzenbohrung 3 versehen ist. Die Kolbenbolzenachse 6 bzw. die Achse der Kolbenbolzenbohrung 3 steht bei dem gezeigten Beispiel senkrecht zur Bildebene.
In der rechten Bildhälfte der Fig. ist in schematischer Weise eine Zylinderwandung 8 dargestellt, welche in
vergrößerter Darstellung bezüglich der radialen
Maßverhältnisse eine Krümmungsform 9 des erfindungsgemäßen Kolbenschaftes 4 zugeordnet ist.
Die Krümmungsform 9 ist erfindungsgemäß so ausgebildet, daß der größte Durchmesserbereich 5, an welchem das kleinste Einbauspiel, d.h. der kleinste Abstand zur Zylinderflache vorliegt, im Bereich einer zur Schafterzeugenden
senkrechten, d.h. horizontalen Ebene 7 angeordnet ist, welche sich durch die Kolbenbolzenachse 6 erstreckt.
Oberhalb dieses größten Durchmesserbereichs ist die
Krümmungslinie 9 von der Wandung des Zylinders 8
zurückversetzt, wobei diese Zurückversetzung durch den Fachmann in geeigneter Weise ausgewählt werden kann.
Unterhalb des größten. Durchmesserbereichs 5 verläuft die Krümmungsform oder Krümmungslinie 9 ebenfalls in einer zurückversetzten Kontur, deren Verlauf bevorzugterweise der oben angegebenen Abhängigkeit des Abstands und des
Schafteinzugs genügt.
Erfindungsgemäß ist es möglich, die Lage der genannten horizontalen Ebene, in welcher der größte
Durchmesserbereich 5 angeordnet ist, parallel zu der durch
die Kolbenbolzenachse 6 verlaufenden horizontalen Ebene 7, nach oben bzw. nach unten geringfügig zu versetzen, wobei die maximale Versetzung (s. Bezugsziffern 10 und 11) 8% des Zylinderdurchmessers betragen sollte.
Die erfindungsgemäße Krümmungsform oder Krümmungslinie 9 ist in der Figur in durchgezogener Linie dargestellt;
weiterhin zeigt die Figur in gestrichelter Linie die
Ausgestaltung einer Krümmungslinie 12, welche aus dem Stand der Technik üblich ist. Aus der Figur ergibt sich deutlich, daß bei der bekannten Krummungslinie 12 der Bereich größten Durchmessers 13 wesentlich unterhalb der horizontalen Ebene 7, d.h. am unteren Bereich des Kolbenschaftes 4, angeordnet ist. Weiterhin mach die vergleichende Gegenüberstellung der Figur deutlich, daß das Einbauspiel 18 größer ist als das Einbauspiel 14 eines aus dem Stand der Technik bekannten Kolbens.
Die beiden Krümmungslinien 9 und 12 weisen bei den
gezeigten Ausführungsbeispielen jeweils denselben oberen Endpunkt 15 auf, während der untere Endpunkt 16 der
erfindungsgemäßen Krümmungslinie 9 einen größeren Abstand zu der Wandung des Zylinders 8 hat als der untere Endpunkt 17 der vorbekannten Krümmungslinie.