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Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zum Formen eines langgestreckten Metallhohlkörpers, bei
dem es sich vorzugsweise um ein Aluminiumlegierung-Strangpressstück handelt.
Geformte Strangpressstücke,
die mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens
hergestellt werden, werden als Fahrzeugbauteile verwendet. Die WO-A-94/22611 (1 und 2) offenbart ein Verfahren in Übereinstimmung
mit der Präambel
von Anspruch 1.
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Aluminiumlegierung-Strangpressstücke sind seit
langem als Bauteile von Fahrzeugen verwendet worden, einschließlich Automobile,
Lastkraftwagen, Schifte und Flugzeuge. Derartige Strangpressstücke werden
im typischen Fall mit Hilfe eines Verfahrens erzeugt, bei dem ein
erhitzter Gussblock oder Walzblock unter Druck durch eine Formöffnung gedrückt wird
um einen langgestreckten Körper
zu formen, wie beispielsweise ein Kanal-, Rohr- oder Winkelprofil. Das
stranggepresste Produkt wird im Allgemeinen durch eine Formöffnung mit
Kräften
im Bereich von 4.448 × 106 N bis 1.334 × 108 N
(500 bis 15.000 ton) gedrückt.
Das Strangpressstück
tritt aus der Form bei erhöhten
Temperaturen in der Größenordnung
von 149° bis
649°C (300° bis 1.200° F) aus.
Das stranggepresste Produkt wird dann üblicherweise einer Lösungsglühbehandlung
unterzogen und abgeschreckt. Das Produkt kann in verschiedenen Längen hergestellt
werden, einschließlich
Längen
von mehr als 45,72 m (150 ft) und kann jede beliebige große Vielzahl
von Querschnittkonfigurationen haben.
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Damit sich die Strangpressstücke als
Fahrzeugbauteile eignen, wie beispielsweise Dachholmen für Automobile,
müssen
sie zu komplizierteren Konfigurationen geformt werden. Bei einigen
Verfahren bekannter Ausführung
zum Formen von Aluminiumlegierung-Strangpressstücken sind Biegen, Streckformen
und Streckwickelformen einbezogen. Diese Verfahren bekannter Ausführung sind
in solchen Fällen
ausreichend, wo der Verformungsgrad gering ist oder wo Maßtoleranzen
groß sind.
Allerdings gibt es noch einen Bedarf für einen verbesserten Verformungsprozess,
wenn große
Verformungen erforderlich sind und die Maßtoleranzen klein sind.
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Eine Hauptaufgabe der vorliegenden
Erfindung ist die Gewährung
eines Verfahrens zum Streckformen von Metallhohlkörpern, worin
ein inkompressibles Fluidmittel im Inneren der Körper unter Druck gesetzt wird,
um die Abweichungen von den Bemessungsgrenzen zu verringern.
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Eine verwandte Aufgabe der Erfindung
ist die Gewährung
eines Verfahrens zum Streckformen von Metallhohlkörpern, worin
die Körper
von den angestrebten Abmessungen geringere Abweichungen haben als
nach dem Stand der Technik.
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Weitere Aufgaben und Vorteile der
Erfindung werden der Fachwelt anhand der folgenden Beschreibung
und Ansprüche
offensichtlich.
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Nach der vorliegenden Erfindung wird
ein Verfahren zum Formen langgestreckter Metallhohlkörper zu
gestreckten Formen gewährt.
Die Metallhohlkörper
sind bevorzugt Aluminiumlegierung-Strangpressstücke.
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Einige bevorzugte Aluminiumlegierungen
für die
Strangpressstücke
der Erfindung sind: Aluminium-Kupferlegierungen der Reihe AA2000,
Aluminium-Magnesium-Siliciumlegierungen der Reihe AA6000 und Aluminium-Zinklegierungen
der Reihe AA7000. Strangpressstücke
die bevorzugt Anwendung in der Automobil- und Flugzeugindustrie
finden und die nach der vorliegenden Erfindung einem Streckformen
unterzogen werden können,
schließen ein,
ohne auf diese beschränkt
zu sein: die Aluminiumlegierungen AA2024, 6061, 60063, 6009 und 7075.
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Strangpressstücke, die erfindungsgemäß geformt
werden sind gestreckte Hohlkörper
mit einander gegenüberliegenden
Längs-Endabschnitten. Die
Strangpressstücke
beginnen in der Regel mit einem von einem Ende zum anderen Ende
in der Regel gleichförmigen
Querschnitt.
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Endabschnitte der Strangpressstücke werden
von den Einspannvorrichtungen einander gegenüberliegender Greifvorrichtungen
gegriffen und die Strangpressstücke
in einem flexiblen, einspannenden Apparat oder Werkzeug eingeschlossen,
der/das mindestens einen Abschnitt des äußeren Umfanges umgibt. Vorzugsweise
umgibt der einspannende Apparat weitgehend den gesamten Umfang.
Ein geeigneter Apparat ist dargestellt und beschrieben in der US-P-5
349 839 (Weykamp), die hiermit einbezogen ist, soweit sie die vorliegende
Erfindung betrifft. Der flexible einspannende Apparat beschränkt die
Bildung von Faltungen und Ausbauchungen in dem Strangpressstück, während dieses
verformt wird. Das Strangpressstück
wird sodann in Längsrichtung gestreckt,
indem die Endabschnitte in entgegengesetzte Richtungen gezogen werden.
Auf den Greifvorrichtungen wird eine ausreichende Kraft ausgeübt, um die
Streckgrenze zu überschreiben,
so dass die Dehnung durch plastische Verformung eingeleitet wird.
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Während
das Strangpressstück
in Längsrichtung
gestreckt wird, wird es gleichzeitig quer zu der Richtung des Ziehens
gebogen. Das Biegen wird bevorzugt ausgeführt, indem das Strangpressstück eine
Zwangsbewegung gegen ein Form- oder Umformwerkzeug ausführt. Es
wird eine ausreichende Kraft ausgeübt, um dem Strangpressstück eine
der Formwerkzeugkontur ähnliche
Kontur zu verleihen.
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Mindestens eines der Endabschnitte
des Strangpressstückes
wird mit Hilfe eines Verschlussstopfens verschlossen. Vorzugsweise
werden beide Endabschnitte verschlossen. Die Verschlussstopfen vertilgen über Öffnungen,
durch die ein inkompressibles Fluid oder Fluidmittel in einen inneren
Hohlraum des Strangpressstückes
eingeführt
und daraus entfernt werden kann. Ein bevorzugtes inkompressibles
Fluid ist Wasser, vorzugsweise ein Rostschutzmittel enthaltendes
Wasser, um einen Schaden an Rohrleitungen, Ventilen und Messgeräten in dem
Apparat auf einem Minimum zu halten. Einige andere geeignete, inkompressible
Fluids schließen
Mineralöl ein,
Siliconöl,
Polyglykole und Mischungen von Polyglykolen mit Wasser. Kompressible
Fluids, wie beispielsweise Luft sind aufgrund von Sicherheitsrisiken ungeeignet,
die sie für
die Bediener des Apparats bei hohen Drücken präsentieren.
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Das inkompressible Fluid wird in
einem inneren Hohlraum des Strangpressstückes unter Druck gesetzt, nachdem
das Strangpressstück
in Querrichtung gebogen ist. Das Fluid verfügt über einen ausreichenden Druck,
um mindestens einen Teil des Körpers
von seinem inneren Hohlraum nach außen zu biegen. In diesem Schritt
verfügt
das Wasser über
einen Druck von etwa 0,7 bis 35 MPa (100 bis 5.000 psi) und bevorzugt
etwa 0,7 bis 21 MPa (100 bis 300 psi).
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Das Fluid kann auch unter Druck in
den Innenraum eingeführt
werden, während
das Strangpressstück
in Querrichtung gebogen wird. Hierbei hat das Fluid einen Anfangsdruck
von weniger als etwa 0,7 MPa (100 psi) und vorzugsweise im Bereich
von etwa 0 bis 0,35 MPa (0 bis 50 psi). Dieser Druck ist ausreichend,
um unerwünschte
Verzerrungen in dem Strangpressstück während des Querbiegens zu verringern.
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1 ist
eine schematische Veranschaulichung eines Apparates zum Formen von
Metallhohlkörpern
gemäß der vorliegenden
Erfindung;
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2 ist
eine perspektivische Ansicht eines Aluminiumlegierung-Strangpressstückes, das
erfindungsgemäß verformt
worden ist.
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In dem Verfahren der vorliegenden
Erfindung werden Aluminiumlegierung-Strangpressstücke einem Streckformen zu Formen
unterworfen, die als Fahrzeugbauteile verwendbar sind, wie beispielsweise
Dachholmen von Automobilen. Ein Apparat zum Streckformen 10 für das Ausführen des
Verfahrens der Erfindung ist in 1 gezeigt.
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Der Apparat 10 schließt ein Paar
zueinander gegenüberliegenden
Greifvorrichtungen oder Greiferanordnungen 11, 12 ein,
die über
Einspannvorrichtungen 13, 14 zum Greifen von Abschnitten
eines Aluminiumlegierungs-Strangpressstückes 20 verfügen. Eine
erste Einspannvorrichtung 13 greift einen ersten Endabschnitt 21 und
eine zweite Einspannvorrichtung 14 greift einen zweiten
Endabschnitt 22 des Strangpressteils 20. Die Einspannvorrichtungen 13, 14 greifen
selektiv die Endabschnitte 21, 22 auf Kommando
von einem Bediener (nicht gezeigt) des Apparats 10 und
lassen diese so wieder los. Die Greiferanordnungen 11, 12 werden
von den äußeren Enden der
Kolbenstangen 25, 26 der Hydraulikzylindergruppen
(nicht gezeigt) gehalten. Die Zylindergruppen halten die Greiferanordnungen 11, 12 und
werden durch einstellbare Befestigungsteile (nicht gezeigt) geführt, um
eine Drehbewegung in Richtung der Pfeile A, B in Bezug auf das Formwerkzeug
oder Umformwerkzeug 30 zu ermöglichen. Dieses wird dadurch
erreicht, dass das Gesenk in das Strangpressstück 20 hinein bewegt
wird. Alternativ können
die Greiferanordnungen 11, 12 in Richtung der
Pfeile A, B zurückgeschwenkt
werden.
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Die Kolbengestänge 25, 26 kooperieren
mit dem Hydraulikzylinder, um das Strangpressstück 20 in einer vorgewählten Größenordnung
zu strecken. Gleichzeitig formt die Drehbewegung der Greiferanordnungen 11, 12,
wie durch die Pfeile A, B gezeigt wird, das Strangpressstück 20 über das
Formwerkzeug 30. Bei Teilen mit komplizierteren Formen
lassen sich die Greiferanordnungen 11, 12 auch
nach oben oder unten bewegen oder können verdrillt werden.
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In jede Greiferanordnung 11, 12 einbezogen ist
ein Stopfen oder eine Stopfenvorrichtung 31, 32, die über eine
Größe und Form
verfügen,
mit denen ihnen das Einrücken
und Abschließen
eines offenen Endes 33, 34 des Strangpressstückes 20 möglich ist. Es
wird eine fluiddichte Verbindung zwischen den Stopfen 31, 32 und
den offenen Enden 33, 34 hergestellt und aufrecht
erhalten. Einer der Stopfen 31 verfügt über eine Fluid-Einlassöffnung 37 und
der andere Stopfen 32 über
eine Fluid-Austrittsöffnung 38.
Die Fluid-Einlassöffnung 37 ist
mit einem Fluid-Zuführsystem 40 verbunden,
das einem inneren Hohlraum 42 des Strangpressstückes 20 Fluid
bereitstellt. Die Austrittsöffnung 38 ist
mit einer Fluid-Ablassleitung 45 verbunden, um das inkompressible
Fluid aus dem Innenraum 42 abzusaugen.
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In das Fluid-Zuführsystem 40 ist ein
Fluid-Druckbehälter 46 einbezogen,
der mit einer Leitung 48 mit der Einlassöffnung 37 verbunden
ist. Die Leitung legt einen Strömungsweg
fest, in den ein Absperrventil 50 einbezogen ist, ein steilbares
Steuerventil 52, ein Manometer 54, ein Filterbehälter 56 und ein
Rückschlagventil
(Rückflusssperre) 58.
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Die Fluid-Ablassleitung 45 verfügt über ein automatisch
betätigtes,
Druckablassventil 60. Das durch die Ablassleitung 45 austretende
inkompressible Fluid 45 kann zu einer Abfallbehandlungsanlage
(nicht gezeigt) zur Entsorgung geschickt werden. Mehr bevorzugt
wird das verwendete Fluid 65 in den Kreislauf zu dem Fluidbehälter 46 für die Wiederverwendung
in dem Fluid-Zuführsystem 40 zurückgeführt.
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Ein Strangpressstück 20 wird in den
Apparat 10 geladen. Das Strangpressstück 20 wird bevorzugt aus
einer AA 6061-Legierung mit dem Härtegrad T4 hergestellt. Das
Strangpressstück
wird an den gegenüberliegenden
Seitenflächen
eines Gesenks 30 gelegt. Die Endabschnitte 21, 22 werden
von den Greifer-Einspannvorrichtungen 13, 14 fest
gegriffen. Durch die Einlassöffnung 37 wird
in den Innenraum 42 des Strangpressstückes 20 Wasser eingeführt. Besonders
bevorzugt ist ein Fluiddruck von näherungsweise 0,07 MPa (10 psi).
Nach dem Füllen
wird das Fluidvolumen konstant gehalten, indem das Absperrventil 50 und
das Ablassventil 60 geschlossen werden. Bevorzugt wird
ein geringer Fluiddruck in der Größenordnung von näherungsweise
Null bis 20 psi, so dass das Strangpressstück 20 nicht ausbeult, wenn
es gestreckt und gebogen wird.
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Das Strangpressstück 20 wird in Längsrichtung
gestreckt, indem die Kolbengestänge 25, 26 nach
außen
bewegt werden. Die Kolbengestänge 25, 26 werden
sodann in die Richtung der Pfeile A, B entsprechend der Darstellung
in 1 gedreht, um das Strangpressstück 20 in Übereinstimmung
mit dem Gesenk 30 zu biegen.
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Nachdem das Strangpressstück 20 in
die gewünschte
Form gebogen worden ist und während das
Strangpressstück 20 die
Form des Gesenks 30 annimmt wird ein äußeres Werkzeug (nicht gezeigt) angrenzend
an dem Strangpressstück 20 in
Position gebracht und eingespannt, um die Außenseite des Strangpressstückes 20 zu
halten. Das äußere Werkzeug
beschränkt
die Bildung von Faltungen und Ausbeulungen in dem Strangpressstück während der Verformung.
Sodann wird bei der noch an den Gestängen 25, 26 anliegenden
Spannung das Ventil 58 geöffnet. Es wird Wasser unter
einem Druck von etwa 17,3 MPa (2.500 psi) in den inneren Hohlraum 42 eingeführt und
dort für
etwa 1 bis 2 s gehalten. Das Wasser 65 wird aus dem Innenraum 42 durch
die Ablassleitung 45 abgelassen und die Spannung an den
Endabschnitten 21, 22 freigegeben und die Greifer-Einspannvorrichtungen 13, 14 geöffnet.
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In 2 ist
ein geformtes Strangpressstück 80 dargestellt,
das entsprechend der vorliegenden Erfindung gefertigt wurde. Das
Strangpressstück 80 verfügt über einen
ersten Endabschnitt 81, einen zweiten Endabschnitt 82 und
einen mittleren Abschnitt 83. Der erste Endabschnitt 81 hat
einen Biegeradius von etwa dem 7-fachen der Tiefe des Teils (7D-Biegung).
Der zweite Endabschnitt 82 hat einen Biegeradius von etwa
dem 4-fachen der Tiefe des Teils (4D-Biegung). Der mittlere Abschnitt hat
einen Biegeradius von etwa dem 65-fachen der Tiefe des Teils (65D-Biegung).
Nach unseren Erfahrungen mit den Biegemethoden bekannter Ausführung sind
in den Endabschnitten 81, 82 aufgrund ihrer engeren Biegeradien
Probleme der Maßtoleranz
zu erwarten.
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Wir haben die Abweichungen von den
angestrebten Abmessungen an dem Strangpressstück 80 vor und nach
dem inneren Unterdrucksetzen mit Wasser bei 3,5 MPa (500 psi) gemessen.
Die Abweichungen von 1,7 mm und 1,8 mm wurden beide in zwei Beispielen
auf 0,2 mm oder weniger verringert.
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Nachdem die gegenwärtig bevorzugten
Ausführungsformen
beschrieben worden sind, gilt als selbstverständlich, dass die Erfindung
im Rahmen des Geltungsbereichs der beigefügten Ansprüche auf andere Weise verkörpert werden
kann.