DE4445665C2 - Spritzgießwerkzeug zur Herstellung von Kunststoffteilen - Google Patents
Spritzgießwerkzeug zur Herstellung von KunststoffteilenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Spritzgießwerkzeug zur Herstellung
von Kunststoffteilen durch Einspritzen von niedrig-viskosem
Kunststoff-Ausgangsmaterial mit einer Viskosität in einem
Bereich von 20 bis 140 Pa·s , vorzugsweise 40 bis 90 Pa·s,
oder mit partikelförmigen und orientierbaren Füll- und
Verstärkungsstoffen von 5 bis 70 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 50
Gew.-%, in eine Hohlform, wobei das Kunststoff-Ausgangsmaterial
während des Einspritzens in die Hohlform entsprechend seiner
Fließrichtung in der Hohlform eine Orientierung erfährt, die
nach der Verfestigung zu einer lokalen Anisotropie des
Kunststoffes führt, und wobei die Hohlform über ihre Kontur
unterschiedliche Fließquerschnitte aufweist.
Ein solches Spritzgießwerkzeug ist bekannt aus dem Artikel von
H. Bangert in der Zeitschrift "Kunststoffe 79" (1989) 12, Seiten
1327-1333.
In der DE 39 34 115 C2 wird ein Spritzgießwerkzeug mit 2
Angußbohrungen und einem Heißkanalblock beschrieben, welchem
jeweils ein Plastifizier- und Einspritzaggregat zugeordnet ist.
Weitere Angußbohrungen werden durch Einwegventile getaktet
geöffnet bzw. verschlossen, so daß damit unterschiedliche
Fließwege und somit ein mehrfacher Fließrichtungswechsel des
thermoplastischen Materials durchführbar ist. Durch mindestens
einen, die Formteilkontur tragenden Kern, welcher gesteuert
verfahrbar ist, kann ein kontinuierlicher Schichtenaufbau durch
langsame Vergrößerung der Wandstärke während des
Spritzrichtungswechsels realisiert werden. Dieses komplizierte
Werkzeug erfordert 2 Plastifizier- und Einspritzaggregate sowie
aufwendige Werkzeug- und Steuerungstechnik und ist daher nur für
sehr teure Formteile bzw. für eine Großserienfertigung geeignet.
Eine Orientierung des Schmelzestromes ist nur in Richtung sich
jeweils gegenüberliegender Angußbohrungen möglich, so daß nur
bestimmte Formteilgeometrien mit hohem Orientierungsgrad
herstellbar sind. Es ist mit einem höheren Zeitaufwand bei der
Verarbeitung gegenüber der herkömmlichen Spritzgießtechnik zu
rechnen.
In einem anderen Verfahren nach EP 0201029 A2 wird die
Herstellung von Folien und Formteilen beschrieben, in dem
thermotrope Fasern oder Filamente entweder unter beliebigem
Winkel geordnet zu einem Flächengebilde abgelegt oder in
statistisch verteilten Richtungen vorgelegt werden oder in Form
von Geweben, Gelegen, Vliesen oder Maschenwaren bei höherer
Temperatur und gegebenenfalls unter Druck durch Pressen
kompaktiert werden, ohne daß die Fasern bzw. die Filamente
aufschmelzen, sondern nur an ihrer Oberfläche anschmelzen, so
daß deren anisotrope Eigenschaften erhalten bleiben. Es können
damit isotrope wie auch anisotrope Eigenschaften flächig
eingestellt werden. Dieses Verfahren setzt die Herstellung von
Fasern oder Filamenten voraus, erfordert eine im Winkel exakte
Ablage der Zuschnitte aus Fasern bzw. Filamenten und benötigt
eine Preßtechnik mit exakter Temperatursteuerung über die zu
verpressende Fläche, um die Fasern nur anzuschmelzen. Das
Verfahren ist sehr aufwendig, wobei es sich für Folien, nicht
aber für komplizierte Formteile eignet.
Nach der DE 42 14 202 A1 werden Kunststofflaminate hergestellt,
indem einzelne, in eine Richtung orientierte spritzgegossene
Flüssigkristallpolymer- Schichten getrennt voneinander
hergestellt und anschließend verklebt und/oder verschweißt
werden oder durch Mehrfarbenspritzgieß-technik hergestellt
werden.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demgegenüber, ein
Spritzgießwerkzeug der eingangs genannten Art vorzustellen, bei
dem in möglichst einfacher und kostengünstiger Art auch
großflächige Formteile in einem Arbeitsgang herstellbar sind,
bei denen durch Werkzeuggestaltung die Orientierung des
Schmelzeflusses in die zu erwartende Belastungsrichtung gelegt
wird und damit die hohen anisotropen Eigenschaften des
Werkstoffes ausgenutzt werden wobei eine gezielte Verteilung der
Fließströme des eingespritzten Kunststoffmaterials ermöglicht
wird. Durch den Aufbau von Sandwich-Strukturen kann insbesondere
auch die Ausbildung von vier oder mehr hochorientierten
Haut schichten beim Erkalten des Kunststoffmaterials bewirkt
werden, wobei der Hauptanteil des Volumens des herzustellenden
Formteils durch relativ preisgünstiges Kernmaterial gebildet
werden kann, während das hochwertige und damit relativ teure
Hautmaterial in wesentlich geringeren Mengen eingesetzt werden
muß. Hierbei sind die Herstellungskosten für die Hohlform
besonders niedrig. Bei Verwendung der gleichen Hohlform können
durch den Einsatz unterschiedlich geformter Formteilkerne
unterschiedliche Fließquerschnittstrukturen erzeugt werden. Es
können beim Formteil optisch homogene Oberflächen erzeugt
werden, bei denen dennoch im Inneren unterschiedliche
Orientierungen der lokalen Anisotropiebereiche des Kunststoffs
bestehen. Durch Sandwichstrukturen kann eine multiaxiale
Orientierung erreicht werden.
In Verbindung mit dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 wird
diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Fließquerschnitte
ausgehend von Einspritzpunkten oder Einspritzlinien in
vorbestimmten Bereichen der Hohlform derart verengt sind
und/oder kurzzeitig in der Phase des Einspritzens dieses
Bereiches verschlossen und anschließend geöffnet werden können,
daß das einfließende Kunststoff-Ausgangsmaterial in vorbestimmte
Richtungen umgelenkt wird, daß die Hohlform im Innern
Fließkanäle und/oder Stege und/oder Rippen aufweist, daß die
Hohlform zum Umgießen eines oder mehrerer Spritzteilkerne
ausgebildet ist, wobei die Spritzteilkerne unterschiedliche
Querschnitte aufweisen, so daß beim Umspritzen in
Zusammenwirkung mit der Hohlform unterschiedliche
Fließquerschnitte gebildet werden.
Das mehr oder weniger flüssige Kunststoff - Ausgangsmaterial
füllt beim Einspritzen nämlich zunächst ausgehend von den
Einspritzpunkten oder - linien diejenigen Bereiche auf seiner
Flußbahn durch die Hohlform, die einen größeren Querschnitt
aufweist, während Bereiche mit geringeren Fließquerschnitten
erst später ausgefüllt werden, so daß durch eine entsprechende
Wahl unterschiedlich großer Fließquerschnitte in vorbestimmten
Bereichen der Hohlform vorbestimmte Flußrichtungen des Kunst
stoffmaterials und damit vorbestimmte lokale Anisotropien im
Formteil nach Verfestigung des Kunststoffes erzwungen werden.
Vorteilhaft ist eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Spritzwerkzeuges, bei der die Hohlform Bereiche mit im
wesentlichen konstanten Fließquerschnitten aufweist. Dadurch
können Formteilbereiche mit nahezu konstanter Anisotropie
ausgebildet werden, die an Bereiche mit anderer ebenfalls lokal
konstanter Anisotropie angrenzen.
Eine besonders scharfe, definierte Abgrenzung von Bereichen
unterschiedlicher Anisotropie wird durch eine Weiterbildung
dieser Ausführungsform erreicht, bei der unterschiedliche
Fließquerschnitte von aneinander angrenzenden Bereichen
konstanten Querschnitts abgestuft ineinander übergehen.
Bei einer alternativen Ausführungsform, bei der unterschiedliche
Fließquerschnitte von aneinander angrenzenden Bereichen
konstanten Querschnitts kontinuierlich ineinander übergehen,
werden "sanfte" Übergänge zwischen den Bereichen
unterschiedlicher Anisotropie erreicht.
In den Rahmen der Erfindung fallen auch Formteile aus
Kunststoff, die unter Zuhilfenahme eines erfindungsgemäßen
Spritzgießwerkzeuges der oben beschriebenen Art hergestellt
sind.
Weiterhin fällt in den Rahmen der Erfindung auch eine Verfahren
zur Herstellung solcher Formteile, bei dem eine oder mehrere
Formteilkerne in einem Mehrfarben-Spritzgießverfahren umgossen
werden. Damit können ohne weiteres auch unterschiedliche Lagen
eines "Sandwiches" mit unterschiedlichen Materialeigenschaften
aufgrund unterschiedlicher lokaler Anisotropien hergestellt
werden.
Besonders bevorzugt ist eine Ausführungsform der Erfindung, bei
der das Kunststoff - Ausgangsmaterial plastifizierbare Flüssig
kristall - Polymere ( = LCP ) enthält. Dies führt zu einer
Ausbildung von besonders ausgeprägten anisotropen Eigenschaften
beispielsweise Festigkeit, Steifigkeit, Wärmeausdehnungsver
halten, Wärmeleitfähigkeit, elektrische Leitfähigkeit etc.) im
verfestigten Zustand des Kunststoffs. Dadurch können Bereiche
des späteren Formteils mit völlig unterschiedlichen lokalen
Eigenschaften erzeugt werden.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung
und der Zeichnung.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden nachfolgend erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 die schematische Gestaltung eines Formteiles, beispiels
weise anhand einer spritzgegossenen Platte zur Umlenkung des
Schmelzestromes mit abgestuften Übergängen zu kleineren
Querschnitten
Fig. 2a die schematische Gestaltung eines Formteiles,
beispielsweise anhand einer spritzgegossenen Platte zur
Umlenkung des Schmelzestromes mit quasi-kontinuierlichen
Übergang zum kleineren Querschnitt
Fig. 2b und 2c Gestaltungsmöglichkeiten von Querschnittüber
gängen zur Erzeugung von Vorzugsorientierungen
Fig. 3a die Ansicht einer Variante eines gestalteten Formteil
kernes für Sandwichstrukturen am Beispiel einer Platte
Fig. 3b die Ansicht eines umspritzten Kernes und dabei erzeugte
Vorzugsorientierungen in der Decklage
Fig. 4a beispielsweise die Herstellung des Kernes
Fig. 4b beispielsweise das Umspritzen des Kernes mittels
Mehrfarbentechnik
Fig. 4c einen Querschnitt aus Fig. 4b mit 2 orientierten
Decklagen und 4 Hautlagen.
In Fig. 1 ist beispielsweise an einer beliebigen spritzge
gossenen Platte mit 1 die linienförmige Anspritzung des
Formteiles, mit 2 die wesentliche Orientierungsrichtung
Pfeilrichtung ) und mit 3 die Reihenfolge des Ausfließens der
Kontur (hier I bis IV ) bzw. die abnehmende Plattendicke
dargestellt. Wesentliche Voraussetzung des Ausfließens in dieser
Reihenfolge ist das quellförmige Füllen der Kontur vom
Anspritzpunkt oder -linie aus, was nur mit einem niedrigviskosen
Kunststoff möglich ist, sowie die gestufte Reduzierung der
Fließquerschnitte in 4, welche zu einem Umlenken der Fließfront
führen. Ist dieser niedrigviskose Kunststoff orientierbar, so
werden diese Orientierungen beim Erkalten eingefroren. Ein
großer Vorteil bei Verwendung von Flüssigkristall-Polymeren ist,
daß diese insbesondere bei kleineren Fließquerschnitten durch
Ausbildung einer hochorientierten, dickeren Hautlage durch
schnelleres Abkühlen auch höhere Festigkeiten erzielen.
In Fig. 2a ist beispielsweise an einer beliebigen spritzge
gossenen Platte in 5 ein kontinuierlicher Übergang zu kleineren
Fließquerschnitten dargestellt. Die Fig. 2b und 2c zeigen in
Schnittdarstellungen in 6 und 7 weitere Beispiele des
kontinuierlichen Überganges zur Umlenkung des Schmelze-stromes
in gewünschter Reihenfolge 3.
In Fig. 3a ist beispielsweise an einer beliebigen spritzge
gossenen Platte eine Variante eines gestalteten Formteilkernes
für Sandwichstrukturen dargestellt. In diesem Formteilkern 8
sind Fließkanäle in 9 eingebracht, welche eine Querschnittsredu
zierung einseitig oder beidseitig des Kernes sein können und
auch nicht wie dargestellt, deckungsgleich sein müssen. Durch
letzteres ist es möglich, beim Umspritzen mit orientierbarem
Material an der Oberseite eine andere Fließ- und Orientierungs
richtung als an der Unterseite zu erzeugen. Dieses Umspritzen
wird in Fig. 3b in der Schnittdarstellung vorgestellt, wobei
in 10 die Decklage dargestellt ist.
In Fig. 4a wird die Herstellung des Formteilkernes mittels
Spritzgießwerkzeug in 11 als Werkzeugkontureneinsatz mit
Kühlkanälen dargestellt. Über einen Anschnitt in 12 gelangt die
polymere Schmelze aus der Düse in die Werkzeugkontur und bildet
den Formteilkern 8 aus.
In Fig. 4b wird hier beispielsweise eine Kernkomponente mittels
der Mehrfarben- Spritzgießtechnik mit einer Decklage in 10
umspritzt.
In Fig. 4c wird ein Ausschnitt eines Fließquerschnittes aus 13
in Fig. 4b dargestellt. Dabei zeigen dieser in 8 den Formteil
kern, in 9 die 2 Decklagen mit jeweils 2 hochorientierten LCP-
Hautlagen in 14 und in deren Mitte einer weniger orientierten
LCP-Kernschicht in 15.
Claims (8)
1. Spritzgießwerkzeug zur Herstellung von Kunststoffteilen
durch Einspritzen von niedrig-viskosem Kunststoff-Aus
gangsmaterial mit einer Viskosität in einem Bereich von
20 bis 140 Pa·s, vorzugsweise von 40 bis 90 Pa·s, oder mit
partikelförmigen und orientierbaren Füll- und Verstärkungs
stoffen von 5 bis 70 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 50 Gew.-%,
in eine Hohlform, wobei das Kunststoff-Ausgangsmaterial wäh
rend des Einspritzens in die Hohlform entsprechend seiner
Fließrichtung in der Hohlform eine Orientierung erfährt, die
nach der Verfestigung zu einer lokalen Anisotropie des
Kunststoffes führt, und wobei die Hohlform über ihre Kontur
unterschiedlich große Fließquerschnitte aufweist, dadurch
gekennzeichnet,
- - daß die Fließquerschnitte ausgehend von Einspritz punkten oder Einspritzlinien in vorbestimmten Bereichen der Hohlform derart verengt sind und/oder kurzzeitig in der Phase des Einspritzens dieses Bereiches verschlos sen und anschließend geöffnet werden können, daß das einfließende Kunststoff-Ausgangsmaterial in vorbestimm te Richtungen umgelenkt wird,
- - daß die Hohlform im Innern Fließkanäle und/oder Stege und/oder Rippen aufweist,
- - daß die Hohlform zum Umgießen eines oder mehrerer Spritzteilkerne ausgebildet ist, wobei die Spritzteil kerne unterschiedliche Querschnitte aufweisen, so daß beim Umspritzen in Zusammenwirkung mit der Hohlform un terschiedliche Fließquerschnitte gebildet werden.
2. Spritzgießwerkzeug nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Hohlform Bereiche mit im
wesentlichen konstanten Fließquerschnitten aufweist.
3. Spritzgießwerkzeug nach Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß unterschiedliche Fließquerschnitte von
aneinander angrenzenden Bereichen konstanten Querschnitts
abgestuft ineinander übergehen.
4. Spritzgießwerkzeug nach Anspruch 2, dadurch
gekennzeichnet, daß unterschiedliche Fließquerschnitte von
aneinander angrenzenden Bereichen konstanten Querschnitts
kontinuierlich ineinander übergehen.
5. Spritzgießwerkzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß Bereiche mit unterschiedlichen und/oder auch gleichen
Fließquerschnitten auch durch Fließbarrieren vollständig
oder teilweise voneinander getrennt sind, welche in der
Phase des Einspritzens des Kunststoff-Ausgangsmaterials nach
der Füllung dieses Bereiches zeitabhängig getaktet
vollständig oder teilweise, bezogen auf den Fließquer
schnitt, in geeigneter Weise zurückgezogen werden kön
nen, so daß der/die nachfolgende(n) Bereich(e) gestuft
in jeweils vorbestimmten Richtungen gefüllt und orien
tiert werden.
6. Formteil aus Kunststoff, hergestellt mit einem
Spritzgießwerkzeug nach einem der vorhergehenden
Ansprüche.
7. Verfahren zur Herstellung eines Formteils nach Anspruch
6, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder mehrere Spritz
teilkerne mit einem Mehrfarben-Spritzgießverfahren her
gestellt und umgossen werden.
8. Verfahren zur Herstellung eines Formteils nach Anspruch
6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kunststoff-
Ausgangsmaterial gewählt wird, welches plastifizierbare
Flüssigkristall-Polymere (=LCP) enthält.
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