DE4424291A1 - Verfahren zur Herstellung bitumenverträglicher Kunststoffcompounds und deren Verwendung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung bitumenverträglicher Kunststoffcompounds und deren VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung bitumenver
träglicher Kunststoffcompounds auf Basis von Altelasten, die für
die Herstellung von heißlagerstabilen Polymerbitumina und von
Polymerasphalten für hochbeanspruchte Straßendecken sowie zur
Herstellung von Dachbahnen und von Vergußmassen eingesetzt wer
den.
Straßenasphaltdecken in Kreuzungsbereichen, in Haltestellen
bereichen und auf Kriechspuren erleiden bei hohem Verkehrsauf
kommen von LKW mit hohen Achsdrücken sowie bei hohen Brems- und
Beschleunigungskräften bei Sommertemperaturen Verformungen und
Verdrückungen, was sich in einer Spurrillenbildung auf Kriech
spuren und in Haltestellenbereichen sowie in einer Wellenbildung
in Kreuzungsbereichen äußert. Bei Frosttemperaturen führt die
Versprödung von Asphalten zu Rißbildungen, die Ausgangspunkt für
die Zerstörung der Straßendecke sind.
Bekannte Verfahren zur Herabsetzung der Temperaturempfindlich
keit von Bitumen beinhalten den Zusatz von bitumenverträglichen
Polymeren wie ataktischem Polypropylen, Styren-Butadien-Styren-
Blockcopolymeren, Polyisopren, Naturkautschuk, Ethylen-Acrylat-
Copolymeren, Ethylen-Vinylacetat-Copolymeren von EPDM-Kautschuk.
(G. Zenke, Bitumen (1981) 1, 8-15;
(G. Zenke, Bitumen (1981) 1, 8-15;
- K. Damm, Bitumen (1990) 1, 2-9;
- K. Kolb, Bitumen (1985) 3, 97-105;
- G. Zenke, Das stationäre Mischwerk (1979) 5, 7-20;
- K. Ditter, Straße und Autobahn (1989) 9, 358-361;
- O. Hartner, Die Asphaltstraße (1993) 2, 18-32).
Diese Kunststoffe erfüllen das Kriterium der Heißlagerbestän
digkeit, d. h. bei Lagerung der Bitumen-Kunststoff-Mischungen
bei 180°C erfolgt keine Phasentrennung unter Aufschwimmen des
Kunststoffanteils. Diese Heißlagerbeständigkeit bildet die we
sentliche Voraussetzung für die störungsfreie Verarbeitung von
Polymerbitumina in Asphaltmischstationen.
Auf Grund des hohen Aufkommens von Altgummi - nahezu 2 Mio t in
der BRD 1993 - gibt es ,viele Bemühungen, bei der Herstellung von
Polymerbitumina die eingesetzten bitumenverträglichen Elasto
meren durch Altgummi zu substituieren, um den Altgummi dadurch
einer werkstofflichen Wiederverwendung zuzuführen. Das Haupt
problem besteht darin, daß Altgummi in vulkanisierter Form vor
liegt und infolge der Vernetzung keine Bitumenverträglichkeit
besitzt. In vulkanisierter Form findet Altgummi lediglich An
wendung in Asphalt-Sonderbelägen für Spiel- und Sportplätze,
der Altgummi ist dabei aber Bestandteil des Korngerüstes, nicht
der Bindemittelphase (DD 1 53 887).
Bekannte Verfahren zur Verbesserung der Bitumenverträglichkeit
vulkanisierter Elastomerer auf Basis Altgummi sind der Zusatz
von Kompatibilisatoren wie niedermolekulares Polyisobutylen
(DE 21 24 335) und anderer bitumenverträglicher Elastomerer
unter Zusatz von Schweröl (EP 305 225) oder die Mastikation von
Gummimehl in Gegenwart von Bitumen und Schweröl (EP 439 232).
Als weitere Verfahren zur Verbesserung der Bitumenverträglich
keit von Altgummi sind der thermische Abbau von Gummimehl in
Heißbitumen (F. Hugo, Asphalt Paving Technol. 58 (1989),
303-336; R. Schnormeier, Bitumen (1991) 4, 193) sowie die Devulkani
sation von Gummimehl in Gegenwart nichtvulkanisierter Elasto
merer bekannt (EP 557 923).
Der Einsatz von Polymerbitumina in konventionellen Asphalt
mischstationen erfordert jedoch eine Heißlagerbeständigkeit des
Bindemittels bei 180°C über einen Zeitraum von 36 Stunden, um
Probleme bei der Verpumpung und Dosierung sowie eine Schichten
bildung im Bindemitteltank auszuschließen.
Aufzufinden war daher ein Verfahren zur Herstellung bitumen
verträglicher Kunststoffcompounds auf Basis von Altelasten, die
für heißlagerbeständige. Polymerbitumina und für Straßenasphal
te problemlos eingesetzt werden können.
Das Problem wurde dadurch gelöst, daß erfindungsgemäß in einem
kontinuierlichen Extruderverfahren Elaste mit Polyolefinen und
Bitumen in Gegenwart von Modifikatoren bei Temperaturen im Be
reich von 270°C bis 450°C einer reaktiven Compoundierung
unterzogen werden.
Dabei werden Bitumen und Modifikatoren vorteilhafterweise durch
Injektoren flüssig in die Kunststoffschmelze eingespritzt.
Elast- und Polyolefinkomponente werden dabei entweder gleich
zeitig in den Einzugstrichter des Extruders dosiert oder die
Dosierung der Elastkomponente erfolgt über einen zweiten Einzugs
trichter nach Homogenisierung der Polyolefinschmelze mit Bitu
men.
Die Dosierung der Modifikatoren wird nach Homogenisierung der
Komponenten Elast/Polyolefin/Bitumen durchgeführt.
Für das erfindungsgemäße Verfahren werden als Elaste bevorzugt
gewerbliche Elastabfälle und Altelaste auf Basis von Butadien-
Styren-Kautschuk, Polyisopren, Naturkautschuk, Butadien-Akryl
nitril-Kautschuk, AP-Kautschuk und APT-Kautschuk eingesetzt. Die
eingesetzten Polyolefine sind bevorzugt die Polyolefinmischfrak
tion der Altkunststoffaufbereitung, Polypropylen und Polybuten-
Gewerbeabfälle, PE-ND aus der Altfolienaufbereitung sowie Ge
werbeabfälle und Altkunststoffe auf Basis thermoplastischer
Elastomerer.
Als Bitumina werden bevorzugt Raffineriebitumina der Klassifi
kation B 45 bis B 200 eingesetzt. Die erfindungsgemäß angewandten
Modifikatoren sind bevorzugt Maleinsäureanhydrid, Itakonsäurean
hydrid, Phthalsäureanhydrid, (Meth)-Akrylsäureester und (Meth)-
Akrylsäure.
Das Compound setzt sich aus einem Elastanteil von 20 bis 50
Masse-%, einem Polyolefinanteil von 20 bis 60 Masse-% und einem
Bitumenanteil von 20 bis 65 Masse-% zusammen.
Der Anteil an Modifikatoren, bezogen auf das Compound, beträgt
0,5 bis 5 Masse-%. Zur Herstellung heißlagerbeständiger Polymer
bitumina werden die erfindungsgemäßen Kunststoffcompounds in
Anteilen von 3 bis 25 Masse-% sowie reaktive Zuschlagsstoffe in
Anteilen von vorzugsweise 0,1 bis 3 Masse-% zugesetzt. Die reak
tiven Zuschlagsstoffe sind bevorzugt basische Metallverbindungen
wie Oxide, Karbonate und Azetate von Kalzium, Zink, Magnesium
und Eisen sowie Diamine, flüssige Polybutadiene mit Aminoend
gruppen oder Butadien-Akrylnitril-Kautschuk.
Für die Herstellung von Straßenasphalt in Asphaltmischanlagen
werden die bitumenverträglichen Kunststoffcompounds in Anteilen
von 0,1 bis 1,2 Masse-% eingesetzt.
Die erfindungsgemäße Lösung bietet somit eine vorteilhafte
Wiederverwendungsmöglichkeit von Altgummi.
In einen gleichlaufenden Doppelschneckenreaktionsextruder Typ
Werner & Pfleiderer ZSK 53 L/D = 42 mit angeflanschtem stati
schen Mischer und Unterwassergranulierung werden über getrennte
Dosierbandwaagen Gummimehl aus der Altreifenaufbereitung mit
13 kg/h und kompaktiertes Polyethylen-Altfolienmaterial mit
10 kg/h dosiert. In die Kunststoffschmelze werden bei 340°C
über einen Injektor Bitumen B 80 mit 10 l/h und tert. Butyl
acrylat mit 0,25 l/h eingespritzt. Das resultierende Kunststoff
compound besitzt einen Schmelzindex von 38 g/10 min bei 190°C/
2,16 kp.
In einem elektrisch beheizten 100 l-Rührbehälter mit Ankerrührer
und Bodenablaß werden bei 190°C 5,4 kg Kunststoffcompound und
0,03 kg Kalziumoxid in 64,6 kg Bitumen B 80 vorgelegt und dann
2 h bei 185°C aufgelöst.
Das Polymerbitumen besitzt folgende Eigenschaften:
Duktilität 20 cm
Brechpunkt -14°C
Penetration (0,1 mm) 28
Erweichungspunkt 72°C
Homogenität nach Heißlagerung (36 h 180°C) Δ EP/2°C.
Duktilität 20 cm
Brechpunkt -14°C
Penetration (0,1 mm) 28
Erweichungspunkt 72°C
Homogenität nach Heißlagerung (36 h 180°C) Δ EP/2°C.
In einen gleich laufenden Doppelschneckenextruder Typ Werner &
Pfleiderer ZSK 53 L/D = 4 mit 2 Dosiertrichtern für Granulate,
2 Flüssigdosiereinrichtungen, angeflanschtem statischen Mischer
und Unterwassergranulierung werden 13 kg/h Shredderware aus der
Polyolefinmischfraktion dosiert und in die Kunststoffschmelze
bei 410°C Bitumen B 200 mit 14 l/h eingespritzt. In die Zone 4
werden bei 275°C mit 7 kg/h Gummischnitzel aus APT-Kautschuk-
Produktionsabfällen dosiert und in die Zone 6 des Extruders
Maleinsäureanhydrid mit 1,2 l/h eingespritzt. Das resultierende
Kunststoffcompound besitzt eine Viskosität von 2500 N/mm² bei
140°C.
Für die Herstellung von Asphaltbeton für hochbeanspruchte
Straßenbeläge wurde das Kunststoffcompound in Anteilen von
0,44%, bezogen auf die Asphaltmischung, zugesetzt.
Der Marshall-Tragwert beträgt 14,8 KN, der Fließwert 5,6 mm.
Claims (13)
1. Verfahren zur Herstellung bitumenverträglicher Kunststoff
compounds, dadurch gekennzeichnet, daß in einem Extruder
kontinuierlich 20 bis 50 Masse-% Elaste, 20 bis 60 Masse-%
Polyolefine und 20 bis 65 Masse-% Bitumina in Gegenwart von
0,5 bis 5 Masse-% Modifikatoren bei Temperaturen im Bereich
von 270 bis 450°C einer reaktiven Compoundierung unterzogen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
Bitumen und Modifikatoren durch Injektoren flüssig in die
Kunststoffschmelze eingespritzt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Poly
olefine und Elaste gleichzeitig in den Einzugstrichter des
Extruders dosiert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 , dadurch gekennzeichnet, daß die
Elastkomponente nach Homogenisierung der Polyolefinschmelze
mit Bitumen über einen zweiten Einzugstrichter dosiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Dosierung der Modifikatoren nach Homogenisierung des Poly
olefins mit dem Elast und dem Bitumen erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
als Elaste gewerbliche Elastabfälle und Altelaste auf Basis
von Butadien-Styren-Kautschuk, Polyisopren, Naturkautschuk,
Butadien-Akrylnitril-Kautschuk, AP-Kautschuk und APT-Kautschuk
eingesetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
als Polyolefine die Polyolefinmischfraktion der Altkunststoff
aufbereitung, Polypropylen- und Polybutengewerbeabfälle,
PE-ND aus der Altfolienaufbereitung sowie Gewerbeabfälle und
Altkunststoffe auf Basis thermoplastischer Elastomerer einge
setzt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
als Bitumina Raffineriebitumina der Klassifikation B 45 bis
B 200 eingesetzt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
als Modifikatoren Maleinsäureanhydrid, Itakonsäureanhydrid,
Phthalsäureanhydrid, (Meth-)Akrylsäureester und (Meth-)
Akrylsäure eingesetzt werden.
10. Verwendung der nach den Ansprüchen 1 bis 9 hergestellten
bitumenverträglichen Kunststoffcompounds, dadurch gekenn
zeichnet, daß sie in Anteilen von 3 bis 25 Masse-% bei der
Herstellung von heißlagerbeständigen Polymerbitumina einge
setzt werden.
11. Verwendung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß bei
der Herstellung heißlagerbeständiger Polymerbitumina auf Basis
Bitumen und Kunststoffcompound reaktive Zuschlagstoffe in
Anteilen von 0,1 bis 3 Masse-% zugesetzt werden.
12. Verwendung nach Anspruch 10 und 11, dadurch gekennzeichnet, daß
als reaktive Zuschlagstoffe bei der Herstellung heißlagerbestän
diger Polymerbitumina auf Basis Bitumen und Kunststoffcompound
basische Metallverbindungen, vorzugsweise Oxide, Karbonate und
Azetate von Kalzium, Zink, Magnesium und Eisen, sowie Diamine,
flüssige Polybutadiene mit Aminoendgruppen oder Butadien-
Akrylnitril-Kautschuk zugesetzt werden.
13. Verwendung der nach den Ansprüchen 1 bis 9 hergestellten bitu
menverträglichen Kunststoffcompounds, dadurch gekennzeichnet,
daß sie in Anteilen von 0,1 bis 1,2 Masse-% bei der Herstellung
von Straßenasphalt eingesetzt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944424291 DE4424291A1 (de) | 1994-07-09 | 1994-07-09 | Verfahren zur Herstellung bitumenverträglicher Kunststoffcompounds und deren Verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944424291 DE4424291A1 (de) | 1994-07-09 | 1994-07-09 | Verfahren zur Herstellung bitumenverträglicher Kunststoffcompounds und deren Verwendung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4424291A1 true DE4424291A1 (de) | 1996-01-11 |
Family
ID=6522778
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944424291 Withdrawn DE4424291A1 (de) | 1994-07-09 | 1994-07-09 | Verfahren zur Herstellung bitumenverträglicher Kunststoffcompounds und deren Verwendung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4424291A1 (de) |
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- 1994-07-09 DE DE19944424291 patent/DE4424291A1/de not_active Withdrawn
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