DE4405711A1 - Verfahren zur Temperierung von Formwerkzeugen für die Kunststoffverarbeitung - Google Patents
Verfahren zur Temperierung von Formwerkzeugen für die KunststoffverarbeitungInfo
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- B—PERFORMING OPERATIONS; TRANSPORTING
- B29—WORKING OF PLASTICS; WORKING OF SUBSTANCES IN A PLASTIC STATE IN GENERAL
- B29C—SHAPING OR JOINING OF PLASTICS; SHAPING OF MATERIAL IN A PLASTIC STATE, NOT OTHERWISE PROVIDED FOR; AFTER-TREATMENT OF THE SHAPED PRODUCTS, e.g. REPAIRING
- B29C35/00—Heating, cooling or curing, e.g. crosslinking or vulcanising; Apparatus therefor
- B29C35/02—Heating or curing, e.g. crosslinking or vulcanizing during moulding, e.g. in a mould
- B29C35/0288—Controlling heating or curing of polymers during moulding, e.g. by measuring temperatures or properties of the polymer and regulating the process
-
- B—PERFORMING OPERATIONS; TRANSPORTING
- B29—WORKING OF PLASTICS; WORKING OF SUBSTANCES IN A PLASTIC STATE IN GENERAL
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- B29C45/00—Injection moulding, i.e. forcing the required volume of moulding material through a nozzle into a closed mould; Apparatus therefor
- B29C45/17—Component parts, details or accessories; Auxiliary operations
- B29C45/76—Measuring, controlling or regulating
- B29C45/78—Measuring, controlling or regulating of temperature
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Temperierung von Formwerkzeugen für die
Kunststoffverarbeitung, insbesondere von Spritzgießwerkzeugen, nach Patentanmeldung
P 43 09 880.0-16.
Die Hauptpatentanmeldung bezieht sich auf ein Verfahren bei dem die gemessene Werkzeugtemperatur
mit einem vorgegebenen Sollwert verglichen wird und in Abhängigkeit
vom Ergebnis des Ist-Sollwert-Vergleiches die Durchflußmenge des Temperiermediums
in den Kühlkreisläufen verändert wird, wobei der Temperierprozeß in zwei Phasen, eine
Anfahrphase und eine stationäre Betriebsphase, mit jeweils unterschiedlichen
Temperierbedingungen, getrennt wird. Während der gesamten Zyklusdauer wird kontinuierlich
die Werkzeugtemperatur an dem für den betreffenden Kühlkreislauf, thermisch
sowohl von der eingespritzten Schmelze als auch der Kühlung gleichwertig beaufschlagten
Ort gemessen, wobei sich dieser Ort im Bereich der geometrischen Mitte
zwischen Formteilkontur und Kühlkanälen bzw. Kühlfläche und im Bereich der Mitte
zwischen Kühlwassereingang und Kühlwasserausgang in einem hinreichend großen
Abstand zur Formteilkontur befindet. Während der Anfahrphase wird im ersten Zyklus,
zum Zeitpunkt Z₁ beginnend, eine Initialkühlung tinit mit festgelegter Dauer eingeleitet,
um eine erste vollständige Durchspülung des betreffenden Kühlkreislaufes zu erzielen
und beim Erreichen eines definierten Abstandes der mittleren Werkzeugtemperatur zur
vorgegebenen Solltemperatur wird im Folgezyklus zum Zeitpunkt Z₁ ein Festkühlimpuls
tann geringerer zeitlicher Dauer eingeleitet wird, wobei der Kühlimpuls tann in allen
nachfolgenden Zyklen bis zur erstmaligen Überschreitung der vorgegebenen
Solltemperatur eingeleitet wird, um eine gedämpftes Annähern der mittleren
Werkzeugtemperatur an die gewählte Solltemperatur zu gewährleisten. Die Anfahrphase
ist nach dem erstmaligen Erreichen oder Überschreiten der vorgegebenen
Werkzeugsolltemperatur beendet. Während der stationären Betriebsphase wird aus der
Gesamtdauer der Kühlmittelimpulse einer festgelegten Anzahl unmittelbar vorausgegangener
Zyklen ein Wert tE als Kühlimpulsdauer für jeden nachfolgenden Zyklus
ermittelt, wobei im ersten Zyklus der stationären Betriebsphase ein Kühlmittelimpuls der
Zeitdauer tann nach Empfang des Signals Zeitpunkt Z₁ letztmalig eingeleitet wird und in
den Folgezyklen zum Zeitpunkt Z₁ an Stelle von tann die jeweils ermittelten
Kühlmittelimpulse tE eingeleitet werden, um im Zeitbereich der größten Temperaturdifferenz
zwischen eingespritzter Schmelze und Kühlkanal die erforderliche Wärmeableitung
zu bewirken. Im Falle des Auftretens von Solltemperaturüberschreitungen
nach Einleitung des Kühlmittelimpulses tE für die Dauer der Solltemperaturüberschreitung
werden weitere temperaturabhängige Kühlmittelimpulse bis zum Zeitpunkt
Z₂ des jeweiligen Zyklus eingeleitet, deren Gesamtdauer je Zyklus durch eine
ermittelte maximale Gesamtdauer tmax begrenzt wird.
Gemäß diesem Verfahren werden die Werkzeugtemperaturen in Werkzeugbereichen, die
durch je einen Kühlkanal beeinflußbar sind, auf vorgegebene Solltemperaturen Tsoll geregelt.
Die Temperierung erfolgt ausschließlich innerhalb zweier von der Ablaufsteuerung
der Spritzgießmaschine vorgegebener Signale Z₁ für Temperierbeginn und Z₂
für Temperierende durch Öffnen bzw. Schließen eines in den jeweiligen Temperierkreislauf
eingebundenen Stellgliedes. Dabei wird zum Zeitpunkt Z₁ ein aus zurückliegenden
Zyklen errechneter Temperierimpuls ausgelöst und anschließend temperaturabhängig
im Ergebnis eines bis zum Zeitpunkt Z₂ stattfindenden Soll-Isttemperatur-
Vergleiches für die Dauer von Solltemperaturüberschreitungen weitertemperiert. Die
Solltemperaturen Tsoll werden über Eingabetastatur oder mittels Datenübertragung
vorgegeben. Die Werkzeugisttemperaturen werden von Thermosensoren gemessen, von
denen jeweils einer den Werkzeugbereichen zugeordnet ist, in denen die Werkzeugtemperatur
geregelt werden soll. Der Meßort soll in gleichem Abstand zu wärmeabgebenden
und wärmeaufnehmenden Flächen im Werkzeug liegen. Die möglichen
Temperaturen am Meßort liegen somit in Abhängigkeit von Temperatur und Volumenstrom
des Temperiermediums, von der Größe der Kühlfläche, von der Masse und Oberfläche
des Werkzeuges, von der Masse, Wanddicke und Oberfläche des Formteiles, von
der Temperatur der Kunststoffschmelze, von der Lage des Meßortes und anderer Einflüsse
innerhalb von kühlkreisspezifischen Grenztemperaturen Tmin und Tmax, die
unter den konkreten Bedingungen eines Spritzgießprozeßes nach Ablauf einer Anfahrphase
nicht unter- bzw. überschritten werden können.
Wird eine Solltemperatur Tsoll vorgegeben, die auf Grund bestimmter Ursachen (z. B.
Unkenntnis der für die jeweiligen Spritzgießbedingungen einzustellenden Solltemperaturen)
außerhalb des durch Tmin und Tmax begrenzten Temperaturbereiches liegt,
bzw. sucht der Maschinenbediener wissentlich nach den Grenztemperaturen Tmin und
Tmax, ist das Verfahren so ausgestaltet, daß nach einer festgelegten Anzahl von Zyklen
nFehl über ein Kontrolldisplay eine Fehlermeldung ausgegeben wird. Nach Ausgabe der
Fehlermeldung wird verfahrensgemäß weiterhin versucht, die vorgegebene Solltemperatur
Tsoll zu erreichen, bei einer Solltemperatur unterhalb Tmin durch eine stetige
Kühlung innerhalb des von der Ablaufsteuerung der Spritzgießmaschine vorgegebenen
Zeitbereiches zwischen Z₁ und Z₂, bei einer Solltemperatur oberhalb Tmax durch Aussetzen
der Kühlung. In diesen beiden Fällen kann die Solltemperatur Tsoll nicht erreicht
werden und an den hergestellten Formteilen treten Qualitätsmängel auf, die zu Ausschuß
führen können. Außerdem ist es nicht möglich, Störgrößen im Spritzgießprozeß
im Sinne des Verfahrens auszuregeln. Ohne Bedienereingriff ist eine Korrektur der Solltemperatur
nicht möglich. Infolge der in der Praxis üblichen Mehrmaschinenbedienung
wäre es wünschenswert, das Bedienpersonal von derartigen Korrekturen zu entlasten.
Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Verfahren dahingehend
zu verbessern, daß bei vorgegebenen Solltemperaturen, die außerhalb des möglichen
Regelbereiches liegen, eine selbsttätige Korrektur der Solltemperaturen, auf einen Wert
innerhalb des Regelbereiches vorgenommen wird.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß nach einer festgelegten Anzahl
nFehl von Maschinenzyklen, in denen die betreffende Werkzeugisttemperatur ständig
oberhalb bzw. ständig unterhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll geblieben ist,
eine Fehlermeldung abgesetzt wird, in deren Folge durch Prüfung der mittleren
Temperaturdifferenz TDiff zu einem definierten Zeitpunkt ZD im Maschinenzyklus bei nD
aufeinanderfolgenden Zyklen die Grenztemperatur in Richtung der vorgegebenen
Solltemperatur ermittelt wird, wobei die Grenztemperatur hinreichend genau ermittelt ist,
wenn die mittlere Temperaturdifferenz TDiff zum Zeitpunkt ZD bei nD aufeinanderfolgenden
Zyklen nicht größer als ein Temperaturwert TK ist.
Tritt der Fall ein, daß die ermittelte Grenztemperatur unterhalb der vorgegebenen Solltemperatur
Tsoll liegt, so wird die Grenztemperatur um einen Temperaturwert TU nach
unten korrigiert und als neue Solltemperatur Tsoll-korr eingesetzt und der verfahrensgebundene
Regelparameter tann mittels eines Faktors von 0,2 bis 0,8 angepaßt. Liegt
die ermittelte Grenztemperatur oberhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll, so wird
die Kühldauer im Zyklus verlängert, wobei das die Temperierung beendende Signal Z₂
aus der Ablaufsteuerung der Spritzgießmaschine ignoriert und gleich Z₁ des Folgezyklus
gesetzt wird. Reicht die Kühlzeitverlängerung nicht aus, so wird die ermittelte
Grenztemperatur um einen Temperaturwert TO nach oben korrigiert und als Solltemperatur
Tsoll-korr eingesetzt.
Als definierter Zeitpunkt ZD im Maschinenzyklus kann jeder beliebige Zeitpunkt gewählt
werden, bevorzugt werden dabei solche Signale aus der Maschinenablaufsteuerung, die
bereits anliegen, wie z. B. Beginn des Einspritzvorganges, Beginn oder Ende der Nachdruckzeit
und Ende der Werkzeugöffnung. Bei einem stabilen Prozeßverlauf und
gleichbleibender Temperierung (auf Grund der Grenzfindung wird entweder durchgängig
gekühlt oder nicht) ist der Temperaturverlauf über dem Zyklus bei gefundener Grenztemperatur
über mehrere Zyklen nahezu identisch, so daß der Zeitpunkt für die Ermittlung
der Differenz bedeutungslos ist, aus technischer Sicht, wird ein Zeitpunkt gewählt,
der für das Verfahren von Bedeutung ist. Die festzulegende Anzahl nFehl an Zyklen
bis zur Fehlermeldung soll in einem Bereich von 10 bis 30 liegen und ist abhängig
von der Schwankungsbreite der Prozeßparameter. Bei einem normalerweise sehr
stabilen Prozeß kann eine kleinere Anzahl nFehl festgelegt werden. Die Zyklusanzahl nD
für die Ermittlung der mittleren Temperaturdifferenz soll in einem Bereich von 2 bis 30
liegen, wobei bei einer kleinen Anzahl an Zyklen mit einem größeren Einfluß von Zufallsgrößen
zu rechnen ist. Bei einer größeren Anzahl an Zyklen ist die Zeitkomponente bis
zur Auslösung einer Reaktion durch das Verfahren von Bedeutung. Der Temperaturwert
TK stellt eine absolute Schranke für die mittlere Temperaturdifferenz dar, bei deren
Unterschreitung vom Erreichen der Grenztemperatur ausgegangen werden kann. Ein
sinnvoller Wert für den Temperaturwert TK liegt in einem Bereich von größer Null bis
kleiner 1. Der Temperaturwert TU soll in einem Bereich von 0,5 bis 2 K liegen und der
Temperaturwert TO in einem Bereich von 1
bis 5 K.
Durch diese weitere Ausgestaltung des Verfahrens kann dessen Zuverlässigkeit verbessert
werden. Bei einer Vorgabe von Solltemperaturen, die außerhalb des Regelbereiches
liegen, werden diese ohne Eingriff des Bedienpersonals selbsttätig korrigiert.
Diese sogenannte Selbstfindung der Regelgrenzen ermöglicht, die Ausschußquote beim
Spritzgießen weiter zu senken. Auch manuelle Fehler bei einer falschen Eingabe der
Solltemperaturen können dadurch korrigiert werden.
Ein weiterer Vorteil kann auch darin gesehen werden, daß es dem Bediener möglich ist,
für bestimmte Einsatzfälle die Grenztemperaturen zu ermitteln, innerhalb derer das Verfahren
anwendbar ist.
Der Ablauf des Verfahrens ist folgender. Dem Temperiersystem ist für einen Kühlkreislauf
eine Werkzeugsolltemperatur vorgegeben worden, die auf Grund der gegebenen
Umstände, wie z. B. Temperiermedientemperatur, Temperiermedienvolumenstrom
oder Schmelzetemperatur nicht zu erreichen ist. Nach einer festgelegten
Anzahl nFehl von Maschinenzyklen, in denen die betreffende Werkzeugisttemperatur
ständig oberhalb bzw. ständig unterhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll geblieben
ist, setzt das Temperiersystem über ein angeschlossenes Display eine entsprechende
Fehlermeldung ab. Danach beginnt das Regelsystem die Grenztemperatur in
Richtung der vorgegebenen Solltemperatur zu suchen. Dabei wird die Werkzeugisttemperatur
zu einem definierten Zeitpunkt ZD im Spritzgießzyklus gemessen und die
mittlere Temperaturdifferenz TDiff bei nD aufeinanderfolgenden Zyklen errechnet. Die
Grenztemperatur gilt als hinreichend genau ermittelt, wenn die mittlere Temperaturdifferenz
TDiff zum Zeitpunkt ZD bei nD aufeinanderfolgenden Zyklen kleiner als ein vorgegebener
Temperaturwert TK ist. Liegt die ermittelte Grenztemperatur unterhalb der
vorgegebenen Solltemperatur Tsoll, wird diese Grenztemperatur um einen Temperaturkorrekturbetrag
TU nach unten korrigiert und als neue Solltemperatur Tsoll-korr eingesetzt,
dabei wird gleichzeitig der verfahrensgebundene Regelparameter tann gekürzt.
Liegt die Grenztemperatur oberhalb der nicht erreichbaren Solltemperatur Tsoll, so wird
die mögliche Kühldauer im Zyklus verlängert, das die Temperierung beendende Signal
Z₂ aus der Ablaufsteuerung der Spritzgießmaschine wird ignoriert und gleich dem
Signal Z₁ des Folgezyklus gesetzt. Genügt diese Kühlzeitverlängerung nicht, um die
vorgegebene Solltemperatur Tsoll zu erreichen, wird die sich in der Folge einstellende
Grenztemperatur um einen Temperaturwert TO nach oben korrigiert und als Solltemperatur
Tsoll-korr eingesetzt.
In beiden Grenzfällen ist das Verfahren in der Lage die neu vorgegebene Solltemperatur
Tsoll-korr einzuhalten und auftretende Störgrößen im Spritzgießprozeß im Sinne des
Verfahrens der Hauptanmeldung auszuregeln.
Die Erfindung soll nachstehend an zwei Beispielen erläutert werden.
Herstellung eines Automobilteiles, Vorderteil Türverkleidung für VW "Passat" aus ABS,
Novodur PMT-S, auf einer Spritzgießmaschine Billion 650.
Verfahrenstechnische Parameter:
- Masse eines Schusses (2 Formteile+Anguß): 0,920 kg
- Werkzeugmasse: 3200 kg
- Spritzdruck: 500 bar
- Zykluszeit: 43 sec
- Einspritzzeit: 3,2 sec
- Schließkraft: 6000 kN
- Nachdruck: 400 bar
- Nachdruckzeit: 7 sec
- Werkzeugmasse: 3200 kg
- Spritzdruck: 500 bar
- Zykluszeit: 43 sec
- Einspritzzeit: 3,2 sec
- Schließkraft: 6000 kN
- Nachdruck: 400 bar
- Nachdruckzeit: 7 sec
Das Spritzgießwerkzeug ist mit vier Kühlkreisläufen ausgerüstet, die über Temperaturfühler
mit der Steuereinheit gekoppelt sind. Auf dem Rechnerkern der Steuereinheit der
Temperieranlage ist die dazugehörige Software implementiert.
Als Werkzeugsolltemperatur Tsoll werden für die Kühlkreise 1 und 2 (Düsenseite)
50°C und für den Kühlkreis 3 (Fahrseite) 45°C und für den Kühlkreis 4 (Fahrseite) 80°C
vorgegeben. Als Kühlmittel fungiert Brauchwasser aus einem geschlossenen betrieblichen
Kreislauf mit einer Vorlauftemperatur von 14°C.
Die Werkzeugtemperaturen im Bereich der betreffenden Kühlkreisläufe werden in der
geometrischen Mitte zwischen Kühlkanal und Formkontur und in der etwaigen Mitte
zwischen Kühlwassereingang und -ausgang des jeweiligen Kreises gemessen. Am Beispiel
des Kühlkreises 4 wird das erfindungsgemäße Verfahren bei einer zu hoch angegebenen
Solltemperatur Tsoll beschrieben.
Im ersten Zyklus der Anfahrphase arbeitet das Temperiersystem verfahrensgemäß, d. h.,
zum Zeitpunkt Z₁ ("Beginn Nachdruck") beginnend, erfolgt eine Initialkühlung festgelegter
Dauer tinit mit der eine erste vollständige Durchspülung der Kühlkreise erzielt
wird. Im weiteren Verlauf werden die Kühlkreise 1, 2, 3 und 4 verfahrensgemäß gesteuert,
d. h. bis zu einer Temperatur von Tsoll - 3 K erfolgt keine Kühlung. Nach 6 bis 8
Zyklen hat die Temperatur in den Kreisen 1, 2 und 3 die Anfahrgrenze und nach weiteren
zwei Zyklen die Solltemperatur Tsoll überschritten, damit ist für diese Werkzeugbereiche
die Anfahrphase beendet und die stationäre Betriebsphase beginnt. Kreis 4 bleibt
infolge zu hoch angegebener Solltemperatur ohne Kühlung. Während einer festgelegten
Zyklusanzahl nFehl=20 wird versucht, durch weiteres Aussetzen der Kühlung für den
Kreis 4, die vorgegebene Solltemperatur Tsoll zu erreichen. Da die Wärmezufuhr zum
Meßort nicht ausreichend ist, um die vorgegebene Solltemperatur von 80°C zu
erreichen, wird nach 20 Zyklen über das Display der Anlage eine entsprechende Fehlermeldung
ausgegeben.
Im Folgezyklus beginnt das System die Grenztemperatur Tmax in Richtung der vorgegebenen
Solltemperatur zu suchen. Dazu wird die Werkzeugisttemperatur zum Zeitpunkt
ZD "Ende der Werkzeugöffnung" (ZD=Z₂) gemessen und die mittlere Temperaturdifferenz
einer Anzahl von 5 aufeinanderfolgenden Zyklen (nD) ermittelt. Die Grenztemperatur
Tmax gilt dann als hinreichend genau, wenn die mittlere Temperaturdifferenz
TDiff zum Zeitpunkt ZD "Ende der Werkzeugöffnung" bei 5 aufeinanderfolgenden Zyklen
(nD) kleiner als ein vorgegebener Temperaturwert TK von 0,5 K ist.
27 Zyklen nach Anfahrbeginn betrug die mittlere Temperaturdifferenz 0,45 K und die
Werkzeugisttemperatur zum Zeitpunkt ZD "Ende der Werkzeugöffnung" 72°C.
Diese Grenztemperatur wurde um den Korrekturwert TU=1 von 72°C auf 71°C korrigiert,
und als neue Solltemperatur Tsoll-korr in das Temperiersystem eingetragen und
dem Bediener kenntlich gemacht. Gleichzeitig wurde die Anfahrimpulsdauer tann angepaßt
und als erster Impuls der stationären Betriebsphase für eine Zeitdauer von 0,1 Sekunden
ausgelöst (Anpassung von 0,3 auf 0,1 Sekunden).
Herstellung eines Automobilteiles, Motorentlüftung aus Polyamid 6.6 mit 20% Glasfaserverstärkung,
für den 1,6i Opel, auf einer Spritzgießmaschine Krauss-Maffei
150-620 B.
Verfahrenstechnische Parameter:
- Werkzeugauslegung: 2fach
- Masse eines Schusses (2 Formteile+Anguß): 204 g
- Werkzeugmasse: 850 kg
- Spritzdruck: 920 bar
- Zykluszeit: 30 sec
- Einspritzzeit: 1,8 sec
- Schließkraft: 1300 kN
- Nachdruck: 750 bar
- Nachdruckzeit: 5,5 sec
- Masse eines Schusses (2 Formteile+Anguß): 204 g
- Werkzeugmasse: 850 kg
- Spritzdruck: 920 bar
- Zykluszeit: 30 sec
- Einspritzzeit: 1,8 sec
- Schließkraft: 1300 kN
- Nachdruck: 750 bar
- Nachdruckzeit: 5,5 sec
Das Spritzgießwerkzeug ist mit vier Kühlkreisläufen ausgerüstet, die über Temperaturfühler
mit der Steuereinheit gekoppelt sind. Auf dem Rechnerkern der Steuereinheit der
Temperieranlage ist die dazugehörige Software implementiert.
Als Werkzeugsolltemperatur Tsoll werden für die Kühlkreise 1 und 2 (Düsenseite) 60°C
und für den Kühlkreis 3 (Fahrseite) 50°C und für den Kühlkreis 4 (Fahrseite) 30°C vorgegeben.
Als Kühlmittel fungiert Brauchwasser aus einem geschlossenen betrieblichen
Kreislauf mit einer Vorlauftemperatur von 32°C.
Die Werkzeugtemperaturen im Bereich der betreffenden Kühlkreisläufe werden in der
geometrischen Mitte zwischen Kühlkanal und Formkontur und in der etwaigen Mitte
zwischen Kühlwassereingang und -ausgang des jeweiligen Kreises gemessen.
Zu Beginn der Anfahrphase wird in allen vier Temperierkreisläufen ein Kühlimpuls tinit
von 5 Sekunden eingeleitet. Ab einer Werkzeugtemperatur von 3 K unterhalb der Solltemperatur
Tsoll werden in jedem Zyklus zum Zeitpunkt Z₁ Temperierimpulse tann von
0,3 Sekunden eingeleitet. Die in der stationären Betriebsphase eingeleitete
Kühlmittelimpulsdauer tE beträgt für die Kühlkreise 1 bis 3 9 bis 13 Sekunden und für
den Kühlkreis 4 25 Sekunden.
Am Beispiel des Kühlkreises 4 wird das erfindungsgemäße Verfahren bei einer zu
niedrig angegebenen Solltemperatur Tsoll beschrieben.
Im ersten Zyklus der Abfahrphase arbeitet das Temperiersystem verfahrensgemäß, d. h.,
zum Zeitpunkt Z₁ ("Beginn Nachdruck") beginnend, erfolgt eine Initialkühlung festgelegter
Dauer tinit mit der eine erste vollständige Durchspülung der Kühlkreise erzielt
wird. Im weiteren Verlauf werden die Kühlkreise 1, 2, 3 und 4 verfahrensgemäß gesteuert,
wobei sich die durch die Kreise 1, 2 und 3 beeinflußten Temperaturen den jeweiligen
Solltemperaturen Tsoll zügig annähern, die zum Kreis 4 gehörige Werkzeugtemperatur
hingegen zeigt schon nach dem ersten Zyklus einen Wert oberhalb Tsoll an.
Während einer festgelegten Zyklusanzahl nFehl=20, wird versucht, im Bereich des
Kreises 4 durch ständige Kühlung in der dafür zur Verfügung stehenden Zeit zwischen
Z₁ ("Beginn Nachdruck") und Z₂ ("Ende Werkzeugöffnung") die vorgegebene Solltemperatur
Tsoll zu erreichen. Da das Kühlsystem nicht in der Lage ist, die erforderliche
Wärmemenge abzuführen, wird über das Anlagendisplay eine Fehlermeldung ausgegeben.
Im Folgezyklus wird die zur Verfügung stehende Kühldauer verlängert, indem der Zeitpunkt
Z₂ ("Ende Werkzeugöffnung") als zeitliche Begrenzung für die Kühldauer im
Zyklus ignoriert wird. Als Temperierdauer steht jetzt die Zeit zwischen dem Signal Z₁ des
aktuellen Zyklus und dem Signal Z₁ des Folgezyklus zur Verfügung. Genügt diese Kühlzeitverlängerung
nicht, um die vorgegebene Solltemperatur Tsoll zu erreichen, so wird
die Grenztemperatur Tmin in Richtung der vorgegebenen Solltemperatur ermittelt. Dazu
wird die Werkzeugisttemperatur zu dem Zeitpunkt ZD "Ende der Werkzeugöffnung"
(ZD=Z₂) gemessen und die mittlere Temperaturdifferenz TDiff bei 8 aufeinanderfolgenden
Zyklen nD errechnet. Die Grenztemperatur Tmin gilt als hinreichend genau,
wenn die mittlere Temperaturdifferenz TDiff zum Zeitpunkt ZD "Ende der Werkzeugöffnung" bei 8 aufeinanderfolgenden Zyklen kleiner als ein festgelegter Temperaturwert
TK=0,5 K ist.
Da die ermittelte Grenztemperatur Tmin oberhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll
liegt, wird sie um einen Temperaturwert TO=2 K nach oben korrigiert, und als neue
Solltemperatur Tsoll-korr eingesetzt und dem Bediener kenntlich gemacht.
29 Zyklen nach Anfahrbeginn betrug die mittlere Temperaturdifferenz 0,48 K und die
Werkzeugisttemperatur zum Zeitpunkt ZD "Ende der Werkzeugöffnung" 46°C.
Diese Temperatur wurde um den o. g. Wert TO auf 48°C korrigiert, als neue Solltemperatur
Tsoll-korr in das Temperiersystem eingetragen und dem Bediener kenntlich
gemacht.
Claims (9)
1. Verfahren zur Temperierung von Formwerkzeugen für die Kunststoffverarbeitung,
insbesondere Spritzgießwerkzeugen, bei dem die gemessene Werkzeugtemperatur
mit einem vorgegebenen Sollwert verglichen wird und in Abhängigkeit vom Ergebnis
des Ist-Sollwert-Vergleiches die Durchflußmenge des Temperiermediums in den
Kühlkreisläufen verändert wird, wobei der Temperaturprozeß in zwei Phasen, eine Anfahrphase und eine stationäre Betriebsphase, mit jeweils unterschiedlichen
Temperierbedingungen, getrennt wird und während der gesamten Zyklusdauer kontinuierlich
die Werkzeugtemperatur an dem für den betreffenden Kühlkreislauf, thermisch
sowohl von der eingespritzten Schmelze als auch der Kühlung gleichwertig
beaufschlagten Ort gemessen wird, wobei dieser Ort sich im Bereich der geometrischen Mitte
zwischen Formteilkontur und Kühlkanälen bzw. Kühlfläche und im
Bereich der Mitte zwischen Kühlwassereingang und Kühlwasserausgang in einem
hinreichend großen Abstand zur Formteilkontur befindet, während der Anfahrphase
im ersten Zyklus, zum Zeitpunkt Z₁ beginnend, eine Initialkühlung tinit mit festgelegter
Dauer eingeleitet wird, um eine erste vollständige Durchspülung des betreffenden
Kühlkreislaufes zu erzielen und beim Erreichen eines definierten Abstandes
der mittleren Werkzeugtemperatur zur vorgegebenen Solltemperatur im Folgezyklus
zum Zeitpunkt Z₁ ein Festkühlimpuls tann geringerer zeitlicher Dauer eingeleitet
wird, wobei der Kühlimpuls tann in allen nachfolgenden Zyklen bis zur erstmaligen
Überschreitung der vorgegebenen Solltemperatur eingeleitet wird, um ein
gedämpftes Annähern der mittleren Werkzeugtemperatur an die gewählte Solltemperatur
zu gewährleisten und die Anfahrphase nach dem erstmaligen Erreichen
oder Überschreiten der vorgegebenen Werkzeugsolltemperatur beendet ist, und
während der stationären Betriebsphase aus der Gesamtdauer der Kühlmittelimpulse
einer festgelegten Anzahl unmittelbar vorausgegangener Zyklen ein Wert tE als
Kühlimpulsdauer für jeden nachfolgenden Zyklus ermittelt wird, wobei im ersten
Zyklus der stationären Betriebsphase ein Kühlmittelimpuls der Zeitdauer tann nach
Empfang des Signals Zeitpunkt Z₁ letztmalig eingeleitet wird und in den Folgezyklen
zum Zeitpunkt Z₁ an Stelle von tann die jeweils ermittelten Kühlmittelimpulse tE eingeleitet
werden, um im Zeitbereich der größten Temperaturdifferenz zwischen eingespritzter
Schmelze und Kühlkanal die erforderliche Wärmeableitung zu bewirken,
wobei im Falle des Auftretens von Solltemperaturüberschreitungen nach Einleitung
des Kühlmittelimpulses tE für die Dauer der Solltemperaturüberschreitung weitere
temperaturabhängige Kühlmittelimpulse bis zum Zeitpunkt Z₂ des jeweiligen Zyklus
eingeleitet werden, deren Gesamtdauer je Zyklus durch eine ermittelte maximale
Gesamtdauer tmax begrenzt wird, nach Patentanmeldung P 43 09 880.0-16, dadurch
gekennzeichnet, daß nach einer festgelegten Anzahl nFehl von Maschinenzyklen, in
denen die betreffende Werkzeugisttemperatur ständig oberhalb bzw. ständig
unterhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll geblieben ist, eine Fehlermeldung
abgesetzt wird, in deren Folge durch Prüfung der mittleren Temperaturdifferenz TDiff
zu einem definierten Zeitpunkt ZD im Maschinenzyklus bei nD aufeinanderfolgenden
Zyklen die Grenztemperatur in Richtung der vorgegebenen Solltemperatur ermittelt
wird, wobei die Grenztemperatur hinreichend genau ermittelt ist, wenn die mittlere
Temperaturdifferenz TDiff zum Zeitpunkt ZD bei nD aufeinanderfolgenden Zyklen
nicht größer als ein Temperaturwert TK ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für den Fall, wenn die
ermittelte Grenztemperatur unterhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll liegt,
die Grenztemperatur um einen Temperaturwert TU nach unten korrigiert und als
neue Solltemperatur Tsoll-korr eingesetzt und der verfahrensgebundene Regelparameter
tann mittels eines Faktors von 0,2 bis 0,8 angepaßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß für den Fall, wenn die
ermittelte Grenztemperatur oberhalb der vorgegebenen Solltemperatur Tsoll liegt,
die Kühldauer im Zyklus verlängert wird, wobei das die Temperierung beendende
Signal Z₂ aus der Ablaufsteuerung der Spritzgießmaschine ignoriert und gleich Z₁
des Folgezyklus gesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei nicht ausreichender
Kühlzeitverlängerung, die ermittelte Grenztemperatur um einen Temperaturwert TO
nach oben korrigiert und als Solltemperatur Tsoll-korr eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß für die
Zyklusanzahl nFehl ein Wert zwischen 10 und 30 festgelegt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß für die
Zyklusanzahl nD ein Wert 2 und 30 festgelegt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der
Temperaturwert TK in einem Bereich zwischen größer 0 und kleiner 1 liegt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der
Temperaturwert TU in einem Bereich von 0,5 bis 2 K liegt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der
Temperaturwert TO in einem Bereich von 1 bis 5 K liegt.
Priority Applications (16)
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CZ19952226A CZ292698B6 (cs) | 1993-03-26 | 1994-03-19 | Způsob temperování tvarovacích nástrojů pro zpracování plastů, zejména vstřikovacích licích nástrojů, a zařízení pro provádění tohoto způsobu |
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