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TECHNISCHES
GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft die Verwendung des monoklonalen Antikörpers, abgeleitet
von der Hybridomzelllinie mit der Bezeichnung 271.14D9.F8, hinterlegt
unter der Hinterlegungsnummer DSM ACC2331, zur selektiven In-vitro-Inhibierung
der Bindung einer αvβ6-Integrin-tragenden
Zelle an das Integrin-Substrat Fibronectin.
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HINTERGRUND
DER ERFINDUNG
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Integrine
sind eine Superfamilie der Zelloberflächen-Adhäsionsrezeptoren, die die Bindung
von Zellen mit der festen extrazellulären Umgebung sowohl an die
extrazelluläre
Matrix (ECM) als auch an andere Zellen steuern. Die Adhäsion ist
für eine
Zelle von fundamentaler Bedeutung; sie schafft Verankerung, Signale
zur Wanderung und Signale für
Wachstum und Differenzierung. Integrine sind direkt an zahlreichen
normalen und pathologischen Zuständen
beteiligt, und sind als solche primäre Ziele für eine therapeutische Intervention.
Integrine sind integrale Transmembranproteine, Heterodimere, deren
Bindungsspezifität
davon abhängt,
welche von ungefähr
15 α-Ketten
mit welchen von ungefähr
8 β-Ketten
kombiniert ist. Die Integrine sind in vier überlappende Subfamilien unterteilt,
die die β1-, β2-, β3- oder αv-Ketten
enthalten, und eine bestimmte Zelle kann mehrere verschiedene Integrine
aus jeder Subfamilie exprimieren. Das letzte Jahrzehnt hat gezeigt,
dass Integrine die Hauptrezeptoren sind, die an der Zelladhäsion beteiligt
sind. Über
Integrine wird beispielsweise von E. Ruoslahti (J. Clin. Invest,
1991, 87) und R. O. Hynes (Cell, 1992, 69) berichtet, und sie können so
ein geeignetes Ziel für
die therapeutische Intervention sein.
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Außer Erythrozyten
exprimieren alle Humanzellen ein oder mehrere Integrine. Ihre Funktionen
sind in vielen Stufen reguliert, jedoch hängt ihre Ligandenspezifität in erster
Linie davon ab, welche α-Kette
mit welcher β-Kette
in dem Heterodimer zusammenkommt sowie von dem Aktivierungszustand
der Integrine (Hynes, 1992; Diamond und Springer, 1994). Der zelluläre Hintergrund, in
dem die Integrine arbeiten (Chan und Hemler, 1993), und die Spleißvariantenform
des verwendeten Integrins (Delwel et al., 1993) können die
Spezifität ebenfalls
beeinträchtigen.
Angesichts dieser Komplexitäten,
einer der
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Die
Geschichte der Integrinforschung hat gezeigt, dass Reagenzien, die
die Integrinfunktion spezifisch blockieren können, entscheidende Faktoren
bei der funktionellen Analyse sind, und zwar von der Funktion Blockieren
des CSAT-Antikörpers, der
zuerst eine Integrin-β1-Kette
definierte (Neff et al., 1982), bis hin zu zahlreichen entscheidenden
späteren
Beispielen (beispielsweise P1D6, P1B5 (Wayner und Carter, 1987),
P4C10 (Carter et al., 1990) und LM609 (Cheresh und Spiro, 1987));
das Gebiet hängt
absolut von solchen Reagenzien ab.
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Die
Integrine der αv-Reihe
werden mittlerweile als Haupt-Unterfamilie angesehen, die sowohl
klassische als auch neue Funktionen aufweisen. Die αv-Integrine sind sowohl
bei der klassischen Vermittlung von Zellbindung und Verbreitung
(Pytela et al., 1985; Cheresh, 1991) als auch an der Zellbewegung
(Seftor et al., 1992), bei der Rezeptor-Internalisierung (Panetti
und McKeown Longo, 1993a; Panetti und McKeown Longo, 1993b), als
Virus-Corezeptoren (Wickham et al., 1993), beim Abwickeln der extrazellulären Protease-Kaskaden
(de Boer et al., 1993) und als Regulatoren der Tumorprogression
(Felding-Habermann et al., 1992) beteiligt. Die Spezifitäten der
fünf bekannten
Integrine der αv-Reihe, αvβ1 (Zhang
et al., 1993), -β3
(Pytela et al., 1985; Cheresh et al., 1987), -β5 (Cheresh et al., 1989), -β6 (Busk et
al., 1992) und -β8
(Moyle et al., 1991) wurden partiell definiert und sie scheinen
ausschließlich
Liganden zu erkennen, die die RGD- (NH2-Arginin-Glycin-Asparaginsäure-COOH)-Tripeptid-Sequenzen
tragen, einschließlich
derjenigen in Vitronectin (αvβ1, αvβ3, αvβ5), Fibronectin
(αvβ1, αvβ3, αvβ5, αvβ6) und von
Willebrand-Faktor,
Fibrinogen und Osteopontin (αvβ3) (beispielsweise
1991; Busk et al., 1992; Zhang et al., 1993; Denhardt und Guo, 1993;
Smith und Cheresh, 1990;).
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Bekanntlich
sind αvβ3 und αvβ5 an der
Tumorangiogenese beteiligt, wohingegen αvβ6 ein Costimulator der Kolon-Karzinomzellproliferation
ist, und sie werden während
der entzündlichen
Epithelproliferation und Epithelkarzinogenese hochreguliert (Breuss
et al., J. Cell. Sci. 108: 2241–2251,
1995). Seine Expression scheint das neohyperproliferative Epithel
zu kennzeichnen (Zambruno et al., J. Cell. Biol. 129, 853–865 (1995)).
Die Integrin-Überexpression
kann einen psoriasisartigen Modellzustand hervorbringen. Spezifische Antagonisten
und Agonisten von αvβ6-Integrinen
können
somit ein breites therapeutisches Potential aufweisen.
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RGD-Peptide
blockieren die αvβ6-Bindung,
aber sie blockieren auch andere Zelloberflächen-Fibronectin-Rezeptoren,
einschließlich α5β1 (Pytela,
R. et al., Cell (1985) 40, 191–198)
und αvβ3 (Pytela,
R. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 82, 5766–70 (1985)). Es wurden inhibitorische
Antikörper
beschrieben, die auf sämtliche αv-Integrine
(Lehmann et al., Cancer Res. 54, 2102–2107 (1994)) und die αvβ3- oder αvβ5-Komplexe
(Weinacker et al., J. Biol. Chem. 269, 6940–6948) (1994)) zielen, aber
man kennt kein Reagenz, das selektiv αvβ6 hemmt.
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Es
wurde zuvor eine Reihe von Antikörpern
beschrieben, die humane Integrin-αv-Ketten
binden, einschließlich
der "nicht inhibitorischen" MAk 14D9.F8 (Mitjans
er al., 1. Cell. Sci. 108, 2825–2838
(1995)).
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Einer
der von Mitjans et al. offenbarten Antikörper ist 17E6, der an Humanintegrin αv bindet
und der sämtliche
Integrine hemmt, die diese Kette enthalten. Als solcher ist er "nichtselektiv". Zudem offenbaren
Mitjans et al. die Bindungseigenschaften von 14D9.F8, von dem gezeigt
wird, dass er die Wechselwirkung zwischen UCLA-P3 (das αvβ3 exprimiert)
und Vitronectin schwach hemmt. Mitjans et al. offenbaren jedoch
nicht die überraschend
hohe Selektivität
von 14D9.F8, indem er die Wechselwirkungen einer definierten Subklasse von αv-Integrinen
(αvβ6, αvβ3) mit ihren
entsprechenden Substraten hemmt, und gleichzeitig keine Reaktivität auf αvβ5 zeigt.
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Lehman
et al. (Cancer Res. 54, 2102–2107
(1994)) beschrieben den monoklonalen Antikörper (69-6-5), der ähnlich wie
17E6 von Mitjans et al., die Integrinkette αv bindet und sämtliche
Integrine hemmt, die diese Kette enthalten. Als solcher ist er "nichtselektiv" für die Integrine
der αv-Reihe.
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Kemperman
et al. (Exp. Cell. Res. 234, 154–164 (1997)) offenbaren den
Antikörper
L230, der wie 17E6 und 69-6-5 die αv-Kette bindet und sämtliche
Integrine der αv-Serie
hemmt, und den Antikörper
33B6, der die β6-Kette
bindet, aber nicht inhibitorisch ist. L230 ähnelt 17E6 von Mitjans et al.,
33B6 ist nicht inhibitorisch und es wurde nicht beschrieben, dass
dieser die Wechselwirkung zwischen αvβ6 und Ligand beeinträchtigt.
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In
EP 0 719 859 A1 wird
der Antikörper
von Mitjans et al., 17E6, verwendet, der sämtliche αv-Integrine bindet und hemmt.
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Breuss
et al., (J. Cell Sci., 108, 2241–2251 (1995)) offenbaren die
monoklonalen Antikörper
9G6 und R6G9, die die Integrin-β6-Kette
binden, aber nicht hemmen. Diese Antikörper sind nicht inhibitorisch
und es wurde bisher nicht beschrieben, dass sie die Wechselwirkung
zwischen Integrin αvβ6 und Ligand
beeinträchtigen.
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Aus
der vorstehend erörterten
Literatur sind einige Integrin-bindende Antikörper im Stand der Technik bekannt.
Diese Antikörper,
einschließlich
14D9.F8, der von Mitjans et al., erwähnt wird, unterscheiden jedoch kein αv-Integrin vom andern,
oder es ist zumindest nicht bekannt oder wird gar erwartet, dass
sie diese wichtige Eigenschaft aufweisen.
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Folglich
besteht der Bedarf, einen Antikörper
zu besitzen, der die Wechselwirkungen einer definierten Subklasse
von αv-Integrinen
(αvβ6, αvβ3) mit ihren
entsprechenden Substraten blockiert und gleichzeitig keine Reaktivität mit αvβ5 aufweist.
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Es
wurde überraschend
von den Erfindern der vorliegenden Patentanmeldung gefunden, dass
der Antikörper
14D9.F8 zur selektiven In-vitro-Inhibierung der Bindung einer αvβ-Integrin
tragenden Zelle an das Integrinsubstrat Fibronectin verwendet werden
kann.
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ÜBERSICHT, MATERIALIEN, FIGUREN,
TABELLEN
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Die
Reinigung und Quellen für
Proteine, Zelllinien und ihre Anzucht, ELISA, Adhäsionsassays, FACS-Analyse
und die Produktion und Charakterisierung der verwendeten Antikörper wurden
an anderer Stelle eingehend beschrieben (Mitjans, F. et al., J.
Cell Sci. 108, 2825–2838
(1995)). Die Maks 14D9.F8, 11D1 und 17E6 wurden aus serumfreien
Hybridom-Überständen durch
Protein-A-Affinitäts-Chromatographie,
gefolgt von der Entfernung der Endotoxine, gereinigt, und sie waren
durch SDS-PAGE >99%
rein (Mitjans, F. et al., J. Cell Sci. 108, 2825–2838 (1995)). Der monoklonale
Maus-Antikörper
11D1 ist ein IgG1, das gegen Integrin β5 gerichtet
ist. Die Molekülmasse
von 155 kDa wird für
Maus-IgG angenommen. Die Präparation
der verkürzten Transmembranrekombinante αvβ6 war im
Wesentlichen wie in Weinacker, A. et al., J Biol. Chem. 269., 6940–48 (1994)
beschrieben. P3D10 (Agrez, M. et al., J. Cell Biol. 127, 547–556 (1994)),
E. Wayner (Universität
Minnesota, Minneapolis) und 4B7, J. Marshall (IRCF, London), wurden
freundlicherweise zur Verfügung gestellt.
Die Antikörperselektivität der verwendeten
Antikörper
ist in der Tab. 1 zusammengefasst, und das Integrinprofil der verwendeten
Zelllinien ist in der Tab. 2 zusammengefasst. Die Zelllinie wurde
an der Deutsche Sammlung für
Mikroorganismen, Braunschweig, Deutschland, unter der Hinterlegungsnummer
DSM ACC2331 hinterlegt.
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Die
DNA- und Aminosäuresequenzen
enthalten auch leicht variierte oder veränderte Sequenzen, wie Mutanten
und Varianten, die absichtlich oder zufällig durch chemische oder physikalische
Verfahren erhalten werden. Gewöhnlich
sind all diese Mutanten und Varianten, die die beschriebenen Eigenschaften
und Funktionen aufweisen, aufgenommen.
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Der
Begriff Antikörper
umfasst in der Regel auch Antikörperfragmente,
wie Fab', F(ab')2 oder
einzelkettige Fvs. Diese Fragmente können durch übliche Standard-Techniken hergestellt
werden.
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Tabelle 1
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Die
Ableitung und Charakterisierung dieser Antikörper ist in der aufgeführten Literatur
und in dieser Beschreibung definiert.
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Tabelle 2
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Die
Integrin-Expressionsprofile dieser Linien wurden durch Oberflächenmarkierung
und FACS-Analyse oder Immunfällung
definiert. (FACS = Fluoreszenzaktivierter Zellsortierer).
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1 Mak
14D9. F8 bindet αv-Integrin-Ketten
in mehreren Zusammenhängen:
Rekombinantes
lösliches αvβ3 (A), Plazenta αvβ5 (B), rekombinantes
lösliches αvβ6 (C) und
Blutplättchen αIIbβ3 (D) (alle
bei 1 μg
ml–1)
wurden auf ELISA-Platten mit 96 Vertiefungen absorbiert und mit
den angegebenen Konzentrationen der Maks 14D9.F8 (ausgefüllte Quadrate),
17E6 (ausgefüllte
Kreise), 4B7 (ausgefüllte Dreiecke
mit der Spitze nach oben), 11D1 (ausgefüllte Dreiecke mit der Spitze
nach unten), AP3 (ausgefüllte Rhombus),
E7P6 (offene Kreise) getestet und wurden als Hybridom-Überstand
verwendet, wobei der 5 μg/ml-Punkt
eine Überstand-Verdünnung von
1:5 darstellt. Gebundener Antikörper
wurde mit Peroxidase-konjugierter anti-Maus IgG nachgewiesen. Fehlerbalken
= SD (n = 3).
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2 Mak
14D9.F8 hemmt die Zelladhäsion
an Fibronectin, aber nicht an Vitronectin:
Das HT-29 Kolon-Karzinom
(A, B), UCLA-P3-Lungenkarzinom (C, D), WM-164 Melanom (E,F) konnten
an Platten binden, die mit 5 μg
ml– 1-Lösungen
Fibronectin (A, C ,E) oder Vitronectin (B, D, F) in Anwesenheit
der angegebenen Kon zentrationen der Maks 14D9.F8 (ausgefüllte Quadrate),
17E6 (ausgefüllte
Kreise), P1F6 (ausgefüllte
Dreiecke mit der Spitze nach unten), P4C10 (ausgefüllte Dreiecke
mit der Spitze nach oben), LM609 (ausgefüllter Rhombus) beschichtet
waren. Nach 1 Std. wurden die ungebundenen Zellen weg gewaschen,
und die gebundenen Zellen durch Bewerten der lysosomalen Hexosaminidase
erfasst. Die Bindung wurde normalisiert, wobei die maximal gebundenen
Zellen als 100% verwendet wurden. Die tatsächlichen Zellbindungen an Fibronectin
bzw. Vironectin waren HT-29 (27%, 53%), UCLA-P3 (42%, 64%), WM 164
(84%, 50%). Fehlerbalken = SD (n = 3).
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3 Mak
14D9.F8 wirkt selektiv auf das αvβ6-Integrin.
SW480
Zellen, die scheintransfiziert (mock) waren oder mit Volllängen-Human-β6-Integrin
(Beta-6) transfiziert waren, konnten an Platten, die mit Fibronectin
(FN) oder Vitronectin (VN) beschichtet waren, für 1 Std. in der Anwesenheit
von 10 μg
ml–1 Antikörpern wie
in 2 beschrieben binden. Fehlerbalken = SD (n = 3).
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Literaturstellen
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- 1. Weinacker, A., Chen, A., Agrez, M., Cone, R. I. Nishimura,
S., Wayner, E., Pytela, R., und Sheppard, D. (1994) J. Biol. Chem.
269, 6940–6948
- 2. Agrez, M., Chen, A., Cone, R. I., Pytela, R., und Sheppard,
D. (1994) J. Cell Biol. 127, 547–556
- 3. Mitjans, F., Sander, D., Adan, J., Sutter, A., Marinez, J.
M., Jäggle,
C., Moyano, J., Kreysch, H.-G., Piulats, J., und Goodman, S. L.
(1995) J. Cell Sci. 108, 2825–2838
- 4. Cheresh, D. A. und Spiro, R. C. (1987) J. Biol. Chem. 262,
17703–17711
- 5. Houghton, A. N., Eisinger, M. Albino, A. P., Cairncross,
J. G., und Old, L. J. (1982) J. Exp. Med. 156, 1755–1766
- 6. Carter, W., Wayner, E., Bouchard, T., und Kaur, P. (1990)
J. Cell Sci. 110, 1387–1404
- 7. Furihata, K., Nugent, D. J., Bissonette, A., Aster, R. H.,
und Kunicki, T. J. (1987) J. Clin. Invest. 80, 1624–1630
- 8. Ebert, E. C. (1996) Dig. Dis. Sci. 41, 1551–1556
- 9. Koretz, K. Bruderlein, S. Henne, C., Fietz, T., Laque, M.,
und Moller, P. (1994) Virchows Arch. 425, 229–236
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AUSFÜHRLICHE
BESCHREIBUNG
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Der
monoklonale Antikörper
14D9.F8 bindet fest an αvβ1-, αvβ3-, αvβ5- und αvβ6-Integrine.
Im ELISA an gereinigten Human-Integrinen zeigten 14D9.F8 und 17E6
identische Reaktionsprofile, und es waren ähnliche Konzentrationen von
Antikörpern
vonnöten,
um 50% maximale Bindung zu erhalten (1). 14D9.F8
reagierte nicht mit αIIbβ3, was zeigt,
dass er die αv-Kette
anzielt, wie es zuvor aus einer FACS-Analyse geschlossen wurde (Mitjans,
F. et al., J. Cell Sci. 108, 2825–2838 (1995)). 14D9.F8 hatte
wenig Einfluss auf die Zellbindung, die durch αvβ5 vermittelt wird, und schwache
bis mäßige Wirkungen
auf die Bindung, die durch αvβ3 und αvβ1 vermittelt
wird (Mitjans, F. et al., J. Cell Sci. 108, 2825–2838 (1995)). Wurde jedoch
14D9.F8 auf seine Fähigkeit
zur Beeinträchtigung
der Zellbindung von HT-29- und UCLA-P3-Karzinom-Zellen an Fibronectin und UCLA-P3-Karzinom-Zellen
an Fibronectin getestet, stellte sich heraus, dass er äußerst aktiv
war (2). 14D9.F8 beseitigte die NT-29-Zelladhäsion an
Fibronectin mit einer IC50 von ungefähr 0,3 nM,
während
er auf Vitronectin bis zu 600 nM ziemlich stimulatorisch war. Der
Grund dafür
ist nicht klar. Die Bindung von HT-29 an Vitronectin wurde vollkommen
durch P1F6 gehemmt, und die Bindung an Fibronectin war unempfindlich
gegen P1F6, wurde aber durch 17E6 beseitigt. LM609 reagierte nicht
mit HT-29- oder UCLA.P3-Zellen (Mitjans, F. et al., J. Cell. Sci.
108, 2825–2838
(1995)) und hatte keine Wirkung auf ihre Bindung an Vitronectin
oder Fibronectin (2A, 2B).
Somit moduliert ein αv-Intgrin,
aber nicht αvβ3 oder αvβ5 die NT-29-Adhäsion an
Fibronectin, und dieses Integrin wird selektiv durch Mak 14D9.F8
blockiert, wohingegen die Integrine, die die Adhäsion an Vitronectin vermitteln,
durch Mak P1F6 inaktiviert werden, und dieses Integrin wird schwach
durch 14D9.F8 gehemmt.
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Für den Nachweis,
dass es keine Besonderheit von HT-29-Zellen war, wurden die Hemmungsexperimente
mit UCLA-P3, einer Karzinomzelle aus einer anderen Quelle, nämlich Lunge,
die hohe Spiegel αvβ5 und αvβ6 exprimiert,
wiederholt und es wurden ähnliche
Ergebnisse erhalten (2C, 2D).
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Mak
14D9.F8 beseitigte die Zelladhäsion
an Fibronectin, wobei die Adhäsion
vorwiegend durch 17E6-empfindliche Moleküle mit einem gewissen Beitrag
von P4C10-empfindlichen Molekülen
(mutmaßlich αvß5 oder αvβ1) vermittelt
wird. Auf Vitronectin hemmte 14D9.F8 bis zu 30% der Zellbindung,
aber P1F6 beseitigte diese. Wenn, wie man annimmt, P1F6 selektiv
für αvβ5 ist (Weinacker
et al., J. Biol. Chem. 269, 6940–6948 (1994)), legen diese
Daten nahe, dass das Integrin bei UCLA-P3, das die Bindung an Fibronectin vermittelt, αvβ5 ist, und
dieses Molekül
wird durch 17E6 um etwa 4 Größenordnungen
stärker
als durch 14D9.F8 gehemmt. Wie in ELISA und FACS binden 17E6 und
14D9.F8 αvβ3, αvβ5 und αvβ6 mit sehr ähnlicher Konzentrationsabhängigkeit.
Dies ist ein unerwarteter Befund.
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Melanomzelllinien
exprimieren einheitlich αvβ5, αvβ3 oder αvβ1, aber kein αvβ6 oder αvβ8 (Marshall, J.F.
et al., Semin. Cancer Biol, 129–138
(1996). Wie in der 2E, 2F gezeigt,
war auf WM164-Melanom-Zellen die Bindung an Fibronectin gegenüber αv-Inhibitoren
unempfindlich, wohingegen die Bindung an Vitronectin durch 17E6
und zu ungefähr
50% durch 14D9.F8 und bis zu 80% durch LM609 blockiert wurde. Die
Zugabe von P1F6 an LM609 oder 14D9.F8 hemmt vollständig die
WM164-Bindung an Vitronectin. Dies zeigte, dass die Bindung durch
LM609 und P1F6-empfindliche Moleküle vermittelt wurde, und dass
das LM609-, aber nicht das P1F6-empfindliche Ziel auch durch 14D9.F8
gehemmt wurde.
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Viele
Karzinom-Zellen exprimieren αvβ6 (Sheppard,
D. (1996) Bioassays 18, 655–660).
Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Karzinom-Zelladhäsion an
Fibronectin zum Großteil
durch αvβ6 vermittelt
wurde, und dass 14D9.F8 dieses Molekül selektiv hemmte, wohingegen
es αvβ3 und αvβ5 nicht hemmt.
Dies wurde bestätigt,
indem die Bindung der SW480-Zelllinie, transfiziert mit Volllängen-Human-β6, in Anwesenheit
von 14D9.F8 transfiziert wurde. Auf Fibronectin wurden die SW480-β6-Transfektanten
wenig durch P3D10 beeinträchtigt,
wohingegen 14D9.F8, 17E6 und L230 allesamt leistungsfähige Inhibitoren
der Bindung waren (3A). Die Bindung
von scheintransfiziertem SW480 an Fibronectin, wo sie ausschließlich α5β1 als Adhäsionsrezeptor verwenden,
konnte stark mit Mak P3D10 blockiert wurde (3B)
(Weinacker, A. et al., J. Biol. Chem. 269, 6940–6948 (1994)) und 17E6, L230
und 14D9.F8 hatten nur eine leichte zusätzliche Aktivität, möglicherweise
aufgrund der Hemmung von αvβ1 (Marshall,
J.F. et al., J. Cell Sci. 108, 1227–1238 (1995)).
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Wiederum
wurde die Zelladhäsion
auf Vitronectin stark durch P1F6 und 17E6 gehemmt, wurde aber durch
14D9.F8 (3C) nicht beeinflusst. Zusammen
zeigen diese Daten, dass 14D9.F8 selektiv αvβ6 und αvβ3 stärker als αvβ1 hemmt, und αvβ5 nicht beeinträchtigt,
obwohl es all diese Integrine stark bindet.
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Die
molekularen Einzelheiten dieses Verfahrens sind unbekannt, jedoch
ist eine allgemeine Interpretation der Daten, dass wesentliche Änderungen
der Integrinkonformation nach der Ligandenbindung auftreten (Schwanrtz,
M.A. et al., Ann. Rev. Cell Dev. Biol. 11, 549–599 (1995)). Es wird daher
die Möglichkeit
bevorzugt, dass bei Bindung von 14D9.F8 an die αv-Kette von αvβ6 und αvβ3 eine Bewegung der β-Ketten gegen
die αv-Kette
verhindert wird, welche notwendig ist, damit eine Ligandenbindung
möglich
ist. Ein Sequenzvergleich zeigt potentielle Sequenzen, die die notwendige
Konservierung zwischen β3
und β6 aufweisen,
und die bei dem möglicherweise
beteiligten β5
variieren. (unveröffentlichte
Beobachtungen).
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BEISPIELE
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Beispiel 1: Materialien
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Tiere:
Die Mäuse
für die
Antikörper-Produktion
(BALB/c-Weibchen; 8 Wochen alt) und für Tumor-Modelle ("Nacktmäuse": weibliche homozygote
athymische BALB/c nu/nu; 4 bis 5 Wochen alt) stammten von Criffa
(Barcelona, Spanien). Die Nacktmäuse
wurden in einem Sterilraum in Mikroisolatorkäfigen gehalten, und wurden
mit sterilem Futter und Wasser ad libitum gefüttert. Sämtliche Arbeitsschritte erfolgten
in einer Sterilbank.
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Proteine:
Fibronectin (Ruoslahti et al., 1982), Vitronectin (Yatohgo et al.,
1988) wurden aus frischem gefrorenem Humanplasma gereinigt. Wenn
nicht anders angegeben, erfolgten sämtliche Arbeitsschritte bei 20°C, und alle
Waschschritte erfolgten mit calcium- und magnesiumfreiem PBS ("PBS": 137 mM NaCl, 2,8
mM KCl, 8,1 mM Na2HPO4,
1,5 mM KH2PO4; pH-Wert
7,4). PBS++ ist PBS mit zugefügtem
1 mM MgCl2 und 1 mM CaCl2.
Wenn nicht speziell angegeben, waren die Chemikalien von der höchsten verfügbaren Reinheit.
Cyclische Peptide wie RGDfV wurden nach bekannten Standard-Techniken
synthetisiert (beispielsweise FEBS Let. 291, S. 50–54, 1991)
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Tumor-Zellinien
und Kulturen – Die
American Type Culture Collection (ATCC) lieferte HT29-Human-Karzinome,
das UCLA-P3-Human-Lungen-Adenokarzinom
(Cheresh et al., 1989) (Dr. D.A. Cheresh; Scripps) und das WM164-Melanom
(Dr. M. Herlyn; Wistar) (Herlyn et al., 1990). Sämtliche Zellen wurden bei 37°C in 7,5%
CO2 92,5% Luft in 90% RPMI 1640, 10% fötalem Kälberserum
(FCS) plus 2 mM L-Glutamin gezüchtet
und waren im Wesentlichen frei von Mycoplasma, wie es durch einen
handelsüblichen
Test bestimmt wurde (Mycotect Kit; Gibco).
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Antikörper – Monoklonale
Antikörper
(Mak)-Fusionen, ELISA-Screening, Subklonierung und Erhaltung der
Kulturen wurden wenn nicht anders angegeben jeweils mittels Standard-Technologien
durchgeführt
(Harlow und Lane, 1988).
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Beispiel 2:
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Immunisierung
Maks gegen αvβ3 wurden
hergestellt durch intraperitoneale (ip) Injektion von gereinigtem
plazentalem αvβ3, immobilisiert
auf Sepharose (80 μg αvβ3 auf 80 μl Sepharose
in 200 μl
PBS) oder von lebenden M21 Zellen (1 × 106 Zellen
in 0,5 ml PBS) alle zwei Wochen über
zwölf Wochen.
Vier Tage nach der letzten Injektion wurde eine PEG-induzierte Fusion
mit Friendly Myeloma (Ventrex) als Partner durchgeführt. Antikörper gegen
das 200 kDa Melanom-assoziierte Oberflächenprotein wurden durch Immunisierung
von intakten M21-Zellen (1 × 106 Zellen in 0,5 ml PBS) hergestellt.
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Screening
ELISA auf Rezeptoren und auf fixierten M21-Zellen wurden verwendet.
Für Rezeptor-ELISA
wurden ELISA-Platten mit 96 Vertiefungen (Dynatech) mit gereinigtem αvβ3 (1 μg/ml in PBS,
16Std., 4°C) beschichtet,
blockiert (1,5% Magermilch in PBS; 1 Std; 4°C) und mit Hybridom-Überständen inkubiert.
Gebundene Immunglobuline wurden mit alkalischem Phosphatase-Konjugat-Anti-Maus
Ig (Dako) mit p-Nitrophenylphosphat als Substrat erfasst. Für zellulären ELISA
wurden die UCLAP-3-Zellen vor der Inkubation mit Hybridom-Überständen und
Erfassung wie in Rezeptor-ELISA auf Gewebekulturplatten mit 96 Vertiefungen
fixiert (4% Paraformaldehyd in PBS, 15 min 20°C) und blockiert (3% BSA, PBS,
1 Std. 4°C).
Positive Hybride wurden dreimal durch einschränkende Verdünnung subkloniert und an RPMI-Medium angepasst.
Der Immunglobulin-Isotyp wurde bestimmt mit subklassenspezifischen
Schwereketten-Antikörpern
(Zymed) oder Leichte-Ketten-Antikörpern (Promega).
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Andere
Maus-Antikörper,
die in den Untersuchungen verwendet wurden, wurden freundlicherweise von
unseren Kollegen zur Verfügung
gestellt: M609 gegen αvβ3,
P4C10 gegen β1-Integrin
(Carter et al., 1990) (Telios) und AP3 gegen die β3-Kette (Furihata
et al., 1987) (ATCC).
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Beispiel 3:
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Antikörper-Reinigung
und Scale-up – Für die Reinigung
im großen
Maßstab
wurden die Antikörper-Überstände aus
Kulturen in der exponentiellen Phasen geerntet, die in Rollflaschen
gezüchtet
wurden. Die Antikörper,
die auf Protein-Sepharose
CL-4B (Pharmacia) gereinigt wurden, wurden gegen PBS vor der Sterilfiltration
(0,45 μm)
und Aufbewahrung bei –70°C (Harlow
und Lane, 1988) dialysiert. Gereinigte Antikörper wurden von Endotoxinen
befreit, indem sie auf Kurimover-II-Säulen (Kurita-Vater; Tokyo)
aufgetragen wurden. Dies reduzierte die Endotoxin-Spiegel von >250 IU Endotoxin mg–1 Antikörper auf < 0,2 IU mg–1 im
Limulus-Assay (Melvaer und Fystro, 1982). F(ab')2- und F(ab)'-Fragmente von 17E6
(Maus-IgG1) wurden durch Standard-Techniken
der Pepsin-Spaltung und Trennung auf Protein-A-Säulen (Pharmacia), gefolgt von
Papin-Spaltung und Trennung durch Gelfiltration (Harlow und Lane,
1988) hergestellt.
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Integrin-Reinigungen
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αvβ5 wurden
aus Human-Plazenta (Smith und Cheresh, 1988) gereinigt. Reife Plazenta
wurde zerkleinert und in ~2 Volumen eiskalter Lösung A (0,05% w/v Digitonin,
2 mM CaCl2, 2 mM PMSF, pH-Wert 7,4) gewaschen,
dann filtriert. Das zurückbleibende
Material wurde in ~4 Volumen eiskaltem Puffer B (100 mM Octyl-β-D-Glucopyranosid
[OG], 1 mM CaCl2, 2 mM PMSF in PBS) extrahiert
und zentrifugiert (12000gmax, 45min; 4°C). Der Überstand wurde über einer
P3D10-Säule
(16 Std.; 4°C)
rezirkuliert (16 Std.; 4°C).
Nach dem Waschen mit Puffer C (0,1% NP-40 in PBS; ~10 cv) und Puffer
D (0,1% NP-40, 2
mM CaCl2, 10 mM NaAcetat; pH-Wert 4,5: ~10cv)
wurde gebundenes Material mit Puffer E eluiert (Puffer D, eingestellt
auf pH-Wert 3,1). Das Elutionsmittel wurde mit 3M Tris (pN-Wert
8,8) neutralisiert, gegen Puffer C dialysiert, und ~10x mit Aquazid
II (Calbiochem) konzentriert. Die gereinigten Rezeptoren wurden
bei –70°C aufbewahrt.
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Rekombinante αvβ3 und αvβ6 wurden
aus mit Baculovirus infizierten High-Five-Zellen durch Affinitätschromatographie auf LM609
(αvβ3) und 17E6 (αvβ6)
unter Elution, Konzentration und Aufbewahrung wie für αvβ5 gereinigt. αIIbβ3 wurde
aus Human-Blutplättchen
(Pytela et al., 1986) hergestellt. Alte Blutplättchen-Konzentrate wurden mit
einem Volumen Tyrodes-Puffer gemischt, pelletiert (1200 gmax), und
das Pellet mit Lysepuffer (50 mM OG, 1 mM MgCl2,
1 mM CaCl2, 1 μM MnCl2,
2 mM PMSF, 150 mM NaCl, 50 mM Tris-HCl; pH-Wert 7,4) extrahiert
(1 Std.; 20°C).
Nach der Zentrifugation (32000 gmax, 30 min; 4°C) wurde der Überstand
(16 Std.; 4°C) über eine
GRGDSPK-konjugierte CL-4B-Sepharose-Säule rezirkuliert. Die Säule wurde
mit Lysepuffer (~10 cv) gewaschen und mit dem GRGDSPK (3 mg ml–1 in
90% Lysepuffer, 10% DMSO) eluiert. Der Peak wurde ~5fach konzentriert,
gegen modifizierten Lysepuffer, (0,1% NP-40, ausgetauscht gegen
OG) dialysiert und bei –70°C aufbewahrt.
Die Integrin-Präparate
waren ~95% rein, wie es durch Anti-Integrin-ELISA mit α- und β-kettenspezifischen
monoklonalen Antikörpern
und durch SDS-PAGE beurteilt wurde.
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