DE4339072A1 - Verfahren zur Abtrennung von Quecksilber und Quecksilberverbindungen aus heißem, Schwefelverbindungen enthaltendem Abgas - Google Patents
Verfahren zur Abtrennung von Quecksilber und Quecksilberverbindungen aus heißem, Schwefelverbindungen enthaltendem AbgasInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abtrennung von
Quecksilber und Quecksilberverbindungen aus heißem,
Schwefelverbindungen enthaltendem Abgas, insbesondere aus
dem Rauchgas einer Müllverbrennungsanlage, bei dem ein fein
teiliges Adsorptionsmittelgemisch aus kohlenstoffhaltigem
Adsorptionsmittel sowie einem zur Vermeidung von Kohlen
stoffexplosionen zugesetzten Feststoff in das Abgas einge
blasen wird und die schadstoffbeladenen Feststoffe in einer
nachgeschalteten Filteranlage abgeschieden werden. Ein
solches Verfahren wird in der Technik als Flugstromverfahren
bezeichnet.
Im Rahmen der bekannten Maßnahmen wird als Adsorptionsmittel
Aktivkohle eingesetzt, die mit Schwefel imprägniert ist
(ULLMANNS Encyklopädie der technischen Chemie, 4. Auflage,
Band 19, Seite 669). Der Schwefelgehalt in der Aktivkohle
beträgt bis zu 20 Gew.-%. Bei der Behandlung von Rauchgasen
wird die Aktivkohle zur Vermeidung von Kohlenstoffexplo
sionen im Gemisch mit feinteiligem Kalkhydrat (Ca(OH)₂)
eingesetzt, wobei der Kalkhydratanteil im Gemisch etwa 80
bis 85 Gew. -% beträgt. Schwefelimprägnierte Aktivkohle ist
im Vergleich zu unbehandelter Aktivkohle ein sehr teures
Produkt, welches im Rahmen der herrschenden Lehre in Kauf
genommen wird, da unbehandelte Aktivkohle im Gemisch mit
Kalkhydrat keine wirksame Quecksilberabscheidung aus heißen
Rauchgasen ermöglicht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für das eingangs
beschriebene Verfahren ein preiswertes Adsorptionsmittel
gemisch anzugeben, welches eine wirksame Abtrennung von
Quecksilber und Quecksilberverbindungen aus dem heißen Abgas
ermöglicht.
Zur Lösung dieser Aufgabe lehrt die Erfindung, daß als
Adsorptionsmittel Aktivkohle oder Herdofenkoks jeweils ohne
Schwefelimprägnierung verwendet und im Adsorptionsmittel
gemisch zusammen mit einem feinteiligen Feststoff eingesetzt
wird, der gegenüber den im Abgas enthaltenen Schwefelver
bindungen chemisch inert ist. Die Erfindung beruht auf der
Erkenntnis, daß im Abgas enthaltene Schwefelverbindungen zur
Schwefeldotierung von Aktivkohle und/oder Herdofenkoks nutz
bar sind und das kohlenstoffhaltige Adsorptionsmittel so
aktivieren können, daß metallisches Quecksilber und Queck
silberverbindungen adsorptiv gebunden werden. Die Erfindung
beruht ferner auf der Erkenntnis, daß die beschriebenen
Effekte nur eintreten, wenn keine störenden beachtlichen
Nebenreaktionen mit dem zur Vermeidung von Kohlenstoff
explosionen zugegebenem Feststoff ablaufen. Erfindungsgemäß
wird daher für das Adsorptionsmittelgemisch ein Feststoff
ausgewählt, der gegenüber den im Abgas enthaltenen Schwefel
verbindungen chemisch inert ist. Chemisch inert meint, daß
keine gegenüber der Adsorption an Aktivkohle bzw. Herd
ofenkoks bevorzugten Reaktionen zwischen den Schwefelver
bindungen und dem Feststoff auftreten und auch keine
bevorzugte adsorptive Bindung der Schwefelverbindungen an
dem zur Vermeidung von Kohlenstoffexplosionen zugesetzten
Feststoff erfolgt. Es reicht aus, daß der Feststoff reak
tionsträge ist und die Beladung des Feststoffes mit
Schwefelverbindungen wesentlich kleiner ist als die Beladung
des kohlenstoffhaltigen Adsorptionsmittels ebenfalls mit
Schwefelverbindungen aus dem Abgas. Nach bevorzugter Aus
führung der Erfindung enthält das Adsorptionsmittelgemisch
Kalksteinmehl (CaCO₃)als Feststoff zur Verhinderung von
Kohlenstoffexplosionen.
In weiterer Ausgestaltung lehrt die Erfindung, daß das Abgas
zunächst in einer Rauchgasentschwefelungsanlage behandelt
wird, wobei durch eine Gaswäsche der Schwefelgehalt redu
ziert und Quecksilberverbindungen ausgewaschen werden, und
daß das Abgas anschließend mit dem Adsorptionsmittelgemisch
beaufschlagt wird, wobei metallisches Quecksilber adsorptiv
unter Ausnutzung des im Abgas enthaltenen Restschwefelge
haltes entfernt wird. Vorzugsweise wird als Waschflüssigkeit
für die Gaswäsche eine wäßrige Suspension aus Calcium
hydroxid (Kalkmilch) eingesetzt. Durch die Gaswäsche werden
Halogene, insbesondere Chlorverbindungen aus dem Abgas
entfernt. Auch Quecksilberverbindungen, insbesondere Queck
silberchlorid HgCl₂, können durch die Gaswäsche wirksam aus
dem Abgas entfernt werden. Gleichzeitig erfolgt eine Ent
schwefelung, die bei der Behandlung von Rauchgasen ebenfalls
erforderlich ist. Der Betrieb der Rauchgasentschwefelungs
anlage ist auf die anschließende adsorptive Abgasbehandlung
zur Entfernung von metallischem Quecksilber so abzustimmen,
daß der Restschwefelgehalt zur Aktivierung von Aktivkohle
bzw. Herdofenkoks ausreicht. Überraschenderweise erweist
sich ein SO₂-Restgehalt im Rauchgas in der Größenordnung von
10 bis 20 mg/Nm³ für die Aktivierung des kohlenstoffhaltigen
Adsorptionsmittels (Aktivkohle, Herdofenkoks) als aus
reichend.
Die in der Gaswäsche ausgewaschenen Schadstoffe müssen
isoliert werden. Das erfolgt nach bevorzugter Ausführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens dadurch, daß ein aus der Rauch
gasentschwefelungsanlage abgezogener Sumpfstrom einer Neu
tralisationsstufe zugeführt und anschließend mit dem Abgas
in einem der Rauchgasentschwefelungsanlage vorgeschalteten
Sprühtrockner eingedampft wird, wobei anfallende feinteilige
Feststoffe in einem ebenfalls der Rauchgasentschwefelungs
anlage vorgeschalteten Elektrofilter abgetrennt werden. Es
resultiert eine im wesentlichen abwasserfreie Betriebsweise
des Verfahrens.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, metal
lisches Quecksilber oder Quecksilberverbindungen aus dem
Rauchgas einer Müllverbrennungsanlage abzutrennen. Es sind
Restgehalte von weniger als 30 µg Hg/m³ erreichbar. Gleich
zeitig ist eine Entschwefelung des Rauchgases möglich.
Schließlich werden durch adsorptive Bindungen an Herdofen
koks oder Aktivkohle Dioxine und Furane aus dem Abgas abge
schieden, so daß das abgezogene Reingas allen Anforderungen
genügt.
Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein
Ausführungsbeispiel darstellenden Zeichnung erläutert. Die
einzige Figur zeigt in schematischer Darstellung eine Anlage
zur Reinigung des Rauchgases einer Müllverbrennungsanlage.
Zur Anlage gehören als Hauptkomponenten ein Sprühtrockner 1,
ein Elektrofilter 2, eine Rauchgasentschwefelungsanlage 3
mit einem ersten Waschturm 4 zur Vorwäsche des Rauchgases
und einem zweiten Waschturm 5 für die Hauptwäsche sowie eine
Filteranlage 6. Der Rauchgasentschwefelungsanlage 3 sind
Zusatzeinrichtungen für die Waschflüssigkeitsführung und
Waschflüssigkeitsbehandlung zugeordnet. Die Zusatzeinrich
tungen umfassen eine Station 7 zum Ansetzen der Wasch
flüssigkeit, Schwerkraftabscheider 8, Neutralisationsbecken
9 und Kammerfilterpresse 10. Rauchgasseitig sind als Hilfs
einrichtungen ferner ein Gebläse 11, eine Wärmetauscher 12
zur Wärmerückgewinnung sowie eine Adsorptionsmittel-Dosier
station 13 vorgesehen.
Das Rauchgas 14 aus der Müllverbrennungsanlage enthält als
Schadstoffe u. a. Schwefel- und Quecksilberverbindungen
sowie metallisches Quecksilber. In der Rauchgasentschwefe
lungsanlage 3 wird durch Gaswäsche mit einer wäßrigen
Suspension 15 aus Calciumhydroxid der Schwefelgehalt redu
ziert und es werden Quecksilberverbindungen, insbesondere
Quecksilberchlorid HgCl₂, ausgewaschen. Anschließend wird
das Abgas 16 mit einem feinteiligen Abdsorptionsmittel
gemisch 17 aus kohlenstoffhaltigem Adsorptionsmittel sowie
einem zur Vermeidung von Kohlenstoffexplosionen zugesetzten
Feststoff beaufschlagt. Dosierung und Einblasen des Adsorp
tionsmittelgemisches 17 erfolgt mit Hilfe der Adsorptions
mitteldosierstation 13. Als Adsorptionsmittel wird vorzugs
weise Aktivkohle ohne Schwefelimprägnierung verwendet. Auch
Herdofenkoks ohne Schwefelimprägnierung ist einsetzbar. Das
Adsorptionsmittel wird dann im Gemisch 17 zusammen mit einem
feinteiligen Feststoff eingesetzt, der gegenüber den im
Abgas 16 enthaltenen Schwefelverbindungen chemisch inert
ist. Vorzugsweise wird mit Kalksteinmehl gearbeitet. Der im
Abgas 16 enthaltene Restschwefelgehalt aktiviert die Aktiv
kohle bzw. den Herdofenkoks für die adsorptive Bindung von
metallischem Quecksilber. Unter Ausnutzung des im Abgas 16
enthaltenen Restschwefelgehaltes wird das metallische
Quecksilber aus dem Abgasstrom adsorptiv entfernt. Gleich
zeitig werden aus dem Abgasstrom auch Dioxine und Furane
gebunden. In der nachgeschalteten Filteranlage 6 werden die
schadstoffbeladenen Feststoffe 18 wieder abgeschieden.
Aus dem Vorwäscher 4 der Rauchgasentschwefelungsanlage 3
wird als Sumpfprodukt eine Suspension abgezogen, neutrali
siert und mit Hilfe des Schwerkraftabscheiders 8 eingedickt.
Der aus dem Schwerkraftabscheider 8 abgezogene Feststoff
strom 19 wird mit Hilfe der Kammerfilterpresse 10 ent
wässert. Das Sumpfprodukt aus dem Hauptwäscher wird einer
Neutralisationsstufe 9 zugeführt und anschließend mit dem
aus der Müllverbrennungsanlage kommenden Rauchgas 14 in dem
der Rauchgasentschwefelungsanlage 3 vorgeschalteten Sprüh
trockner 1 eingedampft. Feinteilig anfallende Feststoffe
werden aus dem Rauchgas 14 in der ebenfalls der Rauchgasent
schwefelungsanlage 3 vorgeschalteten Elektrofilter 2 abge
trennt. Der Figur entnimmt man, daß auch die Klarläufe 20,
21 aus dem Schwerkraftabscheider 8 sowie der Kammerfilter
presse 10 in die Anlage zurückgeführt und mit Hilfe des
Sprühtrockners 1 eingedampft werden. Es resultiert eine
praktisch abwasserfreie Betriebsweise.
Das aus der Müllverbrennungsanlage abgezogene Rauchgas hat
im Ausführungsbeispiel einen Quecksilbergehalt von 600 µg
Hg/m³. Durch das beschriebene Verfahren wird die Queck
silberkonzentration im Rauchgas auf unter 30 µg Hg/m³ re
duziert. Gleichzeitig erfolgt eine Entschwefelung des Rauch
gases auf einen SO₂ Restgehalt auf weniger als 10 mg/m³. Die
nachfolgende Tabelle zeigt die Kornverteilung von Aktivkohle
und Kalksteinmehl für die Verwendung als Adsorptionsmittel
gemisch. Das Mischungsverhältnis von Adsorptionsmittel und
Kalksteinmehl im Adsorptionsmittelgemisch beträgt etwa 1 : 5
bis 1 : 10.
Claims (5)
1. Verfahren zur Abtrennung von Quecksilber und Quecksilber
verbindungen aus heißem, Schwefelverbindungen enthaltendem
Abgas, insbesondere aus dem Rauchgas einer Müllverbrennungs
anlage, bei dem
ein feinteiliges Adsorptionsmittelgemisch aus kohlenstoffhaltigem Adsorptionsmittel sowie einem zur Vermeidung von Kohlenstoffexplosionen zuge setzten Feststoff in das Abgas eingeblasen wird und
die schadstoffbeladenen Feststoffe in einer nach geschalteten Filteranlage abgeschieden werden,
dadurch gekennzeichnet, daß als Adsorptionsmittel Aktivkohle oder Herdofenkoks jeweils ohne Schwefelimprägnierung verwendet und im Adsorptionsmittel gemisch zusammen mit einem feinteiligen Feststoff eingesetzt wird, der gegenüber den im Abgas enthaltenen Schwefelver bindungen chemisch inert ist.
ein feinteiliges Adsorptionsmittelgemisch aus kohlenstoffhaltigem Adsorptionsmittel sowie einem zur Vermeidung von Kohlenstoffexplosionen zuge setzten Feststoff in das Abgas eingeblasen wird und
die schadstoffbeladenen Feststoffe in einer nach geschalteten Filteranlage abgeschieden werden,
dadurch gekennzeichnet, daß als Adsorptionsmittel Aktivkohle oder Herdofenkoks jeweils ohne Schwefelimprägnierung verwendet und im Adsorptionsmittel gemisch zusammen mit einem feinteiligen Feststoff eingesetzt wird, der gegenüber den im Abgas enthaltenen Schwefelver bindungen chemisch inert ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Adsorptionsmittelgemisch Kalksteinmehl als Feststoff zur
Verhinderung von Kohlenstoffexplosionen enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Abgas zunächst in einer Rauchgasentschwefe
lungsanlage behandelt wird, wobei durch eine Gaswäsche der
Schwefelgehalt reduziert und Quecksilberverbindungen aus
gewaschen werden, und daß das Abgas anschließend mit dem
Adsorptionsmittelgemisch beaufschlagt wird, wobei metal
lisches Quecksilber absorptiv unter Ausnutzung des im Abgas
enthaltenen Restschwefelgehaltes entfernt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
als Waschflüssigkeit für die Gaswäsche eine wäßrige
Suspension aus Calciumhydroxid eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet,
daß ein aus der Rauchgasentschwefelungsanlage abgezogener
Sumpfstrom einer Neutralisationsstufe zugeführt und an
schließend mit dem Abgas in einem der Rauchgasentschwefe
lungsanlage vorgeschalteten Sprühtrockner eingedampft wird,
wobei anfallende feinteilige Feststoffe in einem ebenfalls
der Rauchgasentschwefelungsanlage vorgeschalteten Elektro
filter abgetrennt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19934339072 DE4339072A1 (de) | 1993-11-16 | 1993-11-16 | Verfahren zur Abtrennung von Quecksilber und Quecksilberverbindungen aus heißem, Schwefelverbindungen enthaltendem Abgas |
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Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE4339072A1 true DE4339072A1 (de) | 1995-05-18 |
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ID=6502699
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Owner name: GOTTFRIED BISCHOFF GMBH & CO. KG, 45136 ESSEN, DE |
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