DE4310246C2 - Verfahren zur Herstellung leichter, biege- und verwindungssteifer Werkstücke aus Keramik - Google Patents
Verfahren zur Herstellung leichter, biege- und verwindungssteifer Werkstücke aus KeramikInfo
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Description
Bei Positionier- und Bestücksystemen, wie z. B. SMD-
Bestückautomaten muß die Positioniereinheit in X- und
Y-Richtung verfahren werden können. Für die X-,
Y-Positionierachsen wird hierbei eine raumsparende
Portalbauweise bevorzugt, bei welcher das Portal selbst
beispielsweise in X-Richtung verfahrbar ist, während
eine im horizontalen Bereich des Portals angeordnete
Schlitteneinheit das Verfahren der daran befestigten
Positioniereinheit in Y-Richtung ermöglicht. Um für
derartige Portale hohe Beschleunigungen mit geringen
Antriebs- bzw. Bremsleistungen zu erreichen, ist die be
wegte Masse möglichst gering zu halten. Andererseits
ergibt sich jedoch die Notwendigkeit, die Portale biege-
und verwindungssteif zu gestalten.
Biege- und verwindungssteife Werkstücke werden
meist als Schweißkonstruktionen oder als Gußteile ausgeführt,
wobei gegebenenfalls aber auch Profile aus
Stahl oder anderen Metallen eingesetzt werden können.
Bei der Herstellung der biege- und verwindungssteifen
Werkstücke durch Feingießen werden zunächst ent
sprechende Modelle bereitgestellt, wobei diese soge
nannten "verlorenen" Modelle meist aus Wachsen, thermo
plastischen Werkstoffen, Harnstoff oder deren Ge
mischen bestehen. Die Herstellung entsprechender
Gießformen erfolgt dann durch wiederholtes Eintau
chen der Modelle in eine zähflüssige Formkeramik und
nachfolgendes Trocknen, wobei eine keramische Schale
aus mehreren, fest miteinander verbundenen Schichten
entsteht. Je nach Art des verwendeten Modellwerk
stoffs werden die Modelle dann ausgeschmolzen, ausge
löst oder ausgebrannt. Anschließend wird die kerami
sche Schale bei Temperaturen von über 1000°C ge
brannt, wobei die für das nachfolgende Gießen erfor
derliche Festigkeit erreicht wird. Das Abgießen erfolgt
in die noch heiße Formschale, wobei als Werkstoffe für
das Vergießen beispielsweise Stähle verwendet werden.
Nach der Entfernung bzw. Zerstörung der Formschale
erfolgt eine Nachbearbeitung durch Schleifen und gege
benenfalls eine Wärmebehandlung.
Der im Anspruch 1 angegebenen Erfindung liegt das
Problem zugrunde, ein rationelles Verfahren zur Her
stellung von Werkstücken zu schaffen, wobei diese
Werkstücke einerseits eine möglichst hohe Biege- und
Verwindungssteifigkeit und andererseits ein möglichst
geringes Gewicht aufweisen sollen. Das Verfahren soll
dabei insbesondere für die Herstellung leichter, biege-
und verwindungssteifer Portale für Positionier- und Be
stückssysteme geeignet sein.
Das erfindungsgemäße Verfahren weist Ähnlichkeiten
mit dem eingangs geschilderten Feingießen nach
dem verlorenen Modell auf, wobei jedoch der beim
Feingießen erforderliche Gießvorgang und das Entformen
des Feingußteils entfallen. Das erfindungsgemäße
Verfahren endet bereits beim Brennen der keramischen
Schale, da diese Schale hier das Werkstück selbst bildet
und nicht lediglich ein Hilfsmittel zur Herstellung von
Feingußteilen ist. Bei der Herstellung des verlorenen Formkörpers werden
dementsprechend die Wandstärke des herzustellenden
Werkstücks und eine eventuelle Schwindung der
Keramik berücksichtigt. Wie das Feingießen nach dem
verlorenen Modell, bietet auch das erfindungsgemäße
Verfahren die Möglichkeit zu optimalem Gestalten, wobei
insbesondere die konstruktiven Erfordernisse für eine
hohe Biege- und Verwindungssteifigkeit berücksich
tigt werden können. Als weitere, mit der Erfindung er
zielbare Vorteile sind die Eigenschaften der als Werk
stoff verwendeten Keramik zu nennen, wobei hier ins
besondere der hohe Elastizitätsmodul, das geringe spe
zifische Gewicht und die geringen thermisch bedingten
Dehnungen hervorzuheben sind. Der bisher für biege-
und verwindungssteife Werkstücke bevorzugte Stahl
hat einen Elastizitätsmodul von ca. 2,1 × 10⁷ N/cm²,
einen Wärmeaustauschungskoeffizienten von ca. 11 ×
10-6 m/mK und ein spezifisches Gewicht von ca.
7,8 g/cm³. Keramik dagegen hat einen um Faktor 1,5
höheren Elastizitätsmodul, einen erheblich geringeren
Wärmeausdehnungskoeffizienten und ein um ca.
4 g/cm³ niedrigeres spezifisches Gewicht. Auf Grund
dieser physikalischen Eigenschaften ist eine ca. dreifach
höhere Steifigkeit bei gleichem Gewicht oder ein Drittel
des Gewichts bei gleicher Steifigkeit bei der Konstruk
tion von biege- und verwindungssteifen Werkstücken
möglich. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen
sich demgemäß unter Verwendung geeigneter Keramik
werkstoffe leichte, steife und wärmedehnungsarme
Werkstücke in nahezu beliebigen Formen, insbesondere
auch als Hohlkörper, herstellen.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in
den Unteransprüchen angegeben.
Die Ausgestaltung nach Anspruch 2 ermöglicht eine
gezielte Steuerung der Wandstärke der keramischen
Schale bzw. des herzustellenden Werkstücks.
Die Weiterbildung nach Anspruch 3 bietet durch das
wiederholte Eintauchen des verlorenen Formkörpers in den Keramik
schlicker und das jeweils nachfolgende Trocknen eine besonders
einfache und wirtschaftliche Möglichkeit, die kera
mische Schale herzustellen, wobei auch hier die Wand
stärke durch die Anzahl der Eintauchvorgänge relativ
genau beeinflußt werden kann.
Die Ausgestaltung nach Anspruch 4 bietet die Mög
lichkeit, die Keramik mit anderen Werkstoffen zu kom
binieren, wobei insbesondere das Ausgießen der Hohl
räume gemäß Anspruch 5 zusätzliche Möglichkeiten
der Gestaltung und der Bearbeitung einschließt. So können
beispielsweise das Ausgießen mit Kunststoff
oder durch das Eingießen von Metallteilen Lagerungen
oder Gewindebohrungen erzeugt werden.
Die Weiterbildung nach Anspruch 6 bietet die Mög
lichkeit, an besonders beanspruchten Stellen des Werk
stücks durch das Ausgießen mit Metall eine weitere
Erhöhung der Biege- und Verwindungssteifigkeit zu er
reichen, wobei hier gemäß Anspruch 7 Stahl als Werk
stoff bevorzugt wird.
Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der
Zeichnung dargestellt und werden im folgenden näher
beschrieben.
Es zeigt
Fig. 1 einen für die Herstellung eines Portals geeigneten
verlorenen Festkörper,
Fig. 2 den verlorenen Formkörper gemäß Fig. 1 nach dem Erzeugen
einer keramischen Schale,
Fig. 3 das fertige, aus Keramik bestehende Werk
stück nach dem Ausschmelzen des verlorenen Formkörpers und dem
Brennen der keramischen Schale,
Fig. 4 einen Querschnitt durch den in Fig. 1 darge
stellten verlorenen Formkörper im oberen Brückenbereich,
Fig. 5 einen Querschnitt durch das in Fig. 3 darge
stellte Werkstück im oberen Brückenbereich,
Fig. 6 eine Variante mit einem Querschnitt durch einen
als Hohlkörper ausgebildeten verlorenen Formkörper und
Fig. 7 einen Querschnitt durch den mit dem in Fig. 6
dargestellten verlorenen Formkörper hergestellte Werkstück.
Die Fig. 1 bis 3 zeigen in stark vereinfachter schematischer
Darstellung verschiedene Verfahrensstadien bei
der Herstellung eines aus Keramik bestehenden Portals.
Gemäß Fig. 1 wird zunächst beispielsweise aus Wachs
ein Formkörper M1 erzeugt, der bereits die erwünschte Por
talform aufweist, aber gemäß Fig. 4 als Vollkörper aus
gebildet ist. Der Formkörper M1 hat gegenüber dem herzu
stellenden Werkstück Außenabmessungen, die um die
erwünschten Wandstärken des Werkstücks verringert
sind. Neben der Wandstärke des Werkstücks wird bei
der Herstellung des Formkörpers M1 auch noch eine gegebe
nenfalls auftretende Schwindung der Keramik berück
sichtigt.
Der in Fig. 1 gezeigte Formkörper M1 wird durch wieder
holtes Eintauchen in einen Keramikschlicker und jeweils nach
folgendes Trocknen mit einer keramischen Schale S1
versehen, die in Fig. 2 zur Sichtbarmachung des darunter
liegenden Formkörpers M1 teilweise aufgebrochen darge
stellt ist.
Das in Fig. 2 dargestellte Gebilde wird dann zur Ent
fernung des Formkörpers M1 erwärmt, bis der Formkörperwerk
stoff schmilzt. Damit der geschmolzene Formkörperwerk
stoff austreten kann, sind die vertikalen Portalabschnitte
nach unten offen oder mit in der Zeichnung nicht
erkennbaren Löchern versehen.
Fig. 3 zeigt das fertige Werkstück W1, nach dem
Brennen der keramischen Schale S1, das bei Temperaturen
über 1000°C vorgenommen wird. Der zur Erzielung
einer hohen Biege- und Verwindungssteifigkeit ge
schlossene Kastenquerschnitt des Werkstücks W1 ist
aus der teilweise aufgebrochenen Darstellung und ins
besondere aus dem in Fig. 5 gezeigten Querschnitt er
sichtlich.
Das in den Fig. 3 und 5 aufgezeigte Werkstück W1
bildet die einfachste Form eines hohlen Portals. Durch
die optimale Gestaltungsfreiheit des erfindungsgemäßen
Verfahrens können jedoch auch weitaus kompli
ziertere Formen realisiert werden. So können beispiels
weise auch Verstärkungsrippen oder Hohlräume reali
siert werden, wobei die Hohlräume nachfolgend, bei
spielsweise zur Erzeugung von Gewinden, mit einem
leichter bearbeitbaren Material, wie Stahl, gefüllt
werden können.
Die Fig. 6 und 7 zeigen eine Variante. Hier wird ge
mäß dem in Fig. 6 dargestellten Querschnitt ein als
Hohlkörper ausgebildeter Formkörper M2 verwendet.
Durch entsprechende Öffnungen dieses Formkörpers M2
können dessen Innenflächen und Außenflächen mit Keramik
beschichtet werden. Hierdurch entsteht das nach
dem Aufschmelzen des Formkörpers M2 und nach dem Brennen
der keramischen Schale in Fig. 7 im Querschnitt
dargestellten Werkstück W2. Dieses Werkstück W2 ist
zur weiteren Erhöhung der Biege- und Verwindungs
steifigkeit doppelwandig ausgebildet, wobei zwischen
diesen beiden Wandungen erforderliche Verbindungs
stege in dem dargestellten Querschnitt nicht zu erkennen
sind. Die doppelwandige Querschnittsform kann
ebenfalls bei einem Portal verwendet werden.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können keramische
Werkstoffe aus der Gruppe der Oxide (Al₂O₃,
ZrO₂, TiO₂) der Nitride (Si₃N₄, TiN, BN) der Carbide
(SiC, TiC, B₄C) und der Boride (TiB₂) verwendet werden,
sofern sie für das schichtweise Aufbringen auf den je
weiligen Formkörper geeignet sind.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung leichter, biege- und
verwindungssteifer Werkstücke (W1; W2) aus Keramik,
insbesondere von Portalen von SMD-Bestückungsautomaten, bei welchem
- - aus einem ausschmelzbaren, auslösbaren und/oder ausbrennbaren Werkstoff ein Formkörper (M1; M2) hergestellt wird,
- - der Formkörper (M1; M2) durch Beschichten mit einem Keramikschlicker und anschließendes Trocknen mit einer keramischen Schale (S1; S2) versehen wird,
- - der Formkörperwerkstoff entfernt wird und
- - das Werkstück (W1; W2) durch Brennen der keramischen Schale (S1; S2) fertiggestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß die keramische Schale (S1; S2) durch
wiederholtes Beschichten mit dem Keramikschlicker
und jeweils nachfolgendes Trocknen aus mehreren,
fest miteinander verbundenen Schichten aufgebaut
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß die keramische Schale (S1; S2) durch
wiederholtes Eintauchen in den Keramikschlicker
und jeweils nachfolgendes Trocknen aufgebaut wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden An
sprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die keramische
Schale (S1; S2) mit Hohlräumen zur Aufnahme
nichtkeramischer Werkstoffe versehen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Hohlräume nach dem Brennen mit
einem nichtkeramischen Werkstoff ausgegossen
werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Hohlräume mit Metall ausgegossen
werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Hohlräume mit Stahl ausgegossen
werden.
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- 1993-03-30 DE DE19934310246 patent/DE4310246C2/de not_active Expired - Fee Related
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