DE6928962U - Antiseptisches textil- oder naehmaterial - Google Patents
Antiseptisches textil- oder naehmaterialInfo
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Description
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Antiseptiscnes Textil- oder Nähmaterial
Die Erfindung bezieht sich auf antiseptische Textilien, seien sie gewebt, gewirkt oder gestrickt, und insbesondere
auf antiseptisches Nähmaterial.
In der medizinischen Praxis und in anderen Gebieten, die aseptische Techniken erfordern, ist es vielfach notwendig
oder wünschenswert, keimfreies oder keimtötendes Material zu verwenden. Beim Gebrauch harter Gegenstände, wie z.B. chirurgische
Instrumente , kann das jeweilige Material in Autoklaven oder mit anderen einfachen Sterilisierungstechniken
frei von Mikroorganismen gemacht werden. Dagegen ist es schwierig, weiche Gegenstände vollkommen zu sterilisieren,
und ( iese Sterilisation auch über eine relativ lange Zeitspanne aufrecht zu erhalten. Solche Gegenstände sind beispielsweise
Gewebe aus entweder synthetischen oder natürlichen !Fasern, wie sie in Tuchen oder anderen Textilien
verarbeitet s'nd. Chirurgische Stoffe, Handschuhe und in
der Chirurgie verwendete Bekleidung sind typische Textilien, die vorteilhafterweise für eine längere Zeitdauer antiseptisch
sein sollten. Ferner gibt es eine Anzahl Wissenschaft— ι licher Vorgänge, die in keimfreier Umgebung durchgeführt
werden müssen. Tuche, Textilien und andere weiche Gegenstände, die allgemein in diesen oder ähnlichen Gebieten
gebraucht werden, sollten prinzipiell antiseptisch sein, wobei es außerordentlich erstrebenswert ist, daß ihre
antiseptischen und keimtötenden Eigenschaften möglichst lange erhalten bleiben.
K 313V21.7.1969
Ein anderes Material, bei dem keimtötende Wirkung außerordentlich
nützlich ist, ist chirurgisches Nähmaterial. Die chirurgische Praxis verlangt antiseptische Techniken.
Es muß stets angestrebt werden, die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten. Aus diesem Grunde muß alles
was mit der offenen Wunde in Berührung kommt vorsterilisiert
sein. Um die Verbreitung von Krankheitserregern im Operationssaal möglichst gering zu halten, müssen folgende
Forderungen eingehalten werden: Der. Operationssaal darf nur mit antiseptischen Lösungen gereinigt werden; es soll
in ihm ein Luftüberdruck herrschen, der das Eindringen unsauberer Luft verhindert; die einströmende Luft soll soweit
wie möglich sterilisiert sein; alle Masken und Kleidungsstücke müssen gewissenhaft gereinigt sein; alle äußeren
Einflüsse sind auf ein Minimum zu beschränken; die im Operationssaal tätigen Personen müssen Kappen, Masken und Kittel
tragen; sämtliche Objekte, die mit dem Chirurgen oder Paüsnten in Berührung kommen, wie beispielsweise Leinen,
Instrumente, Nähmaterialien und Prothesen müssen sterilisiert sein.
Soll eine Operation mit optimalem Erfolg durchgeführt werden, so sind diese Verhältnisse noch vor Beginn dieser Operation
zu schaffen. Während des Eingriffs erfolgt eine unausbleibliche Vergrößerung der Mikrobenanzahl, die im Verlaufe der
Operation zunimmt. Die Menge der in den Operationssaal eingedrungenen Luftbakterien ist direkt abhängig von der Aufnahmezeit.
Das Atmen und Sprechen der anwesenden Personen ebenso wie "technische Unfälle" führen zum Auftreten von
Mikroorganismen. Der Patient selbst kann mit dem Blutstrom seine eigenen Bakterien in die Wunde bringen. Zusammenfassend
läßt sich feststellen, daß eine Anzahl von Mikroorganismen
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vorhanden ist, die sich mit der Zeit in Form einer geometrischen
Reihe vervielfältigt und vergrößert.
Um die Mikrobenzahl möglichst gering zu halten, müssen keimfreie Verhältnisse gewissenhaft aufrecht erhalten werden.
Vorsichtshalber sollten alle mit dem Patienten in Berührung kommendai Gegenstände eigene Bakterien tötende oder Bakterien
hemmende Eigenschaften besitzen, um für die Dauer der Operation einen gewissen Schutz zu bieten. Dies geschieht durch
Sterilisierung der Bekleidung (Tuche, Masken, Kappen und Handschuhe), der Instrumente, der Verbandmaterialien, der
Prothesen und aller anderen Gegenstände die bei den einzelnen Operationen verwendet werden.
Chirurgisches Nähgarn besteht aus einem faserigen Material. Typische Materialien sind beispielsweise Seide und TerephthSLabpolyester
(Dacron), die 80 bis 90% aller nichtabsorbierbarer
chirurgischer Nähmaterialien darstellen. Sie sind vorwiegend gezwirnt und daher vielfaserig. Die poröse Struktur dieser
Fäden unterstützt und fördert die Entwicklung von Mikroorganismen. Diese Mikroorganismen stammen entweder aus dem
Körper des Patienten (endogene Verbreitung) oder aus äußeren Verunreinigungen (exogene Verbreitung). Ungeachtet der Herkunft
der Bakterien ist das Endresultat das gleiche. Hat eine Infektion durch chirurgisches Nähmaterial einmal eingesetzt,
ist sie nur durch Entfernen des betreffenden Nähmaterials zu heilen, was durch "Herausfischen der Fäden"
oder durch eine nochmalige Operation geschehen muß.
Es ist offensichtlich, daß Nähmaterial mit eigenen keimtötenden oder keimhemmenden Eigenschaften außerordentlich vorteilhaft
sein muß. Dies wurde bereits in der Vergangenheit realisiert. Es gibt mit Aureomycin imprägniertes Nähmaterial,
K 313V21.7.1969
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dessen antibiotische Wirkung hauptsächlich gegen "gram-negative" Organismen gerichtet ist. Das keimtötende Reagenz ist
wasserlöslich und bietet für eine kurze Dauer Schutz. Die kurze antibiotische Wirkung kann die beginnende Heilung
unterstützen, wobei allerdings nach den allgemeinen chirurgischen Erfahrungen Wundinfektionen bis drei Monate nach
der Operation auftreten können und Wunden erst nach dieser Zeit ohne Komplikation richtig verheilt sind. Bei solchen
Infektionen bleibt das Nähmaterial meist unverändert eingeschlossen. Um die Infektionsgefahr weiter einzuschränken,
wird ein Nähmaterial benötigt, dessen keimtötende Wirkung solange wie möglich anhält. Zwei Forderungen sollen erfüllt
werden:
1. Das Nähmaterial soll über eine lange Zeitspanne auf
das argrenzende Gewebe die Wirkung eines Medikamentes
haben.
2. Das Nähmaterial selbst soll über eine längere Zeitspanne antiseptisch bleiben.
Aufgabe der Erfindung ist es, antiseptis^hes Textil- oder
Nähmaterial zu schaffen, welches den beiden vorstehenden Bedingungen genügt, und diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
gelöst durch eine aus einer das Textil- oder Nähmaterial aufquellenden Lösung in dieses eingelagerte keimtötende
Substanz, die nach Entzug des Lösungsmittels und Zurückschrumpfen des Textilmaterials auf seine ursprüngliche
Stärke zurückgeblieben ist.
Bei dem Textil- oder Nähmaterial gemäß der Erfindung ist die keimtötende Substanz so innig mit dem Material ver- B
bunden, daß sie im wesentlichen einen Teil desselben dar-
stellt "und, obwohl leicht löslich., sich, nur schwer herauslösen
läßt, wenn das Textilmaterial mit einem Lösungsmittel, in dem die keimtötende Substanz löslich ist, in Berührung
kommt.
Die Erfindung wird im Folgenden an Hand der Zeichnung und mehrerer beispielhafter Materialangaben näher erläutert. Es
zeigen:
Fig. 1 einen Querschnitt durch ein vielfaseriges Nähmaterial,
Fig. 2 eine Draufsicht auf ein Stück Faden gemäß Fig. 1, wobei auf einer Seite die Umspinnung weggelassen
ist, um den Kern (die Seele) des Fadens sichtbar werden zu lassen.
Das in der Zeichnung dargestellte chirurgische Nähmaterial gliedert sich in einen Fadenkern (die Seele) 1, bestehend
beispielsweise aus 14 Seidenfasern von 13 bis 15 Den, und
in eine Umspinnung 2, die aus 24 Seidenfasern von 13 bis 15
Den besteht. Die Umspinnung kann z.B. auf einer Verzwirnvor— richtung mit 8 Arbeite strängen, deren jeder 3 Fasern von
13 bis 15 Den verarbeitet, hergestellt sein.
Für die Materialauswahl seien folgende Beispiele gegeben: Beispiel I
Ein Terephthalat-Polyester-Nähmaterial, eingetaucht in eine
1%ige Lösung von Benzalkoniumchlorid (das ist eine Mischung
von Alkyl-Dimethylbenzylammoniumchloriden) in 2-Methoxyäthanol.
K 3134 /21.7.1969
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Der angeschwollene., durchtränkte und anschließend mit Wasser
j' abgespülte und getrocknete Faden wurde mehrmals mit einem
Nährboden für Mikroorganismen in Berührung gebracht, es konnte aber danach keinerlei Wachstum von Organismen beobachtet
werden.
II
Ein Seidennähmaterial, eingetaucht in eine 1,5%ige Lösung
aus Benzethoniumchlorid (Benzyldimethyl (2- (2- Cp-1,1,3,3» Tetramethylbutylphenoxy)
Äthoxy) Äthyl) Ammoniumchlorid)
in Wasser (1225 I) von 60° C. Der getränkte Faden wurde anschließend
mit warmem Wasser abgespült und getrocknet. Das Nähmaterial .wurde mit den gleichen Ergebnissen wie im Beispiel
I getestet.
'Beispiel III
Ein Terephtalat-Polyester-Nähmaterial, bei einer Temperatur
von 60° C eine Stunde lang getränkt in einer 0,5%igen Lösung
von Hexachlorophen (2,2' - Methylenbis (3,4-,6 - Trichlorphenol)
in Methyl-Cellosolve, anschließend abgespült und getrocknet.
Das getränkte Nähmaterial wurde der im Beispiel I beschriebenen Prüfung unterzogen, die die gleichen Ergebnisse
zeigte.
45,4 kg Seidennähmaterial, 1 Stunde lang in folgende 60° G
heiße Lösung getaucht:
Wasser 1225 ltr
Cetalkonium 13 kg
(Cetyldimethyl Benzyl Ammoniumchlorid)
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Der gequollene und durchtränkte Faden wurde zweimal mit
warmem Wasser abgespült und getrocknet. Der Faden wurde nach Beispiel I geprüft, wonach keine Entwicklung von Organismen
auf dem Nährboden festgestellt werden konnte.
^•5»4 kg eines einfaserigen Polyamidnähmateriales (Nylon),
15 Minuten in eine 60 heiße Lösung von folgender Zusammensetzung getaucht:
Wasser 909 ltr.
Eisessig 34-0 ltr. (pH = 2)
Cetalkonium 0,91 kg
Der gequollene und durchtränkte Faden wurde zweimal mit klarem Wasser abgespült und getrocknet. Das behandelte Nähmaterial
wurde wie im Beispiel 1 geprüft. Es entwickelten sich keine Organismen auf dem Nährboden.
4-5»4· kg eines Baumwollfadens, 30 Minuten in folgende 60° C
warme Lösung getaucht:
Wesser 1360 ltr.
Eisessig 9,1 kg (pH =2-3)
Cetalkonium 9j"1 kg
Der gequollene und getränkte Faden wurde zweimal mit
klarem Wasser abgespült und getrocknet. Der erzielte Faden wurde wie in den vorherigen Beispielen mit den
gleichen Ergebnissen getestet.
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In den obigen Beispielen besitzt das Lösungsmittel der
keimtötenden Substanz die Eigenschaft, den Faden oder das behandelte Tuch zum Quellen zu bringen. Dadurch kann die
keimtötende Substanz die Fäden vollständig durchdringen und imprägnieren. Nach dem Entfernen des Lösungsmittels schrumpft
der Faden auf seine ursprüngliche Stärke zusammen und. die keimtötende Substanz bleibt im Fadeninneren eingeschlossen
zurück. Wenn der Faden mit dem Lösungsmittel für die keimtötende Substanz in Berührung kommt oder beispielsxireise auf
einen feuchten Nährboden gelegt wird, hat die keimtötende Substanz das Bestreben, im Faden zu verbleiben, wodurch die
keimtötende Wirkung des Nähmaterials erhalten bleibt.
Währerd in obigen Beispielen Fäden und Nähmaterial angefii rfe
wurden, ist die Erfindung auch auf Textilien, wie beispielsweise gewebte oder niclitgewebte Stoffe, anwendbar. Chirurgische
Baumwollhandschuhe können z.B. für eine lange Zeitdauer gemäß der Erfindung keimtötend gemacht werden.
Es sind verschiedene keimtötende Substanzen bekannt. Gemäß der Erfindung können bei geeigneter Auswahl eines entsprechenden
Lösungsmittels, welches auf die Fäden in beschriebener Weise eine aufquellende Wirkung ausübt, diese
bekannten Materialien verwendet werden. Lösungsmittel mit polaren und nichtpolaren Gruppen scheinen vorteilhaft zu
sein, obwohl Wasser und Kohlenwasserstofflösungsmittel allgemein gebräuchlich sind.
Die behandelten Faden können zur Entfernung des überschüssigen Lösungsmittels abgespült werden, wobei das
Spülmittel aber vorzugsweise nur das Lösungsmittel und nicht die keimtötenden Substanzen angreifen soll. Nachdem
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das Lösungsmittel"entweder durch Abspulen oder durch andere
Mittel entfernt worden ist, erhält der Faden beim Trockenen
oder Verdampfen der Flüssigkeit seine ursprüngliche Stärke annähernd oder vollständig zurück. Der Faden ist dann in ge
eigneter Weise getrocknet.
κ 3134-
Claims (1)
- AnsprücheΛ. Antiseptisches Textil- oder Nähmaterial, gekennzeichnet durch eine aus einer das Textilmaterial aufquellenden Lösung· in dieses eingelagerte keimtötende Substanz, die nach Entzug des Lösungsmittels und Zurückschrumpfen des Textilmaterials auf seine ursprüngliche Stärke zurückgeblieben ist.2= Antiseptisches Material nach Anspruch 1, d a d u rch gekennzeichnet , daß das Textil- oder Nähmaterial aus Polyester besteht und das Lösungsmittel 2-Methoxyäthylen besteht.J. Antiseptisches Material nach Anspruch 1, d a d u r ch gekennzeichnet , daß dar Textil- oder Nähmaterial aus Polyamid besteht, welches Lei der Einlagerung der keimtötenden Substanz durch eine saure wässrige Lösung aufgequollen worden ist«4. Ant\septisches Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das Textil- oder Nähmaterial aus Seide besteht und das Lösungsmittel Wasser ist.5. Antiseptisches Material nach Anspruch 1,dadurc-h gekennzeichnet , daß das Textilmaterial aus Baumwolle besteht und das Lösungsmittel eine saure wässrige Lösung ist.-52a
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19696928962 DE6928962U (de) | 1969-07-21 | 1969-07-21 | Antiseptisches textil- oder naehmaterial |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19696928962 DE6928962U (de) | 1969-07-21 | 1969-07-21 | Antiseptisches textil- oder naehmaterial |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE6928962U true DE6928962U (de) | 1969-11-13 |
Family
ID=6603741
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19696928962 Expired DE6928962U (de) | 1969-07-21 | 1969-07-21 | Antiseptisches textil- oder naehmaterial |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE6928962U (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2638831A1 (de) * | 1976-04-12 | 1977-10-20 | Sutures Inc | Neomycin-fettsaeuresalz enthaltende chirurgische nahtmaterialien |
-
1969
- 1969-07-21 DE DE19696928962 patent/DE6928962U/de not_active Expired
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2638831A1 (de) * | 1976-04-12 | 1977-10-20 | Sutures Inc | Neomycin-fettsaeuresalz enthaltende chirurgische nahtmaterialien |
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