Beschreibung
Verfahren und Fehlerorter zum Bestimmen eines Fehlerortwertes
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen eines Fehlerortwertes, der einen Fehlerort eines in einem elektrischen Energieversorgungsnetz aufgetretenen Kurzschlusses angibt, bei dem nach Beginn des Kurzschlusses Strommesswerte und Spannungsmesswerte eines von dem Kurzschluss betroffenen Lei- ters erfasst werden, aus zumindest einigen der erfassten
Strommesswerte und der jeweils gleichzeitig erfassten Spannungsmesswerte ein Ergebnis-Impedanzwert berechnet wird und aus dem Ergebnis-Impedanzwert der Fehlerortwert bestimmt wird. Die Erfindung betrifft auch einen Fehlerorter zum Bestimmen eines Fehlerortwertes.
Elektrische Energieversorgungsnetze werden üblicherweise mittels sogenannter Schutzgeräte auf das Eintreten unzulässiger Betriebszustände überwacht. Ein unzulässiger Betriebszustand tritt beispielsweise dann ein, wenn ein Leiter eines elektrischen Energieversorgungsnetzes beispielsweise eine Freileitung oder ein Kabel, von einem Kurzschluss betroffen ist. Ein solcher Kurzschluss kann sowohl zwischen mehreren Leitern als auch zwischen einem Leiter (oder mehreren Leitern) einerseits und Erde andererseits vorliegen. Beispielsweise kann ein
Kurzschluss durch einen auf eine Freileitung gestürzten Baum hervorgerufen werden. Im Kurzschlussfall muss der fehlerbehaftete Leiter unverzüglich aus dem elektrischen Energieversorgungsnetz abgetrennt werden, um Beschädigungen von Kompo- nenten des Energieversorgungsnetzes durch hohe Fehlerströme oder das Übergreifen des Fehlers auf weitere Teile des Energieversorgungsnetzes zu vermeiden.
Um unzulässige Zustande in elektrischen Energieversorgungsnetzen zu erkennen, nehmen elektrische Schutzgerate üblicherweise Messwerte wie Strom und Spannungswerte der einzelnen Leiter auf und werten diese anhand sogenannter Schutzalgo- rithmen aus. Wird ein unzulässiger Betriebszustand erkannt, so gibt das jeweilige Schutzgerat einen Schaltbefehl an einen oder mehrere Leistungsschalter ab, um den fehlerbehafteten Leiterabschnitt vom übrigen Energieversorgungsnetz abzutrennen.
Um nach dem Abschalten eines Leitungsabschnittes diesen schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen zu können, ist neben der Entscheidung, ob ein Kurzschluss auf dem Leitungsabschnitt aufgetreten ist, auch die Frage, wo dieser Fehler aufgetreten ist, von grundsatzlicher Bedeutung. Lasst sich der Fehlerort eines Kurzschlusses möglichst genau angeben, so können Wartungsteams die Ursache des Kurzschlusses vergleichsweise schnell beheben, so dass der fehlerbehaftete Leitungsabschnitt schnell wieder in Betrieb genommen werden kann. Wahrend die Entscheidung, ob ein Fehler vorliegt, mit hoher Geschwindigkeit getroffen werden muss, um den fehlerbehafteten Leitungsabschnitt umgehend abzuschalten, kann eine Bestimmung des Fehlerortes nach Abschalten des Leitungsabschnittes mit geringerer Geschwindigkeit getroffen werden.
Ein bereits sehr zuverlässiges Verfahren zum Bestimmen eines Fehlerortwertes ist durch die Schutzgeratereihe „SIPROTEC" der Anmelderin, beispielsweise das Distanzschutzgerat „7SA6", bekannt. Die Funktionsweise geht aus dem zugehörigen Handbuch der Siemens AG „SIPROTEC Distanzschutz 7SA6 V4.3", Bestellnummer C53000-G1100-C156-3, veröffentlicht 2002, hervor. Dort ist im Abschnitt 2.18 „Fehlerorter" beschrieben, dass nach Eintritt eines Kurzschlusses Messwertpaare von Strommesswerten und Spannungsmesswerten erfasst und gespeichert werden.
In einem ausgesuchten Datenfenster liegende Messwertepaare werden einer Filterung unterzogen und es wird ein Ergebnis- Impedanzwert berechnet, dessen Reaktanzkomponente bei Kenntnis des Reaktanzbelages, d.h. der z.B. vom Leitermaterial ab- hangigen Reaktanz pro Leitungslange, in eine Langenangabe umgerechnet werden kann. Somit wird aus dem Ergebnis-Impedanzwert ein Fehlerortwert bestimmt. Der Fehlerortwert kann entweder als absolute Langenangabe der Entfernung des Fehlerortes von dem messenden Schutzgerat oder bei Kenntnis der Lange der Gesamtleitung auch als Prozentwert der gesamten Leitungslange angegeben werden.
Die Genauigkeit des mit dem bekannten Verfahren bestimmten Fehlerortwertes hangt stark von der Auswahl desjenigen Daten- fensters ab, das die Messwertpaare von Strommesswerten und
Spannungswerten beinhaltet, die zur Berechnung der Ergebnis- Impedanz herangezogen werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren und einen Fehlerorter der oben genannten Art mit noch weiter erhöhter Genauigkeit der Fehlerortbestimmung anzugeben.
Diese Aufgabe wird hinsichtlich des Verfahrens gelost durch ein gattungsgemaßes Verfahren, bei dem zur Berechung des Er- gebnis-Impedanzwertes aus den Strommesswerten und den jeweils gleichzeitig erfassten Spannungsmesswerten Zwischen-Impedanz- werte berechnet werden, den Zwischen-Impedanzwerten jeweils ein Ubereinstimmungsfaktor zugeordnet wird, der die Wahrscheinlichkeit angibt, mit der aus dem jeweiligen Zwischen- Impedanzwert der tatsachliche Fehlerort ableitbar ist, und aus zumindest einem derjenigen Zwischen-Impedanzwerte, denen ein eine hohe Wahrscheinlichkeit angebender Ubereinstimmungs- faktor zugeordnet ist, der Ergebnis-Impedanzwert berechnet wird.
Der Vorteil des erfindungsgemaßen Verfahrens besteht darin, dass aus den erfassten Strommesswerten und den dazugehörigen Spannungsmesswerten nicht lediglich ein Impedanzwert bestimmt wird, anhand dessen auf den Fehlerortwert geschlossen wird, sondern dass zunächst eine Vielzahl von Zwischen-Impedanzwer- ten erzeugt wird und aus einem oder mehreren derjenigen Zwi- schen-Impedanzwerte, die am wahrscheinlichsten auf dem tatsachlichen Fehlerort schließen lassen, letztlich der Fehler- ortwert bestimmt wird. Hierdurch ist man von der Auswahl geeigneter Messwertpaare von Strom- und Spannungsmesswerten, beispielsweise durch Platzierung eines geeigneten Datenfensters, unabhängig, da erst nach der Berechnung der Zwischen- Impedanzwerte eine Gewichtung anhand der Wahrscheinlichkeit erfolgt. Daher können ungunstig ausgewählte Strom- und Spannungsmesswerte nicht mehr zu einer ungenauen Fehlerortwertbestimmung fuhren; aus solchen ungunstig ausgewählten Strom- und Spannungsmesswerten gebildete Zwischen-Impedanzwerte werden nämlich mit einem eine geringe Wahrscheinlichkeit ange- benden Ubereinstimmungsfaktor versehen und damit nicht zur Bestimmung des Ergebnis-Impedanzwertes herangezogen.
Gemäß einer vorteilhaften Ausfuhrungsform des erfindungsgemaßen Verfahrens kann konkret vorgesehen sein, dass zur Bestim- mung der jeweiligen Ubereinstimmungsfaktoren die Differenzen zwischen dem jeweiligen Zwischen-Impedanzwert und seinen zeitlich benachbarten Zwischen-Impedanzwerten bestimmt werden, und der jeweilige Ubereinstimmungsfaktor aus einer mathematischen Verknüpfung der reziproken Differenzen bestimmt wird.
Auf diese Weise lasst sich durch ein einfaches rechnerisches Verfahren eine Wahrscheinlichkeitszuordnung zu den einzelnen Zwischen-Impedanzwerten durchfuhren. Dieser Ausfuhrungsform
liegt die Erkenntnis zugrunde, dass der wahrscheinlichste Zwischen-Impedanzwert aus einer Vielzahl von Zwischen-Impe- danzwerten dort zu finden sein wird, wo die Zwischen-Impe- danzwerte am dichtesten zueinander angeordnet sind, also die geringsten Abstande zu ihren zeitlichen Nachbarn aufweisen.
Hinsichtlich der mathematischen Verknüpfung der reziproken Differenzen kann vorteilhafterweise vorgesehen sein, dass der jeweilige Ubereinstimmungsfaktor durch Multiplikation der re- ziproken Differenzen bestimmt wird.
Da üblicherweise die für die Berechung komplexer Zwischen-Im- pedanzwerte benotigten komplexen Strom- und Spannungszeiger nicht aus Momentanwerten von Strom- und Spannungsmesswerten bestimmt werden, wird gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausfuhrungsform des erfindungsgemaßen Verfahrens vorgesehen, dass zur Bestimmung der jeweiligen Zwischen-Impedanzwerte jeweils zeitlich zueinander gehörende Strommesswerte und Spannungsmesswerte, die sich innerhalb eines zu betrachtenden Da- tenfensters befinden, herangezogen werden. Aus diesen Strom- und Spannungsmesswerten der einzelnen Datenfenster können dann beispielsweise über eine diskrete Fouriertransformation (DFT) komplexe Strom- und Spannungszeiger berechnet werden, die zur Bildung der Zwischen-Impedanzwerte herangezogen wer- den. Die gesuchten Zwischen-Impedanzwerte ergeben sich z.B. durch Quotientenbildung aus dem komplexen Spannungszeiger und dem komplexen Stromzeiger. Dabei muss der Auswahl der jeweiligen Datenfenster keine erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet werden, da erst nach der Bestimmung der Zwischen-Impedanzwerte aus einer Vielzahl von Zwischen-Impedanzwerten durch entsprechend der Wahrscheinlichkeit unterschiedliche Vergabe von Ubereinstimmungsfaktoren eine Bestimmung des Ergebnis-Impedanzwertes erfolgt.
Um eine möglichst große Vielzahl von Zwischen-Impedanzwerten zu erzeugen, wird gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausfuhrungsform in diesem Zusammenhang vorgeschlagen, dass zur Bestimmung zeitlich aufeinanderfolgender Zwischen-Impedanzwerte jeweils sich überlappende Datenfenster verwendet werden.
Hinsichtlich des elektrischen Fehlerorters wird die oben genannte Aufgabe durch einen elektrischen Fehlerorter zum Bestimmen eines Fehlerortwertes, der einen Fehlerort eines in einem elektrischen Energieversorgungsnetz aufgetretenen Kurzschlusses angibt, gelost, der eine Datenverarbeitungseinrichtung aufweist, die zur Durchfuhrung eines Verfahrens gemäß einer der vorstehend beschriebenen Ausfuhrungen eingerichtet ist.
Vorteilhafterweise kann in diesem Zusammenhang vorgesehen sein, dass der elektrische Fehlerorter Bestandteil eines elektrischen Schutzgerates ist. In diesem Fall kann eine bereits in einem elektrischen Schutzgerat vorhandene Datenver- arbeitungseinrichtung zur Berechnung des Fehlerortwertes mit ausgenutzt werden.
Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausfuhrungsbeispiels naher erläutert werden. Hierzu zeigen
Figur 1 eine schematische Darstellung eines elektrischen Schutzgerates an einem Leitungsabschnitt eines elektrischen Energieversorgungsnetzes; und
Figur 2 ein komplexes Impedanzdiagramm mit eingetragenen Zwischen-Impedanzwerten .
Figur 1 zeigt einen Leitungsabschnitt 10 der Lange L, an dem an einem Ende 10a über nur schematisch dargestellte Strom-
wandler IIa und Spannungswandler IIb ein elektrisches Schutzgerat 12 angeschlossen ist.
Obwohl in Figur 1 der Leitungsabschnitt 10 der Einfachheit halber als einphasiger Leitungsabschnitt dargestellt ist, kann es sich auch um einen mehrphasigen, beispielsweise dreiphasigen, Leitungsabschnitt eines entsprechend mehrphasigen Energieversorgungsnetzes handeln. Das Schutzgerat 12 wäre in einem solchen Fall über entsprechend viele Stromwandler IIa und Spannungswandler IIb mit den einzelnen Phasen des Leitungsabschnittes 10 verbunden. Wenn das Verfahren zur Fehlerortwertbestimmung im Folgenden lediglich anhand einer Phase erläutert wird, ist für ein mehrphasiges Energieversorgungsnetz die Funktionsweise für die übrigen Phasen jeweils ent- sprechend zu erganzen.
Das Schutzgerat 12 weist eine Messwert-Erfassungseinrichtung 13 auf, die eingangsseitig mit dem Stromwandler IIa und dem Spannungswandler IIb verbunden ist.
Ausgangsseitig ist mit der Messwert-Erfassungseinrichtung 13 eine Vorverarbeitungseinrichtung 14 verbunden, in der beispielsweise eine Filterung und/oder Fouriertransformation der digitalen Messwerte i bzw. ü vorgenommen werden kann.
Ausgangsseitig ist mit der Vorverarbeitungseinrichtung 14 einerseits eine Schutzeinrichtung 15 verbunden, in der durch Anwendung sogenannter Schutzalgorithmen der Leitungsabschnitt 10 auf unzulässige Betriebszustande hin überwacht werden kann. Weiterhin ist ausgangsseitig mit der Vorverarbeitungseinrichtung 15 ein Fehlerorter 16 verbunden.
Das in Figur 1 gezeigte Schutzgerat 12 arbeitet wie im Folgenden dargestellt.
Über den Stromwandler IIa und den Spannungswandler IIb werden an dem Leitungsende 10a des Leitungsabschnittes 10 Strommesswerte i und Spannungsmesswerte u mittels der Messwert-Erfas- sungseinrichtung 13 erfasst. In diesem Zusammenhang findet üblicherweise eine Analog-Digital-Umwandlung der Strom- und Spannungsmesswerte i und u in digitale Strom- bzw. Spannungsmesswerte i bzw. ü statt. Handelt es sich bei den Strom- und Spannungswandlern IIa und IIb jedoch bereits um digitale Wandler oder findet bereits außerhalb des elektrischen
Schutzgerates 12 eine Analog-Digial-Umwandlung statt, so kann auf eine solche Umsetzung in der Messwert-Erfassungseinrichtung 13 auch verzichtet werden.
Die digital umgewandelten Strom- und Spannungswerte i bzw. ü werden daraufhin der Vorverarbeitungseinrichtung 14 zugeführt, wo sie z.B. einer Filterung und diskreten Fou- riertransformation unterzogen werden. Hierzu werden jeweils aufeinanderfolgende Strom- bzw. Spannungswerte i bzw. ü, die innerhalb eines Datenfensters liegen, mit einem entsprechenden Algorithmus, beispielsweise einem Algorithmus zur diskreten Fouriertransformation (DFT) verarbeitet, um einen komplexen Stromzeiger i. bzw. Spannungszeiger u zu berechnen.
Anhand der Strom- und Spannungsmesswerte i bzw. ü oder der Strom- und Spannungszeigerwerte i. bzw. u kann mittels der Schutzeinrichtung 15 anhand dem Fachmann hinlänglich bekannter und daher an dieser Stelle nicht eingehender erläuterter Schutzalgorithmen, wie beispielsweise einem Distanzschutz-Al- gorithmus, einem Differentialschutz-Algorithmus oder einem Uberstromzeitschutz-Algorithmus, eine Entscheidung darüber getroffen werden, ob sich der Leitungsabschnitt 10 in einem zulassigen oder einem unzulässigen Betriebszustand befindet.
Sollte ein unzulässiger Betriebszustand erkannt werden, der aufgrund eines in Figur 1 durch ein Blitzsymbol angedeuteten Kurzschlusses 17 hervorgerufen wird, gibt die Schutzeinrichtung 15 einen Auslosebefehl A an in Figur 1 der Einfachheit halber nicht dargestellte Leistungsschalter ab, um den fehlerbehafteten Leitungsabschnitt 10 aus dem elektrischen Energieversorgungsnetz abzutrennen. Bei einem mehrphasigen Leitungsabschnitt 10 besteht in diesem Fall auch die Möglichkeit, die fehlerbehaftete Phase zu erkennen, um lediglich diese aus dem elektrischen Energieversorgungsnetz abzutrennen, wahrend die übrigen Phasen weiter betrieben werden können .
Um die Ursache für den Kurzschluss 17 möglichst zeitnah auf- finden und entfernen zu können, muss dem Betreiber des elektrischen Energieversorgungsnetzes eine möglichst genaue Angabe über den Fehlerort, an dem der Kurzschluss 17 aufgetreten ist, bereitgestellt werden.
In Figur 1 ist beispielsweise angegeben, dass sich der Fehlerort des Kurzschlusses 17 in einer Entfernung d von dem einem Leitungsende 10a des elektrischen Leitungsabschnittes 10 befindet. Eine Angabe über den Fehlerort des Kurzschlusses 17 wird mittels des Fehlerorters 16 erzeugt.
Sobald die Schutzeinrichtung 15 erkennt, dass irgendwo in dem Energieversorgungsnetz ein Kurzschluss vorliegt, erzeugt sie ein sogenanntes Anregesignal, von dem ein Startsignal S abgeleitet wird. Danach prüft die Schutzeinrichtung, ob der Kurz- Schluss auf dem Leitungsabschnitt 10 liegt und gibt ggf. ein Auslosekommando an die angeschlossenen Leistungsschalter ab. Das Startsignal S wird beispielsweise der Vorverarbeitungs- Einrichtung 14 zugeführt. Abweichend davon kann das Startsignal S auch dem Fehlerorter 16 direkt zugeführt werden, die
nachfolgend für die Vorverarbeitungs-Einrichtung beschriebenen Schritte werden dann von dem Fehlerorter 16 durchgeführt.
Das Startsignal S veranlasst die Vorverarbeitungs-Einrichtung 14, die kontinuierlich aus den Strom- bzw. Spannungswerten i bzw. ü bestimmten Stromzeiger i. und Spannungszeiger u abzuspeichern. Somit wird eine Folge von Stromzeigern i_ und Spannungszeigern u bereitgestellt, die den Verlauf des Stromes bzw. der Spannung auf dem Leitungsabschnitt 10, beginnend mit Eintritt des Kurzschlusses und endend mit der Abschaltung des Leitungsabschnittes 10, beschreiben.
Diese Strom- bzw. Spannungszeiger i. bzw. u werden dem Fehlerorter 16 zugeführt. Der Fehlerorter 16 berechnet daraus kom- plexe Zwischen-Impedanzwerte z*, beispielsweise indem der
Quotient aus jeweiligen Messwertenpaaren von Spannungszeigern u und Stromzeigern i. bestimmt wird:
z* = u/i_
Um möglichst viele Strom- und Spannungszeiger i_ bzw. u zur Bildung entsprechender Zwischen-Impedanzwerte z* bereitzuhalten, ist es von Vorteil, wenn die Vorverarbeitungseinrichtung 14 anhand von sich jeweils überlappenden, also gleitenden, Datenfenstern, die Strom- bzw. Spannungszeigerberechnungen durchfuhrt. In diesem Fall sind die für die diskrete Fou- riertransformation zur Strom- bzw. Spannungszeigerberechnung verwendeten Datenfenster folglich nicht sequentiell aneinander gereiht, sondern überlappen sich um eine bestimmte Anzahl von Strom- bzw. Spannungsmesswerten i bzw. ü.
Der Vollständigkeit halber soll an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen werden, dass die hier verwendeten Erläuterungen und Formeln beispielhaft für 1-phasige Leitungen dar-
gestellt sind. Im mehrphasigen - z.B. 3-phasigen - Energieversorgungsnetz werden in entsprechender Weise nicht nur Messwertpaare z.B. Strommesswerte ii und Spannungsmesswerte Ui jeweils von Phase 1 verwendet, sondern z.B. beim zweipoli- gen Kurzschluss zwischen Phasen 1 und 2 ein n-Tupel aus entsprechenden Strom- und Spannungsmesswerten ii und Ui von Phase 1 und ±2 und U2 von Phase 2.
Nach der Bestimmung der jeweiligen Zwischen-Impedanzwerte z* ordnet der Fehlerorter 16 jedem Zwischen-Impedanzwert z* einen Ubereinstimmungsfaktor K zu. Ein solcher Ubereinstim- mungsfaktor K gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der der berechnete Zwischen-Impedanzwert z* zur Bestimmung des tatsachlichen Fehlerortes geeignet ist. Aufgrund von Messfehlern, äußeren Beeinflussungen, Wandlerungenauigkeiten und anderen
Einflussfaktoren, sxnd nämlich die ab dem Eintrittzeitpunktes des Kurzschlusses bestimmten Zwischen-Impedanzwerte z* nicht deckungsgleich, sondern weisen eine gewisse Streuung auf. Durch die Zuordnung des Ubereinstimmungsfaktors K soll ver- hindert werden, dass ein verfälschter Zwischen-Impedanzwert z*, beispielsweise ein sogenannter Ausreißer, zur Bestimmung des Fehlerortes herangezogen wird.
Eine Möglichkeit zur Bestimmung der jeweiligen Ubereinstim- mungsfaktoren K soll anhand von Figur 2 erläutert werden. Figur 2 zeigt hierzu ein Impedanzdiagramm, in dem komplexe Zwischen-Impedanzwerte z* - angedeutet durch kleine Quadrate - eingetragen sind. Gemäß der Gleichung
z* = R + jX
weist jeder der komplexen Zwischen-Impedanzwerte z* eine sogenannte Resistanz R, also einen Ohmschen Widerstandsanteil, und eine Reaktanz X, also einen durch Kapazitäten und Induk-
tivitaten erzeugten Widerstandsanteil auf; j steht für die imaginäre Zahl V-I .
Zum besseren Verstandnxs sind zeitlich aufeinanderfolgende aufgenommene Zwischen-Impedanzwerte z* durch Linien miteinander verbunden dargestellt.
Zur Bestimmung der Ubereinstimmungsfaktoren K werden nun für jeden Zwischen-Impedanzwert z* die Differenzen zu seinen zeitlich benachbarten Zwischen-Impedanzwerten z*"1 und z*+1 bestimmt. So wird zu dem beispielhaft ausgesuchten Zwischen- Impedanzwert 20 eine erste Differenz zu dem zeitlich nachfolgenden Zwischen-Impedanzwert 21 bestimmt und eine zweite Differenz zu dem zeitlich vorangehenden Zwischen-Impedanzwert 22 bestimmt. Die reziproken Werte dieser Differenzen werden mathematisch miteinander verknüpft, beispielsweise durch Multiplikation, und bilden dann den Ubereinstimmungsfaktor K für den jeweiligen Zwischen-Impedanzwert, in diesem Fall dem Zwischen-Impedanzwert 20:
K= 1 1 z -z-χ z' -z'+i
Da die Abstande des Zwischen-Impedanzwertes 20 zu seinen zeitlichen Nachbarn vergleichsweise groß sind, wird der die- sem Zwischen-Impedanzwert 20 zugeordnete Ubereinstimmungsfaktor K vergleichsweise klein ausfallen.
Anderes gilt beispielsweise für den Zwischen-Impedanzwert 23, dessen Abstande zu seinen zeitlichen Nachbarn, nämlich dem Zwischen-Impedanzwert 24 und dem Zwischen-Impedanzwert 25, verglichen mit dem Zwischen-Impedanzwert 22 relativ klein
sind. Daher wird dem Zwischen-Impedanzwert 23 ein vergleichsweise großer Ubereinstiπunungsfaktor K zugeordnet.
Auf die beschriebene Weise wird jedem Zwischen-Impedanzwert z* ein Ubereinstimmungsfaktor K zugeordnet. Aus einem oder mehreren Zwischen-Impedanzwerten z* mit den höchsten zugeordneten Ubereinstimmungsfaktoren K wird schließlich der Ergebnis-Impedanzwert gebildet. Entweder wird hierzu einfach derjenige Zwischen-Impedanzwert z* ausgewählt, der den höchsten Ubereinstimmungsfaktor K, also die geringsten Abstande zu seinen zeitlichen Nachbarn, aufweist. Zur Erhöhung der Genauigkeit bietet es sich jedoch an, einen bestimmten Prozentsatz aller vorhandenen Zwischen-Impedanzwerte z*, beispielsweise ein Viertel aller Zwischen-Impedanzwerte z*, mit den höchsten Ubereinstimmungsfaktoren K oder sogar alle aufgenommenen Zwischen-Impedanzwerte z* zu betrachten und dann anhand einer arithmetischen oder geometrischen Mittelwertbildung hieraus einen Ergebnis-Impedanzwert zu bestimmen. Es ist außerdem auch möglich, eine Auswahl von zu verwendenden Zwischen-Impe- danzwerten z* derart zu treffen, dass man alle nebeneinander liegenden Zwischen-Impedanzwerte z*, die wahrend einer vollen Netzperiode bestimmt worden sind, mit einem hohen Ubereinstimmungsfaktor auswählt. Beispielsweise können so bei einer Netzfrequenz von 50Hz und einer zur Erfassung der Strom- 'bzw. Spannungsmesswerte verwendeten Abtastfrequenz von 1 kHz, die 20 nebeneinander liegenden mit dem höchsten Ubereinstimmungsfaktor ausgewählt werden.
Der Fehlerorter 16 (siehe Figur 1) kann anhand des auf diese Weise bestimmten Ergebnis-Impedanzwertes einen Fehlerortwert F berechnen und ausgeben. Beispielsweise verwendet der Fehlerorter 16 hierzu die Reaktanz X des Ergebnis-Impedanzwertes. Bei Kenntnis des Reaktanz-Belages des Leitungsabschnittes 10, also der Reaktanz pro Längeneinheit des Leitungsab-
Schnittes 10, lasst sich hieraus der Abstand d von dem Leitungsende 10a, an dem die Strom- und Spannungsmesswerte i bzw. u aufgenommen worden sind, und dem Fehlerort des Kurzschlusses 17 berechnen. Bei Kenntnis der Gesamtlange des Lei- tungsabschnittes 10 ist eine Angabe des Fehlerortes auch in Prozent der Leitungslange möglich.
Auf die beschriebene Weise kann mit vergleichsweise hoher Genauigkeit ein Fehlerort eines Kurzschlusses auf einem Lei- tungsabschnitt bestimmt werden, da zur Berechnung des Ergebnis-Impedanzwertes nicht aus lediglich einem Datenfenster ein Stromzeiger und ein zugehöriger Spannungszeiger gebildet werden, um hieraus den Ergebnis-Impedanzwert zu bestimmen, sondern aus einer Vielzahl von Stromzeigern und dazugehörigen Spannungszeigern Zwischen-Impedanzwerte berechnet werden, aus denen durch einfache Berechnungen die wahrscheinlichste Lage des Ergebnis-Impedanzwertes bestimmt wird. Auf diese Weise können sehr genaue Fehlerortwerte berechnet werden, die dem Netzbetreiber mit hoher Genauigkeit eine Auskunft darüber liefern, wo der Kurzschluss zu suchen ist, so dass dieser in vergleichsweise kurzer Zeit behoben werden kann.
In Abweichung zu Figur 1, bei der der Fehlerorter in ein elektrisches Schutzgerat 12 integriert dargestellt ist, kann der Fehlerorter auch als eigenständiges Gerat ausgeführt sein. Die Funktionsweise eines solchen eigenständigen Feh- lerorters ist jedoch entsprechend zu einem integrierten Fehlerorter. Das Startsignal S kann in diesem Fall von einem zusatzlichen Schutzgerat an den Fehlerorter übertragen werden oder auch in diesem selbst erzeugt werden.
Die in Figur 1 dargestellten Komponenten des Schutzgerates 12, insbesondere die Vorverarbeitungseinrichtung 14, die Schutzeinrichtung 15 und der Fehlerorter 16 sind nicht
zwangsläufig als räumlich getrennte Schaltungsbausteine anzusehen. Vielmehr sind sie als Funktionseinheiten anzusehen, die beispielsweise auch als eine auf einer entsprechenden Hardwareplattform ablaufende Software implementiert sein kön- nen.