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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Genfallen-Konstrukt, das in Genen
konditionale Mutationen verursacht, und die Verwendung dieses Genfallen-Konstrukts zur Inaktivierung
aller zellulären
Gene durch Mutation. Darüber
hinaus betrifft die Erfindung eine Zelle, vorzugsweise eine Säugerzelle,
die das oben erwähnte Konstrukt
enthält.
Die Zelle ist zur Identifikation und/oder Isolierung von Genen und
zur Bildung von transgenen Organismen zur Untersuchung der Genfunktion
in verschiedenen Entwicklungsstufen einschließlich eines Erwachsenen brauchbar.
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Hintergrund der Erfindung
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Seit
einigen Jahren wird die gezielte Mutagenese in totipotenten murinen
embryonischen Stammzellen (ES) zur Inaktivierung von Genen verwendet,
für die
geklonte Sequenzen verfügbar
waren (Capecchi, The new mouse genetics: altering the genome by
gene targeting, Trends in Genetics, 5, 70–76 (1989)). Weil ES-Zellen in
vitro eingeführte
Mutationen in vivo an transgenen Nachwuchs weitergeben können, ist
es möglich,
die Folgen einer Genzerstörung
im Kontext des gesamten Organismus zu analysieren. So wurden mit
dieser Technik zahlreiche Mäusestämme mit
funktionell inaktivierten Genen ("Knockout-Mäuse") geschaffen und verwendet, um die biologische
Funktion einer Vielzahl von Genen zu untersuchen. Für eine gezielte
Mutagenese ist jedoch ein detailliertes Wissen der Genstruktur und
-organisation sowie seine physikalische Isolierung in einem Klonierungsvektor
erforderlich. Darüber
hinaus muss der Zielvektor, der die Gene von Interesse enthält, in ES-Zellen
transduziert werden, um mutierte ES-Klone zu isolieren, bei denen
ein normales Allel mittels einer homologen Rekombination durch ein
mutiertes Allel ersetzt ist (Capecchi 1989). Insgesamt ist die Erzeugung
von mutierten Mausstämmen
durch dieses Verfahren zeitaufwändig,
arbeitsaufwändig,
teuer und ineffizient, weil damit jeweils nur ein Gen gehandhabt
werden kann (Koller und Smithies, Altering genes in animals by gene targeting.
Ann. Rev. Immunol. 10, 705–730
(1992)). Noch wichtiger enthalten Mausmutanten, die mittels dieses Verfahrens
erzeugt sind (auch als "herkömmliche,
komplette oder klassische Mutanten" bekannt) während ihres gesamten Lebens
das inaktivierte Gen in allen Zellen und Geweben.
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Bei
einem verfeinerten Verfahren der gezielten Mutagenese, das als konditionale
Mutagenese bezeichnet wird, wird ein ortsspezifisches Rekombinationssystem
eingesetzt (z.B. Cre/loxP oder Flp/frt – Sauer und Henderson, Site-specific
recombination in mammalian cells by the Cre recombinase of bacteriophage
P1, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 85, 5166–5170 (1988); Senecoff et al.,
DNA recognition by the FLP recombinase of the yeast 2m plasmid:
a mutational analysis of the FLP binding site, J. Mol. Biol., 201,
405–421
(1988)), das eine zeitlich und/oder räumlich begrenzte Inaktivierung
von Zielgenen ermöglicht
(Rajewsky et al., Conditional gene targeting, J. Clin. Invest.,
98, 600–603
(1996)). Die Bildung von konditionalen Mausmutanten ist die Erzeugung
von zwei Mausstämmen,
d.h. dem Rekombinase-Erkennungsstamm
und dem Rekombinase exprimierenden Stamm, erforderlich. Der Rekombinase-Erkennungsstamm
wird durch eine oben beschriebene homologe Rekombination in ES-Zellen
erzeugt, außer,
dass das (die) Ziel-Exon(e)
von zwei Rekombinase-Erkennungssequenzen (hiernach "RRS"), z.B. loxP oder
frt, flankiert ist (sind). Weil die RRS in Introns bleiben, stören sie
die Genexpression nicht. Der Rekombinase exprimierende Stamm enthält ein Rekombinase-Transgen
(z.B. Cre, Flp), dessen Expression entweder auf bestimmte Zellen
und Gewebe beschränkt
ist oder durch externe Mittel induzierbar ist. Durch eine Kreuzung
des Rekombinase-Erkennungsstamms mit dem Rekombinase exprimierenden
Stamm werden die RRS-flankierten Exone auf eine vorbeschriebene
temporäre
und/oder räumlich
eingeschränkte
Weise vom doppelt transgenen Nachwuchs deletiert. Somit ermöglicht das
Verfahren die temporale Analyse der Genfunktion in bestimmten Zellen
und Geweben von andernfalls weit exprimierten Genen. Darüber hinaus
ermöglicht
es die Analyse der Genfunktion im erwachsenen Organismus durch eine Umgehung
der embryonalen Letalität,
die oft die Folge einer Geninaktivierung ist. Für die pharmazeutische Forschung
mit dem Ziel, die Brauchbarkeit von Genen und deren Produkten als
Ziele zur Entwicklung von Medikamenten zu validieren, stellen induzierbare
Mutationen ein hervorragendes genetisches Werkzeug dar. Wie im Fall
von herkömmlichen
Mutanten ist die Erzeugung von konditionalen Mutanten ein zeitaufwändiger und arbeitsintensiver
Vorgang, der für
jedes Gen einzeln durchgeführt
werden muss.
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Um
einige der Probleme anzugehen, die bei der gezielten Mutagenese
auftreten, sind mehrere Typen von Vektoren entwickelt worden, die
als "Genfallen" bezeichnet werden,
die ein promotorfreies Reportergen in hauptsächlich zufällige Chromosomenorte einschließlich transkriptionsaktiver
Regionen insertieren (rezensiert in Hill und Wurst, Mutagenic strategies
to dissect mammalian development Curr. Topics. Dev. Biol. 28, 181–206 (1993);
Gossler und Zachgo, Gene and enhancer trap screens in ES cell chimaeras,
in: Gene targeting – a practical
approach (A. L. Joyner, Ed.), Oxford University Press, Oxford (1993)).
Integrationen in die Exone (Exonfallen) oder Introne (Intronfallen)
eines zellulären
Gens zerstören
das Gen und führen
im Allgemeinen zu seiner funktionellen Inaktivierung. Darüber hinaus
erzeugt die Genfalle eine molekulare Markierung, wodurch ein Gen,
das mit einer speziellen Funktion verbunden ist, geklont wird. Somit
ist das Gen-Trapping anders als die homologe Rekombination nicht
auf Gene beschränkt,
für die
geklonte Sequenzen erhältlich
sind, und es kann verwendet werden, um Gene zu zerstören, die
sich im Genom befinden. In den meisten Fällen werden Genfallen als Retroviren
transduziert, obwohl elektroporierte DNA auch verwendet wird. Retroviren
haben den Vorteil, dass sie mittels eines präzisen Mechanismus in das Genom
integriert werden und keine Beschädigung der benachbarten DNA
verursachen. Darüber
hinaus integrieren Retroviren anders als elektroporierte DNA fast
nie hintereinander. Weil Genfallen-Integrationen im Genom statistisch
verteilt sind, ist es möglich,
mit einer begrenzten Anzahl von Experimenten Mutationen in einer
großen
Anzahl von Genen zu erzeugen (Zambrowicz et al., Disruption and
sequence identification of 2,000 genes in mouse embryonic stem cells,
Nature 392, 608–611
(1998)). Im Prinzip ermöglicht
dies die Mutationsanalyse aller Gene innerhalb eines Genoms einfach durch
die Erzeugung einer Integrationsbibliothek, bei der jedes einzelne
Gen durch eine Genfalle zerstört
wird. In den meisten Fällen
werden murine embryonische Stammzellen (ES) als Ziele für Genfallen-Integrationen verwendet,
weil Mutantenklone leicht in vitro erhalten und auf transgenen Nachwuchs
in vivo übertragen
werden können
(Gossler et al., Mouse embryonic stem cells and reporter constructs
to detect developmentally regulated genes, Science, 244, 463–465 (1989);
Friedrich und Soriano, Promoter traps in embryonic stem cells: a
genetic screen to identify and mutate developmentally genes in mice,
Genes & Developmen,
5, 1513–1523 (1991);
Skarnes et al., A gene trag approach in mouse embryonic stem cells:
the lacZ reporter is activated by splicing, reflects endogenous
gene expression, and is mutagenic in mice, Genes Dev. 6, 903–918 (1992);
von Melchner et al., Selective disruption of genes expressed in
totipotent embryonal stem cells, Genes & Dev 6, 919–927 (1992)). Mit dieser Technik
erhaltene Mausmutanten entwickeln oft einen "Verlust des Funktionsphänotyps", der manchmal die
biologische Signifikanz eines bestimmten Gens offenbart (Evans et
al., Gene trapping and functional genomics, Trends in Genetics,
13, 370–374
(1997)). Alle der obigen Genfallen induzieren jedoch eine irreversible
Inaktivierung ihres Ziels. Folglich ist eine Mausmutante, die aus
einem ES-Zellklon erzeugt ist, nicht von einer Knock-out-Maus verschieden,
die durch ein herkömmliches
Gen-Targeting erhalten wird.
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Kürzlich beschrieb
WO 99/50426 eine konditionale
Mutagenese durch die Verwendung einer Genfallenkassette, die zur
Erzeugung von Mutationen (Genom-Umlagerung) fähig war, die temporär ein- und
ausgeschaltet werden kann. Diese Genfallenkassetten umfassen zweckmäßig angeordnete
frt- oder loxP-Rekombinasestellen, die – wenn sie Flp bzw. Cre ausgesetzt
werden, die Genfallenkassette entfernen oder "umdrehen" (d.h. invertieren) und dadurch die
Genom-Umlagerungen bewirken. Herkömmliche ortsspezifische Rekombinasen
wie Flp und Cre, die in den obigen Dokumenten verwendet werden, rekombinieren
jedoch reversibel zwischen identischen Erkennungsstellen (wie zwei
loxP- oder FRT-Stellen). Bei einer konditionalen Genfallen-Einstellung,
bei der die Rekombinase ein "Umdrehen" der Genfallenkassette
bewirkt, wie in den obigen Dokumenten beschrieben ist, würde dies
bedeuten, dass gleiche Mengen an Sense- und Antisense-Produkten erzeugt
würden,
wodurch eine Hälfte
der Zielallel, die die Genfalle tragen, inaktiviert würden, während die
andere Hälfte
immer noch eine funktionelle Konfiguration hätte. Weil die meisten Gene
des Säugergeoms
rezessiv sind, ist die Inaktivierung eines Allels normalerweise
nicht ausreichend, um einen beobachtbaren Phänotypen zu erzeugen. Daher
ist es wichtig, das Gleichgewicht der Rekombinasereaktion in Richtung
der Genfalleninversion zu verschieben, die eine Geninaktivierung
bewirkt.
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Hinsichtlich
des oben erwähnten
Cre/loxP-Rekombinationssystems ist bekannt, dass die Rekombination
zwischen den Mutanten-loxP-Erkennungsstellen
(z.B. die einfachen Mutanten-Erkennungsstellen lox66 und lox71;
Albert et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995)) eine doppelte
Mutanten- und Wildtyp-loxP-Stelle erzeugt (siehe SEQ ID Nr.: 4 und
5), jeweils auf einer Seite der invertierten DNA, erzeugt. Weil
die letztere Kombination von loxP-Stellen von der Cre-Rekombinase
weniger effektiv erkannt wird, ist die Inversion meistens unidirektional.
Das obige lox66/lox71-System
wird von Araki et al., Cell. Mol. Biol. 45(5), 737–750 (Juli 1999)
in einem zweistufigen Genfallensystem verwendet. In einem ersten
Schritt wird ein Genfallenvektor (mit einem funktionalen Gen, das
von lox-Stellen in derselben Richtung flankiert ist) in ein endogenes
Gen integriert. In einem zweiten Schritt wird das funktionale Gen
mittels einer Cre-vermittelten Rekombination/Integration durch ein
zweites funktionales Gen ersetzt.
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In
den unten aufgeführten
Literaturstellen wurde zusätzlich
zum obigen Cre/Mutanten-loxP-System angenommen, dass Rekombinasen,
die normalerweise nichtidentische RRS erkennen, wie die von Phagen stammenden
Integrasen der Integrase-(Nunes-Düby et al., Nucleic Acid Res.
26, 391–406
(1998)) oder Resolvasen-(Thorpe et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
95, 5505–5510
(1998)) Familie von Rekombinasen für eine unidirektionale Inversion
verwendet werden kann.
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Von
den von Phagen stammenden Integrasen ist die Phage-λ-codierte
Integrase (λInt)
das am umfassendsten charakterisierte System (Übersichten: siehe Craig, Annu.
Rev. Genet., 22, 77–105
(1988); Landy, Annu. Rev. Biochem, 58, 913–949 (1989); Landy, Curr. Op.
Genet. Dev., 3, 699–707
(1993); Sadowsky, FASER J., 7, 9–17 (1993); Hallet und Sherratt,
FEMS Microb. Rev., 21, 157–178
(1997)). Eine integrative Rekombination erfolgt zwischen einer im
Phagen-Genom vorhandenen attP-Anhaftungsstelle und einer im Bakterien-Genom
vorhandenen attB-Anhaftungsstelle. Wenn beide Stellen im selben
DNA-Molekül
in derselben Orientierung angeordnet werden wie derjenigen, die
zur Integration verwendet wurde, wird das dazwischenliegende DNA-Segment
aus dem parentalen Molekül
deletiert. Im Gegensatz beispielsweise zum loxP/Cre-System sind attP-
und attB-Stellen nichtidentisch, weisen aber eine bestimmte gemeinsame
Sequenzidentität
in der λ-Int bindenden
Kernregion auf. Eine variierende Anzahl von Erkennungssequenzen,
die die Kernregion flankiert, dient als Bindungsstellen für die akzessorischen
Proteine IHF, Fis oder Xis. Bei einer integrativen Rekombination
zwischen einer attP- und einer attB-Stelle werden zwei neue Stellen
mit der Bezeichnung attR und attL erzeugt. Weil diese Stellen nur
dann wieder zurück
zu einem attP/attB-Paar zur exzidierenden Rekombination rekombiniert
werden, wenn das Xis-Protein vorhanden ist, ist das λ-Int-System
in dessen Abwesenheit unidirektional.
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Dass
das λ-Int-System
das akzessorische IHF-Protein auch für integrative Rekombinationen
benötigt, kompliziert
seine biotechnologische Anwendung in Säugerzellen; die Verwendung
von IHF-unabhängigen
Mutanten-λ-Int-Formen
in humanen Zellen ist jedoch kürzlich
beschrieben worden (Lorbach et al., J. Mol. Biol. 296, 1175–1181 (2000)).
Im Gegensatz zu λ-Int
ist die Integrase des Phagen ΦC31
(hiernach C31-Int) dahingehend beschrieben worden, dass sie ein
Paar der jeweiligen attP/attB-Stellen rekombiniert, ohne dass akzessorische
Proteine erforderlich sind (Thorpe und Smith, Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 95, 5505–5510
(1998)). Eine C31-Int-AttP/attB-Rekombination führt zu einer integrativen Reaktion,
wenn die beiden Stellen auf verschiedenen Molekülen platziert werden, oder
zu einer Deletion der dazwischenliegenden DNA, wenn die Stellen
auf demselben DNA-Molekül
in derselben Orientierung vorhanden sind, die zur Integration verwendet
wurde. Weil das Produkt der Rekombination, ein Paar von attL/attR-Stellen,
nicht mehr von C31-Int allein rekombiniert wird (Thorpe und Smith,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95, 5505–5510 (1998)), ist die Reaktion
unidirektional. C31-Int ist in humanen Zellen zur Integration und
Deletion von DNA-Molekülen
in humanen Zellen verwendet worden (Groth et al., Proc. Natl. Acad.
Sci. 97, 5995–6000
(2000)).
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Kurzbeschreibung der Erfindung
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Die
von der Erfindung der vorliegenden Anmeldung zu lösende Aufgabe
besteht in der Bereitstellung eines Genfallensystems, das die obigen
Nachteile nicht aufweist und selektive, unidirektionale Genom-Umlagerungen
ermöglicht.
Es wurde gefunden, dass die obige Aufgabe durch einen Genfallen-Konstrukt gelöst werden
kann, bei dem spezielle Rekombinase/Rekombinase-Erkennungsstellensysteme (z.B. Systeme,
die mutierte Rekombinase-Erkennungsstellen
umfassen) verwendet werden, die eine unidirektionale Inversion zulassen,
wobei solche Systeme vorzugsweise nur einmal rekombinieren (d.h.
invertieren).
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Die
vorliegende Erfindung vereinigt ein konditionales Gen-Targeting
mit einer Genfallen-Mutagenese. Ein konditionaler Genfallen-Vektor
integriert typischerweise in ein Intron, ohne die Genfunktion zu
stören.
Eine Aktivierung der Genfalle durch eine ortsspezifische Rekombinase
induziert jedoch eine Genzerstörung
und einen Verlust seiner Funktion. Anders als beim konditionalen
Gen-Targeting ist die Strategie nicht auf bekannte Gene beschränkt und
kann verwendet werden, um alle Gene auf eine temporäre und/oder
räumlich
beschränkte
Weise zu zerstören.
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Somit
macht die vorliegende Erfindung Folgendes verfügbar:
- (1)
Ein Genfallen-Konstrukt, das dazu fähig ist, in Genen konditionale
Mutationen zu verursachen, umfassend eine Polyadenylierungsstelle
umfassende Genzerstörungskassette,
wobei die Genzerstörungskassette
von zwei Rekombinase-Erkennungssequenzen (RRS) flankiert wird, die
aus mutanten loxP-Stellen, Mutanten-frt-Stellen und AttP/AttB-Stellen ausgewählt sind,
die in entgegengesetzter Orientierung vorhanden sind und für die ortsspezifischen
Rekombinasen Cre, Flp, ΦC31-Int
und λ-Int
spezifisch sind, wobei die ortsspezifischen Rekombinasen
- (i) zu einer unidirektionalen Inversion einer doppelsträngigen Genzerstörungskassette,
die von den beiden vorhandenen RRS, die in entgegengesetzter Orientierung
vorhanden sind, flankiert ist, fähig
sind und
- (ii) die invertierte, doppeisträngige Genzerstörungskassette
in einer Menge von mehr als 75%, bezogen auf die doppeisträngige Ausgangs-Zerstörungskassette,
erzeugen.
- (2) Eine bevorzugte Ausführungsform
des in (1) oben konstruierten Genfallen-Konstrukts, umfassend
- (a) eine Genzerstörungskassette,
die von zwei RRS flankiert wird, die für eine erste ortsspezifische
Rekombinase spezifisch sind, die zur unidirektionalen Inversion
einer doppelsträngigen
Genzerstörungskassette fähig ist,
und
- (b) eine Selektionskassette, die in entgegengesetzter Orientierung
in Bezug auf die Genzerstörungskassette
angeordnet ist und von zwei RRS einer zweiten ortsspezifischen Rekombinase
in derselben Orientierung flankiert ist.
- (3) Eine Zelle, die das in (1) oder (2) oben definierte Genfallen-Konstrukt
umfasst, und
- (4) eine transgene Maus, enthaltend in einem Intron eines Gens
ein Genfallen-Konstrukt gemäß der Definition
in (1)–(2)
oben in einer Antisense-Richtung in Bezug auf das Gen.
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Kurzbeschreibung der Figuren
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1:
Konditionaler Genfallen-Vektor zur Modifizierung von Genen, die
in den Zielzellen exprimiert sind.
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2:
Konditionaler Retrovirus-Genfallen-Vektor zur Modifizierung von
exprimierten Genen.
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3:
Konditionaler Genfallen-Vektor zur Modifizierung von Genen unabhängig von
deren Expressionsgrad in den Zielzellen.
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4:
Konditionaler Retrovirus-Genfallen-Vektor zur Modifizierung von
Genen unabhängig
von ihrer Expression.
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5 zeigt
den konditionalen Genfallen-Vektor pRK57SA-β.
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6 zeigt
eine Southern-Blot-Analyse von genomischer DNA aus dem Genfallen-ES-Klon
GT2.
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7 zeigt
den Testvektor für
die C31-Int-vermittelte Inversion, pRK73, und das Produkt der Inversion, pRK73-Inv.
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8 zeigt
die Struktur des C31-Int-Expressionsvektors pRK65.
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9 zeigt
die PCR-Produkte, die mit den Primern P64-1 und P64-3 erzeugt werden,
und einen Sequenzvergleich der PCR-Produkte.
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10 zeigt
die Rekombinations-Substratvektoren, die für die Cre-vermittelte Inversion
verwendet werden.
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Ausführliche Beschreibung der Erfindung
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Die
Genfallen-Konstrukte (1) und (2) werden hiernach ausführlicher
beschrieben:
Die vorliegende Erfindung macht ein ortsspezifisches
Rekombinationssystem verfügbar,
das eine unidirektionale Inversion von Sequenzen ermöglicht,
die von RRS-Stellen flankiert werden. Zum Beispiel ist beim Cre/loxP-System
bekannt, dass die Rekombination zwischen mutierten loxP-Erkennungsstellen
(z.B. einfach mutierten Erkennungsstellen lox66 und lox71; Albert
et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995); siehe die SEQ
ID Nr.: 2 und 3) eine doppelt mutierte und eine Wildtypen-loxP-Stelle
(siehe SEQ ID Nr.: 4 und) jeweils auf einer Seite der invertierten
DNA erzeugt. Weil diese Kombination von loxP-Stellen von der Cre-Rekombinase
weniger effektiv erkannt wird, ist die Inversion "unidirektional".
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Ein
Rekombinationssystem ist gemäß der vorliegenden
Erfindung "unidirektional", wenn eine Reaktion einer
ortsspezifischen Rekombinase, die den RRS innerhalb des Konstrukts
entspricht, das invertierte Doppelstrang-DNA-Segment in einer Menge von mehr als
75%, vorzugsweise mehr als 90%, bezogen auf das Ausgangs-Doppelstrang-DNA-Segment,
erzeugt.
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Die
Inversion eines funktionellen DNA-Segments wird dadurch erreicht,
dass flankierende RRS-Stellen in gegenüberliegenden Richtungen orientiert
sind. Geeignete RRS gemäß der vorliegenden
Erfindung umfassen Konstrukte, bei denen die beiden RRS aus mutierten
loxP-Stellen, mutierten frt-Stellen und AttP/AttB-Stellen ausgewählt sind
und die ortsspezifische Rekombinase Cre, Flp, ΦC31-Int bzw. λ-Int ist.
Bevorzugte RRS sind Konstrukte, bei denen die beiden RRS einzelne
mutierte loxP-Stellen, vorzugsweise eine lox66- und eine lox71-Stelle
(SEQ ID Nr.: 2 und 3) oder eine AttP- und eine AttB-Stelle von ΦC31 sind,
wie in Fig. veranschaulicht ist, und die ortsspezifische Rekombinase
Cre bzw. ΦC31
ist.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung umfasst die Genzerstörungskassette des Konstrukts
(1) weiterhin eines oder mehrere der folgenden funktionellen Elemente:
ein Spleißakzeptor,
ein Spleißdonor,
eine innere Eintrittsstelle für
Ribosomen (IRES), ein Gen, das für
ein Reporterprotein codiert, ein Resistenzgen und ein Gen, das für eine weitere
ortsspezifische Rekombinase codiert. Geeignete Spleißakzeptoren umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, den Spleißakzeptor
vom Adenovirus-Typ 2 des Exons 2, veranschaulicht in SEQ ID Nr.:
1; geeignete Donoren umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
den Spleißdonor des
Adenovirus-Exons 1; geeignete IRES umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
diejenige des ECM-Virus, die in SEQ ID Nr.: 8 veranschaulicht ist.
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Geeignete
Polyadenylierungssequenzen für
das Konstrukt (1) sind die Polyadenylierungsstellen-Sequenz des
Rinder-Wachstumshormons (bpA) oder diejenige, die in SEQ ID Nr.:
6 veranschaulicht ist.
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Geeignete
Reportergene umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein, E. coli β-Galactosidase (siehe SEQ
ID Nr.: 10), Leuchtkäfer-Luciferase,
fluoreszente Proteine (z.B. GFP) und humane plazentare alkalische Phosphatase
(PLAP). Geeignete Reseistenzgene umfassen, ohne darauf beschränkt zu sein,
Neomicinphosphotransferase, Purimicin (siehe SEQ ID Nr.: 9) und
Hygromicin. Eine geeignete weitere (sekundäre) ortsspezifische Rekombinase
sind alle Rekombinasen, die die RRS des Genfallenkonstrukts nicht
stören.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfasst das Konstrukt (1) weiterhin ein
Selektions-DNA-Segment ("Selektionskassette"), das zur Selektion
von Genen mit einem eingearbeiteten Genfallenkonstrukt geeignet
ist, wobei das Selektions-DNA-Segment ein Reporter- oder Resistenzgen
und flankierende Rekombinase-Erkennungsstellen in derselben Orientierung
umfasst. Geeignete Resistenzgene sind die oben erwähnten, jedoch
mit der Maßgabe,
dass sie das Resistenzgen der Genzerstörungskassette nicht stören. Geeignete
Rekombinase-Erkennungsstellen in derselben Orientierung umfassen,
ohne darauf beschränkt
zu sein, loxP und Mutanten davon (siehe die SEQ ID Nr.: 5, 2 und
3), frt und Mutanten davon (siehe SEQ ID Nr.: 7), jedoch mit der
Maßgabe,
dass diese RRS die RRS der Genzerstörungskassette nicht stören.
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Der
Aktivierungsmechanismus einer konditionalen Genfalle basiert auf
der Fähigkeit
einer ortsspezifischen Rekombinase (z.B. Cre oder Flp), ein doppelsträngiges DNA-Fragment,
das von zwei RRS (z.B. loxP oder frt), die in entgegengesetzten
Orientierungen insertiert sind, flankiert wird (Abremski et al.,
Cell, 32, 1301–1311
(1983); Hamilton et al., J. Mol. Biol., 178, 481–486 (1984); Albert et al.,
The Plant Journal, 7, 649–659
(1995); Vetter et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA, 80, 7284–7288 (1983)).
Wenn dies im Zusammenhang mit einem Genfallenvektor verwendet wird,
können
Sequenzelemente, die die Genexpression stören (z.B. Spleißstellen,
Polyadenylierungssignale) zuerst in ein Intron in Antisense-Richtung
in Bezug auf das Gen insertiert werden. Weil diese Elemente auf
dem nicht transkribierten DNA-Strang verbleiben, stören sie
die Gentranskription nicht. Wann oder wo eine Genzerstörung erwüscht ist,
wird eine Inversion induziert, indem die zweckmäßige ortsspezifische Rekombinase
exprimiert wird.
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Die
bevorzugten Funktionstypen mit Bezug auf die Erfindung sind Plasmid- (1 und 3)
oder retrovirale Vektoren (2 und 4),
die in Bezug auf Integrationen in Introne selektieren können. Die
Selektion basiert auf der Expression eines Reportergens, das entweder
einen aktiven zellulären
Promotor (exprimierte Gene) (1 und 2)
oder den Erwerb eines endogenen Transkriptions-Terminierungs-(Polyadenylierungs-)Signals
benötigt
(3 und 4).
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Die
Hauptelemente eines konditionalen Genfallenvektors der Ausführungsformen
(1) und (2) der Erfindung, die in Bezug auf Integrationen selektieren,
sind (i) eine konditionale Genzerstörungskassette, die eine 3'-Spleißstelle (Spleißakzeptor;
SA; siehe SEQ ID Nr.: 1) und eine Polyadenylierungssequenz (PlyA;
siehe SEQ ID Nr.: 6) enthält,
die von zwei RRS (RRS1) einer ortsspezifischen Rekombinase (rec1)
in entgegengesetzter Orientierung flankiert wird, und (ii) eine
Selektionskassette, die ein Reporter- oder selektierbares Markergen
enthält,
das von einer Stromaufwärts-SA-
und einer Stromabwärts-polyA-Stelle
flankiert wird. Die Selektionskassette wird von zwei RRS (RRS2)
in derselben Orientierung flankiert, die von der zweiten Rekombinase
(rec2) erkannt werden, und befindet sich in der entgegengesetzten
Orientierung zur Genzerstörungskassette
(1 und 3). Die Selektion in Bezug auf
die Genexpression ergibt Rekombinanten, bei denen das Reportergen
mit den regulatorischen Elementen eines endogenen Gens verschmolzen
ist. Von diesen Fusionen erzeugte Transkripte codieren ein gestutztes
zelluläres
Protein, das seine normale Funktion verloren hat. Weil die Selektion
in Bezug auf ein Genfallen-Ereignis auf der Expression der Selektionskassette
beruht, die an sich mutagen ist, muss diese entfernt werden, um
die Genfunktion wieder zu erzeugen. Dies wird erreicht, indem rec2
in Rekombinanten exprimiert wird, die auf Genfallen-Integrationen
selektiert sind. In einem begünstigten
Funktionsprozess wird die konditionale Genfalle in ES-Zellen transduziert.
Nach Auswahl auf Integrationen in die Introns von exprimierten Genen
wird rec2 transitorisch in individuellen Klonen exprimiert, wodurch die
Selektionskassette deletiert wird, um die Genfunktion wiederherzustellen.
Die resultierenden Klone, die nur die Genzerstörungskassette enthalten, werden
zur Bildung von transgenen Mausstämmen verwendet. Solche Mausstämme werden
mit rec1 exprimierenden Mausstämmen
gekreuzt, wodurch doppelt transgener Nachwuchs erhalten wird, bei
dem die Genzerstörungskassette
zu ihrer mutagenen (Sense-)Orientierung reversiert ist.
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Als
weitere bevorzugte Ausführungsform
macht die Erfindung einen konditionalen Genfallen-Vektor verfügbar, der
in Bezug auf Integrationen in alle Gene selektiert. Dies wird erreicht,
indem die Elemente der ursprünglichen
Selektionskassette durch ein Reportergen ersetzt werden, das mit
einem konstitutiven Stromaufwärts-Promotor
und einem Stromabwärts-5'-Spleiß stelle
(Spleißdonor)
fusioniert ist (Zambrowicz, et al., 1998) (3 und 4).
Eine Expression dieser Genfalle hängt vom Erwerb einer endogenen
Polyadenylierungssequenz ab, was erfolgt, indem die Selektionskassette
an die Stromabwärts-Exons
des Zielgens gespleißt
wird. Weil dieser Vorgang von einem konstitutiven Promotor angetrieben
wird, ist die Selektion in Bezug auf Genfallen-Integrationen von
der Zielgen-Expression unabhängig.
Wie bei der anderen konditionellen Genfalle besteht ein begünstigter
Funktionsprozess in ihrer Transduktion in ES-Zellen und in der Erzeugung
von mutierten Mausstämmen.
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Somit
macht die vorliegende Erfindung als bevorzugte Ausführungsform
ein konditionales Genfallenkonstrukt verfügbar, das in Bezug auf Integrationen
in exprimierte Gene selektiert. Beim Konstrukt umfasst die Genzerstörungskassette
vorzugsweise einen Spleißakzeptor
und eine Polyadenylierungssequenz, die von zwei RRS einer ersten
ortsspezifischen Rekombinase flankiert werden, die zu einer unidirektionalen
Inversion eines oben definierten Doppelstrang-DNA-Segments fähig sind. Das Konstrukt umfasst
weiterhin ein Selektions-DNA-Segment
(Selektionskassette), das ein Reporter- oder selektierbares DNA-Segment
umfasst, das von einer Stromaufwärts-Spleißakzeptorsequenz
und einer Stromabwärts-Polyadenylierungssequenz
flankiert wird, wobei die Selektionskassette von zwei herkömmlichen
RRS einer zweiten ortsspezifischen Rekombinase in derselben Orientierung
flankiert wird.
-
Als
weitere bevorzugte Ausführungsform
macht die vorliegende Erfindung ein konditionales Genfallenkonstrukt
verfügbar,
das in Bezug auf Integrationen in alle Gene selektiert. Im Konstrukt
umfasst die Genzerstörungskassette
einen Spleißakzeptor
und eine Polyadenylierungssequenz, die von zwei RRS einer ersten ortsspezifischen
Rekombinase flankiert wird, die zur unidirektionalen Inversion eines
oben definierten doppelsträngigen
DNA-Segments fähig
ist. Das Konstrukt umfasst weiterhin ein Selektions-DNA-Segment
(Selektionskassette), das ein Reporter- oder selektierbares Markergen
umfasst, das mit einem konstitutiven Stromaufwärts-Promotor und einer Stromabwärts-Spleißdonorstelle
fusioniert ist, wobei die Selektionskassette von zwei RRS einer
zweiten ortsspezifischen Rekombinase in derselben Orientierung flankiert
wird.
-
In
den bevorzugten Ausführungsformen
kann es sich bei den RRS der zweiten ortsspezifischen Rekombinase
um ein beliebiges RRS handeln, jedoch mit der Vorraussetzung, dass
sie die RRS der ersten Rekombinase nicht stören.
-
Die
Zelle von Ausführungsform
(3) der Erfindung kann durch herkömmliche Verfahren einschließlich der
Elektroporation oder der retroviralen Infektion hergestellt werden.
Die Zelle (3) kann zur Identifizierung und/oder Isolierung von Genen
verwendet werden.
-
Das
Konstrukt (2) ist für
ein Verfahren zur Erzeugung von konditionalen Mutationen in allen
Genen eines Organismus brauchbar, das Folgendes umfasst:
- (i) die Einführung eines in (2) oben definierten
Genfallenkonstrukts in eine geeignete Zelle,
- (ii) die Auswahl von Zellen, in denen das Konstrukt in ein Gen
eingearbeitet ist,
- (iii) die Identifizierung und/oder Isolierung des Gens, in das
das Konstrukt eingearbeitet wird,
- (iv) die Deletion der Selektionskassette aus dem eingefangenen
Gen,
- (v) die Induktion einer Mutation im gefangenen Gen durch die
Inversion des funktionellen DNA-Segments.
-
In
einer speziellen Ausführungsform
des Verfahrens wird die Mutation in Schritt (v) durch eine ortsspezifische
Rekombinase bewirkt, die zu einer unidirektionalen Inversion der
funktionellen DNA des Genfallenkonstrukts fähig ist. Das Verfahren ist
zur temporär
und/oder räumlich
eingeschränkten Inaktivierung
aller Gene, aus denen ein lebender Organismus besteht, und zur Herstellung
von transgenen Säugern
geeignet, wobei in Schritt (i) das Genfallenkonstrukt als ES-Zelle
eingeführt
wird.
-
Das
obige Verfahren weist gegenüber
der gegenwärtigen
Technik die folgenden Vorteile auf:
- i) Mutationen
sind in vorbeschriebenen Zellen und Geweben und in vorbeschriebenen
Zeitintervallen induzierbar;
- (ii) Mutationen können
in allen Genen einschließlich
denjenigen, für
die geklonte Sequenzen nicht verfügbar sind, induziert werden;
- (iii) die Funktionsanalyse der mutierten Gene in zweckmäßigen Organismen
ist relativ schnell und preiswert.
-
Die
transgene Maus (4) ist brauchbar, um eine Genfunktion in verschiedenen
Entwicklungsstufen zu untersuchen.
-
Die
anliegenden Figuren erläutern
die vorliegende Erfindung weiter:
-
1 zeigt
eine begünstigte
Funktionsform des Verfahrens, das eine durch Elektroporation transduzierte
konditionelle Genfalle zum Einfangen von exprimierten Genen betrifft.
- A: Zielgen nach der Insertion eines konditionalen
Genfallenvektors in ein Intron eines exprimierten Gens. In Transkripten,
die am Promotor des Zielgens beginnen, werden das LacZ- und das
Puromycin-Resistenzgen (Selektionskassette) mittels einer Spleißakzeptorstelle
mit den Stromaufwärts-Exonen
fusioniert. Die Fusion zerstört
und inaktiviert das Zielgen.
- B: Modifiziertes Allel nach einer FLP-vermittelten Deletion
der Selektionskassette. Ein Ausschneiden von Sequenzen, die von
den frt-Erkennungsstellen flankiert werden, die das Spleißakzeptorsignal
einschließen, stellt
die Wildtyp-Transkription
und die Genfunktion wieder her.
- C: Zielgen nach einer Cre-vermittelten Inversion der loxP-flankierten
Genfallenelemente (Genzerstörungskassette).
Eine Genfalleninversion positioniert die Spleißakzeptor- und die Poly-A-Stellen
in Senserichtung, die mutagen ist.
- SA: Spleißakzeptor-Signalsequenz;
SD: Spleißdonor-Signalsequenz;
pA: Polyadenylierungssequenz; lacZ: β-Galactosidase; puro: Puromycin-Resistenzgen;
gefüllte
Rechecke: Exone; gefüllte
Dreiecke: loxP-Erkennungsstellen, loxP: Wildtyp-loxP-Stelle, lox66:
einzelne mutierte lox-Stelle, lox71: einzelne mutierte lox-Stelle; lox66/71:
doppelte mutierte lox-Stelle; schattierte Dreiecke: FRT-Erkennungsstellen
(frt); dicke durchgezogene Linien: mRNA-Transkripte; dünne durchgezogene Linie: Intron;
dünne gepunktete
Linien: mittels Rekombinase vermittelte Deletion oder Inversion
zwischen lox- oder FRT-Stellen. Cre: Cre-Rekombinase; FLP: FLP-Rekombinase.
Ires: innere Eintrittsstelle für
Ribosomen.
-
2 zeigt
eine begünstigte
Funktionsform des Verfahrens, die eine durch Retroviren transduzierte konditionale
Genfalle zum Einfangen von exprimierten Genen betrifft.
- A: Retroviraler Plasmidvektor.
- B. Zielgen nach der Insertion eines konditionalen Genfallen-Provirus
in ein Intron eines exprimierten Gens. Eine Virusreplikation und
eine LTR-vermittelte Duplikation positionieren die Genzerstörungskassette
in U3 zwischen mutierten loxP-Stellen sowohl in proviralen 5'- als auch 3'-LTR. Darüber hinaus
positioniert sie die Selektionskassette, die in den Körper des
Virus zwischen den beiden frt-Stellen insertiert ist, zwischen zwei frt-Stellen.
Transkripte, die im zellulären
Promotor initiieren, werden von einer Strom aufwärts-Spleißakzeptorstelle an die Selektionskassette
gespleißt.
Diese Fusion zerstört
und inaktiviert das Zielgen.
- C: Modifiziertes Allel nach einer FLP-vermittelten Exzision
aller proviralen Sequenzen, die zwischen den frt-Stellen angeordnet
sind. Dadurch wird die Genfunktion wiederhergestellt, und nur eine
Kopie der Genzerstörungskassette
verbleibt.
- D: Zielgen nach einer Cre-vermittelten Inversion der loxP-flankierten
Genfallenelemente. Die LTR-Inversion positioniert die Genzerstörungskassette
in einer mutagenen Sense-Orientierung.
- LTR = lange
terminale Wiederholung, U3 = 3'-einzigartige
Region der retroviralen LTR, R = repetitive Region der retroviralen
LTR, U5 = 5'-einzigartige Region
der retroviralen LTR, SA = Spleißakzeptor-Signalsequenz; SD
= Spleißdonorsequenz;
pA = Polyadenylierungssequenz; Puro = Puromycin-Resistenzgen; lx
= loxP-Erkennungsstellen; frt = Flp-Erkennungsstellen; dünne durchgezogene
Linien = Intron; dünne
gepunktete Linien = Sequenzen, die mittels mRNA-Verarbeitung herausgeschnitten
sind; Pfeile bedeuten die Transkriptionsorientierung.
-
3 zeigt
eine begünstigte
Funktionsform des Verfahrens, das eine konditionale Genfalle betrifft,
die mittels Elektroporation zum Einfangen aller Gene transduziert
ist.
- A: Zielgen nach der Insertion eines konditionalen
Genfallenvektors in ein Intron eines Gens. Transkripte, die im unabhängigen pgk-Promotor
initiieren, exprimieren das Puromycin-Resistenzgen nach einem Spleißen in Stromabwärts-Exone,
wodurch eine Polyadenylierungsstelle erhalten wird. Das Spleißen wird
durch eine Spleißdonor-Sequenz
vermittelt, die stromabwärts
von pgkpuro insertiert wird. Die Fusion der Selektionskassette zu
Stromabwärts-Kassetten
inaktiviert das Zielgen.
- B: Modifiziertes Allel nach einer FLP-vermittelten Deletion
der Selektionskassette, wodurch die Genfunktion wiederhergestellt
wird.
- C: Zielgen nach einer Cre-vermittelten Inversion der Genzerstörungskassette,
wodurch die Mutation bewirkt wird.
- SA: Spleißakzeptor-Signalsequenz;
SD = Spleißdonor-Signalsequenz;
pA = Polyadenylierungssequenz; lacZ: β-Galacosidase; puro: Puromycin-Resistenzgen; gefüllte Rechtecke:
Exone; gefüllte
Dreiecke: loxP-Erkennungsstellen,
loxP: Wildtyp-loxP-Stelle, lox66: einzelne mutierte lox-Stelle, lox71: einzelne
mutierte lox-Stelle; lox66/71: doppelte mutierte lox-Stelle; schattierte
Dreiecke: FRT-Erkennungsstellen (frt); dicke durchgezogene Linien:
mRNA-Transkripte; dünne
durchgezogene Linien: Intron; dünne
gepunktete Linien: mittels Rekombinase vermittelte Deletion oder
Inversion zwischen lox- oder FRT-Stellen. Cre: Cre-Rekombinase;
FLP: FLP-Rekombinase. Ires: innere Eintrittsstelle für Ribosomen;
pgk: Phosphoglyceratkinase-Promotor.
-
4 zeigt
eine begünstigte
Funktionsform des Verfahrens, das von Retroviren transduzierte eine konditionale
Genfalle zum Einfangen aller Gene betrifft.
- A:
Retroviraler Plasmidvektor
- B. Zielgen nach der Insertion eines konditionalen Genfallen-Provirus
in ein Intron eines Gens.
Eine Virusreplikation und eine LTR-vermittelte
Duplikation positionieren die Genzerstörungskassette in U3 zwischen
mutierten loxP-Stellen sowohl in proviralen 5'- als auch 3'-LTR. Darüber hinaus positioniert sie
die Selektionskassette, die in den Körper des Virus zwischen den
beiden frt-Stellen insertiert ist, zwischen zwei frt-Stellen. Transkripte,
die im unabhängigen
pgk-Promotor initiieren, exprimieren das Puromycin-Resistenzgen
nach einem Spleißen
in Stromabwärts-Exone,
wodurch eine Polyadenylierungsstelle erworben wird. Das Spleißen wird
von einer Spleißdonorsequenz
vermittelt, die stromabwärts
von pgkpuro insertiert ist. Die Fusion der Selektionskassette an
die Stromabwärts-Exone
inaktiviert das Zielgen.
- C: Modifiziertes Allel nach einer FLP-vermittelten Exzision
aller proviralen Sequenzen, die zwischen den frt-Stellen angeordnet
sind. Dadurch wird die Genfunktion wiederhergestellt, und nur eine
Kopie der Genzerstörungskassette
verbleibt.
- D: Zielgen nach einer Cre-vermittelten Inversion der loxP-flankierten
Genfallenelemente. Die LTR-Inversion positioniert die Genzerstörungskassette
in einer mutagenen Sense-Orientierung.
- LTR = lange
terminale Wiederholung, U3 = 3'-einzigartige
Region der retroviralen LTR, R = repetitive Region der retroviralen
LTR, U5 = 5'-einzigartige Region
der retroviralen LTR, SA = Spleißakzeptor-Signalsequenz; SD
= Spleißdonorsequenz;
pA = Polyadenylierungssequenz; Puro = Puromycin-Resistenzgen; lx
= loxP-Erkennungsstellen; frt = Flp-Erkennungsstellen; dünne durchgezogene
Linien = Intron; dünne
gepunktete Linien = Sequenzen, die mittels mRNA-Verarbeitung herausgeschnitten
sind; pgk = Phosphoglyceratkinase-Promotor; Pfeile bedeuten die
Transkriptionsorientierung.
-
5 zeigt
dien konditionalen Genfallenvektor pRK57SA-β
- A: Ursprüngliche
Konfiguration des konditionalen Genfallenvektors nach einer Insertion
in ein Intron eines exprimierten Gens. In Transkripten, die am Promotor
des Zielgens anfangen, wird das β-geo-Gen
mittels einer Spleißakzeptorstelle
mit den Stromaufwärts-Exons
verschmolzen. Die Verschmelzung zerstört und inaktiviert das Zielgen.
Die Spleißakzeptor-β-geo-Kassette
wird von zwei mutierten lox-Stellen in einer entgegengesetzten Orientierung
flankiert. Der Pfeil bedeutet die Transkriptionsrichtung des β-neo-Gens.
- B: Konditionaler Genfallenvektor nach einer Cre-vermittelten
Inversion der lox-flankierten Genfallenelemente (Genzerstörungskassette).
Eine Genfalleninversion positioniert die Spleißakzeptor- und die Poly-A-Stellen
in Antisense-Orientierung,
die nichtmutagen ist. Die Rekombination von lox66- und lox71-Stellen erzeugt ein
loxP-Wildtyp- und eine doppelt mutierte lox66/71-Stelle.
- SA: Spleißakzeptor-Signalsequenz;
pA = Polyadenylierungssequenz; β-geo:
Fusionsgen von β-Galactosidase und
Neomycinphosphotransferase; gefülltes
Rechteck: Exon; Dreiecke: loxP-Erkennungsstellen, loxP: Wildtyp-loxP-Stelle,
lox66: einzelne mutierte lox-Stelle, lox71: einzelne mutierte lox-Stelle;
lox66/71: doppelte mutierte lox-Stelle; dicke durchgezogene Linien:
mRNA-Transkript;
dünne gepunktete
Linien: mittels Rekombinase vermittelte Deletion oder Inversion
zwischen lox-Stellen. Cre: Cre-Rekombinase.
-
6 zeigt
eine Southern-Blot-Analyse von genomischer DNA aus dem Genfallen-ES-Klon
GT2. Beim Verdau mit BamHI und XmnI und einem Segment des Neomycinphosphotransferase-Gens
als Sonde ergibt der integrierte pRK57SA-β-Vektor eine Bande von 3,06
kb, bei einer Crevermittelten Inversion wird die Bande zu einer
Größe von 1,17
kb vermindert. Veranschaulicht sind Proben von GT2-Zellen 6 Tage
nach der Infektion mit dem Cre-exprimierenden Retrovirus pBABE-pgkCre,
dem Kontrollvirus pBABE-Srf
oder nicht virusbehandelte. Die Bande, die auf eine Inversion des
Genfallenvektors hindeutet, erscheint nur in der Probe, die mit
dem Cre-exprimierenden
Retrovirus behandelt wurde.
-
7 zeigt
den Testvektor für
eine C31-Int-vermittelte Inversion, pRK73, und das Produkt der Inversion,
pRK73-Inv.
- A: Das Plasmid pRK73 enthält die 1,1-kb-Kassette
der codierenden Region des Puromycinresistenzgens und ein Polyadenylierungssignal,
das 5' von der attB-Erkennungsstelle
von C31-Int mit 84 bp und 3' von
der attP-Erkennungsstelle
von C31-Int flankiert ist. Diese attB- und diese attP-Stelle sind
im Vergleich zur Orientierung von attB und attP vor der Integration
des phiC31-Phagen in das Bakteriengenom einander gegenüberliegend
orientiert (dicke schwarze Pfeile). Darüber hinaus ist die Kassette
von zwei Cre-Rekombinase-Erkennungs-(loxP-)Stellen
in einander entgegengesetzter Orientierung flankiert. Zur besseren
Orientierung sind die halben Stellen der att-Sequenzen mit einer
Richtung (dünner
Pfeil) markiert und mit 1–4 nummeriert.
Die Positionen, bei denen die PCR-Primer P64-1 und P64-3 an den
pRK73-Vektor hybridisieren, sind mit einem Pfeil markiert, der in
die 3'-Richtung beider Oligonucleotide
weist.
- B: Das Inversionsprodukt pRK73-Inv, das aus der C31-Int-vermittelten
Rekombination zwischen den att-Stellen von pRK73 erwartet wird.
Die Rekombination zwischen einem Paar von attB/attP-Stellen erzeugt ein
Paar von attR/attL-Stellen, die die invertierte Puromycin-Kassette
flankieren. In dieser Konfiguration amplifizieren die Primer P64-1
und P64-3 ein PCR-Produkt
mit 608 bp.
-
8 zeigt
die Struktur des C31-Int-Expressionsvektors pRK65.
-
Die
C31-Int codierende Region mit 1,85 kb wird vom CMV-Promotor zur
Expression in Säugerzellen exprimiert.
Ein Hybridintron mit 300 bp zwischen dem Promotor und dem codierenden
Bereich ergibt eine Spleißdonor-
und eine Spleißakzeptor-Stelle;
der codierenden Region folgt eine synthetische Polyadenylierungs-Signalsequenz.
Das erwartete Transkript ist als dünne Linie dargestellt.
-
9 zeigt
die PCR-Produkte, die mit den Primern P64-1 und P64-3 erzeugt werden,
und einen Sequenzvergleich der PCR-Produkte.
- A:
Analyse der PCR-Produkte auf einem Agarosegel aus PCR-Reaktionen,
bei denen die Primer P64-1 und P64-3 auf DNA, die aus MEF5-5-Zellen
extrahiert wurde, die 2 Tage zuvor mit dem Plasmid pRK73 allein (Spur
4), mit pRK73 + CMV-Cre (Spur 3), mit pRK73 + pRK65 (Spur 2) transfiziert
wurden, und von nichttransfizierten Zellen (Spur 1) verwendet wurde.
Die Produkte mit einer scheinbaren Größe von etwa 650 bp im Vergleich
zum verwendeten Größenmarker
von Spur 2 wurden aus dem Agarosegel ausgeschnitten und gereinigt.
Die PCR-Produkte wurden in einen sequenzierenden Plasmidvektor geklont
und ergaben die Plasmide pRK80b und pRK80c. Das Insert dieser Plasmide
wurde mittels der reversen Primer (seq80b und seq80c) sequenziert
und mit der vorhergesagten Sequenz des Vektors pRK73 nach der C31-Int-vermittelten Inversion
der att-flankierten Kassette, pRK73-Inv, verglichen. Beide PCR-Produkte
wiesen eine 100-%ige Identität
mit der vorhergesagten attR-Sequenz nach der Inversion auf. Die
erzeugte attR-Stelle ist in einem Kasten mit derselben Sequenzbezeichnung
dargestellt, die in 7B verwendet wird.
Die Nucleotidpositionen der verglichenen Sequenzen pRK73, seq80b
und seq80c sind markiert.
-
10 zeigt
Rekombinationssubstrat-Vektoren, die zur Cre-vermittelten Inversion
verwendet werden.
-
Das
Plasmid pRK74 enthält
einen CMV-Promotor zur Expression in Säugerzellen, gefolgt von einer Kassette,
die das β-Galactosidase-Gen
von E. coli und eine Polyadenylierungssequenz in inverser Orientierung
zum CMV-Promotor enthält.
Diese Kassette wird von den einzeln mutierten lox-Stellen lox66
und lox71 in entgegengesetzter Richtung flankiert (Albert et al.,
The Plant Journal, 7, 649–659
(1995)). Das Plasmid pRK76 ist wie pRK74 strukturiert, außer, dass
die inverse β-Galactosidase-Kassette
von einer doppelt mutierten lox66/71-Stelle und einer Wildtyp-loxP-Stelle
flankiert ist. Der gerade Pfeil bedeutet die Transkriptionsorientierung
der β-Galactosidase-Kassette.
-
Die
vorliegende Erfindung wird durch die folgenden Beispiele veranschaulicht,
die jedoch nicht dahingehend aufgefasst werden dürfen, dass sie die Erfindung
einschränken.
-
Beispiele
-
Beispiel 1
-
Ein
Plasmidvektor, der eine Spleißakzeptor-Sequenz
enthält,
gefolgt von einem Fusionsgen aus β-Galactosidase
und Neomycinphosphotransferase (SA-β-geo),
flankiert von zwei verschiedenen mutierten lox-Stellen in entgegengesetzter
Orientierung, wurde konstruiert und als Genfalle in ES-Zellen verwendet.
Zelllinien, die eine β-Galactosidaseaktivität aufwiesen,
wurden zur Expression von Cre mit einem retroviralen Vektor infiziert,
um die Inaktivierung des Genfallenvektors durch eine rekombinasevermittelte
Inversion des von lox flankierten DNA-Segments zu untersuchen.
-
A. Konstruktion des Genfallenvektors pRK57SA-β:
-
Als
erster Schritt der Vektorkonstruktion wurde ein synthetisches DNA-Fragment
mit 74 bp mit hervorstehenden XbaI-Enden, das eine lox66- und eine
lox71-Cre-Rekombinase-Erkennungsstelle
in entgegengesetzter Orientierung enthielt (Albert et al., The Plant
Journal, 7, 649–659
(1995)), getrennt durch eine Xho-Stelle, wurde in die XbaI-Stelle
des Plasmids pNEB193 ligasiert (New England Biolabs), was zum Vektor
pRK57 führte.
Das synthetische DNA-Fragment
wurde erhalten, indem die beiden synthetischen Oligonucleotide lox 3
(5'-CTAGATAACT TCGTATAGCA
TACATTATAC GAACGGTACT CGAGATAACT TCGTATAATG TATGCTATAC GAACGGTA-3'; SEQ-ID Nr.: 11)
und lox4 (5'-CTAGATACCG TTCGTATAGC
ATACATTATA CGAAGTTATC TCGAGTACCG TTCGTATAAT GTATGCTATA CGAAGTTAT-3'; SEQ-ID Nr.: 12)
einem Annealing unterzogen wurden. Als Nächstes wurde das Plasmid pRK57
mit dem Restriktionsenzym XhoI geschnitten, mit Kalbsdarm-Phosphatase
dephosporyliert, und die hervorstehenden 5'-Enden wurden mit Desoxynucleotidtriphosphaten
unter Verwendung des Klenow-Fragments von E. coli DNA-Polymerase I gefüllt. Dieser
Vektor wurde in ein DNA-Fragment von 4,3 kb ligasiert, das aus dem
Plasmid ROSAbetageo isoliert war (Friedrich et al., Genes&Development 5,
1513–1523
(1991)), das durch einen Verdau mit dem Restriktionsenzym XhoI erhalten
wurde und dessen hervorstehende 5'-Enden wie beschrieben gefüllt wurden.
Das Ligationsprodukt, der Vektor pRK57SA-β (SEQ-ID Nr.: 13) enthält eine
Kassette mit dem Adenovirus-Typ-2-Spleißakzeptor vom Exon2 der größeren späten Region
(SA, Pos. 525 bis 628; SEQ-ID Nr.: 1), ein Fusionsgen der β-Galactosidase von
E. coli und Neomycin-Phosphotransferase
(β-geo,
Pos. 667 bis 4548) und das Transkriptionsterminierungs- und Polyadenylierungssignal
des Rinder-Wachstumshormon-Gens (pA, Pos. 4561 bis 4843). Diese SA-β-geo-Kassette
ist von einer lox66-Stelle 5' zum
Spleißakzeptor
(Pos. 446–bis
479) und einer lox71-Stelle 3' zu
den Rinderwachstumshormon-Gensequenzen (Pos. 4869 bis 4902) flankiert.
Die beiden lox-Stellen sind in entgegengesetzter Orientierung zueinander
orientiert. Der Vektor pRK57SA-β enthält BamHI-Stellen
an den Positionen 427, 503 und 3723, eine einzige XmnI-Stelle an
Position 6788 und eine einzige KpnI-Stelle an Position 413.
-
B. Konstruktion von retroviralen Vektoren:
-
Ein
NheI-Fragment mit 1,1 kb, das die codierende Sequenz für Cre-Rekombinase
(Cre) mit einem N-terminalen nuklearen Lokalisierungssignal trug,
das vom großen
T-Antigen des Simian-Virus
40 stammte, wurde in das Plasmid pBluescript II KS(+) (Stratagene)
insertiert, mit dem Restriktionsenzym XbaI geöffnet und mit Kalbsdarm-Phosphatase dephosporyliert.
Das resultierende Plasmid wurde mit dem Restriktionsenzym SpeI geschnitten,
mit Kalbsdarm-Phosphatase dephosporyliert, und die hervorstehenden
5'-Enden wurden
mit Desoxynucleotidtriphosphaten gefüllt, wobei das Klenow-Fragment
von E.-coli-DNA-Polymerase I verwendet wurde. Dieser Vektor wurde
an ein Fragment mit glatten Enden ligasiert, das die Promotorregion
des Maus-Phosphoglyceratkinase-Gens (PGK) 1a enthielt. Das Ligationsprodukt
enthält
eine Kassette mit dem PGK-Promotor
und die cre codierende Sequenz im Rückgrat von pBluescript II KS(+).
Diese Kassette wurde als NotI-Fragment mit 1,6 kb ausgeschnitten,
wie beschrieben gefüllt
und in die gefüllte
SnaBI-Stelle eines Derivats des Vektors pBABEpuro auf der Grundlage
des Moloney-Maus-Leukämievirus
insertiert (Morgenstern und Land, Nucleic Acids Res. 18, 3587–3596 (1990)),
wodurch der retrovirale cre-Expressionsvektor pBABE-pgkCre (SEQ-ID
Nr.: 14) erzeugt wurde. Es wurde ein Kontrollvektor pBABE-Srf (SEQ-ID
Nr.: 15) hergestellt, der eine kurze Polylinker-Region statt der
pgkCre-Kassette enthielt. Die Plasmidformen dieser retroviralen
Vektoren enthalten die folgenden funktionellen Elemente in einem
Plasmid-Rückgrat,
das mit pBABEpuro identisch ist:
pBABE-pgkCre: | Position |
partielles
MMLV U3 | 8–335 |
MMLV
R | 336–402 |
MMLV
U5 | 403–480 |
MMLV-Primer-Bindungsstelle und verlängertes
Verpackungssignal (einschließlich
des mutierten Spleißdonors und
dem 5'-Ende der
gag codierenden Sequenz mit einem mutierten ATG-Startcodon)
| 481–1374 |
Maus-PGK-Promotor | 1417–1921 |
cre
codierende Sequenz | 1972–3024 |
Promotor/Enhancer-deletiertes
MMLV U3 | 3088-3168 |
MMLV
R | 3187–3253 |
MMLV
U5 | 3254–3332 |
pBABE-Srf: | |
partielles
MMLV U3 | 8–335 |
MMLV
R | 336–402 |
MMLV
U5 | 403–480 |
MMLV-Primer-Bindungsstelle und verlängertes
Verpackungssignal (einschließlich
des mutierten Spleißdonors und
dem 5'-Ende der
gag codierenden Sequenz mit einem mutierten ATG-Startcodon)
| 481–1374 |
Promotor/Enhancer-deletiertes
MMLV U3 | 1451–1531 |
MMLV
R | 1549–1616 |
MMLV
U5 | 1617–1695 |
MMLV
U5 cw | 1617–1695 |
-
Infektiöse retrovirale
Partikel wurden hergestellt, indem 2 × 107 Phoenix-eco-Verpackungszellen (http://www.stanford.edu/group/nolan/phoenix_info.html)
mit insgesamt 100 μg
der Plasmidformen der retroviralen Vektoren transfiziert wurden,
wobei die Calciumphosphat-Kopräzipitationstechnik
verwendet wurde. Zwei Tage nach der Transfektion wurden die Gewebekultur-Überstände geerntet, durch einen 0,45-μm-Filter filtriert
und mit Polybrene zu einer Endkonzentration von 4 μg/ml gemischt.
Dieser Virus-Überstand
wurde dann zur Infizierung von ES-Zellklonen verwendet.
-
Zur
Bestimmung des Titers des pBABE-pgkCre-Virus wurden serielle Verdünnungen
des virushaltigen Überstands
verwendet, um 10 000 NIH-3T3-Zellen
zu infizieren, die das Plasmid pSVpaX1 (Buchholz et al., Nucleic
Acids Res. 24, 4256–4262
(1996)) als stabiles Integrat trugen. Eine erfolgreiche Infektion
mit dem Cre-Expressionsvirus führt
zum Ausschneiden der pac/SV40polyA-Kassette aus dem pSVpaX1-Konstrukt
und gleichzeitig zur Expression des β-Galactosidasegens. Die Expression
dieses Markers wurde zwei Tage nach der Infektion überwacht,
indem die Zellen fixiert und mit dem chromogenen Substrat X-Gal (5-Brom-4-chlor-3-indolyl-beta-D-galactopyranosid)
gefärbt
wurden. Die Anzahl der β-Galactosidase-positiven Zellen
wurde verwendet, um den Titer der ursprünglichen, zur Infektion verwendeten
Virussuspensionen zu bestimmen. Es wurde bestimmt, dass der Titer
des pBABE-pgkCre-Virus-Überstands
5000 infektiöse
Partikel pro Milliliter des Überstands
enthielt.
-
C. Herstellung von β-Galactosidase exprimierenden
ES-Zellklonen:
-
100 μm des Vektors
pRK57SA-β wurden
mit KpnI linearisiert und in 3 × 107 Zellen der embryonischen Stammzelle (ES)
E14 elektroporiert, gemäß der Beschreibung
von Kühn
et al., Science 254, 707–710
(1991), kultiviert. Zwei Tage nach der Elektroporation wurden die
Zellen 7 Tage lang in einem Medium gezogen, das 275 mg/ml G418 (Gibco
BRL) enthielt, um Klone auszuwählen,
die den Genfallenvektor in ein exprimiertes Gen integrierten. Die
gleichzeitige Expression des β-Geo-Fusionsgens
ermöglicht
ein Wachstum solcher Klone im G418 enthaltenden Medium aufgrund
der Expression der Neomycin- Phosphotransferase.
Am 9. Tag nach der Elektroporation wurden 60 G418-resistente Klone
erhalten und weiter expandiert. Aliquote aller Klone wurden mittels
einer Anfärbung
von X-Gal auf die Expression einer β-Galactosidaseaktivität untersucht, was zu 23 positiven
Klonen führte,
die 1%–75%
positive Zellen aufwiesen. Diese Klone wurden mittels einer Southern-Blot-Hybridisierung
weiter auf die Anzahl von integrierten Vektorkopien analysiert.
Es erwies sich, dass 11 der 23 Klone Integrate mit hoher Kopienzahl
aufwiesen, und diese wurden von der weiteren Analyse ausgeschlossen.
Die beiden Einzelkopie-Integranten GT2 und GT6, die den höchsten Anteil
an β-Galactosidase-positiven
Zellen aufwiesen, wurden zur weiteren Analyse ausgewählt.
-
D. Infektion von ES-Zellklonen mit retroviralen
Vektoren:
-
Um
auf die induzierte Inversion der SA-β-geo-Kassette innerhalb des
integrierten pRK57SA-β-Vektors in
den Klonen GT2 und GT6 zu testen, wurden Zellen beider Klone entweder
mit dem Cre-Rekombinase exprimierenden Retrovirus pBABE-pgkCre oder
mit dem Kontroll-Retrovirus pBABE-Srf, dem das Cre-Gen fehlte, infiziert.
Zur späteren
Analyse der β-Galactosidase-Expression
wurden einen Tag vor der Virusinfektion 5000 Zellen/Napf der Klone
GT2 und GT6 in Näpfe
von Kulturplatten mit 48 Näpfen
(Falcon) plattiert. Zur Infektion wurde das Kulturmedium durch 300
ml virushaltige Überstände (die
etwa 1500 infektiöse
Teilchen enthielten, d.h. eine Infektionsrate von 30%) ersetzt,
und die Zellen wurden 4 h lang weiter kultiviert. Nach 4 h wurden
die Näpfe
mit 300 ml Kulturmedium aufgefüllt
und über
Nacht inkubiert. Am folgenden Tag wurden die Überstände durch frisches Kulturmedium
vollständig
ersetzt und weitere 2 bis 6 Tage bis zur Analyse auf β-Galactosidase-Aktivität gezogen.
Zur späteren
Analyse der genomischen DNA des Klons GT2 wurden Zellen im Wesentlichen
wie oben beschrieben behandelt, außer, dass 30 000 Zellen in
Kulturplatten mit 24 Näpfen
plattiert und mit 600 ml virushaltigen Überständen (die etwa 3000 infektiöse Teilchen
enthielten; d.h. eine Infektionsrate von 10%) behandelt. Genomische
DNA wurde aus diesen Proben am 6. Tag nach der Infektion hergestellt.
-
E. Histochemische Bestimmung der β-Galactosidase-Aktivität:
-
Zur
Quantifizierung der Expression von β-Galactosidase wurden die ES-Zellen
einen Tag vor der Analyse mit niedriger Dichte plattiert, um einzelne
Zellen leicht beobachten zu können.
Am folgenden Tag wurde das Kulturmedium aus den Näpfen entfernt,
die Näpfe
wurden einmal mit Phosphatpuffer-Kochsalzlösung (PBS) gewaschen, und die
Zellen wurden 5 min lang bei Raumtemperatur in einer Lösung von
2% Formaldehyd und 1% Glutaraldehyd in PBS fixiert. Als Nächstes wurden
die Zellen zweimal mit PBS gewaschen und schließlich 24 h lang in einer Anfärbelösung bei
37°C inkubiert
(Anfärbelösung: 5
mM K3(Fe(CN)6),
5 mM K4(Fe(CN)6),
2 mM MgCl2, 1 mg/ml X-Gal (BioMool) in PBS).
Blau angefärbte, β-Glactosidase-positive
Zellen wurden detektiert und von negativen (transparenten) Zellen
in einem Zellkultur-Binocular-Mikroskop bei einer Vergrößerung von
200× unterschieden.
Für jede
Bestimmung wurden mindestens 200 Zellen gezählt.
-
F. Southern-Blot-Hybridisierung:
-
Genomische
DNA wurde unter Befolgung von Standardverfahren (Sambrook, Fritsch
and Maniatis, Molecular Cloning. A laboratory manual. ColdSpring
Harbour Laborstory Press (1989)) aus retrovirus-infizierten ES-Zellklonen
hergestellt. Etwa 5 mg gereinigte DNA wurden mit den Restriktionsenzymen
BamHI und XmnI aufgeschlossen, um die Inversion des Genfallenvektors
pRK57SA-β nachzuweisen.
Aufgeschlossene DNA wurde in 0,8%igem Agarosegel abgetrennt und
unter alkalischen Bedingungen 16 h lang auf Nylon-Membranen übertragen
(GeneScreen Plus, NEN DuPont). Der Filter wurde getrocknet und 16
h lang bei 65°C
mit einer Sonde hybridisiert, die den 3'-Teil des Neomycin-Phosphotransferase-Gens
(Fragment mit ~600 bp PstI – XbaI
des Plasmids pgk-neo (Soriano et al., Cell 64, 693–702 (1991))
darstellte. Die Sonde wurde mit p32-markiertem α-dTP (Amersham) radioaktiv markiert,
wobei der Megaprime Kit (Amersham) verwendet wurde. Eine Hybridisierung
wurde in einem Puffer durchgeführt,
der aus 10% Dextransulfat, 1% SDS, 50 mM Tris und 100 mM NaCl, pH-Wert 7,5, bestand.
Nach der Hybridisierung wurde der Filter mit 2× SSC gewaschen und 3 Tage
lang bei –80°C auf BioMax-MS1-Röntgenfilme
einwirken gelassen.
-
G. Ergebnisse:
-
Der
Plasmidvektor pRK57SA-β,
der als konditionale Genfalle dient, wurde konstruiert, indem eine
Kassette, die aus einer Spleißakzeptorsequenz,
gefolgt vom β-Geo-Gen
(SA-β-geo),
bestand, zwischen zwei mutierten loxP-Stellen, lox66 und lox71 angeordnet
wurde. Diese Erkennungsstellen für
Cre-Rekombinase befinden sich in einer entgegengesetzten Orientierung
zueinander und ermöglichen
die Inversion der mutagenen Spleißakzeptor-β-geo-Kassette innerhalb des
Vektors bei der Expression von Cre (5). Bei
der Rekombination einer lox66- und einer lox71-Stelle werden eine
Wildtyp-loxP- und eine doppelt mutierte lox66/71-Stelle erzeugt
(Albert et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995)). Weil die Kombination
von loxP- und lox66/71-Stellen von Cre viel weniger effizient als
ein Paar von lox66- und lox71-Stellen rekombiniert wird, wird das
Resultat der Inversionsreaktion in Richtung der Reaktionsprodukte
verschoben, die 80–90%
aller rekombinierten Moleküle
darstellen (Albert et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995)).
Im Gegensatz dazu würde
die Verwendung zwei entgegengesetzt orientierter Wildtyp-loxP-Stellen
für eine
Cre-vermittelte Inversion zu einem Gleichgewicht mit einem 50%igen
Anteil für
jedes der beiden Inversionsprodukte führen (Albert et al., The Plant
Journal, 7, 649–659
(1995)).
-
Der
Vektor pRK57SA-β wurde
5' zur lox66-Stelle
linearisiert und mittels Elektroporation in murine embryonische
Stammzellen (ES) eingeführt.
Stabile transfizierte Klone, die den konditionalen Genfallenvektor
in Gene integrierten, die aktiv in ES-Zellen transkribiert werden,
wurden durch eine Selektion in einem G418 enthaltenden Zellkulturmedium
erhalten. Überlebende
Klone müssen
das promotorfreie β-geo-Fusionsgen
mittels eines Fusionstranskripts zwischen der Spleißdonorsequenz
einer mRNA eines endogenen Gens und der Spleißakzeptorsequenz des in einem
Intron angeordneten Genfallenvektors exprimieren.
-
Nach
der Etablierung von G418-resistenten Klonen wurde die Expression
der β-Galactosidoseaktivität durch
ein histochemisches Anfärben
getestet. Wie erwartet wies nur ein Bruchteil der G418-resistenten
Klone eine gewisse β- Galactosidose-Aktivität auf, die
zwischen 1%–75%
der Zellen der individuellen Klone variierte. Darüber hinaus
wurden diese Klone auf die Kopienzahl des integrierten konditionalen
Genfallenvektors mittels Southern-Blot-Hybridisierung analysiert. Zwei
ES-Zellklone, GT2 und GT6, die eine einzelne Kopienintegration des
Vektors und einen hohen Anteil an β-Galactosidase-positiven Zellen aufwiesen,
wurden zur weiteren Analyse ausgewählt.
-
Diese
Klone wurden entweder mit dem Retrovirus-Vektor pBABE-pgkCre, der
zur Expression von Cre-Rekombinase konstruiert ist, oder mit dem
Retrovirus-Kontrollvektor
pBABE-Srf, dem die Cre-Expressionskassette fehlt, infiziert. Die
Inversion der lox-flankierten Sa-β-geo-Kassette
wurde zwei und sechs Tage nach der Infektion mittels einer histochemischen
X-Gal-Anfärbung
auf die β-Galactosidaseaktivität und mittels Southern-Blot-Analyse
von genomischer DNA getestet. Wie unten in Tabelle 1 aufgeführt ist,
war der Anteil von β-Galactosidase exprimierenden
Zellen von beiden ES-Zellklonen, die eine blaue Anfärbung aufwiesen,
zu beiden Zeitpunkten in den Proben, die mit dem Cre-Expressions-Retrovirus
infiziert waren, im Vergleich zu Proben, die mit dem Kontrollvirus
behandelt waren, um 14–27%
signifikant reduziert. Tabelle 1:
| 2 Tage
nach der Infektion | 6 Tage
nach der Infektion |
| pBABE-Srf %
blaue Zellen | pBABE-pgkCre
% blaue Zellen | Abnahme | pBABE-Srf %
blaue Zellen | pBABE-pgkCre
% blaue Zellen | %
Abnahme |
Klon
GT2 | 73% | 59% | 14% | 76% | 49% | 27% |
Klon
GT6 | 67% | 48% | 19% | 67% | 47% | 20% |
-
Weil
beim Klon GT2 nur 76% und beim Klon GT6 nur 67% der Zellen β-Galactosidase in
der Kontrollprobe exprimierten, würde die Abnahme der blau angefärbten Zellen
um 27% beim Klon GT2 und um 20% beim Klon GT6 am 6. Tag nach der
Infektion mit dem Cre exprimierenden Virus einer Inversions rate
von 36% beim Klon GT2 und von 30% beim Klon GT6 entsprechen. Diese
Zahlen stehen in enger Übereinstimmung
mit der berechneten Infektionsrate von 30% der Zellen mit dem pBABE-pgkCre-Virus-Überstand
unter den angewandten Bedingungen (siehe oben); diese Übereinstimmung
lässt vermuten,
dass die meisten der Zellen, die mit dem Cre-Virus infiziert waren,
eine (fast unidirektionale) Inversion des konditionalen Genfallenvektors
erfuhren.
-
Die
oben beobachtete Zunahme der nicht angefärbten, β-Galactosidasenegativen Zellen
ist das erwartete Ergebnis einer Cre-vermittelten Inversion der
lox-flankierten SA-β-geo-Kassette
innerhalb ihrer genomischen Integrationsstelle: die SA-β-geo-Kassette
in den Klonen GT2 und GT6 befindet sich ursprünglich in derselben Transkriptionsorientierung
wie das endogene Gen, was zur Expression von β-Galactosidase aus einem Fusionstranskript
führt.
Bei einer Inversion dieser Kassette wird der Transkript des endogenen
Gens nicht mehr durch ein Spleißen
an die SA-β-geo-Kassette
unterbrochen, die in inverser Orientierung nicht mehr in ein β-Galactosidase-Protein
translatiert wird.
-
Darüber hinaus
wurde die Inversionsreaktion der SA-β-geo-Kassette bei einer Behandlung
mit dem Cre exprimierenden Retrovirus mittels einer Southern-Blot-Analyse von
genomischer DNA des Klons GT2 getestet. Bei einem Verdau von genomischer
DNA mit BamHI und XmnI ergibt der Genfallenvektor in seiner ursprünglichen
Konfiguration eine Bande von 3,06 kb, wobei ein Segment des β-geo-Gens
als Sonde verwendet wird. Bei einer Inversion der lox-flankierten
SA-β-geo-Kassette
wird das von der Sonde detektierte Fragment auf 1,17 kb reduziert
(5). Wie in 6 dargestellt
ist, wird die erwartete Bande, die die Rekombinase-vermittelte Inversionsreaktion
demonstriert, in der Probe der Genfalle ES-Klon-GT2, die mit dem
Cre exprimierenden Retrovirus behandelt ist, spezifisch nachgewiesen,
aber nicht in den Kontrollen. Die relativ schwache Stärke der
auf eine Inversion hindeutenden Bande entspricht unter den Bedingungen,
die bei der DNA- Herstellung angewandt
wurden, der ineffizienten Infektion der GT2-Zellen mit dem Cre-Virus
(Infektionsrate 10%).
-
Wir
schließen
aus diesem Experiment, dass es durch die Verwendung von mutierten
lox-Stellen möglich
ist, das DNA-Segment eines Genfallenvektors, der anfänglich für das eingefangene
endogene Gen mutagen ist, vorzugsweise (> 50%) zu einer Konfiguration zu invertieren,
die nicht mehr mutagen ist und seine Wildtyp-Expression ermöglicht.
-
Gleichermaßen würde eine
Cre-vermittelte Inversion, wenn die Sa-β-geo-Kassette anfänglich in ein endogenes Gen
integriert würde,
eine Umschaltung ihrer Orientierung vorzugsweise zur mutagenen Form
ermöglichen.
-
Beispiel 2
-
Es
wurde ein Plasmidvektor konstruiert, der einen Test auf die Inversion
eines DNA-Segments ermöglicht,
das von den attB- und attP-Erkennungssequenzen der vom Phagen phiC31
stammenden Integrase (C31-Int) stammt. Dieser Vektor wurde zusammen
mit einem Expressionsvektor für
die Integrase phiC31 in eine murine Zelllinie transfiziert, und
eine rekombinase-vermittelte Inversion wurde mittels einer spezifischen PCR-Reaktion
nachgewiesen. Das amplifizierte PCR-Produkt wurde geklont, und seine
Sequenz wurde bestimmt. Die erhaltene Sequenz bestätigt, dass
eine integrase-vermittelte Inversion des Testvektors in einer Säuger-Zelllinie
erfolgt und dass die Rekombination an den bekannten Bruchstellen
innerhalb der attB- und attP-Stellen erfolgt.
-
A. Plasmidkonstruktionen:
-
Konstruktion
des Rekombinations-Testvektors pRK73 (SEQ-ID Nr.: 16). Zuerst wurde
eine attB-Stelle (Thorpe und Smith, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95,
5505–5510
(1998)), die durch das Annealing der beiden synthetischen Oligonucleotide
C31-4 (5'-CGTGA
CGG TCT CGA AGC CGC GGT GCG GGT GCC AGG GCG TGC CCT TGG GCT CCC
CGG GCG CGT ACT CCA CCT CAC CCA TCT GGT CCA; SEQ-ID Nr.: 17) und C31-5
(5'-CG TGG ACC AGA
TGG GTG AGG TGG AGT ACG CGC CCG GGG AGC CCA AGG GCA CGC CCT GGC
CCA CGC ACC GCG GCT TCG AGA CCG TCA; SEQ-ID Nr.: 18) erzeugt wurde,
in die BstBI-Restriktionsstelle des Vektors PSV-Pax1 ((Buchholz
et al., Nucleic Acids Res., 24, 4256–4262 (1996)) 5' von seinem Puromycin-Resistenzgen
und der loxP-Stelle ligasiert, wodurch das Plasmid pRK52 erhalten
wurde. Die Sequenz und die Orientierung der geklonten attB-Stelle
wurde durch eine DNA-Sequenzanalyse
bestätigt.
Als Nächstes
wurde eine attP-Stelle, die durch das Annealing der beiden synthetischen
Oligonucleotide C31-6-2 (GATCCAGAAG CGGTTTTCGG GAGTAGTGCC CCAACTGGGG
TAACCTTTGAG TTCTCTCAGTT GGGGGCGTAG GGTCGCCGAC ATGACACG; SEQ-ID Nr.:
19) und C31-7-2 (GATCCGTGTC ATGTCGGCGA CCCTACGCCC CCAACTGAGA GAACTCAAAG
GTTACCCCAG TTGGGGCACT ACTCCCGAAA ACCGCTTCTG; SEQ-ID Nr.: 20) erzeugt
wurde, in die BamHI-Restriktionsstelle des Plasmids pRK52 stromabwärts vom
Puromycin-Resistenzgen und der loxP-Stelle ligasiert, wodurch das
Plasmid pRK64-dir erhalten wurde. Bei diesem Plasmid befinden sich
die neu geklonten attB- und attP-Stellen in derselben Orientierung
und flankieren das Puromycin-Resistenzgen. Als Nächstes wurde ein HindII + NruI-Fragment
mit 260 bp, das die attP- und eine loxP-Stelle enthielt, aus pRK64-dir
isoliert und in das Plasmid pRK52 ligasiert, das zuvor mit BamHI +
NruI geöffnet
worden war (wobei das hervorstehende BamHI-Ende mit dem Klenow-Enzym
und Nucleotiden gefüllt
wurde), so dass das Fragment, das die Stromabwärts-loxP-Stelle enthielt, entfernt wurde.
Das erzeugte Plasmid pRK73 trägt
ein Puromycin-Resistenzgen, das von einer attB- und einer attP-Stelle
in entgegengesetzter Orientierung flankiert wird, sowie ein Paar
von loxP-Stellen in entgegengesetzter Orientierung (7A).
Die Sequenz und die Orientierung der neu geklonten attP-Stelle in
pRK73 wurde mittels einer DNA-Sequenzanalyse
bestätigt.
-
Konstruktion
des C31-Int-Expressionsvektors pRK65 (SEQ-ID Nr.: 21): Zuerst wurde
das C31-Int-Gen des Phagen phiC31 mittels PCR aus der Phagen-DNA
amplifiziert (DSM-Nr. 49156; Deutsche Sammlung von Mikroorganismen
und Zellkulturen, Mascheroder Weg 16, 38124 Braunschweig, Deutschland),
wobei die Primer PC31-1 (5'-ATAAGAAT
GCGGCCGC CCGAT ATG ACA CAA GGG GTT GTG ACC GGG-3'; SEQ-ID Nr.: 22) und PC31-3 (5'-ATAAGAAT GCGGCCGC
ATC CGC CGC TAC GTC TTC CGT GCC-3'; SEQ-ID Nr.: 23) verwendet wurden.
Die Enden des PCR-Produkts wurden mit NotI aufgeschlossen, und das
Produkt wurde in das Plasmid pBluescript II KS ligasiert, mit NotI
geöffnet,
wodurch das Plasmid pRK40 erhalten wurde. Die DNA-Sequenz des Inserts
von 1,85 kb wurde bestimmt, und es wurde gefunden, dass sie mit
Ausnahme eines Fehlers im Stopp-Codon mit dem veröffentlichten
C31-Int-Gen identisch war (Kuhstoss and Rao, 3. Mol. Biol. 222,
897–908
(1991)). Dieser Fehler wurde durch eine PCR-Amplifizierung des Fragments
von 300 bp aus dem Plasmid pRK40 repariert, wobei die Primer PC31-8
(5'-CCCGTTGGCA GGAAGCACTT
CCGG-3'; SEQ-ID
Nr.: 24) und PC31-9 (5'-GGATCCTCGA
GCCGCGGGCG GCCGCCTACG CCGCTACGTC TTCCGTGCCG TCCTG-3'; SEQ-ID Nr.: 25) verwendet
wurden, die ein korrigiertes Stopp-Codon ergeben. Die Enden dieses
PCR-Fragments wurden mit Eco47III und XhoI aufgeschlossen und das
Fragment in das Plasmid pRK40 ligasiert, mit Eco47III und XhoI geöffnet, wodurch
das defekte Stopp-Codon entfernt wurde. Das resultierende Plasmid
pRK55 enthält
das korrekte C31-Int-Gen, wie durch eine DNA-Sequenzanalyse bestätigt wurde. Das Gen wurde aus
pRK55 als Fragment von 1,85 kb durch einen Verdau mit NotI und XhoI
isoliert und in das Plasmid pRK50 ligasiert, mit NotI und XhoI geöffnet, wodurch
der C31-Int-Expressionsvektor
pRK65 erhalten wurde. PRK65 enthält
einen unmittelbar frühen
Cytomegalovirus-Genpromotor mit 700 bp (Position 1–700) und
ein Hybrid-Intron mit 270 bp (Position 700–970) stromaufwärts von
der NotI-Stelle
und eine synthetische Polyadenylierungssequenz mit 189 bp (Position
2831–3020)
stromabwärts
von der XhoI-Stelle (wobei alle Elemente von pRK50 stammen). Zur
Erzeugung des Cre-Expressionsplasmids CMV-Cre wurde die Codierungssequenz
von Cre-Rekombinase in die NotI- und XhoI-Stellen des Plasmids pRK50 geklont.
-
B. Transfektion von Zellen und PCR-Amplifizierung:
-
MEF5-5-Maus-Fibroblasten
(Schwenk et al., Nucleic Acids Research, 26, 1427–1432 (1998))
(20 000 Zellen pro Napf einer Platte mit 12 Näpfen (Falcon)) wurden mit 0,5 μg pRK73 allein
oder zusammen mit 125 ng pRK65 oder CMV-Cre transfiziert, wobei
das FuGene-Transfektionsreagens (Roche Diagnostics) verwendet wurde.
Nach 2 Tagen wurde DNA aus diesen Zellen extrahiert und zur PCR-Amplifizierung
mit den Primern P64-1 ((5'-TCA
GCA ACC AGG CTC CCC AGC AGG C-3';
SEQ-ID Nr.: 26) und P64-3 (5'-TAG
AGG ATC ATA AAT CAG CCA TAC CAC-3'; SEQ-ID Nr.: 27) verwendet, wobei der
Expand High Fidelity PCR kit (Roche Diagnostics) verwendet wurde.
-
PCR-Produkte
wurden auf einem 0,8%igen Agarosegel getrennt, mit QuiaEx® (Quiagen)
extrahiert und mittels des TA-Klonierungskits (Invitrogen) in den
Vektor pCR2.1 geklont, was zu den Plasmiden pRK80b und pRK80c führte. Die
Sequenzen der Inserte, die mittels des reversen Sequenzierungsprimers
bzw. Standardverfahren (MWG Biotech) bestimmt wurde, sind in den
SEQ-ID Nr.: 28 bzw. 29 veranschaulicht.
-
C. Ergebnisse:
-
Als
Testvektor für
eine C31-Int-vermittelte DNA-Inversion wurde das Plasmid pRK73 gemäß der Beschreibung
in A. oben konstruiert. PRK73 enthält ein DNA-Segment mit einer
Größe von 1,1
kb (der codierenden Region des Puromycin-Resistenzgens), das 5' von attB mit 84
bp und 3' von der
attP-Erkennungsstelle mit 84 bp von C31-Int flankiert ist (7A). Diese attB- und diese attP-Stelle
sind einander entgegengesetzt orientiert, was eine Inversion des
flankierten DNA-Segments (7B) im Vergleich
zur natürlichen
Orientierung von attB und attB im Phagen phiC31 und dem Bakteriengenom
ermöglicht,
wodurch die Integration oder Deletion des Phagen-Genoms ermöglicht wird.
Als Kontrolle enthält
der Vektor pRK73 zusätzlich
zwei Cre-Rekombinase-Erkennungs-(loxP-)Stellen
in entgegengesetzter Orientierung neben den att-Stellen.
-
Das
vorhergesagte Produkt der C31-Int-vermittelten Inversion von pRK73
ist in pRK73-inv (SEQ-ID Nr.: 30) aufgeführt.
-
Als
zweite Komponente des gewünschten
Testsystems konstruierten wir einen Säuger-Expressionsvektor für C31-Int,
das Plasmid pRK65, das den CMV-IE- Promotor stromaufwärts von der C31-Int codierenden Region
enthält,
gefolgt von einem synthetischen Polyadenylierungssignal (8).
-
Der
Rekombinationssubstrat-Vektor pRK73 wurde entweder allein oder zusammen
mit dem C31-Int-Expressionsvektor pRK65 oder zusammen mit einem
Expressionsvektor für
Cre-Rekombinase, CMV-Cre, in die murine Fibroblasten-Zelllinie MEF5-5
transfiziert. Zwei Tage nach der Transfektion wurde DNA aus den
drei Proben hergestellt und auf das Auftreten des erwarteten, mit
Cre oder C31 erzeugten Inversionsprodukts mittels einer spezifischen
Polymerase-Kettenreaktion (PCR) getestet. Unter Verwendung der Primer P64-1
und P64-3 zur Amplifizierung kann ein Produkt mit 608 bp erst nach
einer Rekombinase-vermittelten Inversion zwischen der lox- oder
der att-Stelle erhalten werden (7B).
Dieses Produkt stellt die Verbindung 5' des Puromycin-Resistenzgens dar, die
von einer attB-Stelle im Vektor pRK73 eingenommen wird; nach einer C31-Int-vermittelten
Inversion würde
diese Stelle zu einer attR-Stelle rekombiniert.
-
Wie
in 9A veranschaulicht ist, wurde ein
solches Amplifizierungsprodukt nur in denjenigen Proben gefunden,
die mit den Cre- oder C31-Rekombinase-Expressionsvektoren cotransfiziert waren.
Um zu beweisen, dass das PCR-Produkt,
das nach einer Cotransfektion der Plasmide pRK73 und pRK65 gefunden
wurde, tatsächlich
das Inversionsprodukt einer C31-Int-vermittelten Rekombination darstellt,
wurde dieses DNA-Fragment in einen Plasmidvektor geklont, und seine
DNA-Sequenz wurde bestimmt. Zwei unabhängige Klone, pRK80b und pRK80c,
wurden analysiert und wiesen exakt die Sequenz einer attR-Stelle
auf, die von einer C31-Int-vermittelten Rekombination erwartet wird
(Thorpe und Smith, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95, 5505–5510 (1998)),
was zur Inversion des attB/attP-flankierten Puromycin-Resistenzgens
führt (9B). Obwohl dies hier nicht formal bewiesen
ist, folgt aus der Kenntnis zur C31-Int-vermittelten Rekombination
(Thorpe and Smith, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95, 5505–5510 (1998)),
dass die 3' vom
invertierten Puromycin-Resistenzgen
angeordnete Verbindung eine attL-Stelle veranschaulicht.
-
Zusammengefasst
demonstriert dieses Experiment, dass es möglich ist, in einer Säuger-Zelllinie
ein DNA-Segment zu invertieren, das von einem Paar von C31-Int attB/attP-Erkennungsstellen
flankiert ist, wodurch ein Paar von attR/attL-Stellen erzeugt wird.
Weil die Kombination von attR/attL nicht von C31-Int allein rekombiniert
wird (Thorpe and Smith, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95, 5505–5510 (1998)),
stellt die oben beschriebene Reaktion ein System zur unidirektionalen
Inversion von DNA-Segmenten dar.
-
Beispiel 3
-
Es
wurden Plasmidvektoren konstruiert, die es ermöglichen, die Effizienz der
Cre-Rekombinase-vermittelten Inversion eines DNA-Segments, das von
verschiedenen einfach mutierten lox-Stellen flankiert ist, im Vergleich
zur Inversion desselben DNA-Segments zu testen, das von einer Wildtyp-loxP-Stelle und einer
doppelt mutierten lox-Stelle flankiert ist. Diese Vektoren wurden
zusammen mit einem Cre-Expressionsvektor in eine Maus-Zelllinie
transfiziert, und die relative Inversionseffizienz wurde über die
Expression von β-Galactosidase
als Reportergen bestimmt.
-
A. Vektorkonstruktion:
-
Konstruktion
von pRK74 (SEQ-ID Nr.: 31): Ausgehend vom Plassmid pRK62, das mit
dem Plasmid pRK57 identisch ist (siehe Beispiel 1), außer, dass
ein Paar von (irrelevanten) FRT-Stellen in die PmeI-Stelle insertiert
wurde, wurde eine XhoI – NotI-Kassette
(wobei die hervorstehenden Enden aufgefüllt waren) in die NotI-Stelle
von pRK62 (aufgefüllten
Enden) ligasiert. Die Kassette von 4,4 kb enthält eine Spleißakzeptor-Sequenz
von 120 bp vom Exon2 der größeren späteren Region
des Adenovirus-Typs 2, gefolgt von der inneren Ribosomen-Eintrittsstelle
eines ECMV-Virus und der codierenden Region von β-Galactosidase (AgeI-BamHI-Fragment
von Plasmid pCH110; Pharmacia) und eine Polyadenylierungssequenz
des Plasmids PSV-Pax1 (Buchholz et al., Nucleic Acids Res., 24,
4256–4262
(1996)). Das resultierende Plasmid pRK72 enthält die β-Galactosidase-Kassette zwischen
einem Paar von lox66- und lox71-Stellen in entgegengesetzter Orientierung.
Als Nächstes
wurde das Plasmid pRK72 mit PacI geöffnet und mit einem PmeI-HindIII-Fragment (Enden geglättet) mit
850 bp des Plasmids pRK50 ligasiert, wodurch eine CMV-Promotor-
und eine Spleißdonorstelle erhalten
wurden (Choi et al., Mol. Cell. Biol. 11, 3070–3074 (1991)), was zum Plasmid
pRK74 führte.
Zum pRK76 abzuleiten, wurde das Plasmid pRK72 mit SalI (gefüllte Enden)
geöffnet
und mit dem PmeI-HindIII-Fragment (Enden geglättet) mit 850 bp des Plasmids
pRK50 ligasiert, was zum Plasmid pRK75 führte. PRK75 wurde mit dem Cre-Expressionsvektor
p705-Cre (Buchholz et al., Nucleic Acids Research, 24, 3118–3119 (1996))
in E.-coli-DH5-Zellen cotransformiert, wodurch die β-Galactosidase-Kassette
in Bakterien invertiert wurde. Einer der invertierten Subklone wurde
als pRK76 (SEQ-ID Nr.: 32) bezeichnet. Zur Erzeugung des Cre-Expressionsplasmids
CMV-Cre wurde die codierende Sequenz von Cre-Rekombinase in die
NotI- und XhoI-Stellen des Plasmids pRK50 (SEQ-ID Nr: 33) geklont.
-
B. Transfektion und Messung der β-Galactosidase-Aktivität:
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MEF5-5-Mausfibroblasten
(Schwenk et al., Nucleic Acids Research, 26, 1427–1432 (1998))
(10 000 Zellen pro Napf einer Platte mit 24 Näpfen (Falcon)) wurden mit 1 μg pRK74 oder
pRK76 allein oder zusammen mit 500 ng CMV-Cre-Plasmid transfiziert, wobei das FuGene-Transfektionsreagens
(Roche Diagnostics) verwendet wurde. Nach 2 Tagen wurden die Zellen
lysiert, und die β-Galactosidase-Aktivitäten wurden
mit der β-Galactosidase-Reportergen-Anordnung (Roche
Diagnostics) nach den Richtlinien des Herstellers unter Verwendung
eines Luminometers Lumat LB 9507 (Berthold) bestimmt.
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C. Ergebnisse:
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Die
Wirksamkeit der Cre-vermittelten Inversion eines DNA-Segments, das von
den einfachen mutierten lox66- und lox71-Stellen flankiert war,
wurde mit der Inversion desselben DNA-Segments, das von einer Wildtyp-loxP-Stelle
und einer doppelt mutierten lox-Stelle unter Verwendung der Rekombinations-Substratvektoren
pRK74 und pRK76 flankiert war, verglichen (10). Das
Plasmid pRK74 enthält
einen CMV-Promotor zur Expression in Säugerzellen, gefolgt von einer
Kassette, die das E.-coli-β- Galactosidasegen
und eine Polyadenylierungssequenz in inverser Orientierung zum CMV-Promotor
enthält.
Diese Kassette ist von den einfach mutierten lox-Stellen lox66 und lox71 in entgegengesetzter
Orientierung flankiert (Albert et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995)).
Bei einer Expression von Cre-Rekombinase
kann diese Kassette invertiert werden und ermöglicht die Erzeugung von β-Galactosidase
als Maß für die Rekombinationseffizienz.
Das Plasmid pRK76 ist wie pRK74 strukturiert, außer, dass die inverse β-Galactosidasekassette
von einer doppelt mutierten lox-Stelle lox66/71 und einer Wildtyp-loxP-Stelle
flankiert ist. Weil die Stellen lox66 und lox71 zu einem Paar aus
lox66/71 (mit der Bezeichnung lox72 in Albert et al., The Plant
Journal, 7, 649–659
(1995)) und loxP-Stellen (Albert et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995))
rekombiniert sind, ermöglicht
der Vergleich der β-Galactosidase-Aktivitäten, die
aus den Plasmiden pRK74 oder pRK76 nach einer Coexpression von Cre-Rekombinase
erzeugt werden, einen Vergleich der relativen Effizienz, mit der
ein Paar von lox66//lox71- oder lox66/71//loxP-Stellen rekombiniert wird.
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PRK74
und pRK76 wurden vorrübergehend
entweder allein oder mit dem Cre-Expressinsvektor CMV-Cre
in eine murine Fibroblasen-Zelllinie transfiziert. Nach zwei Tagen
wurden die Zellen lysiert, und die Grade der β-Galactosidase-Aktivität in den
Lysaten wurde mittels Chemolumineszenz bestimmt. Wie in Tabelle 2
unten aufgeführt
ist, führte
die Coexpression von Cre mit dem Plasmid pRK74 zu einer Erhöhung von
20024 RLU, während
die Coexpression von Cre mit dem Plasmid pRK76 eine verminderte
Aktivitätserhöhung von 7554
RLU aufwies. Wenn der letztere Wert als eine Inversionseffizienz
von 1 definiert wird, wird das Plasmid pRK74 mit einer um das 2,64-Fache höheren Effizienz
rekombiniert (Tabelle 2). Tabelle 2
Plasmide | β-Galactosidase-Aktivität (relative
Lichteinheiten (RLU) | Aktivitätsanstieg | Relativer
Anstieg |
pRK74
pRK74
+ CMV-Cre | 1923
21
947 | 20 024 | 2,64 |
pRK76
pRK76
+ CMV-Cre | 5252
12
826 | 7574 | 1 |
Keine
DNA | 1660 | | |
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Aus
diesen Ergebnissen schließen
wir, dass ein Paar von lox66/loxP-Stellen (in pRK76) durch Cre in Säugerzellen
(mittels Inversion) rekombiniert werden kann, wobei dieser Typ von
Erkennungsstellen aber um das 3-fache weniger effizient als ein
Paar von lox66/lox71-Stellen (in pRK74) erkannt wird. Somit sollte
unter Gleichgewichtsbedingungen unter der Voraussetzung eines Sättigungsgrades
von Cre-Rekombinase ein Plasmid, das eine der beiden lox-Stellen-Kombinationen
enthält,
so rekombiniert werden, dass etwa 75% der Moleküle die lox66/71//loxP-Konformation
und etwa 25% der Moleküle
die lox66/lox71-Konformation enthalten. Dieses Ergebnis bestätigt die ähnliche
Beobachtung, die von Albert et al., The Plant Journal, 7, 649–659 (1995) für Pflanzenzellen
erhalten wurde und bestätigt,
dass eine ungleiche Rekombination zwischen mutierten lox-Stellen
auch in einer murinen Zelllinie erfolgt.
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Zusammenfassend
kann diese Reaktion zum Verschieben des Gleichgewichts einer Cre-vermittelten Inversionsreaktion
zu derjenigen Seite des Produkts, die das Paar von lox66/71//loxP-Stellen
enthält,
verwendet werden.
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