DE4203036C2 - Verfahren zur Erzeugung eines seitenbandfreien NMR-Spektrums - Google Patents
Verfahren zur Erzeugung eines seitenbandfreien NMR-SpektrumsInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung eines Kern
spinresonanz (NMR)-Spektrums aus einem Meßvolumen, welches
einem hochgradig homogenen, stationären Magnetfeld B₀ ausge
setzt ist, wobei in einem ersten Durchlauf ein Hochfrequenz
(HF)-Impuls zur Anregung der interessierenden Kernspins in das
Meßvolumen eingestrahlt, mindestens ein magnetisches Gradien
tenfeld G, beispielsweise zur Selektion einer bestimmten
Schicht aus dem Meßvolumen, geschaltet und nach Abschaltung
des magnetischen Gradientenfeldes G ein die beobachtbaren Meß
signale aus dem Meßvolumen enthaltender erster Datensatz auf
genommen wird.
Ein solches Verfahren ist beispielsweise aus der
DE 32 09 263 A1 bekannt. Dort ist ein Verfahren zur Begrenzung
der hochauflösenden NMR-Spektrometrie auf einen ausgewählten
Bereich eines Körpers beschrieben, bei dem dieser Bereich da
durch präpariert wird, daß nach Anlegen eines homogenen Mag
netfeldes B0 magnetische Gradientenfelder überlagert werden,
deren Stärken sich jeweils in einer Raumrichtung linear ändern,
und sodann die ausgewählten Kernspins selektiv mit Hilfe von
entsprechenden HF-Anregungsimpulsen in einer bestimmten
Schicht bzw. nur in einem bestimmten Volumenelement des Meßvo
lumens angeregt werden. Dadurch kann ein schicht- oder volu
menselektives Spektrum aus dem interessierenden Meßvolumen
aufgenommen werden.
Durch das schnelle Schalten der magnetischen Gradientenfelder
werden entsprechend schnelle magnetische Feldänderungen er
zeugt, die einerseits zu Kraftwirkungen auf die Gradientenspu
le aufgrund der auftretenden Lorentz-Kräfte und letzlich zu
mechanischen Schwingungen der Gradientenspule sowie der das
Meßvolumen umgebenden Bauteile der NMR-Apparatur führen, ande
rerseits aber auch Wirbelströme in den umgebenden leitfähigen
Strukturen erzeugen, die ihrerseits Beiträge zum magnetischen
Feld im Meßvolumen liefern. Zwar weisen die durch die beim
Schalten der Gradientenfelder auftretenden Magnetfeldänderun
gen erzeugten Wirbelströme zunächst die gleiche Symmetrie wie
die geschalteten Gradientenfelder auf, so daß sie bei voll
ständig symmetrischer leitfähiger Umgebung aufgrund der tota
len Anti-Symmetrie der Gradientenfelder bezüglich des Symme
triezentrums des Meßvolumens keinen Beitrag zum stationären
Magnetfeld B0 liefern sollten. Da jedoch die leitfähigen Struk
turen in der Regel Un-Symmetrien aufweisen, wird durch die von
den Wirbelströmen erzeugten Magnetfelder letzten Endes auch
das stationäre Magnetfeld B0 beeinträchtigt.
Die durch die oben beschriebenen Kraftwirkungen aufgrund der
Gradientenfeldschaltungen in Schwingung versetzten leitfähigen
Strukturen, wie beispielsweise Kupferrohre, Strahlungsschilde,
Abschirmungen und dergleichen, wirken in dem für NMR-Anwen
dungen äußerst starken stationären Magnetfeld B0 als Genera
toren, die oszillierende Ströme und damit oszillierende Mag
netfelder, insbesondere oszillierende Beiträge zum stationären
Magnetfeld B0 erzeugen. Dadurch wird der Momentanwert des
stationären Magnetfeldes B0 moduliert.
Im Ergebnis bewirken diese Störungen des homogenen stationären
Magnetfeldes B0 sogenannte Seitenbänder im aufgenommenen NMR-
Spektrum bzw. Artefakte in einem daraus zusammengesetzten NMR-
Bild, die auf Seitenbänder zurückzuführen sind.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren
zur Erzeugung eines NMR-Spektrums vorzustellen, bei dem die
genannten Artefakte aufgrund von Seitenbändern möglichst ver
schwinden.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das
Verfahren in einem zweiten Durchlauf mit einem magnetischen
Gradientenfeld -G, das gegenüber dem magnetischen Gradienten
feld G entgegengesetzte Polarität aufweist, wiederholt wird,
während die übrigen experimentellen Parameter des ersten
Durchlaufes beibehalten werden, wobei nach Abschaltung des
magnetischen Gradientenfeldes -G ein zweiter Datensatz aufge
nommen wird und mit dem ersten Datensatz unter Anwendung einer
Additionsoperation mathematisch verknüpft wird.
Obgleich die Ursachen für den Erfolg dieser Methode noch nicht
bis ins letzte Detail erforscht sind, ist davon auszugehen,
daß im zweiten Meß-Durchlauf mit entgegengesetzt gepoltem magne
tischen Gradientenfeld -G zumindest zeitweise ein Zustand
erreicht wird, bei dem die Schwingungen des Grund-Magnetfelds
B₀ ziemlich genau um 180° phasenverschoben zu den Oszillationen
des Magnetfeldes B₀ im ersten Durchlauf sind. Wenn daher der
erste und der zweite Datensatz addiert werden, so heben sich
die Artefakte aufgrund der Oszillationen des Grund-Magnetfeldes
B₀ gerade weg, während sich die "nützlichen" Meßsignale
verdoppeln. Auf diese Weise kann mit sehr einfachen Maßnahmen
ein seitenbandfreies NMR-Spektrum bzw. ein artefaktfreies NMR-
Bild erzeugt werden.
Auf den Gebieten der NMR-Spektroskopie und der NMR-Bildgebung
sind zwar schon lange Verfahren bekannt, bei denen scheinbar
von Merkmalen des erfindungsgemäßen Verfahrens Gebrauch ge
macht wird, jedoch geschieht dies in einem gänzlich anderen
Zusammenhang, zu völlig anderen Zwecken und mit anderen Ergeb
nissen, so daß die hier gestellte Erfindungsaufgabe damit bis
lang nicht gelöst werden konnte. Aus dem Lehrbuch "NMR für
Mediziner und Biologen" von K. H. Hausser und H. R. Kalbitzer,
Springer Verlag, Berlin, 1989, S. 148 ff, sind beispielsweise
Phasenkodiergradienten beschrieben, die abgestuft in n ver
schiedenen Meß-Durchläufen mit linear äquidistant variierenden
Amplituden geschaltet werden. Da die Phasenkodiergradienten
bei diesem Verfahren nach dem Null-Durchgang der Amplitude die
Polarität wechseln, gibt es n/2 Paare von Meß-Durchläufen, bei
denen jeweils ein Phasenkodiergradient mit gleicher Amplitude,
aber entgegengesetzter Polarität, geschaltet wird. Die zu diesen
"invertierten" Paaren von Phasenkodiergradienten aufgenommenen
Paare von Meßsignalen werden jedoch nicht wie bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren addiert, sondern gesondert ausge
wertet. Eine Addition der entsprechenden Signalpaare würde
nämlich die Information aus der Phasenkodierung zunichte machen.
An der gleichen Fundstelle in oben genanntem Lehrbuch ist auch
die Schaltung von Rephasierungsgradienten beschrieben, die
sich jeweils an die Schaltung eines Schichtgradienten an
schließen und in ihrer Polarität gegenüber dem Schichtgradienten
invertiert sind. Auch diese Gradientenschaltung hat nichts
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zu tun, da einerseits der
Rephasierungsgradient dem entsprechenden Schichtgradienten
nicht umgekehrt gleich ist, und andererseits nach der Schal
tung der beiden Gradienten keine getrennten Signalaufnahmen
erfolgen, sondern lediglich zu beiden Gradienten ein gemein
sames Signal aufgenommen wird, so daß auch die erfindungsgemäße
Addition eines zweiten Datensatzes zu einem ersten Datensatz
entfällt.
Neben den beiden genannten Verfahren existieren im Stand der
Technik auch noch weitere Verfahren, bei denen magnetische
Gradientenfelder sukzessive mit invertierter Polarität ge
schaltet werden, wie z. B. das aus der DE 34 34 161 A1 bekannte
Verfahren, jedoch ist bisher kein einziges Verfahren bekannt,
bei dem in zwei aufeinanderfolgenden Meß-Durchläufen unter
Beibehaltung der übrigen experimentellen Parameter die Polarität
eines im ersten Meß-Durchlauf geschalteten magnetischen
Gradientenfeldes G beim zweiten Meß-Durchlauf gerade umgekehrt
wird, damit nach Addition der beiden zugehörigen Meß-Signale
die durch die Schaltung der Gradienten hervorgerufenen Seiten
bänder im zugehörigen Spektrum bzw. Artefakte im NMR-Bild be
seitigt werden.
So ist beispielsweise auch in der DE 29 21 252 A1 ein Verfahren
beschrieben, bei dem im Anschluß an einen Anregungsimpuls
unter Einwirkung eines Gradienten GR Daten von NMR-Signalen
gesammelt werden, und danach ein Gradient -GR mit entgegen
gesetzter Polarität geschaltet wird. Weiter wird in der Druckschrift
erwähnt, daß während des Anliegens des Gradienten -GR
"weitere Signale angezeigt werden", und daß mit Hilfe dieser
Signale das Signal-Rausch-Verhältnis verbessert werden könne.
Wie dieses zu geschehen hat, ist jedoch nicht offenbart. Ins
besondere ist bei dem bekannten Verfahren kein zweiter Meß
durchlauf mit dem umgekehrt gepolten Gradienten -GR unter Bei
behaltung aller übrigen experimentellen Parameter des ersten
Meßdurchlaufes vorgesehen. Vielmehr wird in der Druckschrift
lediglich vorgeschlagen, die Gradienten- und HF-Impulse in
zeitlich umgekehrter Reihenfolge und invertiert zu schalten,
um die Spinmomente wieder in ihre Ausgangslage zurückzubringen.
Bei einer einfachen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Ver
fahrens erfolgt die Kombination des zweiten Datensatzes mit
dem ersten durch direkte Addition. Nach einer bevorzugten Aus
führungsform erfolgt die Verknüpfung der beiden Datensätze
durch Addition der Fouriertransformierten der beiden Datensätze.
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden Störungen
und Verzerrungen des Magnetfeldes B₀ zusätzlich dadurch
kompensiert, daß entweder zwischen dem ersten 90°-HF-Impuls
und dem folgenden 180°-HF-Impuls einer Spin-Echo-Impulsfolge
die Größe des statischen Magnetfeldes B₀ geeignet verändert
oder aber der Abstand zwischen dem ersten 90°-HF-Impuls und
dem darauffolgenden 180°-HF-Impuls auf einen vom halben Abstand
zwischen den folgenden 180°-HF-Impulsen der Spin-Echo-
Impulsfolge abweichenden Wert eingestellt wird, so daß die zum
Erzeugen von Spin-Echo-Impulsfolgen notwendigen Rephasierungs
bedingungen hergestellt werden, wie in der DE 37 30 148 A1
ausführlich beschrieben.
Bei einer weiteren Ausführungsform werden im ersten Durchlauf
mehrere magnetische Gradientenfelder G₁, G₂, . . ., Gk, . . . ge
schaltet, und im zweiten Durchlauf weist mindestens
das letzte vor der Datenaufnahme geschaltete magnetische
Gradientenfeld -Gk gegenüber dem entsprechenden magne
tischen Gradientenfeld Gk des ersten Durchlaufes die entgegen
gesetzte Polarität auf. Die oben beschriebenen Störungen auf
grund der Gradientenschaltung nehmen nämlich zeitlich mit ex
ponentieller Dämpfung ab, so daß insbesondere die letzte Gra
dientenschaltung den größten Beitrag zu den Störungen des
Grund-Magnetfelds B₀ während der Aufnahme des Meß-Signals liefert.
Noch besser wird die Störungskompensation bei einer Aus
führungsform, bei der im zweiten Durchlauf sämtliche magneti
sche Gradientenfelder -Gk die gegenüber dem entsprechenden mag
netischen Gradientenfeld Gk des ersten Durchlaufs entgegenge
setzte Polarität aufweisen.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens für spektroskopische Anwendungen liegt während der
Aufnahme der Datensätze jeweils kein magnetisches Gradienten
feld im Meßvolumen an.
Bei einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform beginnt die
Aufnahme der Datensätze jeweils kurz, vorzugsweise innerhalb
von 10 ms, besondere vorteilhaft innerhalb von 1 ms nach Abschaltung
des mindestens einen magnetischen Gradientenfeldes G bzw. -G
eines Meß-Durchlaufs. Besonders bevorzugt ist dabei eine Aus
führungsform, bei der die Aufnahme der Datensätze kurz nach
Abschaltung des jeweils letzten magnetischen Gradientenfeldes
eines Durchlaufs beginnt.
Ein Hauptanwendungsfall des erfindungsgemäßen Verfahrens ist
die schicht- bzw. volumenspezifische Spektroskopie, bei der
erfindungsgemäß die Frequenz ω1 des im ersten Durchlaufs einge
strahlten HF-Impulses so gewählt wird, daß in Verbindung mit
dem mindestens einen magnetischen Gradientenfeld G die selek
tive Anregung von Kernspins einer bestimmten Schicht im Meß
volumen bewirkt wird, und die Frequenz ω2 des im zweiten Durch
lauf eingestrahlten HF-Impulses so gewählt wird, daß die Fre
quenzen ω₁ und ω₂ symmetrisch zur Resonanzfrequenz ω₀ der Kern
spins im ungestörten homogenen Magnetfeld B0 liegen.
Insbesondere bei der volumenspezifischen Spektroskopie werden
bei einer Ausführungsform in jedem Durchlauf mindestens drei
magnetische Gradientenfelder Gz, Gy, Gx bzw. -Gz, -Gy, -Gx ge
schaltet, die in Verbindung mit entsprechend gewählten Fre
quenzen der jeweiligen HF-Impulse zu einer selektiven Anregung
der Kernspins in einem bestimmten Volumenelement des Meß
volumens führen.
Mit besonderem Vorteil kann von dem erfindungsgemäßen Ver
fahren in den Fällen Gebrauch gemacht werden, bei denen ein
relativ kleines "Nutzsignal" zusammen mit demgegenüber sehr
großen Signalen von nicht-interessierenden Kernspins aufge
nommen wird, so daß die Amplituden der Seitenbänder der nicht
interessierenden Signale das kleine "Nutzsignal" überdecken
würden. Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden
daher die Kernspinresonanz-Signale von nicht-interessierenden
Materialien, wie z. B. von Lösungsmittel, Einbettungsmaterial
etc., unterdrückt.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispiele näher beschrieben und er
läutert. Die der Beschreibung und der Zeichnung zu entnehmen
den Merkmale können bei anderen Ausführungsformen der Er
findung einzeln, für sich oder zu mehreren in beliebiger Kom
bination Anwendung finden. Es zeigen:
Fig. 1a bis 1c eine schematische Darstellung eines Zeitdiagramms
der bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens verwendeten Signale zur Aufnahme eines
volumenselektiven NMR-Spektrums;
Fig. 2 den schematisierten zeitlichen Verlauf einer durch
eine Gradientenschaltung hervorgerufenen oszillie
renden Störung des homogenen Magnetfeldes B0; und
Fig. 3 den schematisierten zeitlichen Verlauf einer
Gradientenschaltung.
Zur Erzeugung von Kernspinresonanz (NMR)-Spektren oder
-Bildern wird ein Meßvolumen einem hochgradig homogenen, sta
tionären Magnetfeld B0 ausgesetzt, dessen Feldlinien parallel
zur Richtung einer Z-Achse verlaufen. Unter dem Einfluß des
homogenen Magnetfeldes B0 richten sich bei entsprechender
Stärke des Magnetfelds die Kernspins der Probenmaterie inner
halb des Meßvolumens in Richtung der Z-Achse aus.
Um die in Fig. 1c gezeigten Meßsignale 1′, 1′′ aufgrund des
freien Induktionszerfalls (FID) zu erhalten, müssen die inter
essierenden Kernspins mit Hilfe der in Fig. 1b dargestellten
Hochfrequenz(HF)-Impulse 2′, 2′′ angeregt werden.
Der Anregung der eigentlichen Meßsignale 1′, 1′′ geht bei dem
in Fig. 1 dargestellten Verfahren zur volumenselektiven NMR-
Spektroskopie eine Vorbereitungsphase voraus, in der durch
geeignete Schaltung von Gradientenfeldern G bzw. -G sowie Ein
strahlung von geeigneten HF-Signalen 3′, 3′′ die mögliche An
regung von Kernspins im Meßvolumen auf ein bestimmtes Volumen
element beschränkt wird.
Das Meßsignal 1′ in Fig. 1c wird nach dem in der linken Hälfte
der Figur dargestellten ersten Durchlauf aufgenommen und in
einem ersten Datensatz abgespeichert. Aufgrund der vor der
Aufnahme des Meßsignales geschalteten Gradientenfelder Gz, Gy,
Gx sind jedoch in der Umgebung des Meßvolumens Störungen er
zeugt worden, die sich negativ auf die Qualität des aufgrund
der Meßsignale erhaltenen NMR-Spektrums auswirken.
Durch die schnelle Schaltung von Gradientenfeldern und die
damit verbundenen schnellen Magnetfeldänderungen werden einer
seits Kraftwirkungen auf die das Meßvolumen umgebenden Bau
teile der NMR-Apparatur ausgeübt, die zu mechanischen
Schwingungen führen, welche sich in Form von Körperschall auf
andere Teile der NMR-Apparatur fortpflanzen. Diese schwingen
den, leitfähigen Strukturen, beispielsweise Kupferrohre, Ab
schirmbleche oder Strahlungsschilde in den üblicherweise ver
wendeten Kryostatensystemen oder auch leitfähige Komponenten
eines HF-Resonators wirken im starken stationären Magnetfeld B0
als Generatoren, die oszillierende Ströme und damit auch zeit
lich veränderliche magnetische Felder erzeugen, welche oszil
latorische Beiträge zum stationären Magnetfeld B0 liefern.
Außerdem rufen die schnellen Magnetfeldänderungen aufgrund der
Gradientenschaltung Wirbelströme in den das Meßvolumen um
gebenden leitfähigen Strukturen hervor, die ihrerseits zeit
lich veränderliche Magnetfelder erzeugen, welche insbesondere
oszillierende Beiträge zum stationären Magnetfeld B0 liefern.
Fig. 2 zeigt einen typischen Zeitverlauf solcher oszillieren
den B0-Störungen. In einer ersten Phase von ca. 100 µs wird
eine starke Störungsamplitude beobachtet, wobei die Störung
des B0-Feldes innerhalb von ca. 100 µs exponentiell auf Null
zurückgeht. Dieser starken, aber schnell abklingenden Störung
ist eine weitere, zeitlich oszillierende, lang andauernde Stö
rung überlagert, die erst in den anschließenden 10 ms auf Null
heruntergedämpft wird, so daß dann wieder das ungestörte homo
gene Magnetfeld B0 vorliegt.
In Fig. 3 ist die typische Dynamik der Schaltung eines Gra
dientenfeldes G dargestellt, wobei die Anstiegs- und Abstiegs
flanken sich jeweils über ca. 100 µs erstrecken, während der
volle Gradient über eine zeitliche Dauer von größenordnungs
mäßig 10 ms anliegt. Ein Vergleich mit der in Fig. 2 gezeigten
Dynamik der B0-Störungen legt nahe, daß die großen Störungen
der ersten, ca. 100 µs dauernden Phase durch die während der
Schaltungsflanken des Gradientenfeldes G erzeugten Wirbel
ströme hervorgerufen wird, während die überlagerten, ampli
tudenmäßig geringeren, dafür aber etwa 10 ms anhaltenden
oszillatorischen Störungen vermutlich den mechanischen Schwin
gungen der das Meßvolumen umgebenden Bauteile aufgrund der
Kraftwirkungen bei der Gradientenschaltung zuzuschreiben sind.
Im Endeffekt führen die Modulationen des B0-Feldes zu Störungen
im aufgenommenen NMR-Spektrum, insbesondere zu sogenannten
Seitenbändern, die beiderseits von eigentlichen NMR-Meßsignalen
weitere Signale vortäuschen. Diese Störungen wirken sich be
sonders negativ in den Fällen aus, in denen das "Nutzsignal" gegen
über Kernspinresonanz-Signalen von nicht-interessierenden Um
gebungsmaterialien einer Meßprobe ohnehin schon relativ klein
ist, wie das z. B. bei in Lösungsmitteln gelösten Substanzen
der Fall ist, bei denen das Lösungsmittel-Signal schon aufgrund der
wesentlich höheren Konzentration des Lösungsmittels gegenüber
dem gelösten Mittel stark dominiert. Die Seitenbänder eines
solchen Lösungsmittelsignals können dann unter Umständen das
kleine "Nutzsignal" vollkommen "zudecken".
Um die störenden Artefakte aus dem Spektrum zu entfernen, wird
der in Fig. 1 auf der rechten Seite dargestellte zweite Meß
durchlauf vorgeschlagen, bei dem die geschalteten Gradienten
felder gegenüber dem ersten Meßdurchlauf invers gepolt sind.
Im gezeigten Beispiel sind dies die Gradientenfelder -Gz,
-Gy, -Gx, wobei auch die entsprechenden schichtselektiven HF-
Impulse 3′′ so gewählt werden müssen, daß mit den invertierten
Gradientenfeldern dennoch das gleiche Volumenelement wie im
ersten Durchlauf ausgewählt wird. Dies wird in der Regel durch
die Frequenz ω des entsprechenden HF-Impulses 3′ bzw. 3′′ ge
steuert.
Statt im zweiten Durchlauf sämtliche magnetischen Gradienten
felder G zu invertieren, ist es auch möglich, lediglich das
letzte Gradientenfeld, im Beispiel von Fig. 1 also Gx, im zwei
ten Durchlauf mit entgegengesetzter Polarität zu schalten. Da
die Hauptstörungen aufgrund der Schaltung der zeitlich vorher
gehenden Gradientenfelder Gz, Gy bereits nach ca. 100 µs abge
klungen sind, wie in Fig. 2 angedeutet, während die größen
ordnungsmäßig 10 ms andauernden oszillatorischen Störungen des
B0-Feldes, die vermutlich von mechanischen Schwingungen der das
Meßvolumen umgebenden Strukturen hervorgerufen werden, dem
System im wesentlichen durch die Schaltung des zeitlich letz
ten Gradienten aufgeprägt werden, ist eine Invertierung der
dem letzten geschalteten Gradienten vorausgehenden Gradienten
beim zweiten Durchlauf nicht unbedingt erforderlich.
Die Aufnahme der Datensätze bei NMR-spektroskopischen Ver
fahren beginnt normalerweise etwa 1 bis 10 ms nach Schaltung
des letzten magnetischen Gradientenfeldes G bzw. -G eines
Durchlaufs, so daß die größenordnungsmäßig nur 100 µs an
dauernde "starke" Störung des B0-Feldes für die gemessenen Sig
nale nicht mehr von Bedeutung ist, sondern nur noch der etwa
10 ms andauernde oszillierende Anteil. Durch eine Addition der
im ersten Durchlauf und im zweiten Durchlauf erhaltenen Daten
sätze, bei denen zumindest der oszillierende Störungsanteil
aufgrund der invertierten Gradientenschaltung des B0-Feldes
genau gegenläufig moduliert ist, können die Artefakte aufgrund
der B0-Störungen gerade weggemittelt werden, so daß ein seiten
bandfreies NMR-Spektrum erhalten wird.
In gleicher Weise können auch in anderen Bereichen der NMR-
Meßtechnik Artefakte aufgrund von durch Gradientenschaltungen
hervorgerufenen B0-Feldstörungen vermieden oder zumindest stark
vermindert werden, z. B. bei bildgebenden Verfahren, bei denen
die Datenaufnahme kurze Zeit nach dem Schalten eines Gradien
ten erfolgt.
Die im Patentanspruch 1 beschriebene Sequenz ist üblicher
weise nur ein Baustein einer umfassenderen Meßsequenz. Sie
kann in an sich bekannte Impulssequenzen zur volumenselektiven
NMR-Spektroskopie oder zur NMR-Bildgebung integriert oder mit
solchen Impulssequenzen kombiniert werden. Die Sequenz kann
aber auch einfach n-mal wiederholt werden, um das Signal-zu-
Rausch-Verhältnis zu verbessern, was insbesondere bei schwa
chen NMR-Signalen erforderlich ist. Dann verlängert sie auch
nicht die Gesamtmeßzeit.
Weiter kann die Kombination der Datensätze aus dem ersten und
dem zweiten Meß-Durchlauf durch direkte Addition der Datensätze
vor einer Fouriertransformation oder durch Addition der
bereits fouriertransformierten Datensätze erfolgen.
Vorzugsweise wird das oben beschriebene Verfahren mit einer an
sich bekannten Kompensation des stationären Magnetfeldes B0 zur
Herstellung der für Spin-Echo-Impulsfolgen notwendige Repha
sierungsbedingungen kombiniert.
Claims (14)
1. Verfahren zur Erzeugung eines Kernspinresonanz(NMR)-Spektrums
aus einem Meßvolumen, welches einem hochgradig homogenen,
stationären Magnetfeld B₀ ausgesetzt ist, wobei
in einem ersten Durchlauf ein Hochfrequenz(HF)-Impuls zur
Anregung der interessierenden Kernspins in das Meßvolumen
eingestrahlt, mindestens ein magnetisches Gradientenfeld
G, beispielsweise zur Selektion einer bestimmten Schicht
aus dem Meßvolumen, geschaltet und nach Abschaltung des
magnetischen Gradientenfeldes G ein die beobachtbaren
Meßsignale aus dem Meßvolumen enthaltender erster Datensatz
aufgenommen wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Verfahren in einem zweiten Durchlauf mit einem
magnetischen Gradientenfeld -G, das gegenüber dem magnetischen
Gradientenfeld G entgegengesetzte Polarität aufweist,
wiederholt wird, während die übrigen experimentellen
Parameter des ersten Durchlaufs beibehalten werden,
wobei nach Abschaltung des magnetischen Gradientenfeldes
-G ein zweiter Datensatz aufgenommen und mit dem ersten
Datensatz unter Anwendung einer Additionsoperation
mathematisch verknüpft wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Verknüpfung des zweiten Datensatzes mit dem ersten
durch direkte Addition erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Verknüpfung des zweiten Datensatzes mit dem ersten
durch Addition der fouriertransformierten Datensätze erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß Störungen und Verzerrungen
des Magnetfeldes B₀ zusätzlich dadurch kompensiert werden,
daß entweder zwischen dem ersten 90°-HF-Impuls und dem
folgenden 180°-HF-Impuls einer Spin-Echo-Impulsfolge die
Größe des statischen Magnetfeldes B₀ geeignet verändert
oder aber der Abstand zwischen dem ersten 90°-HF-Impuls
und dem darauffolgenden 180°-HF-Impuls auf einen vom
halben Abstand zwischen den folgenden 180°-HF-Impulsen
der Spin-Echo-Impulsfolge abweichenden Wert eingestellt
wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß im ersten Durchlauf mehrere
magnetische Gradientenfelder G₁, G₂, . . ., Gk, . . . geschaltet
werden und daß im zweiten Durchlauf mindestens
das letzte geschaltete magnetische
Gradientenfeld -Gk gegenüber dem entsprechenden
magnetischen Gradientenfeld Gk des ersten Durchlaufs die
entgegengesetzte Polarität aufweist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß im
zweiten Durchlauf sämtliche magnetischen Gradientenfelder
-Gk die gegenüber dem entsprechenden magnetischen
Gradientenfeld Gk des ersten Durchlaufs entgegengesetzte
Polarität aufweisen.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß während der Aufnahme der
Datensätze jeweils kein magnetischer Feldgradient im
Meßvolumen anliegt.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Aufnahme der Datensätze
jeweils innerhalb von 10 ms
nach Abschaltung des
mindestens einen magnetischen Gradientenfeldes G bzw. -G
eines Durchlaufs beginnt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Aufnahme der Datensätze jeweils innerhalb von 1 ms
nach Abschaltung des mindestens einen magnetischen Gradienten
feldes G bzw. -G eines Durchlaufs beginnt.
10. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Aufnahme der Datensätze jeweils
innerhalb von 10 ms nach
Abschaltung des jeweils letzten magnetischen
Gradientenfeldes eines Durchlaufs vor der Datenaufnahme
beginnt.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Auf
nahme der Datensätze jeweils innerhalb von 1 ms nach Abschaltung
des jeweils letzten magnetischen Gradientenfeldes
eines Durchlaufs vor der Datenaufnahme beginnt.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Frequenz ω₁ des im ersten
Durchlauf eingestrahlten HF-Impulses so gewählt wird, daß
in Verbindung mit dem mindestens einen magnetischen
Gradientenfeld G die selektive Anregung von Kernspins
einer bestimmten Schicht im Meßvolumen bewirkt wird, und
daß die Frequenz ω₂ des im zweiten Durchlauf
eingestrahlten HF-Impulses so gewählt wird, daß die
Frequenzen ω₁ und ω₂ symmetrisch zur Resonanzfrequenz ω₀
der Kernspins im ungestörten homogenen Magnetfeld B₀
liegen.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
in jedem Durchlauf mindestens drei magnetische
Gradientenfelder Gx, Gy, Gz bzw. -Gx, -Gy, -Gz geschaltet
werden, die in Verbindung mit entsprechend gewählten
Frequenzen der jeweiligen HF-Impulse zu einer selektiven
Anregung der Kernspins in einem bestimmten Volumenelement
des Meßvolumens führen.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß Kernspinresonanz-Signale von
nicht-interessierenden Materialien, wie z. B. von Lösungs
mittel, Einbettungsmaterial etc., unterdrückt werden.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4203036A DE4203036C2 (de) | 1992-02-04 | 1992-02-04 | Verfahren zur Erzeugung eines seitenbandfreien NMR-Spektrums |
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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Family
ID=6450865
Family Applications (1)
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