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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft allgemein die Gebiete der Gentechnologie
und der Herstellung von Antikörpern.
Insbesondere betrifft sie die Generierung von genetisch modifizierten
Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
mit der Fähigkeit,
sich in reifere Zellen der lymphoiden Linie zu differenzieren, und
die Verwendung derselben zur Herstellung jedweder heterologer Antikörper oder
Bindeproteine.
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Hintergrund
der Erfindung
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Monoklonale
Antikörper
haben sich sowohl für
die Diagnose als auch zur Prävention
und Therapie von Erkrankungen als wirksame Reagenzien erwiesen (Glennie
und Johnson, Immunol. Today, 21, S. 403–410, 2000). Dies liegt an
ihrer einmaligen Fähigkeit,
in sehr spezifischer Weise über
ihre variablen Domänen
an bestimmte Epitope von Zielmolekülen (Antigene) zu binden und
gleichzeitig über
die Domänen
ihrer konstanten Regionen Effektorfunktionen auszuüben (Frazer
und Capra, Fundamental Immunology, W. E. Paul (Hrsg.), Vierte Auflage,
S. 37–74,
1999) (1). Hierdurch werden monoklonale
Antikörper
befähigt,
einzigartige Antigene in komplexen Mischungen von Makromolekülen spezifisch
zu identifizieren und auf diese Ziele Effektorfunktionen auszuüben.
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Antikörper (oder
Immunglobuline) bestehen aus zwei identischen Glykoproteinen der
schweren (H) und leichten (L) Kette, welche über Disulphidbrücken verbunden
sind (1). Jede H- und L-Kette umfasst eine
N-terminale variable Domäne,
welche zwischen verschiedenen Antikörpern variiert, und eine C-terminale konstante
Region, welche in verschiedenen Antikörpern, die demselben Immunglobulin-Isotyp
angehören, identisch
ist (1). Die Kombination von variablen Domänen der
H- und L-Kette bildet die Antigenbindungstasche des Antikörpers und
bestimmt dessen Spezifität
(oder Idiotyp), wohingegen die konstanten Regionen dessen Isotyp
festlegen (Frazer und Capra, s. o.). Die Variabilität von Immunglobulinen
resultiert aus der Tatsache, dass VH- und
VL- Domänen
von einer Vielzahl von Gensegmenten kodiert werden, welche mit V
(variabel), D (Diversität;
lediglich im Locus der H-Ketten vorhanden), und J (verknüpfend) bezeichnet
werden (Tonogawa, Nature, 302, S. 575–581, 1983) (1).
Während
der Differenzierung von B-Lymphozyten erfolgt in jeder Zelle eine
zufällige
Auswahl eines V-, D- und J-Gensegments
für den
stellenspezifischen Rekombinationsprozess der V(D)J-Rekombination,
durch den die Gensegmente derart zusammengefügt werden, dass neue kodierende
Regionen für
VH- oder VL-Domänen entstehen
(Grawunder et al., Curr. Opin. Immunol., 10, S. 172–180, 1998).
Aufgrund der Vielzahl von V-, D-, und J-Gensegmenten und der unpräzisen Verknüpfung der
Gensegmente kann von den Millionen B-Lymphozyten, die täglich von
dem Immunsystem gebildet werden, ein beachtliches Repertoire unterschiedlicher
V-Regionspezifitäten
generiert werden (Melchers et al., Curr. Opin. Immunol., 7, S. 214–227, 1995).
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Während der
Evolution haben sich die Immunglobulingene zwischen verschiedenen
Spezies geringfügig
unterschiedlich entwickelt, sodass sich die konstanten Regionen
von Antikörpern
zwischen verschiedenen Spezies unterscheiden. Folglich sind Immunglobuline
aus einer Spezies zumeist immunogen, wenn sie in das Gefäßsystem
einer anderen Spezies eingeführt
werden.
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Die
Immunogenität
xenogener monoklonaler Antikörper
beschränkt
daher deren Verwendung in der Therapie von Erkrankungen des Menschen,
da die Konfrontationen von Patienten mit xenogenen Antikörpern zu
Nebenwirkungen und sogar zu einer akuten Toxizität oder einfach zu einer Neutralisierung
und Clearance des verabreichten Antikörpers führen kann, wodurch dessen pharmakologische
Wirksamkeit vermindert wird (Clark, Immunol Today, 21, S. 397–402, 2000).
Demgegenüber
führt die
Verabreichung vollständig
humaner Antikörper
an Patienten gewöhnlich
zu keiner der zuvor beschriebenen Komplikationen.
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Humane
Antiseren oder humane polyklonale Antikörper sind gelegentlich aus
dem Blut einzelner Patienten zur Behandlung oder Prävention
von seltenen und gewöhnlich
in hohem Maße
tödlichen
Erkrankungen, wie Infektionen mit dem Ebolavirus, oder z. B. für die Behandlung
von Individuen nach Kontakt mit Schlangengiften isoliert worden.
Dieser Ansatz ist jedoch aus vielerlei Gründen für die Behandlung von Erkrankungen, die
größere Populationen
betreffen, nicht praktikabel. Ferner ist es aus ethischen Gründen unmöglich, Menschen
mit einem gegebenen Antigen zum Zwecke der Bildung monoklonaler
Antikörper
zu immunisieren, da die die gewünschten
Antikörper
produzierenden Zellen der B-Zelllinie beim Menschen in sekundären Lymphoidorganen
entwickelt und gelagert werden und daher nicht in einfacher Weise
erhalten werden können.
Ferner sind viele potenzielle Target-Antigene für therapeutische Antikörper, wie
insbesondere zur Krebstherapie, humane Proteine (Glennie und Johnson,
s. o.). Gegen diese Ziele erfolgt im Menschen unter normalen Umständen keine
Bildung von Antikörpern.
Daher sind in der jüngeren
Vergangenheit beachtliche Anstrengungen unternommen worden, um Verfahren
zur Entwicklung von therapeutischen humanen oder humanisierten Antikörpern ohne
Mitwirkung des humanen Immunsystems bereit zu stellen.
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Der
einfachste Ansatz besteht in der Anwendung standardisierter Verfahren
der Gentechnik zur Klonierung von cDNAs, die für die variablen Domänen der
H- und L-Ketten (VH- und VL-Domänen) kodieren,
aus einer Hybridom-Zelllinie, die einen xenogenen Antikörper der
gewünschten
Spezifität
sezerniert. Die klonierten cDNAs der variablen Regionen werden anschließend in
geeignete Expressionsvektoren für
E. coli, Hefe, Insekten- oder Säugerzellen
kloniert, welche humane Gene für
die konstanten Regionen enthalten. Hierdurch wird die Bildung monoklonaler
Antikörper
ermöglicht,
bei denen die xenogenen VH- und VL-Domänen
mit den Domänen
der konstanten CH- und CL-Regionen
humanen Ursprungs fusioniert sind, woraus ein humanisierter Antikörper resultiert.
Dieser Ansatz weist jedoch den Nachteil auf, dass die Fusion der
xenogenen VH- und VL-Domänen mit
humanen, konstanten CH- und CL-Regionen
entweder zu einer verminderten Affinität oder zu einer veränderten
Spezifität
führen
kann. Zusätzlich
sind die heterologen VH und VL des
humanisierten Antikörpers
in Menschen immer noch immunogen, da die Framework-Regionen von V-Domänen zwischen
verschiedenen Spezies variieren. Dieses Problem kann in einigen
Fällen
durch das Aufpfropfen von individuellen, die Komplementarität bestimmenden
Regionen (CDRs), durch die der direkte Kontakt mit Antigenen vermittelt wird,
auf humane Framework-Regionen der variablen Domänen der schweren und leichten
Kette umgangen werden (Fiorentini et al., Immunotechnology, 3, S.
45–59,
1997). Aus unbekannten Gründen
führt das CDR-Pfropfen
jedoch häufig
immer noch zur Generierung immunogener Antikörper und/oder zur Verminderung/zum
Verlust der Affinität
und Spezifität.
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Folglich
sind in den zurückliegenden
Jahren für
die Herstellung von vollständig
humanen Immunglobulinen zwei unterschiedliche und effektivere Ansätze entwickelt
worden.
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Das
erste Verfahren basiert auf der Expression (dem Display) variabler,
aus einer V
H- und V
L-Domäne bestehender
Einzelkettenregionen (scFv) auf der Oberfläche filamentöser Bakteriophagen
von E. coli (Hoogenboom und Chames, Immunol. Today, 21 S. 371–3818, 2000)
(s. auch
EP 0 585 287
B1 ,
EP 0 605
522 B1 ). Es können
Phage-Display-Bibliotheken hergestellt werden, die ein diverses
Repertoire von V
H- und V
L-Ketten enthalten,
und individuelle scFv-Spezifitäten
können
aus derartigen Bibliotheken durch Bindung rekombinanter Phagen an
immobilisierte Antigene isoliert werden (McCafferty et al., Nature,
348, S. 552–554,
1990).
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Phage-Display-Bibliotheken
für scFv-Bindeproteine,
die von einem natürlichen
humanen Repertoire abgeleitet sind, weisen den Nachteil auf, dass
sie auf Spezifitäten
beschränkt
sind, die in diesem Repertoire enthalten sind, weshalb Spezifitäten für viele
humane Antigene in derartigen Bibliotheken zumeist nicht repräsentiert
sind. Obgleich kombinatorische oder synthetische Phage-Display-Bibliotheken
zur Lösung
dieses Problems verwendet werden können, liegt ein grundsätzlicher
Nachteil dieser Technologie darin, dass Bindeproteine mit einer
hohen Affinität
für ein
gegebenes Antigen häufig
nicht isoliert werden können.
Daher sind große Anstrengungen
unternommen worden, um sehr große
primäre
Bibliotheken entweder im Wege der Brute-Force-Klonierung oder durch
stellenspezifische Rekombinationsverfahren herzustellen.
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Es
wird geschätzt,
dass die besten kombinatorischen oder synthetischen Bibliotheken
109–1011 potenziell unterschiedliche Bindungsstellen
enthalten und Bindungsspezifitäten
im Bereich von 1–200
nM ergeben können
(Hoogenboom und Chames, s. o.). Höhere Affinitäten im pikomolaren
Bereich (10–12 M),
wie sie während
der in vivo Affinitätsreifung
von Immunglobulinen in B-Zellen
des Keimzentrums erreicht werden können, können jedoch lediglich erzielt
werden durch den Einsatz von zusätzlichen
zeitaufwendigen Gentechnikverfahren einschließlich V-Gene Shuffling, 'error prone'-PCR, und der Verwendung
von E. coli-Mutantenstämmen etc.
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Unabhängig von
dem Ergebnis der Selektion einer Phage-Display-Bibliothek müssen die für die scFv-Bindungsstelle kodierenden
Gene in geeignete Expressionsvektoren für humane Immunglobuline umkloniert
werden, und diese müssen
stabil in ein zelluläres Expressionssystem überführt werden,
welches die Herstellung von humanen Antikörpern im Großmaßstab erlaubt,
was eine weitere zeit- und kostenintensive Vorgehensweise bedeutet.
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Der
zweite Ansatz zur Herstellung vollständig humaner monoklonaler Antikörper basiert
auf der Verwendung transgener Mäuse,
die Konstrukte für
Genloci der humanen H- und L-Immunglobulinketten
beherbergen (Jakobovits, Curr. Opin. Biotechnol., 6, S. 561–566, 1995).
Die humanen Immunglobulin-Transgene
werden schließlich
in einen genetischen Hintergrund eingekreuzt, auf dessen Grundlage
ein Zusammenfügen
der endogenen murinen Antigen-Rezeptorgene nicht mehr möglich ist.
In diesen Mäusen
hängt die
Bildung von Zellen der B-Zelllinie von der Expression der schweren
und leichten Immunglobulinketten von den humanen transgenen Konstrukten
ab, und Zellen der B-Zelllinie
dieser Mäuse
können
lediglich humane Antikörper
herstellen. Es existieren drei Variationen dieser Verfahrensweise.
Bei einer werden als Transgene humane Immunglobulin-Miniloci verwendet,
von denen lediglich ein beschränktes
Repertoire an humanen Antikörpern
generiert werden kann (Fishwild et al., Nat. Biotechnol., 14, S.
845–851,
1996) (s. auch
EP 0
546 073 B1 ,
US 5,874,299 ,
WO 92/03918). Nach einer zweiten Variante werden große Regionen
der humanen IgH- und IgκL-Ketten-Genloci
verwendet, die die Mehrzahl der in künstliche Hefechromosomen einklonierten
Gensegmente der variablen Region umfassen. Nach einer dritten Variation
werden Stücke
menschlicher Chromosomen, die sämtliche
humane Genloci der schweren und leichten Immunglobulinketten enthalten,
in die Keimbahn von Mäusen
eingeführt,
wodurch sogenannte transchromosomale Tiere entstehen. Mäuse mit
derartig komplexen Transgenen entwickeln ein praktisch normales
humanes Immunglobulin-Repertoire.
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Die
Immunisierung dieser transgenen oder transchromosomalen Mäuse führt zu einer
humoralen Immunantwort und damit zur Bildung von vollständig humanen
Antikörpern.
Dieser Ansatz zur Generierung humaner Antikörper weist gegenüber der
Technologie der Phage-Display-Bibliothek einen wichtigen Vorteil
auf: Es können
für ein
gegebenes Antigen hochaffine Antikörper generiert werden, da die
humanen Immunglobuline in B-Zellen des Keimzentrums eine Affinitätsreifung
durchlaufen können,
was im Verlauf einer Immunreaktion ein normaler Vorgang ist.
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Diese
Technologie leidet jedoch an einem wichtigen Nachteil: Erstens ist
die Generierung transgener oder transchromosomaler Mäuse sehr
mühsam,
schwierig und zeitaufwendig und daher relativ kostenintensiv. Beispielsweise
beschreibt die WO 92/03918 B-Zellen
einer transgenen Maus, die humane monoklonale Antikörper exprimieren.
Um zu dieser transgenen Maus zu kommen, werden befruchtete Eizellen
mit exogenen Elementen transfiziert, indem die heterologen Transgene
der schweren und leichten Immunglobulinkette mittels pronukleärer Injektion
eingeführt
werden. Die gesamte Vorgehensweise erfordert die Bildung von mindestens
vier verschiedenen Mausstämmen:
Zwei Stämme
mit zielgerichteten Disruptionen innerhalb der endogenen Genloci
für die
schwere und leichte Immunglobulinkette, als auch zwei Stämme, die
Transgene oder Transchromosomen für einen Teil oder sämtliche
der humanen Genloci für
die schwere und leichte Immunglobulinkette tragen. Zusätzlich müssen diese
vier Mausstämme
miteinander gekreuzt werden, wodurch Mäuse mit einem Genotyp erzeugt
werden, die homozygote Disruptionen der endogenen Genloci für die schwere
und leichte Immunglobulinkette aufweisen und gleichzeitig die humanen
Transgene tragen, die für
die heterologen schweren und leichten Immunglobulinkette kodieren.
Die Schaffung der verschiedenen Knockout- und transgenen Mausstämme, und
deren Screening und anschließendes
Kreuzen ist eine langwierige Prozedur und erfordert mindestens 2
Jahre, selbst wenn jeder Schritt vollständig optimiert ist. Die ausgedehnten
Zeitabschnitte, die für
die Entwicklung eines Xenomaus-Stammes erforderlich sind, lassen
wenig Flexibilität bei
der Schaffung unterschiedlicher Mausstämme, die modifizierte transgene
Konstrukte enthalten. Daher ist diese Technologie für die Modifikation
und Verbesserung existierender Antikörper (z. B. ihrer Affinität) nicht
geeignet, da hierfür
die langwierige Vorgehensweise der Generierung eines neuen transgenen
Mausstammes für
diesen einen Antikörper
erforderlich wäre.
Diese Technologie ist daher grundsätzlich beschränkt auf
die de novo-Generierung
humaner Antikörper.
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Aufgrund
der zuvor genannten Tatsachen besteht eindeutig der Bedarf an einer
Technologie, welche die Herstellung vollständig humaner Antikörper erlaubt
und bei der die Vorteile sowohl des Phage-Display-Systems (d. h.
Schnelligkeit und Flexibilität
bei der Generierung humaner Antikörper, und die Möglichkeit
zur Modifizierung und Verbesserung der Eigenschaften existierender
Antikörper)
als auch der Technologie der hinsichtlich humaner Immunglobuline
transgenen Maus (d. h. die Möglichkeit
zum Erhalt hochaffiner Antikörper aufgrund
der im Immunsystem stattfindenden Affinitätsreifung, und die Bildung
von Antikörpern
mit physiologischen und natürlichen
Struktureigenschaften) vereinigt sind.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Mit
der vorliegenden Erfindung werden Mittel und Verfahren zur Herstellung
von Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
bereit gestellt, die verwendet werden können zur Produktion irgendeines
Bindeproteins oder eines oder mehrerer funktioneller Fragmenten
davon mit der Fähigkeit,
selektiv an ein Antigen oder einen Liganden zu binden, einschließlich irgendeines
heterologen Antikörpers,
irgendeines aus variablen Domänen und
konstanten Regionen zusammengesetzten Antigen-Rezeptors umfassend
T-Zell-Rezeptoren
und membrangebundene Immunglobuline, irgendeines artifiziellen Bindeproteins
mit entweder Wildtyp-Immuneffektorfunktionen
oder mit modifizierten oder artifiziellen Effektorfunktionen, welche
nicht von Keimbahnkodierten heterologen Immunglobulinen oder Antigenrezeptoren
hergeleitet werden können,
und irgendeines funktionellen Fragments davon. Insbesondere werden
durch die Erfindung Mittel und Verfahren bereitgestellt, um Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten genetisch
zu modifizieren und ihre Differenzierung in reifere Zellen der lymphoiden Linie
entweder in vitro oder in vivo zu bewirken, wodurch Lymphozyten
generiert werden, die in der Lage sind, das Bindeprotein oder funktionelle
Fragment(e) davon zu produzieren, sowie ein Verfahren zur Herstellung
dieses Bindeproteins oder funktionellen Fragments davon. Ferner
werden durch die vorliegende Erfindung genetisch modifizierte Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
und reife Zellen der lymphoiden Linie als auch immortalisierte,
davon abgeleitete Zellen bereitgestellt, die zur Ausführung der
erfindungsgemäßen Verfahren
geeignet sind.
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Demgemäß erlauben
die Verfahren der vorliegenden Erfindung eine große Flexibilität bei der
Schaffung von lymphoiden Zelllinien mit dem Potenzial, einfach jeden
Typ von Antikörper
oder Bindeprotein innerhalb kurzer Zeit zu exprimieren. Gleichzeitig
erlaubt die Möglichkeit
der Transplantation dieser Zellen in kompatible Vertebraten-Rezipienten,
in denen die Zellen an spezifischen Immunfunktionen wie der Affinitätsreifung teilnehmen,
die Ausnutzung der Selektivität
des Immunsystems zur Schaffung von Antikörpern und Immunglobulin-ähnlichen
oder sogar von artifiziellen Bindeproteinen mit hohen Bindungsaffinitäten für jedwede
gegebene antigene Verbindung oder Zusammensetzung.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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1 ist
eine schematische Darstellung der Struktur und Genetik eines Immunglobulins.
Antikörper oder
Immunglobuline (Ig) sind Glykoproteine, die in ihrer monomeren Form
aus zwei identischen schweren Ketten (IgH) und zwei identischen
leichten Ketten (IgL), die über
Disulphidbrücken
kovalent miteinander verknüpft
sind, bestehen. Jede IgH-Kette umfasst eine N-terminale variable Domäne (VH) und 3–4
Domänen
der konstanten Region (CH1–3, oder
4), was vom Antikörperisotyp
abhängig
ist. Zusätzlich
enthalten Antikörper zwischen
der ersten und der zweiten CH-Domäne eine
Gelenk-Region, durch die den beiden Antigen-Bindungsarmen des heterotetrameren
Glykoproteins Flexibilität
verliehen wird. Die leichten Ketten bestehen lediglich aus einer
N-terminalen variablen (VL) und einer C-terminalen konstanten
Domäne
(CL). Das Arrangement der beiden IgH- und
IgL-Ketten führt
zu einem Y-förmigen
monomeren Antikörper
mit zwei hochvariablen Antigen-Bindungsstellen, welche durch die
Assoziation der variablen Domänen
der IgH- und IgL-Ketten gebildet werden. Beim Vergleich der V-Regionen
verschiedener Antikörper
variieren die variablen Domänen
in einem großen
Ausmaß im
Bereich so genannter hypervariabler Regionen. Diese Variabilität resultiert
aus der Tatsache, dass V-Regionen nicht durch einzelne Gene, sondern,
im Falle von VH-Regionen, durch eine Reihe verschiedener
V-, D- und J-Gensegmente
kodiert werden, von denen jedes einzelne zufällig ausgewählt und anschließend rekombiniert
wird, um die variable Kodierungsregion von IgH-Ketten zu bilden
(s. oberer linker Teil der Zeichnung). Dieser Prozess wird als V(D)J-Rekombination
bezeichnet und tritt während
der frühen
Entwicklungsphase von B-Zellen
auf. Die Genloci für
die IgL-Kette enthalten lediglich eine Reihe verschiedener V- und
J-Gensegmente, aus denen kodierende Regionen für variable Domänen durch
ein zufälliges
V- zu J-Rearrangement
generiert werden (s. oberer rechter Teil der Zeichnung). Die Domänen der
konstanten Region von Antikörpern
derselben Unterklasse (Isotyp) bestimmen die Effektorfunktionen
des Antikörpers
und unterscheiden sich zwischen verschiedenen Antikörpern nicht.
Individuelle B-Lymphozyten können
jedoch im Verlauf einer Immunantwort zu einer Veränderung
des Isotyps des exprimierten Antikörpers veranlasst werden. In
diesem Fall kommt es zu einem somatischen DNA-Rekombinationsereignis
zwischen Switch-Regionen (im unteren Teil der Zeichnung durch einen
Punkt innerhalb der grafischen Darstellung der Gene der konstanten
Region hervorgehoben), die 5' von
den verschiedenen Genen der konstanten Region lokalisiert sind.
Beispielsweise kann eine Rekombination zwischen den μ- und ε-Switch-Regionen
zu einer Deletion sämtlicher Gene
für die
konstante Region von Cμ bis
Cγ4 führen, wie
in der Zeichnung angedeutet ist. Hierdurch wird eine variable VDJ-Kodierungsregion
in unmittelbare Nähe
einer konstanten Cε-Region
gebracht, was zur Expression eines Antikörpers des IgE-Isotyps führt.
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In 2 ist
die Entwicklung von B-Zellen in der Maus veranschaulicht. Die Differenzierung
von B-Lymphozyten in der Maus kann in voneinander getrennte Phasen
unterteilt werden, die phänotypisch
und genotypisch weiter unterteilt werden können. Die frühesten B-Vorläufer(präB)-Zellen,
die im Knochenmark von Wildtypmäusen
gefunden werden können,
stammen von einer pluripotenten hämatopoetischen Stammzelle (HSC, links),
die keine Zelllinien-spezifischen Marker (mit Lin bezeichnet) exprimiert,
die aber durch die Expression des Stammzellen-Antigens 1 (Sca-1) auf ihrer Oberfläche gekennzeichnet
ist. Hiervon ausgehend werden präB-Zellen
generiert, die gewöhnlich
auf beiden Allelen der IgH-Kette DJH-Rearrangements
tragen und gekennzeichnet sind durch die Expression von B220 (ein
pan-B-Zellmarker)
und c-kit auf ihrer Oberfläche.
In dieser Phase befinden sich sämtliche
andere Ig-Genloci gewöhnlich
immer noch in der Keimbahn(GL)-Konfiguration. PräB-Zellen mit einem DJH-Rearrangement
werden als PräB-I-Zellen
bezeichnet und können
unter spezifischen Bedingungen in Gewebekultur gezogen werden. Das
nächste
Ereignis eines Rearrangements in diesen Zellen beinhaltet die Umlagerung
eines der VH-Gensegmente mit einem vorher
existierenden DJH-Element. Sofern hierdurch
ein produktives Rearrangement irgendeines Allels erreicht wird,
so dass eine μH-Kette exprimiert
werden kann, erhalten diese Zellen ein proliferatives Signal, wodurch
sie sich vermehren und in PräB-II-Zellen
differenzieren. Diese Zellen können
den Oberflächenmarker
c-kit nicht mehr exprimieren, erlangen aber die Fähigkeit
zur Expression von CD25. Ein weiteres produktives Rearrangement
auf irgendeinem der IgL-Allele führt
zur Differenzierung in unreife B-Zellen, die membrangebundene Immunglobuline
(IgM) exprimieren. Diese unreifen nativen B-Zellen können das Knochenmark verlassen
und in periphere Lymphoidorgane einwandern, wo sie schließlich auf
Antigene treffen können.
Im Verlauf einer Immunreaktion können
diese B-Zellen in
Antikörper-sekretierende
Plasmazellen differenzieren, währenddessen
es zu einem weiteren DNA-Rekombinationsprozess (Class-Switch-Rekombination)
im Locus der konstanten IgH-Region kommen kann, was zu einer Veränderung
des von den Plasmazellen sekretierten Antikörperisotyps führt.
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Die 3 zeigt
einen schematischen Überblick über das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Generierung humanisierter Vorläufer-B-Lymphozyten (HupräB's). PräB-I-Zellen
mit einem murinen DJH-Rearrangement können aus
der fötalen
Mäuseleber
14–19
Tage nach der Befruchtung oder vom Knochenmark erwachsener Mäuse isoliert
werden (Schritt 1). Die langfristige Kultivierung dieser Zellen
erfordert besondere Gewebekulturbedingungen, einschließlich Schichten
von Stroma-Nährzellen
und/oder Anwesenheit bestimmter Wachstumsfaktoren, wie z. B. IL-7
(Interleukin 7). Unter diesen Bedingungen erfolgt keine weitere
Differenzierung der PräB-I-Zellen
(Schritt 2). Um diese Zellen für
die Herstellung heterologer Antikörper zu verwenden muss verhindert
werden, dass es in diesen Zellen zu weiteren produktiven endogenen
Ig-Gen-Rearrangements kommt. Dies kann z. B. erfolgen, indem in
beide Allele der Genloci für
die schwere und leichte Kette eine oder mehrere cis-agierende Mutationen
eingeführt
werden (Schritt 3b), oder, alternativ, indem eine oder mehrere trans-agierende
Mutationen eingeführt
werden, die eine weitere V(D)J-Rekombination der Ig-Gene verhindert,
z. B. durch Deletion eines der beiden Gene zur Aktivierung der Rekombination
RAG-1 oder RAG-2 (Schritt 3a). Die letztgenannten Zellen können anschließend mit
rekombinanten Retroviren, die in der Lage sind, die Expression von
xenogenen, in diesem Fall humanen IgH- und IgL-Ketten zu vermitteln,
stabil transduziert werden (Schritt 4a). Diese retroviralen Vektoren
können
ferner verwendet werden zur stabilen Transduktion der zuvor genannten
Zellen, die cis-agierende Mutationen in endogenen Ig-Genloci aufweisen.
Zusätzlich
sind präB-Zellen
mit cis-agierenden Mutationen immer noch in der Lage zur Durchführung von
Ig-Gen-Rearrangements.
Es ist daher möglich,
diese Zellen mit heterologen Ig-Genloci der Keimbahn stabil zu transfizieren,
welche V(D)J-Rearrangements durchlaufen können und von denen neue xenogene
Antikörper
produziert werden können
(Schritt 4b). Sofern die heterologen oder xenogenen Gene für die IgH-
und IgL-Kette menschlichen
Ursprungs sind, werden die PräB-I-Zellen
lediglich das Potenzial aufweisen für die Expression vollständig humaner
Antikörper,
weshalb sie als HupräB-Zellen
bezeichnet werden.
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Die 4 ist
eine schematische Darstellung, in der das Targeting der endogenen
Genloci unter Verwendung positiv/negativer Vektoren zum Gene-Targeting
veranschaulicht wird. Für
das Targeting endogener Genloci wird eine genomische Region von
ungefähr
1 kb stromaufwärts
(kurzer Arm) des Locus und eine Region von ungefähr 3 kb (langer Arm) stromabwärts des
Gens in einen leeren positiv-negativen Targeting-Vektor kloniert.
Beispielhaft ist die Strategie zum Targeting eines DJH3-rearrangierten Locus
der IgH-Kette dargestellt. Mit diesem Konstrukt erfolgt die Transfektion
von PräB-I-Zellen
und die Integration des Targeting-Vektors mittels homologer Rekombination
wird selektiert und schließlich
nachgewiesen. Der positive Selektionsmarker erlaubt die Selektion
nach der stabilen Integration des Konstrukts in das Genom der transfizierten
Zelle. Die Expression des negativen Selektionsmarkers wäre für die Zelle
toxisch, weshalb nur solche Zellen Überleben, die den negativen
Selektionsmarker bei der stabilen Integration verloren haben, was
durch zwei homologe Rekombinationsereignisse am richtigen Locus
eintritt. Zwei mögliche
Stellen für
die homologe Rekombination zwischen dem endogenen Genlocus und dem
Targeting-Konstrukt sind durch unterbrochene Linien angegeben. Sofern
es durch derartige homologe Rekombinationsereignisse zu einer Integration
des Konstrukts kommt, ersetzt der positive Selektionsmarker die
endogene Region, die zwischen den homologen kurzen und langen Armen
lokalisiert ist. Wenn der positive Selektionsmarker wie angegeben
von zwei loxP-Rekombinationssignalen flankiert ist, kann die Deletion
des Selektionsmarkers durch transiente Expression der cre-Rekombinase
vermittelt werden, sodass dasselbe Targeting-Konstrukt zum Targeting
des zweiten Allels desselben Genlocus verwendet werden kann.
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In 5a ist die Klonierungsstrategie für die Herstellung
eines Targeting-Vektors für
einen Genlocus einer IgH-Kette veranschaulicht. Die detaillierte
Klonierungsstrategie für
die Herstellung eines möglichen
Targeting-Konstrukts für
DJH-rearrangierte
murine Genloci der IgH-Kette ist hier am Beispiel eines DFL16.1-JH4-rearrangierten
Genlocus dargestellt. Andere DJH-rearrangierte Genloci
der IgH-Kette können
mit demselben Targeting-Vektor erreicht werden. Einmalige Restriktionsstellen
im endogenen Genlocus sind angegeben (oberes Konstrukt), und die
Regionen von 1523 und 3215 Bp, die mittels PCR aus genomischer DNA
in den leeren positiv-negativen Targeting-Vektor pBSL-flneo-DT4 kloniert worden
sind, sind angegeben (s. 6b, pBSL-flneo-DT4 wurde als
Beispiel für
zahlreiche verschiedene leere Targeting-Vektoren ausgewählt). Die PCR-Primer
für die
kurzen und die langen Arme enthalten die Restriktionsstellen NotI
und AscI zum Klonieren der Fragmente in die einmaligen und kompatiblen
Restriktionsstellen von pBSL-flneo-DT4. Die Organisation des endgültigen Targeting-Konstrukts
ist unten dargestellt, und die Positionen ausgewählter Restriktionsstellen sind
angegeben.
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In 5b ist die Klonierungsstrategie zur Herstellung
eines Targeting-Vektors für
den Genlocus der IgκL-Kette
veranschaulicht. Die detaillierte Klonierungsstrategie zur Herstellung
eines möglichen
Targeting-Konstrukts für
murine Genloci der IgκL-Kette
für die
zielgerichtete Deletion sämtlicher
Jκ-Gensegmente der
Keimbahn ist hier veranschaulicht. Einmalige Restriktionsstellen
sind im endogenen Genlocus angegeben (oberes Konstrukt), und die
Regionen von 739 und 3379 Bp, die aus genomischer DNA mittels PCR
in den leeren positiv-negativen
Targeting-Vektor pBSL-flneo-DT4 kloniert worden sind, sind angegeben
(s. 6b, pBSL-flneo-DT4 wurde als
Beispiel für
zahlreiche verschiedene leere Targeting-Vektoren ausgewählt). Wie
in 5a, enthalten die PCR-Primer für die kurzen und die langen
Arme die Restriktionsstellen NotI und AscI zum Klonieren der kurzen
und langen Arme in kompatible Restriktionsstellen von pBSL-flneo-DT4.
Die Organisation des endgültigen
Targeting-Konstrukts ist unten dargestellt, und die Positionen ausgewählter Restriktionsstellen
sind angegeben.
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Die 5c veranschaulicht die Klonierungsstrategie zur
Herstellung eines Targeting-Vektors für den Genlocus RAG. Die detaillierte
Klonierungsstrategie zur Herstellung eines möglichen Targeting-Konstrukts
für den
murinen Genlocus RAG für
die zielgerichtete Deletion des Gens RAG-1 ist hier dargestellt.
Der Genlocus RAG ist in der Maus auf dem Chromosom 2 lokalisiert
und enthält
die beiden sehr eng verknüpften
Gene RAG-1 und RAG-2,
die jeweils für
sich für
Rearrangements von Ig-Genen wesentlich sind. Die offenen Leserahmen
(ORFs) beider Gene werden von einem einzigen Exon kodiert, aber
ein kurzes, nicht-translatiertes Exon
stromabwärts
eines jeden Promotorelements (durch Dreiecke dargestellt) wird mit
einem großen
Exon gespleißt,
dass die gesamten ORFs von RAG enthält. Einmalige Restriktionsstellen
sind im endogenen Genlocus angegeben (oberes Konstrukt). Die genomischen
Regionen von 1078 und 2950 Bp stromauf- bzw. stromabwärts des
RAG-1 ORFs werden mittels PCR aus genomischer DNA in den leeren
positiv/negativen-Targeting-Vektor
pBSL-flneo-DT4 wie angegeben kloniert (s. 6b für pBSL-flneo-DT4,
der als Beispiel für
zahlreiche verschiedene leere Targeting-Vektoren ausgewählt wurde).
Wie in 5a enthalten die PCR-Primer
für die
kurzen und langen Arme die Restriktionsstellen NotI und AscI zum
Klonieren der kurzen und langen Armen in kompatible Restriktionsstellen
von pBSL-flneo-DT4.
Die Organisation des endgültigen Targeting-Konstrukts
ist unten dargestellt, und die Positionen ausgewählter Restriktionsstellen sind
angegeben.
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Die 6a ist eine detaillierte Darstellung der Klonierungsstrategie
für die
auf DT-α und
DT-α(tox176) basierenden
positiv-negativen Vektoren zum Gene-Targeting (vorbereitende Schritte).
Eine Vorbedingung für die
Herstellung leerer Targeting-Vektoren ist die Verlängerung
der multiplen Klonierungsstelle (MCS) eines gewöhnlichen Klonierungsplasmids,
wie pBluescript, damit dem Polylinker zusätzliche geeignete Restriktionsstellen
zugeführt
werden, welche anschließend
für die
Insertion von Expressionskassetten für positive und negative Selektionsmarker
als auch für
genomische Regionen verwendet werden können, die zum Targeting eines
endogenen Genlocus durch homologe Rekombination erforderlich sind.
Dargestellt ist die Insertion eines zusätzlichen Oligomers mit zusätzlichen
Restriktionsstellen in die MCS von pBlueskript, wodurch das Plasmid pBSL
mit einem verlängerten
Polylinker generiert wird. Dieses Konstrukt wird verwendet, um eine
durch den β-Actin-Promotor gesteuerte
Expressionskassette entweder für
das Wildtyp-Diphterie-Toxin α oder
für eine
abgeschwächte
Version davon, bezeichnet mit DTα(tox176),
einzuführen
(vgl. Beispiel 5b, Schritt 2). Diese beiden Konstrukte mit verlängerter
multipler Klonierungsstelle sind mit pBSL-DT4 (unten links) bzw. pBSL-DT4tox176
(unten rechts) bezeichnet. Die Expressionskassetten für das Diphterie-Toxin
werden unter Verwendung der Restriktionsstellen XbaI und BglII wie
angegeben in pBSL kloniert. Eine diagnostische Restriktionsstelle
NheI, die für
die Expressionskassette des attenuierten Dttox176 einmalig ist,
ist ebenfalls angegeben.
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6b ist eine detaillierte Darstellung der Klonierungsstrategie
der auf DT-α und
DT-α(tox176)
basierenden positiv-negativen Vektoren zum Gene-Targeting (letzte
Klonierungsschritte). Beschrieben ist die Klonierung von leeren
positiv/negativ Targeting-Vektoren, die als positive Selektionsmarker
entweder Neomycin, HygromycinB oder Puromycin sowie eine Expressionskassette
für das
Wildtyp-Diphterie-Toxin α enthalten. Dieselben
Klonierungsstrategien können
für Vektoren
angewendet werden, die stattdessen eine Expressionskassette für DT-α(tox176)
enthalten. Die zum Klonieren von Fragmenten und für die Linearisierung
von Konstrukten verwendeten Restriktionsenzyme sind angegeben. Sämtliche
positive Selektionsmarker sind so gestaltet, dass sie von loxP-Stellen,
welche von der cre-Rekombinase erkannt werden können, flankiert sind ('floxed'). Während eine
gefloxte Expressionskassette für
Neomycin von dem bestehenden Vektor pGL2-neo (m) + (DSM14705) rekloniert
werden kann, müssen
gefloxte Expressionskassetten für
HygromycinB und Puromycin in zwei Schritten eingeführt werden.
Hierfür
wurde ein synthetisches DNA-Oligomer, das zwei loxP-Stellen enthält, die
durch eine MluI-Stelle getrennt sind, unter Bildung von pBSL-DT4-2loxP
wie angegeben in pBSL-DT4 eingeführt.
In einem letzten Schritt wurden die Expressionskassetten für HygromycinB-
und Puromycin-Resistenz mittels PCR in die einmalige MluI-Stelle
von pBSL-DT4-2loxP kloniert.
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Die 7a zeigt die schematische Organisation retroviraler
Expressionsvektoren für
humane IgH-Ketten. Rekombinante retrovirale Vektoren, die die Expression
von humanen IgH- Kettenproteinen
erlauben, sind modular aufgebaut und enthalten Promotor- und Enhancerelemente
des Ig-Locus sowie kodierende Regionen für die Domänen der variablen und konstanten
Region von IgH-Ketten. Die transkriptionelle Orientierung der IgH-Expressionskassette
ist gegenläufig
zum retroviralen 5'LTR-Promotorelement,
um ein auf den Ig-spezifischen Promotor- und Enhancerelementen basierendes,
für B-Zellen
spezifisches Expressionsmuster zu schaffen. Die Expressionskassette
enthält
einen murinen VH-Promotor, eine Leader(L)-Sequenz
mit variable IgH-Domänen
kodierenden VDJ-Exons, den murinen Intron-Enhancer der schweren
Kette (EμH),
konstante Regionen heterologer IgH-Ketten kodierende Exons, Exons für die Membran-überspannenden
Regionen von Immunglobulinen, und Elemente des murinen IgH 3'α-Enhancers. Unter Verwendung von Restriktionsenzymen,
die kompatible Überhänge generieren,
können
verschiedene L-VDJ-Regionen
und selbst Bibliotheken von L-VDJ-Regionen in die einmaligen Restriktionsschnittstellen
BamHI und HindIII des IgH-Expressionsvektors
kloniert werden. Aufgrund des modularen Aufbaus können Exons
oder Enhancerelemente der konstanten Region unter Anwendung einfacher
molekularbiologischer Techniken ausgetauscht werden (wie angegeben).
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Die 7b ist eine schematische Darstellung der Organisation
retroviraler Expressionsvektoren für humane IgκL-Ketten. Wie die in 7a dargestellten Vektoren weisen rekombinante
retrovirale Vektoren, die die Expression humaner IgκL-Kettenproteine erlauben,
ein ähnliches
modulares Design auf und enthalten für den IgL-Kettenlocus spezifische
Promotor- und Enhancerelemente als auch kodierende Regionen für die Domänen der
variablen und konstanten Region von IgκL-Ketten. Die transkriptionelle
Orientierung der IgκL-Expressionskassette
ist gegenläufig
zum retroviralen 5'LTR-Promotorelement,
um ein auf den Ig-spezifischen Promotor- und Enhancerelementen basierendes,
für B-Zellen
spezifisches Expressionsmuster zu schaffen. Die Expressionskassette
enthält
einen murinen Vκ-Promotor,
eine Leader(L)-Sequenz mit variable IgκL-Domänen kodierenden VJ-Exons, den murinen κ-Intron-Enhancer
(κiE), die
konstante Region heterologer IgL-Ketten kodierenden Exons, sowie
Elemente vom murinen Ig κ3'-Enhancer (κ3'E), wie angegeben.
Zusätzlich
enthalten retrovirale Expressionsvektoren für die IgκL-Kette eine vollständige Expressionskassette
für Puromycin, wodurch
die Selektion stabil transduzierter PräB-Zellen ermöglicht wird.
Unter Verwendung von Restriktionsenzymen, die kompatible Überhänge generieren,
können
verschiedene L-VJ-Regionen und selbst Bibliotheken von L-VJ-Regionen
in die einmaligen Restriktionsstellen BamHI und HindIII des IgH-Expressionsvektors kloniert
werden. Aufgrund des modularen Designs können modifizierte Exons oder
Enhancerelemente für
die konstante Region unter Anwendung einfacher molekularbiologischer
Techniken ausgetauscht werden (wie angegeben).
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8 veranschaulicht
die Vorgehensweise für
die retrovirale Transduktion von murinen PräB-Zellen, die von Stromazellen
und IL7 abhängig
sind, mit retroviralen Vektoren, die heterologe IgH- und IgL-Ketten
kodieren. Langfristig proliferierende, von Stromazellen und IL7
abhängige
PräB-Zelllinien
mit Mutationen, die mit endogenen Ig-Gen-Rearrangements interferieren
(vgl. 3), können wie angegeben sequenziell
mit IgL-Ketten und IgH-Ketten
kodierenden retroviralen Expressionsvektoren transduziert werden.
Nachdem die Zellen erfolgreich zunächst mit retroviralen Konstrukten
zur Expression der heterologen IgL-Kette und anschließend mit
solchen für
die IgH-Kette transduziert worden sind, haben sie das Potenzial
zur Expression heterologer Antikörper
im Wege der Differenzierung dieser Zellen entweder in vitro oder
in vivo (s. 10).
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Die 9 zeigt
einen schematischen Überblick über Quellen,
aus denen variable Domänen
kodierende Regionen isoliert werden können. Kodierende Regionen für die variablen
Domänen
können
aus vielen unterschiedlichen Quellen isoliert werden, wie in dieser Figur
dargestellt ist. Das modulare Design der retroviralen Vektoren erlaubt
die Klonierung retroviraler Vektoren, die z. B. lediglich eine einzige
Spezifität
kodieren, beispielsweise von einem geeigneten, bereits existierenden
monoklonalen Antikörper.
Im Wege der Transduktion dieser Vektoren und der Transplantation
transduzierter Zellen in Mäuse
in vivo (s. 10) können dann einzelne Spezifitäten einer
Affinitätsreifung
zugeführt
werden. Alternativ können
vollständige
VDJ- und VJ-Bibliotheken aus Lymphozyten des peripheren Blutes (PBLs)
von entweder gesunden, kranken oder immunisierten Patienten isoliert
und anschießend
in retrovirale Expressionsvektoren für die IgH- und IgL-Kette kloniert
werden. In der Tat ist es sogar möglich, vollständig synthetische
Repertoires für
die VH- und VL-Region
zu generieren, die in retrovirale Ig-Expressionsvektoren kloniert
werden können,
welche dann nachfolgend stabil transduziert und in vivo funktionell
selektiert werden können
(s. 10).
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Die 10 veranschaulicht die Transplantation von HuPräB's in immundefiziente
Mäuse zur
Herstellung vollständig
humaner monoklonaler Antikörper.
Wie normale murine PräB-Zellen
können
HuPräB-Zellen
in murine Rezipienten transplantiert werden, wo sie an Immunreaktionen
des Rezipienten teilnehmen können. Wenn
HuPräB-Zellen
in immundefiziente Rezipienten transplantiert werden, denen endogene
B-Zellen fehlen, sind die einzigen Antikörper, die anschließend produziert
werden können,
heterologe (humane) Antikörper
von den transplantierten HuPräB-Zellen. Es gibt viele
verschiedene Rezipientenstämme,
die für
die Transplantation von HuPräB-Zellen
verwendet werden können.
Stämme
ohne B- und T-Lymphozyten sind z. B. die bezüglich RAG-1 und RAG-2 defizienten
sowie scid-Mausstämme.
Um eine T-Zell-abhängige Immunreaktion
unter Beteiligung von B-Lymphozyten, die von transplantierten HuPräB-Zellen
stammen, auslösen
zu können,
können
Populationen von T-Helferlymphozyten isoliert und in diese Mäuse co-transplantiert
werden (linke Seite). Alternativ können Mausstämme lediglich ohne B-Lymphozyten,
wie z. B. bezüglich
JH defiziente Mäuse, alleine durch Transplantation
mit HuPräB-Zellen
rekonstituiert werden (rechte Seite). Sobald die peripheren B- und T-Lymphozyten-Kompartimente
nach der Transplantation rekonstituiert sind, können diese Mäuse unter
Anwendung gewöhnlicher
Protokolle zur Immunisierung gegen jedwedes gewünschte Antigen immunisiert
werden. Von diesen Mäusen
stammende Plasmazellen können
anschießend
z. B. durch Fusion mit Myelomzellen immortalisiert werden, um (Hybridom-)Zellen
herzustellen, die in der Lage sind, permanent heterologe (humane)
monoklonale Antikörper
mit Spezifität
für die
injizierte immunogene Verbindung oder Zusammensetzung zu sezernieren.
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Die 11a veranschaulicht die Konstruktion eines retroviralen
Expressionsvektors für
die konstitutive Expression des anti-apoptotischen Gens bcl-2 (vorbereitende
Schritte). Das Entfernen von IL-7 aus kontinuierlich proliferierenden
PräB-Zellkulturen in vitro
führt zur
Differenzierung von PräB-Zellen,
gleichzeitig aber auch zur Induktion von Apoptose. Diese Apoptose
kann durch konstitutive Expression eines antiapoptotischen Gens
wie z. B. bcl-2 verhindert werden. Für die Schaffung eines selektierbaren
retroviralen Expressionsvektors für bcl-2 wird die murine bcl-2
cDNA sequenziell mit einem offenen Leserahmen für HygromycinB in einen dualen
Genexpressionsvektor pIRES kloniert. Dieser Vektor enthält eine
interne ribosomale Eintrittssequenz, die von zwei multiplen Klonierungsstellen
flankiert wird, in welche zwei verschiedene Gene kloniert werden
können.
Von einem einzigen Promotor können
hierdurch in Säugerzellen
zwei Gene simultan exprimiert werden. Die Strategie für die Insertion
des bcl-2 ORF's
und des Gens für
den Selektionsmarker HygromycinB in pIRES zur Schaffung eines pBcl2-IRES-hygroB-Vektors
ist angegeben.
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Die 11b veranschaulicht die Konstruktion eines retroviralen
Expressionsvektors für
die konstitutive Expression des anti-apoptotischen Gens bcl-2 (finale
Klonierungsschritte). Nach dem Zusammenbau der vom CMV-Promotor
getriebenen bcl-2-IRES-HygromycinB-Kassette
wird die gesamte duale Expressionskassette aus dem pBcl2-IRES-hygroB-Vektor
wie angegeben als ein SalI/ClaI-Fragment in den retroviralen Transfervektor
pLIB umkloniert. Hierdurch wird das rekombinante retrovirale Konstrukt
pLIB-Bcl2-IRES-hygroB generiert, welches verwendet werden kann,
um PräB-Zellen
stabil zu transduzieren und ihnen die Fähigkeit zur simultanen Expression
von bcl-2 und der Resistenz gegenüber HygromycinB zu verleihen.
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Die 12a ist eine beispielhafte Darstellung der Konstruktion
retroviraler Expressionsvektoren für die Expression humaner IgH-Ketten
(vorbereitender Schritt I). Die zahlreichen IgH-Promotor- und Enhancerelemente
wie auch die kodierenden Regionen für die verschiedenen Domänen der
variablen konstanten Region werden sequenziell in einen retroviralen
Transfervektor, wie z. B. das Plasmid pLIB, kloniert. Dieses Plasmid enthält sämtliche
Elemente, die für
das retrovirale Packaging und die Integration des Provirus erforderlich
sind, d. h. einen 5'LTR,
ein Verpackungssignal, und einen 3'LTR, kloniert in ein bakterielles, mit
Ampicillin selektierbares Plasmidrückgrat mit einem ColE1-Replikationsursprung
(wie angegeben). Dargestellt sind die ersten Klonierungsschritte
zur Insertion eines VH-Promotors, des murinen Intron-Enhancers
der schweren Kette (EμH),
einschließlich
flankierender Matrix-Attachment-Regionen (MAR), und des 3'α Enhancers der IgH-Kette (3'αE). Hervorgehoben sind Restriktionsenzyme,
die an den Enden mittels PCR amplifizierter Fragmente eingebaut
sind, sowie einzigartige kompatible Restriktionsstellen im Plasmidrückgrat,
die für
die zahlreichen Klonierungsschritte verwendet werden können.
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Die 12b veranschaulicht die Konstruktion retroviraler
Expressionsvektoren für
die Expression humaner IgH-Ketten (vorbereitender Schritt II). Der
IgH 3'α-Enhancer
enthält
vier funktionelle Regionen, die im Wege der Aktivierung des Enhancers
während
der terminalen Differenzierung der B-Zellen sensitiv gegenüber einem
Verdau durch DNaseI werden und daher als hypersensitive Regionen
HS 1, 2, 3, und 4 bezeichnet werden. Jede dieser HS-Regionen trägt zur Enhanceraktivität von 3'αE bei, wobei die Enhanceraktivität jedoch größtenteils
von den HS-Regionen
1 und 2 erbracht wird. Obwohl die HS-Regionen 1 und 2 von 3'αE allein in der Lage sind, die
Expression eines Reportergens auf annähernd gleichem Niveau wie die
gesamte 3'αE-Region zu steuern,
kann es für
einige retrovirale IgH-Expressionskonstrukte
wünschenswert
sein, die anderen funktionellen Regionen von 3'αE
einzuschließen.
Aus diesem Grund ist hier die Klonierung der Regionen HS 3 und HS
4 von 3'αE dargestellt.
Hervorgehoben sind Restriktionsenzyme, die an den Enden mittels
PCR amplifizierter Fragmente eingebaut sind, sowie einzigartige
kompatible Restriktionsstellen im Plasmidrückgrat, die für die zahlreichen
Klonierungsschritte verwendet werden können.
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Die 12c zeigt die Konstruktion retroviraler Expressionsvektoren
für die
Expression humaner IgH-Ketten (vorbereitender Schritt III). Im Anschluss
an die Klonierung der IgH-Promotor- und Enhancerelemente in einen
retroviralen Transfervektor müssen
kodierende Regionen für
IgH-Ketten eingeführt
werden. Um membrangebundene als auch sezernierte Formen von Immunglobulinen
exprimieren zu können,
müssen
in die retroviralen Expressionsvektoren Exons für die Membranüberspannenden
Regionen von IgH-Ketten eingeschlossen werden. Die Membran-überspannenden
Regionen unterscheiden sich signifikant zwischen verschiedenen Isotypen
hinsichtlich der Länge,
der primären
Sequenz und der Exon/Intronstruktur. Daher müssen verschiedene Membran-überspannende
Regionen für
schwere Ketten von IgM, IgG, IgA und IgE kloniert werden. Als Beispiel
ist die PCR-Klonierung und Insertion der vier unterschiedlichen
Membran-überspannenden Regionen
in das Plasmid pAB-3 dargestellt. Dieselbe Vorgehensweise der Klonierung
kann mit den Vektoren pAB-4 und pAB5 durchgeführt werden, die verlängerte Versionen
von IgH-3'αE enthalten.
Hervorgehoben sind Restriktionsenzyme, die an den Enden mittels
PCR amplifizierter Fragmente eingebaut sind, sowie kompatible Restriktionsstellen
im Plasmidrückgrat,
die für
die zahlreichen Klonierungsschritte verwendet werden können.
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Die 12d veranschaulicht die Konstruktion retroviraler
Expressionsvektoren für
die Expression humaner IgH-Ketten (vorbereitender Schritt IV). Humane
B-Lymphozyten sind in der Lage, vier verschiedene IgG-Isotypen IgG1,
IgG2, IgG3 und IgG4 zu bilden, die sich hinsichtlich ihrer Sequenz
leicht voneinander unterscheiden und verschiedene physiologische
Effektorfunktionen ausüben.
Die Klonierung der Gene für
die konstante Region in einen Zwischenvektor pAB-3.2, der bereits
Membran-überspannende
Ig-Exons enthält,
ist hier dargestellt. Die endogene Exon/Intron-Organisation einschließlich der
für die
Gelenk(H)-Regionen kodierenden Exons für die zahlreichen IgG-Isotypen ist angegeben.
Hervorgehoben sind Restriktionsenzyme, die an den Enden mittels
PCR amplifizierter Fragmente eingebaut sind, sowie einzigartige
kompatible Restriktionsstellen im Plasmidrückgrat, die für die zahlreichen
Klonierungsschritte verwendet werden können. Im Wege der Klonierung
eines VDJ-rearrangierten
Exons für
die variable Domäne
sind diese Konstrukte in der Lage, vollständige IgG-Ketten zu exprimieren
(s. 15).
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Die 12e zeigt die Konstruktion retroviraler Expressionsvektoren
für die
Expression humaner IgH-Ketten (vorbereitender Schritt V). Die Klonierung
der Gene der konstanten Region für
die verbleibenden humanen Ig-Isotypen IgM, IgA1, IgA2 und IgE ist
dargestellt. Ähnlich
wie bei der in 12d dargestellten Vorgehensweise
der Klonierung von Genen für
konstante IgG-Regionen werden die genomischen Regionen dieser Isotypen
als mit NotI gespaltene PCR-Fragmente in die einmaligen NotI-Restriktionsstellen
stromaufwärts der
jeweiligen Membranüberspannenden
Exons dieser Isotypen insertiert. Die endogene Exon/Intron-Organisation
einschließlich
der die Gelenk(H)-Regionen
für die
verschiedenen Ig-Isotypen kodierenden Exons ist dargestellt. Hervorgehoben
sind Restriktionsenzyme, die an den Enden mittels PCR amplifizierter
Fragmente eingebaut sind, sowie einzigartige kompatible Restriktionsstellen
im Plasmidrückgrat,
die für
die zahlreichen Klonierungsschritte verwendet werden können. Durch
die Klonierung eines VDJ-rearrangierten
Exons für
die variable Domäne
sind diese Konstrukte in der Lage, vollständige IgH-Ketten des jeweiligen
Isotyps zu exprimieren (s. 15).
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Die 13a zeigt die Konstruktion retroviraler Expressionsvektoren
für die
Expression humaner IgκL-Ketten
(vorbereitender Schritt I). Ähnlich
der Konstruktion retroviraler Expressionsvektoren für IgH-Ketten erfordern
Expressionsvektoren für
IgκL-Ketten
die für
den κL-Kettenlocus
spezifischen Promotor- und Enhancerelemente zusätzlich zu den kodierenden Regionen
für die κL-Kettenproteine,
die sequenziell in einen retroviralen Transfervektor kloniert werden
müssen.
Ausgehend von dem retroviralen Basisvektor pLIB wird zunächst wie
angegeben ein Vκ-Promotor
in pLIB kloniert. Anschließend
erfolgt die Insertion eines PCR-Produkts, dass den humanen κ-Intron-Enhancer (κiE mit seiner
stromaufwärts
liegenden Matrix-Attachment-Region,
MAR) und das Gen für
die konstante Region der humanen κL-Kette
(linke Seite der Zeichnung) enthält, oder,
alternativ, die Insertion eines PCR-Fusionsfragments aus dem κiE der Maus
und dem Gen für
die konstante Region der humanen κL-Kette (rechte Seite
der Zeichnung), welches durch eine „Single Overlap Extension"(SOE)-PCR erhalten
wird. In beide Konstrukte wird ein den murinen κ3'-Enhancer(κ3'E) enthaltendes PCR-Produkt insertiert.
Hervorgehoben sind Restriktionsenzyme, die an den Enden mittels
PCR amplifizierter Fragmente eingebaut sind, sowie einmalige kompatible
Restriktionsstellen im Plasmidrückgrat,
die für
die zahlreichen Klonierungsschritte verwendet werden können.
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Die 13b veranschaulicht die Konstruktion retroviraler
Expressionsvektoren für
die Expression humaner IgκL-Ketten
(vorbereitender Schritt II). Retrovirale Expressionskonstrukte für humane
IgH- und IgκL-Ketten
werden sequenziell in PräB-Zellen transduziert,
weshalb es wünschenswert
ist, nach der ersten Runde der Transduktion mit IgκL-Ketten
exprimierenden Vektoren auf stabil transduzierte Zellen selektieren
zu können.
Aus diesem Grund wird eine von dem Promotor SV40 gesteuerte Puromycin-Expressionskassette
in die beiden möglichen
retroviralen Transfervektorintermediate für die IgκL-Kette pAB-7.1 und pAB-8.1 wie angegeben eingeführt. Durch
Klonierung eines VκJκ-rearrangierten
Exons für
die variable Domäne
in diese Vektoren sind diese retroviralen Konstrukte in der Lage,
humane IgκL-Ketten
zu exprimieren (s. 15).
-
Die 14a zeigt die Konstruktion retroviraler Expressionsvektoren
für die
Expression humaner IgλL-Ketten
(vorbereitender Schritt I). Retrovirale Expressionskonstrukte für humane
IgλL-Ketten
werden kloniert, indem zunächst
ein PCR-Fusionsprodukt
aus einer Puromycin-Kassette und einem Vλ-Promotor in pLIB eingeführt wird
(die PCR-Fusion wird mittels der in den Beispielen beschriebenen „Single
Overlap Extension"(SOE)-PCR
durchgeführt).
Im nächsten
Schritt wird in das Konstrukt wie angegeben ein SOE-PCR Fusionskonstrukt
mit den zwei murinen Enhancerelementen der λL-Kette λ2-4 und λ3-1 eingeführt. Schließlich wird die kodierende Region
der humanen Region Cλ1
mittels PCR-Klonierung unter Verwendung der angegebenen Restriktionsenzyme
in diesen retroviralen Klonierungsvektor insertiert. Durch Klonierung
eines VλJλ-rearrangierten Exons
für die
variable Domäne
in diese Vektoren sind diese retroviralen Konstrukte in der Lage,
humane IgλL-Ketten zu exprimieren
(s. 15).
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Die 14b veranschaulicht die Konstruktion retroviraler
Expressionsvektoren für
die Expression humaner IgλL-Ketten
(vorbereitender Schritt II). Andere Gene für die konstante Region der
humanen IgλL-Kette können verwendet
werden, um die für
Cλ1 kodierende
Region wie angegeben durch einfache Klonierung unter Verwendung
der MluI-NotI Restriktionsenzyme auszutauschen. Durch Klonierung
der VλJλ-rearrangierten Exons
für die
variable Domäne
in diese Vektoren sind diese retroviralen Konstrukte in der Lage,
die verschiedenen humanen Isotypen der IgλL-Kette wie angegeben zu exprimieren
(s. 15).
-
Die 15a zeigt die Insertion von Genen der
V-Region in retrovirale Expressionsvektoren für die humane IgH-, IgκL- und IgλL-Kette.
Sämtliche
bisher beschriebenen retroviralen Expressionskonstrukte für humane
IgH- und L-Ketten enthielten keine kodierenden Regionen für die variablen
Domänen.
Diese können
mittels PCR-Klonierung aus verschiedenen Quellen isoliert (s. z.
B. 9) und in retroviralen Vektoren als eine einzige
Spezifität
kodierende Exons der V-Region, oder als verschiedene Spezifitäten kodierende
Bibliotheken (welche mittels PCR mit degenerierten Primerpaaren
amplifiziert werden müssen)
insertiert werden. Die V-Regionen werden zusammen mit ihren charakteristischen
Leader (L)-Sequenzen wie angegeben mittels PCR amplifiziert. Die
für die
Klonierung von Exons für
die variable Region verwendbaren Restriktionsenzyme sind angegeben.
In dieser Zeichnung sind einige ausgewählte endgültige retrovirale Expressionsvektoren
für die IgH-
und IgL-Kette dargestellt. Aufgrund des modularen Designs dieser
Vektoren können
unterschiedliche Kodierungsregionen und Promotor- und Enhancerelemente
verwendet werden.
-
Definition der in der
Beschreibung verwendeten Begriffe
-
Affinität: Die Stärke der
Bindung eines Antigen-Rezeptors (oder irgendeines Rezeptors) an
dessen spezifisches Antigen (oder dessen Liganden oder Bindungspartner),
nachgewiesen durch das Verhältnis
zwischen der Assoziations- und Dissoziationsrate der Rezeptor/Ligand-Interaktion.
-
Affinitätsreifung:
Ein in hohem Maße
regulierter immunologischer Prozess einer Antigen-getriebenen Verbesserung
der Bindungsspezifitäten
von Antikörpern,
die von Antigen-stimulierten
B-Lymphozyten in Keimzentren produziert werden. Der Prozess wird
verursacht durch somatische Hypermutation innerhalb der kodierenden
Regionen für
die variablen Domänen
von Antikörpern,
gekoppelt mit der selektiven Expansion und dem Überleben von B-Lymphozyten,
die Antikörper
mit höherer
Affinität
generieren.
-
Antikörper: Ein
von B-Lymphozyten und Plasmazellen produziertes glykosyliertes Polypeptid,
welches in seiner monomeren Form zwei identische schwere (H) Ketten
und zwei identische leichte Ketten umfasst, wobei jede aus einer
variablen Domäne
und einer (L-Ketten)
oder mehreren (H-Ketten) Domänen
der konstanten Region zusammengesetzt sind. Die zwei H- und zwei
L-Ketten lagern sich zu einem symmetrischen, Y-förmigen und über Disulphide verknüpften Antikörpermolekül zusammen,
welches zwei Bindungsdomänen
aufweist, die durch die Kombination der variablen Regionen der H-
und L-Ketten gebildet werden.
-
Antigen:
Jedwedes Biomolekül
oder jedwede chemische Einheit, das bzw. die von den variablen Domänen von
Immunglobulinen (oder Antikörpern)
gebunden werden kann.
-
Antigen-Rezeptor:
Antigen-Rezeptoren sind aus variablen Domänen und konstanten Regionen
zusammengesetzt, wobei erstere die Fähigkeit zum Binden an Antigene
aufweisen, und letztere Effektorfunktionen vermitteln oder Signale
in Zellen transduzieren. Antigen-Rezeptoren umfassen T-Zell-Rezeptoren
und membrangebundene Immunglobuline.
-
Artifizielles
Bindeprotein: Ein Bindeprotein, dass Polypeptidsequenzen (z. B.
synthetische Spacer-Sequenzen) enthält, die nicht von natürlichen
Genen oder Fragmenten derselben hergeleitet werden können.
-
Bindeprotein:
Der allgemeinste Begriff für
jedweden Typ von Polypeptid mit der Fähigkeit, selektiv an ein Antigen
oder einen Liganden zu binden, mit oder ohne zusätzliche Effektorfunktionen.
Bindeproteine schließen
artifizielle Bindeproteine, Fragmente von Antikörpern, wie z. B. ein 'single chain variable
fragment'(scFv),
und auch variable Domänen
und konstante Regionen von Immunglobulinen und T-Zell-Rezeptoren,
oder umgekehrt, kombinierende Fusionsprodukte ein. Ferner kann ein
Bindeprotein das Fusionsprodukt variabler Domänen und funktioneller Teile
anderer Rezeptormoleküle
sein. Demgegenüber
kann ein Bindeprotein die Fusion eines Bindungsrestes eines nicht-Ig-
oder TCR-verwandten Rezeptors mit Domänen der konstanten Region von
Antigenrezeptoren sein.
-
Cis-agierend:
Lediglich einen Einfluss auf solche genetischen Elemente und Genloci
ausübend,
die sich in direkter Nachbarschaft oder auf demselben Allel befinden.
-
Kodierende
Region: Ein genetisches Element mit einem offenen Leserahmen, der
in Form eines Polypeptids exprimiert werden kann.
-
Komplementarität-bestimmende
Regionen (CDRs): Die Regionen in der dreidimensionalen Struktur einer
variablen Antigen-Rezeptordomäne, die
den direkten Kontakt mit Antigenen herstellen. Die CDRs sind gewöhnlich die
am meisten diversifizierten Teile von Antigen-Rezeptoren.
-
Domäne: Eine
strukturelle Einheit eines Biomoleküls, die gekennzeichnet ist
durch eine besondere dreidimensionale Struktur (z. B. Domänen der
variablen oder konstanten Region von Immunglobulinen, die strukturelle
Beziehungen zueinander aufweisen, wie Ig-ähnliche Domänen, die in vielen Molekülen des
Immunsystems gefunden werden können,
die zur sogenannten Ig-Superfamilie
gehören).
-
Effektorfunktionen:
Funktionen konstanter Regionen von Immunglobulinen im Kontext des
Immunsystems, z. B. die Fähigkeit
zur Aktivierung eines Komplements oder zur Aktivierung bestimmter
Immunzellen durch Binden an spezifisch Rezeptoren für die konstante
Region (FC-Rezeptoren).
-
Endogen:
Eigenschaft einer bestimmten Zelle oder eines Organismus.
-
Enhancer:
Ein genetisches Element, dass die Aktivität von Promotorelementen über große Entfernungen
unabhängig
von der Orientierung oder Position stimulieren kann.
-
Epitop:
Eine dreidimensionale Struktureinheit eines Antigens, die von einer
variablen Binderegion eines Antikörpers erkannt wird.
-
Funktionelles
Fragment (eines Antikörpers,
Antigen-Rezeptors oder Bindeproteins). Ein von einem gegebenen,
aus der Gruppe bestehend aus Antikörpern, Antigen-Rezeptoren und
Bindeproteinen, ausgewählten Polypeptid
herleitbares funktionelles Fragment, dass mindestens eine der von
dem Polypeptid entsprechend des spezifischen Anwendungsgebietes
gewünschten
inhärenten
Eigenschaften teilt. Beispielsweise kann ein funktionelles Fragment
ein Polypeptid oder Oligopeptid sein, dass die Fähigkeit des Polypeptids zum
Binden an bestimmte Antigene und/oder Liganden beibehält. Dasselbe
trifft auf Fragmente zu, die für
das Polypeptid charakteristische spezifische Effektorfunktionen
vermitteln. Ein weiteres Beispiel betrifft Fragmente, die in der Lage
sind, spezifische immunogene und/oder physiologische Effektorfunktionen
von Antikörpern,
Antigen-Rezeptoren und gewöhnlichen
Rezeptor/Liganden-Systemen zu aktivieren oder zu inhibieren.
-
Genetische
Elemente: Gene, Genloci, oder Fragmente derselben, wie Promotoren,
Enhancer, und kodierende Regionen, allein oder in jeglicher funktioneller
oder nicht-funktioneller Kombination.
-
Keimzentrum:
Eine histologisch distinkte Struktur in peripheren lymphoiden Organen
(z. B. Lymphknoten oder Milz), in der es zu spezifischen Interaktionen
zwischen Antigen-präsentierenden
Zellen und verschiedenen Lymphozyten-Populationen kommt, was zu
einer proliferativen Expansion von Antigen-reaktiven Lymphozyten
wie auch zur Affinitätsreifung
und zur 'Class-Switch'-Rekombination von Antikörpern führt, die
von Antigen-reaktiven B-Lymphozyten produziert werden.
-
Keimbahn-Konfiguration:
Die native Konfiguration von Genen und Genloci, wie sie von den
Eltern geerbt werden, und wie sie auf weitere Generationen über die
Keimbahn weitergegeben werden. In somatischen Zellen auftretende
Ereignisse der DNA-Rekombination, wie z. B. V(D)J-Rekombination
in Lymphozyten, führen zur
Durchmischung oder zum Verlust genetischer Information auf bestimmten
Genloci, und daher zu einer Veränderung
der Keimbahn-Konfiguration
der Gene.
-
Heterolog:
Gegenteil von endogen.
-
Humanisierter
Antikörper:
Ein durch Fusion der variablen Domänen nicht-humaner Antiköper mit
humanen Domänen
der konstanten Region erzeugter künstlicher Antikörper.
-
Hybridom:
Eine unsterbliche Zelllinie, die durch Fusion einer unsterblichen
Myelom-Zelllinie (unfähig zur
Antikörper-Sekretion) mit einer
sterblichen Plasmazelle (die große Mengen an Antikörpern sektretieren kann)
erzeugt worden ist.
-
Idiotyp:
Die Bindeeigenschaften (Spezifität)
eines Antigen-Rezeptors.
-
Isotyp:
Die strukturelle Eigenschaft, die durch die konstante Region eines
Antigen-Rezeptors verliehen wird und ihre (Effektor-) Funktionen
bestimmt.
-
Immunglobulin
(Ig): Synonym für
Antikörper.
-
Immunglobulin-Minilocus:
Ein artifizielles genetisches Konstrukt, dass wenige (d. h. einstellige)
V-, D- und/oder J-Gensegmente
umfasst und eine V(D)J-Rekombination durchlaufen kann, wodurch ein
begrenztes, oligoklonales Repertoire an variablen Kodierungsregionen
generiert wird.
-
Bibliothek:
Eine Sammlung verschiedener genetischer Elemente.
-
Monoklonale
Antikörper:
Antikörper
mit einer definierten Spezifität,
die durch die einzigartige Struktur der variablen Antigen-bindenden
Region eines Antikörpers
bestimmt wird.
-
Myelomzelle:
Eine unsterbliche Zelle, die von einer Zelle im Zustand der Plasmazelldifferenzierung stammt
ohne die Fähigkeit
zur Expression endogener Immunglobulinproteine.
-
Polyklonale
Antikörper:
Eine Mischung von Antikörpern
mit verschiedenen Strukturen der variablen Antigen-bindenden Regionen,
und daher, sehr wahrscheinlich, unterschiedlichen Bindespezifitäten.
-
PräB-Lymphozyt:
Ein Vorläufer-B-Lymphozyt
ist gekennzeichnet durch die Expression lymphoidspezifischer Faktoren,
die an der V(D)J-Rekombination beteiligt sind (z. B. RAG-1, RAG-2),
hat gewöhnlich
die V(D)J-Rekombination mindestens eines Allels der IgH-Kette injiziert,
weist aber die Genloci der leichte Kette immer noch in Keimbahn-Konfiguration
auf und exprimiert daher keine vollständigen Antikörper.
-
Primäre Lymphoidorgane:
Organe, in denen sich Lymphozyten aus hämatopoetischen Stammzellen entwickeln;
in Mäusen
und Menschen z. B. das Knochenmark, der Thymus, und während des
fötalen
Lebens die Leber.
-
Repertoire:
Eine Sammlung von verschiedenen (Binde-) Spezifitäten.
-
Somatische
Hypermutation: Ein Vorgang in somatischen Zellen, der zur Einführung von
Punktmutationen in spezifische Regionen des Genoms mit einer hohen
Frequenz (> 10–4 Mutationen
pro Basenpaar pro Zellteilung) führt.
-
Stromazellen:
Proliferierende, aus dem Knochenmark stammende adhärierende
Zellen mit der Fähigkeit,
die Proliferation von PräB-Zellen
in Gegenwart eines oder mehrer zusätzlicher PräB-Zell-Wachstumsfaktoren zu unterstützen.
-
Trans-agierend:
Einen Einfluss auf genetische Elemente und Genloci ausübend, die
auf unterschiedlichen Chromosomen lokalisiert sind.
-
Transfektion:
Der Vorgang der Einführung
von Nukleinsäuresequenzen
in eukaryotische Zellen, gewöhnlich
im Zusammenhang mit der Anwendung chemischer und physikalischer
Verfahren.
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Transformation:
Der Vorgang der Immortalisierung einer Zelle zur Etablierung einer
kontinuierlich proliferierenden Zelllinie.
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Transgen:
Ein artifizielles genetisches Element, dass in die Keimbahn von
Tieren eingeführt
ist. Das Transgen wird daher von einer Generation auf die andere
vererbt.
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Transduktion:
Der Vorgang des Einbringens von DNA in Säugerzellen über die Produktion rekombinanter
Viren. Hierfür
wird eine Packaging-Zelllinie, die strukturelle Proteine für virale
Partikel exprimiert, mit einem rekombinanten viralen DNA-Konstrukt transfiziert,
welches die regulatorischen Elemente zum Verpacken des viralen DNA-Konstrukts
in die viralen Strukturproteine umfasst. Hierdurch werden rekombinante
Viren hergestellt, die zur Infektion von Säuger-Zielzellen verwendet werden
können,
was zur Einführung
von genetischer Information führt,
die in das rekombinante virale Genom kloniert ist.
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V(D)J-Rekombination:
Ein DNA-Rekombinationsvorgang, bei dem eins von vielen V(variabel)-, manchmal
D(Diversität)-
und J(verknüpfend)-Gensegmenten
zu einer kodierenden Region für
die variablen Domänen
von Antigen-Rezeptoren zusammengesetzt werden.
-
Vektor:
Ein künstlich
hergestelltes Nukleinsäurekonstrukt,
das als Shuttle für
Nukleinsäureelemente zwischen
verschiedenen Organismen und Spezies verwendet werden kann, und
das ferner zur Vermehrung, Amplifizierung und Aufrechterhaltung
genomischer Information eingesetzt werden kann.
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Xenogen:
von einer unterschiedlichen Spezies stammend (häufig als Synonym für heterolog
verwendet).
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Sämtliche
in der vorliegenden Beschreibung genannten Referenzen sind hiermit
eingeschlossen.
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Detaillierte
Beschreibung der Erfindung
-
Nach
einem ersten Aspekt wird erfindungsgemäß ein Verfahren zur Herstellung
von Vertebraten-Lymphozyten bereitgestellt, die verwendet werden
können
zur Produktion irgendeines Bindeproteins oder eines oder mehrerer
funktioneller Fragmente davon mit der Fähigkeit, selektiv an ein Antigen
oder einen Liganden zu binden, einschließlich irgendeines heterologen
Antikörpers,
irgendeines aus variablen Domänen
und konstanten Regionen zusammengesetzten Antigen-Rezeptors umfassend
T-Zell-Rezeptoren und membrangebundene Immunglobuline, irgendeines
artifiziellen Bindeproteins mit entweder Wildtyp-Immuneffektorfunktionen
oder modifizierten oder artifiziellen Effektorfunktionen, welche
nicht von Keimbahn-kodierten heterologen Immunglobulinen oder Antigenrezeptoren
hergeleitet werden können,
und irgendeines funktionellen Fragments davon, umfassend die folgenden
Schritte:
- (a) genetische Modifizierung von
Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten, die
- (i) aus primären
lymphoiden Organen stammen und
- (ii) das Potential haben, sich in reife Zellen der lymphoiden
Linie zu differenzieren,
durch Einbringen mindestens eines
exogenen genetischen Elementes, welches mindestens ein Bindeprotein
oder funktionelles Fragment davon kodiert; und
- (b) Herbeiführung
der Differenzierung der genetisch modifizierten Vorläufer-Lymphozyten
in reife Zellen der lymphoiden Linie entweder in vitro oder in vivo,
wodurch Lymphozyten generiert werden, die in der Lage sind, das
Bindeprotein oder funktionelle Fragment(e) davon zu produzieren,
unter der Maßgabe,
dass die in vivo Produktion in Menschen ausgeschlossen ist.
-
Um
die Produktion der obigen Bindeproteine oder funktionellen Fragmente
derselben im Großmaßstab zu
erreichen, ist es bevorzugt, dass die terminalen, die gewünschten
Polypeptide produzierenden differenzierten Lymphozyten immortalisiert
werden, oder, alternativ, dass die genetische Information zum Kodieren der
heterologen Antikörper
oder Bindeproteine isoliert und von diesen Zellen in unterschiedliche
Expressionssysteme transferiert wird, wo die genetische Information
aufrechterhalten, amplifiziert und/oder zur Herstellung der entsprechenden
Immunglobuline oder Immunglobulin-ähnlichen Proteine oder funktionellen
Fragmente derselben verwendet werden kann.
-
Die
Immortalisierung der Lymphozyten kann vorzugsweise erreicht werden
durch:
- (a) Fusion derselben mit unsterblichen
Myelomzellen zur Erzeugung von Hybridomzellen;
- (b) Infektion derselben mit transformierenden Viren, wie z.
B. dem Abelson murine leukemia virus (A-MuLV); oder
- (c) Transfektion derselben mit einem geeigneten Vektorkonstrukt,
welches die Expression sicherstellt von mindestens einem transformierenden
Onkogen, wie z. B. v-abl, oder dem großen SV40 T-Antigen, welches im
Wege der Überexpression
zur Immortalisierung stabil transfizierter Zellen führt;
wodurch
Vertebraten-Lymphozyten erzeugt werden, die in der Lage sind, das
Bindeprotein oder funktionelle Fragment(e) davon permanent zu produzieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
sind die Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
in der Lage, mindestens eine Komponente der lymphoiden V(D)J-Rekombinationsmaschinerie
zu exprimieren, und stammen ab von kiefertragenden Vertebraten umfassend
Knorpelfische, Knochenfische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere
einschließlich
Schweine, Schafe, Rinder, Pferde und Nagetiere einschließlich Mäuse, Ratten,
Kaninchen und Meerschweinchen, wobei murine Vorläufer(prä)-B-Lymphozyten von Mäusen bevorzugt
sind.
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Primäre Vorläufer-B-Lymphozyten
in sämtlichen
kiefertragenden Vertebraten-Spezies vom Menschen bis hinunter zum
evolutionär
primitivsten Knorpelfisch sind nicht nur gekennzeichnet durch die
Expression eines spezifischen Satzes an Zelloberflächenmarkern
(wie die Kombination von B220 und c-kit in Mäusen), sondern auch durch ihr
Potenzial zur Zusammenlagerung der Gensegmente, die variable Domänen von
Antikörpern
kodieren, für
die sie die lymphoidspezifischen Komponenten der V(D)J-Rekombinationsmaschinerie
exprimieren, wie RAG-1, RAG-2, und TdT (terminale Desoxynukleotidyltransferase).
Obgleich einige Spezies, wie Vögel,
unterschiedliche primäre
Lymphoidorgane (z. B. die Bursa von Fabricius) aufweisen, in denen
diese Vorläufer-B-Lymphozyten
gebildet werden, und ungeachtet der Tatsache, dass andere Spezies
zusätzlich
zur V(D)J-Rekombination auch unterschiedliche Mechanismen zur Antikörper-Diversifikation
nutzen, wie somatische Hypermutation (z. B. Schafe), oder Genkonversion
(z. B. Kaninchen), können
Vorläufer-B-Lymphozyten von
sämtlichen
Vertebraten-Spezies eine V(D)J-Rekombination durchlaufen und haben
das Potenzial zur Differenzierung in reifere Zellen der B-Zelllinie,
sodass von VDJ-rearrangierten Immunglobulin-Genloci gebildete Antikörper exprimiert
werden können.
Wenn derartige Vertebraten-Vorläufer-B-Lymphozyten isoliert
oder generiert werden, die nicht in der Lage sind, endogene Antikörper zu
exprimieren, und wenn in diese Lymphozyten genetische Elemente stabil
eingeführt
werden, die sämtliche
oder Teile von heterologen Immunglobulin-Genloci kodieren, werden
sie daher das Potenzial zur Produktion heterologer Antikörper erlangen
und sind demgemäß von der
vorliegenden Erfindung umfasst.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
nutzt die in primären
lymphoiden Organen vorhandenen Vertebraten-Vorläufer-B(präB)-Lymphozyten. Im Falle von
Mäusen
können
diese Zellen aus der fötalen
Leber oder dem Knochenmark eines erwachsenen Tieres isoliert werden, z.
B. durch präparative
Zellsortierung unter Verwendung herkömmlich markierter Antikörper, die
beispielsweise an die Zelloberflächenmarker
B220 und c-kit auf Maus-PräB-Zellen
binden. Alternativ können
sie aufgrund ihres starken proliferativen Ansprechens sowohl auf vom
Knochenmark abgeleitete Nähr(Stroma-)-Zellen
als auch auf Wachstumsfaktoren wie Interleukin-7 und Interleukin-3
selektiv in murinen Zellsuspensionen der fötalen Leber oder des Knochenmarks
gezogen werden.
-
Hinsichtlich
der Expression lymphoidaler Komponenten der V(D)J-Rekombinationsmaschinerie
sind das Potenzial zur Differenzierung in reife Zellen der lymphoiden
Linie und der genetische Mechanismus zur Diversifikation von Antigen-Rezeptorproteinen
bei Lymphozyten der T-Zelllinie und bei Lymphozyten der B-Zelllinie sehr ähnlich.
Es wird deshalb darauf hingewiesen, dass die vorliegend beschriebenen
Verfahren zur genetischen Modifikation von Vorläufer-B-Lymphozyten zum Zwecke
der Herstellung heterologer Antikörper oder Bindeproteine gleichermaßen auf
Vorläufer-T-Lymphozyten
angewendet werden können.
Daher können die
vorliegenden Verfahren, welche primär im Hinblick auf das System
muriner PräB-Lymphozyten
beschrieben werden, auch auf sämtliche
Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
von all den zuvor genannten kiefertragenden Vertebraten angewendet
werden. Es wird darauf hingewiesen, dass die Verwendung irgendwelcher
anderer Vorläufer-Lymphozytensysteme
zur Durchführung
der Prinzipien der vorliegenden Erfindung lediglich davon abhängt, ob
sowohl die Expression endogener Antikörper verhindert als auch heterologe
Antikörper
oder Bindeproteine kodierende heterologe genetische Elemente in
diese Zellen eingeführt
werden können.
Da die breite Anwendbarkeit dieser Prinzipien vom Fachmann anerkannt
werden wird, wird das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende
allgemeine Konzept in erster Linie im Hinblick auf die Verwendung
muriner Vorläufer-B(präB)-Lymphozyten
beschrieben.
-
Bei
der Maus ist die Entwicklung von hämatopoetischen Stammzellen
zu Antikörper-sezernierenden Plasmazellen
ein in hohem Maße
regulierter Vorgang und hängt
in vivo ab von dem geordneten Rearrangement von Gensegmenten im
Immunglobulin-Rezeptor-Genloci
sowie von der regulierten Expression von Immunglobulinproteinen
von produktiv rearrangierten Ig-Genloci (2). Gewöhnlich treten
Umlagerungen zuerst auf beiden Allelen der Genloci für die IgH-Kette
auf, wobei die D- bis JH-Gensegmente zuerst rearrangiert werden,
gefolgt von VH bis DJH-Gen-Rearrangements
(2). Wenn es auf einem Allel zu einem produktiven VHDJH-Rearrangement
gekommen ist, kann die μH-Kette
auf der Zelloberfläche
als ein PräB-Zellrezeptor
exprimiert werden, der mit einer Surrogat-L-Kette (kodiert durch
die für
PräB-Zellen
spezifischen Gene λ5 und VpreB) ein
Paar bildet (Karasuyama et al., Adv. Immunol., 63, 1–41, 1996).
Die Expression eines PräB-Zellrezeptors
ermöglicht
die Differenzierung von PräB-Zellen
bis zu einer Stufe, bei der VL- bis JL-Rearrangements initiiert
werden, was gewöhnlich
zunächst
in den Allelen der κL-Kette
und später
in den Allelen der λL-Kette passiert (Melchers
et al., Ann. Rev. Immunol., 12, S. 209–225, 1994). Sofern es zu einem
produktiven IgL-Ketten-Rearrangement
gekommen ist, können
membrangebundene IgM- und/oder
IgD-Antikörper
durch sogenannte unreife B-Zellen exprimiert werden. Die Stimulierung
peripherer, IgM/IgD-positiver,
reifer B-Zellen mit geeigneten Signalen kann in den Allelen der
IgH-Kette zu „Class-Switch"-Rekombinationen
führen,
wodurch der Isotyp der exprimierten Antikörper zu jedwedem der IgG-,
IgA- und IgE-Subtypen verändert
wird (in Mäusen:
IgG1, IgG2a, IgG2b, IgG3, IgA, IgE; bei Menschen: IgG1, IgG2, IgG3,
IgG4, IgA1, IgA2, IgE) (1).
-
Wie
bereits zuvor erwähnt,
sind die zur Ausführung
der Erfindung geeigneten murinen PräB-Zellen gekennzeichnet durch
die Expression der Oberflächenmarker
B220 und c-kit, die Expression von mindestens einem der lymphoiden
V(D)J-Rekombinationsgene RAG-1 und RAG-2, und die Fähigkeit
zur Proliferation über längere Zeiträume infolge
des Ansprechens auf Stromazellen und/oder IL7 oder IL3 (Rolink et
al., EMBO J., 10, S. 327–336,
1991; Winkler et al., Blood, 85, S. 2045–2051, 1995). Sofern PräB-Zelllinien
und Klone von Wildtyp-Mäusen
etabliert werden, tragen sie gewöhnlich
DJH-Rearrangements auf beiden Allelen der
IgH-Kette (Alt et al., EMBO J., 3, S. 1209–1219, 1984), oder in einigen
Fällen
nicht-produktive VHDJH-Rearrangements (2).
Zur Etablierung von Mäusezellen
mit dem Phänotyp
einer PräB-Zelle, die auf Stromazellen,
IL7 oder IL3 ansprechen, sind Rearrangements ihrer Allele für die IgH-Kette
jedoch nicht erforderlich, da diese Zellen auch von mutierten Mausstämmen etabliert
werden können,
die bezüglich
der V(D)J-Rekombination defizient sind (Grawunder et al., International
Immunology, 7, S. 1915–25,
1995). In jedem Fall und unabhängig
von der Fähigkeit
zu Ig-Gen-Rearrangements behalten PräB-Zellen ihr Potenzial zur
Differenzierung in reifere Zellen der B-Zelllinie in vitro, und
schließlich
in Plasmazellen mit einem 'switched'-Isotyp (Rolink et al., Immunity, 5, S.
319–330,
1996).
-
Langfristig
proliferierende murine PräB-Zelllinien
und -klone können
von zahlreichen lymphoiden Organen der Maus, einschließlich fötale Leber,
fötales
Blut, fötale
Milz, und Knochenmark erwachsener Tiere, aber auch aus anderen Organen
des fötalen
oder erwachsenen Tieres etabliert werden, die auf Stromazellen, IL7
oder IL3 ansprechende PräB-Zellen
aufweisen, insbesondere in der frühen Lebensphase (Alter < 4 Wochen) (Rolink
et al., Blood, 81, S. 2290–2300,
1993).
-
Die
zur Gewinnung der oben genannten PräB-Zellen zu verwendenden Mäuse können Wildtyp-Mäuse, chimäre Mäuse, transplantierte
Mäuse oder
Mausstämme
sein, die Mutationen aufweisen, welche eine V(D)J-Rekombination
im endogenen murinen Ig-Genloci verhindern. Die oben genannten Mutationen
können als
cis-Mutationen vorliegen, einschließlich Deletionen von, oder
innerhalb der IgH-Diversität
(D)-Gensegmente, der IgH-J-Gensegmente (Chen et al., Int. Immunol.,
5, S. 647–656,
1993), der konstanten Region der μH-Kette
einschließlich
der beiden Exons für
den μH-Transmembrananker
(Kitamura und Rajewsky, Nature, 356, S. 154–156, 1992), der Igκ- and Igλ-J-Gensegmente,
der konstanten Region der κL-Kette
(Cκ)
(Chen et al., EMBO J., 12, S. 821–830, 1993), der konstanten
Regionen der λL-Kette
(Cλ 1–4) und
der verschiedenen Enhancer der IgH- und L-Kette, einschließlich des
Intron-Enhancers der schweren Kette (EμH), des κ-Intron-Enhancers (κiE), des 3'κ-Enhancers
(3'κE), und der
beiden λ-Enhancer (Eλ2-4 und Eλ3-1).
-
Erfindungsgemäß können PräB-Zellen,
die irgendeine der oben genannten cis-agierenden Mutationen aufweisen,
für die
Einführung
exogener genetischer Elemente verwendet werden, die einen Teil oder
sämtliche der
heterologen, insbesondere humanen Immunglobulin-Genloci in nicht-rearrangierter,
d. h. Keimbahn-Konfiguration
umfassen. Derartige genetisch modifizierte PräB-Zellen können für die de novo Produktion von
Antikörperspezifitäten verwendet
werden, da die neuen Spezifitäten
lediglich im Wege der V(D)J-Rekombination im Bereich der heterologen
genetischen Immunglobulin-Genloci generiert werden.
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Alternativ
können
geeignete PräB-Zellen
auch von Mäusen
generiert werden, die aufgrund trans-agierender Mutationen, wie
z. B. in den die lymphoidspezifische Rekombination aktivierenden
Genen RAG-1 und RAG-2 (Mombaerts et al., Cell, 68, S. 869–877, 1992;
Shinkai et al., Cell, 68, S. 855–867, 1992), oder in den ubiquitär exprimierten
DNA-Reparaturfaktoren Ku70, Ku86, XRCC4, DNA-Ligase IV, Artemis
oder der katalytischen Untereinheit der DNA-abhängigen Proteinkinase (DNA-PKcs),
die an der nicht-homologen
DNA-Endverknüpfung
beteiligt sind und auch für
eine V(D)J-Rekombination erforderlich sind, nicht in der Lage sind, ein Rearrangement
der endogenen Immunglobulin-Genloci ablaufen zu lassen. Für die Herstellung
heterologer Antikörper
und Bindeproteine in PräB-Zellen
mit derartigen trans-agierenden Mutationen sollten Expressionskonstrukte
verwendet werden, bei denen DNA-Rearrangements von V-, (D)- und
J-Gensegmenten nicht erforderlich sind (siehe unten).
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Im
Falle cis-agierender Mutationen in der Maus sollten diese vorzugsweise
zumindest eine homozygote Mutation in den Immunglobulin-Genloci
für die
schwere und die κL-Kette
einschließen.
Im Falle trans-agierender Mutationen reicht eine der oben genannten
homozygoten Mutationen in einer gegebenen PräB-Zelllinie aus, um die Expression
endogener Immunglobuline auszuschließen, was eine fundamentale
Anforderung des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist.
-
Vorläufer-B-Lymphozyten
mit cis- oder trans-agierenden genetischen Modifikationen, die mit
der Expression endogener Immunglobuline interferieren, können aus
Mäusen
isoliert werden, die entweder natürliche (z. B. scid-Mäuse) oder
artifiziell herbeigeführte
Mutationen aufweisen. Alternativ können PräB-Lymphozyten von Wildtyp-Mäusen einem
Screening für
solche Mutationen im Bereich ihrer Immunglobulin-Allele zugeführt werden,
durch die die Expression endogener Antikörper ausgeschlossen wird, z.
B. terminale 'out-of-frame' DJH-Rearrangements in
beiden Allelen der schweren Kette. Mutationen, durch die die Expression
endogener muriner Antikörper
verhindert wird, können
in hämatopoetische
Stammzellen oder in frühe
Vorläuferzellen
eingeführt
werden, von denen geeignete langfristig proliferierende PräB-Zellen
entweder durch Differenzierung in vitro oder in vivo generiert werden
können.
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Alternativ
können
die zuvor beschriebenen genetischen Effekte auch direkt in mindestens
ein Allel der für
eine genetische Modifikation vorgesehenen Vorläufer-Lymphozyten eingeführt werden.
Die Inaktivierung eines Allels kann zur Ausführung der vorliegenden Erfindung
ausreichen, da mutierte Klone isoliert werden können, welche bereits bestimmte
Mutationen auf dem anderen Allel (heterozygote Mutationen) aufweisen,
so dass in den erfindungsgemäß zu verwendenden
Vorläufer-Lymphozytenzellen
ein homozygot mutierter Genlocus etabliert wird.
-
Obgleich
darauf hingewiesen wird, dass die Erfindung mit Wildtyp-Vorläufer-Lymphozyten
realisiert werden kann, ist es bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
bevorzugt, dass die Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
ihr Potential zur Expression endogener Antikörper und/oder Antigen-Rezeptoren
oder funktioneller Fragmente davon verloren haben, was erreicht
wird durch Isolation/Selektion von Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
die hinsichtlich der Expression endogener Immunglobuline oder funktioneller
Fragmente davon defizient sind, und/oder durch Einbringen in die
Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
von mindestens einem Vektorkonstrukt zur funktionellen Inaktivierung
von mindestens einem Allel mindestens eines genetischen Elementes,
welches ausgewählt
wird aus der Gruppe bestehend aus:
- (a) den
kodierenden Regionen des Immunglobulin-Genlocus für die schwere
Kette, einschließlich
sämtlicher
oder Teilen der V-, D- und J-Gensegmente, und irgendeiner der kodierenden
Regionen für
die Exons der konstanten Regionen für die schweren Ketten μ, δ, γ, ε, und α, mit oder
ohne ihrer Membran-überspannenden
Exons;
- (b) den kodierenden Regionen der Immunglobulin-Genloci für die leichte
Kette κ und/oder λ, einschließlich jedweder
kodierender Regionen der V- und J-Gensegmente, als auch jedweder
Exons für
die konstanten Regionen;
- (c) den kodierenden Regionen der T-Zell-Rezeptor-Genloci α, β, γ, and δ, einschließlich sämtlicher
oder Teilen der V-, D- und
J-Gensegmente, und irgendeiner der kodierenden Regionen für die Exons α, β, γ, und δ der konstanten
Regionen;
- (d) den cis-agierenden Enhancer-Elementen des Immunglobulin-Genlocus für die schwere
Kette, einschließlich
des Intron-Enhancers
und des 3'α Enhancers
der schweren Kette;
- (e) den cis-agierenden Enhancer-Elementen des Immunglobulin-Genlocus für die leichte
Kette, einschließlich
des κ-Intron-Enhancers (κiE), des
3'κ Enhancers
und des λ2-4
und λ3-1
Enhancers;
- (f) den cis-agierenden Enhancer-Elementen der T-Zell-Rezeptor
Genloci, einschließlich
der TCR-Enhancer α, β, γ, und δ;
- (g) den trans-agierenden, die Rekombination aktivierenden Genen
RAG-1 und RAG-2, einschließlich
ihrer Promotor- und Enhancer-Elemente als auch ihrer kodierenden
Regionen; und
- (h) den trans-agierenden, für
die V(D)J-Rekombination essentiellen DNA-Reparaturgenen, einschließlich Ku70,
Ku86, der katalytischen Untereinheit der DNA-abhängigen Protein-Kinase (DNA-PKcs),
DNA-Ligase IV, XRCC4 und Artemis, einschließlich ihrer Promotor- und Enhancer-Elemente
als auch der kodierenden Regionen dieser Gene.
-
Vorzugsweise
schließen
die obigen Vektorkonstrukte Gene-Targeting-Vektoren
ein, welche DNA-Regionen mit Sequenzhomologie zu dem mindestens
einen genetischen Element umfassen und vorzugsweise einen positiven
Selektionsmarker flankieren, der die Selektion positiver Transfektanten
ermöglicht.
Beispielsweise enthalten geeignete Targeting-Vektoren zwei Regionen
hoher Sequenzhomologie (> 99%),
oder Sequenzidentität
mit dem zum Ziel erklärten
Genlocus, vorzugsweise einen positiven Selektionsmarker (wie einen
Antibiotika-Resistenzmarker)
flankierend, so dass ein doppeltes Crossing over-Ereignis in jeder
der Regionen mit Sequenzhomologie zur zielgerichteten Integration
des positiven Selektionsmarkers und damit zur zielgerichteten Disruption
eines endogenen Gens führt
(4a–c).
Innerhalb dieser Targeting-Vektoren eingesetzte positive Selektionsmarker
können
Expressionskassetten einschließen,
durch die Resistenz gegenüber Antibiotika
wie Puromycin, HygromycinB, Neomycin (G418), Histidinol, Mycophenolsäure, Zeocin
und dergleichen verliehen wird.
-
Vorzugsweise
umfassen derartige Gene-Targeting-Vektoren zusätzlich ein Paar von DNA-Erkennungssequenzen
für ortspezifische
DNA-Rekombinationsenzyme, die den positiven Selektionsmarker flankieren,
wodurch die Deletion des positiven Selektionsmarkers bei Transfektion
und transienter Expression von Nukleinsäuresequenzen, die mindestens
eines der spezifischen Rekombinase-Enzyme kodieren, ermöglicht wird.
Beispielsweise kann der positive Selektionsmarker von loxP- oder
FLP-Sequenzen flankiert sein, die von der cre-Rekombinase bzw. von
FLP-Rekombinaseenzymen
erkannt werden (Kühn
und Schwenk, Curr. Opin. Immunol., 9, S. 183–188, 1997), wodurch das ortspezifische
Entfernen der Selektionsmarker-Expressionskassette aus dem Genom
der Gen-targetierten PräB-Zellen
durch transiente Transfektion von cre- oder flp-Rekombinase-Expressionsvektoren
ermöglicht
wird (6a, b).
Diese Vorgehensweise erlaubt die wiederholte Verwendung von Targeting-Vektoren
unter Verwendung desselben positiven Selektionsmarkers.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfassen derartige Gene-Targeting-Plasmidvektoren
zusätzlich
einen negativen Selektionsmarker, welcher die Selektion gegen Transfektanten
ermöglicht,
in denen diese Gene-Targeting-Vektoren zufällig durch nicht-homologe Rekombination
in das Genom integriert sind. Beispielsweise können geeignete negative Selektionsmarker
zur Selektion gegen zufällige
Integration von Targeting-Konstrukten Expressionskassetten einschließen für das Thymidinkinase-Gen
des Herpes simplex-Virus (HSV-TK), für das Diphtherie-Toxingen (DT)
(McCarrick et al., Transgenic Res., 2, S. 183–190, 1993), oder für dessen
attenuierte Version DTtox176 (Maxwell et al., Mol. Cell. Biol.,
7, S. 1576–1579,
1987). Diese negativen Selektionsmarker werden in den Targeting-Konstrukten
derart positioniert, dass eine zielgerichtete Integration des positiven/negativen
Targeting-Konstrukts zur Entfernung des negativen Selektionsmarkers
führt (s. 6a, b). Lediglich
die Integration des Targeting-Vektors durch homologe Rekombination
wird daher gewährleisten,
dass die Zellen überleben
und – als
Konsequenz – hinsichtlich
des zielgerichteten Auffindens und der Disruption eines Teils der
endogenen Genloci durch homologe Rekombination eine Selektion erlauben.
-
Es
wird darauf hingewiesen, dass die Verwendung von Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten,
die ihr Potenzial zur Expression endogener Antikörper und/oder Antigen-Rezeptoren
oder funktionellen Fragmenten davon verloren haben, bevorzugt ist.
In gleicher Weise können
erfindungsgemäß jedoch
auch Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten verwendet
werden, die das Potenzial zur Expression von Antikörpern und/oder
Antigen-Rezeptoren oder funktionellen Fragmenten davon aufweisen.
Ungeachtet des tatsächlichen
genetischen Hintergrundes der Vorläufer-Lymphozyten müssen diese
Zellen einer genetischen Modifikation unterzogen werden, um die
Produktion heterologer Antikörper
oder Bindeproteine zu ermöglichen.
Es wird darauf hingewiesen, dass diese Modifikation vorzugsweise
durchgeführt
wird, nachdem geeignete Zielzellen oder -klone wie zuvor beschrieben
durch Selektion und/oder Generierung identifiziert worden sind.
Es ist jedoch auch möglich,
die Zellen genetisch zu modifizieren, bevor sie ihre Eigenschaft
verlieren, endogene Immunglobuline oder Teile derselben zu exprimieren.
Ferner kann es sogar geeignet erscheinen, beide Schritte gleichzeitig
durchzuführen.
-
Nach
einer weiteren Ausführungsform
ist es daher bevorzugt, dass das mindestens eine exogene genetische
Element, das ein Bindeprotein oder funktionelles Fragment davon
kodiert und zur Herbeiführung
der gewünschten
genetischen Modifikation verwendet worden ist, auf einem genetischen
Konstrukt liegt, welches ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend aus:
- (a) rekombinanten
retroviralen DNA-Konstrukten umfassend Promotor-, Enhancer- und
kodierende Nukleinsäuresequenzen,
die operationell gekoppelt sind, um die Expression zu ermöglichen
von mindestens einem Bindeprotein oder funktionellen Fragment davon,
welches entweder die Wildtyp-Form
oder eine oder mehrere Mutation(en) in der bzw. den primären Aminosäuresequenz(en)
aufweist oder artifiziell ist;
- (b) rekombinanten, auf Plasmiden basierenden DNA-Konstrukten
umfassend Promotor-, Enhancer- und kodierende Nukleinsäuresequenzen,
die operationell gekoppelt sind, um die Expression zu ermöglichen von
mindestens einem Bindeprotein oder funktionellen Fragment davon,
welches entweder die Wildtyp-Form oder eine oder mehrere Mutation(en)
in der bzw. den primären
Aminosäuresequenz(en)
aufweist oder artifiziell ist;
- (c) rekombinanten, auf Plasmiden basierenden Mini-Immunglobulin- oder
T-Zell-Rezeptor-Genloci mit nicht-umgelagerten V-, D- und J-Gensegmenten,
die operationell gekoppelt sind, um eine V(D)J-Rekombination und
die nachfolgende Expression zu ermöglichen von mindestens einem
heterologen Antikörper oder
T-Zell-Rezeptor oder funktionellen Fragment davon, welcher bzw.
welches entweder die Wildtyp-Form oder eine oder mehrere Mutation(en)
in der bzw. den primären
Aminosäuresequenz(en)
aufweist;
- (d) artifiziellen Chromosomen von Bakterien, Hefen oder Vertebraten,
die Teile oder sämtliche
Genloci für Immunglobuline
oder T-Zell-Rezeptoren in Keimbahnkonfiguration umfassen und operationell
gekoppelt sind, um eine V(D)J-Rekombination und die nachfolgende
Expression zu ermöglichen
von mindestens einem heterologen Antikörper oder T-Zell-Rezeptor oder
funktionellen Fragment davon, welcher bzw. welches entweder die
Wildtyp-Form oder eine oder mehrere Mutation(en) in der bzw. den
primären
Aminosäuresequenz(en)
aufweist;
- (e) artifiziellen Chromosomen von Bakterien, Hefen oder vertebraten,
die Teile oder sämtliche
Bereiche mindestens eines heterologen Genlocus für Immunglobuline oder T-Zell-Rezeptoren in derart
modifizierter Anordnung umfassen, damit die V(D)J-Rekombination
und die nachfolgende Expression ermöglicht wird von mindestens
einem heterologen Antikörper
oder T-Zell-Rezeptor oder funktionellen Fragment davon, welcher
bzw. welches entweder die Wildtyp-Form oder eine oder mehrere Mutation(en)
in der bzw. den primären
Aminosäuresequenz(en)
aufweist;
- (f) transchromosomalen Elementen, welche Fragmente von heterologen
Chromosomen sind und Teile oder sämtliche Genloci für Immunglobuline
oder T-Zell-Rezeptoren in Keimbahnkonfiguration aufweisen und eine
V(D)J-Rekombination
und die nachfolgende Expression mindestens eines heterologen Antikörpers oder
T-Zell-Rezeptors erlauben, welcher hinsichtlich der primären Aminosäuresequenz(en)
die Wildtyp-Form aufweist;
wobei das mindestens eine exogene
genetische Element am meisten bevorzugt einen nativen oder modifizierten
humanen Antikörper,
ein humanes Bindeprotein, einen humanen Antigen-Rezeptor, oder ein
oder mehrere funktionelle Fragmente davon kodiert.
-
Weiterhin
ist es bevorzugt, dass das mindestens eine exogene genetische Element
einen heterologen oder artifiziellen Rezeptor kodiert, dessen Binderegion
einer Affinitätsreifung
unterzogen werden kann.
-
Zur
Durchführung
des Schrittes der genetischen Modifikation können erfindungsgemäß mehrere
verschiedene Vorgehensweisen, die nachfolgend veranschaulicht werden,
angewendet werden.
-
Ein
erster Ansatz basiert auf der stabilen Einführung von rekombinanten Plasmid-DNA-Konstrukten, die
Teile heterologer Antigen-Rezeptor-Genloci in nicht-umgelagerter
Keimbahn-Konfiguration
kodieren, und ist daher ähnlich
dem, was zuvor im Zusammenhang mit transgenen Mäusen erreicht worden ist. Diese
heterologen Antigen-Rezeptor-Genloci können V-, D- und J-Gensegmente der Immunglobulin-Genloci
für die schwere
Kette und für
die leichten Ketten κ und λ, als auch
Gensegmente von irgendeinem Genloci α, β, γ oder δ des T-Zell-Rezeptors (TCR)
einschließen.
-
Ein
zweiter Ansatz betrifft die stabile Integration heterologer Antigen-Rezeptor-Genloci
im Größenbereich
von Megabasen einschließlich
Teilen oder sämtlicher
Immunglobulin- und/oder TCR-Genloci in nicht-umgelagerter Keimbahn-Konfiguration
entweder als transchromosomale Fragmente, oder kloniert in bakterielle artifizielle
Chromosomen (BACs), artifizielle Hefe-Chromosomen (YACs), oder artifizielle
Chromosomen von Vertebraten (VACs), was mit transgenen Mäusen ebenfalls
durchgeführt
worden ist (Green et al., Nat. Genet., 7, S. 13–21, 1994; Tomizuka et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 97, S. 722–727, 2000).
-
Die
genetischen Elemente beider Ansätze
müssen
stabil in PräB-Zellen integriert
werden, die in ihren endogenen murinen Ig-Genloci cis-agierende Mutationen aufweisen,
welche lediglich mit der Umlagerung der endogenen Ig-Genloci interferieren,
aber immer noch die Generierung diverser Antikörper-Repertoires ausgehend
von heterologen Antigen-Rezeptor-Genloci in nicht-umgelagerter und/oder
Keimbahn-Konfiguration ermöglichen.
Die Herstellung von DNA-Konstrukten, die die humanen Ig-Genloci
kodieren, basiert auf der Kenntnis der Organisation sämtlicher
humanen Ig-Genloci und ihrer als Ergebnis des humanen Genomprojekts
nahezu vollständig
publizierten DNA-Sequenz. Beispielweise ist der Genlocus für die humane
IgH-Kette auf Chromosom 14q32.33 innerhalb eines Bereiches von 1,25
MBp lokalisiert. Er enthält
123–129
(abhängig
von allelischer Variation) VH-Gensegmente
(41–47
davon funktional), 27D-, und 6JH-Gensegmente
stromaufwärts des
Genclusters der konstanten Region. Der humane Genlocus für die IgκL-Kette umfasst
1,82 MBp, ist auf Chromosom 2p12 lokalisiert und enthält 40 oder
76 (Allel-abhängig)
Vκ-Gensegmente
(34 bzw. 64 davon funktional), sowie 5Jκ-Gensegmente stromaufwärts einer
einzelnen Cκ-Region.
Der 1,05 MBp abdeckende humane Locus für die IgλL-Kette ist auf Chromosom 22q11.2
lokalisiert und enthält
70 oder 71 (31 oder 32 funktional) Vλ-Gensegmente stromaufwärts von
7 bis 11 sich in Tandemform wiederholende Jλ-Cλ-Gensegmente.
-
Die
DNA-Konstrukte, die einen, mehrere oder sämtliche Teile der Genloci für heterologe
Immunglobuline oder T-Zell-Rezeptoren in Keimbahn-Konfiguration
aufweisen, welche auf transchromosomalen Fragmenten vorhanden sind
oder in BAC-, YAC- oder VAC-Vektorkonstrukte
kloniert werden können,
können
stabil in langfristig proliferierende Ziel-PräB-Zellen transferiert werden,
indem standardisierte Verfahren zum Gentransfer angewendet werden,
einschließlich
z. B. Elektroporation, Calciumphosphat- oder DEAE-Dextran-Transfektion,
Liposomenvermittelter Transfer, Sphäro- oder Protoplastenfusion,
ballistischer Transfer, Mikroinjektion, oder spezifische Protein/Addukt-Bildung,
oder eine Kombination davor. Stabile Transfektanten können mittels geeigneter
(Antibiotika-) Selektionsmarker selektiert werden, die sich in den
YAC-, BAC- und VAC-Vektoren befinden
und Gene umfassen, die Resistenz gegenüber z. B. Puromycin, HygromycinB,
Neomycin (G418), Histidinol, Mycophenolsäure, Zeocin und dergleichen
vermitteln.
-
Ein
dritter, konzeptionell unterschiedlicher Ansatz kann zur Einführung heterologer
genetischer Elemente angewendet werden, die heterologe, vorzugsweise
humane Antikörper
und Bindeproteine kodieren. Nach dieser alternativen Methode werden
heterologe genetische Elemente unter Anwendung retroviraler Transduktion
stabil in murine PräB-Zeller
transferiert, was im Zusammenhang mit der Gentherapie für Erbkrankheiten
unter Verwendung pluripotenter hämatopoetischer
Stammzellen als Zielzellen beschrieben worden ist (s. An Dong Sung
et al., J. Virol. 75 (8), 3547–3555
(2001)). Retrovirale Transfer-Vektoren können lediglich 7–10 kb Fremd-DNA
aufnehmen, wodurch die Klonierung von Expressionsvektoren für heterologe,
vorzugsweise humane Antikörper
und Bindeproteine signifikant erleichtert wird. Sämtliche
Eigenschaften heterologer Antikörper
und Bindeproteine können
daher unter Verwendung retroviraler Transfer-Vektoren leicht und schnell
mittels standardisierter molekularbiologischer Verfahren modifiziert
werden. Im Gegensatz dazu stellt die Einführung von Modifikationen im
Kontext eines transgenen Maussystems zur heterologen Antikörperexpression
einen sehr arbeits- und zeitaufwendigen Vorgang dar, der daher praktisch
ausgeschlossen ist. Die Verwendung transgener Mäuse zur Veränderung der Funktionen transgen
kodierter heterologer Antikörper würde die
Generierung mehrerer neuer transgener Mausstämme einschließlich Einkreuzung
eines immundefizienten genetischen Hintergrundes erforderlich machen.
-
Rekombinante
retrovirale Transfer-Vektoren, die heterologe Antikörper oder
Bindeproteine kodieren, können
entweder als monoklonale Bindespezifitäten exprimierende Klone hergestellt
oder in Form von Bibliotheken generiert werden, die polyklonale
Bindespezifitäten
kodieren. Da retrovirale Vektoren nicht groß genug sind, um signifikante
Regionen der Antigen-Rezeptor-Genloci
in Keimbahn-Konfiguration aufzunehmen, müssen die heterologen Kodierungsregionen
bereits V(D)J-rearrangierte, für
variable Domänen
kodierende Gensegmente in Kombination mit Kodierungsregionen für die konstanten
Regionen heterologer Antikörper
und Bindeproteine enthalten. Die Expression von Klonen oder Bibliotheken
retroviraler Expressionsvektoren für heterologe Antikörper oder
Bindeproteine erfordert daher keine funktionelle zelluläre Maschinerie
für die V(D)J-Rekombination
und kann daher in Verbindung mit PräB-Lymphozyten durchgeführt werden,
die cis- und/oder trans-agierende Mutationen aufweisen, welche,
wie zuvor beschrieben, die Expression endogener Immunglobulin-Gene
verhindern.
-
Die
retroviralen Expressionsvektoren, die es murinen PräB-Zellen
ermöglichen,
heterologe Antikörper oder
Bindeproteine zu exprimieren, werden zunächst in retrovirale Packaging-Zelllinien
transfiziert, von denen eine große Auswahl mit der Fähigkeit
zur Bildung rekombinanter Retroviren mit entweder ökotropem,
amphotropem, oder pantropem Infektabilitätsspektrum kommerziell erhältlich sind.
Derartige Packaging-Zelllinien sind mit Expressionskonstrukten für die retroviralen
Gene gag, pol und env stabil transfiziert. Die Transfektion retroviraler
Packaging-Zellen mit rekombinanten retroviralen Plasmidvektoren,
die heterologe Antikörper
oder Bindeproteine kodieren, führt
dann zur Bildung von rekombinanten Retroviren mit der Fähigkeit,
PräB-Zellen zu
infizieren und die heterologe genetische Information stabil in PräB-Zelllinien
und -klone zu transduzieren (8). Die
bei diesen Verfahren verwendeten retroviralen Expressionsvektoren
werden ausgehend von einem handelüblich erhältlichen leeren retroviralen
Transfervektor hergestellt, der über
die minimal erforderlichen retroviralen Elemente verfügt, einschließlich 5'-LTR, eines Psi-Packaging-Signals und einem
3'-LTR (11a).
-
Die
endgültigen
retroviralen Vektoren für
die Expression heterologer Antikörper
oder Bindeproteine können
jedwede der folgenden genetischen Elemente enthalten, welche operationell
gekoppelt sind, um die Expression heterologer Antikörper und
Bindeproteine in Zellen der B-Linie sicherzustellen, wobei die Elemente ausgewählt werden
aus:
- (a) Promotor-Elementen einschließlich konstitutiver
Promotoren, wie z. B. CMV(Cytomegalovirus)-, SV40(simian virus 40)-, β-Actin- oder PGK(Phosphoglycerat-Kinase)-Promotoren,
oder B- Zelllinien-spezifischen
Promotoren wie z. B. der CD19 Promotor, oder die Promotoren der
Gene für
die IgH- und IgL-Kette;
- (b) Exons der variablen (V) Region von irgendeinem Antigen-Rezeptor-Genlocus,
einschließlich
Immunglobulin- und TCR-Genloci;
- (c) Enhancer-Elementen, die eine hohe und B-Zelllinienspezifische
Expression heterologer Antikörper
oder Bindeproteine ermöglichen,
wie z. B. EμH-
oder κiE-Intron-Enhancer-Elemente;
- (d) Exons der konstanten Region, einschließlich Exons, die die sezernierten
und membrangebundenen Formen von Antikörpern und Bindeproteinen kodieren
(7a, b); und
- (e) den 3'-Immunglobulin-Gen-Enhancern
der Genloci für
die schwere und leichte Kette (d. h. die 3'α-,
3'κ- oder λ3-1- und λ2-4-Enhancer),
die für
eine somatische Hypermutation der für die variable Region kodierenden
Exons der heterologen Antikörper
oder Bindeproteine erforderlich sind (7a, b).
-
Darüber hinaus
können
Expressionskassetten für
geeignete (Antibiotika-) Selektionsmarker, wie z. B. Puromycin,
HygromycinB, Neomycin (G418), Histidinol, Mycophenolsäure, Zeocin,
oder für
geeignete Reportergene, wie EGFP (enhanced green fluorescent protein)
und seine Mutanten YFP (yellow fluorescent protein), CFP (cyan fluorescent
protein), und BFP (blue fluorescent protein), oder RFP (red fluorescent
protein), Teil der retroviralen Vektoren sein, wodurch die Selektion
beziehungsweise Isolation stabil transduzierter Zellen ermöglicht wird
(7b). Das Arrangement und die Gegenwart sämtlicher
dieser Kodierungsregionen und Kontrollelementen muss sorgfältig ausgearbeitet
und umgesetzt werden, um eine differenzielle Expression von membrangebundenen
oder sezernierten Formen heterologer Ig-Glykoproteine, als auch
eine Antigen-getriebene Affinitätsreifung
der heterologen Antikörper und
Bindeproteine in Keimzentren in vivo zu ermöglichen. Falls gewünscht, können Exons
für Domänen der
konstanten Region zwischen Isotypen ausgetauscht werden, oder es
können
Mutationen eingeführt
werden, die die Effektorfunktionen der exprimierten heterologen
Antikörper
beeinflussen (7a, b).
Diese nicht beschränkenden
Beispiele dienen der Veranschaulichung, dass dieses System die schnelle
Modifikation einfach jeglicher Region der retroviral kodierten heterologen
Antikörper
oder Bindeproteine ermöglicht.
-
Das
Exon, welches innerhalb dieser rekombinanten retroviralen Vektoren
die variablen Domänen
kodiert, kann hinsichtlich der Expression einer gegebenen Spezifität, wie z.
B. derjenigen eines existierenden Antikörpers, dessen Spezifität der Antigenbindung
mittels Affinitätsreifung
nach Transplantation stabil transduzierter PräB-Zellen in murine Rezipienten
und nachfolgender Immunisierung (9) modifiziert
werden soll, monoklonal sein. Zusätzlich kann das variable Domänen kodierende
Exon aus einer Bibliothek diverser V(D)J-Rearrangements abgeleitet
werden. Diese V-Region-Bibliotheken können unter Verwendung degenerierter
Primerpaare, die eine Vielzahl von verschiedenen VH-Genfamilien
und JH-Gensegmenten amplifizieren, mittels
PCR aus heterologen, vorzugsweise humanen B-Lymphozyten isoliert
werden (9). Die B-Lymphozyten können von
immunisierten oder nicht-immunisierten Individuen ('primed versus naive
repertoire'), oder von
Patienten stammen, die an Autoimmunkrankheiten leiden (Autoimmun-Repertoire).
Ferner können
vollständig
synthetische Bibliotheken von Domänen der V-Region unter Anwendung der in vitro
Zusammenstellung von für
V-Domänen spezifischen
Genfragmenten konstruiert werden, die zufällige Nukleotidsequenzen in Regionen
aufweisen, die den die Komplementarität bestimmenden Regionen entsprechen
(9).
-
Kombinationen
retroviraler Konstrukte können
simultan oder sequenziell in PräB-Zellen
transduziert werden, wodurch die Expression und Sekretion vollständig heterologer
Immunglobuline und dimerer Bindeproteine im Wege der Differenzierung
der PräB-Zellen in vitro oder
in vivo ermöglicht
wird (8).
-
Vertebraten-PräB-Zellen,
die durch irgendeine der oben beschriebenen Verfahren derart genetisch modifiziert
worden sind, dass sie das Potenzial erworben haben, heterologe Antikörper oder
Bindeproteine zu exprimieren, müssen
in reife Zellen der B-Zelllinie und schließlich in Plasmazellen differenziert
werden, damit die heterologen Antikörper oder Bindeproteine exprimiert
und schließlich
sekretiert werden können.
Dies kann entweder durch Differenzierung in Gewebekultur in vitro
oder durch Transplantation der genetisch modifizierten PräB-Zellen
in geeignete Vertebraten-Rezipienten in vivo erfolgen, unter der
Maßgabe,
dass die in vivo-Herstellung im Menschen ausgeschlossen ist.
-
Demgemäß ist es
bevorzugt, die Differenzierung von Vertebraten-Vorläufer-B-Lymphozyten
in vitro herbeizuführen
durch:
- (a) Anhalten der Proliferation der Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten und Induzieren
der Differenzierung in reife Zellen der lymphoiden Linie durch Kultivieren
derselben in Abwesenheit irgendeines Vorläufer-Lymphozyten-Wachstumsfaktors;
und
- (b) Induzieren der terminalen Lymphozyten-Differenzierung durch
weiteres Kultivieren der Zellen in Gegenwart mindestens einer der
folgenden Komponenten ausgewählt
aus:
- (i) löslichen,
mit T-Zellen im Zusammenhang stehenden stimulierenden Faktoren,
umfassend Interleukin-2, Interleukin-4, Interleukin-5, Interleukin-6,
Interleukin-10, Interleukin-13, TGF-β, und IFN-γ;
- (ii) Faktoren, die co-stimulatorische B-Zell-Rezeptoren aktivieren,
umfassend agonistische Antikörper
oder aktive rekombinante Liganden, spezifisch für CD40, B7-1 (CD80), B7-2 (CD86),
Komplement-Rezeptoren 1 (CD35) und 2 (CD21), LFA-1 (CD11a), LFA-3
(CD58), CD19, CD20, CD30, CD32, CD37, CD38, CD70, CD71, Igα (CD79α), Igβ (CD79β), TAPA-1(CD81),
Fas (CD95), TNF-Rezeptor1 (p55, CD120a), TNF-Rezeptor2 (p75, CD120b),
Ox-40 (CD134), und Lymphotoxin-b-Rezeptor; und
- (iii) B-Zell mitogenen Faktoren, T-Zell-unabhängigen Antigenen
des Typs 1, und anderen polyklonalen Aktivatoren, einschließlich Lipopolysacchariden
(LPS), Lipoproteinen von Gram-negativen Bakterien, Polyanionen,
Poly-dIdC, Pokeweed-Mitogen (PWM), und Anti-Immunglobulin-Reagenzien; und Kombinationen davon.
-
Die
in vitro-Differenzierung in Gewebekultur kann durch ein zweistufiges
Verfahren erreicht werden, das (a) die Entfernung von PräB-Zell-Wachstumsfaktoren,
wie z. B. IL7, oder IL3, aus dem Gewebekulturmedium, wodurch die
Proliferation von PräB-Zellen angehalten
und gleichzeitig die Differenzierung in Zellen eines reifen B-Zell-Phänotyps induziert
wird, und (b) die Stimulierung der differenzierten B-Zellen durch
die mit T-Zellen in Beziehung stehenden und/oder mitogenen, T-Zell-unabhängigen Stimuli
einschließen,
sodass die endgültige
Differenzierung zur Plasmazelle induziert wird. Die anfängliche
Differenzierung von PräB-Zellen
in Zellen mit einem B-Zell-Phänotyp
durch Entfernung von PräB-Zell-Wachstumsfaktoren
geht mit der Induktion von Apoptose einher. Daher werden gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
PräB-Zellen
verwendet, die anti-apoptotische Gene überexprimieren, wie z. B. bcl-2
oder bcl-xL. Diese antiapoptotischen Gene
können
in PräB-Zellen
entweder durch Verwendung von PräB-Zellen,
die aus bezüglich
bcl-2 oder bcl-xL transgenen Tieren isoliert
worden sind, oder durch Transfektion oder Transduktion von PräB-Zellen
mit Vektoren zur Überexpression
von irgendeinem der anti-apoptotischen Gene eingeführt werden.
-
Als
Alternative zur in vitro-Differenzierung genetisch modifizierter
Vorläufer-Lymphozyten
können
diese Zellen auch in vivo differenziert werden durch Transplantation
in einen geeigneten nicht-humanen Vertebraten-Rezipienten, wodurch
diese Zellen zu sekundären
Lymphoidorganen migrieren und in reifere Zellen der lymphoiden Linie
differenzieren. Vorzugsweise werden diese Lymphozyten in den Rezipienten
mit nativen oder Antigengeprimten T-Helfer-Lymphozyten co-transplantiert,
wobei der Begriff „co-transplantiert" nicht auf die simultane
Transplantation zum exakt gleichen Zeitpunkt beschränkt zu verstehen
ist. Nach einer anderen bevorzugten Ausführungsform erfolgt anschließend an
die Differenzierung in vivo die Immunisierung des Rezipienten mit
mindestens einer gewünschten
immunogenen Verbindung oder Zusammensetzung. Im Gegensatz zu dem
vorliegend beschriebenen Verfahren gestattet die Transplantation
genetisch unmodifizierter humaner CD34+ hämatopoetischer Stammzellen
in SCID-Mäuse
(WO 01/87058) weder die Herstellung von Antikörpern mit hoher Affinität (aufgrund
des Mangels an kompatiblen humanen T-Zellen), noch irgendeine Flexibilität hinsichtlich
des Typs und der Eigenschaften der von diesen B-Zellen hergestellten Antikörper.
-
Weiterhin
ist es bevorzugt, dass der Vertebraten-Rezipient ein kompatibler
Wirt ist und hinsichtlich der Bildung von endogenen B-Zellen, T-Zellen
und/oder NK(natürliche
Killer)-Zellen oder einer Kombination derselben defizient ist.
-
Wie
bereits zuvor in Bezug auf die Selektion geeigneter Quellen für Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
ausgeführt
worden ist, ist es bevorzugt, dass der Vertebraten-Rezipient ausgewählt wird
aus kiefertragenden Vertebraten umfassend Knorpelfische, Knochen fische,
Amphibien, Reptilien, Vögel,
und Säugetiere
einschließlich
Schweine, Schafe, Rinder, Pferde, und Nagetiere einschließlich Mäuse, Ratten,
Kaninchen und Meerschweinchen, wobei Mäuse die bevorzugte Rezipienten-Spezies
ist.
-
Die
geeigneten, als Rezipienten für
die Transplantation genetisch modifizierter Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
dienenden Wirte können
hinsichtlich der Lymphozytenentwicklung den Wildtyp aufweisen, oder
sie können
vorzugsweise irgendeine der zahlreichen cis-agierenden Mutationen
aufweisen, durch die die endogenen murinen Rearrangements der Ig-Gene
inhibiert werden. Diese können
Mutationen in Enhancer-Elementen von Ig-Genloci, wie die zuvor genannten EμH- und κiE-Enhancer-Elemente,
Deletionen innerhalb der für
Immunglobuline kodierenden Genregionen, wie den DH,
den JH- oder JL-Gensegmenten
und den IgC-Regionen einschließlich
ihrer Membran-überspannenden
Exons einschließen.
Ferner können
geeignete Wirte eingesetzt werden, die trans-agierende Mutationen
aufweisen, durch die selektiv die Entwicklung von B-(und T-)Lymphozyten
behindert werden kann, z. B. Mutationen in Linien- oder Lymphozyten-spezifischen Transkriptionsfaktoren
oder den für
die Initiation der V(D)J-Rekombination
erforderlichen Genen RAG-1 und RAG-2 (Mombaerts et al.; s. a. Shinkai
et al., s. o.).
-
Darüber hinaus
umfassen trans-agierende Mutationen, die zu immundefizienten Wirten
führen,
Mutationen in den ubiquitär
exprimierten DNA-Reparaturgenen, die auch für die V(D)J-Rekombination erforderlich sind, wie
Ku70, Ku86, die katalytische Untereinheit der DNA-abhängigen Protein-Kinase
(DNA-PKcs), XRCC4, DNA-Ligase IV und Artemis. Vertebraten-Rezipienten mit irgendeiner
der zuvor genannten Mutationen, denen es entweder nur an B-Lymphozytenpopulationen
oder sowohl an B- als auch an T-Lymphozyten mangelt, können anschließend mit
genetisch modifizierten PräB-Zellen
transplantiert werden, wobei sie im Falle von Mäusen, die hinsichtlich B- und
T-Zellen defizient sind, mit histokompatiblen T-Helferzell-Populationen
co-transplantiert werden können.
Die T-Helferzell-Populationen umfassen vorzugsweise native T-Helferzellen,
Antikörper-geprimte
Effektor-T-Zell-Populationen oder Gedächtnis-T-Zellen, oder irgendeine
Kombination davon. Die Co-Transplantation von T-Helferzell-Populationen kann simultan,
vor oder nach dem tatsächlichen
Zeitpunkt der Transplantation genetisch modifizierter PräB-Zellen
erfolgen.
-
Murine
oder Vertebraten-Wirte, deren periphere Lymphozyten-Populationen partiell
oder vollständig durch
Transplantation modifizierter PräB-Zellen
und die optionale Co-Transplantation von T-Helferzell-Populationen
partiell oder vollständig
rekonstituiert worden sind, können
anschließend
zur Immunisierung mit irgendeinem gewünschten Antigen verwendet werden,
um eine Immunantwort auf dieses Antigen auszulösen und solche Lymphozyten
zu stimulieren, die die geeignete heterologe Rezeptorspezifität exprimieren,
wodurch es zu einer proliferativen Expansion von B-Zell-Klonen,
zur Affinitätsreifung
der Bindungsdomänen
der kodierten heterologen Antikörper
oder Bindeproteine, und zur terminalen Differenzierung in Plasmazellen
kommt, die die heterologen Antikörper
oder Bindeproteine sekretieren.
-
Aus
dem vorhergehenden wird deutlich, dass ein weiterer Aspekt der vorliegenden
Erfindung die Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung irgendeines
Bindeproteins oder eines oder mehrerer funktioneller Fragmente davon
mit der Fähigkeit
betrifft, selektiv an ein Antigen oder einen Liganden zu binden,
einschließlich
irgendeines heterologen Antikörpers,
irgendeines aus variablen Domänen
und konstanten Regionen zusammengesetzten Antigen-Rezeptors umfassend
T-Zell-Rezeptoren und membrangebundene Immunglobuline, irgendeines
artifiziellen Bindeproteins mit entweder Wildtyp-Immuneffektorfunktionen
oder modifizierten oder artifiziellen Effektorfunktionen, welche nicht
von Keimbahn-kodierten heterologen Immunglobulinen oder Antigen-Rezeptoren
hergeleitet werden können,
und irgendeines funktionellen Fragmentes davon, in einer per se
bekannten Weise, beinhaltend die folgenden Schritte:
- (a) genetische Modifizierung von Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten, die
- (i) aus primären
lymphoiden Organen stammen und
- (ii) das Potential haben, sich in reife Zellen der lymphoiden
Linie zu differenzieren,
durch Einbringen mindestens eines
exogenen genetischen Elementes, welches mindestens ein Bindeprotein
oder funktionelles Fragment davon kodiert; oder, alternativ, durch
Verwendung genetisch modifizierter Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten,
die
- (i) aus primären
lymphoiden Organen stammen und
- (ii) das Potential haben, sich in reife Zellen der lymphoiden
Linie zu differenzieren, und
- (iii) mindestens ein exogenes genetisches Element aufweisen,
welches mindestens ein Bindeprotein oder funktionelles Fragment
davon kodiert;
- (b) Herbeiführung
der Differenzierung der genetisch modifizierten Vorläufer-Lymphozyten
in reife Zellen der lymphoiden Linie entweder in vitro oder in vivo,
wodurch genetisch modifizierte und differenzierte Vertebraten-Lymphozyten generiert
werden, die in der Lage sind, das Bindeprotein oder funktionelle
Fragment davon herzustellen, oder, alternativ,
Verwendung der
genetisch modifizierten und differenzierten Vertebraten-Lymphozyten,
die in der Lage sind, das Bindeprotein oder funktionelle Fragment
davon herzustellen;
- (c) Herbeiführung
der Expression des Bindeproteins oder funktionellen Fragments davon;
unter der Maßgabe,
dass die in vivo Produktion in Menschen ausgeschlossen ist.
-
In
diesem Zusammenhang ist es bevorzugt, dass irgendeines der obigen
Verfahren, die die Bildung der genetisch modifizierten und differenzierten
Vertebraten-Lymphozyten beinhalten, gefolgt wird von den Schritten:
- (a) Isolierung des mindestens einen exogenen
genetischen Elementes aus den differenzierten Lymphozyten, und
- (b) Platzierung des bzw. der genetischen Elementes) in einen
Kontext, der die Produktion des mindestens einen Bindeproteins oder
funktionellen Fragments davon ermöglicht.
-
Um
eine Herstellung des gewünschten
Immunglobulins oder Immunglobulin-ähnlichen Proteins oder funktionellen
Fragments davon im Großmaßstab zu
erreichen, kann die genetische Information, welche für die interessierenden
Polypeptide kodiert, aus diesen Zellen isoliert und in verschiedene
Expressionssysteme transferiert werden, wo die genetische Information
gespeichert, amplifiziert und/oder zur Herstellung des gewünschten
Proteins oder Teils desselben verwendet werden kann.
-
Genauer
gesagt, können
die offenen Leserahmen, die die Kodierungsregionen für die heterologen
Antikörper
oder Bindeproteine repräsentieren,
mittels molekularbiologischer Standardverfahren isoliert werden, einschließlich der
PCR-Amplifikation
mit spezifischen Primerpaaren, und in den Kontext verschiedener
Expressionssysteme transferiert werden, wodurch die kontinuierliche
Produktion der heterologen Antikörper
oder Bindeproteine ermöglicht
wird. Diese Expressionssysteme umfassen in vitro Transkriptions-/Translations-Systeme,
prokaryotische Expressionssysteme, wie z. B. E. coli, oder eukaryotische
Expressionssysteme, wie die Expression in Hefezellen, Insektenzellen
unter Anwendung einer Bakulovirus-Infektion, oder Säugerzellen.
-
Das
bzw. die oben genannten Bindeproteine oder funktionellen Fragmente
davon können
entweder eine einzigartige Spezifität aufweisen und daher monoklonal
sein, oder sie können
durch mehre als eine einzigartige Spezifität kodiert und daher polyklonal
sein.
-
Nach
einer bevorzugten Ausführungsform
stimmt das Bindeprotein oder funktionelle Fragment davon vollständig oder
teilweise hinsichtlich der strukturellen und/oder funktionellen
Eigenschaften mit einem menschlichen Antikörper, Antigen-Rezeptor, oder Bindeprotein,
wie er bzw. es auf der Basis des menschlichen genetischen Repertoires
oder Teilen davon zusammengebaut werden kann, überein.
-
Ferner
ist es bevorzugt, dass das herzustellende Bindeprotein oder funktionelle
Fragment davon ausgewählt
wird aus der Gruppe bestehend aus:
- (a) membrangebundenen
oder sezernierten Antikörpern,
bestehend aus heterologen Polypeptiden der schweren und leichten
Ketten in der bei natürlichen
Antikörpern
vorliegenden stöchiometrischen
Zusammensetzung, und bestehend aus irgendeinem der für die schweren
(μ, δ, γ, α, ε) und/oder
leichten (κ und λ) Ketten
bekannten Isotypen;
- (b) Antikörpern
mit Kombinationen von Polypeptiden der schweren und leichten Ketten,
die im Hinblick auf die primäre
Aminosäuresequenz
vollständig
human sind;
- (c) Hybrid-Antikörpern,
die heterologe Polypeptide der schweren oder leichten Ketten von
verschiedenen Vertebraten-Spezies enthalten;
- (d) sezernierten Fab-, scFv- und F(ab')2-Antikörperfragmenten, die entweder
vollständig
oder teilweise heterolog sind;
- (e) Fragmenten von Antikörpern,
die über
Linkerpeptide kovalent verbunden sind, woraus bispezifische oder
multispezifische Antikörperfragmente
resultieren;
- (f) T-Zell-Rezeptoren des α-, β-, γ- und δ-Isotyps,
Antigen-Rezeptoren,
und anderen Bindeproteinen mit struktureller Ähnlichkeit zu Proteinen der
Immunglobulin-Superfamilie;
und funktionellen Fragmenten
davon.
-
Nach
einem weiteren Aspekt werden erfindungsgemäß genetisch modifizierte Vertebraten-Vorläufer-Lymphozyten
bereitgestellt, die
- (a) aus primären lymphoiden
Organen stammen und das Potential haben, sich in reife Zellen der
lymphoiden Linie zu differenzieren,
- (b) mindestens ein exogenes genetisches Element tragen, das
mindestens ein heterologes Bindeprotein oder funktionelles Fragment
davon mit der Fähigkeit
kodiert, selektiv an ein Antigen oder einen Liganden zu binden,
einschließlich
irgendeines heterologen Antikörpers,
irgendeines aus variablen Domänen
und konstanten Regionen zusammengesetzten heterologen Antigen-Rezeptors
umfassend T-Zell-Rezeptoren und
membrangebundene Immunglobuline, irgendeines heterologen artifiziellen
Bindeproteins mit entweder Wildtyp-Immuneffektorfunktionen oder
modifizierten oder artifiziellen Effektorfunktionen, welche nicht
von Keimbahn-kodierten heterologen Immunglobulinen oder Antigen-Rezeptoren
hergeleitet werden können, und
irgendeines beliebigen funktionellen Fragments davon, und
- (c) mindestens einen Selektionsmarker tragen, der mit dem mindestens
einen exogenen genetischen Element operationell verbunden ist.
-
Entsprechend
einem weiteren Aspekt werden erfindungsgemäß reife Zellen der lymphoiden
Linie bereitgestellt, die
- (a) mindestens ein
exogenes genetisches Element tragen, das mindestens ein heterologes
Bindeprotein oder funktionelles Fragment davon mit der Fähigkeit
kodiert, selektiv an ein Antigen oder einen Liganden zu binden,
einschließlich
irgendeines heterologen Antikörpers,
irgendeines aus variablen Domänen
und konstanten Regionen zusammengesetzten heterologen Antigen-Rezeptors
umfassend T-Zell-Rezeptoren und
membrangebundene Immunglobuline, irgendeines heterologen artifiziellen
Bindeproteins mit entweder Wildtyp-Immuneffektorfunktionen oder
modifizierten oder artifiziellen Effektorfunktionen, welche nicht
von Keimbahn-kodierten heterologen Immunglobulinen oder Antigen-Rezeptoren
hergeleitet werden können, und
irgendeines beliebigen funktionellen Fragments davon, und
- (b) mindestens einen Selektionsmarker tragen, der mit dem mindestens
einen exogenen genetischen Element operationell verbunden ist.
-
Nach
einem weiteren Aspekt werden erfindungsgemäß immortalisierte Zellen bereitgestellt,
die von reifen Zellen der lymphoiden Linie abstammen, und
- (a) mindestens ein exogenes genetisches Element
tragen, das mindestens ein heterologes Bindeprotein oder funktionelles
Fragment davon mit der Fähigkeit
kodiert, selektiv an ein Antigen oder einen Liganden zu binden,
einschließlich
irgendeines heterologen Antikörpers,
irgendeines aus variablen Domänen
und konstanten Regionen zusammengesetzten heterologen Antigen-Rezeptors
umfassend T-Zell-Rezeptoren und
membrangebundene Immunglobuline, irgendeines heterologen artifiziellen
Bindeproteins mit entweder Wildtyp-Immuneffektorfunktionen oder
modifizierten oder artifiziellen Effektorfunktionen, welche nicht
von Keimbahn-kodierten heterologen Immunglobulinen oder Antigen-Rezeptoren
hergeleitet werden können, und
irgendeines beliebigen funktionellen Fragments davon, und
- (b) mindestens einen Selektionsmarker tragen, der mit dem mindestens
einen exogenen genetischen Element operationell verbunden ist, und
- (c) das mindestens eine heterologe Bindeprotein oder funktionelle
Fragment davon produzieren.
-
Es
wird darauf hingewiesen, dass vollständig humane oder humanisierte
Antikörper
oder funktionelle Fragmente davon aufgrund ihrer Fähigkeit,
mit ihren Domänen
der variablen Region an spezifischer Antigene zu binden, und, darüber hinaus,
aufgrund ihrer Fähigkeit, über ihre
Domänen
der konstanten Region Immuneffektorfunktion zu vermitteln, zur Diagnose,
Prävention
und Therapie von menschlichen Erkrankungen eingesetzt werden können. Einige
mögliche
Anwendungen für
humane monoklonale Antikörper,
welche erfindungsgemäß hergestellt
werden können,
zur Diagnose, Prävention
und Therapie menschlicher Erkrankungen werden nachfolgend detailliert
ausgeführt.
Für diagnostische
Zwecke können
humane monoklonale Antikörper
zur Identifizierung und Sichtbarmachung bestimmter pathologischer
Zustände
durch Einführung
markierter Antikörper
in das Gefäßsystem
von Individuen verwendet werden, wo spezifische, mit der Erkrankung
im Zusammenhang stehende antigene Strukturen (z. B. auf bestimmten
pathologischen Zellen exprimiert) nachgewiesen werden können. Anwendungen
zur Prävention
menschlicher Erkrankungen schließen Antikörper mit der Fähigkeit
ein, Wechselwirkungen bestimmter Zelloberflächenabhängiger Rezeptor/Liganden-Systeme
in pathologischen Zuständen
(antagonistischer Antikörper)
zu blockieren, oder umgekehrt, die Wirkung einer Ligandenbindung
an Zelloberflächen-Rezeptoren
im Falle der pathologischen Abwesenheit eines Liganden (agonistischer
Antikörper)
nachzuahmen. Darüber
hinaus können
humane monoklonale Antikörper
verwendet werden, um die Funktionen von toxischen Substanzen oder
Pathogenen zu blockieren, z. B. bei Vergiftung, Entzündung und
Infektionen. In diesem Zusammenhang sind humane Antikörper von
besonderer Qualität,
da sie das Tagging dieser Substanzen und Antigene zur Entfernung
durch spezialisierte Zellen des eigenen Immunsystems vermitteln.
Humane monoklonale Antikörper
können
auch zum Targeting von Immunfunktionen zu krebsartigen Zellen verwendet
werden, da sie in der Lage sind, an veränderte Eigenstrukturen spezifisch
zu binden, die auf der Oberfläche
von malignen Zellen exprimiert werden. Im Falle von Autoimmunerkrankungen können humane
monoklonale Antikörper
hilfreich sein zur Neutralisierung oder Gegenwirkung der pathologischen
Effekte von Autoimmunfaktoren (Autoantikörper, allergische Antikörper). Humane
monoklonale Antikörper
sind deshalb so hilfreich zur Diagnose, Prävention und Therapie von menschlichen
Erkrankungen, da sie in das Gefäßsystem
von Individuen eingeführt
werden können,
ohne irgendwelche Nebenwirkungen auszulösen, da Antikörper normale
Bestandteile des Blutplasmas und fluiden Komponenten des Menschen
(z. B. Schleim, Speichel, Lymphflüssigkeit etc.) sind.
-
Hinterlegung
biologischen Materials
-
Plasmide,
die genetische Elemente tragen, welche erfindungsgemäß eingesetzt
werden, sind nach dem Budapester Vertrag am 17.12.2001 unter den
folgenden Zugriffsnummern bei der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig, Deutschland, hinterlegt
worden:
Plasmid | Zugriffsnummer |
pBS-DT4 | DSM
14703 |
pPGK-hygro | DSM
14704 |
pGL2neo(m)+ | DSM
14705 |
pBS-DT4-tox176 | DSM
14706 |
-
Die
folgenden experimentellen Vorgehensweisen beschreiben detaillierte
Verfahren zur Herstellung humaner monoklonaler Antikörper unter
Verwendung muriner PräB-Zellen,
die genetisch modifiziert worden sind, um die Fähigkeit zur Produktion humaner Antikörper zu
erhalten. Es werden nachfolgend ausgewählte Verfahrensbeispiele beschrieben,
mit denen die genetischen Modifikationen muriner PräB-Zellen
derart durchgeführt
werden können,
dass endogene Antikörper
nicht länger
exprimiert werden können,
aber dass humane Antikörper
ausgehend von stabil eingeführten
heterologen retroviralen Expressionskonstrukten produziert werden
können.
Darüber
hinaus werden experimentelle Details vorgestellt, die die Transplantation
dieser genetisch modifizierten murinen PräB-Zellen in geeignete murine
Rezipienten betreffen, als auch Verfahren, die die Immunisierung
dieser transplantierten Mäuse,
die Isolierung von Antikörper-sezernierenden Zellen,
und deren Etablierung als unsterbliche, monoklonale humane Antikörper sezernierende
Hybridom-Zelllinien betreffen. Obgleich die dargelegten Verfahren
vollständig
und zur Herstellung heterologer, insbesondere humaner monoklonaler
Antikörper
unter Verwendung muriner PräB-Zellen,
die genetisch modifiziert sind, ausreichend sind, sollten die Verfahren
lediglich als Veranschaulichung, nicht aber als Beschränkung betrachtet
werden.
-
Beispiele
-
Beispiel 1: Etablierung
langfristig proliferierender, muriner Vorläufer-B-Zellen mit dem Potenzial
zur Differenzierung in reife Zellen der B-Zelllinie
-
Auf
Stromazellen und IL7 ansprechende murine Vorläufer-B-Zellen werden 15 bis
18 Tage nach der Befruchtung in fötaler Leber von Mausföten sowie
im Knochenmark ausgewachsener Mäuse
als auch in der Milz neugeborener Tiere (< 3 Wochen alt) gefunden (Rolink et
al., Blood, 81, 2290–2300,
1993). Um diese PräB-Zellen
zu isolieren, werden Mäuse
durch Begasung mit CO2 eingeschläfert, und
die entsprechenden Organe werden unter sterilen Bedingungen entnommen.
Das gesamte Zellmaterial des Knochenmarks wird erhalten, indem Femur
und Tibia entfernt und die Knochen an beiden Enden mit sterilen
Scheren geöffnet
werden und das Mark mit 2–5
ml Phosphat-gepufferter Kochsalzlösung (PBS) unter Verwendung
einer einstellbaren 5 ml Spritze und einer 25er oder 26er Nadel
gespült
wird. Die Präparation
der isolierten Milz oder der fötalen
Leber erfolgt ebenfalls unter sterilen Bedingungen, und das Material
wird auf ein steriles Stahlgitter (200 Maschen) in einer Petrischale
mit 5–10
ml PBS überführt. Die
Organe werden in Stücke
geschnitten und mit Hilfe des Kolbens einer 5 ml Kunststoffspritze
durch das Metallgitter gedrückt.
Die Zellsuspensionen werden mittels Zentrifugation (200 g, 10 Minuten,
4°C) einmal
gewaschen und in 10–20
ml PBS resuspendiert. Sämtliche
Zellpräparationen
erfolgen mit eiskalten Lösungen,
und die Zellsuspensionen werden bis zum Transfer in Gewebekultur
auf Eis gehalten.
-
Die
Etablierung individueller PräB-Zellklone
erfolgt durch Grenzverdünnung
in Platten mit 96 Vertiefungen, die beschichtet sind mit semikonfluenten
murinen, mit 3000 rad γ-bestrahlten
ST-2 (Ogawa et al., EMBO J., 7, 1337–1343, 1988) oder PA-6 (Kodama
et al., J. Cell. Physiol., 118, 233–240, 1984) Stromazellen, die
in speziellem Medium für
Stromazellen (siehe unten) kultiviert worden sind. Zum Ausplattieren
der Grenzverdünnung
können
die gesamten Zellpopulationen des Organs oder, alternativ, Zellen
der B-Zelllinie verwendet werden, die die Oberflächenmarker B220+ oder
CD19+ aufweisen und durch Fluoreszenz- oder
magnetische Partikel aktiviertes Zellsortieren (FACS oder MACS)
unter Verwendung handelsüblich
erhältlicher
Antikörper,
die für
diese Marker spezifisch sind, angereichert werden.
-
Die
langfristige Kultur muriner PräB-Zellen
erfolgt in einem speziellen serumfreien Medium, welches 100 Einheiten
rekombinantes Interleukin-7 (IL-7) enthält (siehe unten). Unter Bedingungen
der Grenzverdünnung
und einer Kultivierung für
eine Dauer von 6 bis 7 Tagen bei 37°C in einem Feuchtinkubator bei
10% CO2 Atmosphäre entwickeln sich auf Stroma-Nährzellen individuelle
PräB-Zellkolonien.
Einzelne PräB-Zellkolonien werden
zunächst
in Platten mit 24 Vertiefungen überführt und
anschließend
nacheinander in Gewebekulturflaschen von 25 cm2 und
schließlich
75 cm2 angereichert, wobei die Flaschen
zuvor stets mit Stromazellen vorbeschichtet werden, die mit 3000
rad γ-bestrahlt worden
sind. Nach der anfänglichen
Anreicherung müssen die
PräB-Zelldichten
zwischen 1 × 105 und 2 × 106 PräB-Zellen/ml
Gewebekulturmedium gehalten werden, wozu alle 2 bis 3 Tage eine
Subkultivierung dieser Zellen erforderlich ist.
-
Das
spezielle serumfreie Gewebekulturmedium (Iscove und Melchers, J.
Exp. Med., 147, 923–933, 1978),
das für
die Etablierung langfristig proliferierender, Stromazell- und IL-7-abhängiger muriner
PräB-Zellen erforderlich
ist, ist wie folgt zusammengesetzt (Formulierung für 1 Liter
Medium):
• 11 g | DMEM-Pulver
(ohne Bicarbonat) |
• 10 ml | 1
M HEPES, pH-Wert 7,3 |
• 33,3 ml | 7,5%
NaHCO3-Lösung |
• 8 ml | Aminosäure-Vorratslösung enthaltend:
– L-Alanin
600 mg
– L-Asparagin
520 mg
– L-Aspartat
720 mg
– L-Glutamat
1800 mg
– L-Prolin
960 mg
– Na-Pyruvat
2640 mg
+ 1,6 ml Biotin/Vitamin B12 Vorratslösung enthaltend
– Vitamin
B12 5,0 mg
– D-Biotin
5,0 mg
gelöst
in 20 ml + 10 μl
1 M HCl
alle Komponenten gelöst in 240 ml ultrareinem H2O |
• 4 ml | Cystein-Vorratslösung enthaltend
– L-Cystein
1,4 g
gelöst
in 150 ml H2O, 50 ml 1 M HCl |
• 5 ml | 10%
BSA (Bovines Serumalbumin)-Lösung |
• 0,15 ml | humane
Transferrin-Vorratslösung
zusammengesetzt aus:
– 10
ml Lösung
a.) und 80 μl
Lösung
b.)
a.) 1 g humanes Transferrin, gelöst in 10 ml DMEM
(1,3
g/100 ml H2O) + 100 μl 1 M HEPES, pH-Wert 7,3
b.)
440 mg FeCl3 × 6 H2O
+ 185 ml H2O + 200 μl 1 M HCl |
• 5 ml | Soyalipid-Vorratslösung
– 200 mg
Soyalipide vermischt mit 45 ml DMEM
(1,3 g/100 ml H2O) + 5 ml 10% BSA.
3× Ultraschall
für 15
min in Eiswasser. |
• 20 ml | Kanamycin
(5000 μg/ml) |
• 30 μl | 2-Mercaptoethanol
(1,43 M) |
• 105 U | rekombinantes
Maus-Interleukin-7 (IL7). |
-
Sämtliche
Komponenten werden in einem Endvolumen von 1000 ml dreifach destillierten,
ultrareinen H2O gelöst, steril filtriert und bis
zur Verwendung bei 4°C
aufbewahrt.
-
Die
Stroma-Nährzellen
ST-2 oder PA-6 müssen
in einem speziellen, nachfolgend aufgeführten Medium mit einem niedrigen
Gehalt an Serum kultiviert werden (Formulierung für 1 Liter):
• 17,7 g | IMDM-Pulver
(ohne Bicarbonat) |
• 3 g | NaHCO3 |
• 10 ml | 100× nicht-essentielle
Aminosäuren
(GIBCO-BRL) |
• 10 ml | 100× Penicillin/Streptomycin
(GIBCO-BRL) |
• 1 ml | 5
mg/ml Schweineinsulinlösung |
• 1 ml | 50
mM 2-Mercaptoethanol |
• 3 ml | 10%
Primaton (ultrafiltriert, um Proteine > 10 kD auszuschließen)
(Quelle: Quest International,
Naarden, NL) |
• 20 ml | fötales Kälberserum. |
-
Sämtliche
Komponenten werden in einem Endvolumen von 1000 ml dreifach destillierten,
ultrareinen H2O gelöst, steril filtriert und bis
zur Verwendung bei 4°C
aufbewahrt.
-
Beispiel 2: Schrittweise
Differenzierung muriner Vorläufer-B-Zellen in Antikörper-sezernierende
Plasmazellen in vitro
-
Langfristig
proliferierende, von Stromazellen und IL7 abhängige murine PräB-Zellen
behalten ihr Potenzial zur Differenzierung in reifere Zellen der
B-Zelllinie (Rolink et al., EMBO J., 10, 327–336, 1991), was in vitro erreicht
werden kann. Diese Differenzierung kann in zwei Schritten durchgeführt werden,
wobei zunächst die
Differenzierung in Zellen mit einem unreifen B-Zell-Phänotyp und
anschließend
die Differenzierung in Zellen mit einem Phänotyp Antikörper-sezernierender Plasmazellen
induziert wird.
-
Die
erste Differenzierungsstufe wird erreicht, indem den PräB-Zellen in fortgesetzter
Anwesenheit von Stromazellen das IL7 genommen wird. Hierfür werden
PräB-Zellen
aus proliferierenden Kulturen geerntet, drei mal mit serumfreiem
PräB-Zellkultur-Medium ohne IL7 gewaschen
und in einer Dichte von 1–2 × 106 Zellen/ml auf frische, mit 3000 rad γ-bestrahlte
Stromazellen in Abwesenheit von IL7 plattiert. Innerhalb einer Zeitdauer von
3 Tagen stellen die PräB-Zellen
die Proliferation ein und differenzieren in Zellen mit einem Phänotyp unreifer
B-Zellen. Die phänotypischen
Veränderungen
schließen
z. B. den Verlust an der Expression von c-kit, λ5 und
VpreB und den Gewinn der Expression von
CD25 und CD40 ein. In PräB-Zellen
von Wildtyp- Mäusen wird diese
Differenzierung ferner begleitet durch sequenzielle Umgruppierungen
von VH zu DJH auf
den Genloci für die
IgH-Kette, gefolgt von Umgruppierungen von VL zu
JL auf den Genloci für die IgL-Kette, woraus die
Expression Oberflächengebundener
IgM-Antikörper
auf den differenzierten Zellen der B-Linie resultieren kann (Rolink et al.,
EMBO J., 10, 327–336,
1991). Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die geordnete Umgruppierung von
IgH- und L-Gensegmenten keine Vorbedingung für die phänotypische Differenzierung
dieser PräB-Zellen in
vitro ist (Grawunder et al., Int. Immunol., 7, 1915–1925, 1995).
-
Die
zweite Differenzierungsstufe kann erreicht werden, indem die von
IL7 entkoppelten Zellen entweder mit einem agonistischen Anti-CD40-Antikörper oder
LPS in Kombination mit Cytokinen, wie z. B. IL4, IL5, IL10 oder
TGF-β, stimuliert
werden. Diese Behandlung führt
zur Induktion der Proliferation, der „Class-Switch"-Rekombination zu zahlreichen Ig-Gen-Isotypen
(abhängig
von der verwendeten Cytokinkombination), und schließlich zur
Differenzierung in Antikörper-sezernierende
Plasmazellen. Im Falle der Stimulation mit z. b. Anti-CD40/IL4 werden
die Zellen drei mal mit PräB-Zell-Gewebekulturmedium
gewaschen, und für eine
Zeitdauer von 4 bis 6 Tagen auf frische, subkonfluent wachsende
und mit 3000 rad γ-bestrahlte
Stromazellen in Anwesenheit von 100 U/ml IL4 und 5 μg/ml monoklonalem
Anti-CD40-Antikörper plattiert.
Große
proliferierende Zellen der Plasmazellstufe können aufgrund ihrer großen Abmessung,
durch die deutlich erhöhte Werte
für die
Vorwärtsstreuung
resultieren, mittels Fluoreszenz-aktiviertem Zellsortieren (FACS)
identifiziert und getrennt werden.
-
Die
Differenzierung von Wildtyp-PräB-Zellen
in vitro geht gewöhnlich
einher mit dem Verlust einer beträchtlichen Anzahl von Zellen
aufgrund einer durch den Entzug von Wachstumsfaktoren induzierten
Apoptose. Dieses Problem kann durch Überexpression von anti-apoptotischen
Genen wie bcl-2 oder bcl-xL in diesen Zellen
umgangen werden (Rolink et al., J. Exp. Med., 178, 1263–1270, 1993).
Dies kann erreicht werden, indem PräB-Zellen aus Mäusen isoliert
werden, die über
ein B-Zelllinien-spezifisch exprimiertes bcl-2 Transgen verfügen (Strasser
et al., Curr. Top. Microbiol. Immunol., 166, 175–181, 1990), oder indem ein
bcl-2 kodierender rekombinanter retroviraler Vektor in die langfristig
proliferierenden, Stromazell- und IL7-abhängigen murinen PräB-Zellen
transduziert wird (siehe unten).
-
Beispiel 3: Klonierung
eines retroviralen Expressionskonstrukts zur murinen Bcl2-Überexpression
-
Eine
Vorbedingung für
die stabile Transduktion von Genen in langfristig proliferierende,
von Stromazellen und IL7 abhängige
murine PräB-Zellen
ist die Herstellung eines rekombinanten retroviralen Transfervektors,
der eine Expressionskassette für
ein interessierendes Gen enthält.
Retrovirale Transfervektoren bestehen aus retroviralen 5' und 3' langen endständigen Wiederholungssequenzen
(LTR), die ein retrovirales Verpackungssignal Psi(+) flankieren,
eine multiple Klonierungsstelle (MCS), in die heterologe Sequenzen
insertiert werden können,
und bakterielle Plasmid-Kontrollelemente, die für die Replikation und Aufrechterhaltung des
Vektors in E. coli erforderlich sind. Ein Beispiel für einen
leeren retroviralen Transfervektor ist das handelsüblich erhältliche
Plasmid pLIB (Clontech) (11a).
-
Zur
Konstruktion eines retroviralen, das anti-apoptotische Gen bcl-2
enthaltenden Expressionsmarkers wird eine Strategie zur Co-Expression
der murinen bcl-2 cDNA und des Antibiotika-Selektionsmarkers HygromycinB angewendet,
bei der eine Verknüpfung
der Expression von bcl-2 und HygromycinB unter Verwendung einer
internen ribosomalen Eintrittssequenz (IRES) erfolgt, wodurch die
simultane Expression zweier Gene von einem einzigen Promotor ermöglicht wird.
Mit dieser Strategie wird die stabile Integration des Vektorkonstrukts,
welches mit dem Antibiotikum HygromycinB selektiert werden kann,
gleichzeitig zur Selektion von Zellen für die Expression des antiapoptotischen
Gens bcl-2 führen.
Die Erstellung des retroviralen Vektors für die gekoppelte Expression
der cDNAs für
bcl-2 und HygromycinB erfolgt in zwei Stufen. Zuerst erfolgt der Zusammenbau
der aus Promotor, bcl-2, IRES und HygromycinB bestehenden Expressionskassette,
und anschließend
erfolgt die Klonierung dieser Kassette in die MCS des retroviralen
Transfervektors pLIB (11a + b).
-
(a) Herstellung der Promotor/bcl-2/IRES/HygromycinB-Expressionskassette
-
Sowohl
die murine bcl-2 cDNA als auch der offene Leserahmen (ORF) für den Antibiotika-Resistenzmarker
HygromycinB werden in den handelsüblich erhältlichen CMV-Promotor/IRES-Vektor
pIRES (Clontech) kloniert. Hierfür
wird der ORF von HygromycinB aus dem Plasmid pPGK-hygro (SEQ ID
Nr. 1) mittels Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) unter Verwendung des folgenden Primerpaares amplifiziert:
wobei
diese zusätzliche
Restriktionsenzym-Erkennungsstellen (in Großbuchstaben angegeben) für die Restriktionsendonukleasen
XbaI und NotI (2–4
zufällige
Nukleotide 5' der
Restriktionsenzym-Erkennungssequenz sind
auch hinzugefügt,
da die meisten Restriktionsenzyme DNA nicht effizient spalten, wenn
die Erkennungssequenz direkt am Ende der mittels PCR amplifizierten
DNA-Fragmente lokalisiert ist. Diese flankierenden Nukleotide sind
in Kleinbuchstaben angegeben, um die Restriktionsenzym-Erkennungsstellen
hervorzuheben. Die stromabwärts
oder 3' der hervorgehobenen
Restriktionsstellen befindlichen Sequenzen korrespondieren mit DNA-Sequenzen
des zu amplifizierenden Fragments. Diese Art der Darstellung von
Primersequenzen wird über
die gesamte Beschreibung der experimentellen Beispiele beibehalten.
Eine PCR mit den Primern P001 und P002 führt zur Amplifikation eines
DNA-Fragments von 1017 Basenpaaren (Bp) mit einmaligen Erkennungsstellen
für die
Restriktionsendonukleasen XbaI und NotI an den Enden des Fragments.
Das PCR-Fragment wird anschließend
mit den Restriktionsenzymen XbaI und NotI doppelt geschnitten und
anschließend
direktional in das mit XbaI/NotI doppelt gespaltene Plasmid pIRES
kloniert, um das Plasmidkonstrukt pIRES-hygroB zu bilden (
11a). Der ORF der murinen bcl-2α cDNA wird
aus mRNA der Milz einer Maus mittels Reverser Transkriptase-gekoppelter
Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) isoliert und amplifiziert, wobei
die folgenden auf der Grundlage der in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzen M16506 und L31532 erstellten Primer verwendet werden (Primer
P003 bindet an Position 1821-53 von M16506, und der Primer P004
bindet an die Position 506-535 von L31532):
die Restriktionsenzym-Schnittstellen
(in Großbuchstaben)
für NheI
und MluI enthalten. Zur Schaffung von pBcl2-IRES-hygroB wird ein
mit NheI/NotI doppelt gespaltenes PCR-Produkt mit einer Größe 699 Bp
direktional in den mit NheI/MluI doppelt geschnittenen Vektor pIRES-hygroB
kloniert.
-
(b) Herstellung eines
retroviralen, Bcl-2 exprimierenden Transfervektors
-
Aufgrund
des Mangels an kompatiblen Restriktionsenzymstellen in der multiplen
Klonierungsstelle des leeren retroviralen Transfervektors pLIB und
dem dualen bcl-2/HygromycinB-Expressionsvektor pBcl2-IRES-hygroB
wird die gesamte Expressionskassette für Bcl-2-IRES-HygromycinB einschließlich des konstitutiven
CMV-Promotors und der Polyadenylierungsstelle unter Anwendung von
PCR mit geeigneten Restriktionsenzym-Erkennungsstellen in pLIB kloniert.
Hierfür
wird die CMV-bcl2-IRES-HygromycinB-Expressionskassette
mittels PCR unter Verwendung von pBcl2-IRES-hygroB als PCR-Template
und der folgenden Primer amplifiziert:
die Restriktionsenzym-Erkennungsstellen
für SalI
und ClaI (in Großbuchstaben)
enthalten. Anschließend
wir ein mit SalI/ClaI doppelt verdautes PCR-Produkt von 3714 Bp
direktional in den mit SalI/ClaI doppelt gespaltenen pLIB-Vektor
kloniert, wodurch der retrovirale Transfervektor pLIB-bcl2-IRES-hygroB
generiert wird, der die gekoppelte Expression von bcl-2 und HygromycinB
ermöglicht.
-
Beispiel 4: Retrovirale
Transduktion langfristig proliferierender, Stromazell- und IL7-abhängiger muriner PräB-Zellen
-
Einer
der Wege zum stabilen Transfer von genetischen Elementen in murine
PräB-Zellen
liegt in der retroviralen Transduktion (8). Hierfür wird ein
rekombinantes DNA-Konstrukt, welches die für die Verpackung eines retroviralen
Genoms erforderlichen retroviralen Sequenzen (5'LTR, Verpackungssignal Psi(+), 3'LTR) als auch heterologe
Sequenzen oder Gene von Interesse enthält, transient oder stabil in
eine Verpackungszelllinie transfiziert, die konstitutiv die für die Produktion
retroviraler Partikel erforderlichen Gene exprimiert.
-
Für die Transduktion
Stromazell- und IL7-abhängiger
muriner PräB-Zellen
kann die ökotrope
retrovirale Verpackungs-Zelllinie GPE (Markowitz et al., J. Virol.,
62, S. 1120–1124,
1988) verwendet werden, welche routinemäßig zu einer stabilen Transduktion
von PräB-Zellen
mit Effizienzen von 50–80%
führt.
Diese ökotrope Verpackungszelllinie
in Verbindung mit (rekombinanten) retroviralen Transfervektoren
wird lediglich zur Bildung von replikationsdefizienten (rekombinanten)
Retroviren führen,
die in der Lage sind, murine Zellen zu transduzieren. Für die transiente
Transfektion der ökotropen
GPE-Verpackungszelllinie wird, wie nachfolgend detailliert beschrieben,
die Standartmethode zur Transfektion mittels Kalziumphosphat angewendet:
-
(a) Transiente Transfektion
der ökotropen
retroviralen Verpackungszelline GPE
-
GPE-Zellen
werden kultiviert in einem auf IMDM basierenden Medium mit geringem
Serumgehalt, das auch für
die Stromazellen ST-2 und PA-6 verwendet wurde und in Beispiel 1
beschrieben worden ist. Einen Tag vor der Transfektion werden adhärierende
GPE-Verpackungszellen mittels Trypsinierung geerntet und mit einer
Konfluenz von 50% in frisches, auf IMDM basierendes Medium mit geringem
Serumgehalt überführt und bei
37°C in
Anwesenheit von 10% CO2 kultiviert. Am folgenden
Tag wurden 20 μg
retrovirale DNA pro T75 (75 cm2)-Gewebekulturflasche
mit GPE-Zellen unter Anwendung der Standardfällung mit Kalziumphosphat transfiziert.
24 Stunden nach der Transfektion können die transfizierten GPE-Zellen zur Transduktion
rekombinanter Retroviren in PräB-Zellen
verwendet werden.
-
(b) Retrovirale Transduktion
von PräB-Zellen
unter Verwendung eines Kulturüberstandes
transfizierter GPE-Zellen oder durch Co-Kultur mit transfizierten
GPE-Zellen
-
Für die Transduktion
mittels transfizierter GPE-Zellen hergestellter rekombinanter Retroviren
können wahlweise
zwei Verfahren angewendet werden. Das erste Verfahren basiert auf
der Infektion von PräB-Zellen mit
konditioniertem Zellkulturüberstand.
Hierfür
wird das Zellkulturmedium von transfizierten GPE-Zellen 24 Stunden
nach der Transfektion ersetzt und nach weiteren 24 Stunden Zellkultur
geerntet. Der rekombinante Retroviren enthaltende Zellkulturüberstand
wird anschließend
Kulturen proliferierender PräB-Zellen
in den Verhältnissen
von 1 : 8 (Vol.) bis 1 : 1 (Vol.) in Gegenwart von 8 μg/ml Polybren
zugegeben, und die Inkubation wird 3 bis 6 Stunden lang bei 37°C fortgeführt. Anschließend werden
die Zellen geerntet, das Polybren/Retroviren enthaltende Medium
wird entfernt, und die Zellen werden in einer Dichte von 1–2 × 105 auf frische, mit 3000 rad γ-bestrahlte
Stromazellen in PräB-Zellmedium
enthaltend 100 U rlL7 plattiert. Retroviral transduzierte PräB-Zellen
werden dann 24 Stunden später
geerntet.
-
Das
zweite Verfahren basiert auf der Co-Kultur von PräB-Zellen
mit transfizierten, rekombinante Retroviren produzierenden GPE-Zellen. Hierfür werden
PräB-Zellen
in der log-Phase geerntet und in frischem PräB-Zellkulturmedium enthaltend
100 U rlL7 und 8 μg/ml
Polybren in einer Dichte von 2–4 × 105 Zellen resuspendiert und 24 Stunden nach
der Transfektion mit retroviralen Konstrukten auf transfizierte
GPE-Zellen plattiert. Die PräB-Zellen werden 6 Stunden
lang bei 37°C
co-kultiviert, anschließend
geerntet und auf frische, mit 3000 rad γ-bestrahlte Stromazellen in
PräB-Zellmedium
enthaltend 100 U rlL7 für
die Wiedergewinnung plattiert. Retroviral transduzierte PräB-Zellen
werden anschließend
geerntet und können
24 Stunden später
verwendet werden.
-
Beispiel 5: Inaktivierung
endogener Immunglobulin-Genloci für die leichte und schwere Kette
in langfristig proliferierenden murinen Vorläufer-B-Zellen
-
Der
erste Schritt zur Generierung heterologer, vorzugsweise humaner
Antikörper
von murinen Vorläufer-B-Zellen
ist die Inaktivierung der endogenen murinen IgH und IgL, was unter
anderem z. B. durch Gene-Targeting innerhalb des Immunglobulin-Genlocus in PräB-Zellen
erreicht werden kann. Theoretisch wäre es erforderlich, sämtliche
drei murinen Immunglobulin-Genloci zu inaktivieren, d. h. die Genloci
für die
Ketten IgH, IgκL
und IgλL.
Der murine Genlocus für
die Kette λL
umfasst jedoch lediglich drei funktionelle V-J-C Cluster mit jeweils
einem Gensegment, und λL-Ketten
verfügen
nur über
eine sehr eingeschränkte
Diversität.
Darüber
hinaus exprimieren weniger als 5% muriner B-Zellen die Genloci der λL-Kette.
In praktischer Hinsicht reicht es daher aus, die endogenen murinen
Genloci für
die IgH- und κL-Kette
zu inaktivieren um sicherzustellen, dass die überwiegende Mehrzahl der von
PräB-Zellen
gebildeten B-Zellen
(> 95%) durch den
Transfer heterologer Gene oder Genloci für die IgH- und IgκL-Kette heterologe
Antikörper
exprimieren.
-
(a) Isolierung von PräB-Zellen
mit natürlicherweise
auftretenden, irreversibel unfunktionellen IgH-Allelen
-
Im
Allgemeinen ist der am besten kontrollierte Weg zur Inaktivierung
der endogenen Genloci für
die IgH- und κL-Kette
die Anwendung des Gene-Targeting (siehe unten). Im Falle des Genlocus
für die
IgH-Kette kann jedoch ein anderes Verfahren angewendet werden:
-
Langfristig
proliferierende, Stromazell- und IL7-abhängige murine PräB-Zellen
tragen auf beiden ihrer Allele für
die schwere Kette DJH-Umgruppierungen. Aufgrund
einer Ungenauigkeit beim Verbinden von D mit JH können diese
DJH-Umgruppierungen derart vorkommen, dass
D-Gensegmente in sämtlichen
drei möglichen
Leserahmen in Relation zum festgelegten Leserahmen des JH-Gensegments gelesen werden können. Diese
Leserahmen sind zufällig
als Leserahmen 1, 2 und 3 bezeichnet worden (Kaartinen und Mäkelä, Immunol.
Today, 6, S. 324–330,
1985). Die meisten D-Gensegmente
enthalten Stopcodons, wenn es im Leserahmen III zu DJH-Verknüpfungen
kommt (Kaartinen und Mäkelä, s. o.),
sodass von einem derartigem Allel für die schwere Kette niemals
eine funktionelle H-Kette exprimiert werden kann.
-
Statistisch
gesehen weisen daher ungefähr
1/9 (11,1%) aller Stromazell- und IL7-abhängigen PräB-Zellen auf beiden ihrer Allele
für die
IgH-Kette DJH-Umgruppierungen im Leserahmen
III mit Stopkodierung auf. Diese PräB-Zellen können durch Subklonierung unter
Anwendung von Grenzverdünnungen
isoliert und hinsichtlich der gewünschten nicht-funktionalen
Umgruppierungen einem Screening unterzogen werden. Um die Isolierung
stabiler Klone sicherzustellen, müssen die Umgruppierungen hinsichtlich
zweier nicht-funktionaler DJH4-Genumgruppierungen,
welche nicht durch sekundäre
Umgruppierungen revertiert werden können, untersucht werden, da
das letzte JH-Gensegment verbraucht worden
ist. Derartige Klone können
für weitere
zielgerichtete Inaktivierung der Allele für die κL-Kette eingesetzt werden.
-
(b) Herstellung von Targeting-Konstrukten
für die
murinen Loci der IgH- und IgκL-Kette
-
Zur
Inaktivierung der beiden endogenen Genloci für die IgH- und IgκL-Kette werden
zwei Verfahren als Beispiele für
viele cis-agierende
Mutationen vorgestellt, die in gleicher Weise zu PräB-Zellen ohne das Potenzial
zur Expression endogener Proteine der IgH- und IgκL-Kette führen würden (5a, b). Für beide
Targeting-Strategien müssen
zunächst
leere positiv/negative Vektoren für das Gene-Targeting hergestellt
werden, die einmalige Klonierungsstellen, welche die Insertion von
DNA- Sequenzen ermöglichen,
die homolog zum Target-Genlocus sind, einen positiven Arzneimittel-Selektionsmarker,
wie Neomycin oder Puromycin, flankiert von loxP-Stellen, und einen
negativen Selektionsmarker, wie Diphtherie-Toxin, oder Herpes Simplex
Virus Thymidin-Kinase (HSV-tk), enthalten, wodurch gegen zufällige Integration
des Gene-Targeting-Vektors in das Genom von Zellen selektiert wird.
Die Anwesenheit eines von loxP flankierten ('gefloxten') positiven Selektionsmarkers erlaubt
das sequenzielle Gene-Targeting beider Allele in demselben Zellklon
unter Verwendung desselben Antibiotikums, da der Antibiotika-Resistenzmarker
nach erfolgreichem Targeting des ersten Allels durch transiente
Expression von cre-Rekombinase aus Zellen deletiert werden kann,
wobei die Rekombinase jedwede Nukleotidsequenz deletiert, die sich
zwischen den betreffenden loxP-Erkennungsstellen befindet. Die leeren
positiv/negativen Targeting-Vektoren werden wie folgt hergestellt
(6a, b):
-
Schritt 1: Verlängerung
der multiplen Klonierungsstelle von pBluescript SK(+)
-
Zwei
komplementäre
synthetische DNA-Oligomere:
werden
anneliert durch Mischen von 100 pmol eines jeden Oligomers mit 50 μl 50 mM Tris/HCl,
100 mM NaCl, pH-Wert 8,0. Diese Mischung wird anschließend 2 Minuten
lang bei 95°C
denaturiert und innerhalb von 20 Minuten langsam von 65°C auf Raumtemperatur
abgekühlt.
Hierdurch werden die folgenden doppelsträngigen DNA-Linker mit kompatiblen Überhängen für XhoI und
KpnI (in Großbuchstaben)
gebildet:
-
-
Der
annelierte synthetische DNA-Linker wird anschließend in den mit XhoI und KpnI
linearisierten, handelsüblich
erhältlichen
pBlueskriptSK(+)-Vektor (Stratagene) ligiert, wodurch das Plasmid
pBSL geschaffen wird, welches eine für die folgenden Klonierungsschritte
erforderliche verlängerte
multiple Klonierungsstelle (MCS+, siehe 6a)
enthält.
-
Schritt 2: Insertion von
Expressionskassetten für
das Diphtherie-Toxin α in
der Wildtyp- oder attenuierten Form als negativer Selektionsmarker
gegen zufällige
Integration von Targeting-Konstrukten
-
Als
negativer Selektionsmarker, der die Selektion gegen zufällige chromosomale
Integration von Gene-Targeting-Konstrukten
ermöglicht,
kann eine Expressionskassette für
das Diphtherie-Toxin α (McCarrick
et al., s. o.) oder seine attenuierte Version, Diphtherie-Toxin α (DT-αtox176) (Maxwell
et al., s. o.) unter der Kontrolle eines konstitutiven β-Actin-Promotors verwendet
werden. Obgleich bei Gene-Targeting-Experimenten mit murinen embryonalen
Stammzellen häufig
andere negative Selektionsmarker, wie das Gen für die Thymidin-Kinase des Herpes
Simplex Virus (HSV-tk), verwendet werden, haben sich das Diphtherie-Toxin α und seine
attenuierte Mutante tox176 als wirksam für das Gene-Targeting in somatischen
Zellen erwiesen (Grawunder et al., Mol. Cell, 2, S. 477–484, 1998).
Die Expressionskassetten für
das Diphtherie-Toxin werden als 2,1 kb BglII-XbaI-Fragmente aus
den Plasmiden pBS-DT4 (SEQ ID Nr. 2) oder pBS-DT4tox176 (SEQ ID
Nr. 3; S. 6a) isoliert und in den mit
BglII und NheI linearisierten Vektor pBSL ligiert, wodurch die Plasmide pBSL-DT4
bzw. pBSLDT4tox176 gebildet werden (s. 6a).
-
Schritt 3: Insertion der
mit loxP flankierten positiven Antibiotika-Selektionsmarker in pBSL-DT4
und pBSLDT4tox176 zur Herstellung leerer Gene-Targeting-Vektoren
-
Der
nächste
Schritt zur Schaffung positiv/negativer Vektoren zum Gene-Targeting
besteht in der Insertion eines positiven Antibiotika-Selektionsmarkers
in den Vektor pBSL-DT4 oder pBSL-DT4-tox176
stromaufwärts
der Diphtherie-Expressionskassette. Als repräsentative Beispiele wird die
Insertion von mit loxP flankierten Expressionskassetten für Neomycin,
Puromycin und HygromycinB stromaufwärts der Expressionskassette für das Diphtherie-Toxin α in pBSL-DT4
vorgestellt. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass identische
Strategien zur Klonierung auf den Vektor pBSL-DT4tox176, der die
attenuierte Version des Diphtherie-Toxins α enthält, angewendet werden können. Darüber hinaus
können
andere positive Antibiotika-Selektionsmarker eingesetzt werden,
die Resistenz gegenüber
z. B. Histidinol, Mycophenolsäure,
Bleomycin oder Zeocin verleihen.
-
In
jedem Fall wird die Kassette für
den positiven Antibiotika-Selektionsmarker
im Hinblick auf die sequenzielle Verwendung desselben Selektionsmarkers
von loxP-Stellen flankiert, die von dem cre-Rekombinaseenzym erkannt
werden können,
und die zur Deletion des zwischen den loxP-Stellen lokalisierten
Antibiotika-Selektionsmarkers im Wege der transienten Transfektion
eines cre-Rekombinase-Expressionsvektors verwendet werden können.
-
i) Insertion einer 'gefloxten' Neomycin-Resistenz-Kassette
-
Eine
mit loxP flankierte Neomycin-Resistenz-Kassette kann aus dem Plasmid
pGL2neo(m)+ (SEQ ID Nr. 4) als ein 1497 Bp langes, mit XbaI und
Bsp120I gespaltenes DNA-Fragment isoliert und zur Schaffung des leeren
Targeting-Vektors pBSL-flneo-DT4 in das mit NotI und XbaI linearisierte
Plasmid PBSL-DT4 ligiert werden.
-
ii) Klonierung der 'gefloxten' Puromycin- und HygromycinB-Kassetten (6b)
-
Da
außer
Neomycin nur selten andere 'gefloxte' Antibiotika-Selektionsmarker
angetroffen werden, ist der präparative
Schritt der Insertion von zwei loxP-Stellen ein essentieller Schritt
für die
Insertion von mit loxP flankierten Puromycin- oder HygromycinB-Markern
in pBSL-DT4. Dies kann durch Insertion von annelierten synthetischen
DNA-Oligomeren in pBSL-DT4 erreicht werden. Die synthetischen loxP-Stellen
sind in den folgenden zwei komplementären DNA-Oligos enthalten:
-
-
Diese
beiden DNA-Oligomere werden, wie in Beispiel 5(b), Schritt 1, beschrieben,
anneliert, was zu einem doppelsträngigen DNA-Fragment führt, welches zwei loxP-Stellen
enthält,
die durch eine einmalige MluI-Restriktionsstelle getrennt sind.
Zusätzlich
enthalten die annelierten synthetischen DNA-Oligomere zwei 5'-CTAG einzelsträngige Überhänge, welche direkt in kompatible
Restriktionsstellenüberhänge (generiert durch
Restriktionsenzyme wie z. B. SpeI, NheI, XbaI oder AvrII) ligiert
werden können.
-
Das
annelierte, eine doppelte loxP-Stelle enthaltende DNA-Fragment wird anschließend unter
Bildung des Vektors pBSL-DT4-2loxP
in den mit SpeI linearisierten Vektor pBSL-DT4 ligiert (6b).
-
Die
Expressionskassetten für
Resistenz gegenüber
Puromycin oder HygromycinB können
unter Verwendung der Plasmide pPur (Clontech) bzw. pPGK-hygro (SEQ
ID Nr. 1) als PCR-Templates mittels PCR amplifiziert werden. Die
zur PCR-Amplifikation der 1366 Bp großen Expressionskassette für Puromycin
aus pPur (enthaltend den ORF für
Puromycin unter Kontrolle des frühen
SV40 Promotors) verwendeten Primer sind:
-
-
Beide
Primer enthalten Erkennungsstellen für die Restriktionsendonuklease
MluI (angegeben in Großbuchstaben),
sodass das resultierende PCR-Produkt unter Verwendung dieses Restriktionsenzyms
kloniert werden kann.
-
Nach
einem Verdau des isolierten PCR-Produkts mit MluI wird das Puromycin-Markerfragment
unter Schaffung des leeren Targeting-Vektors pBSL-flpur-DT4 in das mit MluI
linearisierte Plasmid pBSL-DT4-2loxP ligiert (6b).
-
Die
zur PCR-Amplifikation der 2007 Bp großen HygromycinB-Expressionskassette
aus pPGK-hygro (SEQ ID Nr. 1; enthaltend den ORF für HygromycinB
unter Kontrolle des Promotors für
Phosphoglyceratkinase) verwendeten Primer sind:
-
-
Beide
Primer enthalten Erkennungsstellen für die Restriktionsendonuklease
MluI (angegeben in Großbuchstaben),
sodass das resultierende PCR-Produkt unter Verwendung dieses Restriktionsenzyms
geschnitten und ligiert werden kann.
-
Nach
einem Verdau des isolierten PCR-Produkts mit MluI wird das HygromycinB-Markerfragment
unter Schaffung des leeren Targeting-Vektors pBSL-flhyg-DT4 in das mit MluI
linearisierte Plasmid pBSL-DT4-2loxP ligiert (6b).
-
Schritt 4: Klonierung
der endgültigen
Targeting-Vektoren für
murine IgH- und κL-Genloci,
als auch für
das Gen RAG1
-
Als
repräsentative
Beispiele für
die Klonierung von Targeting-Vektoren
für endogene
Genloci werden die Klonierungsstrategien für Gene-Targeting-Vektoren beschrieben,
die für
die cis-agierende
zielgerichtete Mutation der endogenen IgH- und IgκL-Genloci sowie für die trans-agierende
Mutation des Gens RAG1 in murinen PräB-Zellen geeignet sind.
-
i) Herstellung von Targeting-Vektoren
für die
IgH-Kette (5a)
-
Die
Inaktivierung des endogenen murinen Genlocus für die IgH-Kette in PräB-Zellen kann durch Schaffung
vieler unterschiedlicher cis-agierender zielgerichteter Deletionen
auf beiden Allelen der IgH-Kette erreicht werden. Eine der Deletionen
zur Inaktivierung von IgH ist beispielsweise die Deletion sämtlicher
DH- und JH-Gensegmente,
was vorliegend als eine der Möglichkeiten
beschrieben wird, um die Unfähigkeit
endogener IgH-Allele zur Herstellung endogener Immunglobuline zu
erreichen. Die Konstruktion von Targeting-Vektoren wird hier unter
beispielhafter Verwendung eines „gefloxten" Neomycin-Targeting-Konstrukts vorgestellt (siehe 5a). Zur Klonierung von Vektoren für das Gene-Targeting,
die andere positive Antibiotika-Selektionsmarker wie z. B. Puromycin
oder HygromycinB enthalten, können ähnliche
Strategien angewendet werden.
-
Von
Stromazellen und IL7 abhängige
murine PräB-Zellen
tragen gewöhnlich
DJH-Umgruppierungen auf beiden Allelen (siehe
oben), was beim Design von Targeting-Vektoren berücksichtigt
werden muss. Unabhängig
von dem Typ der DJH-Umgruppierung sind die
DNA-Sequenzen, die
die variablen Gensegmente und das Cluster für das D-Gensegment intervenieren,
wie auch die intervenierenden Sequenzen zwischen dem JH-Gencluster
und der für
Cμ kodierenden
Region in sämtlichen
PräB-Zellen
immer noch auf beiden IgH-Allelen
vorhanden. Targeting-Vektoren für
DJH-umgruppierte Allele müssen daher
stromaufwärts
der meisten 5' lokalisierten
D-Elemente (DFL16.1) und stromabwärts der meisten 3' lokalisierten JH-Gensegmente (JH4)
Homologieregionen aufweisen.
-
Die
genomische Organisation eines möglichen
DFL16.1-JH4 umgruppierten
Allels mit umgebenden genomischen DNA-Sequenzen ist in 5a dargestellt. Als allgemeine Strategie für das Gene-Targeting
wird eine stromaufwärts
der bzw. des zu deletierenden Region oder Gens lokalisierte kurze
Region mit DNA-Sequenzhomologie (1–1,5 kb) in eine einmalige
Restriktionsenzym-Erkennungsstelle stromaufwärts eines 'gefloxten' positiven Selektionsmarkers (hier NotI)
kloniert, und eine längere,
stromabwärts
der bzw. des zu deletierenden Region oder Gens lokalisierte Region
mit DNA-Sequenzhomologie (> 2,5
kb) wird in eine zwischen dem 'gefloxten' positiven Selektionsmarker
und der Expressionskassette für
das Diphtherie-Toxin α lokalisierte
Restriktionsenzym-Erkennungsstelle (5a)
(hier AscI) kloniert. Die Expression des negativen Selektionsmarkers
(Diphtherie-Toxin α)
wird daher nur dann verhindert, wenn es zwischen der langen Region
der DNA-Sequenzhomologie des Targeting-Vektors und dem endogenen
Genlocus zu einer homologen Rekombination kommt, wodurch die Expressionskassette
für DT-α im Wege
der zielgerichteten Integration des Targeting-Vektors in die chromosomale
DNA verloren geht. Wenn es ferner zu einer homologen Rekombination
in dem kurzen Homologiearm kommt, wird die zwischen dem doppelten
Crossing Over lokalisierte Region durch den positiven Antibiotika-Selektionsmarker
ersetzt. Daher führt
die Antibiotika-Selektion bei PräB-Zellen,
die mit dem Targeting-Konstrukt transfiziert worden sind, zu einer
starken Selektion hinsichtlich der zielgerichteten Integration des
Targeting-Vektors mittels homologer Rekombination und damit zur
Deletion des endogenen Genlocus.
-
Eine
kurze Homologieregion stromaufwärts
der meisten 5' lokalisierten
D-Elemente (DFL16.1) kann mittels PCR aus
der murinen genomischen DNA unter Verwendung der folgenden Primer
amplifiziert werden, die auf der in der NCBI-Genbank publizierten
Sequenz AF018146 basieren:
-
-
Die
Nukleotide der für
Klonierungszwecke angefügten
NotI-Restriktionsenzym-Erkennungsstellen sind
in Großbuchstaben
angegeben. Die Primer führen
zur Amplifikation eines genomischen PCR-Fragments mit einer Größe von 1465
Bp, welches mit dem Restriktionsenzym NotI verdaut und unter Bildung
von pBSL-5'JH-flneo-DT4
in das mit NotI linearisierte Plasmid pBSL-flneo-DT4 ligiert werden
kann (5a). Der lange Bereich an Sequenzhomologie
stromabwärts
des JH-Gensegmentclusters, welches auch
den Intron-Enhancer EμH
für die
schwere Kette umfasst, kann mittels PCR aus muriner genomischer
DNA unter Verwendung der folgenden Primer amplifiziert werden, die
auf der Basis des in der NCBI-Genbank publizierten Sequenzeintrags
J00440 gebildet worden sind (die Nukleotide der angefügten Restriktionsenzym-Erkennungsstelle
AscI sind in Großbuchstaben
angegeben):
-
-
Die
Primer führen
zur PCR-Amplifikation eines 3215 Bp großen genomischen PCR-Fragments
aus muriner genomischer DNA, das mit dem Restriktionsenzym AscI
verdaut und zur Schaffung des endgültigen JH-Targeting-Vektors
pBSL-5'JH-flneo-3'JH-DT4 in das mit AscI linearisierte Plasmid
pBSL-5'JH-flneo-DT4 ligiert werden kann, wobei der
endgültige
Vektor zur Deletion sämtlicher
verbleibender DH- und JH-Gensegmente
in DJH-umgruppierte PräB-Zellen verwendet werden kann (5a).
-
ii) Herstellung von Targeting-Vektoren
für die κL-Kette (5b)
-
Wie
im Falle des Locus für
die IgH-Kette können
die Genloci für
die κL-Kette
durch verschiedene cis-agierende Mutationen, einschließlich z.
B. Deletionen sämtlicher
Jκ-Gensegmente,
des Intron-Enhancers für
die κL-Kette
(κiE), der
konstanten Region der κL-Kette
(Cκ),
oder des 3'κ-Enhancer
(3'κE), inaktiviert
werden. Als Beispiel werden vorliegend Targeting-Konstrukte und
Methoden beschrieben, die für
die zielgerichtete Deletion sämtlicher
Jκ-Gensegmente
eingesetzt werden können.
Darüber
hinaus erfolgt die vorliegende Beschreibung der Konstruktion von
Targeting-Konstrukten lediglich für Targeting-Konstrukte, die
einen 'gefloxten' Neomycin-Resistenzmarker
enthalten. Die Klonierung von Targeting-Konstrukten, die 'gefloxte' Puromycin- oder HygromycinB-Expressionskassetten
enthalten, erfolgt in analoger Weise. Ein kurzer Homologiebereich stromaufwärts des
Jκ-Gensegmentclusters
wird mittels PCR aus muriner genomischer DNA amplifiziert und unter
Verwendung der folgenden Primer, die entsprechend des in der NCBI-Genbank
publizierten Eintrages V00777 geschaffen wurden (die für Klonierungszwecke
verwendeten Nukleotide der angefügten
Restriktionsenzym-Erkennunsstelle NotI sind in Großbuchstaben
angegeben):
-
-
Der
Primer P019 bindet an die Position 1–30, und der Primer P020 bindet
an die Position 711–738
des Eintrags V00777 der NCBI-Genbank.
Das resultierende PCR-Fragment mit einer Größe von 738 Bp wird mit dem
Restriktionsenzym NotI gespalten und unter Schaffung des Vektors
pBSL-5'Jκ-flneo-DT4
in den mit NotI linearisierten leeren Targeting-Vektor pBSL-flneo-DT4
ligiert (5b). Der lange Bereich mit
DNA-Sequenzhomologie stromabwärts
des Jκ-Gensegmentclusters,
umfassend κiE
und die konstante Region für
die κL-Kette
(Cκ), wird
mittels PCR aus muriner genomischer DNA amplifiziert unter Verwendung
der folgenden Primer, die auf der Basis des in der NCBI-Genbank
veröffentlichten
Eintrags V00777 geschaffen worden sind (die Nukleotide der angefügten Restriktionsenzym-Erkennungsstelle
für AscI
sind in Großbuchstaben
angegeben):
-
-
Der
Primer P021 bindet an die Position 2129–2158, und der Primer P022
an die Position 5456–5483 der
NCBI-Genbank-Sequenz V00777. Das resultierende PCR-Fragment mit
einer Größe von 3379
Bp wird mit dem Restriktionsenzym AscI gespalten und unter Schaffung
des Vektors pBSL-5'Jκ-flneo-3'Jκ-DT4
in den mit AscI linearisierten Vektor pBSL-5'Jκ-flneo-DT4 ligiert (5b).
-
iii) Herstellung eines
Targeting-Vektors für
den RAG-Locus (5c)
-
Als
Alternative zur Inaktivierung des Potenzials von PräB-Zellen
zur Expression endogener Immunglobuline durch Einführung cis-agierender Mutationen
in die Genloci der IgH- und IgκL-Kette
können
PräB-Zellen durch
Einführung
trans-agierender Mutationen dahingehend verändert werden, dass sie nicht
mehr in Lage sind, eine Umgruppierung ihrer endogenen Ig-Gene durchzuführen. Dies
kann beispielsweise durch zielgerichtetes Aufspüren eines der beiden die Rekombination
aktivierenden (RAG) Gene erfolgen, die für die Umgruppierungen von Ig-Genen
essentiell sind. Murine PräB-Zellen
mit Deletionen in einem der Gene RAG-1 oder RAG-2 werden zur Umgruppierung
von Immunglobulin-Gensegmenten nicht befähigt sein und sind daher nicht in
der Lage, endogene Immunglobuline zu exprimieren.
-
Als
Beispiel wird die Herstellung eines Targeting-Vektors beschrieben,
welcher die vollständige
Deletion des ORFs für
das Gen RAG-1 ermöglicht.
Ein kurzer Bereich mit DNA-Sequenzhomologie
von etwa 1 kb der genomischen Sequenz stromaufwärts der für RAG-1 kodierenden Region
wird amplifiziert unter Verwendung des auf der Basis der in der
NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenz AC084753 geschaffenen Primerpaares:
-
-
Die
an das 5'-Ende eines
jeden Primers angefügten
NotI-Klonierungsstellen
sind in Großbuchstaben angegeben
und werden verwendet für
die Klonierung eines PCR-Fragments von 1095 Bp, das die genomische Region
stromaufwärts
des offenen Leserahmens für
RAG-1 enthält
(5c). Das PCR-Produkt wird mit NotI gespalten und
in die einmalige NotI-Stelle eines positiv/negativen Targeting-Vektors
wie z. B. pBSL-flneo-DT4 ligiert. Ein Plasmidklon, der den kurzen
Homologiebereich stromaufwärts
der für
RAG-1 kodierenden Region in richtiger Orientierung enthält, wird
isoliert und mit pBSL-5'R1-flneo-DT4
bezeichnet.
-
Zur
Klonierung des langen Bereiches eines Targeting-Konstrukts für das Gen
RAG-1 wird eine direkt stromabwärts
der für
RAG-1 kodierenden Region gelegene genomische Region von ungefähr 3 kb
(5c) unter Verwendung des auf Basis der Genbank-Sequenz
AC084753 geschaffenen folgenden Primerpaares amplifiziert:
-
-
Die
Erkennungssequenzen für
das Restriktionsenzym AscI werden an das 5'-Ende eines jeden Primers angefügt und zur
Klonierung des 2954 Bp langen PCR-Fragments verwendet, welches den
langen DNA-Sequenzhomologiebereich
stromabwärts
des offenen Leserahmens für
RAG-1 enthält.
Nach Spaltung mit AscI wird dieses PCR-Produkt in die einmalige
Schnittstelle AscI des Vektors pBSL-5'R1-flneo-DT4 kloniert. Ein Plasmidklon,
der den langen Homologiebereich stromabwärts der für RAG-1 kodierenden Region
in korrekter Orientierung enthält,
wird isoliert und mit pBSL-5'R1-flneo-3'R1-DT4 bezeichnet (5c) und kann direkt zur zielgerichteten Deletion
des endogenen Gens RAG-1 in PräB-Zellen
verwendet werden.
-
Schritt 5: Targeting endogener
Genloci in langfristig proliferierenden, Stromazell- und IL7-abhängigen murinen PräB-Zellen
-
Für die sequenzielle,
zielgerichtete Deletion beider Allele eines endogenen Genlocus können zwei
unterschiedliche Strategien angewendet werden. Eine Strategie besteht
in der Verwendung von Targeting-Vektoren mit zwei unterschiedlichen
positiven Selektionsmarkern für
das Targeting der beiden unterschiedlichen Allele. Alternativ besteht
eine andere Strategie in der zweifachen Verwendung desselben Targeting-Konstrukts für das sequenzielle
Targeting beider endogenen Allele. Im Falle der letztgenannten Strategie
muss dem Targeting des ersten Allels jedoch die transiente Expression
eines Expressionsvektors für
cre-Rekombinase in PräB-Zellen
erfolgen, was zur dauerhaften Deletion des mit loxP flankierten
Antibiotika-Selektionsmarkers führt,
sodass dieselbe Antibiotika-Selektion für das zweite Targeting des
anderen Allels angewendet werden kann.
-
Als
Beispiel wird die experimentelle Vorgehensweise für das sequenzielle
Targeting beider Allele eines endogenen Gens entsprechend der ersten
Strategie beschrieben, d. h. unter Verwendung von Targeting-Vektoren
mit zwei unterschiedlichen Antibiotika-Resistenzmarkern (Puromycin
und HygromycinB).
-
Zum
Targeting eines Genlocus auf dem ersten Allel werden 20 μg eines linearisierten
Targeting-Vektors mit einem Puromycin-Resistenzmarker zur Transfektion von
107 in PBS resuspendierten PräB-Zellen
verwendet, durch Elektroporation bei 350 V mit einer Kapazität von 960 μF unter Verwendung
eines Elektroporators von BioRad und einer 0,4 cm Eletroporator-Küvette. Die
Zellen werden anschließend
in einer Dichte von 5 × 104 Zellen/Vertiefung in Wachstumsmedium mit
IL7 in Kulturplatten mit 96 Vertiefungen überführt, die mit einer subkonfluenten
Schicht von mit 3000 rad bestrahlten, gegenüber Puromycin resistenten ST-2-Stromazellen
beschichtet sind. 30 Stunden nach der Transfektion wird Puromycin
in einer Endkonzentration von 2 μg/ml
zugegeben. Gegenüber
Puromycin resistente Kolonien werden 7–10 Tage nach der Transfektion
isoliert und auf frischen, bestrahlten und gegenüber Puromycin resistenten ST-2-Stromazellen
unter fortgesetzter Selektion mit 2 μg/ml Puromycin kultiviert. Individuelle,
gegenüber
Puromycin resistente PräB-Zellklone
werden hinsichtlich der zielgerichteten Integration des Targeting-Vektors
in ein Allel mittels standardisierter PCR und genomischer Southern
Blot-Hybridisierungsanalysen analysiert. Die PräB-Zellklone mit einer zielgerichteten Integration
des Targeting-Vektors auf einem Allel werden erneut transfiziert,
dieses Mal unter denselben Bedingungen wie zuvor beschrieben mit
20 μg linearisiertem
Targeting-Vektor, der einen HygromycinB-Resistenzmarker enthält. Transfizierte PräB-Zellen
werden anschließend
in IL7-Wachstumsmedium mit einer Dichte von 5 × 104 Zellen/Vertiefung
in Kulturplatten mit 96 Vertiefungen plattiert, die mit einer subkonfluenten
Schicht von mit 3000 rad bestrahlten, gegenüber Puromycin und HygromycinB
doppeltresistenten ST-2-Stromazellen beschichtet sind. Doppelt resistente
PräB-Zellklone
werden 30 Stunden nach Transfektion durch Zugabe von 2 μg/ml Puromycin
und 400 μg/ml
HygromycinB selektiert. Gegenüber
Puromycin und HygromycinB doppelt resistente Kolonien werden 7–10 Tage
nach der Transfektion isoliert und unter fortgesetzter Selektion
mit 2 μg/ml
Puromycin und 400 μg/ml
HygromycinB auf frischen, bestrahlten und gegenüber Puromycin und HygromycinB
doppelt resistenten ST-2-Stromazellen kultiviert. Individuelle,
gegenüber
Puromycin und HygromycinB doppelt resistente PräB-Zellklone werden hinsichtlich
der zielgerichteten Integration des Targeting-Vektors in das zweite
Allel wieder durch standardisierte genomische PCR und/oder Southern
Blot-Analyse analysiert.
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Gegenüber Puromycin
und HygromycinB doppelt resistente PräB-Zellkolonien mit zwei targetierten Allelen
können
anschießend
transient mit einem konstitutiven Expressionsvektor für cre-Rekombinase transfiziert
werden, um Experimente des Gene-Targetings
auf andere Genloci und Allele zu wiederholen. Dies kann durch transiente
Transfektion von PräB-Zellen
mit 20 μg
eines ,supercoiled' Expressionsvektors
für cre-Rekombinase
unter Anwendung der zuvor beschriebenen Elektroporation durchführt werden.
Die transient transfizierten Zellen werden anschließend unter
Bedingungen der Grenzverdünnung
in IL-7-Wachstumsmedium in verschiedene Platten mit 96 Vertiefungen
auf mit 3000 rad bestrahlte, subkonfluente ST-2-Stromazellen plattiert.
Nach einer Kulturdauer von 7 Tagen wird ein Satz von 48 Klonen für eine weitere
Kulturdauer auf normale ST-2-Stromazellen und auf entweder gegenüber Puromycin
oder HygromycinB resistente ST-2 Zellen unter entsprechender Selektion
plattiert. Zuvor gegenüber
Puromycin und HygromycinB doppelt resistente PräB-Zellklone, die gegenüber beiden
Antibiotika sensitiv geworden sind, haben wahrscheinlich eine von
der cre-Rekombinase vermittelte Deletion beider mit loxP flankierter
Resistenzmarker durchlaufen. Nachdem die durch cre-Rekombinase vermittelte
Deletion der beiden Resistenzmarker durch Southern Blot-Analysen
bestätigt
worden ist, können
die Klone zusätzlichen
Gene-Targeting-Verfahren für
andere endogene Genloci und Allele zugeführt werden.
-
Beispiel 6: Herstellung
retroviraler Expressionskonstrukte für humane Immunglobulin-Polypeptide
-
Um
murine, Stromazell- und IL7- abhängige
PräB-Zellen
für die
Herstellung humaner Immunglobuline neu zu programmieren, können neue
retrovirale Expressionsvektoren verwendet werden, die für humane
Antikörper-Polypeptide
kodieren. Es werden Verfahren zur Herstellung rekombinanter retroviraler
Vektoren beschrieben, welche die regulierte Expression humaner Proteine
der IgH- und L-Kette in Abhängigkeit
der Differenzierungsstufe der B-Zellen zuerst als membrangebundene
und später
als sezernierte Immunglobuline erlauben. Es wird darauf hingewiesen,
das jedweder Typ eines heterologen Bindeproteins in diese retroviralen Vektoren
kloniert werden kann, wodurch die Expression jedweden Typs eines
heterologen oder humanen Bindeproteins exprimiert werden kann. Die
Offenbarung der Klonierung retroviraler Transfervektoren für die Expression
der vorliegend beschriebenen humanen IgH- und IgL-Ketten sollte
daher lediglich als Veranschaulichung und nicht als Beschränkung betrachtet
werden. Rekombinante retrovirale Vektoren können bis zu 7–10 kb heterologer
DNA-Sequenzen aufnehmen, wodurch die Schaffung separater Konstrukte
für Glykoproteine der
IgH- und L-Kette
einschließlich
sämtlicher
erforderlicher Zelltyp- und Differenzierungsstufen-spezifischer Promotoren,
Enhancer- und Kontrollelemente, als auch endogener Ig-Gen-Spleiß-Signale
erforderlich wird. Diese Kontrollelemente sind notwendig, um eine
saubere Expression, Membrandeposition und Sezernierung von Immunglobulinen,
sowie ihre Affinitätsreifung,
in den verschiedenen B-Zell-Differenzierungsstufen, als auch die
verstärkte
Sezernierung heterologer Antikörper
in Plasmazellen zu gewährleisten.
Individuelle retrovirale Konstrukte für IgH- und L-Ketten können in PräB-Zellen co-transduziert werden,
wodurch die Konstrukte stabil in das Genom der infizierten PräB-Zellen integrieren.
Bei Verwendung muriner PräB-Zellen,
denen das Potenzial zur Expression endogener Immunglobuline abhanden
gekommen ist (siehe obige Beschreibung), werden im Wege der Differenzierung
der retroviral transduzierten PräB-Zellen
in Zellen der B-Linie lediglich heterologe oder humane Antikörper oder
Bindeproteine exprimiert.
-
(a) Herstellung retroviraler
Konstrukte für
die regulierte Expression von IgH-Ketten
-
Da
die retroviralen Konstrukte für
die verschiedenen Proteine der IgH- und L-Kette letztendlich in
murine Zellen transduziert werden, sollten die die Expression von
Immunglobulinen kontrollierenden Promotor- und Enhancerelemente
murinen Ursprungs sein, damit optimale Interaktionen mit murinen
Transkriptionsfaktoren sichergestellt ist, die für die B-Zelllinie spezifisch sind.
-
Der
Ausgangsvektor zur Schaffung retroviraler Expressionskonstrukte
ist der leere retrovirale Klonierungsvektor pLIB (Clontech) (12a). Die Schaffung eines rekombinanten retroviralen
Expressionsvektors für
humane schwere Immunglobulinketten bedeutet ein mehrstufiges Klonierungsverfahren,
welches die sequenzielle Klonierung von Promotor- und Enhancerelementen
als auch der Kodierungsregionen für die vielfältigen variablen und konstanten
Regionen humaner Antikörper
in den leeren retroviralen Klonierungsvektor pLIB beinhaltet. In
einem ersten Schritt wird ein muriner VH-Promotor
mittels PCR in die einmalige ClaI-Restriktionsstelle der multiplen
Klonierungsstelle von pLIB kloniert. Dies erfolgt durch PCR-Amplifikation
eines murinen VH-Promotorelements aus muriner genomischer
DNA unter Verwendung der auf der Basis der in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Zugriffsnummer X71119 geschaffenen Primer.
-
-
Diese
Primer führen
zur PCR-Amplifikation eines 394 Bp großen VH-Promotorfragments,
welches an seinen 5'-
und 3'-Enden Restriktionsenzym-Erkennungsstellen
für ClaI
(ATCGAT) enthält,
da sie an den 5'-Enden
der Primer P027 und P028 eingebaut worden sind. Zusätzlich zu
den ClaI-Stellen in beiden Primern enthält der reverse Primer P028
eine zusätzliche
BamHI-Schnittstelle (GGATCC, unterstrichen), wodurch eine weitere einmalige Schnittstelle
in das PCR-Produkt eingeführt
wird (siehe 12a), welche für die weiteren
Klonierungsschritte erforderlich ist. Nach Spaltung des PCR-Fragments
mit dem Restriktionsenzym ClaI wird das die neue BamHI-Stelle enthaltende
VH-Promotor-PCR-Fragment in den mit ClaI linearisierten
Vektor pLIB ligiert. Die den VH-Promotor
in der gewünschten
Orientierung (umgekehrt zur transkriptionellen Orientierung des 5'LTR-Promotors) enthaltenden
Ligationsprodukte werden identifiziert durch diagnostische Restriktionsenzymspaltungen
und DNA-Sequenzierung, und sind bezeichnet mit pAB-1 (12a).
-
Der
zweite Schritt betrifft die Klonierung des murinen Intron-Enhancers der schweren
Kette (EμH)
mit seinen flankierenden Regionen für die Matrixanhaftung (MARs)
in den retroviralen Vektor pAB-1. Es ist bekannt, dass das Enhancerelement
EμH mit
seinen flankierenden MARs für
die effiziente Expression von Immunglobulinproteinen in Zellen der
B-Zelllinie erforderlich ist. Die Klonierung des Enhancerelements
EμH erfolgt
durch Amplifikation eines 983 Bp großen PCR-Fragments aus muriner
genomischer DNA unter Verwendung der folgenden auf Basis der veröffentlichten
NCBI-Genbank-Sequenz J00440 geschaffenen Primer:
-
-
Die
an das 5'-Ende eines
jeden Primers angefügten
Restriktionsstellen (BamHI/HindIII für P029 und NotI für P030)
sind in Großbuchstaben
dargestellt. Das PCR-Produkt kann dann mit den Restriktionsenzymen BamHI
und NotI gespalten und direktional in den mit BamHI und NotI linearisierten
retroviralen Vektor pAB1 unter Bildung des Vektors pAB-2 ligiert werden.
Der Sense-Primer P029 enthält
die Sequenz für
eine zusätzliche
HindIII-Stelle (unterstrichen), wodurch in pAB-2 eine neue einmalige
Restriktionsenzym-Erkennungsstelle geschaffen wird, die für spätere Klonierungsschritte
benötigt
wird.
-
Anschließend wird
in das Konstrukt pAB-2 ein den murinen 3'α-Enhancer enthaltendes
DNA-Fragment eingefügt.
Es ist bekannt, dass der 3'α-Enhancer
für eine
optimale und starke Expression und Sezernierung von Antikörpern im
Differenzierungszustand von Plasmazellen erforderlich ist. Es ist
ebenfalls bekannt, dass der 3'α-Enhancer
vier gegenüber
DNAseI hypersensitive Stellen (HS1, HS2, HS3, und HS4) enthält, die
zahlreiche Bindungsstellen für
Transkriptionsfaktoren umfassen, welche für die späte B-Zelle oder Plasmazelle spezifisch sind.
In Reportergen-Assays konnte gezeigt werden, dass HS1 und 2, die
innerhalb eines 0,6 kb großen
genomischen DNA-Fragments lokalisiert sind, mit mindestens 80% an
der Aktivität
des 3'α-Enhancers beteiligt
sind, während
HS3 und 4, die hinsichtlich ihrer DNA-Sequenz in hohem Maße homolog
sind, nur einen geringen Beitrag leisten.
-
Sämtliche
vier 3'α-Enhancerkomponenten
HS1, 2, 3 und 4 bilden eine so genannte Locus-Kontroll-Region (LCR),
mit welcher die transkriptionale Aktivität eines gegebenen Genlocus
unhabhängig
von flankierenden DNA-Sequenzen reguliert werden kann. Ein retroviraler
Expressionsvektor für
schwere Immunglobulinketten sollte daher grundsätzlich mindestens die HS-Regionen
1 und 2 des 3'α-Enhancers
enthalten, welche mittels PCR aus muriner genomischer DNA unter
Verwendung von Primern amplifiziert werden können, die entsprechend des
veröffentlichten
NCBI-Genbank-Sequenzeintrags
X96607 geschaffen worden sind (die Erkennungssequenzen für zusätzliche
Restriktionsenzymstellen, die für
die Klonierung des PCR-Fragments oder für spätere Klonierungsschritte benötigt werden,
sind in Großbuchstaben
dargestellt):
-
-
Zusätzlich zu
den 5'-terminalen
SalI-Stellen (GTCGAC) in jedem der Primer enthält der Sense-Primer P031 eine
zusätzliche
MluI-Stelle (unterstrichen),
und der reverse Primer P028 enthält
eine zusätzliche XhoI-Stelle
(unterstrichen). Die Primer P031 und P032 führen zur Amplifikation eines
644 Bp großen PCR-Fragments,
das mit dem Restriktionsenzym SalI gespalten und in den mit SalI
linearisierten Vektor pAB-2 ligiert werden kann. Die Bestimmung
eines Klons mit dem Insert in der gewünschten Orientierung (siehe 12b) erfolgt durch diagnostische Restriktionsenzymspaltung
und DNA-Sequenzierung und wird mit pAB-3 bezeichnet (12b).
-
Gewünschtenfalls
können
die weiteren Komponenten des 3'α-Enhancers HS3 und
4 in die retroviralen Vektorkonstrukte für die Expression von IgH eingeschlossen
werden. Hierfür
kann ein 466 Bp großes
Fragment, welches die Region HS4 des 3'α-Enhancers
umfasst, mittels PCR aus muriner genomischer DNA als Template amplifiziert
werden unter Verwendung der folgenden Primer, die entsprechend des
veröffentlichten NCBI-Genbank-Sequenzeintrages
S74166 geschaffen worden sind:
-
-
Die
an die 5'-Termini
eines jeden Primers angehängten
Restriktionsenzymstellen sind mit Großbuchstaben gekennzeichnet.
Zusätzlich
zu den in beiden Primern vorhandenen XhoI-Restriktionsstellen (CTCGAG) enthält der reverse
Primer P034 eine zusätzliche
SphI-Restriktionsstelle (GCATGC, unterstrichen), die eine zusätzliche
einmalige Restriktionsstelle enthält, welche für spätere Klonierungszwecke
erforderlich ist. Die PCR-Amplifikation der genomischen Maus-DNA
mit dem Primerpaar P033 und P034 führt zu einem PCR-Fragment mit
einer Größe von 466
Bp, das mit dem Restriktionsenzym XhoI gespalten und anschließend in
den mit XhoI linearisierten Vektor pAB-3 ligiert wird. Die Bestimmung
eines Klones mit dem HS4-Insert in der gewünschten Orientierung erfolgt
durch diagnostische Restriktionsenzymspaltung und DNA-Sequenzierung
und wird als Vektorkonstrukt pAB-4 bezeichnet (12b). Das letzte 3'α-Enhancerfragment
HS3 kann mittels PCR aus muriner genomischer DNA als Template amplifiziert
werden mit den folgenden Primern, die entsprechend des veröffentlichten
NCBI-Genbank-Sequenzeintrags X96607 geschaffen worden sind (die
Erkennungssequenzen für
das Restriktionsenzym SphI sind wieder in Großbuchstaben hervorgehoben):
-
-
Die
mittels PCR amplifizierte Region HS3 des 3'α-Enhancers
wird mit dem Restriktionsenzym SphI gespalten und zur Schaffung
von pAB-5 in den mit SphI linearisierten Vektor pAB-4 ligiert. Jeder
der Vektoren pAB-3, 4 oder 5 kann zur Insertion der Kodierungsregion
für heterologe
schwere Immunglobulinketten verwendet werden (12b).
-
Jeder
der humanen Immunglobulin-Isotypen kann als membrangebundenes Oberflächen-Immunglobulin
oder als sezernierter Antikörper
exprimiert werden, wobei die Regulation durch alternatives Spleißen erfolgt,
wodurch die Membranüberspannenden
Exons in dem mRNA-Transkript entweder erhalten bleiben oder deletiert
werden. Obgleich jeder Immunglobulin-Isotyp seine eigene kodierende Region
für die
Membranüberspannenden
Exons aufweist, sind die Membranregionen sämtlicher humaner IgG-, IgA-
und IgE-Antikörper
tatsächlich
hinsichtlich ihrer individuellen Subtypen identisch. Daher können dieselben
IgG-Membranexons für die
membranbindenden IgG1-, IgG-, IgG3- und IgG4-Antikörper eingesetzt
werden, während
sowohl für
IgA1 als auch für
IgA2 unterschiedliche Exonsätze
verwendet werden, und wobei für
jeden IgE- und IgM-Antikörper unterschiedliche
Exons erforderlich sind.
-
Daher
besteht der nächste
Schritt in der Klonierung zur Schaffung rekombinanter retroviraler
Ig-Expressionskonstrukte in der Insertion der vielfältigen Membran-überspannenden
Regionen für
humane IgG-, IgA-, IgM- und IgE-Antikörper in irgendeinen der Vektoren
pAB-3, -4 oder -5. Als repräsentatives
Beispiel wird die weitere Klonierung für das retrovirale Grundkonstrukt
pAB-3 beschrieben, das den VH-Promotor,
den EμH-Enhancer
und die minimalen 3'αE-Enhancer-Elemente
(HS1, 2) enthält
(12c).
-
Die
Membran-überspannende
Region der μH-Kette
wird von zwei Exons μM1
und μM2
kodiert, die 1,85 kb stromabwärts
der Exons CμH1–CμH4 der konstanten Region von CμH lokalisiert
sind. Die Exons μM1 und μM2 einschließlich der
endogenen Polyadenylierungsstelle sind innerhalb eines genomischen
Fragments mit einer Größe von 773
Bp enthalten, welches aus muriner genomischer DNA mittels PCR amplifiziert
werden kann unter Verwendung der folgenden, auf Grundlage der in
der NCBI-Genbank veröffentlichten
Contig-Sequenz NT_010168 geschaffenen Primer:
-
-
Die
an die 5'-Enden
eines jeden Primers angefügten
MluI-Restriktionsstellen
sind in Großbuchstaben hervorgehoben.
Das resultierende PCR-Produkt kann mit dem Restriktionsenzym MluI
gespalten werden, und das resultierende Fragment mit einer Größe von 773
Bp wird in den mit MluI linearisierten Vektor pAB-3 ligiert. Ein
Klon, der nach bestätigter
Restriktionenzym-Kartierung
und DNA-Sequenzierung die Exons μM1
und μM2 in
korrekter Orientierung und DNA-Sequenz enthält, wird als Konstrukt pAB-3.1
bezeichnet (12c).
-
Der
Membraneinbau von IgG-Antikörpern
kann z. B. über
die Membran-überspannenden
Exons des Gens IgG
1 erfolgen. Die Membranüberspannende
IgG
1-Region wird kodiert von zwei Exons,
die 1,25 kb stromabwärts
der eine Region von 1,9 kb abdeckenden C
γ1H-Exons
lokalisiert sind. Um das Intron zwischen γ1M1 und γ1M2 zu verkürzen, wird die 'Single Overlap Extension' (SOE)-PCR angewendet,
wodurch die beiden Exons zu einem kleineren PCR-Fragment fusioniert werden. Im Allgemeinen
kann die Fusion zweier PCR-Produkte erreicht werden, wenn der reverse
Primer des stromaufwärts
ausgerichteten PCR-Produkts und der Sense-Primer des stromabwärts ausgerichteten
PCR-Produkts eine Komplementarität über ungefähr 30–40 Bp aufweisen.
Diese Regionen perfekter Komplementarität können in Form von Nukleotiden
mit einer Länge von
15–20
Kettengliedern an die 5'-Enden
des reversen Primers und des Forward-Primers, die für die Amplifikation
der stromaufwärts
beziehungsweise stromabwärts
ausgerichteten PCR-Produkte verwendet werden, angefügt werden.
Im Falle der Fusion der beiden Exons γ1M1 und γ1M2 kommt es jedoch zu zwei
vollständig identischen
Sequenzen von 28 Bp, die sich 78 Bp stromabwärts des Exons γ1M1 und 256
Bp stromaufwärts des
Exons γ1M2
befinden. Diese Sequenzen können
verwendet werden, um mittels SOE-PCR ein kürzeres PCR-Fragment zu schaffen,
welches die beiden Exons γ1M1
und γ1M2
für die
Membran-überspannenden
Regionen von γH-Ketten
enthält.
Daher werden zwei PCR-Reaktionen an humaner genomischer DNA parallel durchgeführt unter
Verwendung der folgenden Primer, die auf der Grundlage der in der
NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenz AL122127 geschaffen worden sind. Ein PCR-Fragment mit einer
Größe von 315
Basenpaaren, welches das γ1
Membran-überspannende
Exon 1(γ1M1)
enthält,
wird aus humaner genomischer DNA unter Verwendung der Primer:
amplifiziert,
wobei der Primer P039 an die Position 9710–9741 und der Primer P040 an
die Position 9435–9462 des
Sequenzeintrags AL122127 der NCBI-Genbank binden.
-
Ein
555 Basenpaare großes
PCR-Fragment, welches das Membranüberspannende Exon 2(γ1M2) enthält, kann
aus humaner genomischer DNA unter Verwendung der folgenden Primer:
amplifiziert
werden, wobei der Primer P041 an die Position 8137–8164, und
Primer P042 an die Position 7624–7654 des Sequenzeintrags AL122127
der NCBI-Genbank binden. Die beiden PCR-Produkte können anschließend zu
einem 822 Bp großen
PCR-Fusionsprodukt
fusioniert werden, indem 1/100 des PCR-Produkts des Exons γ1M1 mit 1/100
des PCR-Produkts des Exons γ1M2
vermischt werden und anschließend
eine PCR mit den Sense- und reversen Primern P039 und P042 durchgeführt wird.
Zusätzlich
zu den in beiden Primern P039 und P042 vorhanden Erkennungsstellen
für das
Restriktionsenzym MluI (hervorgehoben durch Großbuchstaben), welche für die Klonierung
des SOE-Fusions-PCR-Produkts
erforderlich sind, enthält
der Primer P042 zusätzlich
die komplementäre
Sequenz eines artifiziellen Polyadenylierungssignals (unterstrichen),
welches die korrekte transkriptionale Terminierung des Immunglobulin-Transkripts
im endgültigen
retroviralen Immunglobulin-Expressionsvektor erlaubt. Das 832 Bp
große
PCR-Fragment γ1M1γ1M2-PolyA-Signal
wird anschließend
mit dem Restriktionsenzym MluI gespalten und in den Vektor pAB-3
ligiert. Ein Klon, dessen korrekte Orientierung des Inserts mittels
Restriktionsenzymkartierung und DNA-Sequenzierung verifiziert worden ist,
wird als Klon pAB-3.2 bezeichnet (
12c).
-
Die
Klonierung der Membran-überspannenden
Kodierungsregion al kann mittels PCR-Amplifikation eines Fragments
aus humaner genomischer DNA erreicht werden, das das einzelne Exon
für α1M einschließlich seiner
endogenen PolyA-Stelle enthält.
Für diese
PCR-Amplifikation können
die folgenden Primer verwendet werden, die entsprechend des in der
NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzeintrags M60193 geschaffen worden sind:
-
-
-
Beide
Primer enthielten MluI-Klonierungsstellen, die an die 5'-Enden eines jeden Primers angefügt worden
sind (hervorgehoben durch Großbuchstaben),
und zur Amplifikation eines PCR-Produkts von 768 Basenpaaren führen, das
mit dem Restriktionsenzym MluI gespalten und anschließend in
den mit MluI linearisierten Vektor pAB-3 ligiert wird. Ein Klon,
dessen korrekte Orientierung des Inserts mittels Restriktionsenzymkartierung
und DNA-Sequenzierung
bestätigt
worden ist, wird als Klon pAB-3.3 bezeichnet.
-
Zur
Expression membrangebundener IgE-Antikörper erfolgt die PCR-Klonierung der Membran-überspannenden
Region für ε1H-Ketten,
welche von den beiden Exons ε1M1 und ε1M2 kodiert wird. Hierfür wird ein 858 Bp großes PCR-Produkt
aus humaner genomischer DNA amplifiziert unter Verwendung der folgenden
Primer, die entsprechend des in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzeintrags X63693 geschaffen worden sind:
-
-
Beide
Primer enthalten MluI-Klonierungsstellen, die an das 5'-Ende eines jeden Primers angefügt worden
sind (hervorgehoben durch Großbuchstaben),
und führen
zu einem 858 Bp großen
PCR-Produkt, das
mit dem Restriktionsenzym MluI gespalten werden kann. Zusätzlich wird
der reverse Primer P046 so ausgelegt, dass er die komplementäre Sequenz
eines artifiziellen PolyA-Signals enthält (unterstrichen), wodurch
die saubere Terminierung der mRNA-Transkription in dem endgültigen Expressionskonstrukt sichergestellt
wird. Das mit MluI gespaltene PCR-Fragment wird in den mit MluI
linearisierten Vektor pAB-3 ligiert. Ein Klon, dessen korrekte Orientierung
des Inserts mittels Restriktionsenzymkartierung und DNA-Sequenzierung
bestätigt
worden ist, wird als Klon pAB-3.4 bezeichnet.
-
Im
Anschluss an die Klonierung der zahlreichen Membranüberspannenden
Exons für
die Isotypen IgG, IgA, IgM und IgE müssen die Exons für die zahlreichen
humanen konstanten Regionen in die retroviralen Konstrukte pAB-3.1
bis 3.4 insertiert werden. Hierfür
werden DNA-Fragmente, die die Exons der konstanten Region kodieren,
in die einmalige Erkennungsstelle für das Restriktionsenzym NotI
eines jeden der Konstrukte pAB-3.1
bis 4 kloniert.
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Die
Klonierung retroviraler Expressionsvektoren für sämtliche Immunglobulin-Isotypen
der H-Kette γ1, γ2, γ3 und γ4 ist in 12d dargestellt. Für die PCR-Amplifikation der
vier unterschiedlichen Subtypen der schweren IgG-Kette unter Verwendung
humaner genomischer DNA als PCR-Template können die folgenden Primer verwendet
werden:
-
Für γ1 (Primer
entsprechend der in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenz AL122127):
-
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Für γ2 (Primer
entsprechend der in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenz J00230):
-
-
Für γ3 (Primer
entsprechend der in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenz AL122127):
-
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Für γ4 (Primer
entsprechend der in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenz K01316):
-
-
In
jedem Fall können
die PCR-Produkte für γ1H
(1788 Bp), γ2H (1959 Bp), γ3H (2374
Bp), und γ4H (1820 Bp) mit dem Restriktionsenzym NotI
gespalten werden, wonach das gespaltene Fragment in den mit NotI
linearisierten Vektor pAB-3.2 ligiert wird (12d).
Konstrukte, die die Inserts nach Bestätigung durch Restriktionsenzymkartierung
und DNA-Sequenzierung in korrekter Orientierung und ohne jegliche
Mutationen enthalten, werden mit pAB-3.2-G1, pAB-3.2-G2, pAB-3.2-G3
beziehungsweise pAB-3.2-G4 bezeichnet.
-
Zur
Klonierung der Exons für
die konstanten Regionen, die μH-, α1H-, α2H- und εH-Ketten
kodieren, wird dasselbe Verfahren angewendet (12e). Für
die PCR-Amplifikation der verschiedenen IgH-Isotypen unter Verwendung
humaner genomischer DNA als Template werden die folgenden Primer
verwendet:
-
Für μH (Primer
entsprechend der in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenz AB019441):
-
-
Für α1H
und α2H (Primer entsprechend der in der NCBI-Genbank
veröffentlichten
Sequenzen J00220 und J00221):
-
-
Für εH (Primer
entsprechend der in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenz L00022):
-
-
In
jedem Fall können
die PCR-Produkte für μH (2229 Bp), α1H
und α2H (1667 Bp), und für εH (1908 Bp) mit dem Restriktionsenzym
NotI gespalten und in die mit NotI linearisierten Vektoren pAB-3.1, pAB-3.3 beziehungsweise
pAB-3.4 ligiert werden (12e).
Konstrukte, die die Inserts nach Bestätigung mittels Restriktionsenzymkartierung
und DNA-Sequenzierung in korrekter Orientierung und ohne jegliche
Mutationen enthalten, werden mit pAB-3.1-M, pAB-3.3-A1, pAB-3.3-A2
beziehungsweise pAB-3.4-E bezeichnet.
-
Die
unterschiedlichen retroviralen Expressionskonstrukte für die H-Kette,
die von natürlichen
Promotor- und Enhancerelementen für die IgH-Kette kontrolliert
werden, erfordern immer noch die Insertion einer die variable Domäne kodierenden
Region, wobei die Darstellung nach der Beschreibung der Verfahren
zur Klonierung der retroviralen Expressionsvektoren für die IgL-Kette erfolgt, da ähnliche
Strategien zur Expression einmaliger oder diverser Spezifitäten für die vollständigen retroviralen
Expressionskonstrukte für
die IgH- und die IgL-Kette vorgestellt werden.
-
(b) Herstellung retroviraler
Konstrukte für
die regulierte Expression von IgκL-Ketten
-
Ähnlich wie
bei den für
die Expression der IgH-Kette geschaffenen Konstrukten erfordern
retrovirale Konstrukte, die für
die Differenzierungsstufen-spezifische Expression von IgκL-Ketten geschaffen
werden, die Anwesenheit definierter und für den Locus der κL-Kette spezifischer
Promotor- und Enhancerelemente. Diese schließen einen Vκ-Promotor, den Intron-Enhancer
der leichten κ-Kette
(κiE) und
die κ3'-Enhancerelemente (κ3'E) ein. Die sequenzielle
Klonierung dieser Elemente kann wie folgt durchgeführt werden
(13a, b).
-
Mittels
PCR wird aus muriner genomischer DNA ein muriner Vκ-Promotor als 290
Bp großes PCR-Fragment
amplifiziert unter Verwendung der folgenden Primer (erstellt entsprechend
des in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzeintrags X52768):
-
-
Die
an das 5'-Ende eines
jeden Primers angefügten
Restriktionsstellen sind durch Großbuchstaben hervorgehoben.
Zusätzlich
zu den an den 5'-Enden
beider Primer vorhandenen ClaI-Stellen enthält der reverse Primer P062
eine zusätzliche
BamHI-Restriktionsstelle (GGATCC, unterstrichen), mit welcher eine
weitere einmalige Restriktionsstelle in das PCR-Produkt eingeführt wird,
welche für
spätere
Klonierungszwecke benötigt wird.
Nach der Spaltung des PCR-Fragments mit dem Restriktionsenzym ClaI
wir der amplifizierte Vκ-Promotor in den mit ClaI
linearisierten Vektor pLIB ligiert. Legationsprodukte, die den Vκ-Promotor
nach Bestätigung durch
diagnostische Restriktionsenzymkartierung und DNA-Sequenzierung
in der gewünschten
Orientierung enthalten (umgekehrt zur Leserichtung des 5'LTR-Promotors) ergeben
das Konstrukt pAB-6 (13a).
-
κiE und die
Kodierungsregion für
die konstante Domäne
der κL-Kette sind sowohl
im Genlocus der κL-Kette
des Menschen als auch der Maus eng benachbart lokalisiert, und der
Enhancer scheint speziesübergreifend
zu funktionieren. Daher werden optionale Vorgehensweisen zur Klonierung
zweier unterschiedlicher retroviraler, für κL-Ketten kodierender Expressionsvektoren
beschrieben, wobei eine den humanen und die andere den murinen κ-Intron-Enhancer
(κiE) verwendet.
Es wird darauf hingewiesen, dass beide Konstrukte gleichrangig verwendet
werden können.
Die Klonierung des den humanen κiE
enthaltenden Konstrukts kann durch Amplifikation eines PCR-Fragments
aus genomischer humaner DNA, das sowohl den humanen κiE als auch
das humane Cκ-Exon
einschließlich
einer 5' lokalisierten
MAR enthält,
unter Verwendung der folgenden Primer erfolgen (erstellt auf der
Basis des in der NCBI-Genbank veröffentlichten Sequenzeintrags
AF017732):
-
-
Die
an das 5'-Ende eines
jeden Primers angefügten
zusätzlichen
Restriktionsstellen sind wieder in Großbuchstaben angegeben (BamHI
im Primer P063 und NotI in P064). Der Primer P063 enthält die Sequenz für eine zusätzliche
MluI-Restriktionsstelle, die in späteren Klonierungsschritten
verwendet wird. Die PCR-Primer amplifizieren ein 2359 Bp großes Fragment,
das mit BamHI und NotI gespalten werden kann, und welches anschließend direktional
unter Schaffung des retroviralen Konstrukts pAB-7 in den mit BamHI
und NotI linearisierten Vektor pAB-6 kloniert werden kann (13a).
-
Für das den
murinen κiE
nutzende Konstrukt wird ein den murinen κiE enthaltendes PCR-Produkt
mit einem PCR-Produkt, welches die humane Cκ-Region enthält, mittels SOE-PCR in der
zuvor beschriebenen Weise fusioniert. Hierfür erfolgt zuerst die parallele
PCR-Amplifikation des murinen κiE
und der humanen Cκ-Region, wobei der
reverse Primer für κiE und der
Forward-Primer für
die Cκ-Region
eine komplementäre Region
von 39 Bp aufweisen. In der zweiten PCR, welche der Fusion dieser
beiden PCR-Produkte dient, werden 1/100 einer jeden PCR-Reaktion
gemischt und amplifiziert mit dem κiE Forward-Primer (P065) und
dem reversen Primer der Cκ-Region
(P064), wodurch die Fusion der beiden PCR-Produkte im Bereich der terminalen Komplementarität von 36
Bp erreicht wird.
-
Für die Amplifikation
des murinen κiE
können
die folgenden Primer (erstellt entsprechend des in der NCBI-Genbank
veröffentlichten
Sequenzeintrags V00777) unter Verwendung muriner genomischer DNA
als Template verwendet werden:
-
-
Für die Amplifikation
der humanen Cκ-Region
können
die folgenden Primer (erstellt entsprechend des in der NCBI-Genbank
veröffentlichten
Sequenzeintrags AF017732) unter Verwendung humaner genomischer DNA
als Template verwendet werden:
-
-
Die
Regionen der terminalen Komplementarität in den Primern P066 und P067
sind unterstrichen und vermitteln die Fusion der beiden PCR-Produkte
in einer zweiten PCR, die mit den Primern P065 und P064 und einer
Mischung der beiden ersten PCR-Produkte als Template durchgeführt wird.
Das resultierende murine, aus κiE
und der humanen Cκ-Region
fusionierte PCR-Produkt mit einer Größe von 1524 Bp kann mit BamHI und
NotI gespalten und anschließend
direktional unter Schaffung des Vektors pAB-8 in den mit BamHI und NotI
linearisierten Vektor pAB-6 kloniert werden (13a).
-
Als
nächstes
wird der murine κ3'E stromabwärts der
humanen Cκ-Regionen in beide
Vektoren pAB-7 und pAB-8 kloniert, wodurch die Konstrukte pAB-7.1
beziehungsweise pAB-8.1 geschaffen werden. Die für die PCR-Amplifikation von κ3'E aus muriner genomischer
DNA verwendeten Primer sind wie folgt (erstellt entsprechend des
in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzeintrags X15878):
-
-
Beide
Primer enthalten SalI-Restriktionsstellen (durch Großbuchstaben
hervorgehoben), sodass das resultierende PCR-Produkt mit einer Größe von 827 Bp in kompatible
SalI-Restriktionsstellen
von pAB-7 und pAB-8 kloniert werden kann. Vektorklone, die das Insert
nach Bestimmung mittels Restriktionsenzymkartierung und DNA-Sequenzierung
in der korrekten Orientierung und mit der korrekten DNA-Sequenz
tragen, werden mit pAB-7.1 und pAB-8.1 bezeichnet (13a).
-
Im
Rahmen einer weiteren Klonierung wird ein Puromycin-Resistenzmarker unter
der Kontrolle eines konstitutiven SV40-Promotors in die retroviralen Konstrukte
für die
Expression der κL-Kette
kloniert. Der Einbau einer Expressionskassette für Resistenz gegenüber Puromycin
ist bevorzugt, da die beiden retroviralen Konstrukte für die IgH-
und die IgL-Kette stabil in murine PräB-Zellen co-transduziert werden
müssen,
um die Expression vollständig
heterologer Antikörper
zu ermöglichen.
Um die Effizienz der retroviralen Co-Transduktion zu erhöhen, werden
die retroviralen Konstrukte für
die IgL-Kette zuerst transduziert, und stabil transduzierte Zellen
werden für
die Integration der Konstrukte für
die IgL-Kette unter Anwendung der Selektion mit Puromycin selektiert.
Eine zweite Transduktion von retroviralen Vektoren für die IgH-Kette
führt dann
zur Entstehung von Zellen mit dem Potenzial zur Bildung von Antikörpern in
jeder Zelle, die mit einem retroviralen Vektor für die IgH-Kette transduziert
ist.
-
Die
Expressionskassette für
Puromycin kann mittels SOE-PCR aus dem Vektor pPur für Puromycin-Resistenz
(Clontech) kloniert werden, wodurch einige unerwünschte interne Restriktionsenzymstellen
deletiert und geeignete ClaI-Klonierungsstellen an die Enden des
amplifizierten PCR-Fragments angefügt werden.
-
Die
für die
SOE-PCR verwendeten Primer sind:
-
-
Zunächst werden
zwei PCR-Amplifikationen parallel mit den Primerpaaren P070/P071
und P072/P073 unter Verwendung desselben pPur-Templates für die PCRs
durchgeführt.
Der reverse Primer P071 und der Forward-Primer P072 enthalten eine
Region perfekter Komplementarität
von 36 Bp (unterstrichen), wodurch die Fusion der beiden PCR-Produkte
im Rahmen einer zweiten PCR ermöglicht
wird, in der Aliquots der vorhergehenden PCR-Fragmente in einer
zusätzlichen
PCR-Amplifikation unter alleiniger Verwendung der Primer P070 und
P073 eingesetzt werden. Die letztgenannten Primer enthalten ClaI-Restriktionsstellen
(Großbuchstaben),
wodurch die Klonierung der resultierenden Expressionskassette für Puromycin
mit einer Größe von 1351
Bp in kompatible ClaI-Stellen
von pAB-7.1 und pAB-8.1 ermöglicht
wird. Hierdurch entstehen die retroviralen Konstrukte pAB-7.1Pur
beziehungsweise pAB-8.1Pur (13b),
welche diejenigen Konstrukte darstellen, in die einzelne VJκ-Regionen
oder Bibliotheken der VJκ-Region, die einzigartige
beziehungsweise diverse variable Domänen von κL-Ketten kodieren, insertiert
werden können.
Die Vorgehensweise zur Klonierung der Exons für die variable Region wird
nachfolgend zusammen mit der Klonierung der variablen Regionen der H-Kette
und λL-Kette
beschrieben, nachdem auch noch die Klonierung der retroviralen Expressionsvektoren für heterologe,
humane λL-Ketten
beschrieben worden ist.
-
(c) Herstellung retroviraler
Konstrukte für
die regulierte Expression von IgλL-Ketten
-
In
einigen Fällen
ist es wünschenswert,
heterologe Antikörper
herzustellen, die anstelle der κL-Ketten λL-Ketten
enthalten. Obgleich es ausreichend sein kann, die für die humane
Cκ kodierende
Region in den retroviralen Konstrukten pAB-7.1Pur und pAB-8.1Pur
durch irgendeine der humanen Cλ-Kodierungsregionen
zu ersetzen, wird ein perfektes endogenes Expressionsmuster für die λL-Kette lediglich
erreicht durch Kontrolle der Expression von λL-Ketten durch Promotor- und
Enhancerelemente, die für
den Genlocus der λL-Kette
spezifisch sind. Dies trifft insbesondere auf das murine System
zu, in dem die Umgruppierung und Expression der Gene der κL-Kette der
Umgruppierung und Expression von λL-Ketten
während
der B-Zelldifferenzierung vorausgeht.
-
Die
für den
Genlocus der murinen λL-Kette
spezifischen Enhancer-Elemente
sind die Enhancer λ2-4 und λ3-1, welche
den Exons für
die konstanten Regionen Cλ2,
Cλ4, Cλ1 und Cλ3 benachbart
lokalisiert sind und die Expression der Isotypen für die leichte
Kette λ2, λ4, beziehungsweise λ1, λ3 regulieren.
-
Wie
im Falle der retroviralen Expressionskonstrukte für die κL-Kette (siehe oben),
enthalten retrovirale Expressionsvektoren für die λL-Kette eine Expressionkassette
für ein
Puromycin-Resistenzgen.
Daher wird eine von einem SV40-Promotor kontrollierte Expressionskassette
für Puromycin
in einem ersten Klonierungsschritt mittels SOE-PCR mit einem Vλ-Promotor
fusioniert unter Verwendung muriner genomischer DNA und pAB-7.1Pur als Templates
für die
PCR-Amplifikation. Die Primer für
die beiden parallelen SOE-PCR-Reaktionen sind wie folgt (wobei die
für den
Vλ-Promotor
spezifischen Primer P076 und P077 entsprechend des in der NCBI-Genbank
veröffentlichten
Sequenzeintrags J00591 erstellt worden sind):
-
-
Wie
für die
zuvor beschriebene SOE-Fusions-PCRs werden die ersten beiden PCR-Amplifikationen parallel
durchgeführt,
d. h. die Expressionskassette für
Puromycin mit den Primern P074 und P075 auf pAB-7.1Pur als Template,
und der Promotor Vλ mit
den Primern P076 und P077 auf muriner genomischer DNA als Template.
-
Jedes
der Aliquots mit einem Volumen von 1/100 der ersten beiden parallelen
PCRs werden dann vermischt und wiederum mit den Primern P074 und
P077 amplifiziert. Die Expressionskassette für Puromycin wird dabei an das
5'-Ende des Vλ-Promotors
fusioniert, aufgrund der in dem reversen Primer P075 und dem Sense-Primer
P076 perfekt geschaffenen Komplementarität von 36 Bp (unterstrichen),
welche für
die ersten parallelen PCR-Runden verwendet wird.
-
Beide
Primer P074 und P077 enthalten ClaI-Restriktionsstellen, die zur
Klonierung des PCR-Fusionsprodukts in den mit ClaI linearisierten
Vektor pLIB verwendet werden können.
In den reversen Primer P077 wird eine zusätzliche MluI-Restriktionsstelle
(unterstrichen) eingefügt,
wodurch eine zusätzliche
einmalige MluI-Stelle 3' vom
Vλ-Promotor
entsteht, die für
weitere Klonierungen erforderlich ist. Ein Vektorklon mit dem fusionierten
PCR-Fragment Puromycin-Vλ-Promotor,
das in pLIB nach Bestätigung
mittels Restriktionsenzymkartierung und DNA-Sequenzierung in korrekter
Orientierung und mit der korrekten DNA-Sequenz enthalt ist, wird
als Vektor pAB-9 bezeichnet (14a).
-
Im
nächsten
Schritt werden zwei murine Enhancer-Elemente λ2-4E und λ3-1E mittels PCR aus muriner
genomischer DNA amplifiziert, wonach sich wiederum eine Fusion beider
Sequenzen mittels SOE-PCR anschießt. Die
folgenden Primer können
verwendet werden (basierend auf den in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzeinträgen
X54550 beziehungsweise X54608):
-
-
-
Wie
im vorhergehenden Ansatz werden zunächst zwei PCR-Fragmente parallel
mit den Primerpaaren P078/P079 und P080/P081 aus muriner genomischer
DNA als Template amplifiziert, und in einer zweiten PCR-Runde werden
Aliquots dieser PCR-Produkte als Template verwendet und mittels
PCR-Amplifikation mit den Primern P078 und P081 aufgrund der 36
Bp großen
Komplementarität
der Primer P079 und P080 (unterstrichen) fusioniert.
-
Das
resultierende PCR-Fusionsprodukt mit einer Größe von 1513 Bp kann mit den
Restriktionsenzymen NotI und EcoRI gespalten werden (die entsprechenden
Erkennungsstellen sind in die Primer P078 und P081 eingeführt; hervorgehoben
durch Großbuchstaben),
und es wird direktional in den mit NotI/EcoRI linearisierten Vektor
pAB-9 kloniert. Ein Vektorklon mit der nach Bestätigung mittels Restriktionsenzymkartierung und
DNA-Sequenzierung korrekten DNA-Sequenz
wird als Vektor pAB-10 bezeichnet (14a).
Die komplementären
Regionen der Primer P079 und P080 sind derart geschaffen, dass sie
eine zusätzliche
einmalige XhoI-Stelle enthalten (hervorgehoben durch Großbuchstaben),
um gewünschtenfalls
die separate Entfernung eines jeden Enhancerelements zu ermöglichen.
-
In
einem nächsten
Schritt wird irgendeine der humanen Cλ-Regionen unter Verwendung der folgenden Primer
(erstellt auf der Basis der in der NCBI-Genbank veröffentlichten
Sequenzen D87023 und D87017) in das retrovirale Konstrukt pAB-10
kloniert:
-
-
-
Diese
Primer sind in der Lage, irgendeine der funktionalen humanen Cλ-Regionen
als 1094 Bp große PCR-Fragmente
zu amplifizieren, wenn humane genomische DNA als Template verwendet
wird. Die Primer P082 und P083 enthalten Restriktionsstellen für ClaI beziehungsweise
NotI, wodurch eine doppelte Spaltung der PCR-Fragmente mit ClaI
und NotI und deren direktionale Ligation in pAB-10 ermöglicht werden,
um (in Abhängigkeit
der amplifizierten Cλ-Region)
entweder pAB-11-λ1,
pAB-11-λ2,
pAB-11-λ3, oder pAB-11-λ7 zu bilden
(14b).
-
Zur
Herstellung eines vollständigen
retroviralen Expressionsvektors für die IgλL-Kette muss ein Exon einer
VλJλ-umgruppierten variablen
Region in die einmaligen MluI- und HindIII-Stellen der verschiedenen pAB-11-Konstrukte
kloniert werden, wobei die Darlegung im folgenden Abschnitt zusammen
mit der Herstellung vollständiger
retroviraler Expressionsvektoren für die IgH- und IgκL-Kette vorgenommen
wird.
-
Beispiel 7 : Klonierung
von Exons für
die VHDJH- oder
VLJL-variable Region
in retrovirale Konstrukte für
die Expression der IgH- und L-Kette
-
Die
bisher beschriebenen retroviralen Expressionskonstrukte für die unterschiedlichen
humanen IgH- und IgL-Ketten enthalten sämtliche Kodierungsregionen
und Kontrollelemente für
die Expression humaner Antikörper,
mit Ausnahme der kodierenden Regionen für die variablen Domänen. Diverse
Repertoires (Bibliotheken) von Exons, die Domänen der variablen Region kodieren,
können
z. B. aus genomischer DNA humaner peripherer Blutlymphozyten kloniert
werden, die B-Lymphozyten mit diversen VHDJH- und VLJL-DNA-Umgruppierungen enthalten. Diese Kodierungsregionen
für die
variablen Domänen
müssen
ein gemeinsames Leader-Exon enthalten, das 5' eines jeden VHDJH- und VLJL- umgruppierten
Exons (15) lokalisiert ist und für den sauberen
Transport von IgH- und IgL-Ketten durch das endoplasmatische Retikulum,
das Golgi-Netzwerk und schließlich
an die Zelloberfläche
benötigt
wird. Degenerierte Primer, die an die Mehrzahl der Leader-Sequenzen
der humanen IgH-, IgκL-
und IgλL-variablen
Region binden, sind beschrieben und werden in Kombination mit degenerierten
Primern verwendet, die die zahlreichen humanen JH-
und JL-Gensegmente zur Klonierung der für die variablen
Regionen VHDJH oder
VLJL kodierenden
Regionen amplifizieren. Die zum direktionalen Klonieren der PCR-Produkte
verwendeten Erkennungsstellen für
Restriktionsenzyme (siehe 15) sind
an die 5'-Enden
der degenerierten Primer angefügt
und in Großbuchstaben
hervorgehoben. Positionen in den degenerierten Primern, die mehr
als nur ein Nukleotid enthalten können, sind in Klammern angegeben.
-
Die
Forward-Primer für
die PCR-Amplifikation von variablen Domänen der humanen schweren Ig-Kette
einschließlich
der Leader-Sequenzen
aus humaner genomischer DNA peripherer B-Lymphozyten sind wie folgt:
-
-
Ein
Forward-Primer für
die Amplifikation der variablen Domänen der leichten humanen Igκ-Kette einschließlich Leader-Sequenz
aus humaner genomischer DNA peripherer B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Ein
Forward-Primer für
die Amplifikation der variablen Domänen der humanen leichten Igλ-Kette einschließlich Leader-Sequenz
aus humaner genomischer DNA peripherer B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Es
wird darauf hingewiesen, dass anstelle der an das 5'-Ende der Primer
P084–P087
für Klonierungszwecke
angefügten
Erkennungsstelle für
das Restriktionsenzym BamHI eine Erkennungsstelle für das Restriktionsenzym
BglII verwendet werden kann (vergleiche mit 15),
da BglII dieselben kompatiblen Überhänge wie
BamHI bildet. Im Falle der Klonierung von VλJλ-Regionen enthält der Forward-Pimer
P088 eine MluI-Stelle, da das retrovirale Konstrukt, welches das
Fragment akzeptiert, bereits interne BamHI-Restriktionsstellen enthält. Alternativ
kann ein Primer verwendet werden, der P088 ähnlich ist und eine AscI-Stelle
enthält, die
denselben CGCG-Überhang
wie das Restriktionsenzym MluI erzeugt.
-
Die
reversen Primer für
die Amplifikation aller sechs humaner Gensegmente für die IgH-J-Kette
sind wie folgt. HindIII-Stellen, hervorgehoben durch Großbuchstaben,
einschließlich
einiger flankierender Nukleotide werden an die 5'-Enden der Primer für Klonierungszwecke angefügt.
-
Ein
reverser Primer für
die PCR-Amplifikation von Exons der variablen Region enthaltend
JH1-, JH4- und JH5-Gensegmente unter Verwendung genomischer
DNA humaner B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Ein
degenerierter reverser Primer für
die Amplifikation von Exons der variablen Region enthaltend JH2-, JH3- und JH6-Gensegmente
unter Verwendung genomischer DNA humaner B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Ein
degenerierter reverser Primer für
die Amplifikation von Exons der variablen κ-Region enthaltend humane Jκ1–4-Gensegmente
unter Verwendung genomischer DNA humaner B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Ein
reverser Primer für
die Amplifikation von Exons für
die variable κ-Region
enthaltend das humane Gensegment Jκ5 unter Verwendung genomischer
DNA humaner B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Ein
reverser degenerierter Primer für
die PCR-Amplifikation von Exons der variablen Region IgλL enthaltend
die Gensegmente Jλ1–3 unter
Verwendung genomischer DNA humaner B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Ein
reverser Primer für
die PCR-Amplifikation von Exons der variablen Region IgλL enthaltend
Jλ7 unter
Verwendung genomischer DNA humaner B-Lymphozyten ist wie folgt:
-
-
Für die PCR-Amplifikation
und Klonierung der Exons für
die variable Domäne
enthaltend umgruppierte Gensegmente VHDJH und VLJL unter Verwendung der oben beschriebenen
Primer P084–P094
werden die Primer in äquimolaren
Mengen eingesetzt, sofern mehr als ein Forward- oder reverser Primer
für eine
bestimmte variable Region angezeigt ist. Im Falle der Klonierung
variabler Regionen für
H- und κL-Ketten
werden die PCR-Fragmente mit BamHI und HindIII gespalten und direktional
in mit BamHI/HindIII doppelt gespaltene Vektoren für die Expression
von IgH- und IgκL-Ketten
kloniert. Im Falle der Klonierung variabler Regionen für λL-Ketten werden die
PCR-Fragmente mit MluI und HindIII gespalten und zur Expression
der IgλL-Kette
direktional in mit MluI/HindIII doppelt gespaltene Vektoren kloniert.
-
Beispiel 8: Sequenzielle
Transduktion retroviraler Expressionsvektoren für heterologe IgH- und L-Ketten
in genetisch modifizierte murine PräB-Zellen
-
Die
retrovirale Transduktion Stromazell- und Il7-abhängiger muriner PräB-Zellen
ist detailliert in Beispiel 3 beschrieben worden. Für die sequenzielle
Transduktion retroviraler Expressionskonstrukte, die IgH- und IgL-Ketten
kodieren, werden identische Protokolle für die Transfektion der ökotropen
Verpackungszellen und Bedingungen zur Infektion von PräB-Zellen
mit rekombinanten Retroviren angewendet. Der einzige Unterschied
liegt darin, dass in dem nachfolgend dargelegten Protokoll zwei
retrovirale Expressionskonstrukte sequenziell transduziert werden.
-
Von
Stromazellen und IL7 abhängige
PräB-Zellen
werden zunächst
mit einem Überstand
von GPE-Verpackungszellen infiziert, die mit dem retroviralen Konstrukt,
welches heterologe IgL-Ketten kodiert, transient transfiziert worden
sind. Wie zuvor beschrieben, enthält der Expressionsvektor für die IgL-Kette
zusätzlich
einen Puromycin-Resistenzmarker. Daher können stabil transduzierte Zellen
24 Stunden nach der Transduktion durch Zugabe von 2 μg/ml Puromycin
zum Gewebekulturmedium selektiert werden. Die transduzierten Zellen
werden kultiviert und für
eine zusätzliche
Zeitdauer von 48 Stunden in Puromycin enthaltendem Medium expandiert.
Aufgrund der Puromycin-Selektion werden nicht-transduzierte PräB-Zellen
eliminiert, und nach einer Kulturdauer von 48 Stunden wird eine
Population von PräB-Zellen
erhalten, die bezüglich
der IgL-Kette 100% transduziert sind.
-
Zu
diesem Zeitpunkt werden die Zellen mit dem Überstand der ökotropen
Verpackungszelllinie GPE inkubiert, die transient mit den heterologe
IgH-Ketten kodierenden retroviralen Vektoren transfiziert worden sind.
Diese Zellen werden für
eine zusätzliche
Zeitdauer von 24 Stunden kultiviert, wodurch sie ihre Proliferation
aufgrund der Expression heterologer schwerer Immunglobulinketten
einstellen. Die Zellen werden anschließend geerntet und können für die Transplantation
in immundefiziente Mäuse
verwendet werden, wo diese Zellen B-Zelllinien-Kompartimente rekonstituieren, und wo
sie in der Lage sind, an einer Immunantwort teilzunehmen und Zellen
entstehen zu lassen, die heterologe Antikörper sezernieren.
-
Beispiel 9: Transplantation
langfristig proliferierender muriner Vorläufer-B-Zellen in Mäuse zur
Herstellung heterologer Antikörper
-
Von
Stromazellen und IL7 abhängige
PräB-Zellen,
die heterologe IgH- und L-Ketten von stabil transduzierten retroviralen
Expressionsvektoren exprimieren, werden intravenös in entweder B-Zell-defiziente JHT-Mäuse, oder
zusammen mit CD4+T-Helferzellen in CB17
SCID, RAG-2 oder RAG-2-defiziente Mäuse injiziert, sodass die transplantierten
Zellen nach antigener Stimulierung der transplantierten Mäuse T-zell-abhängige oder
-unabhängige
Immunantworten ausbilden können.
-
Hierfür werden
1,5 bis 3 Monate alte Mäuse
subletal mit 300–600
rad γ-bestrahlt,
und 4–6
Stunden nach der Bestrahlung werden den Mäusen intravenös 5 × 106 bis 107 in PBS
resuspendierte PräB-Zellen
injiziert. Im Falle der zusätzlichen
Transplantation von CD4+T-Helferzellen werden
CD4+-Zellen isoliert aus einem Pool zervikaler,
axillärer,
mesenterialer und inguinaler Lymphknoten syngener Mäuse, indem
B-Zellen und CD8+ T-Zellen durch Verwendung
von Dynabeads, die mit anti-Maus-Ig-Antikörpern von Schafen beschichtet sind
(Milan Analytica AG, La Roche, Schweiz), entfernt werden. 106 Zellen hiervon, die gewöhnlich mehr als 90% reine CD4+T-Helferzellen sind, werden zusammen mit
PräB-Zellen
co-injiziert. Innerhalb eines Zeitraums von 6 Wochen nach der Transplantation
rekonstituieren die Zellpopulationen in den transplantierten Rezipienten
B- und T-Zell-Kompartimente.
-
Beispiel 10: Immunisierung
von Mäusen
mit PräB-Zell-Implantat
-
Die
Immunisierungen immungeschädigter
Mäuse,
die mit HuPräB-Zellen und T-Helferzellen
transplantiert und rekonstituiert worden sind, erfolgen im wesentlichen
wie beschrieben (Harlow und Lane, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, S. 150–173,
1988). Kurz gesagt, werden 10 bis 50 μg Antigen in 250 μl PBS gelöst und kräftig mit
250 μl vollständigem Freund's Adjuvanz vermischt,
bevor die Mischung aus Antigen und Adjuvanz intraperitoneal injiziert
wird. Zwei Wochen später
erhalten die Mäuse
einen intraperitonealen Boost mit 5–20 μg Antigen, welches dieses Mal
mit unvollständigem
Freund's Adjuvanz
vermischt ist. Zehn Tage nach dem ersten Boost werden die Mäuse auf
das Vorhandensein antigenspezifischer heterologer Antikörper im Serum
analysiert. Die besten Kandidaten werden wiederum vier Wochen später einem
Boost mit 5–20 μg Antigen in
unvollständigem
Freund's Adjuvanz
sowohl intraperitoneal als auch intravenös ausgesetzt. 3 Tage später werden
aus den Mäusen
Milzzellen isoliert und für
die Herstellung von Hybridomzellen verwendet, die heterologe Antigen-spezifische
monoklonale Antikörper
sezernieren.
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Beispiel 11: In vitro
Stimulierung von HuPräB-Zellen
zur Differenzierung in Antikörper-sezernierende
Plasmazellen
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Von
Stromazellen und IL7 abhängige
HuPräB-Zellen
können
auch vollständig
in Gewebekultur in vitro in Antikörper-sezernierende Zellen differenziert
werden. Hierfür
werden kontinuierlich proliferierende HuPräB-Zellkulturen zuerst in B-Zellen
differenziert, die bezüglich
Oberflächen-gebundener
Immunglobuline positiv sind, indem dem Gewebekulturmedium Il7 entzogen
und die Kultivierung auf bestrahlten Stromazellen für weitere
2 oder 3 Tage fortgesetzt wird. Die Abwesenheit von Wachstumsfaktoren
im Medium führt
zum Stillstand der Proliferation und zur Induktion einer Differenzierung,
welche von der Induktion von Apoptose begleitet wird, sofern in
den differenzierenden Zellen nicht ein anti-apoptotisches Gen wie
Bcl-2 exprimiert wird.
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Die
differenzierten Zellen werden geerntet und auf frische bestrahlte
Stromazellen überführt, z.
B. in Anwesenheit von 100 U/ml rIL4 und 20 μg/ml eines monoklonalen agonistischen
Anti-CD40-Antikörpers. Die Zellen
differenzieren sich innerhalb einer Kulturdauer von 5–6 Tagen
in große
proliferierende Zellen des Plasmazell-Phänotyps, die in der Lage sind,
große
Mengen an Antikörpern
von den heterologen Ig-Genloci zu sezernieren, und die zur Herstellung
von heterologe monoklonale Antikörper
sezernierenden Hypridom-Zellklonen verwendet werden können.
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Beispiel 12: Fusion von
Myelomzellen mit von HuPräB-Zellen
abgeleiteten Plasmazellen zur Herstellung von humane monoklonale
Antikörper
produzierenden Hybridomas
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Zur
Immortalisierung von aus HuPräB-Zellen
abgeleiteten Plasmazellen, entweder im Wege der Differenzierung
in vitro (Beispiel 11), oder nach Immunisierung transplantierter
Mäuse (Beispiel
10), müssen
die Plasmazellen mit einer unsterblichen Myelom-Zellline fusioniert
werden. Die für
die Zellfusion verwendeten Myelom-Zelllinen weisen einen Mangel
bezüglich
der Expression des Gens HGPRT auf, das in dem Salvage-Pathway der
Nukleotid-Biosynthese eine Rolle spielt. Während sich diese Zellen in
gewöhnlichem
Gewebekulturmedium unendlich kultivieren lassen, werden sie sterben,
wenn die de novo Nukleotidsynthese durch Zugabe von z. B. des Wirkstoffes
Aminopterin zum Gewebekulturmedium blockiert wird. Demgegenüber können Zellen,
die das Gen HGPRT exprimieren, überleben
aufgrund der de novo Nukleotidsynthese durch Aminopterin, insbesondere,
wenn zusätzliches
Thymidin und Hypoxanthin zugesetzt werden, da das HGPRT-Genprodukt
diese Substanzen für
die Synthese von Pyrimidin- beziehungsweise Purinnukleotiden verwenden kann.
Daher werden in HAT-Selektionsmedium (enthaltend Hypoxanthin, Aminopterin
und Thymidin) lediglich solche Zellen überleben und proliferieren,
die aus einer Fusion der sterblichen, aber HGPRT+ aufweisenden, Antikörper-sezernierenden
Plasmazelle mit der unsterblichen, aber HGPRT-negativen und daher
gegenüber Aminopterin
sensitiven Myelomzelle entstanden sind. Diese Zellen werden Hybridomzellen
genannt und, sofern subkloniert, sezernieren einen monoklonalen
Antikörper
mit einer Spezifität,
die von der Plasmazelle als Fusionspartner kodiert wird.
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Für die Herstellung
von Hybridomzellen werden entweder Plasmazellen aus der Milz von
immunisierten Mäusen,
die HuPräB-Zell-Transplantate
enthalten, oder Plasmazellen verwendet, die in vitro durch Stimulierung
mit Anti-CD40 und IL4 gebildet worden sind. In jedem Falle wird
eine homogene Zellsuspension hergestellt und zweimal mit IMDM Medium
ohne jegliche Zusätze
gewaschen, was durch wiederholte Schritte der Zentrifugation (500
g, 5 min) und Resuspension erfolgt.
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5 × 106 Myelomzellen (Sp2/0 Köhler und Milstein, Eur. J.
Immunol., 6, S. 511–519,
1976, oder X63Ag8.653 Kearney et al., J. Immunol., 123, S. 1548–1550, 1979)
und 5 × 107 Milzzellen (oder 5 × 107 in
vitro-differenzierte Plasmazellen) werden kombiniert, vermischt
und wiederum 5 Minuten lang bei 500 g zentrifugiert. Dem Zellpellet
wird langsam 1 ml einer 50%igen Verdünnung von Polyethylenglykol
(PEG) 1500 in IMDM Medium zugegeben, während die Zellen mittels Tapping
resuspendiert werden. Nach einer Inkubation von 2 Minuten werden
langsam 10 ml DMEM Medium ohne Zusätze zugegeben, und die Zellen
werden 5 Minuten lang bei 500 g zentrifugiert. Nach dem Entfernen
des Überstandes
wird das Zellpellet in 1 Liter eines auf IMDM basierenden Stromazell-Wachstumsmediums
(beschrieben im Beispiel 1) resuspendiert, welches 100 U/ml rekombinantes
IL6 und 1× konzentrierten
HAT-Zusatz enthält. Die
Zellen werden auf 50 Gewebekulturplatten mit 96 Vertiefungen verteilt
und bei 37°C
inkubiert, bis einzelne Hybridomklone identifiziert und zur weiteren
Kultivierung und Charakterisierung in Gewebekultur isoliert werden
können.
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