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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von Mitteln zum Pulverbeschichten
in Verfahren zum Pulverbeschichten von Substraten und speziell Fahrzeugen
und Fahrzeugteilen, worin das Härten
der aufgebrachten Pulverbeschichtung mit energiereicher Strahlung
und mit Hilfe von Feuchtigkeit oder in für die energiereiche Strahlung
unzugänglichen
Bereichen ausschließlich
mit Hilfe von Feuchtigkeit erfolgt.
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BESCHREIBUNG DES VERWANDTEN
GEBIETS
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In
der Technologie des Beschichten sind zahlreiche Dual-Härtungssysteme
bekannt, bei denen das Härten
mit Hilfe von energiereiche Strahlung und speziell mit Hilfe von
UV-Strahlung mit einem Feuchtigkeitshärten kombiniert ist. Derartige
Systeme umfassen im Allgemeinen Organopolysiloxan-Bindemittel, die
sowohl hydrolysierbare Silan-Gruppen als auch radikalisch polymerisierbare,
olefinisch ungesättigte
Gruppen enthalten.
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In
der
WO 99/67318 wird
beispielsweise ein Bindemittelsystem auf Basis von zwei verschiedenen funktionalisierten
Polysiloxanen beschrieben, worin das eine Polysiloxan(Meth)acryloyl-Gruppen
aufweist und das zweite Polysiloxan ethylenisch ungesättigte Gruppen
und hydrolysierbare Silangruppen aufweist. Dieses Bindemittelsystem
wird bei Spritzmasseanwendungen eingesetzt sowie bei Beschichtungsmitteln
für elektronische
Bauelemente und elektronische Schaltkreise.
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Die
JP 5311082 beschreibt ein
mit Strahlung und Feuchtigkeit härtendes
Bindemittelsystem, das durch Umsetzen eines Polyethers, der Amino-Endgruppen
aufweist, oder eines Polybutadien/Acrylnitril-Copolymers mit Verbindungen erzeugt
wird, die Epoxy- und Alkoxysilan-Gruppen enthalten, und ferner durch
Umsetzen des resultierenden Reaktionsproduktes mit Verbindungen,
die (Meth)acryloyl-Gruppen enthalten und beispielsweise NCO-Gruppen.
Es werden einlagige Beschichtungen erhalten, die nach 24 Stunden
klebfrei sind und eine gute Reißfestigkeit
und Dehnung zeigen.
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Die
US-P-5523443 offenbart ein
UV-härtbares
Beschichtungssystem mit guten elektrischen Eigenschaften für elektronische
Schaltkreise, wobei das System zusätzlich mit Hilfe von Feuchtigkeit
härtet.
Ein Harnstoff-Oligomer mit Acryloyl-Gruppen und Alkoxysilan-Gruppen
kommt zur Anwendung, wobei das Oligomer beispielsweise aus einem
Harnstoffderivat und speziell dem Reaktionsprodukt von Diisocyanat
und einem Amin enthaltenen Alkoxysilan-Gruppen und einem (Meth)acryloyl-funktionellen
Diol erzeugt wird.
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Aus
dem Stand der Technik sind keine Mittel zum Pulverbeschichten bekannt,
die sowohl mit Hilfe von UV-Strahlung als auch mit Hilfe von Feuchtigkeit
härtbar
(vernetzbar) sind, sowie deren Verwendung beispielsweise in der
Herstellung einlagiger oder mehrlagiger Beschichtungen und speziell
in der Herstellung mehrlagiger Beschichtungen für Fahrzeuge und Teile davon.
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Insbesondere
gibt es beim Lackieren von Fahrzeugen und Fahrzeugteilen, wie beispielsweise
beim Lackieren von Automobilkarossen oder Karosserieteilen einen
Bedarf für
Lackierverfahren unter Verwendung von Mitteln zum Pulverbeschichten,
die durch UV-Strahlung härtbar
sind, und speziell unter Verwendung von Mitteln zum Pulverbeschichten
für die
Erzeugung des Außenlackes
einer mehrlagigen Beschichtung. Die mit dem Verfahren erzeugten
Beschichtungen sollten eine angemessene Härte, Kratzfestigkeit und gute
chemische Beständigkeit
zeigen, ein angemessenes Vernetzen sollte auch in abgeschatteten
Bereichen erreicht werden, d.h. in Bereichen, die von der UV-Strahlung
nicht erreicht werden. Insbesondere sollte es möglich sein, eine angemessene
Härte,
Kratzfestigkeit und gute chemische Beständigkeit in abgeschatteten
Bereichen zu erzielen.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren für die Herstellung einer mehrlagigen
Beschichtung auf Substraten, wobei die äußere Lackschicht aus einem
Mittel zum Pulverbeschichten aufgetragen wird, das ein Bindemittelsystem
mit radikalisch polymerisierbaren, olefinischen Doppelbindungen
aufweist, und mit hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen, wobei der
Gehalt an Harzfeststoffen des Mittels zum Pulverbeschichten eine Äquivalentmasse
an olefinischen Doppelbindungen von 200 bis 2000 und bevorzugt 300
bis 1500 zeigt und einen Gehalt an Siliciumbindung in Alkoxysilan-Gruppen
von 1% bis 10 Gew.% und bevorzugt 1% bis 7 Gew.% und besonders bevorzugt
2% bis 6 Gew.%.
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DETAILLIERTE BESCHREIBUNG
DER AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Die
Harzfeststoffe der Mittel zum Pulverbeschichten weisen das Bindemittelsystem
mit radikalisch polymerisierbaren, olefinischen Doppelbindungen
und mit hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen auf sowie wahlweise
vorhandene reaktionsfähige
Verbindungen, die sich in mindestens eines der zwei vernetzenden
chemischen Abläufe
des Bindemittelsystems einarbeiten lassen.
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Das
Bindemittelsystem der Mittel zum Pulverbeschichten weist eines oder
mehrere Bindemittel zum Pulverbeschichten mit radikalisch polymerisierbaren,
olefinischen Doppelbindungen auf und mit hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen.
Die radikalisch polymerisierbaren, olefinischen Doppelbindungen
und die hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen können hier grundsätzlich in
dem gleichen Bindemittel und/oder in separaten Bindemitteln und
bevorzugt in dem gleichen Bindemittel vorhanden sein.
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Der
Begriff "Bindemittel
zum Pulverbeschichten" bedeutet
ein amorphes oder kristallines Bindemittel, das bei Temperaturen
unterhalb von 30°C
fest ist.
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Die
Bindemittel zum Pulverbeschichten können eine Glasübergangstemperatur
oder einen Bereich der Glasübergangstemperatur
zeigen, der mit Hilfe der DSC (Differentialscanningcalorimetry)
und/oder einer Schmelztemperatur oder eines Schmelztemperaturbereichs,
der mit Hilfe der DSC messbar ist, gemessen werden.
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Die
Mittel zum Pulverbeschichten im Härten mit Hilfe zweier verschiedener
Vernetzungsmechanismen (chemische Abläufe des Vernetzens). Das Vernetzen
läuft einerseits
mit Hilfe einer radikalischen Polymerisation von olefinischen Doppelbindungen
ab und andererseits mit Hilfe der Hydrolyse und anschließenden Kondensation
von Alkoxysilan-Gruppen unter Erzeugung von Siloxan-Brücken.
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Geeignete
Bindemittel zum Pulverbeschichten mit radikalisch polymerisierbaren,
olefinischen Doppelbindungen die hierin in Frage kommen können, sind
beispielsweise alle beliebigen Bindemittel zum Pulverbeschichten,
die dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt sind und die durch radikalische
Polymerisation vernetzt werden. Diese Bindemittel zum Pulverbeschichten
sind Präpolymere,
wie beispielsweise Polymere und Oligomere, die pro Molekül eine oder
mehrere und beispielsweise im Mittel 1 bis 20 und bevorzugt 2 bis
10 und besonders bevorzugt 2 bis 6 radikalisch polymerisierbare,
olefinische Doppelbindungen enthalten.
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Die
polymerisierbaren Doppelbindungen können beispielsweise in Form
von (Meth)acryloyl-, Vinyl-, Allyl-, Maleat- und/oder Fumarat-Gruppen
vorliegen, wobei (Meth)acryloyl-Gruppen bevorzugt sind.
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Hierbei
und nachfolgend sollen (Meth)acryloyl und (Meth)acryl jeweils Acryloyl
und/oder Methacryloyl und Acryl und/oder Methacryl bedeuten.
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Beispiele
für Bindemittel
zum Pulverbeschichten, die mit Hilfe der radikalischen Polymerisation
härtbar sind,
schließen
ein: (Meth)acryloyl-funktionelle (Meth)acrylat-Copolymere, Polyurethan(meth)acrylate,
Polyester(meth)acrylate, ungesättigte
Polyester, Silikon(meth)acrylate, Epoxyharz-(Meth)acrylate, Aminharz-(Meth)acrylate
und Melaminharz-(Meth)acrylate. Die zahlengemittelte relative Molekülmasse Mn
dieser Verbindungen kann beispielsweise von 500 bis 10000 g/Mol
und bevorzugt 500 bis 5000 g/Mol betragen. Die Bindemittel für das Pulverbeschichten
können
einzeln oder in Kombination zur Anwendung gelangen.
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Bindemittel
zum Pulverbeschichten, die radikalisch polymerisierbare Doppelbindungen
in Form der bevorzugten (Meth)acryloyl-Gruppen enthalten, lassen
sich entsprechend den konventionellen Methoden herstellen. Dieses
kann beispielsweise wie folgt ablaufen: Umestern von OH-funktionellen
Harzen, wie beispielsweise OH-funktionelle Polyester, (Meth)acrylat-Copolymeren,
Polyurethanen oder Epoxyharzen mit Alkylestern von (Meth)acrylsäure; Verestern
der genannten OH-funktionellen Harze mit (Meth)acrylsäure; Umsetzen der
genannten OH-funktionellen Harze mit Isocyanat-funktionellen (Meth)acrylaten;
Umsetzten von Säure-funktionellen
Harzen, wie beispielsweise Polyester, (Meth)acrylat-Copolymeren oder
Polyurethanen mit Epoxy-funktionellen (Meth)acrylaten; Umsetzen
von Epoxy-funktionellen
Harzen, wie beispielsweise Polyestern, (Meth)acrylat-Copolymeren,
Epoxy-Harzen mit (Meth)acrylsäure.
Diese als Beispiel genannten Herstellungsverfahren werden in der
Literatur beschrieben und sind dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt.
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Bindemittel
zum Pulverbeschichten mit hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen,
die in Frage kommen können,
sind solche konventionelle feste (amorphe oder kristalline) Bindemittel,
wie sie dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt sind, die mit Alkoxysilan-Gruppen
funktionalisiert sind oder funktionalisiert werden können. Die
Alkoxysilan-Gruppen können
Monoalkoxysilan-, Dialkoxysilan- und/oder
Trialkoxysilan-Gruppen umfassen. Bevorzugt sind Trialkoxysilan-Gruppen.
Die Alkoxysilan-Gruppen
weisen beispielsweise 1 bis 10 und bevorzugt 1 bis 3 Kohlenstoffatome
in dem Alkoxy-Rest auf.
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Die
Alkoxysilan-Gruppen aufweisenden Bindemittel zum Pulverbeschichten
können
beispielsweise hergestellt werden durch: radikalisches Copolymerisieren
von Alkoxysilan-funktionellen (Meth)acrylat-Monomeren oder Vinylalkoxysilanen;
Umsetzen von OH-funktionellen Harzen, wie beispielsweise OH-funktionellen Polyester,
(Meth)acrylat-Copolymeren, Polyurethanen oder Epoxyharzen mit Isocyanat-funktionellen
Alkoxysilanen, Umsetzen von Epoxy-funktionellen Harzen mit Aminoalkoxysilanen;
Umsetzen von Säure-funktionellen Harzen
mit Epoxy-funktionellen Alkoxysilanen; Umsetzen von Isocyanat-funktionellen
Harzen (beispielsweise von Polyurethanen, Polyesterurethan-Präpolymeren,
(Meth)acrylat-Copolymeren, in jedem Fall mit freien NCO-Gruppen)
mit Aminoalkoxysilanen; Umsetzen von Isocyanat-funktionellen Harzen
mit OH-funktionellen Alkoxysilanen, erzeugt in situ beispielsweise
durch Hinzufügung
von Aminoalkoxysilanen an den cyclischen Carbonaten, gefolgt von
einem Umsetzen der erhaltenen Intermediat-Addukten mit Isocyanat-funktionellen Harzen.
Die spezielle Reaktion muss unter Ausschluss von Wasser ausgeführt werden,
um die vorzeitige Hydrolyse der Alkoxysilan-Gruppen zu unterdrücken.
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Bindemittel
zum Pulverbeschichten, die sowohl olefinische Doppelbindungen und
speziell (Meth)acryloyl-Gruppen haben als auch hydrolysierbare Alkoxysilan-Gruppen,
die in Frage kommen können,
sind solche konventionellen, festen (amorphen oder kristallinen)
Bindemittel, wie sie dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt sind und
die mit (Meth)acryloyl-Gruppen und Alkoxysilan-Gruppen funktionalisiert
sind oder funktionalisiert werden können. Diese Harze können beispielsweise
wie folgt hergestellt werden: Es werden zuerst (Meth)acryloyl-Gruppen
in ein entsprechendes Harz eingebaut, wie vorstehend beschrieben
wurde. Sodann können
restliche OH-Gruppen mit Isocyanat-funktionellen Alkoxysilanen oder
restliche Epoxy-Gruppen mit Aminoalkoxysilanen oder einige der Acryloyl-Gruppen
mit Aminoalkoxysilanen umgesetzt werden.
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Das Äquivalentverhältnis von
radikalisch polymerisierbaren, olefinischen Doppelbindungen zu hydrolysierbaren
Alkoxysilan-Gruppen (Mono-, Di- und Trialkoxysilan-Gruppen werden
in jedem Fall als ein Äquivalent
berechnet) in dem Bindemittelsystem beträgt beispielsweise 1:0,1 bis
1:5 und bevorzugt 1:0,2 bis 1:4.
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Bindemittel
zum Pulverbeschichten mit radikalisch polymerisierbaren, olefinischen
Doppelbindungen und/oder hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen können zusätzlich Hydroyl-Gruppen
enthalten. Die Hydroxyl-Gruppen können unter Anwendung von Maßnahmen
erhalten oder eingeführt
werden, wie sie dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt sind. Beispielsweise
lassen sich die Hydroxyl-Gruppen
durch Umsetzen von NCO-Gruppen, die noch in den Bindemitteln vorhanden
sind, mit Polyolen einführen.
Die Bindemittel zum Pulverbeschichten können Hydroxylzahlen beispielsweise
von Null bis 200 mg KOH/g haben. Die zusätzlich vorhandenen Hydroxyl-Gruppen
können
eine katalytische Wirkung auf das Härten mit Feuchtigkeit ausüben und können auch
mit Alkoxysilan-Gruppen unter einer Kondensationsreaktion reagieren.
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Die
Pulverbeschichtungen enthalten bevorzugt Bindemittel zum Pulverbeschichten
auf Polyurethanbasis und speziell als das Haupt- oder alleinige
Bindemittel mit einem Gehalt von beispielsweise 50% bis 100 Gew.%
bezogen auf das Bindemittelsystem. Besonders bevorzugte Polyurethan-Bindemittel
sind solche mit olefinischen Doppelbindungen und Alkoxysilan-Gruppen
in dem gleichen Molekül
und speziell solche, die eine oder mehrere beispielsweise im Mittel
1 bis 20 und bevorzugt 2 bis 10 und besonders bevorzugt 2 bis 6
radikalisch polymerisierbare, olefinische Doppelbindungen in Form
von (Meth)acryloyl-Gruppen pro Molekühl enthalten und eine zahlengemittelte
relative Molekülmasse
Mn von beispielsweise 500 bis 10000 g/Mol zeigen und bevorzugt 500
bis 5000 g/Mol, eine Äquivalentmasse
an olefinischer Doppelbindung von 200 bis 2000 und bevorzugt 300
bis 1500 und ein Gehalt an Silicium-Bindung in Alkoxysilan-Gruppen
von 1% bis 10 Gew.% und bevorzugt 1% bis 7 Gew.% und besonders bevorzugt
2% bis 6 Gew.%.
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Die
Polyurethan-Bindemittel zum Pulverbeschichten mit radikalisch polymerisierbaren,
olefinischen Doppelbindungen in Form von (Meth)acryloyl-Gruppen
und mit hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen können mit Hilfe zahlreicher
Methoden erzeugt werden. Nach einer ersten Variante werden zuerst
(Meth)acryloyl-funktionelle Polyurethane erzeugt, in die Alkoxysilan-Gruppen
nacheinander eingeführt
werden. Nach einer zweiten Variante werden zuerst Alkoxysilan-Gruppen
enthaltende Polyurethane erzeugt und (Meth)acryloyl-Gruppen anschließend in
diese Polyurethane eingeführt.
Beide Varianten der Herstellung werden nachfolgend detaillierter
beschrieben.
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Nach
Variante 1 werden zuerst (Meth)acryloyl-funktionelle Polyurethane
unter Anwendung konventioneller Methoden erzeugt. Dieses kann beispielsweise
wie folgt ablaufen: Umestern von OH-funktionellen Polyurethanen mit Alkylestern
von (Meth)acrylsäure;
Verestern von OH-funktionellen Polyurethanharzen mit (Meth)acrylsäure; Umsetzten
von OH-funktionellen Polyurethanharzen mit Isocyanat-funktionellen (Meth)acrylaten
oder Umsetzen von Säure-funktionellen
Polyurethanen mit Epoxy-funktionellen
(Meth)acrylaten. Die hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen werden
anschließend
eingeführt.
Die Funktionalisierung der Polyurethan(meth)acrylate mit hydrolysierbaren
Alkoxysilan-Gruppen kann beispielsweise so ablaufen, dass restliche
OH-Gruppen in dem Polyurethan(meth)acrylat mit Isocyanat-funktionellen Alkoxysilanen
umgesetzt werden oder, dass restliche Epoxy-Gruppen mit Aminoalkoxysilanen
umgesetzt werden oder einige der Acryloyl-Gruppen mit Aminoalkoxysilanen.
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Beispielsweise
können
Polyisocyanate mit Hydroxyalkyl(meth)acrylaten umgesetzt werden,
wobei die Isocyanat-Gruppen vollständig aufgebraucht werden und
die Aminoalkoxysilane anschließend
zu einigen der Doppelbindungen mit Hilfe der Michael-Addition hinzugefügt werden
können.
Einige der Isocyanat-Gruppen eines Polyisocyanats können auch
mit Hydroxyalkyl(meth)acrylaten umgesetzt werden, und das Aminoalkoxysilan
kann sodann zu den restlichen Isocyanat-Gruppen hinzugefügt werden.
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Nach
der bevorzugten zweiten Variante werden Alkoxysilan-Gruppen aufweisende
Verbindungen zuerst erzeugt und anschließend (Meth)acryloyl-Gruppen
eingeführt.
Dieses kann beispielsweise so ablaufen, dass ein Alkyl(meth)acrylat
mit einem primären
Aminoalkoxysilan mit Hilfe einer nucleophilen Addition umgesetzt
wird, um das sekundäre
Aminoalkoxysilan zu ergeben, und anschließend eine Reaktion mit Polyisocyanaten
ausgeführt
wird, um ein NCO-funktionelles Präpolymer zu liefern. Das NCO
enthaltene Präpolymer
kann sodann mit Hydroxyalkyl(meth)acrylaten umgesetzt werden. In ähnlicher
Weise ist es auch in dem ersten Schritt möglich, ein primäres Aminoalkoxysilan
mit einem zyklischen Carbonat umzusetzen, um das OH-funktionelle
Alkoxysilan zu erhalten, das anschließend weiter mit Polyisocyanat
und Hydroxyalkyl(meth)acrylaten umgesetzt wird. Ebenfalls ist es
möglich,
zu Beginn Polyisocyanate mit Aminoalkoxysilanen umzusetzen und anschließend restliche
Isocyanat-Gruppen mit Hydroxyalkyl(meth)acrylaten weiter zur Reaktion
zu bringen.
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Die
Bindemittel zum Pulverbeschichten können in Kombination mit festen
oder ausreichend kleinen Anteilen flüssiger, reaktionsfähiger Verbindungen
angewendet werden, die sich zumindest in eines der zwei vernetzenden
chemischen Abläufe
des Bindemittelsystems einbauen lassen. Diese Verbindungen umfassen beispielsweise
Alkoxysilan-Verbindungen oder speziell radikalisch polymerisierbare,
niedermolekulare Verbindungen in jedem Fall mit einer Molmasse unterhalb
von 500 g/Mol. Die radikalisch polymerisierbaren, niedermolekularen
Verbindungen können
einfach, zweifach oder mehrfach ungesättigt sein. Beispiele für einfach
ungesättigte,
radikalisch polymerisierbare, niedermolekulare Verbindungen sind
(Meth)acrylsäure
und die Ester davon, Maleinsäure
und die Halbester davon, Vinylacetat, Vinylether, Styrol, Vinyltoluol.
Beispiele für
zweifach ungesättigte,
radikalisch polymerisierbare, niedermolekulare Verbindungen sind
die (Meth)acrylate, wie beispielsweise 1,3-Butandiol-di(meth)acrylat, Dipropylenglykol-di(meth)acrylat,
Hexandiol-di(meth)acrylat, Vinyl(meth)acrylat, Allyl(meth)acrylat,
Divinylbenzol. Beispiele für
mehrfach ungesättigte,
radikalisch polymerisierbare, niedermolekulare Verbindungen sind
Glycerin-tri(meth)acrylat, Trimethylolpropan-tri(meth)acrylat, Pentaerythrit-tri(meth)acrylat,
Pentaerythrit-tetra(meth)acrylat.
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Den
Bindemitteln zum Pulverbeschichten lassen sich radikalische Inhibitoren
zugeben, um eine vorzeitige Polymerisation der vorhandenen, olefinischen
Doppelbindungen zu verhindern. Beispiele für radikalische Inhibitoren
sind Hydrochinon, 4-Methoxyphenol, 2,6-Di-tert-butyl-4-methylphenol,
Phenothiazin, 3,5-Di-tert-butyl-4-hydroxyanisol, 2-tert-butyl-4-hydroxyanisol,
3-tert-butyl-4-hydroxyanisol,
p-Benzochinon.
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Die
Mittel zum Pulverbeschichten können
Photoinitiatoren enthalten, um die radikalische Polymerisation zu
starten. Geeignete Photoinitiatoren schließen beispielsweise solche ein,
die im Wellenlängenbereich von
190 bis 600 nm absorbieren. Beispiele für Photoinitiatoren für radikalisch
härtende
Systeme sind Benzoin und Derivate, Acetophenon und Derivate, wie
beispielsweise 2,2-Diacetoxyacetophenon,
Benzophenon und Derivate, Thioxanthon und Derivate, Anthrachinon,
1-Benzoylcyclohexanol,
Organophosphorverbindungen, wie beispielsweise Acylphosphinoxide.
Die Photoinitiatoren werden beispielsweise in Mengen von 0,1% bis
7 Gew.% und bevorzugt von 0,5% bis 5 Gew.% bezogen auf die Summe
von Harzfeststoffen und Photoinitiatoren verwendet. Die Photoinitiatoren
können
einzeln oder in Kombination verwendet werden.
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Die
Mittel zum Pulverbeschichten können
Katalysatoren enthalten, um ein Feuchtigkeitshärten zu katalysieren. Beispiele
für derartige
Katalysatoren sind Lewis-Basen, zum Beispiel cycloaliphatische Amine,
zinnorganische Verbindungen, wie beispielsweise Dibutylzinndilaurat,
Dibutylzinndioctoat, und Säurekatalysatoren,
wie beispielsweise p-Toluolsulfonsäure, Dodecylbenzolsulfonsäure, Dinonylnaphthalendi-
oder -monosulfonsäure.
Die Katalysatoren können
geblockt sein, wie beispielsweise geblockte p-Toluolsulfonsäure, Dodecylbenzolsulfonsäure, Dinonylnaphthalendisulfonsäure oder
Dinonylnaphthalenmonosulfonsäure.
Die Katalysatoren lassen sich einzeln oder in Kombination miteinander
verwenden.
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Die
Mittel zum Pulverbeschichten können
pigmentierte oder unpigmentierte Pulverlacke aufweisen. Sie weisen
Mittel für
transparente Pulverklarlackbeschichtungen, Mittel für transparente
Pulverschutzschichten oder Mittel für pigmentierte Pulverdecklackbeschichtungen
auf.
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Die
Mittel zum Pulverbeschichten können
transparente, farbvermittelnde und/oder Spezialeffekt vermittelnde
Pigmente und/oder Streckmittel entsprechend einem Gewichtsverhältnis von
Pigment plus Streckmittel zu Harzfeststoffen im Bereich von beispielsweise
0:1 bis 2:1 enthalten. Geeignete, farbvermittelnde Pigmente sind
alle beliebigen, konventionellen Lackpigmente organischer oder anorganischer
Beschaffenheit. Beispiele für
anorganische oder organische, farbvermittelnde Pigmente sind: Titandioxid,
mikronisiertes Titandioxid, Eisenoxid-Pigmente, Carbon-Black, Azo-Pigmente,
Phthalocyanin-Pigmente,
Chinacridon- oder Pyrrolopyrrol-Pigmente. Beispiele für Spezialeffekt
vermittelnde Pigmente sind Metallpigmente, wie beispielsweise solche,
die aus Aluminium, Kupfer oder anderen Metallen hergestellt werden;
Interferenz-Pigmente, wie beispielsweise mit Metalloxid beschichtete
Metallpigmente und beschichtetes Glimmer. Beispiele für verwendbare Streckmittel
sind Siliciumdioxid, Aluminiumsilikat, Bariumsulfat, Calciumcarbonat
und Talkum.
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Zusätzlich zu
den bereits genannten Photoinitiatoren, Inhibitoren und Katalysatoren
können
die Mittel zum Pulverbeschichten ferner konventionelle Pulverlack-Additive
enthalten, wie beispielsweise Verlaufmittel, Entgasungsmittel, Antioxidantien
und Lichtstabilisiermittel auf Basis von HALS-Produkten (gehinderte Amin-Lichtstabilisatoren)
und/oder UV-Absorptionsmittel. Die Additive werden in konventionellen
Mengen angewendet, wie sie dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt sind.
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Die
Mittel zum Pulverbeschichten können
unter Anwendung der konventionellen Methoden hergestellt werden,
wie sie dem Fachmann auf dem Gebiet bekannt sind, und speziell beispielsweise
durch Extrudieren des Pulverlackmaterials, das bereits vollständig durch
Trockenmischen aller erforderlichen Bestandteile in Form einer pastenartigen
Schmelze, Kühlen
der Schmelze, Ausführen
der Grobzerkleinerung, Feinzerkleinerung und anschließendes Klassifizieren
zu der gewünschten
Kornfeinheit von beispielsweise mittleren Partikelgrößen von
20 bis 90 μm
formuliert ist.
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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beschichten von Substraten
durch Auftragen einer Pulverlackschicht als die äußere Lage der Beschichtung
einer mehrlagigen Beschichtung und Härten der aufgetragenen Pulverlackschicht.
Die in Frage kommende Pulverlackschicht wird aus einem Mittel zum
Pulverbeschichten erzeugt, das ein Bindemittelsystem aufweist mit
radikalisch polymerisierbaren, olefinischen Doppelbindungen und
mit hydrolysierbaren Alkoxysilan-Gruppen. Der Gehalt an Harzfeststoffen
des Mittels zum Pulverbeschichten hat eine Äquivalentmasse von olefinischen
Doppelbindungen von 200 bis 2000 und bevorzugt 300 bis 1500 und
einen Gehalt an Siliciumbindung in Alkoxysilan-Gruppen von 1% bis
10 Gew.% und bevorzugt 1% bis 7 Gew.% und besonders bevorzugt 2%
bis 6 Gew.%. Das Härten
der Pulverlackschicht erfolgt durch radikalische Polymerisation
der olefinischen Doppelbindungen bei Bestrahlung mit energiereicher
Strahlung und durch Siloxan-Brückenbildung
unter der Einwirkung von Feuchtigkeit. Für den Fachmann auf dem Gebiet
gilt hierin als offensichtlich, dass in Fall von Substraten mit
Bereichen (zum Beispiel abgeschattete Bereiche), die für die energiereiche
Strahlung unzugänglich
sind, die Härtung
lediglich zur Siloxan-Brückenbildung
unter der Einwirkung von Feuchtigkeit in genau diesen Bereichen
abläuft.
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Die äußere Lage
der mehrlagigen Beschichtung kann eine Lage eines Pulverklarlackes
aufweisen, die auf eine farbvermittelnde und/oder Spezialeffekt
vermittelnde Grundlackschicht oder eine Pigment enthaltende einlagige
Pulverdecklackschicht aufgetragen wird, die zuvor auf die Beschichtung
aufgetragen wurde. Ebenfalls kann sie eine transparente Pulverschutzschicht
aufweisen, die beispielsweise auf die äußere Lage der Beschichtung
einer mehrlagigen Beschichtung und speziell auf eine Klarlackschicht
oder eine pigmentierte Decklackschicht aufgetragen wurden, um eine
besondere Kratzfestigkeit zu erzielen.
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Es
ist überraschend
festgestellt worden, dass es mit Hilfe des Verfahrens der vorliegenden
Erfindung möglich
ist, Lackschichten und speziell Klarlackschichten, pigmentierte
Decklackschichten oder Schutzlackschichten herzustellen, bei denen
die Lagen der Beschichtung zusätzlich
zu einer entsprechenden Härte
auch ein verstärktes
Vernetzen und chemische Beständigkeit
in den abgeschatteten Bereichen zeigen.
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Bevorzugte
Ausführungsformen
des Verfahrens der Erfindung sind dementsprechend: (a) die Erzeugung
einer äußeren Klarlackschicht
einer Klarlackpulverbeschichtung auf einer pigmentierten Grundlackschicht,
(b) die Erzeugung einer äußeren pigmentierten
Decklackschicht einer Pulverbeschichtung auf einem Substrat, das
bereits mit einer oder mehreren Lagen der Beschichtung beschichtet
ist, wie beispielsweise mit einer Grundierschicht und/oder Haftgrundschicht,
und (c) Erzeugung einer äußeren, transparenten
Schutzschicht einer Klarlackpulverbeschichtung auf einem Substrat,
das bereits mit einer oder mehreren Lagen der Beschichtung beschichtet
wurde, wie beispielsweise mit einer Grundierschicht und/oder Haftgrundschicht
zusammen mit einer Lage einer Grundschicht und Klarlackschicht.
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Der
Auftrag der Mittel zum Pulverbeschichten kann unter Anwendung bekannter
Methoden und bevorzugt mit Hilfe des Spritzens erfolgen.
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Substrate,
die in Frage kommen können,
sind speziell nicht nur Metallsubstrate sondern auch thermisch beständige Kunststoffteile,
wie beispielsweise auch glasfaserverstärkte Kunststoffteile. Beispiele
sind Fahrzeuge und Fahrzeugteile und speziell Automobilkarossen
und Karosserieteile, wie beispielsweise Karosseriemontageteile.
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Das
Verfahren das zum Auftragen der Pulverbeschichtungen zur Anwendung
gelangt, kann beispielsweise darin bestehen, dass zunächst das
Mittel zum Pulverbeschichten auf das spezielle Substrat aufgebracht und
durch Erhitzen der aufgebrachten Pulverbeschichtung bis zu einer
Temperatur oberhalb der Schmelztemperatur von beispielsweise im
Bereich von 60° bis
200°C geschmolzen
wird. Nach dem Schmelzen unter der Einwirkung von Wärme, beispielsweise
durch konvektive Erwärmung
oder durch Strahlungswärme,
und einer gegebenenfalls vorgesehenen Phase, in der ein Verlaufen
ermöglicht
wird, kann zum Zweck der radikalischen Polymerisation der olefinischen
Doppelbindungen eine Bestrahlung mit energiereicher Strahlung erfolgen.
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Als
energiereiche Strahlung kann UV(ultraviolett)-Strahlung oder Elektronenstrahl-Strahlung
angewendet werden. Bevorzugt ist UV-Strahlung. Die Bestrahlung kann
kontinuierlich oder diskontinuierlich (in Zyklen) erfolgen.
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Die
Bestrahlung kann beispielsweise in einer Fließbandeinheit erfolgen, die
mit einem oder mehren UV-Strahlern ausgestattet ist oder mit einem
oder mehreren UV-Strahlern, die vor dem zu bestrahlenden Gegenstand
angeordnet sind, oder es kann die Fläche bestrahlt werden, oder
das zu bestrahlende Substrat und/oder der/die UV-Strahler wird/werden
relativ zueinander während
der Bestrahlung bewegt. Beispielsweise kann der zu bestrahlende
Gegenstand durch einen Bestrahlungstunnel gefahren werden, der mit
einem oder mehreren UV-Strahlern ausgestattet ist und/oder einem
Robotor, der mit einem oder mehreren UV-Strahlern ausgestattet ist
und den/die UV-Strahler über
die Substratoberfläche
fahren kann.
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Grundsätzlich lassen
sich während
der Dauer der Bestrahlung der Abstand zu dem Gegenstand und/oder
die Strahlungsleistung des UV-Strahlers während der UV-Bestrahlung verändern. Die
bevorzugte Strahlungsquelle umfasst UV-Strahler, die im Wellenlängenbereich
von 180 bis 420 nm und speziell von 200 bis 400 nm emittieren. Beispiele
für derartige
UV-Strahler sind gegebenenfalls dotierte Hochdruck-, Mitteldruck-
und Niederdruckquecksilberdampflampen und Gasentladungsröhren, wie
beispielsweise Niederdruckxenonlampen. Abgesehen von diesen kontinuierlich
arbeitenden UV-Strahlungsquellen ist es jedoch auch möglich, diskontinuierliche
UV-Strahlungsquellen zu verwenden. Diese sind vorzugsweise so genannte
Hochenergie-Blitzlichtgeräte
(verkürzt "UV-Blitzlichtlampen"). Die UV-Blitzlichtlampen
können
eine Mehrzahl von Blitzlichtröhren
enthalten, wie beispielsweise mit Inertgas, zum Beispiel Xenon,
gefüllte
Quarzröhren.
Die UV-Blitzlichtlampen haben eine Beleuchtungsstärke von
beispielsweise mindestens 10 Megalux und bevorzugt von 10 bis 80
Megalux pro Lichtblitzentladung. Die Energie pro Lichtblitzentladung
kann beispielsweise 1 bis 10 kJ betragen.
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Die
Bestrahlungsdauer mit UV-Strahlung bei Verwendung von UV-Blitzlichtlampen
als die UV-Strahlungsquelle
kann beispielsweise im Bereich von 1 Millisekunden bis 400 Sekunden
und bevorzugt von 4 bis 160 Sekunden in Abhängigkeit von der gewählten Zahl
der Lichtblitzentladungen liegen. Die Lichtblitze können beispielsweise
etwa alle 4 Sekunden ausgelöst
werden. Das Härten
kann beispielsweise mit Hilfe von 1 bis 40 aufeinander folgenden
Lichtblitzentladungen erfolgen.
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Bei
Verwendung kontinuierlicher UV-Strahlungsquellen kann die Bestrahlungsdauer
beispielsweise im Bereich von wenigen Sekunden bis zu etwa 5 Minuten
und bevorzugt weniger als 5 Minuten liegen.
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Der
Abstand zwischen den UV-Strahlungsquellen und der zu bestrahlenden
Substratoberfläche
kann beispielsweise 5 bis 60 cm betragen.
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Die
Bestrahlung mit UV-Strahlung kann in einem oder mehreren aufeinander
folgenden Bestrahlungsschritten erfolgen. Mit anderen Worten kann
die durch Bestrahlung aufgebrachte Energie vollständig in
einem einzelnen Bestrahlungsschritt oder in Anteilen von zwei oder
mehreren Bestrahlungsschritten zugeführt werden.
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Das
Härten
unter der Reaktion von Feuchtigkeit wird durch Exponierung an Bedingungen
ausreichender Feuchtigkeit ausgeführt, zum Beispiel durch Exponierung
an Luftfeuchtigkeit. Die Reaktion der Feuchthärtung ist über einen breiten Bereich der
Luftfeuchtigkeit verfahrenstechnisch einsetzbar und kann bei einer
relativen Luftfeuchtigkeit im Bereich von beispielsweise 10 bis
90% und bevorzugt 20 bis 80% ausgeführt werden.
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Um
ebenfalls eine schnelle Entwicklung einer zufrieden stellenden Vernetzung,
der Härte,
Kratzfestigkeit und chemischen Beständigkeit in den abgeschatteten
Bereichen zu unterstützen,
ist es vorteilhaft, die aufgebrachte und zum Schmelzen gebrachte
Lage der Pulverbeschichtung vor, während und/oder nach der UV-Bestrahlung
an thermischer Energie zu exponieren. Die Lage der Beschichtung
kann beispielsweise unter konvektiver Erwärmung und/oder Strahlungserwärmung an
Temperaturen von näherungsweise
60°C bis
zu 200°C
und bevorzugt 80°C
bis 160°C
(in jedem Fall Objekttemperatur) exponiert werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann speziell im großtechnischen
Maßstab
beispielsweise in technischen oder Kfz-Erstlackbeschichtungen ausgeführt werden.
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Das
folgende Beispiel veranschaulicht eine zweifach härtende Pulverbeschichtung,
die thermisch und bei Exponierung an energiereicher Strahlung härtet.
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BEISPIEL
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- a) Es wurde 170 Gewichtsteile (pbw) Isophorondiisocyanat,
0,40 Gewichtsteile Methylhydrochinon und 0,10 Gewichtsteile Dibutylzinndilaurat
zunächst
in einen 1-Liter-Dreihalskolben eingeführt, der mit einem Rührwert,
Thermometer und Tropftrichter ausgestattet war, und bis 65°C erhitzt.
Bei 65°C
wurden 61 Gewichtsteile Butylethylpropandiol in einer solchen Weise
zugegeben, dass die Temperatur 80°C
nicht überschritt.
Die Temperatur wurde bei 80°C
gehalten, bis ein NCO-Wert (Gewichtsprozent an NCO-Gruppen, berechnet
als MW von 42) von weniger als 13,9% erhalten war. Anschließend wurden
tropfenweise 88,5 Gewichtsteile Hydroxyethylacrylat derart zugegeben,
dass die Temperatur 90°C
nicht überschritt.
Die Temperatur wurde für
weitere drei Stunden bei 90°C
gehalten, bis der NCO-Wert unterhalb von 0,1% abfiel. Sodann wurden
61,50 Gewichtsteile Aminopropyltrimethoxysilan (Dynasilan® AMEO
von Degussa) tropfenweise derart zugegeben, dass die Temperatur
100°C nicht überschritt.
Nach beendeter Zugabe wurden 76,5 Gewichtsteile Isophorondiisocyanat
tropfenweise derart zugegeben, dass die Temperatur 100°C nicht tiberschritt.
Nach beendeter Zugabe wurde das Reaktionsgemisch bis zu 120°C erhitzt
und bei dieser Temperatur gehalten, bis ein NCO-Wert von weniger
als 3,2% erhalten wurde. Bei 120°C
wurden 31 Gewichtsteile Hydroxyethylacrylat und anschließend 11
Gewichtsteile Butandiolmonoacrylat tropfenweise derart zugegeben,
dass die Reaktionstemperatur 125°C
nicht überschritt.
Sobald ein NCO-Wert von weniger als 0,1% erhalten worden war, wurde
das Reaktionsgemisch in eine flache Aluminiumschale gegossen und zerkleinert,
sobald es erstarrt war.
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Das
resultierende spröde
Harz hatte eine zahlengemittelte, relative Molekülmasse Mn von 1700, eine massegemittelte
Mw von 3800 und eine mit Hilfe der DSC ermittelte Glasübergangstemperatur
von 29° bis 41°C.
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- b) Es wurde ein zerkleinertes Gemisch der folgenden
Bestandteile vorgemischt und extrudiert:
92,5 Gewichtsteile
des Bindemittels aus dem vorstehenden Beispiel a)
1,0 Gewichtsteile
Irgacure® 2959
(Photoinitiator von Ciba)
2,0 Gewichtsteile Powdermate 486
CFL (Verlaufmittel-Additiv von Troy Chemical Company)
1,5 Gewichtsteile
Tinovin® 144
(HALS-Lichtstabilisiermittel von Ciba)
1,5 Gewichtsteile Tinuvin® CGL
1545 (UV-Absorptionsmittel von Ciba)
1,5 Gewichtsteile p-Toluolsulfonsäure, geblockt
mit Diisopropylamin.
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Nach
dem Kühlen,
Zerstoßen
und Sieben des zerkleinerten Gemisches war ein Mittel zur Pulverklarlackbeschichtung
erzeugt worden.
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- c) Das Mittel zur Pulverklarlackbeschichtung
aus dem vorstehenden Beispiel b) wurde bis zu einer Schichtdicke
von 80 μm
auf Stahlbleche gespritzt, die mit konventioneller Elektrotauchlackgrundierung,
Haftvermittler und Grundlack (abgelüftet) beschichtet waren und,
sobald sie schmelzflüssig
waren, für
20 Minuten bei 140°C
(Objekttemperatur) bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 55%
ausgeheizt.
- d) Unmittelbar nach der Entnahme aus dem Ausheizofen wurden
einige der pulverbeschichteten und ausgeheizten Testbleche aus dem
vorstehenden Beispiel c) an einem zusätzlichen Härten durch UV-Bestrahlung (Mitteldruck
Quecksilberlampe von Fusion, 240 W/cm, 100% Energieabgabe bei UV-Strahlung
bei einem Abstand des UV-Strahlers/Gegenstands von 16 cm und bei
einer Bandgeschwindigkeit von 3 m/Min., entsprechend einer Strahlungsintensität von 500
mW/cm2 und einer Strahlungsdosis von 1500
mJ/cm2) unterworfen.
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Die
folgende Tabelle zeigt die technischen Eigenschaften der resultierenden
Beschichtungen.
| THERMISCH | THERMISCH
+ UV |
AMTEC-KRATZFESTIGKEIT | 50 | 85 |
XYLOL-TEST | OK | OK |
SÄURE-TEST | 15 | 25 |
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TESTMETHODEN
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Die
Amtec-Kratzfestigkeit, angegeben als Restglanz nach Reflow in %:
Der Restglanz wurde in % (das Verhältnis von Anfangsglanz der
Klarlackoberfläche
zu ihrem Glanz nach Wasch-Kratzen, Glanzmessung in jedem Fall ausgeführt in einem
Beleuchtungswinkel von 20°).
Das Wasch-Kratzen wurde unter Anwendung eines Amtec Kistler-Labor-Autowaschsystems
ausgeführt
(c.f. Th. Klimmasch und Th. Engbert, Entwicklung einer einheitlichen
Laborprüfmethode
für die
Beurteilung der Waschstraßenbeständigkeit
von Automobil-Decklacken [development of a standard laboratory test
method for evaluating resistance of automotive top coats to car
wash systems], und zwar in DFO Proceedings 32, S. 59 bis 66, Technologieseminare,
Proceedings of the seminar am 29. bis 30.04.97, in Köln, veröffentlicht
von der Deutschen Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V., Adersstraße 94, 40215
Düsseldorf).
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Xylol-Test
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- Kurze Beschreibung: Es wird mit Xylol getränktes Filterpapier
auf den Lackfilm gelegt und mit einem Uhrglas für 10 Minuten abgedeckt. Bewertung:
OK = keine sichtbare Veränderung.
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Säure-Test
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- Kurze Beschreibung: Bei 65°C werden 50 μl-Tropfen einer 36%igen Schwefelsäure in Abständen von
1 Minuten für
30 Minuten auf den Lackfilm aufgebracht.
- Bewertung: Zerstörung
des Films nach x (0–30)
Minuten.