DE4239224C1 - Verfahren und Vorrichtung zur Erfassung von strukturellen Veränderungen in festen Körpern - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Erfassung von strukturellen Veränderungen in festen KörpernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur Erfassung von strukturellen Veränderungen in festen
Körpern. Dabei werden elektrische Feldstärkeänderungen
detektiert, die durch Laständerungen, mechanische
Spannungen u. a. im Material erzeugt werden. Das vor
gestellte Verfahren und die entsprechende Meßvorrichtung
ist insbesondere geeignet zur Registrierung geo
elektrischer Feldänderungen und kann somit zur Vorhersage
oder Auswertung von vulkanischer Aktivität oder Erdbeben
verwendet werden.
Es ist bekannt, daß feste Körper aus nicht- oder schlecht
leitendem Material bei Laständerungen und Auftreten
innerer mechanischer Spannungen in ihrer Umgebung
elektrische Feldänderungen hervorrufen, die von
empfindlichen Meßsonden auf genommen werden können. Diese
mechanischen Spannungen sind häufig korreliert mit der
Entstehung von Rissen oder Brüchen innerhalb des Körpers.
Durch Registrierung der Feldänderungen können daher
Aussagen über strukturelle Veränderungen wie z. B.
Materialermüdung, Verformung oder Rißbildung gewonnen
werden. Da die auftretenden Feldänderungen nur sehr
geringe Intensität aufweisen sind spezielle Maßnahmen zu
treffen, um Störsignale zu unterdrücken, die z. B. durch
das Stromnetz oder von Sendeanlagen erzeugt werden.
In der DE OS 40 04 170 ist ein Verfahren und eine Meßanord
nung zur Überwachung des Auftretens oder Ausbreitens von
Brüchen oder Rissen in Materialien beschrieben. Zur
Erfassung der elektrischen Feldänderungen sind leitende
Sondenelemente in verschiedenen Ausgestaltungen angegeben,
die dem jeweiligen Meßobjekt angepaßt sind. Die in den
Sonden angeregten Signale werden von einer separaten
elektronischen Schaltung verstärkt und anschließend von
einer Aufnahmeeinheit registriert. Zur Reduzierung
elektrischer Störungen sind unterschiedliche Bandpaß
filter vorgesehen. Als untere Grenzfrequenz wird eine
Frequenz von 100 kHz angegeben. Signale mit geringerer
Frequenz werden bei dieser Anordnung vollständig unter
drückt, so daß nur relativ hochfrequente Signale re
gistriert und ausgewertet werden.
Eine andere Methode und Vorrichtung speziell zur Messung
von elektromagnetischen Wellen, die durch mechanische
Spannungen im Erdmantel erzeugt werden, ist beschrieben
in dem US Patent Nr. 4 837 582. Dabei wird als Antenne
eine metallisch leitende Sonde tief in den Erdboden (ca.
1000 m) eingebracht. Die Länge der Sonde ist abgestimmt
auf ¼ der Wellenlänge geoelektrisch erzeugter Wellen im
Frequenzbereich um 3 kHz. Mit dieser aufwendigen Anord
nung wird erreicht, daß nur ein enger Frequenzbereich
optimal von der Antenne aufgenommen wird und daß nieder
frequente Störsignale von der Erdoberfläche nur in
abgeschwächter Form die tief eingebrachte Sonde er
reichen.
Das europäische Patent Nr. 0 067 924 beschreibt ebenfalls
eine Methode zur Vorhersage von Erdbeben. Zur Registrie
rung wird eine Sonde verwendet, die aus zwei gleichen, im
Abstand von ca. 100 m galvanisch in den Erdboden einge
brachten Metallelektroden besteht. Durch elektronische
Filter werden Störsignale in der Weise unterdrückt, daß
nur elektrische Signale im tiefen Niederfrequenzbereich
unter 2 Hz aufgenommen und verstärkt werden.
Der genannte Stand der Technik macht deutlich, daß ein
besonderes Problem bei der Detektierung von elektrischen
Signalen, die durch mechanische Spannungen erzeugt
werden darin besteht, Störsignale wirksam zu unterdrücken.
Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der aktuellen
Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine verbesserte Methode
und Vorrichtung zur Registrierung von strukturellen
Veränderungen in festen Körpern zu entwickeln.
Erfindungsgemäß wird dies entsprechend den Ansprüchen
erreicht durch eine neuartige Sonde, die zum einen durch
ihre Gestaltung und zum andern durch die Implementierung
elektronischer Komponenten eine hohe Verstärkung der
empfangenen Signale bei einem gleichzeitig besonders
niedrig gehaltenem Störpegel ermöglicht. Dazu besteht die
Sonde aus mindestens zwei unterschiedlichen Elementen aus
leitfähigem Material. Ein Element ist großflächig ausge
bildet und auf der Oberfläche oder in der Nähe des zu
messenden Körpers angebracht. Ein anderes Element,
welches kleinere Abmessungen als das erste aufweist, wird
in einen Hohlraum des zu messenden Körpers elektrisch
isoliert installiert. Das großflächige erste Sondenelement
dient als Bezugselektrode, d. h. alle Potentialänderungen
des kleineren Sondenelements werden gegen das Potential
dieser Elektrode verstärkt und registriert. Eine
Erhöhung des Abstandes vom Nutz- zum Störsignal kann
dadurch erzielt werden, daß die elektronische Schaltung
zur Verstärkung ebenfalls in den Hohlraum des zu
messenden Körpers eingebracht ist.
Weitere Ausgestaltungen und Einzelheiten der Erfindung
werden anhand des folgenden Ausführungsbeispiels unter
Bezugnahme auf die Zeichnungen erläutert.
Es zeigen
Fig. 1 eine schematische Darstellung der erfindungs
gemäßen Sonde;
Fig. 2 eine Ausführungsform mit Abschirmungseffekt;
Fig. 3 die Anordnung der Verstärkerelektronik
innerhalb eines Sondenelements;
Fig. 4 eine Kombination mehrerer Sonden;
Fig. 5 eine spezielle Ausführung der Sonde mit hoher
Empfindlichkeit (Seitenansicht).
Fig. 1 zeigt eine Sonde 1, die aus zwei unterschied
lichen Sondenelementen 2 und 3 besteht. Die Sonden
elemente bestehen aus elektrisch leitendem Material, z. B.
Metall. Ein Element 2 ist auf der Oberfläche des zu
messenden Körpers 10 angebracht und kann über die gesamte
Oberfläche in galvanischem Kontakt mit dem Körper 10
stehen. Alternativ kann dieses Sondenelement 2 auch in
unmittelbarer Nähe des zu messenden Körpers 10 in der
Weise angeordnet sein, daß es einen Teil der Objektober
fläche umgibt. Dabei ist die Form des Elements 2 nicht
auf die Ebene beschränkt, sondern kann Unebenheiten wie
Wölbungen oder Vertiefungen folgen. Ebenso kann das
Sondenelement auch aus mehreren Teilen 21, 22, 23, 24
bestehen, die elektrisch miteinander verbunden sind. Je
nach Größe des zu messenden Körpers (Bauwerk, Brücken
pfeiler o. a.) ist auch eine vollständige Umhüllung
möglich. Eine solche Anordnung ist in Fig. 2 als Schnitt
schematisch dargestellt.
Das zweite Sondenelement 3 befindet sich im Inneren des
Körpers 10 von diesem und dem ersten Sondenelement
elektrisch isoliert in einem Hohlraum 4. Es weist eine
kleinere Fläche auf als das erste Sondenelement 2. Wie
in Fig. 3 gezeigt ist die elektronische Schaltung 5 zur
Verstärkung der empfangenen Signale ebenfalls in dem
Hohlraum 4 installiert. Durch die unmittelbare Nähe zum
empfangenden Sondenelement 3 werden Störungen vermieden,
die i. a. durch längere Verbindungsleitungen entstehen.
Um zusätzlich Störsignale von externen Quellen wirksam zu
unterdrücken ist die elektronische Schaltung vorzugsweise
von einem Teil der Fläche des äußeren Sondenelements 2
oder/und von Teilen des inneren Sondenelements 3 umgeben,
so daß eine Faraday-Abschirmung entsteht. Die Verbindung
der elektronischen Schaltung zum äußeren Sondenelement 2
wird durch ein abgeschirmtes Kabel 6 hergestellt, welches
durch eine Bohrung 7 bis zur Oberfläche gelegt ist.
Durch dieses Verbindungskabel können auch die notwendigen
Versorgungsspannungen an die elektronische Schaltung
herangeführt werden.
Ein besonderer Vorteil der erfindungsgemäßen Anordnung
liegt darin, daß bereits Sonden mit relativ geringen Ab
messungen für eine sichere Detektion ausreichen.
Experimentell wurden elektrische Feldänderungen mit einer
Sonde entsprechend Fig. 5 gemessen, wobei Sondenelement 2
aus einer nur ca. 50 cm durchmessenden runden
Metallplatte mit einer zylinderförmigen Ansatzstück 9 von
etwa 10 cm Länge und ca. 5 cm Durchmesser bestand.
Sondenelement 2 ist mit dem Meßkörper 10 galvanisch ver
bunden. Sondenelement 3 war als Metallbecher von ca. 7 cm
Durchmesser ausgeführt und so positioniert, daß es
teilweise das Ende des Ansatzstückes 9 umschloß. Ein
Operationsverstärker war innerhalb des zylinderförmigen
Ansatzstückes 9 untergebracht und entsprechend Fig. 5 mit
den Sondenelementen 2 und 3 verbunden. Zur Vermeidung von
störenden berührungselektrischen Effekten war der in den
Meßkörper 10 eingebrachte Teil der Sonde von einer
isolierenden Abschirmung 8 umgeben. Mit dieser Anordnung
wurden bereits bei einer Positionierung der Sonde in ca.
50 cm Tiefe im Erdboden Signale erhalten, die mit
Erdbebenereignissen korrelierten.
Andere Formen der Sonde 1 sind ebenfalls möglich, solange
die Anordnung der allgemeinen Vorschrift genügt, daß ein
großflächiges Schirmsondenelement 2 das vorzugsweise in
galvanischem Kontakt mit dem Meßkörper steht mit einem
Auffang-Sondenelement 3 kombiniert wird, das vom Meß
körper 10 und dem Sondenelement 2 isoliert in einem
Hohlraum des Meßkörpers angebracht ist. Der Abstand
zwischen den Sondenelementen 2 und 3 wird vorzugsweise
den Bereich von einigen Millimetern betragen.
Zur Weiterleitung der Meßsignale können auch - nach
entsprechender Umwandlung von elektrischen in optische
Signale - Lichtwellenleiter verwendet werden. Auf diese
Weise sind elektromagnetische Störeinflüsse ausgeschlos
sen.
Neben der beschriebenen Unterdrückung von Störsignalen
durch Abschirmeffekte und kurze Verbindungsleitungen
können zusätzlich elektronische Filter in die Verstärker
schaltung 5 integriert werden. Damit kann der Empfangs
bereich der Sonde auf spezielle Frequenzbereiche einge
schränkt werden.
Zur Erfassung geophysikalischer Vorgänge ist der
niederfrequente Bereich von 0,1-100 Hz von besonderer
Bedeutung.
In vielen Fällen ist die Registrierung mit einer
einzelnen Sonde an einem Abtastort für eine differenzier
te Analyse der strukturellen Veränderungen im untersuch
ten Körper nicht ausreichend. Beispielsweise ist es beim
Einsatz der erfindungsgemäßen Sonde zur Detektion geo
physikalischer Prozesse erwünscht, nicht nur absolute
Schwankungen des geoelektrischen Feldes an einem Ort zu
messen, sondern möglichst über ein größeres Gebiet
verteilt lokale Abweichungen zu erfassen. Für eine solche
ortsabhängige Registrierung können mehrere Sonden simultan
betrieben werden. Fig. 4 zeigt als Beispiel drei Sonden,
wobei die in den Körper eingebrachten Sondenelemente 31,
32, 33 in unterschiedlicher Tiefe angeordnet sein können.
Natürlich kann sowohl die Anzahl als auch die geo
metrische Anordnung der Sonden je nach Aufgabenstellung
beliebig variiert werden. Mit einer solchen Meßanordnung
können mehrere gleichzeitig an verschiedenen Orten
registrierte Werte zur Auswertung herangezogen werden.
Durch Kombination der so erhaltenen Daten lassen sich,
z. B. aus den jeweilig detektierten Intensitäten und/oder
Phasenunterschieden, die Positionen von Entstehungs
quellen und/oder Lage und Verlauf der Strukturveränderung
feststellen.
Eine besonders günstige Meßanordnung besteht aus 6
Sonden, die an den Ecken eines Sechseckes liegen.
Für eine schnelle Auswertung werden die von den Sonden
gelieferten Daten vorzugsweise digitalisiert und mittels
Prozessorsystem 40 weiterverarbeitet. Eine angeschlossene
Speichereinheit 41 ermöglicht beliebigen Zugriff auf die
Meßergebnisse, so daß zeitliche Entwicklungen verfolgt
werden können. Dies bietet die Möglichkeit, beispiels
weise vulkanische Aktivität oder Bewegungen in der
Erdschicht kontinuierlich und weitgehend automatisiert zu
überwachen und beim Auftreten kritischer Werte ent
sprechende Warnsignale auszulösen.
Claims (13)
1. Meßvorrichtung zur Erfassung von strukturellen
Veränderungen in festen Körpern (10), wobei
elektrische Feldänderungen durch Messung von
Potentialunterschieden mittels einer oder mehrerer
elektrisch leitfähiger Sonden (1) aufgenommen, über
eine elektronische Schaltung (5) verstärkt und an
schließend in einer Auswerteeinheit (40, 41)
verarbeitet und registriert werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Sonde (1) aus mindestens zwei voneinander isolierten Elementen (2, 3) besteht, wobei ein erstes Element (2) flächig ausgebildet und ein zweites Element (3) isoliert in einen Hohlraum (4) des zu messenden Körpers eingebracht ist,
und daß die elektronische Schaltung (5) zur Verstärkung des Potentialunterschiedes der Elemente (2, 3) ebenfalls in dem Hohlraum (4) des zu messenden Körpers angeordnet ist.
daß jede Sonde (1) aus mindestens zwei voneinander isolierten Elementen (2, 3) besteht, wobei ein erstes Element (2) flächig ausgebildet und ein zweites Element (3) isoliert in einen Hohlraum (4) des zu messenden Körpers eingebracht ist,
und daß die elektronische Schaltung (5) zur Verstärkung des Potentialunterschiedes der Elemente (2, 3) ebenfalls in dem Hohlraum (4) des zu messenden Körpers angeordnet ist.
2. Meßvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das erste Sondenelement (2) in
galvanischem Kontakt mit dem Meßkörper (10) steht.
3. Meßvorrichtung nach Anspruch 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das erste Sondenelement (2) aus
mehreren separat angebrachten Teilen (21, 22, 23,
24) besteht, die miteinander elektrisch verbunden
sind.
4. Meßvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß die elektronische Schaltung (5)
zumindest teilweise von einem der Sondenelemente (2,
3) zur Abschirmung von Störsignalen umgeben ist.
5. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1-4,
dadurch gekennzeichnet, daß das erste Sondenelement
aus einer flächigen Metallelektrode (2) mit einem
zylindrischen Ansatz (9) besteht, der in das
becherförmig ausgestaltete zweite Sondenelement (3)
eingreift und die elektronische Schaltung (5)
umgibt.
6. Meßvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die elektronische
Schaltung (5) ein oder mehrere Frequenzfilter
enthält.
7. Meßvorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Frequenzfilter Durchgangswerte im
Bereich von 0,1 bis 100 Hz aufweisen.
8. Verfahren zur Erfassung von strukturellen
Veränderungen in festen Körpern unter Verwendung der
Meßvorrichtung nach einem der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Potential
änderungen in einem oberflächennahen Hohlraum (4)
des Meßkörpers (10) gegen ein Bezugspotential auf
der Oberfläche des Meßkörpers registriert werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erdbebenvorhersage die elektrischen Signale
im Frequenzbereich von 0,1-100 Hz gemessen werden.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die detektierten elektrischen
Signale in optische Signale umgewandelt und über
Lichtleiter übertragen werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß mehrere Meßanordnungen nach
einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7 simultan
an unterschiedlichen Positionen des zu messenden
Körpers (10) eingesetzt werden.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
daß Intensitätsunterschiede und/oder Phasen
beziehungen zwischen den von den verschiedenen
Meßanordnungen detektierten Signalen zur Auswertung
herangezogen werden.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8-12, dadurch
gekennzeichnet, daß die erfaßten Signale
digitalisiert und mittels einer Prozessoranlage 40
verarbeitet werden.
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