DE4228215A1 - Verwendung von Ribose zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von Leistungsschwächen des Körpers, insbesondere von Organinsuffizienzen - Google Patents
Verwendung von Ribose zur Herstellung eines Arzneimittels zur Behandlung von Leistungsschwächen des Körpers, insbesondere von OrganinsuffizienzenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Ribose zur
Herstellung eines Arzneimittels.
S. Segal et al. in Proc. Soc. Exp. Biol. Med. (1957), 95,
55-555 beschreiben, daß Ribose bei Gesunden und Diabeti
kern zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels um 16%-65%
führt.
Es ist außerdem bekannt, daß Ribose im Menschen die
Konzentration von 2,3-Diphosphoglyceriden im Vergleich zu
Inosin weniger stark erhöht (Christian Petrich et al,
Blut 30, S. 175-182 (1975)). Dabei wurde auch gefunden,
daß bei Applikation von Ribose der Blutzuckerspiegel um
ca. ein Viertel abnimmt und es dabei zu Hunger- und
Schwächegefühlen der behandelten Personen kommt.
Aus B. M. Patten, Lancet (1982), i, 1071 ist bekannt, daß
D-Ribose bei Patienten mit Myoadenylat-Deaminase-Mangel
zu symptomatischer Verbesserung und zu einer Zunahme der
durch die Erkrankung beeinträchtigten Muskelkraft führt
Des weiteren ist es aus US-A-4,719,201 bekannt, daß sich
ischämisches Gewebe rascher erholt, wenn es mit einer
Ribose enthaltenden physiologischen Salzlösung
perfundiert wird. Derartig perfundierte Gewebe können in
einer Ribose enthaltenden Lösung bei Organtransplan
tationen längere Zeit ohne Schaden gelagert und trans
portiert werden. Aus den US-A-4,605,644 und
US-A-4,871,718 sowie aus H.-G. Zimmer, J. Physiol., Paris
(1980), 76, 769-775, H.-G. Zimmer, Pflügers Arch (1978)
376, 223-227 und H.-G. Zimmer, Science (1983) 220, 81-82
ist es auch bekannt, daß eine Perfusion des Herzmuskels
mit Ribose die ATP-Spiegel in den Muskelzellen von Tieren
erhöht und damit zur Bekämpfung der schädlichen bioche
mischen Wirkungen einer Hypoxie bzw. Tschamie eingesetzt
werden kann.
Bei N. S. Perlmutter et al., J. Nucl. Med. (1991), 32,
193-200 wird von einer Verbesserung der diagnostischen
Genauigkeit der Thallium-201 Myokardszintigraphie durch
Infusion von Ribose berichtet.
Bei W. Pliml et al (Lancet 1992, 340) wird beschrieben,
Ribose zur Behandlung der koronaren Herzkrankheit einzu
setzen.
Für die Behandlung von Herzerkrankungen, insbesondere des
Herzinfarktes, der koronaren Herzkrankheit sowie der
Herzinsuffizienz, die, obwohl allesamt Herzerkrankungen,
in der medizinischen Diagnostik, in ihren pathophysio
logischen Ursachen und damit auch in ihrer Therapie
streng unterschieden werden, besteht ein großer Bedarf an
effektiven, wirksamen und einfach zugänglichen Arznei
mitteln.
Die Herzinsuffizienz ist ein klinisch definiertes Syn
drom, das durch die Auswirkungen einer abnormen Funktion
von Herzkammern und neuro-humoraler Regulation gekenn
zeichnet ist, und dazu führt, daß den Körpergeweben
keine, den metabolischen Bedürfnissen entsprechende
Blutmenge zur Verfügung steht. Die Herzinsuffizienz ist
weiters dadurch entscheidend charakterisiert, daß sie zu
verminderter körperlicher Leistungsfähigkeit, Salz-Was
ser-Retention und deutlich verminderter Lebenserwartung
führt. Die Herzinsuffizienz kann eine Reihe von auslö
senden Ursachen haben, von denen Lungenembolie,
Infektionen, Anämie, Thyreotoxicose und Schwangerschaft,
Herzrhythmusstörugnen, Myokarditis, Endokarditis, erhöhte
Salzaufnahme, arterieller Bluthochdruck und Herzinfarkt
zu den häufigsten gehören. Andererseits gibt es aber auch
Formen der Herzinsuffizienz, bei denen die Ursachen
unbekannt sind. In nahezu allen Fällen führt die Erkran
kung jedoch langfristig zu einer charakteristischen
Symptomatik mit typischen Veränderungen des Salz-Was
ser-Haushalts, der Lungen und der Atmung, und der Leber,
und zu Veränderungen am Herzmuskel, der zu einem Zusam
menbruch der Herzleistung und damit zum Tode führt.
Die Behandlung solcher Herzinsuffizienzen wurde bislang
mit Digitalispräparaten, wie Digoxin oder Metyldigoxin
sowie mit Diuretika, wie Chlorothiazid, Triamteren oder
Furosemid, behandelt. Vor allem für die kurzfristige
Behandlung werden Katecholamine, wie Dobutamin oder
Hemmstoffe der Phosphodiesterase, wie Amniron und
Enoximon eingesetzt. Ebenfalls wurden erfolgreich
vasodilatierende Substanzen, wie Hydralazin, Prazosin
oder auch Nitrate, wie Isosorbitdinitrat, und zwar hier
wiederum insbesondere bei der kongestiven Kardiomyopathie
bzw. bei koronarer Herzkrankheit eingesetzt. Auch die
Behandlung der Herzinsuffizienz mit α-Rezeptorenblockern,
wie Prazosin ist beschrieben worden. In letzter Zeit
wurden auch verstärkt Arzneistoffe zur Behandlung der
Herzinsuffizienz, und zwar insbesondere der chronischen
Herzinsuffizienz, eingesetzt, die auf das Renin-
Angiotensin-System einwirken. Hierzu zählen insbesondere
die Wirkstoffe Enalapril und Captopril. Bei allen diesen
Substanzen finden sich jedoch immer wieder Therapiever
sager, d. h. Patienten, die auf die bislang beschriebenen
Medikamente nicht oder nur unzureichend ansprechen. Es
besteht daher ein großer Bedarf nach weiteren
therapeutisch wirksamen Substanzen zur Behandlung von
Herzkrankheiten.
Die Erfindung hat daher zum Ziel, die zuvor genannten
Nachteile zu überwinden und einen weiteren Wirkstoff zur
Behandlung von Leistungsschwächen bereitzustellen.
Es wurde nun gefunden, daß sich dieses Ziel überraschen
derweise durch die Verwendung von D-Ribose zur Herstel
lung eines Arzneimittels zur Behandlung von Leistungs
schwächen des Körpers, insbesondere von Organinsuffizi
enzen, erzielen läßt. Bevorzugte Indikationen für das
erfindungsgemäß hergestellte Arzneimittel sind die
Herzinsuffizienz und insbesondere die nicht-ischämischen
Herzerkrankungen.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß sich die
Herzinsuffizienz besonders gut durch die Verabreichung
von D-Ribose behandeln läßt. Das erfindungsgemäß herge
stellte Arzneimittel eignet sich sowohl zur oralen als
auch zur parenteralen, insbesondere zur intravenösen oder
intraarteriellen Verabreichung. Bei der intravasalen
Verabreichung wird vorzugsweise mindestens 5 mg
D-Ribose/kg Körpergewicht/Stunde verabreicht. Besonders
bevorzugt ist eine Mindestmenge von mindestens 25 mg/kg
Körpergewicht/Stunde. Die obere Grenze liegt üblicher
weise bei der parenteralen, insbesondere bei der
intravenösen und bei der intraarteriellen Verabreichung
in der Stunde bei maximal 100 mg Ribose pro kg
Körpergewicht. Zweckmäßige Dosen betragen hierbei in der
Stunde 20 mg Ribose pro kg Körpergewicht. Bei der oralen
Anwendung sind Tagesdosen von 10 bis 120 g zweckmäßig,
wobei 45 bis 85 g bevorzugt sind. Besonders bevorzugt
sind Dosen von 50 bis 70 g pro Tag. Bezogen auf das
Körpergewicht beträgt zweckmäßigerweise die Mindest
tagesdosis 70 mg pro kg Körpergewicht, vorzugsweise 400
mg bis 1700 mg, wobei Werte von 600 bis 1400 mg besonders
bevorzugt sind.
Eine weitere bevorzugte Anwendung der erfindungsgemäß
hergestellten Arzneimittel liegt in der Therapie des
Schocks, einem Multiorganversagen graduell unterschied
licher Ausprägung, das entweder durch eine akute unzu
reichende nutritive Durchblutung lebenswichtiger Organe
infolge endogener oder exogener Intoxikationen oder
bestimmter endokrin-metabolischer Krisen verursacht ist.
Im einzelnen kann sich das Multiorganversagen durch einen
kardiogenen Schock bei akutem Pumpversagen des Herzmus
kels, durch Hypovolämie infolge von innerem oder äußerem
Blutverlust, durch Flüssigkeitsverluste infolge von
Durchfall, Erbrechen sowie durch Traumen, aber auch durch
Natriummangel und bei immunallergischen Mechanismen
auftreten. Zu einer relativen Verminderung der zirkulie
renden Körperflüssigkeiten kann es auch durch neurogen
reflektorische Vasodilatation bei stumpfen Traumen
kommen.
Auch beim Schock hat sich die Applikation des
erfindungsgemäß hergestellten Arzneimittels als zweckmä
ßig erwiesen. Der Schock ist eine häufig auftretende
Erkrankung, die üblicherweise mit intensivmedizinischen
Maßnahmen, wie Volumenzufuhr durch kristalline oder
kolloidale Lösungen oder Bluttransfusionen, Sauerstoff
zufuhr und künstlicher Beatmung, Katecholaminen,
Kortikosteroiden, Thrombolytika behandelt wird. Trotz
dieser therapeutischen Maßnahmen ist die Morbidität und
Mortalität des Schocks hoch.
Durch die Verabreichung der erfindungsgemäß hergestellten
Arzneimittels ist es überraschenderweise möglich, die
Herzfrequenz, den systolischen Blutdruck sowie den
Sauerstoffpartialdruck im Blut zu verbessern. Ebenfalls
wird eine bestehende Oligurie günstig beeinflußt. Die
hierbei zu verabreichenden Dosen sind mit denjenigen
vergleichbar, die zur Behandlung der Herzinsuffizienz
eingesetzt werden.
Eine bevorzugte Anwendung des erfindungsgemäß herge
stellten Arzneimittels liegt in der Therapie der Lei
stungsschwäche der peripheren Muskulatur, die am häufig
sten bei einer atherosklerotischen Veränderung der
Blutgefäße auftritt. Andere Ursachen für Veränderungen
der Blutgefäße können eine Entzündung der Gefäße, ein
anfallsweise auftretender Gefäßspasmus, eine Embolie oder
eine Thrombose sein. Die Erkrankung äußert sich durch
Schmerzen und/oder Krämpfe in der betroffenen Muskulatur,
und durch eine Einschränkung der muskulären Leistungsfä
higkeit. Die medikamentöse Behandlung derart verursachter
Leistungsschwächen wurde bislang mit
blutgerinnungshemmenden Mitteln (z. B.
Acetylsalicylsäure, Heparin), Thrombolytika (z. B.
Streptokinase), Hämodilution (z. B. Dextran Infusion) und
durchblutungsfördernden Mitteln (z. B. Pentoxifyllin)
durchgeführt. Durch die Verabreichung des erfindungsgemäß
hergestellten Arzneimittels ist es überraschenderweise
möglich, die Leistungsminderung der peripheren Muskulatur
ganz oder zumindest teilweise zu beseitigen.
Die Erfindung soll durch die folgenden Beispiele näher
erläutert werden.
Ein 72-jähriger Patient mit Herzinsuffizienz Grad III
nach NYHA (New York Heart Association) und entsprechender
starker Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit
zeigte relatives Wohlbefinden in Ruhe, jedoch traten
schon bei geringer körperlicher Belastung Beschwerden
auf. Die klinische Untersuchung ergab prätibiale Ödeme,
Orthopnoe und Zeichen der oberen Einflußstauung. Der
Patient war bereits mit Angiotensin Converting Enzym
Hemmer (ACE-Hemmer) vorbehandelt.
Nach Einnahme von 60 g D-Ribose in vier Einzeldosen von
15 g pro Tag für einen Zeitraum von 3 Tagen, und unter
Beibehaltung der oben beschriebenen Medikation, zeigt
sich eine deutliche Verbesserung der Symptomatik. Die
Herzinsuffizienz konnte nunmehr dem Grad II NYHA zuge
ordnet werden, d. h. Beschwerden traten erst bei stär
kerer Belastung auf. Die prätibialen Ödeme waren vermin
dert.
Nach Behandlung mit Ribose wurde die eingetretene Ver
besserung mittels Ergometrie bestimmt. Vor Beginn der
Ribosebehandlung mußte die Ergometrie nach einer Bela
stungszeit von 2 Minuten 14 Sekunden wegen Dyspnoe
abgebrochen werden. Durch die Ribosebehandlung konnte die
Belastungszeit auf 4 Minuten 8 Sekunden gesteigert
werden.
Ein 46-jähriger Patient mit hypovolämischem Schock
erhielt, neben der üblichen Behandlung mit Volumensub
stitution und assistierter Beatmung, eine Behandlung mit
einer intravenös infundierten 10%igen Riboselösung. Die
Dosierung betrug 20 mg D-Ribose/kg Körpergewicht/Stunde
für 24 Stunden. Bereits nach dreistündiger Infusion
fanden sich im Vergleich zur Ausgangssituation und
gegenüber vergleichbaren Kontrollpatienten verbesserte
Meßwerte für Herzfrequenz, systolischen Blutdruck und
Sauerstoffpartialdruck im arteriellen Blut. Nach Ablauf
der Behandlung war keine Oligurie mehr vorhanden, Atmung
und die renale Ausscheidung hatten sich normalisiert.
Ein 54-jähriger Patient mit arterieller Verschlußkrank
heit, der mit Acetylsalicylsäure vorbehandelt war, mußte
beim Laufbandgehtest die Belastung nach einer Gehstrecke
von 81 m wegen schwerer krampfartiger Schmerzen in beiden
Unterschenkeln abbrechen. Nach zweitägiger oraler Ein
nahme von D-Ribose in einer Dosierung von 45 g pro Tag,
und unter Beibehaltung der bisherigen Medikation, konnten
bei einem erneuten Laufbandgehtest 309 m zurückgelegt
werden, bis es zu ähnlichen Symptomen kam. Die Erho
lungszeit bis zum Verschwindung der Symptome war im
Vergleich zum ersten Gehtest deutlich verkürzt.
Bei einem 69-jährigen Patienten, der über Schwindelan
fälle klagte, fanden sich im 24-Stunden-Langzeitelektro
kardiogramm (LZ-EKG) gehäuft ventrikuläre Extrasystolen,
teilweise in Salven auftretend. In einem Kontroll-LZ-EKG
nach dreitägiger Einnahme von D-Ribose in einer Dosierung
von 60 g pro Tag, war die Zahl der Extrasystolen um 63%
vermindert und es traten keine Salven mehr auf. Der
Patient hatte während der Behandlung keine Schwindelan
fälle mehr.
Claims (14)
1. Verwendung von Ribose zur Herstellung eines Arznei
mittels zur Behandlung von Leistungsschwächen des
menschlichen Körpers.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Leistungsschwäche eine Organinsuffizienz
ist.
3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch
gekennzeichnet, daß es sich um eine Leistungs
schwäche der peripheren Muskulatur handelt, die auf
Veränderungen der Blutgefäße beruht.
4. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Leistungsschwäche
eine Herzinsuffizienz ist.
5. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Leistungsschwäche
eine nicht-ischämische Herzerkrankung ist.
6. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Leistungsschwäche
eine hämodynamische Herzinsuffizienz ist.
7. Verwendung nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Leistungsschwäche ein kardiogener,
septischer, anaphylaktischer und/oder toxischer
Schock, eine Organinsuffizienz nach einer Organ
transplantation und/oder eine Herzrhythmusstörung
ist.
8. Verwendung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Arzneimittel ein
oral anwendbares Arzneimittel ist.
9. Verwendung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß das Arzneimittel in Tagesdosen von 10 bis 120 g
Ribose verabreicht wird.
10. Verwendung nach Anspruch 8 bis 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Arzneimittel in Tagesdosen von 45
g bis 85 g Ribose verabreicht wird.
11. Verwendung nach Anspruch 8 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Arzneimittel in Tagesdosen von
mindestens 100 mg Ribose/kg Körpergewicht verab
reicht wird.
12. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Arzneimittel ein parenteral
zu applizierendes Arzneimittel ist.
13. Verwendung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß das Arzneimittel ein intravenös und/oder
intraarteriell zu applizierendes Arzneimittel ist.
14. Verwendung nach Anspruch 12 oder 13, dadurch
gekennzeichnet, daß man mindestens 5 mg Ribose/kg
Körpergewicht pro Stunde appliziert.
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