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Diese Erfindung bezieht sich auf
pharmazeutische Formulierungen von entzündungshemmenden Arzneimitteln
und insbesondere von nichtsteroidalen entzündungshemmenden Mitteln (non-steroidal
anti-inflammatory drugs: NSAID).
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Diese NSAID werden für die Behandlung
von entzündlichen
Zuständen
wie Osteoarthritis und chronischer Polyarthritis verwendet. Eine
Nebenwirkung der oralen Verabreichung von NSAID ist insbesondere
bei einer Langzeitbenutzung eine Neigung zur Bildung von Geschwüren. NSAID-induzierte
Magengeschwüre
sind potenziell gefährlich,
weil eventuell wenige oder keine Symptome bemerkt werden, bis schon
eine bedeutsame Schädigung
verursacht worden ist. Für
bestimmte Prostaglandine wie zum Beispiel Misoprostol ist erwiesen,
dass sie solche Geschwüre
mindern und sogar verhindern.
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Verschiedene Patentanmeldungen beziehen sich
auf die Verwendung von Misoprostol bei Mitteln mit sofortiger Freisetzung,
zum Beispiel GB-A-2 135 881 (Farmitalia Carlo Erba), WO 91/16896
(G. D. Searle), oder auf Fälle,
in denen eine magenresistente Beschichtung auf das NSAID aufgebracht
wird, um zu versuchen, die weitere Magenerosion durch Freisetzung
des NSAID im Magen zu verringern, zum Beispiel WO 91/16895, WO 91/16886
(G. D. Searle).
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Depot-Präparate von NSAID werden zunehmend
verwendet, um die Zahl der jeden Tag durch den Patienten benötigen Dosen
zu verringern. Obwohl die Theorie solcher Präparate besagt, dass der grössere Teil
des Mittels im Darm und nicht im Magen freigesetzt wird, sieht man
in der Praxis ein signifikantes Auftreten von Magenproblemen. Dies
kann mit der Freisetzung kleiner Mengen des Mittels innerhalb des
Magens zusammenhängen.
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Der Einbau von Misoprostol in solche
Produkte mit dem Ziel, das Potential für das Auftreten solcher Probleme
zu verringern, ist bisher nicht offenbart worden.
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Der vorliegenden Erfindung zufolge
wird eine orale pharmazeutische Kapsel zur Verfügung gestellt, die eine Mischung
einer Formulierung eines nichtsteroidalen, entzündungshemmenden Mittels (NSAID)
mit verzögerter
Freisetzung und eine Mischung, die ein Prostaglandin sowie ein oder
mehrere Vehikel enthält,
einschliesst und worin die Prostaglandinmischung ein Pulver ist,
während
die Kapsel Multipartikelperlen der NSAID-Formulierung zusammen mit der pulverförmigen Prostaglandinmischung enthält.
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Die NSAID-Formulierung mit verzögerter Freisetzung
umfasst bevorzugt beschichtete Perlen oder Pellets.
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Die Prostaglandinmischung kann in
Gestalt eines Pulvers zur Verfügung
gestellt werden, das in der Dosierungsform mit der NSAID-Formulierung vermischt
wird.
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Die Kapsel enthält Multipartikelperlen der NSAID-Formulierung
zusammen mit der pulverförmigen
Prostaglandinmischung. Bevorzugt haben die NSAID-Perlen Beschichtungen,
die so angepasst sind, dass sie eine programmierte Freisetzung je nach
der Position im Magen-Darm-Trakt liefern. Die Verwendung solcher
beschichteter Perlen liefert eine besser wiederholbare Freisetzung
entlang des Magen-Darm-Trakts und kann Magenerosion verringern,
weil die kleinen Pellets oder Perlen leicht bewegt werden und nicht
leicht an den Falten der Magenwand anhaften.
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Perlen für eine Verwendung gemäss dieser Erfindung
können
eine einzige, sich langsam auflösende
Beschichtung haben oder aus Mischungen von Perlen mit verschiedenen
Stärken
oder Arten von Beschichtungen bestehen, die in der Lage sind, ein kontinuierliches
oder verteiltes Freisetzungsprofil im ganzen Magen-Darm-Trakt zu
liefern. In Abhängigkeit
vom pH-Wert des Magen-Darm-Trakts in der unmittelbaren Nachbarschaft
kann die gebotene Verzögerung
von einer minimalen Verzögerung
bis zu mehreren Stunden reichen.
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Das NSAID ist bevorzugt, aber nicht
ausschliesslich ein Mittel mit einem vernünftig niedrigen Gewicht pro
Standarddosis, also 200 mg oder darunter. Beispiele geeigneter NSAID
sind Tiaprofensäure, Piroxicam,
Flubiprofen, Tenoxicam, Meloxicam oder ähnliche Moleküle. Salze
oder andere Abkömmlinge dieser
Mittel können
in herkömmlicher
Art und Weise eingesetzt werden. Am meisten bevorzugt ist das Mittel
Diclofenac-Natrium, Ketoprofen oder Indometacin. Mischungen können verwendet
werden.
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Die Pellets oder Perlen können mit
herkömmlichen
Mitteln hergestellt werden. Verfahren, die benutzt werden können, sind
unter anderem die Beschichtung eines Nonpareille-Kerns, der bevorzugt
aus einem inerten Zucker oder einer ähnlichen Substanz besteht,
mit dem Mittel und darauf folgend vor der Verkapselung eine Überschichtung
mit dem erforderlichen Überzug.
Die folgenden Schritte können
eingesetzt werden:
- 1) Bereitung eines inerten
Kerns durch ein herkömmliches
Trommelbeschichtungsverfahren.
- 2) Aktive Beschichtung unter Verwendung eines Wirbelbetts vom
rotierenden Typ.
- 3) Schutzbeschichtung unter Verwendung eines Wirbelbetts vom
rotierenden Typ.
- 4) Säureresistente
Beschichtung unter Verwendung eines Wirbelbetts vom rotierenden
Typ.
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Das in EP-A-519 144 offenbarte Verfahren kann
verwendet werden.
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Durch Verabreichung des Mittels als
Kapseln wird ein weiterer Pressschritt vermieden, der bei der Tablettenherstellung
erforderlich sein kann.
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Eine alternative Methode ist die
Bildung von Perlen oder Pellets durch Koazervation oder durch Ausfällung aus
einer Lösung,
wie von Zaniboni, Fell und Collett beschrieben (Int. J. Pharm.,
1995,125, 151–155).
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In einem bevorzugten Verfahren können die Perlen
durch Sphäronisieren,
Rotogranulieren oder ein ähnliches
Verfahren gebildet werden. Wenn Tabletten hergestellt werden sollen,
sollten die Perlen bevorzugt weich genug sein, um sich unter Druck
leicht zu verformen und Rissbildung zu vermeiden, aber nicht zu
weich, so dass sie sich beträchtlich
verformen würden,
was ebenfalls Rissbildung oder ein Reissen der Beschichtung hervorrufen
kann. Eine Mischung des Mittels mit einer geeigneten Menge von Vehikel
oder Vehikeln kann durch einfache Versuche gefunden werden. Geeignete
Vehikel sind unter anderem Polyvinylpyrrolidon, Zucker und Celluloseabkömmlinge,
insbesondere mikrokristalline Cellulose.
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Die Beschichtung der Perlen kann
aus Celluloseabkömmlingen
wie zum Beispiel Hydroxypropylmethylcellulose, Methacrylsäure und
ihren Abkömmlingen
wie zum Beispiel Methylmethacrylaten oder Eudragrit(R) (Rhom
Pharm), insbesondere Eudragrit L oder S, bestehen. Weitere normale
säureresistente Beschichtungsmaterialien
können
verwendet werden, zum Beispiel Phthalat, so Celluloseacetatphthalat
oder vorzugsweise -hydroxypropylacetatphthalat oder polyvinylacetatphthalat.
Mischungen dieser und weiterer Materialien können verwendet werden, um beschichtete
Perlen mit verzögerter
Freisetzung zu erzeugen. Normalerweise enthält die Beschichtung Weichmacher
wie Polyethylenglykol, Triacilin oder Phthalatester.
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Die Prostaglandinkomponente enthält bevorzugt
Misoprostol, wahlweise zusammen mit einem oder mehreren inerten
Vehikeln. Das Prostaglandin wird normalerweise in einer Verdünnung von
1 : 10 oder 1 : 100 auf einer inerten Cellulose oder einem anderen
Bindemittel oder Füllmittel
zur Verfügung gestellt.
Ein besonders nützliches
Material für
diese Erfindung ist Hydroxypropylmethylcellulose. Die Dosierung
von Prostaglandin kann so gewählt
werden, dass sie durch NSAID verursachte Magengeschwürbildung
verhindern oder verringern kann. Geeignete Dosen von Misoprostol
liegen zwischen 10 und 500 μg,
bevorzugt 50 bis 200 μg
je Dosierungsform, aber je nach dem verwendeten NSAID kann diese
Dosis erhöht
oder verringert werden.
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Die Dosierungsformen umfassen Kapseln, bevorzugt
harte Gelatinekapseln.
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In bevorzugten Ausführungsformen
dieser Erfindung wird das Potential für Magenerosion verringert,
indem sichergestellt wird, dass das Prostaglandin vor dem NSAID
freigesetzt wird. Perlen für
die sofortige oder rasche Freisetzung werden mit einem inerten Überzug beschichtet,
der die Auflösung
in der Magenflüssigkeit
zum Beispiel um eine Zeitdauer von 30 Minuten aufschiebt. Zu solchen
Materialien gehören
Celluloseabkömmlinge,
zum Beispiel Hydroxypropylmethylcellulose, Methyl- oder Ethylcellulosen oder
weitere Versiegelungsmittel, zum Beispiel Zein. Dünne Beschichtungen
von Methacrylatabkömmlingen,
z. B. Polyhydroxymethacrylat, oder anderen Materialien wie gehärteter Gelatine,
Wachsen, Stärken oder
Polyvinylpyrrolidon können
verwendet werden. Andere Anteile der Perlen können mit Methacrylatabkömmlingen,
Phthalat wie zum Beispiel Hydroxypropylmethylcellulosephthalat oder ähnlichen
Materialien beschichtet werden, um ein geeignetes Freisetzungsprofil
zu ergeben, wie im Fach wohlbekannt.
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Die Erfindung wird weiter mit Hilfe
von Beispielen beschrieben, jedoch nicht in einem einschränkenden
Sinn.
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Beispiel 1
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Harte Gelatinekapselfüllungen
wurden hergestellt, die eine Mischung der folgenden Anteile enthielten:
Ketoprofenperlen
mit verzögerter
Freisetzung | 250 mg |
Misoprostol
(1 : 100 verdünnt auf
Hydroxypropylmethylcellulose) | 20 mg |
Lactose
(wasserfrei) | 160 mg |
Hydriertes
Pflanzenöl | 4 mg |
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Die Perlen wurden durch Sprühbeschichtung eines
Nonpareille-Zuckerkernes mit einer Aufschlämmung oder Lösung von
Ketoprofen zusammen mit einem Bindemittel, zum Beispiel Polyvinylpyrrolidon oder
Hydroxypropylmethylcellulose, hergestellt. Die Perlen wurden sodann
mit einem Überug
für verzögerte Freisetzung
beschichtet, zum Beispiel Methylmethacrylat (z. B. Eudragit (WZ)).
Gemische von Perlen mit verschiedenen Beschichtungsstärken wurden verwendet,
um das erforderliche therapeutische Freisetzungsverhalten zu liefern.
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In einem Wirbelbettcoater wurden
gleichförmige
inerte sphärische
Zuckerkerne mit einer ersten Schicht überzogen, die aus den Verbindungen,
einem inerten, wasserlöslichen
Polymer wie Hydroxypropylmethylcellulose oder Hydroxypropylcellulose sowie
Talk bestand. Die zweite Schicht bestand aus einem inerten, wasserlöslichen
Polymer wie Hydroxypropylmethylcellulose oder Hydroxypropylcellulose,
Talk und einem Pigment wie Titandioxid. Die dritte, säureresistente
Beschichtung bestand aus einem säureresistenten
Beschichtungspolymer wie Methacrylsäre/Methacrylsäuremethylester-Copolymerisat,
einem Weichmacher wie Triethylcitrat oder ähnlichen Weichmachern und Talk.
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Die Schichten wurden mit herkömmlichen Wirbelbett-Beschichtungsverfahren
unter Verwendung von wässrigen
Lösungen
oder Aufschlämmungen
aufgebracht.
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Pseudonull-Freisetzung wurde durch
Verwendung einer Mischung von Perlen erreicht, die je nach dem Typ
der Beschichtung bei verschiedenen pH-Werten oder zu verschiedenen
Zeiten freigesetzt wurden.
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Die Perlen im Beispiel 1 enthielten
40% Ketoprofen, was eine Dosis von 100 mg pro Kapsel ergibt, sowie
100 μg Misoprostol.
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Die Mischung wurde dann in geeignete
harte Gelatinekapseln gefüllt.
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Beispiel 2
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Die folgende Formulierung wurde eingesetzt:
Diclofenacperlen
mit verzögerter
Freisetzung | 214
mg |
Mikrokristalline
Cellulose (getrocknet), z. B. Avicel RPH 112 | 150
mg |
Misoprostol
(1 : 100 verdünnt auf
HPMC) | 20
mg |
Stearinsäure | 4
mg |
Talk | 8
mg |
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Perlen, die 35% Diclofenac-Natrium,
d. h. 75 mg des Mittels pro Dosis, enthielten, wurden hergestellt.
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Die Perlen wurden gebildet, wie vorstehend beschrieben,
oder durch Mischen mit einem Ballaststoff, z. B. mikrokristalliner
Cellulose, Anfeuchten mit Wasser, Extrudieren und Sphäronisieren,
um kugel- oder eiförmige
Teilchen mit einem Durchmesser von etwa 0,5 bis 1,5 mm zu gewinnen.
Diese wurden getrocknet und mit einem normalen Beschichtungsmittel
beschichtet, wie vorstehend beschrieben. Die Perlen wurden wie erforderlich
gemischt, um das erforderliche Freisetzungsprofil zu erhalten.
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Die Perlen werden gewöhnlich mit
einem Überzug
versehen, um die sofortige Freisetzung im Magen zu verhindern, insbesondere
eine Freisetzung, ehe das Misoprostol sich aufgelöst hat.