DE60217397T2 - Verfahren und vorrichtung zur vergrösserung und modulation der ausbeutescherbelastung elektrorheologischer fluide - Google Patents

Verfahren und vorrichtung zur vergrösserung und modulation der ausbeutescherbelastung elektrorheologischer fluide Download PDF

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Description

  • GEBIET DER ERFINDUNG
  • Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf elektrorheologische Fluide. Sie bezieht sich insbesondere auf ein Verfahren zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung elektrorheologischer Fluide und auf eine Vorrichtung, die ein derartiges Verfahren verwendet.
  • HINTERGRUND DER ERFINDUNG
  • Elektrorheologische Fluide (ER-Fluide) und ER-Effekte sind in der Technik wohl bekannt. Seit der Entdeckung elektrorheologischer Fluide etwa im Jahr 1947 sind viele Anstrengungen unternommen worden, um die Schubfließspannung von ER-Fluiden auf einen Pegel zu erhöhen, bei dem sie für verschiedene industrielle Anwendungen, wie etwa als Aktuatoren für Drehmomentübertragungen (z. B. Kupplung, Bremse und Leistungsgetriebe), zur Schwingungsdämpfung (z. B. Stoßdämpfer, Motoraufhängung und Dämpfungseinrichtungen), zur Fluidsteuerung (z. B. Servoventil und Druckventil) und viele weitere industrielle Anwendungen vorteilhaft verwendet werden können. ER-Fluide sind im Allgemeinen energieeffizienter als hydraulische, mechanische oder elektromechanische Vorrichtungen, die der gleichen Funktion dienen. Die Druckfestigkeit von ER-Fluiden war in der Vergangenheit im Allgemeinen nicht ausreichend groß. Die Suche nach druckfesten ER-Fluiden hat zu eingeschränkten Ergebnissen geführt. ER-Fluide besitzen gegenwärtig eine Schubfließspannung von bis zu 5 kPa beim Vorhandensein eines angelegten elektrischen Felds, die jedoch im Allgemeinen für wesentliche industrielle Anwendungen, von denen die meisten keine ER-Fluide verwenden, nicht ausreichend ist. Die vorliegende Erfindung erreicht eine erhöhte Schubfließspannung durch eine neuartige Anwendung der mikrostrukturellen Eigenschaften von ER-Fluiden.
  • Die Fließeigenschaften eines ER-Fluids ändern sich, wenn ein elektrisches Feld an sie angelegt wird. Das ER-Fluid reagiert auf das angelegte elektrische Feld in einer Form, die als fortschreitendes Gelieren beschrieben werden kann. Im Einzelnen umfasst das ER-Fluid im Allgemeinen ein Trägerfluid, wie etwa Pumpenöl, Siliconöl, Mineralöl oder chloriniertes Paraffin. Feine Partikel wie Polymere, Mineralien oder Keramik werden in dem Trägerfluid in Suspension gehalten. Wenn ein elektrisches Feld durch das ER-Fluid angelegt wird, trennen sich positive und negative Ladungen an den Partikeln, wodurch jedes Partikel ein positives und ein negatives Ende erhält. Die in Suspension befindlichen Partikel ziehen sich untereinander an und bilden Ketten, die von einer Elektrode zur anderen führen. Die Partikelketten bewirken, dass das ER-Fluid in dem elektrischen Feld zwischen den Elektroden proportional zu der Stärke des angelegten elektrischen Felds "geliert". Auf diese Weise wird im Stand der Technik ein Mittel geschaffen, um die Schubfließspannung ("effektive Viskosität") eines ER-Fluids durch Anlegen eines elektrischen Felds zu erhöhen, die maximale Schubfließspannung, die auf diese Weise erreicht wird (bis zu 5 kPa) ist jedoch trotzdem für eine Verwendung in den meisten industriellen Anwendungen nicht ausreichend.
  • Das Patent US-A-6.297.159 offenbart einen Prozess und eine Vorrichtung zum chemisch-mechanischen Polieren (CMP) einer Halbleiterscheibe mit einer Aufschlämmung, die elektrorheologische Fluide (ER-Fluide) und/oder magnetorheologische Fluide (MR-Fluide) enthält. Die Kombination aus den Materialien und einem elektrischen Feld schafft sowohl lokal als auch global eine inhärente Abstimmung der Polierraten und verbessert die Ebenheit und Gleichmäßigkeit sowie macht Vertiefungen und Korrosion minimal.
  • Aus den oben beschriebenen Gründen wäre ein Verfahren zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung von ER-Fluiden durch einen einfachen Prozess wünschenswert. Außerdem wäre ferner eine Vorrichtung, die ein derartiges Verfahren zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung von ER-Fluiden verwendet, wünschenswert.
  • ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
  • Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung von ER-Fluiden und eine Vorrichtung, die ein derartiges Verfahren verwendet.
  • Gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung wird zunächst ein ausreichendes elektrisches Feld an das ER-Fluid angelegt, um Partikel in dem ER-Fluid dazu zu veranlassen, Partikelketten zu bilden, und um das ER-Fluid zu veranlassen, in dem elektrischen Feld zwischen den Elektroden zu "gelieren". Anschließend wird ein ausreichender Druck auf das ER-Fluid zwischen den Elektroden ausgeübt, während das elektrische Feld, das in dem vorhergehenden Schritt angelegt wird, im Wesentlichen aufrechterhalten wird. Dies bewirkt, dass sich die Partikelketten verdicken, wobei auf diese Weise die Schubfließspannung erhöht wird. Der Druck und die Schubspannung können in einer beliebigen Richtung in Bezug auf das angelegte elektrische Feld ausgeübt werden, wodurch veranlasst wird, dass sich die Partikelketten verdicken. Wenn die erhöhte Schubspannung nicht mehr benötigt wird oder nach oben oder unten moduliert werden muss, werden der Druck und wahlweise das elektrische Feld wie gewünscht nach oben oder nach unten eingestellt.
  • In der ersten Ausführungsform der Erfindung wird Druck in einer Richtung ausgeübt, die im Wesentlichen senkrecht zu der Richtung des elektrischen Felds ist, wobei in diesem Fall die Ketten Aggregate bilden und auf diese Weise dicker werden. In einer zweiten Ausführungsform wird der Druck in einer Richtung ausgeübt, die im Wesentlichen parallel zu der Richtung des elektrischen Felds ist, wobei in diesem Fall die Ketten kürzer und somit dicker werden. Wie jedoch in der vorliegenden Erfindung vorgesehen ist, kann der Druck in einer beliebigen Richtung in Bezug auf die Richtung des elektrischen Felds ausgeübt werden, was eine Verdickung der Ketten durch eine Kombination aus Verkürzen und Bilden von Aggregaten zur Folge hat.
  • Gemäß der Vorrichtung der vorliegenden Erfindung wird das ER-Fluid zwischen zwei Arbeitsstrukturen in Verbindung mit diesen platziert, zwischen denen (durch das ER-Fluid) eine Kraft oder ein Drehmoment übertragen werden soll. Das ER-Fluid steht außerdem mit wenigstens zwei Elektroden mit unterschiedlichen elektrischen Potentialen in Verbindung, die dazu dienen, ein elektrisches Feld durch das ER-Fluid anzulegen, wenn ein Erhöhen der Schubfließspannung gewünscht ist. Die Elektroden können sich an der gleichen Arbeitstruktur oder an unterschiedlichen Arbeitstrukturen befinden oder von diesen getrennt sein. Zunächst wird ein ausreichendes elektrisches Feld zwischen den Elektroden angelegt, um die Partikel in dem ER-Fluid zwischen den Elektroden dazu zu veranlassen, Partikelketten zu bilden sowie ein Gelieren des ER-Fluids zu bewirken. Anschließend wirken die Arbeitsstrukturen zusammen, um einen Druck auf das ER-Fluid auszuüben, indem die beiden Arbeitsstrukturen vorteilhaft näher zusammengebracht werden, während das elektrische Potential, das in dem vorhergehenden Schritt angelegt wird, im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um die Partikelketten dazu zu veranlassen, dicker zu werden und auf diese Weise die Schubfließspannung zu erhöhen. Die Erhöhung der Schubfließspannung, die sich aus dem ausgeübten Druck ergibt, bewirkt, dass eine Kraft oder ein Drehmoment, das durch eine Arbeitsstruktur bereitgestellt wird, effektiver an die andere Arbeitsstruktur übertragen wird. Wenn die effektivere Übertragung von Kraft oder Drehmoment nicht mehr benötigt wird, können der Druck und wahlweise das elektrische Feld entfernt werden. Wenn eine mittelmäßig effektive Übertragung von Kraft oder Drehmoment benötigt wird, kann der ausgeübte Druck verringert werden, während das angelegte elektrische Feld auf dem gleichen Pegel bleibt oder mit einem höheren oder niedrigeren Pegel angelegt wird. Nachdem auf diese Weise eine höhere Schubfließspannung aufgebaut wurde, kann sie wie gewünscht nach oben oder nach unten moduliert werden, indem die Stärke des elektrischen Felds, des ausgeübten Drucks oder von beiden erhöht oder verringert wird.
  • In einer ersten Ausführungsform der Erfindung ist die erste Arbeitsstruktur vorzugsweise elektrisch isolierend, sie kann jedoch außerdem elektrisch geerdet sein, wobei sich alle Elektroden an der zweiten Arbeitsstruktur befinden, deren Arbeitsfläche zu der Arbeitsfläche der ersten Arbeitsstruktur parallel verläuft. In dieser Ausführungsform bilden sich die Partikelketten in der Nähe der zweiten Arbeitsstruktur zwischen den Elektroden durch das ER-Fluid. Ein Druck wird in einer Richtung, die senkrecht zu der Richtung des elektrischen Felds ist, ausgeübt, indem die beiden Arbeitsflächen näher zusammengebracht werden, wodurch das Bilden von Aggregaten der Ketten zu dickeren Ketten bewirkt wird, was eine Erhöhung der Schubfließspannung schafft. In einer Variation dieser Ausführungsform haben die Elektroden eine abwechselnde Anordnung auf der zweiten Arbeitsstruktur, die durch isolierende Zonen getrennt ist, so dass benachbarte (angrenzende) Elektroden unterschiedliche elektrische Potentiale besitzen. Es sind jedoch andere Elektrodenordnungen bei ähnlichen Ergebnissen möglich. Außerdem sind weitere Variationen dieser Ausführungsformen möglich, bei denen die beiden Arbeitsstrukturen nicht parallel verlaufen und/oder nicht eben sind.
  • In einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind die beiden Arbeitsstrukturen parallel und jede Arbeitsstruktur dient als eine Elektrode. In dieser Ausführungsform bilden sich die Partikelketten zwischen den beiden Arbeitsstrukturen durch das ER-Fluid. Druck wird in einer Richtung, die parallel zu der Richtung des elektrischen Felds ist, ausgeübt, indem die beiden Arbeitsflächen näher zusammengebracht werden, wodurch die Ketten dazu veranlasst werden, kürzer und dicker zu werden, was wiederum eine Erhöhung der Schubfließspannung schafft. Variationen dieser Ausführungsform sich außerdem möglich, bei denen die beiden Arbeitsstrukturen nicht parallel verlaufen und/oder nicht eben sind.
  • Es sollte klar sein, dass sowohl die vorhergehende allgemeine Beschreibung als auch die folgende genaue Beschreibung für die Erfindung beispielhaft, jedoch nicht einschränkend sind.
  • KURZBESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
  • 1 veranschaulicht die erste Ausführungsform einer Vorrichtung gemäß der vorliegenden Erfindung mit mehreren Elektroden an einer der Arbeitsstrukturen, wobei der ausgeübte Druck senkrecht zu dem elektrischen Feld ist und die Schubspannung parallel zu dem elektrischen Feld ausgeübt wird;
  • 2 veranschaulicht die erste Ausführungsform einer Vorrichtung gemäß der vorliegenden Erfindung mit mehreren Elektroden an einer der Arbeitsstrukturen, wobei der ausgeübte Druck senkrecht zu dem elektrischen Feld ist und die Schubspannung senkrecht zu dem elektrischen Feld ausgeübt wird;
  • 3 veranschaulicht eine Variation der Vorrichtung von 2;
  • 4 veranschaulicht die zweite Ausführungsform einer Vorrichtung gemäß der vorliegenden Erfindung mit einer Elektrode in jeder Arbeitsstruktur, wobei der ausgeübte Druck parallel zu dem elektrischen Feld ist und die Schubspannung senkrecht zu dem elektrischen Feld ausgeübt wird, wobei die Vorrichtung mit einem System verbunden ist, das beim Messen der Schubfließspannung des elektrorheologischen Fluids unter Druckbeaufschlagung verwendet wird;
  • 5 ist eine graphische Darstellung, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigt, bei der Drücke bei verschiedenen konstanten elektrischen Feldern ausgeübt werden, die unterschiedliche Werte aufweisen und an das elektrorheologische Fluid gemäß der Vorrichtung von 1 angelegt werden;
  • 6 ist eine graphische Darstellung, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigt, bei der Drücke bei verschiedenen konstanten elektrischen Feldern ausgeübt werden, die unterschiedliche Werte aufweisen und an das elektrorheologische Fluid gemäß der Vorrichtung von 2 angelegt werden;
  • 7 ist eine graphische Darstellung, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigt, bei der elektrische Felder bei verschiedenen konstanten Drücken angelegt werden, die unterschiedliche Werte aufweisen und auf das elektrorheologische Fluid gemäß der Vorrichtung von 1 ausgeübt werden;
  • 8 ist eine graphische Darstellung, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigt, bei der elektrische Felder bei verschiedenen konstanten Drücken angelegt werden, die unterschiedliche Werte aufweisen und auf das elektrorheologische Fluid gemäß der Vorrichtung von 2 ausgeübt werden;
  • 9 ist eine graphische Darstellung, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigt, bei der Drücke bei verschiedenen konstanten elektrischen Feldern ausgeübt werden, die unterschiedliche Werte aufweisen und an das elektrorheologische Fluid gemäß der Vorrichtung von 4 angelegt werden;
  • 10 ist eine graphische Darstellung, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigt, bei der elektrische Felder bei verschiedenen konstanten Drücken angelegt werden, die unterschiedliche Werte aufweisen und auf das elektrorheologische Fluid gemäß der Vorrichtung von 4 ausgeübt werden.
  • In der gesamten Zeichnung bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche Elemente.
  • GENAUE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
  • Die vorliegende Erfindung erhöht die Schubfließspannung von elektrorheologischen Fluiden (ER-Fluide) durch Erzeugen einer Änderung in ihrer Mikrostruktur durch die Ausübung von Druck. In den 1 bis 10 betrifft die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung von ER-Fluiden und eine Vorrichtung, die dieses Verfahren verwendet.
  • Das Verfahren zum Erhöhen der Schubfließspannung eines ER-Fluids 10 gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst die folgenden Schritte:
    • a) Anlegen eines ausreichenden elektrischen Feldes an das ER-Fluid 10, um Partikel in dem ER-Fluid 10 dazu zu veranlassen, in dem elektrischen Feld Partikelketten zu bilden; und
    • b) Ausüben eines ausreichenden Drucks auf das ER-Fluid 10 nach dem Schritt a) und während das elektrische Feld, das im Schritt a) angelegt wird, im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um die Partikelketten dazu zu veranlassen, sich zu verdicken oder Aggregate zu bilden und um dem ER-Fluid 10 eine erhöhte Schubfließspannung zu verleihen.
  • Nach dem Erhöhen der Schubfließspannung des ER-Fluids 10 gemäß den oben genannten Schritten a) und b) kann die Schubfließspannung ferner durch einen der folgenden zusätzlichen Schritte moduliert werden:
    • c) Erniedrigen oder Erhöhen des ausgeübten Drucks nach dem Schritt b), um die Schubfließspannung wie gewünscht nach unten bzw. nach oben zu modulieren, um die Kraft oder das Drehmoment, die bzw. das von einer Arbeitsstruktur zur anderen Arbeitsstruktur übertragen wird, einzustellen; oder
    • d) Verkleinern oder Vergrößern des angelegten elektrischen Feldes nach dem Schritt b), um die Schubfließspannung wie gewünscht nach unten bzw. nach oben zu modulieren, um die Kraft oder das Drehmoment, die bzw. das von einer Arbeitsstruktur zur anderen Arbeitsstruktur übertragen wird, einzustellen; oder
    • e) Kombinieren der Schritte c) und d), um die Schubfließspannung wie gewünscht nach unten oder nach oben zu modulieren.
  • Ein Beispiel des oben beschriebenen Verfahrens zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung eines ER-Fluids 10 gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst die folgenden Schritte:
    • a) Anlegen eines ausreichenden elektrischen Feldes an das ER-Fluid 10, um Partikel in dem ER-Fluid 10 dazu zu veranlassen, in dem elektrischen Feld Partikelketten zu bilden; und
    • b) Ausüben eines ausreichenden Drucks auf das ER-Fluid 10 nach dem Schritt a) und während das elektrische Feld, das im Schritt a) angelegt wird, im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um die Partikelketten dazu zu veranlassen, sich zu verdicken oder Aggregate zu bilden und um dem ER-Fluid 10 eine erhöhte Schubfließspannung zu verleihen;
    • c) Erniedrigen oder Entfernen des ausgeübten Drucks nach dem Schritt b) und während das elektrische Feld, das im Schritt a) angelegt wird, im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um zu bewirken, dass sich die Dicke der Partikelkette verringert, und um auf diese Weise dem ER-Fluid 10 eine verringerte Schubfließspannung zu verleihen;
    • d) bei Bedarf Wiederholen der Schritte b) und c).
  • Da bei diesem Beispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens das elektrische Feld bestehen bleibt, ist die Schubfließspannung, die nach dem Schritt c) übrig bleibt, nicht null, wie es der Fall wäre, wenn auch das elektrische Feld entfernt werden würde. Es kann angemerkt werden, dass die maximale Schubfließspannung, die bei den meisten ER-Fluiden beim Fehlen des ausgeübten Drucks erreicht werden kann, so gering ist (typischerweise 5 kPa oder geringer), dass ein Entfernen des elektrischen Felds in einigen Anwendungen nicht erforderlich ist, für die dieses Beispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens deswegen zutreffend ist.
  • In allen Ausführungsformen und Beispielen, die hier beschrieben sind, ist es bevorzugt, dass das ER-Fluid 10 einen Volumenanteil besitzt, der nicht zu gering und nicht zu hoch ist, und dielektrische Partikel in einer nicht leitenden Flüssigkeit, wie etwa Öl, das Pumpenöl, Transformatoröl, Siliconöl usw. enthält, jedoch nicht darauf beschränkt ist, umfasst. Der in der vorliegenden Anmeldung verwendete Ausdruck "Volumenanteil" bezeichnet das Volumen der reinen dielektrischen Partikel relativ zu dem Volumen des ER-Fluids und sein nützlicher Wertebereich ist im Stand der Technik in Bezug auf ER-Fluids wohlbekannt. Die Prüfungen der vorliegenden Erfindung mit einem Volumenanteil von 35% ergeben ausgezeichnete Ergebnisse, Prüfungen mit anderen Volumenanteilen funktionieren ebenfalls gut, z. B. ein Volumenanteil im Bereich von etwa 10% bis etwa 60% und insbesondere im Bereich von etwa 20% bis etwa 50%.
  • Für die Verfahren der vorliegenden Erfindung, die beschrieben werden, kann jeder der Schritte bei veränderlichen Parametern und Bedingungen ausgeführt werden. Diese Parameter und Bedingungen, die offenbart werden, ermöglichen einem Fachmann, das bestimmte beschriebene Verfahren bzw. die bestimmten beschriebenen Verfahren auszuführen, sie sollen jedoch nicht implizieren, dass das bestimmte beschriebene Verfahren bzw. die bestimmten beschriebenen Verfahren bei anderen Parametern und/oder Bedingungen wirkungsvoll sind oder wirkungsvoll ausgeführt werden können. Die speziellen Parameter und Bedingungen, die ausgewählt sind, können infolge verschiedener Faktoren variieren, wie etwa das bestimmte ER-Fluid, das verwendet wird, die gewünschte Erhöhung der Schubfließspannung oder des Pegels der Schubfließspannung des ER-Fluids, die spezielle Einrichtung oder Vorrichtung, die erforderlich ist, um diese Verfahren auszuführen, usw.
  • Der Schritt des Anlegens eines elektrischen Felds oder der Schritt a) der in der vorliegenden Anmeldung beschriebenen Ausführungsformen veranlasst die in dem ER-Fluid 10 vorhandenen Partikel, sich zu Partikelketten zu bilden, wenn über Elektroden durch direktes Anlegen an das ER-Fluid 10 oder durch irgendein anderes geeignetes Verfahren ein ausreichendes elektrisches Feld an das ER-Fluid 10 angelegt wird. Die Elektroden können z. B. von dem ER-Fluid 10 durch eine elektrisch isolierende Schicht getrennt sein und trotzdem ein ausreichendes elektrisches Feld (obwohl dieses mehr oder weniger gedämpft ist) an das ER-Fluid 10 anlegen. Es gibt keine strenge Begrenzung für die Stärke des elektrischen Felds, das in diesem Schritt angelegt wird, der nützliche Wertebereich ist jedoch im Stand der Technik in Bezug auf ER-Fluide wohlbekannt. Das elektrische Feld sollte ausreichend stark sein, so dass eine angemessene Anzahl von Partikelketten in dem ER-Fluid 10 gebildet werden. Das angelegte elektrische Feld kann z. B. in dem Bereich von etwa 500 V/mm bis etwa 3000 V/mm und insbesondere im Bereich von etwa 1000 V/mm bis etwa 2000 V/mm liegen. Das elektrische Feld kann ein Gleichspannungs- oder ein Wechselspannungsfeld sein.
  • Der Schritt des Ausübens von Druck oder der Schritt b) der in der vorliegenden Anmeldung beschriebenen Ausführungsformen veranlasst die im Schritt a) gebildeten Partikelketten dazu, sich zu verdicken, wenn ein ausreichender Druck auf das ER-Fluid 10 ausgeübt wird, während das elektrische Feld aufrechterhalten wird. Das Verdicken der Ketten verleiht dem ER-Fluid 10 eine erhöhte Schubfließspannung. Es ist erforderlich, dass der Schritt des Ausübens von Druck nach dem Schritt a) erfolgt, während das im Schritt a) angelegte elektrische Feld im Wesentlichen aufrechterhalten wird. Der ausgeübte Druck kann im Bereich von etwa 50 kPa bis etwa 850 kPa liegen, er kann jedoch in Abhängigkeit von dem Betrag der erforderlichen Erhöhung der Schubfließspannung kleiner oder größer sein. Der Druck kann in einer beliebigen Richtung relativ zu der Richtung des angelegten elektrischen Felds ausgeübt werden, einschließlich insbesondere in einer parallelen Richtung (wobei sich die Ketten in diesem Fall verkürzen und dicker werden) oder in einer senkrechten Richtung (wobei die Ketten in diesem Fall Aggregate bilden und dicker werden).
  • Eine Vorrichtung, die das Verfahren zum Erhöhen und/oder Modulieren der Schubfließspannung eines ER-Fluids 10 gemäß der vorliegenden Erfindung verwendet, umfasst zwei Arbeitsstrukturen, zwischen denen eine Kraft oder ein Drehmoment übertragen werden muss, und ein ER-Fluid 10, das sich zwischen ihnen befindet und mit ihnen kommuniziert. Das zwischen den Arbeitsstrukturen befindliche ER-Fluid 10 kommuniziert außerdem mit wenigstens zwei Elektroden mit unterschiedlichen elektrischen Potentialen, die dazu dienen, ein elektrisches Feld durch das ER-Fluid 10 anzulegen, wenn eine Erhöhung der Schubfließspannung für eine bessere Übertragung einer Kraft oder eines Drehmoments zwischen den beiden Arbeitsstrukturen gewünscht ist. Die Elektroden können Teil einer oder beider Arbeitsstrukturen sein oder können von beiden Arbeitsstrukturen getrennt sein, vorausgesetzt, dass sie sich innerhalb der Begrenzung des Bereichs oder nahe dieser Begrenzung zwischen den beiden Arbeitsstrukturen befinden. Gemäß dem Verfahren der vorliegenden Erfindung wird zunächst ein ausreichendes elektrisches Feld zwischen den Arbeitsstrukturen an das ER-Fluid 10 angelegt, um Partikelketten zu bilden und zu veranlassen, dass das ER-Fluid 10 "geliert". Das elektrische Feld wird erzeugt, indem eine elektrische Potentialdifferenz zwischen den Elektroden angelegt wird. Dann wird ein ausreichender Druck an das ER-Fluid 10 ausgeübt, indem die beiden Arbeitsstrukturen vorteilhaft näher zusammengebracht werden, während die in dem vorhergehenden Schritt angelegte Potentialdifferenz im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um die Partikelketten zu veranlassen, dicker zu werden und dadurch die Schubfließspannung zu erhöhen. Die Erhöhung der Schubfließspannung, die sich aus der ausgeübten Kraft ergibt, verbessert die Übertragung einer Kraft oder eines Drehmoments zwischen den Arbeitsstrukturen. Wenn die verbesserte Kraft- oder Drehmomentübertragung nicht mehr benötigt wird, werden der Druck und wahlweise das elektrische Feld entfernt oder wie für eine bestimmte Anwendung gewünscht nach oben oder nach unten moduliert.
  • In einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist die erste Arbeitsstruktur vorzugsweise elektrisch isolierend, kann jedoch auch elektrisch geerdet sein, und alle Elektroden befinden sich an der zweiten Arbeitsstruktur, wie in den 1 bis 3 genauer gezeigt ist. In dieser Ausführungsform bilden sich die Partikelketten in der Nähe der zweiten Arbeitsstruktur und verlaufen zwischen den Elektroden durch das ER-Fluid 10. Das Ausüben von Druck erfolgt, indem die Arbeitsstrukturen näher zusammengebracht werden, und bewirkt eine Aggregatbildung der Ketten zu dickeren Ketten, was zu einer höheren Schubfließspannung und einer verbesserte Kraft- oder Drehmomentübertragung führt. In dieser Ausführungsform verlaufen der ausgeübte Druck und das elektrische Feld zueinander senkrecht. In einer Variation dieser Ausführungsform, die in den 1 und 2 gezeigt ist, besitzen geradlinige parallele Elektroden 25, 27 eine abwechselnde Anordnung an der zweiten Arbeitsstruktur 22, die durch isolierende Zonen voneinander getrennt ist, so dass benachbarte Elektroden 25, 27 unterschiedliche elektrische Potentiale aufweisen. In einer Variation dieser Ausführungsform, die in 3 gezeigt ist, besitzt die Vorrichtung 12 Elektroden 15, 17, die kreisförmig und konzentrisch sind. Viele weitere Variationen sind möglich, die die wesentlichen Merkmale aufrechterhalten, die erforderlich sind, um das erfindungsgemäße Verfahren anzuwenden, z. B.: (1) Arbeitsflächen, die zueinander nicht parallel verlaufen und nicht eben sind (z. B. konzentrische sphärische Abschnitte); (2) Elektroden, die Teil eines Gitters (offen oder nicht offen) sind, das an keiner der Arbeitsstrukturen befestigt ist, sondern sich zwischen ihnen befindet; oder (3) Elektroden, die durch eine elektrisch isolierende Schicht oder Membran von dem ER-Fluid 10 getrennt sind.
  • In den 1 und 2 umfasst eine Vorrichtung 20 gemäß der ersten Ausführungsform der Vorrichtung der vorliegenden Erfindung eine erste Arbeitsstruktur 18, eine zweite Arbeitsstruktur 22, Metallstreifen, die als Elektroden 25, 27 dienen, isolierende Sperren 24, 26 und ein ER-Fluid 10. Die erste Arbeitsstruktur 18 besitzt eine innere (in den Figuren untere) isolierende Oberfläche 28 (die mit dem ER-Fluid 10 in Kontakt ist), eine äußere Oberfläche 30 und mehrere Seiten 32. Die Elektroden 25, 27 dieser Ausführungsform sind in die innere (in den Figuren obere) Oberfläche 29 (die mit dem ER-Fluid 10 in Kontakt ist) der zweiten Arbeitsstruktur 22 eingebettet und durch isolierende Sperren 24, 26 getrennt. Die Elektroden 25, 27 sind in einer abwechselnden Anordnung positioniert, so das jede positive Elektrode 25 neben wenigstens einer negativen Elektrode 27 positioniert ist. Die Ausdrücke "positiv" und "negativ" in Bezug auf die Elektroden bedeuten nicht, dass sie irgendeine Beziehung zur elektrischen Masse darstellen, sondern geben an, dass eine Elektrode (positive Elektrode) auf einem höheren elektrischen Potential ist als die andere Elektrode (negative Elektrode). Die Polaritäten (positiv und negativ) der Elektroden können umgekehrt werden, ohne die Funktionsweise der Vorrichtung zu beeinflussen. Diese Anordnung erzeugt ein ausreichendes elektrisches Feld, um die Partikel des ER-Fluids 10 in Partikelketten auszurichten, die sich in dem ER-Fluid in der Richtung des angelegten elektrischen Felds ausrichten. Wie in den 1 und 2 dargestellt ist, sind die obere Oberfläche der Elektroden 25, 27 und die obere Oberfläche der Sperren 24, 26, die eine Arbeitsfläche definieren, auf gleicher Höhe eben, glatt und parallel zur inneren Oberfläche 28 der ersten Arbeitsstruktur 18. Dies macht die viskose Rei bung zwischen dieser Arbeitsfläche und dem ER-Fluid 10 minimal, wenn kein elektrisches Feld angelegt ist. Das ER-Fluid 10 ist zwischen den Arbeitsstrukturen 18, 22 positioniert. Wenn die Vorrichtung 20 im Gebrauch ist, können die Arbeitsstrukturen 18, 22 aufeinander zu und voneinander weg bewegt werden. Es wird angenommen, dass die erste Vorrichtung 20 und ihre Variationen, wie etwa jene, die in 3 dargestellt sind, für viele industrielle Anwendungen geeignet sind, wie etwa Kraftfahrzeugkupplung, Drehmomentübertragung usw. Die 1 bis 3 betreffen die erste Arbeitsstruktur 18, deren Bewegung den ausgeübten Druck erzeugt. In der Praxis kann eine Bewegung einer oder beider Arbeitsstrukturen 18, 22 zu dem ausgeübten Druck beitragen.
  • In einer Variation (nicht dargestellt) der in den 1 und 2 gezeigten Ausführungsformen können alle Elektrodenstreifen 25, 27, die gleiches elektrisches Potential besitzen, zu einer einzigen kammförmigen Elektrode kombiniert werden, die Zähne aufweist, derart, dass die Zähne der positiven kammförmigen Elektrode zwischen die Zähne der negativen kammförmigen Elektrode eingefügt sind. Eine dieser beiden kammförmigen Elektroden kann aufgebaut sein, indem alle einzelnen Elektrodenstreifen 25, 27, die in den 1 und 2 gezeigt sind, auf dem gleichen elektrischen Potential durch einen elektrisch leitenden Querstab (entweder unter der Ebene der einzelnen Elektrodenstreifen oder in der gleichen Ebene wie die einzelnen Elektrodenstreifen) miteinander verbunden sind oder sie kann als ein einzelnes Teil dieser kammförmigen Elektrode gefertigt sein. Eine ähnliche Variation kann bei der in 3 gezeigten Ausführungsform angewendet werden.
  • In einer weiteren Variation (nicht dargestellt) der ersten Ausführungsform der Vorrichtung der vorliegenden Erfindung sind die Elektroden in einer zweidimensionalen Anordnung aus abwechselnden Elektroden auf unterschiedlichen elektrischen Potential angeordnet, d. h. die zweidimensionale Entsprechung der eindimensionalen Anordnung, die in den 1 und 2 gezeigt ist. Alternativ kann die gesamte Arbeitsfläche als eine einzelne Elektrode auf einem elektrischen Potential dienen, wobei sie eine zweidimensionale Anordnung von Löchern enthält, die eine Einfügung der Elektroden auf dem anderen elektrischen Potential (und von isolierenden Abstandshaltern) ermöglichen. In jedem Fall können die einzelnen Elektroden unter der Ebene der einzelnen Elektroden zu der zweidimensionalen Entsprechung der kammförmigen Elektroden, die in dem vorhergehenden Absatz beschrieben wurden, miteinander verbunden sein.
  • In einer zweiten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung dient jede Arbeitsstruktur als eine Elektrode, an die ein unterschiedliches elektrisches Potential angelegt wird. In dieser Ausführungsform bilden sich die Partikelketten zwischen den beiden Arbeitsstrukturen durch das ER-Fluid. Die Ausübung von Druck bewirkt ein Verkürzen der Ketten, die dicker werden und zu einer höheren Schubfließspannung führen. In dieser Ausführungsform sind die ausgeübte Kraft und das elektrische Feld parallel. Diese Ausführungsform besitzt zwei grundsätzliche Nachteile gegenüber der ersten Ausführungsform, die in bestimmten Anwendungen wichtig sein können: (1) statt nur einer benötigen beide Arbeitsstrukturen (die sich drehen oder sich auf andere Weise relativ zueinander bewegen) elektrische Verbindungen; und (2) der Abstand zwischen den Elektroden ändert sich, wenn die Arbeitsstrukturen näher zusammengebracht werden, um den Druck auszuüben, was die Steuerung des elektrischen Felds (das bei einem konstanten angelegten elektrischen Potential zu dem Abstand zwischen den Elektroden umgekehrt proportional ist) schwieriger macht und die Möglichkeit eines elektrischen Kurzschlusses zwischen den Arbeitsstrukturen einführt. Variationen dieser Ausführungsform sind möglich, die die wesentlichen Merkmale, die für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens erforderlich sind, aufrechterhalten, die z. B. enthalten: (1) Arbeitsflächen, die nicht parallel zueinander sein oder nicht eben sind (z. B. konzentrische sphärische Abschnitte), (2) mehrere Elektroden, die auf dem gleichen elektrischen Potential sind, befinden sich an jeder Arbeitsstruktur, (3) eine oder mehrere Elektroden, die an keiner der Arbeitsstrukturen befestigt sind, sondern sich zwischen ihnen befinden, oder (4) Elektroden, die von dem ER-Fluid 10 durch eine elektrisch isolierende Schicht oder Membran getrennt sind.
  • In 4 umfasst die Vorrichtung 40 gemäß der zweiten Ausführungsform der Vorrichtung der vorliegenden Erfindung zwei Arbeitsstrukturen 42, 43, zwei Elektroden 44, 46 und ein ER-Fluid 10, das zwischen den Arbeitsstrukturen 42, 43 positioniert ist. Die erste Arbeitsstruktur 42 besitzt eine innere Oberfläche 48 (die mit dem ER-Fluid 10 in Kontakt ist), eine äußere Oberfläche 50 und mehrere Seiten 52. Die zweite Arbeitsstruktur 43 besitzt eine innere Oberfläche 54 (die mit dem ER-Fluid 10 in Kontakt ist), eine äußere Oberfläche 56 und mehrere Seiten 58. Die negative Elektrode 46 ist auf der inneren Oberfläche 54 der zweiten Arbeitsstruktur 43 positioniert. Die positive Elektrode 44 ist auf der inneren Oberfläche 48 der ersten Arbeitsstruktur 42 positioniert und kann dann, wenn die Vorrichtung im Gebrauch ist, zu der negativen Elektrode 46 und weg von dieser bewegt werden. Die Ausdrücke "positiv" und "negativ" in Bezug auf die Elektroden sollen wiederum keine Beziehung zur elektrischen Masse darstellen, sondern statt dessen angeben, dass eine Elektrode (positive Elektrode) auf einem höheren elektrischen Potential ist als die andere (negative Elektrode). Die Polaritäten (positiv und negativ) der Elektroden können ferner umgekehrt werden, ohne die Funktionsweise der Vorrichtung zu beeinflussen. 4 weist der ersten Arbeitsstruktur 42 alle Bewegungen zu, um den ausgeübten Druck zu erzeugen.
  • Eine dritte Ausführungsform (nicht dargestellt) der erfindungsgemäßen Vorrichtung kombiniert die erste und die zweite Ausführungsform. In dieser Ausführungsform enthalten beide Arbeitsstrukturen mehrere Elektroden auf unterschiedlichen elektrischen Potentialen, wie in der ersten Ausführungsform für lediglich eine Arbeitsstruktur beschrieben wurde, so dass das angelegte elektrische Feld Komponenten, die parallel, und Komponenten, die senkrecht zu der Richtung des ausgeübten Drucks sind, aufweist. Das Anlegen des elektrischen Felds führt in dem ER-Fluid 10 zur Bildung von Partikelketten, die an der gleichen Arbeitsstruktur von einer Elektrode zur anderen Elektrode verlaufen, sowie von Partikelketten, die von Elektroden auf einer Arbeitsstruktur zu Elektroden auf der anderen Arbeitsstruktur verlaufen. In einer Variation dieser Ausführungsform ist die Elektrodenanordnung auf beiden Arbeitsstrukturen gleich mit der Ausnahme, dass ihre Polaritäten umgekehrt sind, so dass jede positive Elektrode auf einer Arbeits struktur am nächsten liegt zu: (1) wenigstens einer negativen Elektrode auf der gleichen Arbeitsstruktur und (2) wenigstens einer negativen Elektrode auf der anderen Arbeitsstruktur. Wie in 4 dargestellt ist, ist die Vorrichtung 40 mit dem System 60 verbunden, das beim Messen der Schubfließspannung des ER-Fluids 10 verwendet wird. Das System 60, das beim Messen der Schubfließspannung verwendet wird, enthält einen Lineartisch 62, einen ersten Kraftsensor 64, einen zweiten Kraftsensor 66 und eine Gewindespindel 68. Der zweite Drucksensor 66 misst den Normaldruck. Anschließend wird eine Schubkraft auf den ersten Kraftsensor 64 ausgeübt, um die Schubfließspannung zu bestimmen. Ein System, das dem System 60 ähnlich ist, wird zum Messen der Schubfließspannung des ER-Fluids 10 in der Vorrichtung 20 verwendet. Es ist außerdem einem Fachmann klar, dass andere Systeme verwendet werden können, um die Schubfließspannung des ER-Fluids 10 zu messen.
  • Unter Bezugnahme auf die erste Vorrichtung 20 sind die 5 bis 8 graphische Darstellungen, die die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigen, bei denen elektrische Felder bei unterschiedlichen Drücken bzw. einem konstanten Druck, der verschiedene Werte aufweist, gemäß der vorliegenden Erfindung an das ER-Fluid 10 angelegt werden. Wenn in 5 die Schubkraft SF1, die ausgeübt wird, wie in der Vorrichtung von 1 parallel zum elektrischen Feld ist, steigt die Schubfließspannung des ER-Fluids 10 nahezu linear an mit den unterschiedlichen Drücken, die bei elektrischen Feldern von 500 V/mm, 1000 V/mm und 2000 V/mm ausgeübt werden. Wenn in 6 die Schubkraft SF2, die ausgeübt wird, wie in der Vorrichtung von 2 senkrecht zum elektrischen Feld ist, steigt die Schubfließspannung des ER-Fluids 10 nahezu linear an mit den unterschiedlichen Drücken, die bei elektrischen Feldern von 500 V/mm und 1000 V/mm ausgeübt werden. Wenn das angelegte elektrische Feld größer wird, vergrößert sich der Anstieg k geringfügig, jedoch messbar. Wenn in 7 die Schubkraft SF1 parallel zum elektrischen Feld ausgeübt wird, steigt die Schubfließspannung des ER-Fluids 10 mit dem angelegten Feld bei konstanten Drücken von 50 kPa, 100 kPa, 200 kPa und 400 kPa an. Wenn in 8 die Schubkraft SF2 senkrecht zum elektrischen Feld ausgeübt wird, steigt die Schubfließspannung des ER-Fluids 10 mit dem angelegten elektrischen Feld bei konstanten Drücken von 100 kPa, 200 kPa und 400 kPa an. Wenn der Druck größer wird, steigt die Schubfließspannung außerdem mit dem angelegten elektrischen Feld stärker an. Mit der Technologie der vorliegenden Erfindung besitzt das ER-Fluid 10 einen Wert der Schubfließspannung von etwa 110 kPa bei 2000 V/mm und einem Druck von 400 kPa (5), einen Wert von etwa 95 kPa bei 100 V/mm und einem Druck von 400 kPa (6), was für viele wesentliche industrielle Anwendungen mehr als ausreichend ist. Wenn die Schubkraft in einer willkürlichen Richtung in der Ebene senkrecht zu der Richtung der ausgeübten Kraft verläuft, kann sie in zwei Komponenten zerlegt werden, wovon eine Komponente parallel zum elektrischen Feld ist und die andere Komponente senkrecht zum elektrischen Feld ist. Die 5 bis 8 können dann verwendet werden, um die Schubfließspannung in einer willkürlichen Richtung senkrecht zu dem ausgeübten Druck zu ermitteln. Die 5 bis 8 zeigen, dass in beiden Fällen die Schubfließspannung stark vergrößert ist und dass die Vorrichtung 20 und ihre Variationen bei einer Schubkraft in einer willkürlichen Richtung senkrecht zu der ausgeübten Kraft funktionieren.
  • Unter Bezugnahme auf die zweite Vorrichtung 40 sind die 9 und 10 graphische Darstellungen, die den graphischen Darstellungen für die erste Vorrichtung 20 ähnlich sind und die Ergebnisse einer Schubfließspannungsmessung zeigen, bei der elektrische Felder bei unterschiedlichen Drücken bzw. einem konstanten Druck, der verschiedene Werte besitzt, gemäß der vorliegenden Erfindung an das ER-Fluid 10 angelegt werden. 9 zeigt die Schubfließspannung des ER-Fluids 10, die mit den verschiedenen Drücken, die bei elektrischen Feldern von 1000 V/mm, 2000 V/mm und 3000 V/mm ausgeübt werden, nahezu linear ansteigt. Wenn das angelegte elektrische Feld größer wird, wird der Anstieg k größer. 10 zeigt die Schubfließspannung des ER-Fluids 10, die mit dem angelegten elektrischen Feld bei konstanten Drücken von 50 kPa, 210 kPa und 500 kPa ansteigt. Wenn der Druck größer wird, steigt die Schubfließspannung außerdem mit dem elektrischen Feld stärker an. Mit der Technologie der vorliegenden Erfindung besitzt das ER-Fluid 10 einen Wert der Schubfließspannung von etwa 200 kPa bei 3000 V/mm und einem Druck von 800 kPa, was eine grob 40fache Verbesserung infolge der Druckausübung darstellt und für die meisten wesentlichen industriellen Anwendungen mehr als ausreichend ist.
  • Die 9 und 10 können dann, wenn sie mit den 5 bis 8 kombiniert werden, verwendet werden, um den Anstieg der Schubfließspannung bei dem ausgeübten Druck in einer willkürlichen Richtung in Bezug auf das angelegte elektrische Feld zu ermitteln. Dies zeigt, dass die Schubfließspannung in allen Fällen stark erhöht ist und dass eine Kombination der Vorrichtung 20 und der Vorrichtung 40 (die dritte Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung) für eine Schubkraft in einer willkürlichen Richtung in Bezug auf die ausgeübte Kraft und das angelegte elektrische Feld funktioniert.
  • Die vorliegende Erfindung vergrößert die Druckfestigkeit oder die Schubfließspannung von ER-Fluiden 10 um einen Faktor, der in Abhängigkeit von dem ausgeübten Druck 40 oder größer sein kann. Mit dieser neuartigen Technologie besitzen ER-Fluide viele wesentliche industrielle Anwendungsmöglichkeiten. ER-Fluide können z. B. für eine Kraftfahrzeugkupplung verwendet werden, die aus zwei Scheiben aufgebaut und zwischen ihnen mit einem ER-Fluid gefüllt ist (3). Eine Scheibe ist mit dem Motor verbunden und die andere Scheibe ist mit den Antriebsrädern verbunden. Wenn keine elektrische Potentialdifferenz zwischen den beiden Scheiben vorhanden ist oder zwischen den beiden Scheiben kein Druck ausgeübt wird, besitzt das ER-Fluid eine Schubfließspannung von praktisch null und die Kupplung ist gelöst. Wenn ein elektrisches Feld angelegt wird, gefolgt von einem Druckanstieg in Übereinstimmung mit der vorliegenden Erfindung, kann das ER-Fluid in Millisekunden eine Schubfließspannung von etwa 200 kPa erreichen. Dadurch ist die Kupplung eingerückt. Es ist klar, dass eine neuartige Kraftfahrzeugkupplung wirkungsvoller und agiler als vorhandene Kupplungen ist, und da sie keine Verschleißteile besitzt, ist sie zuverlässiger und besitzt eine viel längere Lebensdauer.
  • Es gibt im Stand der Technik keine Technologie, die eine Schubfließspannung mit einem Wert wesentlich größer als 5 kPa erzeugen kann. Das Verfahren der vorliegenden Erfindung schafft ein Mittel zum Erhöhen der Schubfließspannung von ER-Fluiden auf mehr als 100 kPa und bis zu 200 kPa und mehr, was die Anforderungen der meisten wesentlichen industriellen Anwendungen übersteigt.
  • Die Verfahren der vorliegenden Erfindung können außerdem bei vielen oder allen vorhandenen ER-Fluiden angewandt werden, da sie allgemein und wirkungsvoll sind.
  • Es sollte klar sein, dass die vorliegende Erfindung nicht auf die bevorzugten oder andere Ausführungsformen, die hier beschrieben wurden, beschränkt ist, sondern alle Ausführungsformen umfasst, die im Umfang der folgenden Ansprüche liegen.

Claims (29)

  1. Verfahren zum Erhöhen der Schubfließspannung eines elektrorheologischen Fluids, wobei das Verfahren den folgenden Schritt umfasst: a) Anlegen eines ausreichenden elektrischen Feldes an das elektrorheologische Fluid, um Partikel in dem elektrorheologischen Fluid dazu zu veranlassen, in dem elektrischen Feld Partikelketten zu bilden; gekennzeichnet durch b) Ausüben eines ausreichenden Drucks auf das elektrorheologische Fluid nach dem Schritt a) und während das elektrische Feld, das im Schritt a) angelegt wird, im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um die Partikelketten dazu zu veranlassen, sich zu verdicken oder Aggregate zu bilden und um dem elektrorheologischen Fluid eine erhöhte Schubfließspannung zu verleihen.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Druck im Schritt b) in einer Richtung ausgeübt wird, die zu der Richtung des elektrischen Feldes im Wesentlichen parallel ist, wodurch die Partikelketten in dem elektrorheologischen Fluid verkürzt und verdickt werden.
  3. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Druck im Schritt b) in einer Richtung ausgeübt wird, die zu der Richtung des elektrischen Feldes im Wesentlichen senkrecht ist, wodurch die Partikelketten in dem elektrorheologischen Fluid Aggregate bilden und verdickt werden.
  4. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem das elektrische Feld durch Anlegen einer elektrischen Potentialdifferenz zwischen wenigstens einer ersten Elektrode auf einem ersten elektrischen Potential und wenigstens einer zweiten Elektrode auf einem zweiten elektrischen Potential angelegt wird.
  5. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem die elektrische Potentialdifferenz zwischen einer ersten Elektrode und mehreren zweiten Elektroden angelegt wird.
  6. Verfahren nach Anspruch 4, bei dem die elektrische Potentialdifferenz zwischen mehreren ersten Elektroden und mehreren zweiten Elektroden angelegt wird.
  7. Verfahren nach Anspruch 1, das einen zusätzlichen Schritt zum Modulieren der Schubfließspannung des elektrorheologischen Fluids enthält, der umfasst: c) Erniedrigen oder Erhöhen des ausgeübten Drucks nach dem Schritt b), um die Schubfließspannung nach unten bzw. nach oben zu modulieren; oder d) Verkleinern oder Vergrößern des angelegten elektrischen Feldes nach dem Schritt b), um die Schubfließspannung nach unten bzw. nach oben zu modulieren; oder e) Kombinieren der Schritte c) und d), um die Schubfließspannung wie gewünscht nach oben oder nach unten zu modulieren.
  8. Verfahren nach Anspruch 7, das ferner einen Schritt des Entfernens des angelegten elektrischen Feldes und/oder des ausgeübten Drucks umfasst, um eine verringerte Schubfließspannung zu erzeugen.
  9. Verfahren nach Anspruch 8, bei dem das angelegte elektrische Feld entfernt wird, um eine Schubfließspannung von etwa 0 zu erzeugen.
  10. Verfahren nach Anspruch 10, bei dem das im Schritt a) angelegte Feld etwa 250 V/mm bis etwa 3000 V/mm beträgt.
  11. Verfahren nach Anspruch 10, bei dem das elektrische Feld etwa 1000 V/mm bis etwa 3000 V/mm beträgt.
  12. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der im Schritt b) ausgeübte Druck etwa 50 kPa bis etwa 850 kPa beträgt.
  13. Verfahren nach Anspruch 12, bei dem der ausgeübte Druck etwa 300 kPa bis etwa 800 kPa beträgt.
  14. Vorrichtung zum Erhöhen der Schubfließspannung eines elektrorheologischen Fluids (10), die umfasst: wenigstens eine erste Elektrode (25) mit einem ersten elektrischen Potential; wenigstens eine zweite Elektrode (27) mit einem zweiten elektrischen Potential; eine erste Arbeitsstruktur (18); eine zweite Arbeitsstruktur (22); dadurch gekennzeichnet, dass: die Arbeitsstrukturen zusammenwirken, um auf ein elektrorheologisches Fluid, das zwischen den Arbeitsstrukturen positioniert ist, einen Druck auszuüben, wobei das elektrorheologische Fluid mit der ersten Elektrode (25), der zweiten Elektrode (27) und den Arbeitsstrukturen (18; 22) kommuniziert, derart, dass Partikel in dem elektrorheologischen Fluid (10) Partikelketten bilden, wenn zwischen die erste und die zweite Elektrode (25, 27) eine ausreichende elektrische Potentialdifferenz angelegt wird, wobei die Partikelketten Aggregate bilden, wenn auf das elektrorheologische Fluid ein ausreichender Druck ausgeübt wird, während die elektrische Potentialdifferenz im Wesentlichen aufrechterhalten wird, um die Partikelketten zu verdicken oder sie zur Aggregatbildung zu veranlassen.
  15. Vorrichtung nach Anspruch 14, die so beschaffen ist, dass sie den Druck dadurch ausübt, dass sie die Arbeitsstrukturen näher zusammenbringt.
  16. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die elektrische Potentialdifferenz zwischen eine erste Elektrode und mehrere zweite Elektroden angelegt wird.
  17. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die elektrische Potentialdifferenz zwischen mehrere erste Elektroden und mehrere zweite Elektroden angelegt wird.
  18. Vorrichtung nach Anspruch 14, die eine Quelle für elektrische Spannung umfasst, die ausreicht, um ein elektrisches Feld von etwa 250 V/mm bis etwa 3000 V/mm anzulegen.
  19. Vorrichtung nach Anspruch 18, die eine Quelle für elektrische Spannung umfasst, die ausreicht, um ein elektrisches Feld von etwa 1000 V/mm bis etwa 3000 V/mm anzulegen.
  20. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der der ausgeübte Druck etwa 50 kPa bis etwa 850 kPa beträgt.
  21. Vorrichtung nach Anspruch 20, bei der der Druck etwa 300 kPa bis etwa 800 kPa beträgt.
  22. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die Elektroden eine geradlinige parallele Anordnung besitzen.
  23. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die Elektroden eine konzentrische kreisförmige Anordnung besitzen.
  24. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die Elektroden in einer zweidimensionalen Matrix angeordnet sind.
  25. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die erste Elektrode in die erste Arbeitsstruktur eingebaut ist und die zweite Elektrode in die zweite Arbeitsstruktur eingebaut ist.
  26. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der sowohl die erste Elektrode als auch die zweite Elektrode in eine der Arbeitsstrukturen eingebaut ist.
  27. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der sowohl die erste Elektrode als auch die zweite Elektrode in jede der Arbeitsstrukturen eingebaut ist.
  28. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der sowohl die erste als auch die zweite Elektrode eine kammförmige Elektrode mit Zähnen ist, wobei die Zähne der ersten Elektrode zwischen die Zähne der zweiten Elektrode eingefügt sind.
  29. Vorrichtung nach Anspruch 14, bei der die erste Elektrode und die zweite Elektrode im Wesentlichen die gesamten entsprechenden inneren Oberflächen der ersten bzw. der zweiten Arbeitsstruktur umfassen.
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