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Die
Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der molekularen Biologie.
Insbesondere bezieht sich die Erfindung auf ein N-Acylhomoserinlacton-Acylasegen von Ralstonia
sp. XJ12B.
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N-Acylhomoserinlactone
(AHLs), auch als Autoinduktoren bekannt, werden in vielen gramnegativen Bakterien
in einem großen
Umfang als quorumsensitive Signalmoleküle verwendet. Diese Verbindungen
regulieren bestimmte Klassen von Targetgenen in Bakterien, wie Virulenzgene
oder Biofilm-Differenzierungsgene. Im Allgemeinen sind quorumsensitive
Moleküle
hoch konserviert und teilen sich eine identische Homoserinlacton-Komponente.
Die Länge
und die Struktur von ihren Acylseitenketten sind jedoch unterschiedlich.
Obwohl die durch AHLs regulierten Targetgene in unterschiedlichen
Bakterienspezies variieren, sind die Grundmechanismen der AHL-Biosynthese
und der Genregulation innerhalb der verschiedenen bakteriellen Arten
konserviert.
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Das
allgemeine Merkmal der AHL-vermittelten Genregulation ist ihre Abhängigkeit
von der Zellpopulation (Quorumsensitivität). Bakterien geben AHLs in
ihre Umgebung ab und die extrazelluläre Konzentration der AHLs nimmt
mit dem Wachstum der bakteriellen Zellpopulationen zu. Wenn AHL
bis zu einer extrazellulären
Schwellenkonzentration akkumuliert, wird die Expression von bestimmten
Gruppen von Targetgenen in den Bakterien ausgelöst.
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Bakterien,
welche diese Signalfreisetzung verwenden, detektieren und reagieren
auf die Akkumulation der AHL Signalmoleküle mit der Synchronisation
der Expression einer besonderen Gruppe von Genen sowie mit der Koordination
von zellulären
Aktivitäten
innerhalb der bakteriellen Zellpopulation. AHLs sind bei der Regulation
einer Reihe von biologischen Funktionen beteiligt, einschließlich der
Biolumineszenz in Vibrio-Arten (13, 4), dem konjugalen Transfer
des Ti-Plasmids in Agrobacterium tumefaciens (31), der Induktion
von Virulenzgenen in Burkholderia cepacia, Erwinia carotovora, Erw.
chrysanthemi, Erw. stewartii, Pseudomonas aeruginosa und Xenorhabdus
nematophilus (3, 6, 12, 17, 19, 22, 23, 24, 26), Regulation der
Antibiotikaproduktion in P. aureofaciens und Erw. carotovora (6,
26), Schwarmbeweglichkeit in Serratia liquifaciens (14) und Biofilmbildung
in P. fluorescens und P. aeruginosa (1, 8). In vielen anderen Bakterienarten
müssen
die relevanten biologischen Funktionen, die von AHLs gesteuert werden,
noch untersucht werden (2, 5, 11).
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Eine
Reihe von pflanzlichen, tierischen und menschlichen bakteriellen
Pathogenen verwenden quorumsensitive AHL-Signale, um die Expression
von pathogenen Genen zu regulieren und bei der Bildung von Biofilmen
zu helfen. Deshalb sind die quorumsentitiven AHL-Signalmoleküle eine
Gruppe von molekularen Zielen für
die genetische und chemische Manipulation, da die Unterbrechung
von diesen Signalmechanismen die Fähigkeit von diesen Bakterien,
pflanzliche und tierische Gewebe zu infizieren oder Biofilme zu
bilden, verhindert oder reduziert.
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Das
Gen, das ein AHL-Inaktivierungsenzym (AiiA) codiert, wurde aus einem
grampositiven Bakterium (Bacillusstamm 240B1) kloniert (9). AiiA
(auch bekannt als AHL-Lactonase) inaktiviert die AHL-Aktivität durch die
Hydrolyse der Lactonbindung der AHLs (10). Die Expression von AiiA
in transformierten Erw. carotovora (ein pathogener Stamm, der bei
vielen Pflanzen Wurzelfäule
verursacht) reduziert signifikant die Freisetzung von AHL, senkt
die extrazellulären
pektolytischen Enzymaktivitäten
ab und schwächt
die Pathogenität
auf Kartoffel, Aubergine, Chinakohl, Karotte, Sellerie, Blumenkohl
und Tabak (9). Transgenische Pflanzen, welche AHL-Lactonase exprimieren,
zeigten eine signifikant gesteigerte Resistenz gegenüber einer
Erw. carotovora Infektion und eine verzögerte Entwicklung von Symptomen
der Wurzelfäule
(10). AHL-Inaktivierungsmechanismen
scheinen weit verbreitet zu sein. Es wurde zum Beispiel von einem
bakteriellen Isolat von Variovorax paradoxus berichtet, das AHL-Moleküle als seine
Energie- und Stickstoffquelle verwendet, was die mögliche Gegenwart
von AHL-abbauenden Enzymen (18) anzeigt.
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Weitere
Verfahren, gegen eine AHL-vermittelte pflanzliche, tierische und
menschliche Krankheit und gegen die Pflanzenpathogenvirulenz durch
Störung
bei der bakteriellen interzellulären
Kommunikation einzuwirken, wären
sehr wünschenswert.
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Demgemäß wird in
dieser Studie über
die Klonierung und die Charakterisierung eines Gens berichtet, welche
für eine
AHL-Acylase aus dem bakteriellen Isolat Ralstonia sp. JX12B codiert.
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Nach
einer Ausführungsform
stellt die Erfindung eine Nukleinsäure gemäß SEQ ID Nr. 1 bereit. Nach einer
anderen Ausführungsform
stellt die Erfindung eine Nukleinsäure bereit, welche die Nukleotide
1234-3618 von SEQ ID Nr. 1 umfasst.
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Nach
einer weitern Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Peptid mit einer Sequenz gemäß SEQ ID Nr.
2 oder mit einer Sequenz, welche die Aminosäuren 36-217 von SEQ ID Nr.
2 umfasst, oder ein Peptid mit einer Sequenz bereit, welche die
Aminosäuren
233-794 von SEQ ID Nr. 2 umfasst.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Peptid mit einer Sequenz bereit, die von
einer Nukleinsäure
codiert wird, welche aus den Nukleotiden 1234-3618 von SEQ ID Nr.
1 besteht.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Peptid, wie oben beschrieben, bereit, welches
AHL inaktiviert.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung ein in vitro Verfahren zur Modulation der AHL
Signalaktivität
bereit, welches das in Kontaktbringen von AHL mit einem oben beschriebenen
Peptid umfasst.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung eine transgenische Pflanze oder ein nicht-menschliches
Säugetier
bereit, welches eine oben beschriebene Nukleinsäure umfasst.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung eine Nukleinsäure oder ein Peptid, wie oben
beschrieben, zur Verwendung in der Therapie und die Verwendung von
dieser Nukleinsäure
und/oder dieses Peptides für
die Herstellung eines Medikamentes zur Kontrolle einer bakteriellen
Krankheit in einem Säugetier
bereit, wobei die Expression der pathogenen Gene von diesen Bakterien
durch AHL-Signale reguliert werden.
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Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
stellt die Erfindung ein Verfahren zur Steuerung einer bakteriellen
Krankheit in einer Pflanze bereit, welches die Verabreichung eines
Peptides, wie oben beschrieben, zu dieser Pflanze umfasst, wobei
die Expression der pathogenen Gene von diesen Bakterien durch AHL-Signale reguliert
werden. Alternativ umfasst das Verfahren die Transformation der
Pflanze mit einer oben beschriebenen Nukleinsäure.
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Die 1 ist eine Fotographie und zeigt Biotestergebnisse
der AHL-Inaktivierung
für bakterielle
Kulturen und bakterielle Proteine aus den dargestellten bakteriellen
Klonen. Die 1A zeigt die Ergebnisse eines
Biotests mit bakteriellen Kulturen von E. coli DH5α Stämmen 13H10
(Reihe 1), 2B10 (Reihe 2), MUB3 (Reihe 3), MUC6 (Reihe 4), GST-QsbA
(Reihe 5) und GST (Reihe 6), welche die Plasmidklone oder Konstrukte pI3H10,
p2B10, pMUB3, pMUC6, pGST-QsbA bzw. pGST enthalten. Die 1B zeigt
die Ergebnisse des Biotests für
die angezeigten bakteriellen Proteine GST-QsbA und GST.
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2 ist ein Diagramm und zeigt die Temperatur-
und pH-Optimumprofile
der AHL-Acylase.
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Die 3 ist
eine graphische Darstellung und zeigt den Zeitverlauf der OOHL-Inaktivierung
durch gereinigte AHL-Acylase.
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Ein
bakterielles Isolat von Ralstonia sp. XJ12B aus einer Biofilmprobe
in einem Wasserbehandlungssystem war zur enzymatischen Inaktivierung
von AHLs, bakteriellen quorumsensitiven Molekülen, in einem Biotest unter
Verwendung von dem Agrobacterium tumefaciens Stamm Nt1 (traR; tra::lacZ749)
als Indikator für die
AHL-Aktivität
in der Lage. Das Gen, welches für
das Protein codierte, welches diese Enzymaktivität für die AHL-Inaktivierung (qsbA)
zeigte, wurde aus einem bakteriellen Stamm kloniert, der aus einer
Biofilmprobe isoliert wurde. Das Gen codiert ein Peptid mit 794
Aminosäuren.
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Bakterielle
Kulturen und bakterielle Proteine wurde hinsichtlich ihrer Fähigkeit
zur Inaktivierung von AHL unter Verwendung von Agrobacterium tumefaciens
Indikatorzellen getestet. A. tumefaciens wurde bei 28°C in einem
MM-Medium kultiviert, wie dies beschrieben ist bei Zhang et al.
(31). Die Bakterien oder das zu testende Protein werden zunächst mit
einem AHL-Substrat getestet, zum Beispiel N-β-Oxooctanoyl-L-homoserinlacton (OOHL),
und die Reaktion (Inaktivierung von AHL) wird laufen gelassen. Wenn
eine AHL-Inaktivierungsaktivität
in der Probe vorhanden ist (das heißt, AHL wird geschnitten und
inaktiviert), werden die inaktivierten AHL-Produkte dann die Expression
des lacZ Reportergens nicht auslösen
können,
das unter der Kontrolle eines TraR-abhängigen Promotors steht. Der
Stamm A. tumefaciens NT1, der das lacZ Reportersystem enthält, wird
somit in Gegenwart des Substrates 5-Brom-4-chlor-3-indolyl-β-D-galactopyranosid (X-gal)
nicht blau werden. Siehe Beispiel 2 für die Details dieses Biotests.
Jedes AHL kann in dem Test, falls gewünscht, verwendet werden. Selbstverständlich kann
jeder geeignete Test für
die Spaltung von AHL, einschließlich
traditioneller in vitro Enzymtests, verwendet werden, um die AHL-Inaktivierungsaktivität nachzuweisen.
Fachleute werden in der Lage sein, Tests zu modifizieren oder zu
ersinnen, um die AHL-Inaktivierung nachzuweisen und/oder zu quantifizieren.
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Der
Escherichia coli Stamm DH5α wurde
als Wirt für
die DNA-Manipulation
verwendet. Ralstonia sp. und E. coli wurden beide in einem LB-Medium
(Trypton: 10 g/l, Hefeextrakt: 5 g/l und NaCl: 10 g/l; pH 7,0) bei 37°C kultiviert.
Falls notwendig wurden geeignete Antibiotika mit den folgenden Konzentrationen
zugesetzt: Ampicillin, 100 μg/ml;
Tetracyclin, 10 μg/ml
und Kanamycin, 20 μg/ml.
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Das
Gen, welches für
das Protein codiert, das für
die nachgewiesene AHL-Inaktivierung verantwortlich ist, wurde unter
Verwendung einer Cosmidbibliothek von 1.600 Klonen mit der genomischen
DNA von Ralstonia sp. Stamm XJ12B, konstruiert in E. coli, isoliert.
Die E. coli Transfektanten wurden hinsichtlich ihrer Fähigkeit
zur Inaktivierung von AHL getestet. Ein Klon, p13H10, wurde hinsichtlich
der Fähigkeit
zur Inaktivierung von AHL gefunden. Die Cosmid-DNA aus p13H10 wurde
geschnitten, in einen Klonierungsvektor fusioniert, ligiert und
transformiert in E. coli. Die E. coli Klone wurden wiederum hinsichtlich
ihrer Aktivität
zur AHL-Inaktivierung gestestet. Ein Klon, der ein 4 kb Insert enthielt,
hatte die AHL-Inaktivierungsaktivität.
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Die
Plasmide wurden anschließend
für die
Sequenzierung gereinigt. Das 4 kb Fragment aus dem Klon p2B10 wurde
vollständig
gemäß bekannten
Verfahren unter Verwendung von ABI Prism dRhodamine Terminator Cycle
Sequencing Ready Reaction Kit (Perkin-Elmer Applied Biosystems)
sequenziert. Siehe die folgende Tabelle I. Die Sequenz enthielt
einen offenen Leserahmen von 2.385 Nukleotiden, der das AHL-Inaktivierungsgen,
qsbA, darstellte und für
das vorhergesagte Polypeptid von 794 Aminosäuren (85.373 Daltons) codierte.
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Tabelle
I. QsbA-Gen (Ralstonia sp.) Nukleotidsequenz (SEQ ID Nr. 1).
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Der
vorausgesagte offene Leserahmendes qsbA-Gens ist in Großbuchstaben
dargestellt, wobei das Startcodon und das Stoppcodon in Fett dargestellt
sind. Eine mutmaßliche
Ribosomenbindungsstelle (AGGAGA) ist unterstrichen.
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Die
Sequenzanalyse von diesem Peptid zeigte, dass QsbA keine signifikante
Homologie mit dem bekannten, quorumsensitiven AHL-Lactonase -Molekülinaktivator
zeigt, der von dem aiiA-Gen aus Bacillus sp. 240B1 codiert wird.
Die abgeleitete Peptidsequenz war jedoch typisch für die Primärstruktur
von Aculeacin A Acylasen (AACs) und Penicillin G Acylasen mit einer
Signalpeptid-α Untereinheit-Spacer-β Untereinheit-Organisation (16,
30). Die Ralstonia-Sequenz teilt sich eine substantielle Identität mit den
AACs aus Deinococcus radiodurans Stamm R1, Actinoplanes utahensis
und einer mutmaßlichen
Acylase aus Pseudomonas aeruginosa, die alle die Desacylierung ihrer
Substrate katalysieren. Diese AAC-Gene werden als einzelnes Vorläufer-Polypeptid
translatiert und dann zu der aktiven Form verarbeitet, die zwei Untereinheiten
hat. Aculeacin A ist ein pilzwirksames Antibiotikum des Echinocandin-Typs
mit einer langen Fettsäure-Seitenkette.
Aculeacin A Acylasen, die aus A. utahensis gereinigt sind, katalysieren
die Hydrolyse der Amidbindung an der Palmitoyl-Seitenkette von Aculeacin
A (29). Die Primärstruktur
des Proteins sowie die Enzymaktivitätsanalyse mit verschiedenen
Substraten, die unten diskutiert wird, zeigen somit, dass qsbA für eine AHL-Acylase
codiert, welche die Amidverbindung zwischen der Acylseitenkette
und der Homoserinlacton-Komponente der AHLs spaltet.
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Die
vermuteten α und β Untereinheiten
von QsbA sind an den Aminosäurepositionen
36-217 bzw. 233-794 von SEQ ID Nr. 2 lokalisiert, wobei dazwischen
ein Spacer von 15 Aminosäuren
liegt, gemäß der Bestimmung
durch vergleichende Anordnung mit den Peptidsequenzen aus D. radiodurans
Stamm R1, A. utahensis und P. Aeruginosa. Siehe Tabelle II. Tabelle
II. Ausgerichtete Aminosäuresequenzen
von QsbA aus Ralstonia sp. XJ12B (SEQ ID Nr. 2), D. radiodurans
Stamm R1 Acylase (SEQ ID Nr. 3), A. utahensis Acylase (SEQ ID Nr.
4) und P. aeruginosa Acylase (SEQ ID Nr. 5).
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- * = identische Reste; : = konservierte Substitutionen; .
= semi-konservierte Substitutionen;
- | = post-translationale Verarbeitungsstellen für Signalpeptid
und Untereineinheiten; - = Spacer.
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Die
codierende Region des qsbA-Gens wurde mittels PCR amplifiziert.
Die amplifizierten PCR Produkte wurden geschnitten, in die codierende
Sequenz des Glutathion S Transferase (GST) Gens gemäß dem Leseraster
angeordnet und in E. coli exprimiert. Die Proteinextrakte von den
rekombinanten E. coli Zellen wurden hinsichtlich ihrer Fähigkeit
zur Inaktivierung von AHL getestet. Proteine aus E. coli, die GST
alleine exprimierten, dienten als Kontrolle. Die Ergebnisse zeigen,
dass das GST-QsbA
Fusionsprotein die AHL-Aktivität
effektiv eliminierte. Siehe 1B.
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Die
Substratspezifität
von QsbA wurde durch Test des gesamten löslichen Proteins, welches aus
rekombinanten E. coli (pGST-QsbA) extrahiert wurde, auf Inaktivierung
von AHLs unter Verwendung von Subtraten mit Acylketten von unterschiedlichen
Längen
bestimmt. QsbA war fähig
zur vollständigen
Inaktivierung von 3-Oxogruppe-Acyl-HSLs mit Acylketten von 8, 10
und 12 Kohlenstoffatomen. QsbA inaktivierte auch stark Methylengruppe-Acyl-HSLs
mit Acylketten von 8 und 10 Kohlenstoffatomen. QsbA inaktivierte
auch die Butyl- und Hexylester von N-β-Octanoyl-L-homoserin, während die
AHL-Lactonase, die durch aiiA codiert wurde, nicht zu deren Inaktivierung
in der Lage war. Die Daten der Substratspezifität zeigen, dass QsbA eine AHL-Acylase
ist.
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QsbA
und qsbA stellen neue Werkzeuge für die Herabregulierung von
AHL-vermittelten, biologischen Aktivitäten dar, wie die Expression
von Virulenzgenen und die Biofilm-Differenzierung in pathogenen
Bakterien, beides in vitro und in vivo. Das qsbA Gen, welches für das AHL
Inaktivierungsenzym (QsbA) codiert, oder ein funktionelles Fragment,
eine Untereinheit oder eine im wesentlichen homologe Variante davon
können
in ein pflanzliches Genom eingeführt
werden, um eine genetisch modifizierte Pflanze mit der Fähigkeit
herzustellen, einen quorumsensitiven pathogenen Signalstoff zu löschen. Transgenische
Pflanzen, die ein Enzym exprimieren, welches AHLs inaktiviert, können eine
signifikant gesteigerte Resistenz gegenüber einer Infektion durch bakterielle
Pathogene zeigen, selbst wenn die Bakterien in hohen Konzentrationen
vorhanden sind.
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Verfahren
zur genetischen Manipulation und Transformation von pflanzlichen
Zellen sind im Stand der Technik gut bekannt sowie Verfahren zur
Regeneration von fertilen, lebensfähigen, transformierten Pflanzen. Allgemein
kann jedes Verfahren zur Klonierung der codierenden Region von qsbA
oder eines funktionellen Fragmentes oder einer im wesentlichen homologen
Variante davon in einen geeigneten Expressionsvektor verwendet werden.
Es ist günstig,
die qsbA codierende Region in einen Vektor zu ligieren und anschließend durch
Ligation in einen pflanzlichen Transformationsvektor, wobei jedoch
Fachleuten auf dem Gebiet auch alternative Verfahren zur Erzielung
der gleichen Ergebnisse bewusst sein werden. Jeder geeignete pflanzliche Transformationsvektor
kann verwendet werden. Der Vektor enthält das qsbA Gen oder ein funktionelles
Fragment, eine Untereinheit oder eine im wesentlichen homologe Variante
davon solange wie die Expression des Gens zu einem QsbA Protein
oder einem funktionellen Fragment, einer Untereinheit oder einer
Variante davon führt,
die AHL inaktiviert.
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Ein
funktioneller Promotor steuert vorzugsweise die Expression. Viele
geeignete Promotoren sind im Stand der Technik bekannt, so dass
ein geeigneter Promotor von einem Fachmann in Abhängigkeit
von dem verwendeten Expressionssystem einfach ausgewählt werden
kann. Solch eine Auswahl eines geeigneten Promotors, um das gewünschte Niveau
der translationalen Expression zu erzielen, wird als Routine im
Stand der Technik angesehen. Es ist zum Beispiel vorteilhaft, die
qsbA Expression durch die Modifikation der Codonverwendung und durch
Kopplung an einen starken Promotor, wie der doppelte 35S Promotor,
zu optimieren.
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Ein
geeignetes Markergen, wie die Kanamycinresistenz, das grüne Fluoreszenzprotein
oder jeder andere geeignete Marker, wird vorteilhaft verwendet.
Variationen der allgemein verwendeten und gut bekannten Verfahren
für die
Transformation von Pflanzen mit einem Gen, sind für den Fachmann
auf dem Gebiet der genetischen Manipulation von Pflanzen gut bekannt.
Expressionskonstrukte können
eine Signalsequenz enthalten, um die Sekretion des exprimierten
QsbA Proteins zu steuern, oder, falls gewünscht, kann eine solche Sequenz
fehlen. Die pflanzlichen Transformationsvektoren, die das qsbA Gen
und ein Markergen enthalten, können
verwendet werden, um pflanzliche Zellen unter Verwendung der Agrobacterium-vermittelten
Transformation zu transformieren. Die Agrobacterium-vermittelte
Transformation wird geeignet verwendet, um Pflanzen mit dem qsbA
Gen zu transformieren, wobei jedoch in Abhängigkeit von der zu transformierenden
Pflanze auch andere geeignete Verfahren, die im Stand der Technik
bekannt sind, verwendet werden können.
Zum Beispiel werden bestimmte monokotyle Pflanzen effizienter transformiert
durch die Anwendung von anderen Verfahren, wie die Beschießung mit
Mikroprojektilen, die Vakuumfiltration oder jedem anderen Verfahren,
das im Stand der Technik bekannt ist, um DNA Plasmide oder Fragmente
in das pflanzliche Genom einzuführen
und zu integrieren. Fachleute auf dem Gebiet kennen Mittel, um Gymnospermen,
Monokotyle und Dikotyle zu transformieren. Alle diese im Stand der
Technik bekannten Verfahren werden für die Verwendung bei der Erfindung beachtet.
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Nach
Auswahl der Transformanten, welche das qsbA Gen tragen, werden transgenische
Pflanzen gemäß bekannten
Verfahren regeneriert. Auf ein Markergen selektierte Pflanzen, zum
Beispiel Kanamycinresistenz, können
getestet werden, zum Beispiel durch PCR- und DNA-Gelblot, um zu
bestimmen, wie viele Kopien des qsbA Gens in dem pflanzlichen Gewebe
vorhanden sind. Jedes im Stand der Technik bekannte und geeignete
Verfahren wird dabei beachtet zur Verwendung mit dem Gen gemäß der Erfindung.
Die QsbA Enzymaktivität
kann in transgenischen Pflanzen, die mit dem qsbA Gen transformiert
sind, durch das Biotestverfahren nachgewiesen werden, welches im
Beispiel 2 beschrieben ist, oder durch jedes geeignete Verfahren.
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Mit „funktionelles
Fragment, Untereinheit oder eine im wesentlichen homologe Variante
davon" ist bei Bezug
auf eine qsbA Nukleotidsequenz jedes Fragment, Untereinheit, Variante
oder homologe Sequenz von qsbA gemeint (Nukleotide 1234-3618 von
SEQ ID Nr. 1), die für
ein Protein oder eine Peptidsequenz codiert, welche zur Inaktivierung
von N-Acylhomoserinlactonen
in der Lage ist. „Im
Wesentlichen homologe Varianten" einer
Nukleotidsequenz sind im Allgemeinen solche, deren Komplement mit
qsbA unter stringenten oder hochstringenten Bedingungen hybridisiert,
zum Beispiel bei Temperaturen von etwa 30°C bis etwa 50°C, zum Beispiel
30°C, 35°C, 37°C, 40°C, 45°C oder 50°C, und/oder
bei Salzkonzentrationen von etwa 200 mM bis etwa 1.000 mM NaCl oder
die äquivalente
ionische Stärke,
zum Beispiel 200 mM, 250 mM, 300 mM, 400 mM, 500 mM, 750 mM oder
1.000 mM. Die stringenten Bedingungen sind abhängig von der Länge der
Nukleinsäure und
der Basenzusammensetzung der Nukleinsäure und können durch im Stand der Technik
bekannte Techniken bestimmt werden. Fachleute auf dem Gebiet sind
familiär
mit diesen Bedingungen und Bereichen, die nützlich sind. Im Allgemeinen
ist eine im Wesentlichen homologe Nukleotidsequenz wenigstens zu
etwa 75 % homolog zu SEQ ID Nr. 1 oder einem Fragment oder einer
Untereinheit davon, vorzugsweise wenigstens zu etwa 85 % homolog
und am meisten bevorzugt zu 90 %, 95 % oder 99 % homolog oder mehr.
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Die
Fachleute sind vertraut mit der Degeneration des genetischen Codes
und sind sich somit bewusst, dass Nukleinsäuresequenzen weniger als 100
% homolog sein können
und dennoch für
das gleiche Protein oder die gleiche Peptidsequenz codieren können. Solche
Variationen in jeder der Sequenzen, Fragmente, Untereinheiten oder
der im wesentlichen homologen Varianten werden auch als Teil von
dieser Erfindung erachtet.
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Peptid-
und Proteinsequenzen, die von dieser Erfindung umfasst sind, umfassen
alle Sequenzen, die durch das qsbA Gen oder einem Fragment, einer
Untereinheit oder einer im wesentlichen homologen Variante davon
codiert werden. Solche Sequenzen umfassen somit jedes funktionelle
Protein oder Peptid, welches die Fähigkeit zur Inaktivierung von
AHL zurückbehält, einschließlich Protein-
und Peptidfragmente des vollständigen
QsbA Proteins, wie zum Beispiel die Sequenzen der Aminosäuren 36-217
und 233-794, die von SEQ ID Nr. 1 und im wesentlichen homologen
Varianten davon codiert werden. Eine im wesentlichen homologe Variante
des QsbA Proteins umfasst Sequenzen, die zu wenigstens etwa 50 %
homolog sind, vorzugsweise wenigstens etwa 60 % homolog und am meisten
bevorzugt 70 %, 80 % oder 90 % homolog oder mehr sind. Somit ist
ein Protein, das eine substantiell homologe Variante von QsbA darstellt,
zu etwa 50 % bis etwa 99,9 % homolog zu QsbA. Konservative und nicht-konservative
Aminosäuresubstitutionen
werden beide beachtet, sowie Sequenzen, die nicht-traditionelle
oder modifizierte Aminosäuren,
wie solche, die im Stand der Technik bekannt sind, enthalten.
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Der
Ausdruck „Fragment" soll jeden Nukleotidabschnitt
von SEQ ID Nr. 1 oder jede Protein/Peptidsequenz von SEQ ID Nr.
2 anzeigen, das größer ist
als etwa 300 Nukleotidbasen oder etwa 100 Aminosäuren und bis zu einem Nukleotid
oder einer Aminosäure
weniger als die gesamte Sequenz. Der Ausdruck „Untereinheit" soll jede funktionelle
Einheit des QsbA Proteins umfassen, wie zum Beispiel die Aminosäuren 36-217 oder
233-794 von SEQ ID Nr. 2.
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Eine
Protein- oder Peptidsequenz, die hinsichtlich der Inaktivierung
von N-Acylhomoserinlactonen berücksichtigt
wird, ist jede Sequenz, die zur Inaktivierung von wenigstens 55
pMolen N-Acylhomoserinlacton (OOHL) pro μg Protein pro Minute bei 30°C in der
Lage ist.
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Es
wurde zuvor gezeigt, dass die Löschung
der bakteriellen Quorumsensitivität durch die Inaktivierung von
N-Acylhomoserinlacton mit AHL-Lactonase eine bakterielle Infektion
stoppt (9, 10). Das hier beschriebene Gen und Protein, welches wahrscheinlich
eine AHL-Acylase ist, stellt ein neues und wirksames Mittel zur
Inaktivierung von AHL Signalen dar und kontrolliert somit eine bakterielle
Infektion. In ähnlicher
Weise zielten das hier beschriebene Gen und Protein auf die quorumsensitiven
AHL Signale, welche die Expression von pathogenen Genen von vielen
bakteriellen Pathogenen mit einer Schwellenkonzentration regulieren.
Dieses Werkzeug ist auf alle pflanzlichen, tierischen und menschlichen
Krankheiten anwendbar, wo die Expression der pathogenen Gene der
bakteriellen Pathogene durch AHL Signale aktiviert werden, wie zum
Beispiel die pflanzliche Pathogene Erw. carotovora, Erw. chrysanthemi,
Erw. stewartii; die menschlichen Pathogene P. aeruginosa, B. cepacia
sowie die tierischen Pathogene X. nematophilus, P. fluorescens (1,
3, 6, 12, 17, 19, 22, 23, 24, 26).
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-
Die
folgenden Beispiele sollen die hier beschriebene Erfindung veranschaulichen,
wobei sie aber nicht als Einschränkungen
der beigefügten
Ansprüche
ausgelegt werden sollen.
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Beispiele
-
Beispiel 1. Bakterielle
Isolierung.
-
Eine
bakterielle Biofilm probe wurde aus einem Wasserbehandlungssystem
gesammelt und getestet, um bakterielle Stämme mit AHL-Inaktivierung zu
isolieren. Die bakterielle Mischung wurde in sterilisiertem Wasser
durch Schütteln
für 1 Stunde
suspendiert, bevor sie auf YEB-Medium-Platten verteilt wurde (Hefeextrakt:
5 g/l; Caseinhydrolysat: 10 g/l; NaCl: 5 g/l; Saccharose: 5 g/l;
MgSO4 × 7H2O: 0,5 g/l und Agar: 15 g/l). Einzelne Kolonien
wurden wieder auf neue Platten ausgestrichen, um die Reinheit der
Isolate sicherzustellen. Die bakteriellen Isolate wurden in LB-Medium
(Trypton: 10 g/l; Hefeextrakt: 5 g/l und NaCl: 10 g/l; pH 7,0) in 1,5
ml EppendorfTM-Röhrchen oder in Platten mit
96 Vertiefungen bei 28°C
unter Schütteln über Nacht
kultiviert und hinsichtlich einer AHL-Inaktivierungsaktivität getestet.
-
Beispiel 2. AHL-Inaktivierungsbiotest.
-
Die
zu testende, bakterielle Kultur wurde mit einem gleichen Volumen
von frischem Medium gemischt, welches 20 μM N-β-Oxooctanoyl-L-homoserinlacton (OOHL)
oder ein anderes AHL, wenn dies angegeben ist, enthielt, um eine
Reaktionsmischung herzustellen. Die Reaktionsmischung wurde bei
28°C für 4 bis
5 Stunden inkubiert und anschließend unter UV-Licht für 30 Minuten
sterilisiert. Es wurden Platten mit 20 ml MM Agar-Medium hergestellt
(K2HPO4: 10,5 g/l;
KH2PO4: 4,5 g/l;
MgSO4 × 7H2O: 0,2 g/l; FeSO4:
4,5 mg/l; CaCl2: 10 mg/l; MnCl2:
2 mg/l; (NH4)2SO4: 2,0 g/l; Mannit: 2,0 g/l; pH 7,0), ergänzt mit
5-Brom-4-chlor-3-indolyl-β-D-galactopyranosid
(X-Gal, 40 μg/ml).
Das verfestigte Medium wurde noch in der Platte in getrennte Scheiben
(etwa 1 cm Breite) geschnitten. Siehe die 1.
Fünf Mikroliter
sterilisierte Reaktionsmischung wurden von oben auf den MM-Agarstreifen
aufgetragen und dann wurden 0,7 μl
einer Zellsuspension von AHL-Indikatorzellen (Agrobacterium tumefaciens
Stamm NT1 (traR; tra::lacZ749) (25), mit einer optischen Dichte
von 0,4 bei 600 nm) mit zunehmend größeren Abständen von den beladenen Proben
aufgetragen. Die Platten wurden bei 28°C für 24 Stunden inkubiert. Ein
positives Ergebnis für
eine AHL-Inaktivierung wird durch die Abwesenheit von blauen Kolonien
auf der Scheibe dargestellt. Ein negatives Ergebnis hinsichtlich
einer AHL-Inaktivierung wird durch die Gegenwart von blauen Kolonien
auf der Scheibe gezeigt. Für
den Proteintest auf Enzymaktivität
wurde das lösliche,
bakterielle Gesamtprotein mit 20 μM
von OOHL (oder einem anderen AHL) bei 37°C für 1 Stunde als Reaktionsmischung
inkubiert.
-
Beispiel 3. Identifizierung
und Klonierung des qsbA-Gens.
-
Zwei
bakterielle Isolate von der Biofilmprobe mit unterschiedlichen Phänotypen,
XJ12B und XJ12A, wurden gefunden, welche die Fähigkeit zur Inaktivierung von
AHL besaßen,
wobei XJ12B die stärkere Enzymaktivität zeigte.
Das XJ12B-Isolat wurde kultiviert, zentrifugiert und beschallt.
-
Die
stärkste
Enzymaktivität
war eher mit der Fraktion der Zellreste als mit den löslichen
Protein- und Überstandfraktionen
assoziiert. Diese Ergebnisse zeigen, dass die AHL-Inaktivierungsaktivität Membran-assoziiert
ist. Die Sequenzierung von 16S rRNA wurde durchgeführt, um
die XJ12A- und XJ12B-Isolate
zu identifizieren. Die 16S rRNA Sequenzen von diesen Isolaten zeigten
eine 97 % bzw. 96 % Identität
mit den Sequenzen von Ralstonia eutropha.
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Um
das Gen, welches für
die AHL-Inaktivierung codiert, zu identifizieren, wurde eine Cosmidbibliothek von
1.600 Klonen in E. coli mit der genomischen DNA von Ralstonia sp.
Stamm XJ12B hergestellt. Die genomische DNA von dem isolierten Ralstonia
sp. Stamm XJ12B wurde mit Sau3A teilweise verdaut. Die erzielten DNA-Fragmente
wurden mit der dephosphorylierten BamH1 Seite des Cosmidvektors
pLAFR3 (28) ligiert. Die ligierte DNA wurde mit Gigapack IIIXL Packaging
Extract (Stratagene) verpackt und in E. coli DH5alpha transfiziert.
Diese E. coli Transfektanten wurden auf AHL-Inaktivierungsenergie
gemäß den Verfahren,
die im Beispiel 2 beschrieben sind, und unter Verwendung von OOHL
als Substrat überprüft. Nur
ein einzelner Klon (p13H10) wurde mit einer AHL-Inaktivierungsaktivität identifiziert
(siehe 1A, Scheibe 1). Um das Gen,
welches die nachgewiesene Aktivität codiert, subklonieren zu
können,
wurde die Cosmid-DNA von dem positiven Klon p13H10 teilweise mit
Sau3A verdaut und in den mit BamH1 geschnittenen Klonierungsvektor
pGEM-3Zf (+) eingebracht. Die Plasmide wurde ligiert und in E. coli
transformiert und die E. coli wurden hinsichtlich ihrer Fähigkeit
zur Inaktivierung von AHL, wie im Beispiel 2 beschrieben, getestet.
Der Klon p2B10, der ein 4 kb Insert enthielt, hatte die AHL-Inaktivierungsaktivität (siehe 1A,
Scheibe 2). Das TGSTM Template Generation System
F-700 (Finnzymes OY) wurde verwendet, um die p2B10 Plasmid-DNA durch
den zufälligen
Einbau des artifiziellen Mu-Transposons zu mutieren gemäß den Anweisungen
des Herstellers. Der Plasmidklon p2B10, der das 4 kb Insert mit
dem qsbA-Gen enthielt, wurde als Matrize verwendet. 15 mutierte
Klone wurden hergestellt und keiner war in der Lage, AHL zu inaktivieren. Die
bakteriellen Kulturen von E. coli DH5α, die pMUG3 und pMUC6 enthielten,
sind als Beispiele in der 1A, Scheiben
3 und 4, gezeigt. Die Plasmide wurden anschließend für die Sequenzierung gereinigt,
wobei die Primer, die dem Kit beilagen, verwendet wurden.
-
Beispiel 4. Sequenzierung
und Sequenzanalyse des qsbA-Gens.
-
Die
Sequenzierung wurde gemäß bekannten
Verfahren unter Verwendung von des ABI Prism dRhodamine Terminator
Cycle Sequencing Ready Reaction Kit (Perkin-Eimer Applied Biosystems)
durchgeführt. Das
4 kb Fragment von dem Klon p2B10 wurde vollständig sequenziert und ist in
der Tabelle I dargestellt. Die Sequenz enthält einen offenen Leserahmen
von 2.385 Nukleotiden mit einem ATG Startcodon und einem TGA Stoppcodon
(SEQ ID Nr. 1, Nukleotide 1259-3643). Basierend auf der MU-Transposonmutagenesedaten,
die im Beispiel 3 beschrieben sind, ist dieser offene Leserahmen
die codierende Region des AHL-Inaktivierungsgens, welches als qsbA
bezeichnet wurde. Eine mutmaßliche
Ribosomenbindungsstelle (AGGAGA) ist sechs Basenpaare stromauf von
dem ersten ATG Startcodon (in der Tabelle I unterstrichen) angeordnet.
-
Die
abgeleitete Peptidsequenz zeigt die typische primäre Polypeptidstruktur
von Aculeacin A Acylasen (AACs) und Penicillin G Acylasen mit einer
Signalpeptid-α Untereinheit-Spacer-β Untereinheit-Organisation (16,
30). Es gibt vier zusätzliche,
mögliche
Startcodons, die bei 3, 36, 189 und 384 stromabwärts von dem ersten ATG angeordnet
sind. Der längste
offene Leserahmen codiert für
794 Aminosäuren
mit einem vermuteten Molekulargewicht von 85.373 Daltons. Das abgeleitete
Peptid hat 78 stark basische und stark saure Aminosäurereste
und einen angenommenen isoelektrischen Punkt von 7,48. Die ersten
20 Aminosäurereste
des angenommen offenen Leserahmens scheinen ein Signalpeptid zu
sein.
-
Die
von dem offenen Leserahmen abgeleitete Peptidsequenz von qsbA ist
zu 40–52
% identisch mit den AACs von Deinococcus radiodurans Stamm R1, Actinoplanes
utahensis und einer mutmaßlichen
Acylase aus Pseudomonas aeruginosa. Die AACs' katalysieren die Deacylierung ihrer
Substrate. Diese AAC-Gene werden als ein einzelnes Vorläufer-Polypeptid
translatiert und dann in die aktive Form von zwei Untereinheiten verarbeitet.
Durch Ausrichtung mit den Peptidsequenzen von D. radiodurans Stamm
R1, A. utahensis und P. aeruginosa, Tabelle II, wurden die angenommenen α- und β-Untereinheiten
an den Aminopositionen 36-217 und 233-794 mit einem dazwischen liegenden
15 Aminosäure-Spacer
lokalisiert. QsbA teilt sich weniger als 28 % Homologie mit der
Penicillin G Acylase (20) und mit der Cephalosporin-Acylase (21).
Siehe Tabelle II. Die Ausrichtung der Aminosäuresequenz in der Tabelle II
wurde mit dem Clustal W Programm analysiert, das verfügbar ist
von der European Bioinformatics Institute website (http://www.ebi.ac.uk).
-
Beispiel 5. Expression
des QsbA-Gens.
-
Die
codierende Region des qsbA-Gens wurde mittels PCR amplifiziert unter
Verwendung eines Vorwärts-Primer
5'-CGTGGATCCATGATGCAGGATTCGCCGCTGCGC-3' (SEQ ID Nr. 6) und
eines Rückwärts-Primer
5'-CGCGAATTCACCGGCAGCCCTCATGCGACAAC-3' (SEQ ID Nr. 7),
welche die BamH1 und EcoR1 Restriktionsstellen enthalten. Die amplifizierten
PCR Produkte wurden unter Verwendung der obigen Restriktionsenzyme geschnitten
und im Leserahmen an die codierende Sequenz des Glutathion S Transferase
(GST) Gens unter der Kontrolle des durch Isopropyl-β-D-thiogalactopyranosid
(IPTG) induzierbaren lac Promotors im Vektor pGEX-2T (Amersham Pharmacia)
fusioniert, um das Konstrukt pGST-QsbA zu erzeugen. pGST-QsbA wurde in
E. coli transformiert und exprimiert.
-
Das
lösliche
Gesamtprotein wurde aus den rekombinanten E. coli Zellen, welche
das GST-QsbA codierende Fusionskonstrukt aufwies, gemäß im Stand
der Technik bekannten Verfahren und basierend auf den Verfahren,
die in Dong et al. (9) beschrieben sind, extrahiert und hinsichtlich
einer AHL-Inaktivierung getestet. Das lösliche Gesamtprotein von E.
coli, das nur den GST-Vektor enthielt, wurde als Kontrolle verwendet.
Für den
Biotest wurden 50 μl
der löslichen
Proteinpräparation
(20 μg/μl) zu dem
gleichen Volumen von 40 μM
AHL, zum Beispiel OOHL, zugegeben. Nach einer Inkubation von 1 Stunde
bei 37°C
wurde die Reaktionsmischung getestet, wie dies im Beispiel 2 beschrieben
ist. Repräsentative
Daten, die in der 1B, Scheibe 1, dargestellt sind,
zeigen, dass das lösliche
GST-QsbA Fusionsprotein die OOHL-Aktivität effektiv eliminiert.
-
Beispiel 6. Charakterisierung
des Substratspektrums des GST-QsbA Fusionsproteins, exprimiert in
E. coli.
-
Um
das Substratspektrum von QsbA zu bestimmen, wurde das lösliche Gesamtprotein
von dem rekombinanten E. coli (pGST-QsbA) hinsichtlich der Inaktivierung
von AHLs mit Acylketten von unterschiedlichen Längen gemäß den Verfahren des Beispiels
2 getestet. Die folgenden AHLs wurden gemäß bekannten Verfahren synthetisiert,
wie dies beschrieben ist von Zhang et al. (31): (1) N-Octanoyl-L-homoserinlacton
(C8HSL, OOHL); (2) N-Decanoyl-L-homoserinlacton (C1DHSL, DHL); (3)
N-β-Oxohexanoyl-L-homoserinlacton (3-oxo-C6HSL,
OHHL); (4) N-β-Oxohexanoyl-L-homoserinlacton
(3-oxo-C12HSL, OdDHL); (5) N-β-Oxohexanoyl-L-homoserinlacton
(3-oxo-C8HSL, OOHL). Die Butyl- und Hexylester von N-β-Oxohexanoyl-L-homoserin wurden
durch Veresterung von N-β-Oxohexanoyl-L-homoserinlacton
mit 1-Butanol bzw. 1-Hexanol in Gegenwart einer geringen Menge von
Dowex 50H+ Harz (Aldrich) hergestellt. Die Reaktion wurde bei 60°C für 2 Stunden
durchgeführt
und die Produkte wurden durch Kieselgelsäulenchromatographie gereinigt.
-
QsbA
inaktivierte vollständig
OOHL, N-β-Oxodecanoyl-L-homoserin
(ODHL) und N-β-Oxododecanoyl-L-homoserin
(OdDHL), die Acylketten von 8, 10 und 12 Kohlenstoffen aufweisen,
bei den getesteten Konzentrationen (Daten nicht gezeigt). QsbA inaktivierte
stark N-β-Octanoyl-L-homoserin
(OHL) und N-β-Decanoyl-L-homoserin
(DHL), die 8 bzw. 10 Kohlenstoffatome aufweisen (Daten nicht gezeigt).
Unter den gleichen Reaktionsbedingungen hatte QsbA je doch eine
geringere Inaktivierungsaktivität
für N-β-Oxohexanoyl-L-homoserin
(OHHL), das eine Acylkette von 6 Kohlenstoffatomen aufweist (Daten
nicht gezeigt). Der lösliche
Gesamtproteinextrakt aus der Kontrolle E. coli (pGST) zeigte keine
Aktivität
gegen die AHLs (Daten nicht gezeigt).
-
QsbA
inaktivierte auch vollständig
die Butyl- und Hexylester von N-β-Octanoyl-L-homoserin
(Daten nicht gezeigt). Diese zwei Ester von N-β-Octanoyl-L-homoserin zeigten eine vergleichbare
Induktionsaktivität mit
OOHL, wenn sie mit dem AHL Reporterstamm A. tumefaciens NT1 (traR;
tra::lacZ749) (Daten nicht gezeigt) getestet wurden. AHL-Lactonase
(codiert durch aiiA) inaktivierte diese Substrate nicht. Diese Daten
der Substratspezifität
sind konsistent mit der Identifizierung von QsbA als eine AHL-Acylase.
-
Beispiel 7. Reinigung
der durch das qsbA Gen codierten AHL-Acylase.
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Das
GST-[AHL-Acylase] Fusionsprotein wurde unter Verwendung einer Glutathion-Sepharose-4B
Affinitätssäule gemäß den Anweisungen
des Herstellers (Pharmacia) gereinigt. Die AHL-Acylase wurde durch Verdau
mit Thrombin (Sigma) geschnitten. Die Proteinkonzentration wurde
durch Messung bei OD280 bestimmt.
-
Die
gereinigte AHL-Acylase wurde mit OOHL für 20 Minuten inkubiert und
die relative Enzymaktivität wurde
durch Bestimmung des restlichen OOHL in der Reaktionsmischung gemessen,
die 8 μM
OOHL und etwa 0,6 μg
AHL-Acylase in einem Gesamtreaktionsvolumen von 50 ml 1 × PBS Puffer
enthielt. Die Reaktionen wurden durch Zugabe von 1 % SDS gestoppt,
bevor sie auf die Testplatten geladen wurden. Die Bestimmung der
OOHL-Aktivität wurde
in vierfacher Ausfertigung durchgeführt. AHL-Acylase baute OOHL
in einem Temperaturbereich von 22–42°C bei einem pH von 7,0 ab. Siehe
2. Die optimale Temperatur für die Enzymaktivität wurde
bei etwa 28°C
gefunden. Eine Reaktionstemperatur von mehr als 42°C führte zu
einem starken Abfall der Enzymaktivität. Der optimale pH für die Enzymaktivität wurde
auch bestimmt. Die AHL-Acylasen haben einen relativ engen, optimalen
pH-Bereich von pH 6,0 bis 7,5. Siehe
2.
Der Zeitverlauf der OOHL-Inaktivierung durch die gereinigte AHL-Acylase wurde bei
30°C bestimmt.
Siehe
3. Nach 10 Minuten waren mehr als 82 % OOHL abgebaut.
Die Reaktionsrate wurde zu etwa 55 pMole pro μg AHL-Acylase pro Minute bestimmt. Sequenzliste