Additive Fertigungseinrichtunq, Verfahren sowie Medizinprodukt hierzu
Die vorliegende Erfindung betrifft eine additive Herstellungseinrichtung, insbesondere 3D-Drucker; zur Herstellung wenigstens eines schichtweise ausgebildeten Bauteils mit wenigstens einer Baukammer; mit wenigstens einem Extrusionskopf, der innerhalb der Baukammer dreidimensional bewegbar ist; und mit wenigstens einer Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung zur Steuerung und/oder Regelung des Extrusionskopfes.
Zudem betrifft die vorliegende Erfindung ein additives Herstellungsverfahren, insbesondere 3D-Druckverfahren, zur Herstellung eines schichtweise ausgebildeten Bauteils.
Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein Medizinprodukt, insbesondere medizinisches Implantat, wobei das Medizinprodukt erhalten wird durch das vorstehend genannte additive Herstellungsverfahren.
Additive bzw. generische Fertigungsverfahren (auch 3D-Druckverfahren genannt) haben aufgrund des technischen Fortschrittes in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen und werden dies in Zukunft weiterhin verstärkt tun.
Im Zusammenhang mit dem 3D-Druck von Materialien im Allgemeinen und von Kunststoffen im Speziellen, z.B. insbesondere für medizinische Anwendungen (z.B. für Implantate), steht vor allem die derzeit erzielbare Bauteilqualität (Verzug, Toleranzen, Festigkeit, Zähigkeit usw.) sowie spezifische Bauteileigenschaften (wie Gefüge- oder Oberflächeneigenschaften) zunehmend im Fokus vieler wissenschaftlicher Untersuchungen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine spezifische Oberflächenstrukturierung von Bauteilen, die z.B. mittels Filament-3D-Druck (FFF - „Fused Filament Fabrication“, engl. für Filament 3D-Druck) hergestellt werden. Diese Strukturierung ist vor allem vorteilhaft bei Medizinprodukten wie Implantaten. Durch diese Oberflächenstrukturierung wird unter anderem die Oberfläche des Bauteils
signifikant vergrößert und der Kontaktwinkel der Oberfläche des Implantats und einem Knochen beispielsweise reduziert. Die Oberflächenstruktur des Implantats wirkt dadurch osseointegrativ, weswegen sie z.B. bei Knochenersatzimplantaten in der Orthopädie (z.B. Spinal Fusion Devices, CMF-Implantate, Totalendoprothesen usw.) zum Einsatz kommt. Zusätzlich zur osseointegrativen Eigenschaft erhöht die Oberflächenstrukturierung die primäre Stabilität der Implantate (z.B. bei Implantaten für die Wirbelkörper-Fusion).
Aus dem Stand der Technik sind bereits 3D-Druckverfahren, auch im Zusammenhang mit medizinischen Produkten, insbesondere Implantaten, bekannt.
So ist aus der DE 10 2015 111 504 A1 bereits eine 3D-Druckvorrichtung, insbesondere eine FFF-Druckvorrichtung, mit zumindest einer Druckkopfeinheit bekannt, wobei die Druckkopfeinheit in zumindest einem Betriebszustand dazu vorgesehen ist, ein zumindest teilweise von einem Hochleistungskunststoff, insbesondere einem Hochleistungsthermoplast, gebildetes Druckmaterial aufzuschmelzen.
Im Übrigen ist in der EP 3 173 233 A1 eine dreidimensionale Fertigungsvorrichtung offenbart, die ein Verarbeitungsraum aufweist, der von einer dafür vorgesehenen Verarbeitungsraum-Heizeinheit beheizt wird.
Weiterhin ist in der US 6,722,872 B1 eine dreidimensionale Modellierungsvorrichtung gezeigt, die dazu vorgesehen ist, dreidimensionale Objekte innerhalb einer beheizten Baukammer aufzubauen.
Des Weiteren zeigt die US 2015/110911 A1 eine Umgebungs-Überwachungs- bzw. Steuerungseinheit, die beispielsweise als eine Schnittstelle bei additiven Fertigungstechnologien zu ihren jeweiligen Umgebungen verwendet wird.
Im Übrigen ist in der WO 2016/063198 A1 ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung von dreidimensionalen Objekten durch „Fused Deposition Modelling“ gezeigt, wobei die Herstellungsvorrichtung Strahlungsheizelemente aufweist, welche eine ihnen ausgesetzte Oberfläche des herzustellenden Objekts erhitzen können.
Aus der WO 2017/108477 A1 kann weiter ein Verfahren zur Herstellung eines dreidimensionalen Gegenstandes mit einem „Fused Deposition Modelling“-Drucker entnommen werden.
Im Stand der Technik ist jedoch bisher die gezielte Oberflächenstrukturierung bei 3D gedruckten Bauteilen bisher nicht hinreichend gewürdigt.
Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine additive Herstellungseinrichtung sowie ein additives Herstellungsverfahren der eingangs genannten Art in vorteilhafter Weise weiterzubilden, insbesondere dahingehend, dass medizinische Bauteile, insbesondere Implantate, mit Blick auf eine verbesserte Oberflächenstruktur herstellbar sind.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine additive Herstellungseinrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Danach ist vorgesehen, dass eine additive Herstellungseinrichtung, insbesondere 3D-Drucker; zur Herstellung wenigstens eines schichtweise ausgebildeten Bauteils mit wenigstens einer Baukammer; mit wenigstens einem Extrusionskopf, der innerhalb der Baukammer dreidimensional bewegbar ist; und mit wenigstens einer Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung zur Steuerung und/oder Regelung des Extrusionskopfes vorgesehen ist, wobei die Steuerungs- und/oder Regelungseinrichtung eingerichtet ist, den Extrusionskopf derart zu steuern und/oder zu regeln, dass durch den Extrusionskopf wenigstens eine erste Materialschicht des Bauteils durch Ausbilden eines oder mehrerer Infill-Materialstränge, insbesondere in wenigstens einer ersten zweidimensionalen Ebene, ausbildbar ist; dass durch den Extrusionskopf wenigstens eine zweite Materialschicht des Bauteils durch Ausbilden eines oder mehrerer Infill-Materialstränge aufbauend auf der ersten Materialschicht, insbesondere in wenigstens einer zweiten zweidimensionalen Ebene parallel zur ersten zweidimensionalen Ebene, ausbildbar ist; und dass durch den Extrusionskopf die erste und/oder die zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausbildbar ist oder sind.
Die Erfindung basiert auf dem Grundgedanken, dass sich durch die erfindungsgemäße Ansteuerung des Extrusionskopfes die additive Herstellungseinrichtung dazu vorgesehen ist, eine spezifische Oberflächenstruktur
des hergestellten Bauteils zu erzeugen, so dass erstens die Oberflächenstruktur aufgeraut wird und zweites sich so deren Oberfläche vergrößert. Diese beiden Eigenschaften des hergestellten Bauteils verleihen diesem u.a. sogenannte osseointegrative Eigenschaften. Zusätzlich zur den osseointegrativen Eigenschaften erhöht die Oberflächenstrukturierung des Weiteren die primäre Stabilität des hergestellten Bauteils. Aus dem Stand der Technik sind bisher additive Filament- Herstellungseinrichtungen bekannt, die eine Materialschicht nach Beendigung der Ausbildung bzw. der Auftragung der Infill-Materialstränge an der jeweiligen äußeren Umfangsoberflächen mit einer oder mehreren sogenannter Perimeter- Materialsträngen entlang der äußeren Umfangsfläche umschließen. Weist die jeweilige Materialschicht weitere innenliegende Umfangsflächen auf, so werden diese ebenfalls mit einem oder mehreren Perimeter-Materialsträngen umschlossen, so dass äußerlich und innerlich eine ebene bzw. glatte Oberfläche ausgebildet wird und gewisse Materialtoleranzen noch genauer eingehalten werden. Von dieser Herangehensweise führt die vorliegende Erfindung jedoch zumindest teilweise weg, da sie explizit auf das Ausbilden bzw. Aufträgen dieser Perimeter-Materialstränge entlang der jeweiligen äußeren Umfangsfläche zumindest teilweise bzw. bereichsweise verzichtet. D.h. die einzelnen Materialschichten werden jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausgebildet. Erfindungsgemäß wird die Herstellungsvorrichtung gemäß Anspruch 1 anhand wenigstens einer ersten und wenigstens einer zweiten Materialschicht charakterisiert. Dennoch sollte im Rahmen der Erfindung verdeutlicht werden, dass sich diese Ausgestaltung nicht auf eine einzige erste und eine einzige zweite Materialschicht beschränkt, sondern dass es sich bei der ersten und der zweiten Materialschicht jeweils um mehrere erste und zweite Materialschichten (z.B. multipliziert mit Faktor 10, 100 oder 1000 usw.) handelt, aus denen das herzustellende Bauteils mittels der Herstellungsvorrichtung aufgebaut ist.
Unter einem Infill-Materialstrang (auch Infill-Bahn genannt) wird ein von einem Extrusionskopf (der additiven Herstellungeinrichtung) zeitlich kontinuierlich oder getaktet aufgeschmolzenes und extrudiertes Material in Strangform verstanden, welches Materialschicht für Materialschicht aufgetragen wird und so additiv das Bauteil ausbildet. Ein getaktet extrudierter Infill-Materialstrang kann folglich aus einem Infill-Materialstrang entstehen, der entlang dessen Längsachse punkt-
und/oder abschnittsförmig extrudiert wird und so diesen Strang (aus mehreren Strängen oder Strangabschnitten) ergibt. Innerhalb einer einzigen Materialschicht (z.B. innerhalb einer zweidimensionalen Ebene) wird ein Infill-Materialstrang (oder mehrere Stränge) entsprechend der geforderten geometrischen Kontur aufgetragen und füllt diese Kontur abschnittsweise und sequenziell auf (daher der Name „Infill“- Materialstrang, engl. für ,,FüH“-Materialstrang). Die geforderte geometrische Kontur einer Materialschicht wird durch ein entsprechendes Infill-Muster auf Basis des einen oder der mehreren Infill-Materialstränge erzeugt. Ein derartiges Infill-Muster kann z.B. durch lineare bzw. gerade Abschnitte des Infill-Materialstrangs aufgebaut sein, die z.B. parallel innerhalb der geforderten geometrischen Kontur der Materialschicht ausgerichtet sind. Sobald eine Konturgrenze erreicht ist, ist gleichzeitig ein Umkehrpunkt des jeweiligen Strangabschnittes erreicht und es erfolgt eine Umkehrbewegung des Extrusionskopfes z.B. parallel in die entgegengesetzte Richtung des benachbarten Strangabschnittes bis zum nächsten Umkehrpunkt usw., wo dieser Prozess wiederholt wird. Die Umkehrbewegung kann unter kontinuierlicher Extrusion erfolgen oder die Extrusion kann hier kurz gestoppt werden und erst zu Beginn des neuen Abschnittes wieder begonnen werden. Ein Strangabschitt erstreckt sich somit immer von Umkehrpunkt zu Umkehrpunkt innerhalb der Konturgrenzen. Die geforderte Kontur wird demzufolge durch die jeweiligen Ortskurven der Umkehrpunkte angenähert. Da es sich um ein additives Fertigungsverfahren handelt, kann (wie der Name wortsinngemäß schon sagt) die geometrisch exakt geforderte Kontur einer jeden Materialschicht lediglich anhand der Ortskurven der Umkehrpunkte angenähert werden (vergleichbar mit einer numerischen Lösung gegenüber einer analytischen Lösung eines mathematischen Problems). Insofern folgt kein Infill-Materialstrang zur Gänze der geforderten äußeren und/oder inneren Kontur der jeweilgen Materialschicht, sondern dieser ist vielmehr als eine Annäherung zu verstehen, um die Materialschicht angenähert an die geometrische Kontur aufzufüllen. Die Genauigkeit der Annäherung ist einstellbar z.B. durch die Strangdicke, das gewählte Strang-Material bzw. die Steuerungs- bzw. Regelungsparameter des Extrusionskopfes. Folglich kann durch die Annäherung auch die Rauigkeit der entstehenden Materialschichtoberfläche Schicht für Schicht und damit auch global bezogen auf eine Bauteiloberfläche bzw. einen Bauteiloberflächenbereich eingestellt werden. Die vorliegende Erläuterung auf Basis
von linearen bzw. geraden Infill-Materialstrangabschitten ist rein beispielhaft zu verstehen und dient lediglich einer besseren Veranschaulichung. Die Infill- Materialstrangabschitte können auch andere Formen (z.B. gekrümmt) aufweisen, wobei gleiches für das Infill-Muster gilt (z.B. windschief).
Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein additives Herstellungsverfahren, insbesondere 3D-Druckverfahren, für ein aus mehreren Materialschichten ausgebildetes Bauteil, aufweisend die folgenden Schritte:
- Ausbilden wenigstens einer ersten Materialschicht des Bauteils durch Ausbilden eines oder mehrerer Infill-Materialstränge, insbesondere innerhalb wenigstens einer ersten zweidimensionalen Ebene, und
- Ausbilden wenigstens einer zweiten Materialschicht des Bauteils durch Ausbilden eines oder mehrerer Infill-Materialstränge aufbauend auf der ersten Materialschicht, insbesondere innerhalb wenigstens einer zweiten zweidimensionalen Ebene parallel zur ersten zweidimensionalen Ebene, wobei die erste und/oder zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausgebildet wird oder werden.
Sämtliche im Zusammenhang mit der vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Herstellungseinrichtung sowie seiner möglichen Ausführungsformen stehenden strukturellen und funktionellen Merkmale können allein oder in Kombination auch beim erfindungsgemäßen additiven Herstellungsverfahren sowie den zugehörigen Ausführungsformen vorgesehen werden und die damit in Zusammenhang stehenden Vorteile erzielt werden.
Darüber hinaus kann vorgesehen sein, dass die erste Materialschicht im ausgebildeten Zustand wenigstens eine erste äußere Umfangsoberfläche aufweist, welche die erste Materialschicht äußerlich begrenzt, wobei wenigstens an der ersten äußeren Umfangsoberfläche in einem weiteren Schritt wenigstens eine Oberflächenbehandlung durchgeführt wird. Durch die Oberflächenbehandlung kann die erste äußere Umfangsoberfläche zusätzlich zu ihrer Makrostruktur (im Wesentlichen durch Verzicht auf die Perimeter-Materialstränge) hinsichtlich ihrer Mikrostruktur verbessert werden. So kann eine Oberflächenbehandlung eine weitere
Vergrößerung der ersten äußeren Umfangsoberfläche erzielen, so dass sich die Osseointegrativität weiter verbessern lässt und sich so noch spezifischere Eigenschaften des medizinischen Bauteils erzielen lassen und diese vorteilhaft z.B. einem Patienten zugutekommen.
Weiter ist vorstellbar, dass die zweite Materialschicht im ausgebildeten Zustand wenigstens eine zweite äußere Umfangsoberfläche aufweist, welche die zweite Materialschicht äußerlich begrenzt, wobei wenigstens an der zweiten äußeren Umfangsoberfläche in einem weiteren Schritt wenigstens eine Oberflächenbehandlung durchgeführt wird. Die Vorteile, die im Kontext mit der Oberflächenbehandlung der ersten äußeren Umfangsoberfläche erzielt werden, lassen sich auch auf die zweite äußere Umfangsoberfläche übertragen.
Zudem ist denkbar, dass die Oberflächenbehandlung wenigstens ein Ätzen umfasst. Ätzen erhöht insbesondere auf der Mikroebene die Oberfläche der ersten und zweiten äußeren Umfangsoberfläche, so dass dadurch die Osseointegrativität des Bauteils (insbesondere für medizinische Anwendungen) weiter verbessert wird.
Außerdem ist es möglich, dass die Oberflächenbehandlung wenigstens ein Beschichten umfasst. Mittels Beschichten können die Eigenschaften der ersten und zweiten äußeren Umfangsoberfläche verändert bzw. verbessert werden. So kann eine Beschichtung vorgesehen werden, welche beispielsweise die Biokompatibilität oder die Benetzbarkeit des Bauteils verbessern, schließlich bildet die erste und zweite äußere Umfangsoberfläche in vielen Fällen die Schnittstelle zwischen dem Bauteil und seiner Umgebung (z.B. bei einem Implantat Haut-, Organ- oder Knochengewebe). Ferner kann vorgesehen sein, dass die Beschichtung antimikrobielle chemische Verbindungen enthält, so dass die Entzündungsneigung des Bauteils im Falle eines Implantats verringert werden kann.
Grundsätzlich ist auch denkbar, dass die erste Materialschicht und/oder die zweite Materialschicht bzw. Beschichtungen der Außenfläche (bzw. Umfangsoberfläche) jeweils eine Schichtdicke im Nanobereich, insbesondere in einem Bereich bis ca. 250 nm, z.B. bis ca. 150 nm bzw. bis ca. 100 nm aufweist bzw. aufweisen.
Denkbar ist auch beispielsweise, dass die äußere Schicht biodegradabel ausgebildet ist und die innere Schicht eine Dicke im Nanobereich aufweist.
Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die erste Materialschicht und/oder die zweite Materialschicht jeweils eine Schichtdicke in einem Bereich von ca. 0,05 mm bis ca. 0,5 mm aufweist bzw. aufweisen. Diese Schichtdicke erlaubt einen guten Kompromiss zwischen einer Maximierung der Rauigkeit zur Erhöhung der Osseointegrativität der ersten und zweiten äußeren Umfangsoberflächen einerseits sowie den geforderten Toleranzen des herzustellenden Bauteils auf der anderen Seite. Zudem lassen sich derartige Schichtdicken wirtschaftlich und in einer angemessenen Geschwindigkeit vorteilhaft verarbeiten, da zu geringe Materialdicken eine unverhältnismäßig lange Herstellung bedeuten würden.
Ebenfalls ist vorstellbar, dass der eine oder die mehreren Infill-Materialstränge der ersten Materialschicht und/oder der zweiten Materialschicht jeweils eine Strangdicke in einem Bereich von ca. 0,1 mm bis ca. 1 mm aufweist oder aufweisen. Diese Strangdicke erlaubt einen guten Kompromiss zwischen einer Maximierung der Rauigkeit zur Erhöhung der Osseointegrativität der ersten und zweiten äußeren Umfangsoberflächen einerseits sowie den geforderten Toleranzen des herzustellenden Bauteils auf der anderen Seite. Zudem lassen sich derartige Strangdicken wirtschaftlich und in einer angemessenen Geschwindigkeit vorteilhaft verarbeiten, da zu geringe Strangdicken eine unverhältnismäßig lange Herstellung bedeuten würden.
Darüber hinaus ist denkbar, dass der eine oder die mehreren Infill-Materialstränge der ersten Materialschicht und/oder der zweiten Materialschicht jeweils gerade und/oder gekrümmt ausgebildet ist oder sind. Insbesondere gerade Infill- Materialstränge lassen sich aufgrund ihrer linearen bzw. geraden Struktur besonders leicht und wirtschaftlich verarbeiten, da der Steuerungsaufwand für den Extrusionskopf und die daraus entstehende Infill-Materialstruktur vereinfachbar sind. Zudem können viele Geometrien aufgrund des additiven bzw. schichtweisen Fertigungsverfahrens innerhalb der Ebene der Materialschicht aufgrund der geringen Materialschicht- und Strangdicke recht genau durch lineare bzw. gerade Infill- Materialstränge angenähert und ausgebildet werden. Da sich jedoch ein einem Bauteil auch komplexere Formen finden, ist die Ergänzung von geraden Infill- Materialsträngen durch gekrümmte Infill-Materialstränge vorteilhaft, um auch diesen Geometrien gerecht zu werden. Die jeweiligen Längsachsen der geraden Infill-
Materialstränge der ersten und zweiten Materialschicht können auch zueinander in einem Winkel angeordnet sein. So sind Winkel von 0° bis 360° denkbar, wobei 90° bzw. 270° besonders vorteilhaft sind. Diese Anordnung würde sodann eine rechteckige bzw. quadratische Materialschichtstruktur zwischen erster und zweiter Materialschicht ergeben. Zusätzlich oder alternativ sind andere Materialschichtstrukturen wie polygonförmige, (z.B. wabenförmig, dreieckig oder, viereckig) konzentrische bzw. kreisförmige und/oder wellenförmige Materialschichtstrukturen denkbar.
Weiter ist möglich, dass die erste Materialschicht und die zweite Materialschicht jeweils wenigstens einen medizinisch kompatiblen Kunststoff und/oder wenigstens einen vom menschlichen oder tierischen Körper resorbierbaren Kunststoff umfassen. Diese Werkstoffe sind für eine große Anzahl von Anwendungen für Implantate interessant, so dass deren Einsatz im Rahmen dieser Erfindung besonders vorteilhaft ist. Medizinisch kompatibler Kunststoff kann beispielsweise PEEK, PEKK, PEI oder PPSII enthalten kann, wohingegen vom menschlichen oder tierischen Körper resorbierbarer Kunststoff z.B. PCL, PDO, PLLA, PDLA, PGA oder PGLA enthalten kann. Ferner können diese Kunststoffe so zu Materialschichten gedruckt werden, dass in den Materialsichten Hohlräume für Füllungen entstehen. Diese Füllungen können dem Bauteil ergänzende vorteilhafte Eigenschaften wie eine verbesserte Benetzbarkeit, verbesserte mechanische oder chemische Eigenschaften, eine Hormon- bzw. Medikamentenabgabe oder nochmals verbesserte Biokompatibilität (z.B. durch Integration von antimikrobiellen Füllstoffen) verleihen.
Zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die erste Materialschicht ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausgebildet wird und wobei die zweite Materialschicht im ausgebildeten Zustand wenigstens eine zweite äußere Umfangsfläche aufweist, welche die zweite Materialschicht äußerlich begrenzt, wobei ein oder mehrere Perimeter-Materialstränge entlang der zweiten äußeren Umfangsfläche ausgebildet werden. Der Vorteil dieser unterschiedlich ausgebildeten beiden äußeren Umfangsflächen (eine ist mit Perimeter-Materialsträngen versehen, die andere nicht) besteht darin, dass das Bauteil Oberflächenbereiche (mit mehreren ersten und zweiten wie vorstehend beschriebenen Materialschichten) aufweist, die
selektiv aufgeraut sind (durch Weglassen der äußeren Perimeter-Materialstränge), während andere Oberflächenbereiche gezielt bzw. selektiv nicht aufgeraut werden und die Oberflächenstruktur wie bereits im Stand der Technik offenbart (durch Aufträgen bzw. Ausbilden der äußeren Perimeter-Materialstränge) zeigen. So kann z.B. bei einem Implantat durch selektive Osseointegrativität das Knochenanwachsen an ein Implantat im Körper schon bei der Herstellung des Implantats gezielt gesteuert werden.
Ferner ist vorstellbar, dass das additive Herstellungsverfahren ein FFF-3D- Druckverfahren ist. Dieses im Stand der Technik grundsätzlich unter dieser Bezeichnung FFF („Fused Filament Fabrication“) bekannte Filament-Verfahren eignet sich besonders vorteilhaft zur Verarbeitung von Kunststoffen, da es kostengünstig, wirtschaftlich und schnell ist und die Herausforderungen hinsichtlich der Bauteilgenauigkeit zunehmend besser beherrschbar sind. Die Kunststoffe liegen zunächst meist in Filamentform vor und werden sodann einem Druckkopf bzw. Extrusionskopf der additiven Fertigungseinrichtung zugeführt und dort aufgeschmolzen. Dieser extrudiert den aufgeschmolzenen Kunststoff strangförmig (in Form des Inferfill- oder Perimeter-Materialstrangs) auf einer Ebene und bildet so Strang für Strang eine Materialschicht entsprechend der geforderten Geometrie aus, um so das Bauteil schichtweise durch Ausbilden einzelner Materialschichten aufeinander auszubilden.
Des Weiteren betrifft die vorliegende Erfindung ein Medizinprodukt, insbesondere medizinisches Implantat, wobei das Medizinprodukt erhalten bzw. hergestellt wird durch das vorstehend beschriebene additive Herstellungsverfahren und wobei das Medizinprodukt wenigstens eine erste Materialschicht aufweist, die durch einen oder mehrere Infill-Materialstränge, insbesondere innerhalb wenigstens einer ersten zweidimensionalen Ebene, ausgebildet ist; wobei das Medizinprodukt wenigstens eine zweite Materialschicht aufweist, die durch einen oder mehrere Infill- Materialstränge aufbauend auf der ersten Materialschicht, insbesondere innerhalb wenigstens einer zweiten zweidimensionalen Ebene parallel zur ersten zweidimensionalen Ebene, ausgebildet ist; und wobei die erste und/oder zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill- Materialstränge ausgebildet ist oder sind.
Sämtliche im Zusammenhang mit der vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen additiven Herstellungseinrichtung und mit dem additiven Herstellungsverfahren sowie ihrer möglichen Ausführungsformen stehenden strukturellen und funktionellen Merkmale können allein oder in Kombination auch beim erfindungsgemäßen Medizinprodukt und den zugehörigen Ausführungsformen vorgesehen sein und die damit in Zusammenhang stehenden Vorteile erzielt werden.
Folglich kann diesbezüglich vorgesehen sein, dass die erste Materialschicht des Medizinprodukts im ausgebildeten Zustand wenigstens eine erste äußere Umfangsoberfläche aufweist, welche die erste Materialschicht äußerlich begrenzt, wobei wenigstens die erste äußere Umfangsoberfläche oberflächenbehandelt ist.
Zudem vorstellbar ist, dass die zweite Materialschicht im ausgebildeten Zustand wenigstens eine zweite äußere Umfangsoberfläche aufweist, welche die zweite Materialschicht äußerlich begrenzt, wobei wenigstens die zweite äußere Umfangsoberfläche oberflächenbehandelt ist.
Außerdem ist denkbar, dass die erste und/oder zweite äußere Umfangsoberfläche eine Ätzung aufweist.
Des Weiteren ist möglich, dass die erste und/oder zweite äußere Umfangsoberfläche eine Beschichtung aufweist.
Insbesondere kann vorgesehen sein, dass die erste Materialschicht und die zweite Materialschicht jeweils eine Schichtdicke in einem Bereich von ca. 0,05 mm bis ca. 0,5 mm aufweist.
Im Übrigen ist vorstellbar, dass der eine oder die mehreren Infill-Materialstränge der ersten Materialschicht und der zweiten Materialschicht jeweils eine Strangdicke in einem Bereich von ca. 0,1 mm bis ca. 1 mm aufweist oder aufweisen.
Ebenso ist möglich, dass der eine oder die mehreren Infill-Materialstränge der ersten Materialschicht und der zweiten Materialschicht jeweils gerade und/oder gekrümmt ausgebildet ist oder sind.
Zudem ist denkbar, dass die erste Materialschicht und die zweite Materialschicht jeweils wenigstens einen medizinisch kompatiblen Kunststoff und/oder wenigstens einen vom menschlichen oder tierischen Körper resorbierbaren Kunststoff umfassen.
Im Übrigen kann vorgesehen sein, dass die erste Materialschicht ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausgebildet ist und wobei die zweite Materialschicht im ausgebildeten Zustand wenigstens eine zweite äußere Umfangsfläche aufweist, welche die zweite Materialschicht äußerlich begrenzt, wobei ein oder mehrere Perimeter-Materialstränge entlang der zweiten äußeren Umfangsfläche ausgebildet sind.
Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung sollen nun anhand der in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert werden.
Es zeigen:
Fig. 1a eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines additiv hergestellten Bauteils aus dem Stand der Technik;
Fig. 1 b eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen additiv hergestellten Bauteils, das durch das Verfahren gemäß Fig. 4 hergestellt worden ist;
Fig. 2a eine schematische perspektivische Darstellung eines
Ausführungsbeispiels eines additiv hergestellten Bauteils;
Fig. 2b eine schematische perspektivische Darstellung eines
Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen additiv hergestellten Bauteils, das durch das Verfahren gemäß Fig. 4 hergestellt worden ist;
Fig. 2c eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen additiv hergestellten Bauteils, das durch das Verfahren gemäß Fig. 4 hergestellt worden ist;
Fig. 3 eine schematische Front-Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen additiven Herstellungseinrichtung; und
Fig. 4 eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines Ablaufs eines erfindungsgemäßen additiven Herstellungsverfahrens.
Fig. 1a zeigt eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines additiv hergestellten Bauteils 10 aus dem Stand der Technik.
Bei diesem Ausführungsbeispiel ist das Bauteil 10 als Hohlkörper mit quadratischem Querschnitt und abgerundeten Ecken dargestellt.
In Fig. 1a ist die oberste Ebene detaillierter dargestellt, in der eine Materialschicht 12 des Bauteils 10 ausgebildet ist.
Die Materialschicht 12 ist durch einen oder mehrere sogenannter Infill- Materialstränge 12a ausgebildet, welche die Materialschicht 12 gemäß vorgegebener geometrischer Bedingungen durch ein Füllmuster auffüllen.
Infill-Materialstränge 12a sind so gekennzeichnet, dass diese durch Extrusion eines Düsenkopfes bzw. eines Extrusionskopfes einer additiven Herstellungseinrichtung (nicht in Fig. 1a gezeigt) entsprechend den geometrischen Vorgaben spezifisch in jeder einzelnen Materialschicht samt zugeordneter Ebene ausgegeben werden.
Gemäß Fig. 1a wurden die Infill-Materialstränge 12a zur Ausbildung der Materialschicht 12 in der obersten Ebene innerhalb einer definierten begrenzenden Fläche (hier ein quadratischer Hohl-Querschnitt mit abgerundeten Ecken) aufgetragen, so dass diese Infill-Materialstränge 12a die definierte begrenzende Fläche nachbilden bzw. auffüllen.
Die Materialschicht 12 kann grundsätzlich durch einen einzelnen oder mehrere Infill- Materialstränge 12a ausgebildet werden.
Ein einzelner Infill-Materialstrang 12a kann derart ausgebildet werden, dass die gesamte Materialschicht 12 ohne Unterbrechung des Extrusionskopfes durch diesen einen Infill-Materialstrang 12a ausbildbar ist.
Alternativ oder zusätzlich kann die Materialschicht 12 durch mehrere Infill- Materialstränge 12a ausgebildet werden, wobei hierbei bei jedem Randpunkt der definierten begrenzenden Fläche der Extrusionskopf die Extrusion unterbricht und zu
einem weiteren Randpunkt verfährt und dort die Extrusion von neuem beginnt und so nach und nach die Materialschicht aufbaut.
Die äußere und innere Umfangsoberflächen 10a, 10b dienen zur grundsätzlichen Veranschaulichung des Aufbaus einer einzelnen Materialschicht 12 durch die Infill- Materialstränge 12a, wobei je nach Geometrie des Bauteils lediglich eine Umfangsoberfläche 10a vorgesehen sein kann (bei einem Vollkörper) bzw. zwei, drei oder noch mehr Umfangsoberflächen (z.B. bei komplexen bionischen Strukturen) denkbar sind.
Gemäß Fig. 1a ist ein zusammenhängender Infill-Materialstrang 12a vorgesehen, der viele Infill-Materialstrangabschnitte 12b aufweist, die gerade und zueinander parallel ausgebildet und sich bis zu ihren Umkehrpunkten 12c innerhalb der äußeren und inneren Umfangsoberfläche 10a, 10b erstrecken und so die Materialschicht 12 ausbilden.
Die Materialschicht 12 wird demgemäß Infill-Materialstrangabschnitt 12b für Infill- Materialstrangabschnitt 12b in dem in Fig. 1 gezeigten gestreiften Schema aufgebaut, bis der letzte Infill-Materialstrangabschnitt 12b den ersten Infill- Materialstrangabschnitt 12b berührt und mit diesem an dem letzten bzw. ersten Umkehrpunkt 12c verknüpft wird.
Die Form der äußeren und inneren Umfangsoberfläche 10a, 10b ergibt sich für jede einzelne Materialschicht im Wesentlichen durch eine definierte Projektionsebene bzw. der daraus resultierenden Projektionsgeometrie des Bauteils, die der jeweiligen Materialschicht 12 zugeordnet ist.
Auf diese Weise kann das Bauteil mittels mehrerer Materialschichten 12 Schicht für Schicht aufgebaut werden, wobei die Anzahl der Materialschichten zweistellig, dreistellig, vierstellig, fünfstellig, sechsstellig usw. sein kann.
Sobald eine Materialschicht 12 innerhalb der definierten begrenzenden Flächen (gemäß Fig. 1a definiert durch die äußere und innere Umfangsoberfläche 10a, 10b) wie vorstehend beschrieben ausgebildet ist, fügt der Extrusionskopf der Materialschicht 12 entlang der äußeren und inneren Umfangsoberfläche 10a, 10b mindestens einen sogenannten Perimeter-Materialstrang 12d hinzu.
Dadurch werden die seitlichen, durch die Umkehrpunkte 12c entstehenden, Randrauigkeiten jeder Materialschicht 12 geglättet und so an die geforderte geometrische Projektionsform der Materialschicht 12 möglichst genau angepasst.
Genau an diesem Punkt setzt die erfindungsgemäße Lösung an, die im folgenden anhand der Fig. 1b beschrieben wird.
Fig. 1b zeigt demnach eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen additiv hergestellten Bauteils 10, das z.B. durch das Verfahren gemäß Fig. 4 hergestellt bzw. erhalten worden ist.
Das Bauteil 10 ist als ein Medizinprodukt 10 und insbesondere als ein medizinisches Implantat ausgebildet, wobei sich die Darstellung in Fig. 1b nur schematisch ist und keinen Bezug zu einem konkreten Implantat zeigt.
Das Medizinprodukt 10 weist wenigstens eine erste Materialschicht 12.1 auf.
Diese erste Materialschicht 12.1 ist durch einen oder mehrere Infill-Materialstränge 12a vergleichbar zu Fig. 1a innerhalb einer ersten zweidimensionalen Ebene ausgebildet.
Das Medizinprodukt 10 weist weiter wenigstens eine zweite Materialschicht 12.2 auf, die ebenfalls durch einen oder mehrere Infill-Materialstränge 12a, aufbauend auf der ersten Materialschicht innerhalb einer zweiten zweidimensionalen Ebene parallel zur ersten zweidimensionalen Ebene, ausgebildet ist.
Der eine oder die mehreren Infill-Materialstränge 12a der ersten Materialschicht 12.1 und der zweiten Materialschicht 12.2 sind jeweils gerade ausgebildet.
Jeder Infill-Materialstrang 12a weist mehrere Infill-Materialstrangabschnitte 12b auf, die gerade und zueinander parallel ausgebildet und sich bis zu ihren Umkehrpunkten 12c innerhalb der äußeren und inneren Umfangsoberfläche 10a, 10b erstrecken und so die Kontur Materialschicht 12 ausbilden.
Zusätzlich oder alternativ können der eine oder die mehreren Infill-Materialstränge 12a der ersten Materialschicht 12.1 und der zweiten Materialschicht 12.2 jeweils gekrümmt ausgebildet sein.
lm Unterschied zu Fig. 1a (gemäß Stand der Technik) ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die erste und zweite Materialschicht 12.1 , 12.2 jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge 12a ausgebildet sind.
Demnach weist die erste und zweite Materialschicht 12.1 , 12.2 keinen Perimeter- Materialstrang 12d wie im Stand der Technik auf.
Alternativ ist ebenfalls denkbar, dass die erste oder die zweite Materialschicht 12.1 , 12.2 ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge 12a ausgebildet sind.
In diesem Fall weist eine der beiden ersten oder zweiten Materialschichten 12.1 , 12.2, die nicht ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill- Materialstränge 12a ausgebildet sind, einen oder mehrere Perimeter-Materialstränge 12d (nicht in Fig. 1 b dargestellt) auf.
Hintergrund dieser Struktur ist, dass das so entstehende Medizinprodukt 10 bzw. Implantat Oberflächenbereiche aufweist, die gezielt eine aufgeraute Struktur ausbilden (durch Verzicht von Perimeter-Materialsträngen), wohingegen andere Oberflächenbereiche eine im Wesentlichen glatte Struktur aufweisen (durch Ausbilden mindestens eines Perimeter-Materialstranges).
Die erste und zweite Materialschicht 12.1 , 12.2 bilden die kleinste Struktureinheit des schichtweise aufgebauten Medizinprodukts 10 aus, wobei anzumerken ist, dass das Medizinprodukt aus einer Mehrzahl dieser kleinsten Struktureinheiten aufgebaut ist (z.B. eine zweistellige, dreistellige, vierstellige, fünfstellige, sechsstellige, siebenstellige oder achtstellige Anzahl usw.).
Die erste Materialschicht 12.1 und die zweite Materialschicht 12.2 weisen jeweils eine Schichtdicke in einem Bereich von ca. 0,05 mm bis ca. 0,5 mm auf.
Der eine Infill-Materialstrang 12a oder die mehreren Infill-Materialstränge 12a der ersten Materialschicht 12.1 und der zweiten Materialschicht 12.2 weisen zudem jeweils eine Strangdicke in einem Bereich von ca. 0,1 mm bis ca. 1 mm auf.
Die erste Materialschicht 12.1 weist ferner im ausgebildeten Zustand eine erste äußere und innere Umfangsoberfläche 10a, 10b auf, welche die erste Materialschicht 12.1 äußerlich und innerlich begrenzt.
Dementsprechend weist auch die zweite Materialschicht 12.2 im ausgebildeten Zustand eine zweite äußere und innere Umfangsoberfläche 10c, 10d. auf, welche die zweite Materialschicht 12.2 äußerlich und innerlich begrenzt.
Je nach geometrischer Struktur der ersten und zweite Materialschicht 12.1 , 12.2 kann diese nur eine Umfangsoberfläche (bei einem Vollkörper) oder mehr als zwei Umfangsoberflächen (bei komplexen geometrischen Strukturen) aufweisen.
Die erste und zweite äußere Umfangsoberfläche 10a, 10c sind ferner oberflächenbehandelt.
Zusätzlich oder alternativ können auch die erste und zweite innere Umfangsoberfläche 10b, 10d oberflächenbehandelt sein.
Als Oberflächenbehandlung kann eine Ätzung oder eine Beschichtung vorgesehen sein.
Die Beschichtung kann anti-mikrobielle chemische Verbindungen enthalten oder entzündungshemmende Verbindungen, so dass die Entzündungsneigung des Medizinprodukts gemäß der Verwendung als Implantat verringert werden kann.
Die erste Materialschicht 12.1 und die zweite Materialschicht 12.2 sind jeweils aus einen medizinisch kompatiblen Kunststoff ausgebildet.
Beispiele des medizinisch kompatiblen Kunststoffes können PEEK, PEKK, PEI oder PPSU sein.
Zusätzlich oder alternativ können die erste Materialschicht 12.1 und die zweite Materialschicht 12.2 auch aus einen vom menschlichen oder tierischen Körper resorbierbaren Kunststoff ausgebildet sein.
Beispiele des vom menschlichen oder tierischen Körper resorbierbaren Kunststoffs können z.B. PCL, PDO, PLLA, PDLA, PGA oder PGLA sein.
Fig. 2a zeigt eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines additiv hergestellten medizinische Bauteils, das durch ein aus dem Stand der Technik bekanntes additives Herstellungsverfahren hergestellt worden ist.
Wie in Fig. 2a zu sehen ist, weist das medizinische Bauteil 10 eine im Wesentlichen glatte Oberflächenstruktur auf, was darauf hindeutet, dass die jeweiligen äußeren Perimeter-Materialstränge 12d entsprechend aufgetragen wurden (vgl. hierzu Fig. 1a).
Das medizinische Bauteil 10 ist in konkreter Ausgestaltung als Schädelimplantat mit dem sehr abstrakt dargestellten Bauteil 10 aus dem Stand der Technik gemäß Fig. 1a vergleichbar.
Das medizinische Bauteil 10 ist aus dem biologisch kompatiblen Kunststoff PPSII ausgebildet.
Andere biologisch bzw. medizinisch kompatible Kunststoffe wie PEEK, PEKK oder PEI können ebenfalls verwendet werden. Das weiße Rechteck auf der Oberfläche soll nicht als Aussparung verstanden werden, sondern als Abdeckung eines Schriftzuges, wobei die Oberfläche entlang ihrer gesamten Erstreckung gleich ausgebildet ist.
Fig. 2b zeigt eine schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen, additiv hergestellten medizinischen Bauteils 10, das durch das Verfahren gemäß Fig. 4 hergestellt worden ist. Das medizinische Bauteil 10 ist als Schädelimplantat ausgebildet, das z.B. Bereiche des Schädelknochens ersetzen bzw. unterstützen kann.
Das medizinische Bauteil 10 ist aus dem biologisch kompatiblen Kunststoff PPSII ausgebildet.
Andere biologisch bzw. medizinisch kompatible Kunststoffe wie PEEK, PEKK oder PEI können ebenfalls verwendet werden.
Anhand von Fig. 2b sind die spezifisch aufgerauten Oberflächenbereiche 10e des Implantats zu sehen, die durch mehrere Matenalschichten 12.1 , 12.2 ausgebildet
sind, die keine Perimeter-Materialstränge aufweisen (siehe Erläuterungen hierzu gemäß Fig. 1a, 1 b).
Allerdings sind in Fig. 2b auch im Wesentlichen einer glatter Oberflächenbereich 10f des Implantats zu sehen (zentraler Oberflächenbereich 10f des Implantats, der durch einen äußeren aufgerauten Oberflächenbereich 10 umschlossen ist).
Dieser Oberflächenbereich 10f ist entsprechend durch mehrere Matenalschichten ausgebildet, die einen oder mehrere Perimeter-Materialstränge 12d aufweisen (siehe Erläuterungen hierzu gemäß Fig. 1a, 1 b).
Das Bauteil 10 ist jedoch nicht auf Schädelimplantate beschränkt, auch weitere Formen von Knochen-Implantaten wie Kiefer-, Hals-, Schulter-, Brustkorb-, Hüft-, Becken-, Schenkel-, Knie und/oder Fuß-Implantate sind denkbar.Auch Knochenoder Knochenmarkschrauben, -nägel bzw. platten können vorgesehen sind.
Das weiße Rechteck an dem glatten Oberflächenbereich 10f soll nicht als Aussparung verstanden werden, sondern als Abdeckung eines Schriftzuges, wobei der glatte Oberflächenbereich 10f entlang seiner gesamten Erstreckung gleich ausgebildet ist.
Fig. 2c zeigt eine weitere schematische perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen, additiv hergestellten medizinischen Bauteils 10, das durch das Verfahren gemäß Fig. 4 hergestellt worden ist.
Das medizinische Bauteil 10 ist ebenfalls als Schädelimplantat ausgestaltet, das z.B. Bereiche des Schädelknochens ersetzen bzw. unterstützen kann.
Das medizinische Bauteil 10 ist aus dem biologisch kompatiblen Kunststoff PPSII ausgebildet.
Andere biologisch bzw. medizinisch kompatible Kunststoffe wie PEEK, PEKK oder PEI können ebenfalls verwendet werden.
Anhand von Fig. 2c ist der gesamte spezifisch aufgeraute Oberflächenbereich 10e des Implantats zu sehen, der durch mehrere Materialschichten 12.1 , 12.2 ausgebildet ist, die keine Perimeter-Materialstränge 12d aufweisen (siehe Erläuterungen hierzu gemäß Fig. 1a, 1 b).
Das Bauteil 10 ist jedoch nicht auf Schädelimplantate beschränkt, auch weitere Formen von Knochen-Implantaten wie Kiefer-, Hals-, Schulter-, Brustkorb-, Hüft-, Becken-, Schenkel-, Knie und/oder Fuß-Implantate sind denkbar.
Auch Knochen- oder Knochenmarkschrauben, -nägel bzw. platten können vorgesehen sind.
Das weiße Rechteck auf der Oberfläche 10e soll nicht als Aussparung verstanden werden, sondern als Abdeckung eines Schriftzuges, wobei die Oberfläche entlang ihrer gesamten Erstreckung gleich ausgebildet ist.
Fig. 3 zeigt eine schematische Front-Darstellung eines Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen additiven Herstellungseinrichtung 14.
Die additive Herstellungseinrichtung 14 zur Herstellung eines schichtweise ausgebildeten Bauteils ist als 3D-Drucker ausgebildet.
Insbesondere ist der 3D-Drucker als FFF-3-D-Drucker ausgebildet.
Die additive Herstellungseinrichtung 14 weist weiter eine Baukammer 16 und einen Extrusionskopf 18 auf, der innerhalb der Baukammer 16 mittels eines entsprechenden Gestänges 20 mit drei Armen und drei zugeordneten Linearführungen 22 dreidimensional bewegbar ist.
Die additive Herstellungseinrichtung 14 weist zudem eine Steuerungs- oder Regelungseinrichtung (nicht in Fig. 3 gezeigt) zur Steuerung oder Regelung des Extrusionskopfes 18 auf.
Die Steuerungs- oder Regelungseinrichtung kann alternativ auch als Steuerungsund Regelungseinrichtung zur Steuerung und Regelung des Extrusionskopfes 18 ausgebildet sein.
Bodenseitig ist in der Baukammer 16 ist ein beheizbares Druckbett 24 angeordnet, auf welchem das herzustellende Bauteil bzw. Implantat positioniert ist.
An die Baukammer 16 ist eine Luftversorgungseinrichtung 26 angeschlossen, die zusammen mit der Baukammer 16 und der entsprechenden Verrohrung einen geschlossenen Luftkreislauf 28 ausbildet.
Der Luftkreislauf 28 weist gemäß Fig. 1 einen Lüfter bzw. Verdichter 30 zur Absaugung und Luftversorgung der Baukammer 16 auf sowie ferner eine Heizeinrichtung 32, einen Filter 34 (z.B. einen HEPA Filter) sowie einen Diffusor 36 auf.
Die Funktion der additiven Herstellungseinrichtung 14 lässt sich nun wie folgt beschreiben:
Die Steuerungs- bzw. Regelungseinrichtung ist so eingerichtet, dass sie den Extrusionskopf 18 derart steuert bzw. regelt, dass durch den Extrusionskopf 18 eine erste Materialschicht des Implantats ausbildbar ist.
Die erste Materialschicht des Bauteils wird derart ausgebildet, dass ein oder mehrere Infill-Materialstränge (siehe Fig. 1a, 1 b und zugehörige Beschreibung) in einer ersten zweidimensionalen Ebene aufgebaut bzw. ausgebildet werden.
Ferner wird durch den Extrusionskopf eine zweite Materialschicht des Bauteils durch Ausbilden eines oder mehrerer Infill-Materialstränge, aufbauend auf der ersten Materialschicht in einer zweiten zweidimensionalen Ebene parallel zur ersten zweidimensionalen Ebene ausgebildet.
Ferner ist die Steuerungs- bzw. Regelungseinrichtung so eingerichtet, dass durch den Extrusionskopf 18 die erste und die zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausbildbar sind.
Alternativ ist auch denkbar, dass die erste oder die zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausbildbar sind (siehe hierzu weiterführende Erläuterungen in Fig. 1b).
Fig. 4 zeigt eine schematische Darstellung eines Ausführungsbeispiels eines Ablaufs eines erfindungsgemäßen additiven Herstellungsverfahrens zur Herstellung des medizinischen Produkts gemäß Fig. 1 b und Fig. 2.
Das additive Herstellungsverfahren in Form eines FFF-3D-Druckverfahrens für ein aus mehreren Materialschichten ausgebildetes Medizinprodukt weist gemäß Schritt S1 das Ausbilden einer ersten Materialschicht des Medizinprodukts durch Ausbilden
eines oder mehrerer Infill-Materialstränge innerhalb einer ersten zweidimensionalen Ebene auf.
Gemäß eines zweiten Schrittes S2 wird entsprechend eine zweite Materialschicht des Medizinprodukts durch Ausbilden eines oder mehrerer Infill-Materialstränge, aufbauend auf der ersten Materialschicht innerhalb einer zweiten zweidimensionalen Ebene parallel zur ersten zweidimensionalen Ebene, ausgebildet (vgl. hierzu auch Erläuterungen gemäß Fig. 1 b).
Der erste und zweite Schritt S1 und S2 werden jedoch so durchgeführt, dass die erste und zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausgebildet werden (Schritt S3).
Zusätzlich oder alternativ können die erste oder die zweite Materialschicht jeweils ausschließlich durch den einen oder die mehreren Infill-Materialstränge ausgebildet werden.
Gemäß eines vierten und fünften Schrittes S4, S5 können wenigstens an der ersten Umfangsoberfläche und der zweiten Umfangsoberfläche der ersten und zweiten Materialschicht jeweils eine Oberflächenbehandlung durchgeführt werden (siehe hierzu Fig. 1 b sowie die Erläuterungen dazu).
Alternativ kann an der ersten Umfangsoberfläche oder der zweiten Umfangsoberfläche der ersten oder zweiten Materialschicht eine Oberflächenbehandlung durchgeführt werden.
Der Schritt S4 bzw. S5 der Oberflächenbehandlung umfasst ein Ätzen bzw. ein Beschichten.
Grundsätzlich ist hier denkbar, dass beim Beschichten der Außenfläche bzw. die erste Materialschicht und/oder die zweite Materialschicht bzw. die Beschichtung der ersten Umfangsoberfläche der ersten und/oder zweiten Materialschicht jeweils eine Schichtdicke im Nanobereich, insbesondere in einem Bereich bis ca. 250 nm, z.B. bis ca. 150 nm bzw. bis ca. 100 nm aufweist bzw. aufweisen.
Denkbar ist auch beispielsweise, dass die äußere Schicht biodegradabel ausgebildet ist und die innere Schicht eine Dicke im Nanobereich aufweist.
Bezüglich weiterer Merkmale des erfindungsgemäßen Verfahrens, die sich im Wesentlichen auf das herzustellende Bauteil bzw. Medizinprodukt beziehen wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf die Figurenbeschreibung gemäß Fig. 1b verwiesen.
Ferner ist die vorstehend gemäß Fig. 3 erläuterte erfindungsgemäße additive Herstellungseinrichtung zur Durchführung des vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet.
Bezuqszeichenliste
Bauteil bzw. Medizinprodukt a erste äußere Umfangsoberfläche b erste innere Umfangsoberfläche c zweite äußere Umfangsoberfläche d zweite innere Umfangsoberfläche e spezifisch aufgeraute Oberflächenbereichef im Wesentlichen glatte Oberflächenbereiche Materialschicht .1 erste Materialschicht .2 zweite Materialschicht a Infill-Materialstrang; Infill-Materialstränge b Infill-Materialstrangabschnitte c Umkehrpunkte d Perimeter-Materialstrang; Perimeter-Materialstränge additive Herstellungseinrichtung; FFF-3D-Drucker Baukammer
Extrusionskopf
Gestänge
Linearführungen
Druckbett
Luftversorgungseinrichtung
Luftkreislauf
Lüfter
Heizeinrichtung
Filter
Diffusor erster Schritt zweiter Schritt dritter Schritt vierter Schritt
S5 fünfter Schritt