DE4310422A1 - Verfahren zur Bestimmung des Anlegedrucks - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung des AnlegedrucksInfo
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- B60T13/00—Transmitting braking action from initiating means to ultimate brake actuator with power assistance or drive; Brake systems incorporating such transmitting means, e.g. air-pressure brake systems
- B60T13/10—Transmitting braking action from initiating means to ultimate brake actuator with power assistance or drive; Brake systems incorporating such transmitting means, e.g. air-pressure brake systems with fluid assistance, drive, or release
- B60T13/66—Electrical control in fluid-pressure brake systems
Description
Beim Bremsvorgang eines Kraftfahrzeugs treten eine
Vielzahl von Kräften auf - die an den Rädern wirksame
Bremskraft als wichtigste dieser Kräfte hängt bei den
meisten Bremssystemen (Hydraulikbremsen/luftdruckge
steuerte Bremsen) vom Bremsdruck ab. Insbesondere zur
Regelung bzw. Steuerung des Bremsprozesses - beispiels
weise der Bremskraftverteilung zwischen verschiedenen
Achsen des Fahrzeugs - müssen die Bremskräfte an den
Rädern bzw. Achsen bekannt sein.
Problematisch hierbei ist jedoch, daß der in den Brems
zylindern gemessene Bremsdruck nicht dem für die Brems
kraft verantwortlichen Wirkdruck (der die Spannkraft
der Bremsbacken erzeugt) entspricht, sondern von diesem
um einen bestimmten Betrag - als Anlegedruck oder Leer
druck bezeichnet - differiert. Der Anlegedruck ist
durch die konstruktive Ausgestaltung des Fahrzeugs bzw.
des Bremssystems festgelegt und dem Fahrzeughersteller
zwar für ein bestimmtes Bremssystem bekannt (typ. Wer
te: Scheibenbremsen 0,2 bar, Trommelbremsen 0,5 bar);
jedoch ist dieser Wert nur fahrzeugspezifisch sowie für
einen bestimmten Zustand der Bremsen gültig und zudem
mit einem großen Fehler behaftet. Für normale Abbrem
sungsbereiche (Bremsdruck 2-3 bar) beträgt der pro
zentuale Anteil des Anlegedrucks 17-25% vom gemesse
nen Druckwert (Offset-Fehler bei der Messung des Brems
drucks); dieser Anteil verschiebt sich in Abhängigkeit
des angelegten Bremsdrucks, so daß sich bei unter
schiedlichen Bremsdrücken - insbesondere bei einer Än
derung der Bremskraftverteilung - unterschiedliche
(Meß-) Fehler ergeben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfaches
adaptives Verfahren zur Bestimmung der momentanen bzw.
aktuellen Anlegedrücke an den Bremsen eines Kraftfahr
zeugs anzugeben, bei dem das Fahrzeug oder Bremssystem
nicht spezifiziert werden muß.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale
im Kennzeichen des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen.
Bei Kenntnis der Bremskennwerte (diese definieren den
Zusammenhang zwischen der im Reifenaufstandspunkt er
reichbaren Bremskraft und dem Bremsdruck) kann für jede
Bremse rad- oder achsweise der zugehörige Anlegedruck
ermittelt werden, indem
- - pro Anlegedruck mindestens ein Meß-Zeitintervall während mindestens eines Bremsvorgangs definiert und ausgewertet wird, wobei die Bremsdruckverhält nisse in verschiedenen Meß-Zeitintervallen derart vorgegeben werden, daß an bestimmten Rädern oder Achsen sehr niedrige Bremsdrücke vorgegeben wer den, die maximal so groß wie der geschätzte bzw. erwartete Anlegedruck sind,
- - in jedem Meß-Zeitintervall die Bremskennwerte, die Bremsdrücke in den Bremszylindern und - aus der Radgeschwindigkeit mindestens eines Rades - die Verzögerung des Fahrzeugs vorgegeben oder ermit telt werden,
- - das "longitudinale" Kräftegleichgewicht des Fahr zeugs aus Bremskraft und Trägheitskraft durch Sum mation über alle Räder bzw. Achsen des Fahrzeugs gebildet wird und
- - aus dem resultierenden Gleichungssystem bzw. den resultierenden Gleichungssystemen die gewünschten aktuellen Anlegedrücke bestimmt werden.
Als vorteilhafte Weiterbildungen des vorgestellten
adaptiven Verfahrens - der Fahrzeugtyp muß nicht näher
spezifiziert werden, d. h. es ist keinerlei "Parametri
sierung" notwendig - ist es optional möglich, daß
- - die Anzahl der Meß-Zeitintervalle größer als die Anzahl der zu ermittelnden Anlegedrücke gewählt wird, so daß sich die Genauigkeit des Verfahrens steigern läßt,
- - weitere beim Bremsvorgang auftretende Kräfte, bei spielsweise der Luftwiderstand, die Rollreibung etc., bei der Bildung des Kräftegleichgewichts be rücksichtigt werden,
- - bei unbekannter (Gesamt-) Masse des Fahrzeugs die Anzahl der Meß-Zeitintervalle mindestens doppelt so groß wie die Anzahl der zu ermittelnden Anlege drücke gewählt wird, so daß sich die Masse elimi nieren läßt und
- - die Anlegedrücke mehrfach über einen längeren Zeitraum während verschiedener Bremsprozesse be stimmt werden, so daß durch Mittelwertbildung Meß fehler bzw. Streuungen weitgehend eliminiert wer den bzw. sich Veränderungen an den Bremsen erken nen lassen.
Bei einer Kenntnis der aktuellen Werte der Anlegedrücke
können
- - Bremsvorgänge durch genauere Dosierung des Brems drucks sicherer gemacht werden, wodurch die Fahr sicherheit der Kraftfahrzeuge - insbesondere bei Bremsungen auf Straßen mit niedrigem Reibbeiwert (Schnee, Eis) bzw. bei niedrigen Bremsdrücken - erhöht wird und
- - durch Vergleich mit älteren Daten oder konstruk tionsbedingten Sollwerten Defekte an den Bremsen erkannt werden (beispielsweise schleifende, schwergängige oder hängende Bremsen, dauerblockie rende Räder etc.).
Weiterhin soll das vorgestellte Verfahren anhand eines
Ausführungsbeispiels - eines dreiachsigen LKWs mit
elektropneumatischem Bremssystem (EPB), mit Drehzahl
sensoren und Bremsdruckmeßgeräten an jeder Achse und
mit bekannter Gesamtmasse - erläutert werden.
Unter der Prämisse, daß an jeweils einer Achse gleiche
Bremsen installiert sind und somit achsweise gleiche
Anlegedrücke vorliegen, werden die Anlegedrücke der 3
Achsen folgendermaßen bestimmt:
- - während eines Bremsvorgangs oder während mehrerer Bremsvorgänge werden 3 Meß-Zeitintervalle ti (i = 1 . . . 3) mit einer Dauer von beispielsweise 10 bis 100 ms und bestimmten Bremsdruckverteilungen an den 3 Achsen A des LKWs definiert. Die Bremsdruck verteilung steuert jeweils an zwei Achsen einen niedrigen Bremsdruck und an einer Achse einen höheren Bremsdruck ein,
- - in jedem Meß-Zeitintervall ti wird das longitudi nale Kräftegleichgewicht des LKWs aus Bremskraft FB und Trägheitskraft FT gebildet (die Summe der achsweisen Bremskräfte muß die Gesamtmasse m ab bremsen; zusätzliche zur Bremswirkung beitragende Kräfte werden in erster Näherung nicht berücksich tigt): FB ≡ ΣA (Peff,A·BKWA) = FT ≡ m·z (1),wobei Peff,A der (wirksame) Bremsdruck an der Achse A, BKWA der Bremskennwert der jeweiligen Achse A, m die Gesamtmasse und z die Verzögerung (negative Beschleunigung) des LKWs ist,
- - bei Ersetzung des wirksamen Bremsdrucks Peff,A durch den in den Bremszylindern gemessenen Brems druck Pmeß,A erhält man mit Pmeß,A = Peff,A Pan,A(Pan,A = Anlegedruck an der Achse A):
- - in jedem der drei Meß-Zeitintervalle t1, t2, t3 erhält man eine Gleichung vom Typ (2); aus diesen 3 Gleichungen lassen sich die 3 unbekannten An legedrücke Pan,1, Pan,2 und Pan,3 - bei bekannter Masse m und (beispielsweise über die gemessene Raddrehzahl n) ermittelter Verzögerung z - bestim men.
Claims (9)
1. Verfahren zur Bestimmung des Anlegedrucks an den
Bremsen eines Kraftfahrzeugs, wobei
- a) der Bremsdruck (Pmeß) in den Bremszylindern erfaßt wird,
- b) die Radgeschwindigkeit mindestens eines Rads des Kraftfahrzeugs ermittelt wird, und aus dieser die Verzögerung (z) des Kraftfahrzeugs bestimmt wird,
- c) während mindestens eines Bremsvorgangs Meß-Zeit intervalle (ti) mit unterschiedlicher Bremsdruck verteilung zwischen den Rädern und/oder Achsen des Kraftfahrzeugs gebildet werden, wobei an bestimm ten Rädern Bremsdruckwerte eingestellt werden, die maximal so groß wie der zu erwartende Anlegedruck sind,
- d) in den Meß-Zeitintervallen (ti) durch Summation über alle Räder und/oder Achsen das Kräftegleich gewicht zwischen der durch das Produkt aus wirksa mem Bremsdruck (Peff) und Bremskennwert (BKW) ge bildeten Bremskraft (FB) einerseits und der Träg heitskraft (FT) des Kraftfahrzeugs andererseits aufgestellt wird,
- e) aus den Gleichungen für das Kräftegleichgewicht in den Meß-Zeitintervallen (ti) die massebezogenen Anlegedrücke (Pan) bzw. bei bekannter Gesamtmasse (m) des Kraftfahrzeugs die masseunabhängigen An legedrücke (Pan) an den Rädern und/oder Achsen be stimmt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Zahl der Meß-Zeitintervalle (ti) mindestens so
groß wie die Zahl der zu bestimmenden Anlegedrücke
(Pan) gewählt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Meß-Zeitintervalle (ti) innerhalb ei
nes engen Zeitraums eines Bremsvorgangs gebildet wer
den.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Meß-Zeitintervalle (ti) aus verschie
denen, bezüglich vorbestimmter Parameter vergleichbaren
Bremsvorgängen gebildet werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Zahl der Meß-Zeitintervalle
(ti) mindestens doppelt so groß wie die Zahl der zu be
stimmenden Anlegedrücke (Pan) gewählt wird, und daß
durch Verhältnisbildung masseunabhängige Anlegedrücke
(Pan) ermittelt werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Radgeschwindigkeit über Ge
schwindigkeitssensoren gemessen wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Radgeschwindigkeit über Rad
drehzahlsensoren gemessen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Be
stimmung der Anlegedrücke (Pan) bei Wagen mit Druck
luft-Bremsanlagen.
9. Verfahren nach Anspruch 8 zur Bestimmung der Anlege
drücke (Pan) bei Lastkraftwagen mit elektro-pneumati
schen Bremssystemen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934310422 DE4310422A1 (de) | 1993-03-31 | 1993-03-31 | Verfahren zur Bestimmung des Anlegedrucks |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19934310422 DE4310422A1 (de) | 1993-03-31 | 1993-03-31 | Verfahren zur Bestimmung des Anlegedrucks |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4310422A1 true DE4310422A1 (de) | 1994-07-21 |
Family
ID=6484292
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19934310422 Ceased DE4310422A1 (de) | 1993-03-31 | 1993-03-31 | Verfahren zur Bestimmung des Anlegedrucks |
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