DE4316196A1 - Verfahren und Vorrichtung zur Gasanalyse - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur GasanalyseInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Analyse
von Gasen und Gasgemischen sowie auf Geräte zur Durch
führung dieses Verfahrens.
Die gebräuchlichen Meßgeräte zur Analyse von Gasen arbei
ten mit Sensoren, die mit dem zu messenden Gasgemisch in
Kontakt sind und auf die anwesenden Komponenten mehr oder
weniger spezifisch reagieren. Sie liefern in der Regel
elektrische Signale, aus denen auf den Partialdruck oder
die Konzentration einer den Sensor umgebenden Gasart
geschlossen werden kann. Um mehrere Gase zu analysieren,
sind entweder mehrere Sensoren oder sehr aufwendige Meß
geräte, wie Massenspektrometer oder spektroskopische
Einrichtungen erforderlich.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde,
Partialdrücke eines Gasgemischs mit unspezifischen Druck
sensoren qualitativ und quantitativ nachzuweisen. Die so
konfigurierten Gasanalysatoren sollen deutlich einfacher
und robuster sein als herkömmliche Vielkomponenten
analysatoren. Für typische Einkomponentenmessungen, wie
bei der Heliumlecksuche, sollen sie bezüglich der
Empfindlichkeit mit Standardgeräten vergleichbar oder
diesen überlegen sein.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß
das zu analysierende Gasgemisch in seiner Zusammensetzung
oder seinem Druck zunächst (vorzugsweise periodisch)
moduliert wird. Nach Durchlaufen einer molekularen Trenn
vorrichtung erzeugt das modulierte Gas in einer Meßkammer
periodische Schwankungen im Totaldruck, deren Phasenlage
für jede Gasart charakteristisch ist.
Die Meßmethode basiert auf dem bekannten Umstand, daß
Gase unterschiedlichen Atom- oder Molekulargewichts sich
bei molekularer Strömung oder in Diffusionsprozessen
unterschiedlich verhalten (vgl. hierzu z. B. (1)). Verein
facht kann man sagen, daß leichte Gase durch Diffusions
strecken (Kapillaren, Sinterkörper, Filterscheiben,
Porenfilter, Polymeren u. a.m.) in der Regel schneller
diffundieren als schwerere. In rein mechanischen Diffu
sionsstrecken, wie z. B. Sinterkörpern und Porenmembranen,
verhalten sich die Diffusionsgeschwindigkeiten zweier
Gase zueinander ungefähr wie die reziproken Quadrat
wurzeln ihrer Molekulargewichte.
Eine einfache Anordnung zur Nutzung dieser Eigenschaft
für die Meßaufgabe zeigt Fig. 1. Die Meßkammer 1 ist mit
einer feinporigen Filterscheibe 2, wie sie zu Filtra
tionszwecken Verwendung findet, verschlossen, der Druck
in der Meßkammer wird mit dem Drucksensor 3 gemessen.
Zunächst sei innerhalb und außerhalb der Kammer das
gleiche Gas, z. B. Stickstoff. Das System befinde sich im
Gleichgewicht, es herrsche also innen wie außen der
gleiche Druck p0. Nun werde zur Zeit t0 die Filterscheibe
außen mit einem leichteren Gas, z. B. Wasserstoff, bei
gleichem Druck in Berührung gebracht. Wegen des Konzen
trationsgefälles setzt sofort Diffusion ein: Wasserstoff
dringt in die Meßkammer, Stickstoff entweicht.
Sind die Poren der Filterscheibe hinreichend klein, d. h.
vergleichbar mit der mittleren freien Weglänge der Gas
moleküle, so laufen die beiden Diffusionsvorgänge mit
unterschiedlichen Geschwindigkeiten ab (molekularer
Strömungsvorgang). Zuerst diffundiert mehr Wasserstoff in
die Kammer als Stickstoff entweichen kann; schließlich
gleichen sich auch die Stickstoffkonzentrationen aus, und
das System strebt wieder dem Gleichgewichtsdruck p0 ent
gegen (vergleiche hierzu z. B. (1)).
Fig. 2 zeigt qualitativ den Druckverlauf p in der Meß
kammer in Abhängigkeit von der Zeit t. Aus der Theorie
der Diffusion läßt sich ableiten, daß der Druckver
lauf die Überlagerung zweier Exponentialfunktionen mit
unterschiedlichen Zeitkonstanten ist:
p (t) = A · exp(-at) + B · (1 - exp(-bt)),
wobei p der Druck in der Kammer, t die Zeit und a bzw. b
die Zeitkonstanten des Systems für die beiden Diffusions
richtungen sind. A und B sind Koeffizienten, die von den
Anfangsbedingungen abhängen.
Entfernt man zur Zeit t1 den Wasserstoff und ersetzt ihn
wieder durch Stickstoff, so läuft der Prozeß umgekehrt
ab: zunächst erniedrigt sich der Druck, weil Wasserstoff
schneller aus der Kammer entweicht als Stickstoff ein
dringen kann, dann strebt das System wiederum dem Gleich
gewichtsdruck zu. Fig. 3 zeigt diesen Druckverlauf.
Ist die Meßgaskomponente von höherem Molekulargewicht als
das Gas, das zu Beginn im System war, so erfolgt sinnge
mäß zunächst eine Druckerniedrigung, weil dieses Gas
langsamer eindringt, als das Gas aus der Kammer
entweichen kann. Ebenso erwartet man nach Entfernen
dieses Meßgases eine Druckerhöhung.
Solange der Systemdruck einige Bar nicht überschreitet,
sind die beschriebenen Vorgänge sehr linear, d. h. die
erzielten Druckanstiege und -abfälle sind streng propor
tional zur Konzentration der zu messenden Gaskomponenten.
Besonders günstig wirkt sich der beschriebene Effekt aus,
wenn die Beaufschlagung der Filterscheibe mit dem Meßgas
und die Entfernung desselben periodisch erfolgen. Dazu
können z. B. nach Fig. 4 je ein Gasstrom aus dem Meßgas 4
und einem Referenzgas 5 (z. B. Luft) einem Ventil 6 zuge
führt werden, das zwischen beiden Gas strömen periodisch
umschaltet. Der resultierende Gasstrom 7 führt nun
abwechselnd Referenzgas und Meßgas und wird mit Hilfe der
Pumpe 8 an der Filterscheibe 2 vorbeigeführt.
Nach den oben beschriebenen Abläufen registriert der
Drucksensor 3 nun ein periodisch um den Gleichgewichts
druck pendelndes Signal (Fig. 5), solange sich im Meßgas
eine Komponente befindet, die ein von den Referenzgaskom
ponenten abweichendes Molekulargewicht hat.
Die Druckänderungen in der Meßkammer treten immer dann
auf, wenn sich das Konzentrationsgefälle an der Diffu
sionsstrecke (im Ausführungsbeispiel Filterscheibe)
ändert. Anstatt zwischen zwei Gasströmen periodisch
umzuschalten, kann deshalb auch der Druck im Meßgas
periodisch moduliert werden. Eine einfache Art, den Druck
zu modulieren, zeigt das Ausführungsbeispiel in Fig. 6.
Ein akustischer Signalgeber 9 (z. B. ein Lautsprecher)
versetzt das Volumen 10 vor der Filterscheibe in Schall
schwingungen geeigneter Frequenz. Wird das Volumen von
dem zu messenden Gas durchströmt oder gefüllt, tritt
der oben beschriebene Effekt ebenfalls ein.
Bei geeigneter Wahl der Modulationsfrequenz kann als
Drucksensor ein Mikrofon verwendet werden. Besonders
kleine, preiswerte Kondensator- und Elektretmikrofone,
wie sie in Phonogeräten Verwendung finden, liefern
ausgezeichnete Resultate.
Die Leistungsfähigkeit des Verfahrens wird entscheidend
erweitert, wenn das vom Drucksensor erhaltene Wechsel
spannungssignal phasenempfindlich gleichgerichtet wird.
Bekanntlich verbessert der phasenempfindliche Gleich
richter, auch Synchrongleichrichter oder Lock-In-Verstär
ker genannt, erheblich das Signal-Rauschverhältnis
(vergleiche hierzu z. B. (2)). Dadurch können Störkompo
nenten im Druck, insbesondere bei der Verwendung von
Mikrofonen als Drucksensoren, wirksam unterdrückt werden.
Fig. 7 zeigt hierzu ein Ausführungsbeispiel. Der Gas
modulator 11 (z. B. das Ventil oder der akustische Signal
geber aus den oben beschriebenen Ausführungsbeispielen)
wird mit der Frequenz des Spannungsgenerators 12 betrie
ben. Mit dem gleichen Signal des Generators wird nach
geeigneter Phasenkorrektur 13 der Synchrongleichrichter
14 gesteuert. Das am Drucksensorausgang 15 anliegende
Wechselspannungssignal wird so in eine Gleichspannung am
Ausgang 16 gewandelt.
Eine andere Eigenschaft des phasenempfindlichen Gleich
richters ist die Fähigkeit, synchrone Signale mit be
stimmter Phasenlage, nämlich 90° zum Referenzsignal,
vollständig zu neutralisieren. Durch geeignete Wahl der
Filterporengröße, der Plattendicke, des Meßkammervolumens
und vor allem der Modulationsfrequenz lassen sich die
Zeit konstanten der beschriebenen Gasanalysatoren gezielt
so einstellen, daß zwischen den Signalen, die zwei Gas
komponenten im Meßgas liefern, genau diese Phasenver
schiebung von 90° eintritt. Damit kann das Signal einer
der beiden Komponenten vollständig unterdrückt werden.
Betreibt man das System abwechselnd mit verschiedenen
Modulationsfrequenzen, die auf diese Eigenschaft abge
stimmt sind, kann ein Gasgemisch vollständig analysiert
werden.
Die größte Leistungsfähigkeit zeigt das Verfahren, wenn
kleine Konzentrationen eines sehr leichten Gases, z. B.
Helium, in Gas mit höherem Molekulargewicht, z. B. Luft,
nachgewiesen werden sollen. Genau das ist die Aufgaben
stellung eines Heliumlecksuchers. Bei der Heliumlecksuche
wird das Testgas Helium, das durch Leckagen eines Prüf
lings dringt, mit gasanalytischen Geräten nachgewiesen
(vergleiche hierzu z. B. (1), (3) oder (4)).
Ein Ausführungsbeispiel für einen Schnüffellecksucher
zeigt Fig. 8. Aus einem Leck 17 austretendes Helium wird
mit einer Schnüffelspitze 18 einem Gasanalysator nach
dem beschriebenen Verfahren mit dem Modulationsventil 6
zugeführt. Der Referenzgasstrom 5 wird zweckmäßigerweise
in einigen Zentimetern Abstand von der Schnüffelspitze
entnommen. Diese Anordnung hat den Vorteil, daß Helium
aus der Umgebungsluft sowohl über den Meß- als auch über
den Referenzkanal in den Analysator gelangen. Da aber das
Verfahren nur auf Unterschiede in den Kanälen anspricht,
trägt eine Anreicherung der Umgebungsluft (Fachjargon:
"Verseuchung") nicht zum Meßsignal bei. Insbesondere hat
der natürliche Heliumgehalt der atmosphärischen Luft von
etwa 5ppm keinen beschränkenden Einfluß mehr auf die
Nachweisgrenze der Schnüffellecksuche. In dieser Anordnung
wirkt der Analysator als Gradientendetektor für Gas
konzentrationen.
Auch für die Unterdrucklecksuche kann das Verfahren
genutzt werden. Bei der Unterdrucklecksuche wird der
Prüfling evakuiert und von außen mit einem Testgas, meist
Helium, beaufschlagt. Durch Lecks eindringendes Testgas
wird gasanalytisch nachgewiesen. Die leistungsfähigen
Standardgeräte verwenden hierzu vorwiegend Massen
spektrometer.
Das hier beschriebene neue Verfahren ist - anders als
massenspektrometrische Geräte - nicht auf das Hochvakuum
angewiesen. Es genügt somit, den Prüfling auf einen
geringen Unterdruck zu evakuieren und eine Gasprobe aus
dem Prüfling dem Analysator zuzuführen. Damit vereinfacht
sich das Pumpsystem, und die Pumpzeit bis zur Lecksuchbe
reitschaft wird verkürzt.
(1) Wutz, Adam, Walcher, "Theorie und Praxis der
Vakuumtechnik", Vieweg 1992
(2) Lüke, "Signalübertragung", Springer-Verlag 1979
(3) Leybold AG, "Grundlagen der Vakuumtechnik . . .", Firmenschrift 1987
(4) Jansen, "Grundlagen der Dichtheitsprüfung mit Testgasen", Vak.-Technik 29, 1980.
(2) Lüke, "Signalübertragung", Springer-Verlag 1979
(3) Leybold AG, "Grundlagen der Vakuumtechnik . . .", Firmenschrift 1987
(4) Jansen, "Grundlagen der Dichtheitsprüfung mit Testgasen", Vak.-Technik 29, 1980.
Claims (13)
1. Verfahren und Vorrichtung zur Analyse von Gasen und
Gasgemischen, dadurch gekennzeichnet, daß ein zu analy
sierendes Gas (4) in seiner Zusammensetzung oder seinem
Druck zeitlich verändert oder moduliert wird und über
eine molekulare Diffusionsstrecke (2) mit einer Meßkammer (1)
Verbindung hat, in der wegen der unterschiedlichen Diffu
sionszeiten verschiedener Gaskomponenten Druckschwan
kungen auftreten, die mit einem Drucksensor (3) registriert
werden.
2. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Modulation des zu messenden Gases
durch abwechselndes Fördern mit einem Referenzgas
erfolgt.
3. Verfahren und Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß die Modulation des Meßgases durch
eine Schallschwingung als Druckmodulation erfolgt.
4. Verfahren und Vorrichtung nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Diffusionsstrecke ein Porenfilter, vorzugsweise ein
Sinterkörper oder eine poröse Mikro- oder Ultrafiltra
tionsscheibe ist.
5. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Diffusionsstrecke (2) eine Polymerfolie ist und der Gas
transport in dieser durch Lösungsdiffusion erfolgt.
6. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Diffusionsstrecke ein mechanischer Kanal, vorzugsweise
eine Kapillare oder eine Blende ist.
7. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Drucksensor ein gasartunabhängiger Totaldrucksensor,
vorzugsweise ein Kapazitätsmanometer ist.
8. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Drucksensor (3) ein Wärmeleitungsmanometer ist.
9. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Drucksensor (3) ein Gasreibungsmanometer ist.
10. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Drucksensor (3) ein Mikrofon, vorzugsweise ein Kondensator-
oder Elektretmikrofon ist.
11. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
Modulation des Meßgases periodisch erfolgt.
12. Verfahren und Vorrichtung nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das vom
Drucksensor gelieferte Signal phasenempfindlich gleich
gerichtet wird.
13. Lecksuchvorrichtung für die Dichtheitsprüfung,
dadurch gekennzeichnet, daß der Analysator zum Nachweis
eines Testgases, vorzugsweise Helium, eine Vorrichtung
nach einem der vorhergehenden Ansprüche darstellt.
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