Verfahren zur Herstellung eines Bauteils mit verbesserten
Bruchdehnungseigenschaften
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Bauteils mit verbesserten Bruchdehnungseigenschaften, bei dem zunächst ein Bauteil hergestellt wird, vorzugsweise in einem Warmumform- und/oder Presshärtverfahren, und bei dem das Bauteil nach dem Warmumformen und/oder Presshärten angelassen wird. Die Erfindung betrifft weiterhin ein nach diesem Verfahren hergestelltes Bauteil, insbesondere ein Bauteil der Karosserie oder des Fahrwerks eines Kraftfahrzeugs. Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung eines solchen Bauteils als Teil einer Karosserie oder eines Fahrwerks eines Kraftfahrzeugs .
Bei der Konstruktion von Kraftfahrzeugen spielt sowohl die
Sicherheit des Kraftfahrzeugs als auch die Wirtschaftlichkeit bei der Herstellung und beim Betrieb eine große Rolle. Einerseits soll die Fahrzeugkarosserie bzw. das Fahrwerk bei einem Crash eine hohe Sicherheit garantieren, andererseits soll das Gewicht dieser Komponenten möglichst niedrig gehalten werden, um Materialkosten und Verbrauchskosten zu senken. Aus diesem Grund werden im Stand der Technik gehärtete Bauteile, insbesondere warmumgeformte bzw. pressgehärtete Bauteile eingesetzt. Dazu werden eine Stahlplatine oder ein vorgeformtes Bauteil auf eine Austenitisierungstemperatur größer AC3 erwärmt und anschließend in einem Werkzeug schnell abgekühlt, so dass sich im Bauteil ein martensitisches und/oder bainitisches Gefüge ausbildet. Dadurch können Festigkeiten Rm von 1200-
1600 MPa, Streckgrenzen Rpo,2 von mehr als 900 MPa und Bruchdehnungswerte A8o von bis zu 6% erreicht werden. Derartige Bauteile sind hoch maßhaltig und weisen bei einem Crash einen hohen Widerstand gegen Verformungen auf. Allerdings fehlt es solchen Bauteilen an
Restverformungsvermögen. Um bei der hohen Härte der Bauteile ein Reißen durch Kraftbeaufschlagung zu vermeiden, ist es erforderlich, dass die Bauteile auch eine gewisse Duktilität aufweisen. Um diese zu erreichen, werden solche Bauteile nach einem Presshärt- bzw. Warmumformverfahren angelassen. Bisher wurden bei derartigen Anlassverfahren die Bauteile für eine Haltedauer von beispielsweise etwa 10 min. bei einer Temperatur von durchschnittlich 400 0C angelassen. Die so angelassenen Bauteile zeigen eine deutliche Erhöhung ihrer Duktilität bzw. ihres Faltverhaltens. Um das Risiko des Materialversagens bei einer axialen Crashbelastung, d.h. insbesondere bei einem Front- bzw. Heckcrash, zu reduzieren, ist es allerdings auch erforderlich, den Bruchdehnungswert der Bauteile zu erhöhen.
Unter der Bruchdehnung wird die bleibende relative Längenänderung hinsichtlich der Anfangslänge nach dem Bruch der Probe bei einem Zugversuch verstanden. Der Bruchdehnungswert A5 ist dabei auf eine Rundprobe bezogen, deren Anfangslänge dem Fünffachen ihres Durchmessers entspricht. Der Bruchdehnungswert A80 ist hingegen auf eine Probe mit einer Anfangslänge von 80 mm bezogen. Der Bruchdehnungswert A5 nimmt bei demselben Material größere Werte an als der Bruchdehnungswert Aso- Soweit nicht anders angegeben ist mit dem Bruchdehnungswert in dieser Anmeldung der Bruchdehnungswert Aso gemeint.
Aus der DE 10 2005 054 847 B3 ist ein hochfestes Stahlbauteil bekannt, bei dem der Bruchdehnungswert A5 durch einen Anlassvorgang im Temperaturbereich zwischen 320 und 400 0C auf 6 % bis 12 % erhöht wurde. Es hat sich aber gezeigt, dass das bekannte Verfahren nicht zuverlässig genug zu hohen Bruchdehnungswerten führt.
Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe besteht somit darin, ein Bauteil sowie ein Verfahren zu dessen Herstellung zur Verfügung zu stellen, bei dem die
Bruchdehnungseigenschaften weiter verbessert sind und prozesssicherer erreicht werden. Unter einem Bauteil wird in dieser Patentanmeldung auch ein Halbzeug verstanden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass die Anlasstemperatur T und die Anlasszeit t im Wesentlichen die
Zahlenwert-Relation 7 > 900 •T0'087 erfüllen, wobei die Anlasstemperatur T in 0C und die Anlasszeit t in Sekunden einzusetzen ist. Es hat sich gezeigt, dass bei einem Anlassvorgang unter Einhaltung der oben genannten Zahlenwert- Relation der Bruchdehnungswert A8o ausreichend und prozesssicher erhöht wird.
Eine übermäßige Reduzierung der Härte des Bauteils kann in einer bevorzugten Ausführungsform dadurch verhindert werden, dass die Anlasstemperatur T geringer als die ACi-Temperatur, insbesondere geringer als 700 0C ist. Es hat sich gezeigt, dass sich auf diese Weise die Struktur des Martensits verändert, eine Umwandlung des Martensits in andere Gefügebestandteile und dadurch eine übermäßige Verringerung der Festigkeit bzw. Streckgrenze unter das Niveau direkt nach dem Presshärten aber unterbunden werden kann.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform beträgt die Anlasszeit bei einer Anlasstemperatur von etwa 500 0C mindestens 20 min., bei einer Anlasstemperatur von etwa 550 0C mindestens 5 min. bzw. bei einer Anlasstemperatur von etwa 600 0C mindestens 3 min. Es hat sich gezeigt, dass diese Parameter für die Durchführung des Anlassvorgangs eine ausreichende Erhöhung des Bruchdehnungswertes Aso garantieren und gleichzeitig ein allzu großer Härteverlust verhindert wird.
Die Herstellung eines Bauteils mit besonders guten Crasheigenschaften bei einer axialen Belastung wird in einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens dadurch erreicht, dass die Anlasstemperatur mindestens 500 0C, vorzugsweise 550 0C, insbesondere 600 0C beträgt und die Anlasszeit so groß gewählt wird, dass der Bruchdehnungswert A80 des Bauteils um etwa 15 %, insbesondere um etwa 20 %, vorzugsweise um etwa 25 % erhöht ist.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens besteht das Bauteil im Wesentlichen aus einem Mangan-Bor-Stahl, insbesondere aus einem Mangan-Bor-Vergütungsstahl, vorzugsweise aus einem 22MnB5-Vergütungsstahl . Der Vorteil bei der Verwendung dieser Stähle liegt darin, dass die mit dem Verfahren hergestellten Bauteile eine besonders große Härte aufweisen und dadurch eine Reduzierung der Materialdicke und somit ein geringeres Gewicht möglich ist.
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens ist das
Bauteil beschichtet oder unbeschichtet. Der Vorteil bei der Verwendung beschichteter Bauteile liegt darin, dass die
Materialeigenschaften des Bauteils durch die Schichten an spezifische Erfordernisse angepasst werden können. So kann zum Beispiel ein verzunderungsfreies Warmumformen gewährleistet werden. Die Verwendung unbeschichteter Bauteile ist hingegen kostengünstiger als die Verwendung beschichteter Bauteile .
In einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens wird das Bauteil vor dem Anlassen mit einer anorganischen, einer organischen und/oder einer anorganisch-organischen Schicht beschichtet. Derartige Schichten können als Korrosionsschutz dienen, eine Verbesserung der Lackhaftung gegenüber unbeschichteten Bauteilen, wie beispielsweise bei Epoxidharzsystemen aufweisen oder andere Funktionen erfüllen.
Die Herstellung eines Bauteils, das eine besonders langfristige Crashsicherheit gewährleistet, wird in einer weiteren Ausführungsform dadurch erreicht, dass das Bauteil mit einer Korrosionsschutzschicht beschichtet ist. Die Korrosionsschutzschicht verhindert, dass das Bauteil durch Korrosion angegriffen und so auf Dauer in seinen Eigenschaften bezüglich der Crashsicherheit verschlechtert wird.
Ein besonders gleichmäßiger Schichtauftrag und damit die Herstellung von Bauteilen mit homogenen Oberflächen- Eigenschaften werden in einer weiteren Ausführungsform des Verfahrens dadurch erreicht, dass das Bauteil vor dem Anlassen elektrolytisch und/oder durch Schmelztauchveredelung beschichtet wird. So kann das Bauteil beispielsweise vor dem Anlassen mit einer Aluminium-Silizium- (AS-) , einer Zink-
(Z-) und/oder einer elektrolytische aufgebrachten Zink- (ZE-) oder Aluminium-Schicht beschichtet werden.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens handelt es sich bei dem Bauteil um ein Karosserie- oder Fahrwerksteil eines Kraftfahrzeugs. Das Verfahren ist zur Herstellung solcher Komponenten besonders geeignet, da für diese Komponenten zur Erzielung einer hohen Crashsicherheit ein hoher Bruchdehnungswert A8o erforderlich ist.
Die der Erfindung zu Grunde liegende Aufgabe wird darüber hinaus gelöst durch ein Bauteil, welches insbesondere mit einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt wurde, wobei das Bauteil eine Zugfestigkeit Rm von 700 bis 1100 MPa, eine Streckgrenze RPo,2 von 750 bis 1000 MPa und einen Bruchdehnungswert A8o von mehr als 6% aufweist.
Es hat sich herausgestellt, dass derartige Bauteile eine besonders günstige Kombination von guten Bruchdehnungseigenschaften bei hoher Festigkeit aufweisen.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des Bauteils ist das Bauteil im Crashfall einer Zugbelastung ausgesetzt. Dies ist besonders vorteilhaft, da die guten Bruchdehnungseigenschaften des Bauteils auch einer starken Zugbelastung gut standhalten können, ohne dass es zu einem Materialversagen kommt.
Eine besonders große Stabilität der Karosserie eines Kraftfahrzeugs bei einem Crash wird in einer weiteren Ausführungsform dadurch erreicht, dass das Bauteil ein Längsträger eines Fahrzeugsrahmens ist. Insbesondere bei
Frontal- oder Heckcrashs treten bei Längsträgern eines Fahrzeugsrahmens hohe axiale Belastungen auf, so dass die guten Bruchdehnungseigenschaften des Bauteils besonders an einer solchen Stelle gut zum Tragen kommen.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird schließlich dadurch gelöst, dass ein erfindungsgemäßes Bauteil als Teil einer Karosserie oder eines Fahrwerks eines Kraftfahrzeugs verwendet wird. Das Bauteil ist für eine solche Verwendung besonders geeignet, da es aufgrund seiner hohen Härte und seinen guten Bruchdehnungseigenschaften die Sicherheit für die Insassen des Kraftfahrzeuges erhöht. Weiterhin ermöglicht es die große Härte des Bauteils, eine geringe Materialstärke zu verwenden und so das Gewicht der Fahrzeugkarosserie zu senken. Dies kann zu geringeren Materialkosten und zu einem geringeren Verbrauch des Fahrzeugs führen.
Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden in der Beschreibung eines Ausführungsbeispiels näher erläutert, wobei auf die beigefügten Zeichnungen Bezug genommen wird. In der Zeichnung zeigt
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung eines Bauteils mit verbesserten Bruchdehnungseigenschaften,
Fig. 2 ein Diagramm mit den Parametern für den Anlassvorgang,
Fig. 3a ein Diagramm mit der Darstellung des Einflusses der Anlasszeit auf die Materialeigenschaften eines Bauteils bei einer Anlasstemperatur von 450 0C,
Fig. 3b ein Diagramm analog zu Fig. 3a für eine Anlasstemperatur von 500 0C,
Fig. 3c ein Diagramm analog zu Fig. 3a für eine Anlasstemperatur von 550 0C,
Fig. 3d ein Diagramm analog zu Fig. 3a für eine
Anlasstemperatur von 600 0C,
Fig. 4 vier Schnittdarstellungen von beschichteten
Bauteilen nach verschiedenen Anlassbehandlungen und
Fig. 5 einen Fahrzeugrahmen eines Kraftfahrzeugs mit Ausführungsbeispielen für erfindungsgemäße
Bauteile .
In Fig. 1 ist ein Ausführungsbeispiel eines Verfahrens zur Herstellung eines Bauteils mit verbesserten Bruchdehnungseigenschaften dargestellt. Aus einer Platine 2, die beispielsweise aus einem Mangan-Bor-Stahl besteht, wird zunächst in einem Warraumform- und Presshärtverfahren 4 ein Bauteil 6 hergestellt. Bei dem Bauteil 6 handelt es sich z.B. um einen Längsträger einer Kraftfahrzeugkarosserie. In Folge des Warmumform- und Presshärtverfahrens weist das Material des Bauteils 6 im Wesentlichen eine Martensitstruktur und somit eine große Härte auf. Das Bauteil 6 wird dann in einem Anlassschritt 8 angelassen. Das Anlassen kann beispielsweise in einem dafür vorgesehenen Ofen erfolgen, in dem das Bauteil 6 beispielsweise für 10 min. bei etwa 550 0C gehalten wird. Das angelassene Bauteil 10 weist gegenüber dem Bauteil 6 einen um etwa 60 % erhöhten Bruchdehnungswert A8o auf. Die
Härte des angelassenen Bauteils 10 ist gegenüber der Härte des Bauteils 6 nicht übermäßig reduziert.
In Fig. 2 ist ein Diagramm mit den Parametern für den Anlassvorgang dargestellt. Auf der Abszisse ist die Anlasszeit t in Sekunden, auf der Ordinate die Anlasstemperatur T in 0C aufgetragen. Die dargestellte, durchgezogene Kurve entspricht der Zahlenwert-Gleichung
T = 900 -r0'087 , wobei die Anlasstemperatur T in 0C und die Anlasszeit t in Sekunden einzusetzen ist.
Für die Wahl der Anlasstemperatur T und der Anlasszeit t eignen sich alle Wertepaare, die sich in dem Diagramm oberhalb der eingezeichneten Kurve und unterhalb der ACi- Temperatur, z.B. 700 0C, befinden. Aus praktischen Erwägungen kommt dabei insbesondere eine Anlasszeit t zwischen 180 und 1200 s in Betracht. So sind bei geringeren Anlasszeiten die notwendigen Anlasstemperaturen zu hoch, bei höheren Anlasszeiten verlängert sich hingegen die Herstellungsdauer zu sehr.
In den Fig. 3a bis 3d ist der Einfluss der Anlasstemperatur und der Anlasszeit auf die Materialeigenschaften von Bauteilen dargestellt. Bei den Bauteilen handelt es sich um Streifen aus einem 22MnB5-Stahl von 1,47 mm Dicke und einer
Aluminium-Silizium-Beschichtung (AS) . In einem ersten Schritt wurden die Muster für 6 Minuten bei 920 0C erwärmt und ausrenitisiert und dann für 15 s bei einem Druck von 6 bar in einem Abkühlwerkzeug pressgehärtet. In einem zweiten Schritt wurden die so erhaltenen Bauteile bei verschiedenen
Anlasstemperaturen im Umluftofen bei unterschiedlichen Anlasszeiten angelassen.
In Fig. 3a sind dazu Messungen der Streckgrenze Rpo,2 12, der Zugfestigkeit Rm 14 sowie Messungen der Bruchdehnung A80 16 für Vergieichsbauteile V sowie für mit Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellte Bauteile E gezeigt. Alle Messungen wurden nach DIN durchgeführt. Auf der Ordinate am linken Rand ist die Festigkeit Rm in MPa, auf der Ordinate am rechten Rand die Bruchdehnung A8o in Prozent aufgetragen. Das Vergleichsbauteil V0 wurde nach der vollständigen Austenitisierung und dem Presshärten nicht angelassen, Vn wurde nach dem Presshärten für 5 min., V12 für 10 min., V13 für 20 min. und Vi4 für 30 min. bei 450 0C angelassen. Das Bauteil Ei5 wurde gemäß einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens für 60 min. bei 450 °C angelassen. Aus dem Diagramm wird deutlich, dass der Bruchdehnungswert durch das Anlassen zunächst absinkt und dann bei steigender Anlasszeit sogar über den Bruchdehnungswert direkt nach dem Presshärten ansteigt. So übertrifft der Bruchdehnungswert des Bauteils Ei5 den des nicht angelassenen Bauteils Vo um etwa 13%. Die Streckgrenze zeigt bei steigender Anlasszeit einen leichten, die Zugfestigkeit einen stärkeren Rückgang.
Fig. 3b zeigt ein zu Fig. 3a analoges Diagramm für eine Anlasstemperatur von 500 0C. Das Vergleichsbauteil V2i wurde nach dem Presshärten für 5 min. und V22 wurde für 10 min. bei 500 0C angelassen. Die nach Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Bauteile E23, E24 und E25 wurden für 20, 30 bzw. 60 min. bei 500 0C angelassen. Aus dem Diagramm geht hervor, dass der Bruchdehnungswert bei dieser Temperatur bereits für das Bauteil E23, das für 20
Minuten angelassen wurde, den Bruchdehnungswert des Bauteils V0 um fast 30% übertrifft.
Fig. 3c zeigt ein zu Fig. 3a analoges Diagramm für eine Anlasstemperatur von 550 0C. Die nach Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Bauteile E32, E33, E34 und E35 wurden für 10, 20, 30 bzw. 60 min. bei 550 0C angelassen.
Fig. 3d zeigt ein zu Fig. 3a analoges Diagramm für eine
Anlasstemperatur von 600 0C. Die nach Ausführungsbeispielen des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellten Bauteile, E4i, E42/ E43, E44 und E45 wurden für 5, 10, 20, 30 bzw. 60 min. bei 600 0C angelassen. Bei dieser Anlasstemperatur übertrifft der Bruchdehnungswert des Bauteils E41 den Bruchdehnungswert des Bauteils VO bereits um etwa 66%.
Aus den Diagrammen 3a bis 3d ist ersichtlich, dass der Bruchdehnungswert der Bauteile zu größeren Anlasszeiten stärker ansteigt bzw. dass die Zugfestigkeit und die
Streckgrenze der Bauteile zu größeren Anlasszeiten schneller absinken, je höher die Anlasstemperatur ist. Es ist somit vorteilhaft, die Anlasstemperatur so zu wählen, dass bei der für den Anlassvorgang zur Verfügung stehenden Zeit die notwendige Steigerung des Bruchdehnungswertes erreicht wird. Bei der Wahl der Parameter für den Anlassvorgang ist außerdem entscheidend, dass ein sinnvoller Kompromiss zwischen dem Anstieg der Bruchdehnung und der Reduktion der Härte des Materials gefunden wird. Es wurde unter anderem erkannt, dass die Bruchdehnung bei Erhöhung der Anlasszeit zunächst sehr schnell ansteigt und dann in einen langsamen Anstieg oder sogar in eine Sättigung übergeht. Durch die erfindungsgemäße
Auswahl der Anlasszeit bei vorgegebener Anlasstemperatur kann der Bruchdehnungswert ausreichend erhöht und die Streckgrenzen- und Festigkeitswerte reduziert werden. Im Ergebnis können Bauteile mit optimierten mechanischen Kennwerten hinsichtlich der Streckgrenze, Festigkeit und Dehnungswerten bereit gestellt werden.
In Fig. 4 sind Schnitte der oben beschriebenen Bauteile Vi2, V22? E32 und E42 gezeigt. Die Anlasszeit beträgt bei allen Bauteilen 5 min. In den Schnitten ist das Kernmaterial 20 des jeweiligen Bauteils sowie darauf aufgebrachte AS-Schichten 21 zu sehen. Bei allen AS-Überzügen zeigen sich deutliche Phasengrenzen innerhalb der AS-Schicht 21, die mit bis zu fünf Legierungsschichten 22, 24, 26, 28, 30 belegt sein können. In Schnitt a) zeigt das Kernmaterial 20 des Bauteils V12 die Struktur von angelassenem Martensit. Für die nach einem Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens angelassenen Bauteile E32 und E42 ist die Körnigkeit dieses Gefüges deutlich angestiegen. Es" wird also eine Umwandlung der Martensitstruktur erreicht, ohne dass sich das Martensit in andere Gefügearten umwandelt. Dadurch wird eine übermäßige Abnahme der Festigkeit der Bauteile verhindert.
In Fig. 5 ist ein Fahrzeugrahmen 30 gezeigt, welcher Längsträger im Dachbereich 32 und Längsträger im Bodenbereich
34 aufweist. Für diese Längsträger 32, 34 werden mit einem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Bauteile verwendet.
Da diese Bauteile einen hohen Bruchdehnungswert A80 und somit bei einem Crash, insbesondere einem Frontal- oder Heckcrash, und den dabei auftretenden Zugbelastungen eine große
Stabilität aufweisen, ist dadurch die Stabilität des
Fahrzeugsrahmens 30 gewährleitstet .