DE4241328C1 - Verfahren zur Gewinnung reiner Ligninderivate aus Schlämmen - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung reiner Ligninderivate aus SchlämmenInfo
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- B01J—CHEMICAL OR PHYSICAL PROCESSES, e.g. CATALYSIS OR COLLOID CHEMISTRY; THEIR RELEVANT APPARATUS
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- C02F11/004—Sludge detoxification
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ge
winnung reiner Ligninderivate aus Schlämmen gemäß dem Ober
begriff des Hauptanspruchs.
Die DE-PS 9 61 710 befaßt sich mit der Reinigung von Abwäs
sern der Zellstoffindustrie, wobei erwähnt wird, daß Lignin
in starken Basen löslich ist und durch starke Säuren wieder
ausgefällt wird. Die Abtrennung von Schwermetallen wird
nicht erwähnt.
Die DE 40 24 769 C1 und EP 0 402 737 befassen sich mit der
Abtrennung von Schwermetallen aus Schlämmen. In diesen
Druckschriften ist die Aufarbeitung von ligninhaltigen
Schlämmen nicht erwähnt.
In dem sog. "Silbersee" der Grube Johannes in der Nähe der
Stadt Wolfen wurden über viele Jahrzehnte Abwässer aus der
Zellstoffindustrie und der Filmindustrie eingeleitet. Diese
Abwässer haben zur Bildung großer Mengen an Schlämmen ge
führt, die sowohl Ligninderivate als auch Schwermetalle, z. B.
Blei und Zink, und außerdem Schwefelwasserstoff enthalten.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum
Aufarbeiten dieser Schlämme zu schaffen, bei dem die darin
enthaltenen Ligninderivate so rein anfallen, daß sie einer
Verwendung zugeführt werden können.
Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein Verfahren
mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruchs. Die
Unteransprüche geben bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung
wieder.
Die Schlämme haben einen Wassergehalt von etwa 70 bis 99 Gew.-%,
bevorzugt von etwa 80 bis 90 Gew.-%. Obwohl aus wirt
schaftlichen Gründen ein möglichst niedriger Wassergehalt
angestrebt wird, um die aufzuarbeitenden Volumina möglichst
gering zu halten, sind Schlämme mit einem Wassergehalt von
weniger als 70 Gew.-% häufig zu pastös, so daß sie nicht mehr
gut verarbeitbar sind. Deshalb werden Schlämme mit einem
geringeren Wassergehalt als 70 Gew.-% im allgemeinen mit
Wasser verdünnt.
Die Schlämme werden mit Alkalien auf einen pH-Wert von größer
als 11 eingestellt, wobei ein pH-Wert von etwa 12 bis 13 be
vorzugt ist. Bei diesem pH-Wert wird das Lignin in Form von
Aikalisalzen gelöst, während in der Festphase Begleitstoffe,
wie Sand, Flugasche und dergleichen verbleiben. Außerdem ent
hält die Festphase im alkalischen pH-Bereich die Schwerme
talle, insbesondere Blei und Zink, vorzugsweise in Form ihrer
Sulfide und Carbonate.
Durch geeignete Trennverfahren, wie Filtern, Pressen, Zentri
fugieren oder ähnliches wird die Festphase von der Flüssig
phase getrennt.
Die dabei erhaltene Festphase kann mit Säuren
auf einen pH-Wert von kleiner als 5, bevorzugt von etwa 4 bis
1 eingestellt werden. Als Säuren können beliebige Säuren ver
wendet werden, mit denen sich dieser pH-Wert einstellen läßt.
Bevorzugt werden Mineralsäuren verwendet, insbesondere Salz
säure. Überraschenderweise tritt bei der Säurebehandlung von
Schlämmen, die neben Ligninabfällen, beispielsweise aus der
Zellstoffverarbeitung, auch Schwermetalle enthalten, insbe
sondere Blei und Zink, trotz des hohen Sulfidgehalts der Aus
gangsschlämme, beim Ansäuern keine Geruchsbelästigung durch
freiwerdenden Schwefelwasserstoff auf. Die Ursache ist noch
nicht geklärt.
Die Flüssigphase aus der Alkalibehandlung, für die vorzugs
weise Natronlauge eingesetzt wird, wird dann mit Säuren,
vorzugsweise Mineralsäuren, wie Salzsäure, auf einen pH-Wert
von kleiner als 6, bevorzugt etwa 4 bis 1, eingestellt. Dabei
fällt das Lignin in einer gut filtrierbaren Form aus und kann
durch übliche Trennverfahren, wie sie weiter oben diskutiert
sind, abgetrennt werden. Das dadurch erhaltene Lignin zeich
net sich durch eine hohe Aktivität aus. Es kann beispiels
weise für die Gewinnung biologischer Bindemittel verwendet
werden, wie sie in der DE-30 37 992 C2 beschrieben sind.
Die nach der Abtrennung des Lignins anfallende Flüssigphase
ist schadstoffarm und kann mit den üblichen Aufbereitungs
verfahren entsorgt werden.
Die bei der Alkalibehandlung erhaltene Festphase, die wie
oben beschrieben, angesäuert wurde, enthält als Feststoffe
nur noch Sand, Flugasche und ähnliche säureunlösliche Bestand
teile. Die darin enthaltenen Schwermetalle Blei und Zink
gehen in diesem sauren Milieu in Lösung. Sie lassen sich aus
der sauren Lösung abtrennen, beispielsweise durch Ionenaus
tauscher, und einer Verwendung zuführen, beispielsweise durch
Überführung in ihre metallische Form.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur
Aufarbeitung von Schlämmen, die neben Ligninderivaten aus
der Zellstoffgewinnung Schwermetalle enthalten. Solche Schlämme
enthalten u. a. auch Sulfate, die durch Folgereaktionen teil
weise in Sulfide umgewandelt werden. Durch freiwerdenden
Schwefelwasserstoff bieten solche Schlämme in hohem Maße Um
weltprobleme, was insbesondere im Falle des oben bereits
diskutierten Schlamms des Silbersees von Wolfen zu einer un
zumutbaren Geruchsbelästigung und Gefährdung durch die gifti
gen Schwefelwasserstoffdämpfe geführt hat. Hinzu kommt noch
die Umweltbelastung durch die Ligninderivate und die Schwer
metalle.
Das erfindungsgemäße Verfahren bietet den Vorteil, daß die
oben genannten Schlämme ohne Umweltprobleme entsorgt werden
können und daß darüber hinaus sowohl das Lignin als auch die
Schwermetalle einer stofflichen Verwertung zugeführt werden
können. Eine Deponierung dieser Stoffe oder eine Verbrennung
des Lignin in herkömmlicher Weise ist nicht erforderlich.
Die übrig bleibenden Flüssigphasen sind so schadstoffarm,
daß sie in üblicher Weise, beispielsweise in Klärwerken,
entsorgt werden können.
Die nach der Alkalibehandlung und nachfolgendem Ansäuern er
halten Flüssigphase, aus der die Schwermetalle gewonnen wer
den können, setzt beim Ansäuern aus den darin enthaltenen
Sulfiden und Carbonaten die entsprechenden Gase, nämlich
Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid, frei. Da aber die Lö
sungen, die diese Stoffe enthalten, nur in geringeren Volu
mina anfallen, können hierbei die entstehenden Gase in ge
schlossenen Systemen aufgefangen werden. Sie lassen sich
beispielsweise durch mikrobiologische Gasreinigungsverfahren,
wie sie in der DE 38 07 033 C2 beschrieben sind, reinigen
und können anschließend in die Atmosphäre entlassen werden.
Die Erfindung wird nachfolgend in einem Beispiel näher er
läutert, wobei alle im Beispiel enthaltenen Merkmale als
erfindungswesentlich angesehen werden.
Dieser Schlamm enthält u. a. folgende Schadstoffe:
1 200 mg/kg TS Blei
11 000 mg/kg TS Zink
678 mg/kg TS Sulfat
19 200 mg/kg TS Sulfid
44 mg/kg TS EOX
3,2 mg/kg TS Schwefelkohlenstoff
2,0 mg/kg TS Toluol
140 mg/kg TS Methanol
0,6 mg/kg TS Phenol
5,8 mg/kg TS Methylphenole
2,8 mg/kg TS Chlorphenole
11,1 mg/kg TS D-3 Caren
11 000 mg/kg TS Zink
678 mg/kg TS Sulfat
19 200 mg/kg TS Sulfid
44 mg/kg TS EOX
3,2 mg/kg TS Schwefelkohlenstoff
2,0 mg/kg TS Toluol
140 mg/kg TS Methanol
0,6 mg/kg TS Phenol
5,8 mg/kg TS Methylphenole
2,8 mg/kg TS Chlorphenole
11,1 mg/kg TS D-3 Caren
Der pH-Wert beträgt 4,3 bis 8,1 je nach Entnahmeort, der
Feststoffgehalt beträgt 13 Gew.-% (Wassergehalt 87 Gew.-%).
Der Ligningehalt beträgt 540 g/kg TS.
2 kg des wasserhaltigen Schlamms wurden mit verdünnter Natron
lauge (ca. 10%ig) auf einen pH-Wert von 12,3 eingestellt
und ca. 20 min gerührt. Dann wurde ca. 10 min bei 10 000 min⁻1
zentrifugiert. Die erhaltene Flüssig- und Festphase wurde
getrennt weiterverarbeitet.
Die wäßrige Flüssigphase wurde mit verdünnter Salzsäure (ca.
5%ig) auf einem pH-Wert von 4,8 eingestellt. Dabei wurde
kein Freiwerden von Schwefelwasserstoff beobachtet. Die saure
Lösung wurde ca. 23 min gerührt, wobei das Lignin ausfiel.
Das Lignin war technisch rein (Ligningehalt über 95%), das
Molekulargewicht lag in der Größenordnung von ca. 9000 gegenüber
von ca. 28 000 bei sonst aus der Zellstoffindustrie erhalte
nem Lignin. Es war sehr reaktiv und gelierte mit dem Enzym
Laccase, mit dem ein Bindemittel erhalten werden kann, be
reits beim Einsatz von 800 mU/ml in ca. 5 min.
Die bei der Alkalibehandlung erhaltene Festphase enthielt
neben Sand und Flugasche noch Carbonate und Sulfide, außerdem
die Schwermetalle Blei und Zink. Sie wurde mit verdünnter
Salzsäure auf einen pH-Wert von 4,8 eingestellt und ca. 20 min
gerührt. Dabei gingen die Schwermetalle in Lösung, Koh
lendioxid und Schwefelwasserstoff wurden freigesetzt. Die
Gase wurden aufgefangen und über ein Biofilter aus Weißfäule
pilzen entsorgt. Die erhaltene Festphase besteht weitgehend
nur noch aus Sand und Flugasche und kann wie Hausmüll entsorgt
werden.
Die saure Flüssigphase wurde über einen handelsüblichen Me
tallionenaustauscher geleitet und die so abgetrennten Metall
salze können zu Metallen reduziert werden.
Claims (7)
1. Verfahren zur Gewinnung reiner Ligninderivate aus
Schlämmen, die Ligninderivate und Schwermetalle enthalten,
durch Lösen der Ligninderivate mit Basen und anschließen
des Ansäuern,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Schlamm nach Bedarf auf einen Wassergehalt von 70
bis 99 Gew.-% eingestellt wird und
- a) mit Alkalien auf einen pH-Wert von mehr als 11 einge stellt wird, wobei das Lignin gelöst und von der Fest phase, die Sand, Flugasche sowie die Schwerme talle überwiegend in Form ihrer Sulfide und Carbo nate enthält, abgetrennt wird; und
- b) das Filtrat aus der Verfahrensstufe a) mit Säuren auf einen pH-Wert von weniger als 6 eingestellt wird, wo bei das Lignin in gut filtrierbarer Form ausfällt und abgetrennt wird und die schadstoffarme Flüssigphase mit üblichen Aufbereitungsverfahren entsorgt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Festphase als der Verfahrensstufe a) in einer Verfahrens
stufe c) mit Säuren auf einen pH-Wert von weniger als 5
eingestellt wird, wobei die Schwermetalle
in Lösung gehen, die übrig bleibende schadstoffarme Festphase
mit üblichen Entsorgungsverfahren entsorgt wird, und die ent
stehenden gasförmigen Emissionen mit bekannten Verfahren
beseitigt wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß
in der Verfahrensstufe a) auf einen pH-Wert von 12 bis 13
eingestellt wird.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß
in der Verfahrensstufe b) auf einen pH-Wert von 3,5 bis 5
eingestellt wird.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß
die Schwermetalle in der Flüssigphase aus der Verfahrensstufe
c) in bekannter Weise an Ionenaustauschern abgetrennt werden
und die von Schwermetallen befreite schadstoffarme Flüssig
phase mit üblichen Aufbereitungsverfahren entsorgt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die mit Ionenaustauschern abgetrennten Schwermetalle stoff
lich verwertet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das in Stufe b) abgetrennte Lignin stofflich verwertet wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924241328 DE4241328C1 (de) | 1992-12-08 | 1992-12-08 | Verfahren zur Gewinnung reiner Ligninderivate aus Schlämmen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19924241328 DE4241328C1 (de) | 1992-12-08 | 1992-12-08 | Verfahren zur Gewinnung reiner Ligninderivate aus Schlämmen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4241328C1 true DE4241328C1 (de) | 1994-08-25 |
Family
ID=6474705
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19924241328 Expired - Fee Related DE4241328C1 (de) | 1992-12-08 | 1992-12-08 | Verfahren zur Gewinnung reiner Ligninderivate aus Schlämmen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4241328C1 (de) |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE961710C (de) * | 1954-03-03 | 1957-04-11 | Applic Biochimiques Soc Et | Verfahren zur Reinigung von Abwaessern aus der Natronzellstoff-Papierfabrikation unter gleichzeitiger Gewinnung von Wertstoffen, wie Duenge-, Bodenverbesserungs- und Futtermitteln, sowie von farblosem Abwasser |
EP0402737A2 (de) * | 1989-06-16 | 1990-12-19 | Siebtechnik Gmbh | Verfahren zur Aufbereitung von schwermetallhaltigen Schlämmen sowie Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens |
DE4024769C1 (en) * | 1990-08-02 | 1992-02-06 | Noell Gmbh, 8700 Wuerzburg, De | Treatment of sludge contg. toxic heavy metals - comprises treating with excess hydrochloric acid, concentrating by thermal evapn. and distilling |
-
1992
- 1992-12-08 DE DE19924241328 patent/DE4241328C1/de not_active Expired - Fee Related
Patent Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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DE4024769C1 (en) * | 1990-08-02 | 1992-02-06 | Noell Gmbh, 8700 Wuerzburg, De | Treatment of sludge contg. toxic heavy metals - comprises treating with excess hydrochloric acid, concentrating by thermal evapn. and distilling |
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