Gummimodifizierte Bitumen, Verfahren zur Herstellung und dessen Verwendung im Asphalt
Die vorliegende Erfindung betrifft neue gummimodifizierte Bitumen, verbesserte Verfahren zur Herstellung unter Einsatz von vulkanisiertem Gummi und dessen Verwendung im Asphalt.
Stand der Technik
Gummimodifiziertes Bitumen, sog. veredeltes Bitumen, weist gegenüber unmodifiziertem Bitumen den Vorteil der konstanten viskoelastischen Eigenschaften bei Variation der Temperatur auf: So ist es in großer Hitze nicht so weich und bei tiefen Temperaturen nicht so brüchig und verfügt auch über eine erhöhte Lebensdauer.
Gummimodifiziertes Bitumen kann dabei durch Zumischen eines unvernetzten Elastomers oder eines schwefelvernetzten Gummis hergestellt werden. Die Zugabe von unvernetztem Elastomer erfordert u.U. eine anschließende Vernetzung mit Schwefel oder Polysulfiden, siehe US-A 4 554 313. Dieser Weg ist schon alleine durch die eingesetzten Materialien sehr teuer.
Aufgrund der hohen Kosten für die Elastomere hat man sich in der Vergangenheit der in großen Menge anfallenden Gummireifen, d.h. schwefelvernetztem Gummi als Quelle für einen Ersatzstoff bedient.
Allerdings ist schwefelvulkanisiertes (vernetztes) Gummi in Bitumen relativ unlöslich, so dass dessen Wiederverwertung in Bitumen problematisch ist (Shell Bitumen Handbook, Shell UK, 2003 ISBN 0 7277 3220 X, Seite 79). Bitumen wird heiß gelagert bzw. transportiert, wobei die Homogenität gewahrt bleiben muss. Eingemischte, schlecht lösliche oder schlecht dispergierbare Elastomere oder auch schwefelvernetztes Gummi setzen sich in der heiß gelagerten Mischung ab. Die anwendungstechnischen Eigen schaften von modifiziertem Bitumen aus unterschiedlichen Lagerzonen unterscheiden sich, so dass sich Qualitätsprobleme beim Straßenbau ergeben. Der Sinn des Zusatzes von Elastomeren ist mit möglichst wenig zugegebenem Material einen möglichst großen Effekt hinsichtlich der Verbesserung der elastischen Eigenschaften zu erzielen. Die Elastizität des Gummis und des damit modifizierten Bitumens ist abhängig von der Zahl der Schwefelbrücken, welche bei der Vulkanisation entstanden sind. Durch die Devulkani- sation werden die Schwefelbrücken und damit die Elastizität verringert.
Aus EP-A3337851 ist bekannt, vulkanisiertes Gummi bei Temperaturen von mindestens 140°C mit weniger als 5 Gew. % an Dialkylpolysulfid zu devulkanisieren, um die Löslich keit von Gummi in heißem Bitumen zu steigern, allerdings sind die elastischen Eigen schaften des so modifizierten Bitumens bei Temperaturen von mehr als 60°C, in der Regel 60 bis 70°C, auf der Straße noch unbefriedigend.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung
Ausgehend vom oben beschriebenen Stand der Technik bestand die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, gummimodifiziertem Bitumen bereitzustellen, welches bei Temperaturen von 60°C und darüber hinaus verbesserte elastische Eigenschaften aufweist.
Überraschenderweise wurde gefunden, dass diese Aufgabe gelöst werden kann, wenn eine Mischung aus vulkanisiertem Gummi und CrCi8-Dialkylpolysulfiden bei Tempera turen von 130-150°C für weniger als 20 Minuten getempert und anschließend dem Bitumen zugemischt wird.
Gegenstand der Erfindung
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist gummimodifiziertes Bitumen erhältlich dadurch, dass
a) vulkanisiertes Gummi mit 1 bis 5 Gew. % mindestens eines Dialkylpolysulfids der Formel (I)
R1— S-R2 (1),
wobei R1 und R2 gleich oder verschieden sein können und für einen linearen oder verzweigten CrCi8-Alkylrest stehen und x für die Zahlen 3 bis 12 steht, unter mechanischer Beanspruchung vermischt und auf Temperaturen von 130°C erwärmt wird,
b) das Reaktionsprodukt aus a) bei 130-150°C für weniger als 20 Minuten, vorzugs weise 1 bis 18 Minuten, getempert wird und
c) das Reaktionsprodukt aus b) mit Bitumen vermischt wird.
Bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung Schritt a)
Bei dem vulkanisierten Gummi handelt es sich um Schwefel-vernetzte Kautschuke auf Basis von Polydienen der R-Gruppe, umfassend Naturkautschuke (NR), Butadien-
Kautschuke (BR), Styrol-Butadien-Kautschuke (SBR), Acrylnitril-Butadien-Kautschuke (NBR) und Butylkautschuke (IIR), um Vulkanisate aus Kautschuken mit wenigen Doppel bindungen oder doppelbindungsfreien Polymerhauptketten aus der M-Gruppe, umfassend Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM), und Mischungen aus den vorgenannten Kautschuken der R- und M-Gruppe.
Das vulkanisierte Gummi wird vorzugsweise in einer Partikelgröße von 0,15 bis 3 mm, besonders bevorzugt 0,2 - 1 mm, eingesetzt.
Hierzu kann es notwendig sein, das vulkanisierte Gummi zu zerkleinern. Dies erfolgt idealerweise mittels Schreddern und Mühlen und/oder Schneidwerkzeugen. Hierfür ersetzbar sind vorzugsweise 2-Wellenschredder und Schneidmühlen.
Bei den eingesetzten Dialkylpolysulfiden handelt es sich um Verbindungen der allge meinen Formel (I),
R1— Sx— R2 (1),
worin vorzugsweise
R1 und R2 gleich oder verschieden sind und für einen linearen oder verzweigten C5-Ci8- Alkylrest stehen und x für die Zahlen 3 bis 8 steht.
Ebenfalls bevorzugt ist, wenn als Dialkylpolysulfide solche eingesetzt werden, in denen x in der allgemeinen Formel (I) für die Zahlen 3 bis 5 steht und R1 und R2 in der allgemeinen Formel für lineare oder verzweigte C5- bis Ci5-Alkylreste stehen.
Die Dialkylpolysulfide können sowohl einzeln als auch als Gemisch in beliebiger Abmischung untereinander in dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung sind als Dialkylpolysulfid der Formel (I) Dioctylpentasulfid und/oder Dioctyltetrasulfid bevorzugt, besonders bevorzugt Dioctyl- pentasulfid und/oder Dioctyltetrasulfid, dessen C8-Alkyl verzweigt ist.
Bei den vorgenannten Dialkylpolysulfiden handelt es sich um kommerziell verfügbare Produkte.
Die Menge an Dialkylpolysulfid beträgt vorzugsweise 1 ,5 bis 3 Gew.%, besonders bevorzugt 1 ,7 bis 2,5 Gew.%, bezogen auf die Menge an vulkanisiertem Gummi.
Die Temperaturen in Schritt a) liegen vorzugsweise bei bis zu 130°C. Das Aufwärmen auf 130°C kann dabei mit beliebigen Aufheizraten erfolgen.
Schritt a) kann sowohl bei Normaldruck als auch bei erhöhtem Druck durchgeführt werden. Ein bevorzugter Druck liegt bei 1 bis 20 bar, besonders bevorzugter Druck bei 1 bis 10 bar und ganz besonders bevorzugt bei 1 bis 3 bar.
In Schritt a) wird das vulkanisierte Gummi vorzugsweise in Form von Partikeln bei Temperaturen von 0 bis 30°C vorgelegt. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung erfolgt im Anschluss daran die Zudosierung des Dialkylpolysulfids unter mechanischer Beanspruchung. Diese Mischung wird vorzugsweise nach der Dosierung auf 130°C erwärmt.
Es ist aber auch möglich, das vulkanisierte Gummi, vorzugsweise in Form von Partikeln, bei Temperaturen von 0 bis 30°C vorzulegen und während des Aufheizens auf 130°C das Dialkylpolysulfid zu zudosieren.
Die Dosierung des Dialkylpolysulfids erfolgt dabei vorzugsweise über eine Düse.
Mechanische Beanspruchung im Sinne der Erfindung bedeutet den Einsatz von Misch aggregaten, wie vorzugsweise Extruder, Innenmischer, Hochdruck-Homogenisatoren, wie insbesondere Hochschermischgeräte, wie z. B. Ultra-Turrax®, Kneter und/oder Walzwerk. Im großtechnischen Bereich ist die Verwendung von Extrudern und/oder Innenmischern dabei besonders bevorzugt, wobei die Art des Extruders und/oder Innenmischers keiner besonderen Beschränkung unterliegt. Im Labormaßstab ist das Hochschermischgerät, z.B. ein Ultra-Turrax®, besonders bevorzugt oder auch ein Ankerrührer mit mindestens 2 Flügeln.
Exemplarisch genannt sind nachfolgend Doppelschneckenextruder oder Planetwalzen extruder.
Im Fall des Einsatzes eines Innenmischers zur mechanischen Beanspruchung sind Innenmischer mit ineinandergreifenden oder mit tangierenden Rotoren bevorzugt. Dabei ist ein Innenmischer mit ineinander greifenden Rotoren besonders bevorzugt, da auf diese Weise mehr Scherenergie eingebracht werden kann.
Die Rührgeschwindigkeit kann in Abhängigkeit von der Viskosität des gummimodifizierten Bitumens (GmB) eingestellt werden, bei einem Ankerrührer mit mindestens 2 Flügeln liegt die Rührgeschwindigkeit vorzugsweise bei 150 rpm bis 500 rpm, besonders bevorzugt 180-250 rpm.
Schritt b)
In Schritt b) wird das Reaktionsprodukt aus a) vorzugsweise bei 135 bis 150°C für 1 bis weniger als 20 Minuten, vorzugsweise 1 bis 18 Minuten, getempert.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung beträgt die Temperzeit in Schritt b) 5 bis einschließlich 15 Minuten. Die bevorzugte Temperatur in Schritt b) liegt vorzugsweise bei 140-145°C.
In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung erfolgt Schritt b) unter mechanischer Beanspruchung.
Schritt c)
Das in Schritt c) eingesetzte Bitumen bezeichnet ein sowohl natürlich vorkommendes als auch durch Destillation aus Erdöl gewonnenes Gemisch aus verschiedenen organischen Stoffen. Aufgrund der biologischen Herkunft besteht Bitumen hauptsächlich aus Kohlen stoff und Wasserstoff. Es ist ein schwer flüchtiges, dunkelfarbiges Vielstoffgemisch organischer Substanzen, dessen elastoviskoses Verhalten sich mit der Temperatur ändert Als Bitumen im Sinne der Erfindung sind alle handelsüblichen Bitumenarten, wie z.B. 50/70 oder 70/100 einsetzbar. Dies umfasst vorzugsweise Straßenbaubitumen nach DIN EN 12591.
Das Einmischen des Bitumen in Schritt c) erfolgt vorzugsweise unter mechanischer Bean spruchung, die wie in Schritt a) beschrieben mittels Mischaggregaten, wie vorzugsweise Extruder, Innenmischer, Hochdruck-Homogenisatoren, wie insbesondere Hochscher mischgeräte, wie z. B. Ultra-Turrax®, Kneter und/oder Walzwerk erfolgen kann. Im großtechnischen Bereich ist die Verwendung von Extrudern und/oder Innenmischern dabei besonders bevorzugt, wobei die Art des Extruders und/oder Innenmischers keiner besonderen Beschränkung unterliegt. Im Labormaßstab ist das Hochschermischgerät, z.B. ein Ultra-Turrax®, besonders bevorzugt oder auch ein Ankerrührer mit mindestens 2 Flügeln.
Exemplarisch als bevorzugt genannt sind nachfolgend Doppelschneckenextruder oder Planetwalzenextruder.
Im Fall des Einsatzes eines Innenmischers zur mechanischen Beanspruchung sind Innenmischer mit ineinandergreifenden oder mit tangierenden Rotoren bevorzugt. Dabei ist ein Innenmischer mit ineinander greifenden Rotoren besonders bevorzugt, da auf diese Weise mehr Scherenergie eingebracht werden kann.
Die Rührgeschwindigkeit wird vorzugsweise auf mindestens 180 rpm eingestellt, vorzugs weise mit einem Flügelrührer.
Die Temperatur in Schritt c) beträgt vorzugsweise 140 bis 180°C. Die Mischzeit unter mechanische Beanspruchung beträgt vorzugsweise 15 bis 120 Minuten besonders bevorzugt 30 bis 60 Minuten.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird das mit Bitumen gemischte Reaktionsprodukt aus Schritt c) anschließend bis zu 60 Minuten bei 140 bis 180°C stehen gelassen („Reifezeit“), um den Löseprozeß zu vervollständigen.
Die Herstellung des gummimodifizierten Bitumens erfolgt vorzugsweise über die zuvor beschriebenen Schritte a), b) und c). Das Verfahren zur Herstellung von gummimodi fiziertem Bitumen über die Schritte a), b) und c) ist somit ebenfalls Gegenstand dieser Erfindung.
Weitere bevorzugte Ausführungsform
In einer Ausführungsform enthält das gummimodifizierte Bitumen weitere Additive, wie Metallverbindungen/-salze, insbesondere organische Zinkverbindungen/-salze u.a. als Sulfidfänger und damit als Geruchsverminderer, die vorzugsweise in Schritt c) zugemischt werden.
Die Menge an Additiven beträgt vorzugsweise 0,1 bis 1 Gew. %.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das erfindungsgemäße gummimodi fizierten Bitumen dadurch erhältlich, dass in Schritt c) das Reaktionsprodukt aus b) mit dem Bitumen und mit Gestein vermischt.
Bei Gestein im Sinne der Erfindung handelt es sich vorzugsweise um natürliche Gesteins körnungen, vorzugsweise gemäß DIN EN 13043, die vorzugsweise einer mechanischen Aufbereitung, wie beispielsweise Brechen und Absieben, unterzogen worden sind.
Gesteinskörnungen, die für Asphaltmischgut für den Bau von Verkehrsflächen eingesetzt werden, müssen den Anforderungen der DIN EN 13043 bzw. der TL Gestein-StB 04 entsprechen. Asphaltdeckschichtmischgut besteht aus Gesteinskörnungen bis zu einem Größtkorn von 16 mm.
Die Anforderungen an Gesteinskörnungen werden unter anderem in der DIN 18196 Bodenklassifikation für bautechnische Zwecke und den Technischen Lieferbedingungen für Gesteinskörnung im Straßenbau, TL Gestein-StB, Ausgabe 2004 (S. 11) definiert.
Das Gestein liegt dabei vorzugsweise entweder in ungebrochener Form (als Rundkorn), insbesondere als Kies, Sand, Schotter und Splitt; oder in gebrochener Form vor.
Die Menge an Gestein beträgt vorzugsweise bis zu 95 Gew. %, vorzugsweise 90 bis 95 Gew%, bezogen auf die Gesamtmenge an gummimodifiziertem Bitumen.
In den Fällen in denen das gummimodifizierte Bitumen auch noch Gestein beinhaltet, spricht man von Asphalt.
Weiterer Gegenstand der Erfindung
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist somit Asphalt, enthaltend das erfindungemäß gummimodifizierte Bitumen.
Bei Asphalt im Sinne der Erfindung handelt es sich um eine natürliche oder technisch hergestellte Mischung enthaltend gummimodifiziertes Bitumen und Gestein (Gesteins körnungen). Diese wird vorzugsweise im Straßenbau für Fahrbahnbefestigungen, im Hochbau für Bodenbeläge, im Wasserbau und im Deponiebau zur Abdichtung verwendet. Das Mischungsverhältnis liegt vorzugsweise bei 90-95 Gew.-% Gestein/ Gesteinskörnung und ca. 5-10 Gew.-% Bitumen. Dieses Verhältnis kann jedoch nach oben oder unten verändert werden. Die beigegebene Menge (sogenannter Bindemittelgehalt) und die Härte (also die Bindemittelsorte) des Bitumens verändern das Materialverhalten wesent lich.
Die Funktion des Bitumens, das etwa 4-7% des Straßenbelags ausmacht, ist die eines Bindemittels für das Gesteinsgerüst. Durch dieses Bindemittel bekommt Asphalt inneren Zusammenhalt. Es ist daher von hoher Bedeutung, dass das Bitumen mit hoher Bindungskraft an der Gesteinsoberfläche haftet.
Bei dem Bitumen wird dabei vorzugsweise das erfindungsgemäße gummimodifizierte Bitumen eingesetzt. In Bezug auf das gummimodifizierte Bitumen wird auf die obigen Ausführungen verwiesen.
Der erfindungsgemäße Asphalt wird vorzugsweise dadurch erhalten, dass a) vulkanisiertes Gummi mit 1 bis 5 Gew. % mindestens eines Dialkylpolysulfids der Formel (I)
R1— S-R2 (1 ),
wobei R1 und R2 gleich oder verschieden sein können und für einen linearen oder verzweigten CrCi8-Alkylrest stehen und x für die Zahlen 3 bis 12 steht, unter mechanischer Beanspruchung vermischt und auf Temperaturen bis 130°C erhitzt wird, b) das Reaktionsprodukt aus a) bei 130-150°C für weniger als 20 Minuten, vorzugs weise 1 bis 18 Minuten, getempert und c) das Reaktionsprodukt aus b) mit dem Bitumen vermischt wird, wobei anschließend die Vermischung des erfindungsgemäßen Bitumens mit dem Gestein erfolgt, vorzugsweise mittels Doppelwellen-Chargen-Mischer.
Alternativ dazu kann der erfindungsgemäße Asphalt gummimodifizierte Bitumen auch in situ erzeugt werden, in dem a) vulkanisiertes Gummi mit 1 bis 5 Gew. % mindestens eines Dialkylpolysulfids der Formel (I)
R1— S-R2 (1),
wobei R1 und R2 gleich oder verschieden sein können und für einen linearen oder verzweigten CrCi8-Alkylrest stehen und x für die Zahlen 3 bis 12 steht, unter mechanischer Beanspruchung vermischt und auf Temperaturen bis 130°C erhitzt wird,
b) das Reaktionsprodukt aus a) bei 130-150°C für weniger als 20 Minuten, vorzugs weise 1 bis 18 Minuten, getempert und
c) anschließend mit Gestein und Bitumen, vorzugsweise in einem Doppelwellen- Chargen-Mischer, vermischt wird.
In Bezug auf die Definitionen für x, R1 und R2, die Einsatzstoffe und Verfahrensparameter und bevorzugten Ausführungsformen wird auf die obigen Ausführungen zu dem erfin dungsgemäßen gummimodifizierten Bitumen verwiesen. Weiterer Gegenstand der Erfindung
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung des erfin dungsgemäßen gummimodifizierten Bitumen im Hochbau zur Abdichtung von Gebäude teilen gegen Wasser, wie beispielsweise Bitumendachbahnen zur Dachabdichtung, Schutz von Stahl gegen Korrosion und im Straßenbau als Bindemittel für die Gesteins körnungen im Asphalt, vorzugsweise als Straßenbelag.
Die vorliegende Erfindung wird anhand der nachfolgenden Beispiele näher erläutert, wobei die vorliegende Erfindung keinesfalls auf die Beispiele beschränkt ist.
Versuchsbeispiele:
Es wurden jeweils 200 g kaltvermahlenes Gummimehl des Typs K 0204 der Fa. MRH Mülsener Rohstoff- und Handelsgesellschaft mbH mit einer Partikelgröße von 0,2-0, 4 mm und einem Polymeranteil von 58 Gew.% vorgelegt und mit 2,5% Dioctylpentasulfid als Dialkylpolysulfid bei 140°C zugeben und mit einem modifizierten Ankerrührer mit zwei Flügeln und mit der Rührgeschwindigkeit von 180 rpm gerührt.
Nach der Zudosierung des Dioctylpentasulfid wurde die Mischung bei einer Temperatur von 140°C über einen Zeitraum von 10 bis 40 Minuten getempert. Zum Evaluieren der Löslichkeit in Bitumen diente die Extraktion in Toluol gemäß der Norm ISO 1407:2011 als Modell. Dabei gilt, je höher der extrahierbare Anteil in Toluol, desto höher ist die Löslichkeit in Bitumen. Die Veränderung des Toluol-extrahierbaren Anteils (ISO 1407:2011) ist in der Tabelle 1 aufgeführt.
Tabelle 1
Die Vergleichsprobe ohne Dioctylpentasulfid ergab einen Toluol-extrahierbaren Anteil von 8 %, was auch erhalten wird bei Zugabe von 2,5 Gew. % Dioctylpentasulfid ohne Temperung.
Überraschenderweise stellte sich schon nach 15 Minuten ein extrahierbarer Anteil ein, der auch nach 40 min nicht überschritten wurde. Dies zeigt, dass die Löslichkeitsver besserung durch Tempern schon nach 15 Minuten (min) erzielt wurde.
Demnach wurden die elastischen Eigenschaften eines erfindungsgemäß Gummi-modifi- zierten Bitumens nach einer Temperzeit von 15 Minuten bestimmt.
Zur Bestimmung der elastischen Eigenschaften wurde gemäß DIN EN 16659 (2013) ein „Multiple Stress Creep and Recoverey Test (MSCR-Prüfung)“ durchgeführt.
Bei diesem Test, der die Belastungsverhältnisse auf der Strasse besser wiederspiegelt als oszillierende DSR-Messungen, wurden in 10 Belastungszyklen mit einer Belastungsphase mit konstanter Scherbeanspruchung von 1 Sekunde und eine darauf folgende Ent lastungsphase von 9 Sekunden Dauer die Rückverformung in % (R Wert) bestimmt. Dieser Test wurde mit drei Laststufen von 0,1 kPa, 1 ,6 kPa und 3,2 kPa durchgeführt. Die Deformationen während der kraftgeregelten Zyklen wurden in drei Deformationsgrößen unterteilt erfasst:
Die maximale Dehnung ist dabei die Dehnung innerhalb der Belastungsphase, die bleibende Dehnung ist die am Ende der Entlastungsphase verbleibende Dehnung und die viskoelastische Dehnung quantifiziert den Rückgang der Dehnung innerhalb der Ent lastungsphase.
Aus diesen Dehnungen wurden die Kennwerte Rückverformung R und Nachgiebigkeit J berechnet:
Rückformung R = (viskoelastische Dehnung) / (maximale Dehnung) x 100 [ %]
Nachgiebigkeit J = (bleibende Dehnung) / (Scherspannung) [1/kPa]
Für den„Multiple Stress Creep and Recoverey (MSCR)-Test wurden folgende Proben eingesetzt: GmB wird dabei als Abkürzung für Gummimpodifiziertes Bitumen benutzt.
Basis für das GmB ist Gummimehl des Typs K 0204 der Fa. MRH Mülsener Rohstoff- und Handelsgesellschaft mbH mit einer Partikelgröße von 0,2-0, 4 mm und einem Polymer anteil von 58 Gew.%.
Als Polysulfid (PS) wurde Dioctylpentasulfid des Typs BA CR36 der Lanxess Deutschland GmbH eingesetzt
A: Bitumen 50/70 (Nordbit)
B1 : GmB mit 15% Gummi ohne Polysulfid, Mischzeit: 30 min, Reifezeit: 60 min
B2: GmB mit 15% Gummi ohne Polysulfid, Mischzeit: 15 min, Reifezeit: 60 min
C1 : GmB, mit 15% Gummi mit 2,5 Gew.% PS, erfindungsgemäß vorbehandelt: Temper zeit Tz: 15 Min bei 140°C, Mischzeit: 30 min, Reifezeit: 60 min
C2: GmB, 15% Gummi mit 2,5 Gew.% PS, erfindungsgemäß vorbehandelt: Temperzeit Tz: 15 Min bei 140°C, Mischzeit: 15 min, Reifezeit: 60 min
D1 : GmB, 15% Gummi mit 2,5 Gew.% PS, vorbehandelt gemäß EP3337851 , Temperzeit Tz: 20 Min bei 140°C, Mischzeit: 30 min, Reifezeit: 60 min
D2: GmB, 15% Gummi mit 2,5 Gew.% PS, vorbehandelt gemäß EP3337851 , Temperzeit Tz: 20 Min bei 140°C, Mischzeit: 15 min, Reifezeit: 60 min
Die Proben B1 - D2 wurden dabei wie folgt hergestellt.
B1 und B2 (Vgl.):
Kaltvermahlenes Gummimehl des Typs K 0204 mit einer Partikelgröße von 0,2-0, 4 mm wurden mit einem modifizierten Ankerrührer mit zwei Flügeln und mit der Rührgeschwin digkeit von ca. 180 rpm in Bitumen 50/70 der Firma NordBit GmbH &Co. KG eingerührt, bis der Gummianteil 15 % der Gesamtmischung ausmachte. Die Gummi-Bitumen- mischung wurde 30 bzw. 15 Minuten bei 180°C gerührt („Mischzeit“), danach 60 min bei 180°C im Trockenschrank stehen gelassen („Reifezeit“), um den Löseprozeß zu vervoll ständigen.
C1 und C2 (erfindungsgemäß):
In einem Versuch wurden jeweils 200 g kaltvermahlenes Gummimehl des Typs K 0204 mit einer Partikelgröße von 0,2-0, 4 mm mit 2,5% Dioctylpentasulfid zugeben und mit einem modifizierten Ankerrührer mit zwei Flügeln und mit der Rührgeschwindigkeit von ca. 180 rpm gerührt, während die Mischung auf 130°C aufgeheizt wurde. Anschließend wurde die Gummimischung auf 140°C erwärmt und 15 Minuten getempert. Nach dem Tempern wurde Bitumen 50/70 der Firma NordBit GmbH &Co. KG zugegeben, bis der Gummianteil 15% der Gesamtmischung ausmachte. Die Gummi-Bitumenmischung wurde 30 Minuten bei 180°C gerührt („Mischzeit“), danach 60 min bei 180°C im Trockenschrank stehen gelassen („Reifezeit“), um den Löseprozeß zu vervollständigen.
D1 und D2 gemäß EP3337851 mit 2,5% Dioctylpentasulfid (vgl):
In einem Versuch wurden jeweils 200 g kaltvermahlenes Gummimehl des Typs K 0204 der Fa. MRH Mülsener Rohstoff- und Handelsgesellschaft mbH mit einer Partikelgröße von 0,2-0, 4 mm mit 2,5% Dioctylpentasulfid als Dialkylpolysulfid zugeben und mit einem modifizierten Ankerrührer mit zwei Flügeln und mit der Rührgeschwindigkeit von ca. 180 rpm gerührt, während die Mischung auf 130°C aufgeheizt wurde.
Anschließend wurde die Gummimischung auf 140°C erwärmt und 20 Minuten getempert. Nach dem Tempern wurde Bitumen 50/70 der Firma NordBit GmbH &Co. KG zugegeben, bis der Gummianteil 15% der Gesamtmischung ausmachte. Die Gummi-Bitumen- mischung wurde 30 Minuten bei 180°C gerührt („Mischzeit“), danach 60 min bei 180°C im Trockenschrank stehen gelassen („Reifezeit“), um den Löseprozeß zu vervollständigen.
Die Messergebnisse des MSCR Meßverfahren gemäß DIN EN 16659 sind in Tabelle 2 aufgeführt. Der Test wurde bei einer Temperatur von 60°C durchgeführt. Tabelle 2:
Erf.= erfindungsgemäß, Vgl: Vergleichsversuch, Tz = Temperzeit, PS = Polysulfid
Wie aus Tabelle 2 ersichtlich, ist die Rückformung des belastenten Bitumenformkörpers bei dem erfindungsgemäß hergestellten Gummimodifizierten Bitumen (GmB) mit der kurzen Vorbehandungszeit des eingesetzten Altgummis von unter 20 min wesentlich höher und entsprechend die Nachgiebigkeit kleiner. Insbesondere ist der R- Wert (prozen tuale Rückstellung) des GmB bei der höchsten Laststufe 3,2 MPa unter Verwendung des Gummis mit 15 Minuten Temperzeit (während der Vorbehandlung mit dem Polysulfid) um fast den Faktor 1 ,5 besser als bei den gummimodifizierten Bitumen, welches entweder mit
nicht vorbehandeltem Gummi (kein Polysulfid) oder mit Gummi, welches 20 min, d.h. über eine längere Temperzeit mit dem Polysulfid vorbehandelt war, hergestellt wurde.
Weiterhin sind die J-Werte, ein Maß für die Empfindlichkeit des Bitumens auf verformende Kräfte) bei dem erfindungsgemäß behandelten Gummi am besten.
Eindrucksvoll wird so anhand der Beispiele gezeigt, dass durch die erfindungsgemäße Vorbehandlung des Gummis mit der verkürzten Temperzeit von weniger als 20 Minuten die elastischen Eigenschaften (R und J) damit modifizierten Bitumens bei Temperaturen von 60°C deutlich verbessert werden konnte. Der direkte Vergleich von gummimodi fiziertem Bitumen bei Temperzeiten von 15 bzw. 20 Minuten zeigt überraschenderweise deutlich verbesserte R- und J- Werte des MSCR-Testes bei verkürzter Temperzeit.