Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten carbidkeramischen Bauteils und ein carbidkeramisches Bauteil
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten carbidkeramischen Bauteils, bei dem unter Verwendung mindestens eines Unidirektional-Geleges durch Pyrolyse ein Kohlenstoffkörper hergestellt wird.
Die Erfindung betrifft ferner ein carbidkeramisches Bauteil.
Aus der DE 41 02 909 Al sind Werkstücke aus faserverstärkter Keramik bekannt, welche aus mindestens zwei aneinander gelegten mit einem Matrixmaterial umgebenden Fasergelegen aus keramischem Material bestehen, wobei die Fasergelege unterschiedliche Strukturen haben und/oder aus unterschiedlichem Material bestehen.
Aus der EP 1 547 992 Al ist ein Verfahren zur Herstellung eines Bauteils aus einem Faserverbundwerkstoff bekannt, bei dem eine Faser-Harz-Mischung mit nicht ausgehärtetem Harz pyrolysiert wird.
Carbidkeramische Bauteile, welche mittels Unidirektional (UD)-Gelegen hergestellt werden, haben grundsätzlich den Vorteil, dass sie steif und ausdehnungsarm sind. Sie lassen sich deshalb für tragende Strukturen einsetzen. Sie können eine hohe Festigkeit aufweisen. Durch die hohe Steifigkeit und Festigkeit lassen sie sich dünn ausbilden, so dass eine Leichtbauweise realisierbar ist.
Die Herstellung von UD- verstärkten keramischen Bauteilen ist jedoch problematisch, da es aufgrund der sehr starken und ausgeprägt anisotropen Schrumpfung bei der Pyrolyse zu Delaminationen bei der Carbidbildnerinfütration kommen kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines faser- verstärkten carbidkeramischen Bauteils bereitzustellen, wobei das Bauteil UD- faserverstärkt ist.
Diese Aufgabe wird bei dem eingangs genannten Verfahren erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das mindestens eine Unidirektional-Gelege mit einem Beschichtungsmaterial beschichtet
ist, welches bei der Pyrolyse flüchtig ist und/oder das mindestens eine Unidirektional-Gelege ein Querfadensystem mit Querfäden aus einem bei der Pyrolyse flüchtigen Material aufweist.
Durch die Pyrolyse wird das Beschichtungsmaterial aufgelöst. Es entstehen dadurch Hohl- räume, die dafür sorgen, dass die Carbidbildnerinfiltration verbessert wird. Es können dadurch auch an dem Unidirektional-Gelege Kanäle entstehen, durch die Carbidbildner bei der Carbidbildnerinfiltration strömen kann. Durch das Beschichtungsmaterial wird die Carbidbildnerinfiltration (beispielsweise mit flüssigem Silicium) erleichtert.
Das Beschichtungsmaterial kann dabei die gesamte Oberfläche des mindestens einen Unidirektional-Geleges oder einen Teil (beispielsweise den überwiegenden Teil) der Gesamtoberfläche bedecken.
Alternativ oder zusätzlich zur Beschichtung weist das mindestens eine Unidirektional-Gelege ein Querfadensystem mit Querfäden aus einem bei der Pyrolyse flüchtigen Material auf. Die Querfäden liegen nichtparallel zu den Faserrovings, welche die Lagen des Unidirektionalgeles bilden. Sie schneiden diese Faserrovings geometrisch, d.h. liegen in einem Winkel größer 0° und kleiner 180° zu diesen. Diese Querfäden bilden durch ihre Auflösung bei der Pyrolyse Hohlräume und/oder Kanäle für die Carbidbildnerinfiltration.
Ferner lässt sich bei der Pyrolyse über die Querfäden eine unkontrollierte Rissbildung verhindern. Die Querflächen bewirken eine Schrumpfbehinderung innerhalb von UD-Lagen senkrecht zur Faserorientierung. Dies fördert die Ausbildung eines gleichmäßigen Risssystems. Dies wiederum fördert eine gleichmäßige Carbidbildnerinfiltration.
Durch ein Querfadensystem sind Unidirektional-Gelege handhabbar und sie sind zuschneidbar zu transportierbaren Lagen. Ferner sind durch ein Querfadensystem Prepregs leicht herstellbar. Es ist eine Verarbeitung beispielsweise mit Nasslaminieren, Harz- infiltration, Presstechnik, Autoklawerfahren und dergleichen ohne oder nur mit geringem Verzug von Unidirektional-Fasern möglich.
Günstig ist es, wenn das (mindestens teilweise) faserverstärkte carbidkeramische Bauteil mit mindestens einer UD-Faserverstärkungslage hergestellt wird. Es lässt sich dadurch ein steifes Bauteil herstellen, welches ausdehnungsarm ist. Das Bauteil lässt sich mit hoher Festigkeit
angepasst an die spätere Belastung, die es erfahren wird, herstellen. Es lässt sich weiterhin mit hoher Schadenstoleranz herstellen. Es kann dadurch auch bei dünner Ausführung beispielsweise für tragende Strukturen eingesetzt werden.
Insbesondere ist das Beschichtungsmaterial ein Harzmaterial wie beispielsweise Epoxidharz. Es sind auch andere Beschichtungsmaterialien wie thermoplastische Beschichtungs- materialien möglich.
Günstigerweise ist das Beschichtungsmaterial bei der Pyrolyse im Wesentlichen rückstands- frei flüchtig.
Das mindestens eine Unidirektional-Gelege (Unidirektional-Fasergelege) ist dabei ein System aus mindestens näherungsweise parallelen Faserrovings. Die Faserrovings (Faserstränge oder Faserbündel) setzen sich aus Faserfüamenten zusammen.
Insbesondere sind die Querfäden so ausgebildet, dass sie sich bei der Pyrolyse im Wesentlichen rückstandsfrei auflösen.
Zur Verhinderung einer unkontrollierten Rissbildung bei der Pyrolyse können Querfäden des Querfadensystems mit Faserrovings des Unidirektional-Geleges verbunden und/oder an Faserrovings fixiert und/oder an Faserrovings gehalten sein.
Beispielsweise sind Querfäden über Schlaufen an Faserrovings des mindestens einen Unidirektional-Geleges fixiert. Sie können beispielsweise auch mit den Faserrovings des mindestens einen Unidirektional-Geleges verwebt oder vernäht sein. Dadurch lässt sich während der Pyrolyse eine unkontrollierte Rissbildung verhindern.
Günstig ist es, wenn der Kohlenstoffkörper mittels des mindestens einen Unidirektional- Geleges und mindestens einem Fasergewebe und/oder Fasergewirke und/oder Faservlies hergestellt wird. Bei der Pyrolyse lässt sich durch das Einlegen von Fasergeweben/ Fasergewirken/Faservliesen eine definierte Mikrorissstruktur mit einem gleichmäßigen Risssystem erzeugen. Dadurch erhält man ein schadenstolerantes Werkstoffverhalten eines hergestellten carbidkeramischen Bauteils. Die Mikrorissstruktur setzt sich zusammen aus translaminaren Kanälen, dichten C/C-Bündeln (C/C bedeutet in eine Kohlenstoffmatrix eingebettete Kohlen-
stofffasern) und Kapillaren, welche parallel zu Unidirektional-Faserlagen orientiert sind. Die Faserlagen zwischen Unidirektional-Faserrovings führen zu einer Schrumpfbehinderung senkrecht zur Undirektional-Orientierung. Dadurch lässt sich eine Rissstruktur mit gleichmäßigem Rissmuster herstellen.
Günstig ist es, wenn der Kohlenstoffkörper mit mehreren Faserverstärkungslagen hergestellt wird, wobei mindestens eine Faserverstärkungslage eine UD-Faserverstärkungslage ist und mindestens eine Faserverstärkungslage eine Fasergewebelage oder Fasergewirkelage oder Faservlieslage ist. Die UD-Faserverstärkungslage gibt dem Bauteil auch bei dünner Aus- führung eine hohe Steifigkeit und Festigkeit. Durch die mindestens eine weitere Faserverstärkungslage aus einer "zweidimensionalen" Faserstruktur (die UD-Faserverstärkungslage weist eine "eindimensionale" Faserstruktur auf) erhält man bei der Herstellung eine homogene Mikrostruktur.
Beispielsweise ist das mindestens eine Fasergewebe und/oder Fasergewirke ein 0790°- Gebilde bezüglich der Orientierung von Faserrovings. Dadurch lässt sich auf definierte Weise eine Mikrorissstruktur bei der Pyrolyse erzeugen, die wiederum zur Ausbildung einer homogenen Mikrostruktur im carbidkeramischen Bauteil führt. Auch andere Orientierungen als 0790° sind im Gebilde möglich.
Insbesondere wird der Kohlenstoffkörper mittels alternierendem Aufbau von UD-Gelegen und Fasergeweben oder Fasergewirken oder Faservliesen hergestellt. Vorzugsweise ist dabei ein Unidirektional-Gelege zwischen benachbarten Fasergeweben bzw. Fasergewirken bzw. Faservliesen angeordnet. Dadurch lässt sich eine homogene Mikrostruktur erreichen.
Bei einer Ausführungsform wird ein Grünkörper unter Verwendung von dem mindestens einen Unidirektional-Gelege und einem Matrixmaterial hergestellt und der Grünkörper wird anschließend pyrolysiert. Durch Polymerisation insbesondere eines Harzmaterials wird der Grünkörper hergestellt. Durch Pyrolyse des Grünkörpers wird ein Kohlenstoffkörper und insbesondere C/C-Körper hergestellt. Durch Carbidbildnerinfiltration wie beispielsweise durch Silicierung wird ein carbidkeramischer Körper hergestellt, wie beispielsweise ein C/C- SiC-Körper.
Beispielsweise wird der Grünkörper in einem Autoklaven und/oder durch Pressen und/oder durch Nasslaminieren und/oder durch ein Harzinfiltrationsvefahren hergestellt.
Bei einer alternativen Ausführungsform wird ein Ausgangskörper unter Verwendung des mindestens einen Unidirektional-Geleges und eines Matrixmaterials hergestellt, und der Ausgangskörper wird im nicht ausgehärteten Zustand des Matrixmaterials pyrolysiert. Ein entsprechendes Verfahren ist in der EP 1 547 992 Al beschrieben. Der Kohlenstoffkörper lässt sich dadurch in kürzerer Prozesszeit herstellen. Ferner führt die Pyrolyse des Matrixmaterials insbesondere bei hohen Heizraten zu einer Blasenbildung in einer Unidirektional- Faserlage, so dass weitere Hohlräume für die Carbidbildnerinfiltration bereitgestellt werden.
Beispielsweise wird der Ausgangskörper mittels Prepregmaterial hergestellt. Die verwendeten UD-Gelege und Fasergewebe/Fasergewirke/Faservliese sind mit Matrixmaterial getränkt. Es ist beispielsweise auch möglich, dass der Ausgangskörper durch Nasslaminieren hergestellt wird.
Insbesondere wird die Pyrolyse in einem oder mehreren Zyklen und insbesondere Aufheizungszyklen und Abkühlungszyklen durchgeführt. Durch Einstellen der Zyklen bezüglich Temperaturverlauf und Zeitdauer lässt sich ein optimierter Kohlenstoffkörper herstellen.
Insbesondere ist das Matrixmaterial ein Harz, beispielsweise ein Polymerharz. Bei der Pyrolyse lässt sich das Harz in Kohlenstoff umwandeln. Das Polymerharz ist insbesondere ein Harz auf Phenolbasis.
Günstigerweise umfasst das mindestens eine Unidirektional-Gelege Kohlenstofffasern. Entsprechend eingesetzte Fasergewebe/Fasergewirke/Faservliese können ebenfalls Kohlenstofffasern umfassen. Es lässt sich dann beispielsweise ein C/C-SiC-Bauteil mit UD-Faserverstärkung herstellen.
Der Carbidbildner ist insbesondere Silicium. Es lassen sich aber auch andere Carbidbildner- materialien wie beispielsweise Wolfram oder Titan einsetzen.
Günstigerweise erfolgt die Keramisierung des Kohlenstoffs mittels Infiltration von flüssigem Carbidbildner. Dadurch lassen sich carbidkeramische Bauteile mit günstigen Eigenschaften
herstellen. Insbesondere erfolgt die Keramisierung nach dem bekannten LSI- Verfahren (Liquid Silicon Infiltration). Bei dem LSI-Verfahren handelt es sich um ein Schmelzphasen- infiltrationsverfahren.
Der Erfindung liegt ferner die Aufgabe zugrunde, ein carbidkeramisches Bauteil mit Unidirektional-Faserverstärkung bereitzustellen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass das carbidkeramische Bauteil gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt wird.
Insbesondere umfasst das erfindungsgemäße Bauteil mindestens eine Unidirektional- Faserverstärkungslage mit einer Mikrostruktur mit dichten C/C-Bereichen in der mindestens einen Unidirektional-Faserverstärkungslage .
Es lässt sich dadurch erreichen, dass das Bauteil eine hohe Zug- und Druckfestigkeit sowie hohe Biegefestigkeit aufweist. Es lässt sich dünn ausbilden mit hoher Steifigkeit und Ausdehnungsarmut.
Es ist dabei günstig, wenn das Bauteil mindestens eine Fasergewebelage und/oder Faser- gewirkelage und/oder Faservlieslage als Faserverstärkungslage aufweist. Dadurch lässt sich das Bauteil mit homogener Mikrostruktur herstellen. Dadurch wiederum lässt sich ein schadenstolerantes Werkstoffverhalten erreichen.
Insbesondere weist das Bauteile alternierende Unidirektional-Faserverstärkungslagen und Fasergewebelagen/Fasergewirkelagen/Faservlieslagen auf. Dadurch lässt sich eine homogene Mikrostruktur erreichen.
Insbesondere sind die C/C-Bereiche zusammengesetzt aus dichten Bündeln von Kohlen- stoffaserfüamenten, welche in eine Matrix aus Kohlenstoff eingebettet sind.
Die nachfolgende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen dient im Zusammenhang mit der Zeichnung der näheren Erläuterung der Erfindung. Es zeigen:
Figur 1 eine schematische Darstellung eines Ausfuhrungsbeispiels eines
Unidirektional-Geleges mit einem Querfadensystem;
Figur 2 eine REM- Aufnahme einer ersten Probe in 35-facher Vergrößerung;
Figur 3 eine REM- Aufnahme einer zweiten Probe in 35-facher Vergrößerung; und
Figur 4 eine REM- Aufnahme einer dritten Probe in 35-facher Vergrößerung.
Carbidkeramische Bauteile werden üblicherweise dadurch hergestellt, dass ein durch Pyrolyse hergestellter Kohlenstoffkörper mittels eines Carbidbildnermaterials keramisiert wird.
Ein Beispiel eines Carbidbildnermaterials ist Silicium. Das hergestellte Bauteil ist dann ein Siliciumcarbid-Keramikbauteil auf Basis einer nicht oxidischen Keramik. Beispielsweise ist das hergestellte Bauteil ein C/C-SiC-Bauteil.
Das Bauteil kann aus einem keramischen Faserverbundwerkstoff (CMC - Ceramic Matrix Composite) hergestellt sein. In der keramischen Matrix sind Fasern wie beispielsweise Kohlenstofffasern eingebettet.
Der Kohlenstoffkörper wird durch Pyrolyse eines Ausgangskörpers hergestellt. Dieser wird mittels Fasern und einem Matrixmaterial wie beispielsweise einem Polymerharz (Kunststoff) hergestellt: Aus einem Ausgangskörper aus mit Kohlenstofffasern verstärktem Kunststoff (CFK) wird durch Pyrolyse ein Kohlenstoffkörper (C/C-Körper) hergestellt. Durch Carbid- bildnerinfϊltration wie beispielsweise durch Silicierung wird ein carbidkeramischer Körper wie beispielsweise ein C/C-SiC-Körper hergestellt.
Erfmdungsgemäß ist es vorgesehen, dass das hergestellte Bauteil unter Verwendung eines Unidirektional-Geleges (UD-Fasergelege) zur Bereitstellung einer UD-Faserverstärkung hergestellt wird. Ein Unidirektional-Gelege 10 umfasst, wie in Figur 1 schematisch gezeigt, eine Mehrzahl von mindestens näherungsweise parallelen Faserrovings 12a, 12b, 12c usw. Die Faserrovings sind jeweils Bündel von Faserfϊlamenten. Die Faserrovings können dabei parallel beabstandet sein oder auch dicht nebeneinander liegen.
Diese Fasern sind beispielsweise Kohlenstofffasern.
Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, dass das oder die verwendeten Unidirektional-Gelege 10 insbesondere beidseitig mit einem bei der Pyrolyse flüchtigen Material und insbesondere Harzmaterial ganz oder teilweise beschichtet sind. Beispielsweise wird ein Epoxidharz als Beschichtung eingesetzt. Vorzugsweise ist das Material für die Beschichtung so gewählt, dass das Beschichtungsmaterial bei der Pyrolyse im Wesentlichen rückstandsfrei flüchtig ist.
Die Beschichtung kann beispielsweise eine Bepuderung sein.
Alternativ oder zusätzlich zur Beschichtung mit einem bei der Pyrolyse flüchtigen Material ist vorgesehen, dass das mindestens eine Unidirektional-Gelege 10 mit einem Querfadensystem 14 versehen ist. An Faserrovings 12a, 12b, 12c sind Querfäden 16 fixiert. Die Querfäden 16 sind an einzelnen Faserrovings beispielsweise durch Schlaufenbildung oder durch Durch- dringung fixiert. Die Querfäden 16 des Querfadensystems 14 sind beispielsweise an den Faserrovings vernäht oder verwoben.
Die Querfäden 16 sind aus einem Material und insbesondere einem Kunststoffmaterial hergestellt, welches bei der Pyrolyse ebenfalls flüchtig ist. Insbesondere ist das Material der Querfäden 16 bei der Pyrolyse im Wesentlichen rückstandsfrei flüchtig.
Es wird zunächst ein Ausgangskörper mittels Matrixmaterial und dem mindestens einen Unidirektional-Gelege hergestellt.
Es ist dabei grundsätzlich möglich, dass der Faseranteil in dem Ausgangskörper allein in dem mindestens einen Unidirektional-Gelege 10 liegt oder das zusätzlich auch Fasergewirke bzw. Fasergewebe bzw. Faservliese zur Bildung von "zweidimensionalen" Faserverstärkungslagen eingesetzt werden, welche jeweils Faserrovings in unterschiedlicher Orientierung aufweisen. Beispielsweise werden zusätzlich Fasergewebe eingesetzt, welche Faserrovings in einer 0°/90°-Orientierung aufweisen, das heißt Faserrovings in einer erste Gruppe umfassen, welche im Wesentlichen parallel beabstandet zueinander sind, und in einer zweiten Gruppe umfassen, welche ebenfalls im Wesentlichen parallel beabstandet zueinander sind, wobei die Faserrovings der ersten Gruppe und der zweiten Gruppe im Wesentlichen senkrecht zueinander stehen. Die Faserrovings der ersten Gruppe und der zweiten Gruppe können
beispielsweise in einer Leinwandbindung angeordnet sein. Die Fasern sind beispielsweise Kohlenstofffasern. Es können dann mehrere Faserlagen vorgesehen sein. Beispielsweise ist eine alternierende Abfolge von Gewebelagen und Unidirektional-Gelegen 10 vorgesehen.
Nach Herstellung des Ausgangskörpers wird bei einer Ausführungsform aus dem Ausgangskörper durch thermische Aushärtung des Matrixmaterials ein CFK-Grünkörper hergestellt. Beispielsweise erfolgt die Aushärtung in Autoklavtechnik, bei der das Matrixmaterial in einem gasdicht verschlossenen Druckbehälter ausgehärtet wird.
Der CFK-Grünkörper lässt sich beispielsweise auch über ein Harzinfiltrationsverfahren wie RTM (resin transfer molding), über Warmpresstechnik oder über Nasslaminieren herstellen.
Der so hergestellte Grünkörper wird dann zur Kohlenstoffumwandlung unter hohen Temperaturen (insbesondere über 16000C) pyrolysiert.
Es ist grundsätzlich auch möglich, dass der Ausgangskörper ohne vorherige endgültige Aushärtung des Harzmaterials direkt pyrolysiert wird. Beispielsweise werden Prepreg- Materialien eingesetzt (UD-Gelege 10 und/oder Fasergewebe/Fasergewirke/ Faservliese), welche mit einem aushärtbaren Matrixmaterial (insbesondere Harzmaterial) getränkt sind. Ohne Herstellung eines Grünkörpers wird der Ausgangskörper direkt pyrolysiert.
Ein entsprechendes Verfahren ist in der EP 1 547 992 Al beschrieben, auf die ausdrücklich Bezug genommen wird. Die Pyrolyse erfolgt dabei ausgehend vom A-Zustand und/oder B-Zustand des Harzes, welches als Matrixmaterial eingesetzt wird, und nicht ausgehend vom C-Zustand.
Bei dieser direkten Pyrolyse ist es insbesondere vorgesehen, dass mehrere Heizzyklen (Ofenzyklen) durchgeführt werden. Beispielsweise erfolgt eine neun Stunden lange Aufheizung von 200C auf 9000C, dann eine siebenstündige Aufheizung von 1000C auf 16500C, eine 0,5 Stunden lange Aufrechterhaltung auf einer Temperatur von 16500C, dann ein zwei Stunden langer Abkühlungszyklus von 16500C auf 10000C und ein zwölf Stunden langer Abkühlungszyklus von 10000C auf 200C. Die direkte Pyrolyse hat den Vorteil, dass die Prozesszeit reduziert ist.
Das Ergebnis der Pyrolyse bei beiden Ausführungsformen ist ein Kohlenstoffkörper, welcher mittels mindestens einer UD-Faserverstärkungslage und gegebenenfalls über Fasergewebelagen/Fasergewirkelagen/Faservlieslagen faserverstärkt ist. Durch die Pyrolyse ist dabei die Beschichtung des mindestens einen Unidirektional-Geleges 10 durch Zersetzung oder Entfernung "eliminiert" worden und/oder die Querfäden 16 des Querfadensystems 14 sind zersetzt worden. Es sind dabei Kanäle gebildet worden, welche die Flüssiginfiltration des Carbidbildners erleichtern.
Der Kohlenstoffkörper wird anschließend mit Carbidbildner infiltriert. Beispielsweise erfolgt eine Siliciuminfiltration gemäß dem bekannten LSI-Verfahren. Dadurch entsteht eine Carbid- keramikmatrix. Das hergestellte Bauteil ist ein carbidkeramisches Bauteil, welches über mindestens eine UD-Faserverstärkungslage faserverstärkt ist.
Durch die erfindungsgemäße Lösung mit mindestens einem Unidirektional-Gelege 10, welches mit einer bei Pyrolyse flüchtigen Beschichtung oder/und mit einem bei Pyrolyse flüchtigen Querfadensystem 14 versehen ist, lassen sich UD- verstärkte carbidkeramische
Bauteile herstellen. Ein Problem bei der Herstellung von faserverstärkten carbidkeramischen
Bauteilen unter Verwendung von Unidirektional-Gelegen 10 ist, dass aufgrund der unkontrollierten Schrumpfung eine flüssige Carbidbildnerinfiltration nicht möglich ist bzw. zu ungünstigen Bauteileigenschaften, insbesondere zu einer inhomogenen Mikrostruktur führt, die ein solches Bauteil wenig geeignet machen für beispielsweise tragende Strukturen.
Insbesondere kommt es bei der Carbidbildnerinfiltration zu Delaminationen.
Durch die erfindungsgemäße Lösung werden für die Carbidbildnerinfiltration Hohlräume und/oder Kanäle bereitgestellt, durch welche diese Probleme verhindert oder zumindest stark reduziert sind. Durch die erfindungsgemäße Lösung ist es möglich, UD-faserverstärkte carbidkeramische Bauteile herzustellen. Es ist eine Herstellung beispielsweise über ein
Schmelzinfiltrationsverfahren wie das LSI-Verfahren möglich. Es müssen dabei Fasern bzw.
Filamente nicht mit einem zusätzlichen Faserschutz (wie Kohlenstoff oder BN über CVD oder nasschemische Verfahren) versehen werden.
UD-faserverstärkte carbidkeramische Bauteile weisen, wenn es nicht zu den oben geschilderten Problemen bei der Herstellung kommt, die erfindungsgemäß vermieden oder stark reduziert sind, eine hohe Steifigkeit auf. Sie lassen sich dünn herstellen und sind
ausdehnungsarm. Sie lassen sich dabei insbesondere für tragende Strukturen mit hoher Festigkeit herstellen. Ferner lässt sich durch die erfindungsgemäße Lösung die Prozesszeit kurz halten.
Durch einen alternierenden Lagenaufbau mit Unidirektional-Gelegen 10 und "zweidimensionalen" Fasergeweben/Fasergewirken/Fasergelegen lässt sich eine Mikrostruktur herstellen, die zu einem schadenstoleranten WerkstoffVerhalten führt.
In Figur 2 ist eine REM-Aufnahme einer ersten Probe gezeigt, bei welcher die Faser- Verstärkung allein über Unidirektional-Gelege 10 erfolgt. Das entsprechende Bauteil wurde durch Prepreg-Pyrolyse (das heißt durch direkte Pyrolyse des Ausgangskörpers ohne vorherige Herstellung eines Grünkörpers) hergestellt. Der durch Pyrolyse hergestellte Kohlenstoffkörper wurde über das LSI-Verfahren keramisiert. Die hellen erkennbaren Stellen sind keramische Bereiche. Der Faservolumengehalt in der ersten Probe beträgt 43,5 %.
Die Kurzbiegefestigkeit parallel zur Faserorientierung der ersten Probe beträgt 250,4 MPa. Die Mikrostruktur ist, wie man aus Figur 2 erkennen kann, inhomogen.
Figur 3 zeigt eine REM-Aufnahme einer zweiten durch Prepreg-Pyrolyse hergestellten Probe, welche alternierende Unidirektional-Gelegelagen und Kohlenstoffgewebelagen aufweist. Die Kohlenstoffgewebelagen sind in Figur 3 durch das Bezugszeichen 18 angedeutet. Die Unidirektional-Gelegelagen liegen zwischen den Kohlenstoffgewebelagen 18. Die hellen Bereiche sind wiederum keramische Bereiche.
Der Faservolumengehalt in der zweiten Probe beträgt 44,8 % und die Kurzbiegefestigkeit beträgt 147,8 MPa.
Man erkennt, dass die Mikrostruktur in der zweiten Probe homogener ist als in der ersten Probe (gemäß Figur 2). Das Einlegen der Kohlenstoffgewebelagen führt zu einer Mikroriss- struktur bei der Pyrolyse. Durch diese Mikrorissstruktur erhält man eine homogenere Mikrostruktur des Verbunds, die auch zu einem schadenstoleranteren Werkstoffverhalten führt. Allerdings ist die Kurzfestigkeit geringer.
Eine dritte Probe, von der eine REM-Aufnahme in Figur 4 gezeigt ist, wurde über alternierenden Aufbau aus Gewebelagen (aus Kohlenstoff) und Unidirektional-Gelegen 10 hergestellt. Es wurde dabei ausgehend von einem Ausgangskörper zunächst durch Aushärtung des Matrixmaterials (Phenolharz) ein CFK-Grünkörper in Autoklavtechnik hergestellt. Dieser Grünkörper wurde dann pyrolysiert und anschließend durch Infiltration mit geschmolzenem Silicium infiltriert (mittels des LSI-Verfahrens) und keramisiert.
Man erkennt aus Figur 4, dass die dritte Probe eine homogene Mikrostruktur aufweist.