DE4133954C2 - Anlage und Verfahren zur biologischen Phosphor- und Stickstoffeliminierung aus Abwasser - Google Patents
Anlage und Verfahren zur biologischen Phosphor- und Stickstoffeliminierung aus AbwasserInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die biologische Behandlung von
kommunalem, industriellem oder landwirtschaftlichem Abwasser
unter Verwendung von Belebtschlamm. Sie ist auf alle Abwässer
anwendbar, die neben organischen Inhaltsstoffen Phosphor und
Stickstoff im Überschuß aufweisen.
Die bekannten Verfahren und Einrichtungen zur biologischen
Phosphor- und Stickstoffeliminierung aus Abwasser, wie z. B. das
Bardenpho-Verfahren (Schriftenreihe Siedlungswasserwirtschaft
23; Biologische Phosphorelimination; Ruhr-Universität, Bochum
1993), haben verfahrenstechnische und biochemische Nachteile,
die sich negativ auf Prozeßstabilität, Ablaufbeschaffenheit und
Reaktorvolumen auswirken.
Es ist bekannt, daß bei der Eliminierung der
Abwasserinhaltsstoffe eine Vielzahl Mikroorganismen mit den
unterschiedlichsten Stoffwechselleistungen und
Milieuansprüchen mitwirken. Die Milieuansprüche reichen
bezüglich Sauerstoffbedarf von stark belüftet bis streng
anaerob. Bei den bekannten Verfahren und Einrichtungen ist
eine ungenügende Anpassung der Milieubedingungen in den
Reaktoren an die Milieuansprüche der Organismen zu
verzeichnen. Somit sind optimale Stoffwechselleistungen nicht
möglich.
Seit Entwicklung des Verfahrens ist z. B. bekannt, daß die
biologische P-Eliminierung empfindlich gestört wird, wenn
gelöster oder an Nitrat gebundener Sauerstoff in das
verfahrenstechnisch wichtige P-Freisetzungsbecken gelangt.
Durch Sauerstoffeintrag geht der Selektionsvorteil der
P-speichernden Mikroorganismen verloren. Die für diese
Organismen lebenswichtigen niedermolekularen organischen
Stoffe werden dann durch Nahrungskonkurrenten aufgenommen.
Mit diesen Störungen muß bei den bekannten Verfahren zyklisch
wiederkehrend gerechnet werden. Durch die bei allen
Kläranlagenzuläufen zu verzeichnenden Tagesschwankungen der
Zulauffrachten und die lange Verweilzeit des Abwassers in den
Becken tritt täglich der Fall ein, daß das am Tage der Anlage
zufließende Abwasser erst während der Nachtstunden in
nitrifizierter Form durch Rezirkulat und Rücklaufschlamm in
das Denitrifikationsbecken rückgeführt wird. Eine
Denitrifikation des Nitrats ist dann jedoch aufgrund fehlenden
Kohlenstoffs (BSB) nicht oder nur in begrenztem Maße möglich.
Das Nitrat passiert dieses Becken und gelangt in das anaerobe
P-Freisetzungsbecken. Es kommt folglich zu den genannten
Störungen. Eine stabile und weitgehende Eliminierung von
Phosphor ist somit nicht möglich.
Ein weiterer entscheidender Nachteil bekannter Verfahren wird
auch darin gesehen, daß die am Eliminierungsprozeß beteiligten
Mikroorganismen, unabhängig von ihren Stoffwechselleistungen,
durch alle Verfahrensstufen transportiert werden.
So werden z. B. die Nitrifikanten, die im
sauerstoffangereicherten Milieu ihr Stoffwechseloptimum haben,
durch die anaerob-anoxischen Becken und die anaerob-
hydrolytischen Bakterien durch das belüftete
Nitrifikationsbecken gepumpt. Es kommt dadurch zu einer
ständigen Selektion von Mikroorganismen und zu Einschränkungen
ihrer Stoffwechselleistungen. Vor allem die
Stoffwechselleistungen der nitrifizierenden Mikroorganismen,
die bekanntlich gegen äußere Störeinflüsse sehr empfindlich
reagieren und eine lange Reproduktionszeit besitzen, werden
durch diese zyklisch wiederkehrenden Störungen nachteilig
beeinflußt. Diese Bakteriengruppe ist das schwächste
Kettenglied der Verfahrenskette. Aufgrund ihrer Eigenschaften
und Milieuansprüche müssen z. B. das Schlammalter derartiger
Anlagen sehr hoch und die BSB-Schlammbelastung extrem niedrig
( < 0,07 kgBSB/kgTS·d) gehalten werden. Dies bedeutet für
Praxisanlagen eine Verdoppelung bis Verdreifachung des
Reaktorvolumens.
Ein weiterer Nachteil wird auch in den relativ geringen
Bioschlammkonzentrationen in den Becken gesehen. Sie bedingen
niedrige spezifische Stoffumsetzungen und somit große
Reaktorvolumina. Die Konzentrationen werden vor allem durch
die Wirksamkeit der Nachkläreinrichtung begrenzt. Ab einem
bestimmten Biomassegewicht ist eine sichere Abtrennung des
Belebtschlammes in der Nachklärung nicht mehr möglich. Eine
Biomasseerhöhung ist folglich nur möglich, wenn ein Teil der
Organismen in dem vorgegebenem Becken verbleiben und nicht
ständig über die Nachkläreinrichtung geführt werden müssen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine möglichst
ganzjährig stabile P- und N- Eliminierung aus Abwasser durch
mikrobiologische Prozesse und weitestgehend ohne den Einsatz
von Fällungsmitteln zu erreichen, wobei in den einzelnen
Verfahrensstufen jeweils optimale Milieubedingungen auch bei
lastabhängigen Tagesschwankungen einer Kläranlage angestrebt
werden.
Mittels einer Anlage und eines geeigneten Verfahrens sollen
durch eine spezielle Anordnung und Verfahrensführung von
aeroben, anoxischen und anaeroben Becken, durch Steuerung und
Aufteilung der Medienströme und Nutzung von Trägerbiologien
auch in kleinen und mittleren Belebtschlammanlagen Ablaufwerte
bezüglich P und N erreicht werden, die den Forderungen des
Umweltschutzes entsprechen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1
beschriebene Anlage und das in den Ansprüchen 2 bis 8
beschriebene Verfahren gelöst.
Die Funktionsweise ist dabei wie folgt:
Zu behandelndes Abwasser wird von Grobstoffen befreit und zu
etwa gleichen Teilen einem ersten Denitrifikationsbecken und
einem P-Freisetzungsbecken zugeführt. Dem ersten
Denitrifikationsbecken werden außerdem ein Teilstrom
Rücklaufschlamm und zeitweilig ein Teilstrom aus einem zweiten
Denitrifikationsbecken zugepumpt. Während der Belastungsspitze
wird eine bestimmte Menge vom zulaufendem Abwasser entnommen
und damit ein Speicherbecken zu etwa 85% gefüllt. Das
restliche Volumen des Speicherbeckens wird mit Rücklaufschlamm
aus dem Nachklärbecken aufgefüllt. Die Abwassermenge beträgt
etwa 5 bis 15 Vol% der Tagesabwassermenge.
Im Speicherbecken werden in den nachfolgenden Stunden die
partikulären und gelösten organischen Abwasserinhaltsstoffe
mikrobiell unter anaeroben Milieuverhältnissen in
niedermolekulare organische Verbindungen hydrolysiert bzw.
vergoren. Die Hydrolyse- und Gärungsprodukte sind wichtige
Nährstoffe für P-speichernde und denitrifizierende
Mikroorganismen.
Das auf diese Weise vorbehandelte Abwasser-Belebtschlamm-
Gemisch wird gemeinsam mit dem frischen Abwasser dem ersten
Denitrifikationsbecken während der belastungsschwachen
Nachtstunden zugegeben. Dadurch kann in diese Stufe
eingetragenes Nitrat auch während der kritischen Tageszeiten
weitgehend denitrifiziert werden. Ein Eintrag größerer Mengen
Nitrat in das P-Freisetzungsbecken, und damit die Störung der
biologischen P-Eliminierung, wird somit ausgeschlossen.
Das erste Denitrifikationsbecken ist mit aufschwimmenden
Aufwuchsträgern zu etwa 60 bis 80 Vol% gefüllt. Auf dem
Material siedeln sich vor allem anaerob-anoxisch lebende
Mikroorganismen an. Durch langsames Rühren des Mediums findet
in dem kompakten Fließbett ein optimaler Kontakt zwischen
Biomasse und abzubauendem Substrat statt. Die organischen
Inhaltsstoffe des frischen Abwassers werden dabei in
vergleichsweise kurzer Zeit weitgehend hydrolysiert. Vor allem
im Innern der vorzugsweise verwendeten etwa 5-10 mm langen
und 5 mm starken, außen und innen gerieften Walzenperlen, mit
einem Innendurchmesser von 2-3 mm, finden verstärkt neben
Hydrolyse- auch Gärungsvorgänge statt. Die dabei entstehenden
organischen Produkte sind wichtige Nährsubstrate für
P-speichernde Mikroorganismen. Auch die partikulären organischen
Stoffe, die den Feinrechen passieren, jedoch im Trägermaterial
zurückgehalten werden, bilden nach Hydrolyse eine wesentliche
Kohlenstoffquelle während belastungsschwacher Nachtstunden.
Die im zugeführten Belebtschlamm vorhandenen P-speichernden
Mikroorganismen nehmen bereits im ersten
Denitrifikationsbecken einen Teil der gebildeten Nährsubstrate
auf und speichern diese in der Zelle.
Das nachfolgende P-Freisetzungsbecken ist ebenfalls mit etwa
60 bis 80 Vol% Trägermaterial gefüllt. Diesem mit einem
Rührwerk ausgerüsteten Becken wird das Gemisch aus dem ersten
Denitrifikationsbecken ohne Aufwuchsträger und ein Teilstrom
frisches, mit organischen Stoffen angereichertes Abwasser
zugeführt. In diesem Becken laufen die im ersten
Denitrifikationsbecken begonnenen Hydrolyse- und
Gärungsprozesse und die Aufnahme und intrazelluläre
Speicherung der Stoffwechselprodukte durch P-speichernde
Mikroorganismen verstärkt ab. Da die P-speichernden
Mikroorganismen ihren Energiebedarf aus dem Abbau zellulär
gespeicherter Polyphosphate decken, steigen in diesem Becken
die Orthophosphatkonzentrationen auf etwa doppelte Werte an.
Durch die Aufkonzentrierung mit spezieller anaerob-anoxischer
Biomasse kann die Verweilzeit im Denitrifikations- und
P-Freisetzungsbecken, im Vergleich zu bekannten und nur mit
Belebtschlamm beschickten Verfahren, um mindestens 50%
verkürzt werden.
Die biologische P- Eliminierung erfolgt in der Weise, daß der
Belebtschlamm und somit die darin enthaltenen P-speichernden
Mikroorganismen einem zyklischen Milieuwechsel (aerob-anoxisch-
anaerob) unterworfen werden. Dabei nehmen sie in den
sauerstofffreien Becken spezielle Nährsubstrate und im
belüfteten Becken Phosphor im Überschuß auf. Die Menge liegt
ein Mehrfaches über dem physiologischen Bedarf.
Um auch einen Teil der trägerfixierten Biomasse in diesen
Eliminierungsprozeß einzubeziehen, werden die Tauchwand
zwischen dem P-Freisetzungsbecken und dem
Nitrifikationsbecken, der Rührer im P-Freisetzungsbecken und
die Belüftungseinrichtung im Nitrifikationsbecken so gestaltet
und angeordnet, daß ständig Trägermaterialien aus dem
Wirbelbett des Nitrifikationsbeckens an den unteren Teil des
Fließbettes im P-Freisetzungsbecken angelagert werden, diese
das Fließbett aufgrund des spezifischen Gewichtes von kleiner
als 1 g/cm3 durchwandern und durch das obere Blatt der
Rühreinrichtung wieder in das Nitrifikationsbecken befördert
werden. Da das aus dem ersten Denitrifikationsbecken
zufließende Medium das Fließbett von oben nach unten
durchströmt, ist ein optimaler Kontakt zwischen
Mikroorganismen und Nährsubstrat gegeben.
Die trägerfixierten, P-speichernden Mikroorganismen werden im
Wirbelbett vom Träger abgerieben und gelangen mit dem
Überschußschlamm aus dem System.
Durch diese Anordnung erfolgt gleichzeitig eine gewisse
Denitrifikation des im Nitrifikationsbecken gebildeten
Nitrats. Eine Störung der P- Eliminierung kann dabei
ausgeschlossen werden, da für die Denitrifikation nur die
Restkohlenstoffverbindungen genutzt werden können, die das
Fließbett bereits passiert haben.
Das Medium aus dem P-Freisetzungsbecken gelangt anschließend
in das mit Sauerstoff angereicherte Nitrifikationsbecken.
Dieses Becken ist mit Belüftungseinrichtungen ausgerüstet und
teilweise mit schwimmfähigen Aufwuchsträgern gefüllt.
Bekanntlich ist die Bildung von Nitrat aus Ammonium das
schwächste Glied der biologischen Stickstoffeliminierung. Die
nitrifizierenden Bakterien reagieren auf äußere Störungen mit
Leistungsabfall. Sie haben im Vergleich zu anderen
Abwasserbakterien hohe Reproduktionszeiten. Aufgrund der
niedrigen Wachstumsraten tritt vor allem bei niedrigen
Temperaturen und bei Anlagen mit geringem Schlammalter der
Fall ein, daß der Austrag von Nitrifikanten mit dem
Überschußschlamm größer ist als die Zuwachsrate. Dann ist eine
Stickstoffeliminierung durch Nitrifikation-Denitrifikation
nicht mehr möglich. Der Nachteil wird in Praxisanlagen durch
hohes Schlammalter, das heißt durch Verdoppelung bis
Verdreifachung des Reaktorvolumens, kompensiert.
Nitrifizierende Bakterien lassen sich auf Aufwuchsträger
fixieren. Dies hat den Vorteil, daß die empfindlich
reagierenden Mikroorganismen mit dem Träger in einem für sie
optimalen Milieu verbleiben und nicht durch die für sie
lebensfeindlichen anaerob-anoxischen Becken geführt werden
müssen. Außerdem können sie nicht mit dem Überschußschlamm aus
dem System genommen werden.
Durch den Einsatz von 5 bis 30 Vol% Aufwuchsträger im
belüfteten Nitrifikationsbecken, gekoppelt mit der teilweisen
Lastvergleichmäßigung, kann die BSB-Raumbelastung der
Gesamtanlage auf über 0,5 bis 0,6 kg/m3·d bzw. die
Schlammbelastung auf Werte von 0,10 bis 0,12 kg/kgTS·d erhöht
werden (bisher 0,07 kg/kgTS·d). Dies bedeutet im Vergleich zum
gegenwärtigen Stand der Technik eine erhebliche Einsparung an
Reaktorvolumen.
Der Einsatz speziell gestalteter, walzenförmiger Hohlträger
hat noch den Vorteil, daß sich im Innern der Walze dickere
Biomasseschichten und in diesen anoxische Milieuverhältnisse
ausbilden. Somit laufen im belüfteten Becken Nitrifikations- und
Denitrifikationsprozesse parallel ab. Der Anteil
anoxischer Biomasse kann durch die Verlängerung der
Aufwuchsträger erhöht werden.
Neben der Oxidation von Ammonium werden im
Nitrifikationsbecken durch suspendierte und trägerfixierte
Biomasse vor allem organische Abwasserinhaltsstoffe abgebaut
und Phosphate in erhöhtem Maße durch spezielle Mikroorganismen
aufgenommen.
Um die biochemischen Wirkungen im Nitrifikationsbecken zu
erhöhen, kann dieses nochmals geteilt werden, wobei die
Aufwuchsträger im jeweiligen Abschnitt verbleiben.
Das weitgehend gereinigte und nitrifizierte Abwasser gelangt
anschließend ohne Aufwuchsträger in ein zweites, zweigeteiltes
Denitrifikationsbecken. Dieses Becken ist ebenfalls teilweise
mit Aufwuchsträgern gefüllt und mit einer Rühreinrichtung
versehen. Bei den bekannten Verfahren gelangen gereinigtes
Abwasser und Belebtschlamm nach dem Nitrifikationsbecken in
das Nachklärbecken und von dort, nach Abtrennung der Biomasse,
in den Ablauf. Eine Beeinflussung der Ablaufbeschaffenheit ist
somit nicht mehr möglich.
Das zweite Denitrifikationsbecken erfüllt mehrere Aufgaben.
Unter Nutzung von Rest-BSB und intrazellulär gespeicherter
organischer Stoffe wird das Medium vor Abgabe in den Vorfluter
denitrifiziert. Liegen die Nitratwerte noch über einer
vorgegebenen Konzentration, dann kann verstärkt Medium aus dem
ersten Beckenteil dem zweiten Beckenteil zugeführt werden.
Dort wird dem Medium zur Stimulierung der Denitrifikation
frisches Abwasser zugesetzt und anschließend dem ersten
Denitrifikationsbecken und/oder dem Nitrifikationsbecken
zugeleitet. Anders wird verfahren, wenn die Ammonium- und
Phosphorkonzentrationen über den vorgegebenen Werten liegen.
Dann wird verstärkt Medium auf kürzestem Wege über den zweiten
Beckenteil des zweigeteilten Denitrifikationsbeckens dem
Nitrifikationsbecken zur Nitrifizierung bzw. P-Eliminierung
zugepumpt.
Die Steuerung des Prozesses kann in Abhängigkeit von den
Stoffkonzentrationen im Ablauf des Beckens und/oder in
Abhängigkeit von den sich meist zyklisch wiederholenden
Tagesgängen der Zulauffrachten vorgenommen werden.
Die einzelnen Becken der Anlage zur biologischen P- und
N-Eliminierung sind so angeordnet, daß der Energiebedarf für den
Medienrücktransport gering ist.
Aus dem ersten Beckenteil des zweiten Denitrifikationsbeckens
gelangen gereinigtes Abwasser und Belebtschlamm ohne
Aufwuchsträger über das Zwischenbelüftungsbecken in das
Nachklärbecken. Im Zwischenbelüftungsbecken wird das Medium so
mit Sauerstoff angereichert, daß P-Freisetzungs- und
Denitrifikationsprozesse im Nachklärbecken ausgeschlossen
werden können. Die im Nachklärbecken abgetrennte Biomasse wird
vorwiegend in das erste Denitrifikationsbecken rückgeführt. Zu
Zeiten schwacher Belastung wird ein Teilstrom dem
Nitrifikationsbecken zugeführt. Dadurch wird eine übermäßige
Belastung der anoxischen und anaeroben Becken mit Nitrat und
somit eine Störung der biologischen P-Eliminierung vermieden.
Eine Stimulierung und Stabilisierung der biologischen
P-Eliminierung wird auch dadurch erreicht, daß ein Teilstrom des
Rücklaufschlammes vor allem während der belastungsschwachen
Zeiten kontinuierlich oder diskontinuierlich über den
Schlammvoreindicker dem Nitrifikationsbecken zugeführt wird.
Während der mehrstündigen Lagerung des Schlammes im anaerob-
anoxischen Milieu laufen in abgeschwächter Form ähnliche
Stoffwechselprozesse wie im P-Freisetzungsbecken ab.
Ein Ausführungsbeispiel ist in der Zeichnung dargestellt und
wird im folgenden näher beschrieben.
Das der Kläranlage zufließende Abwasser wird durch einen
Feinrechen 1 von Grobstoffen befreit und zu etwa gleichen
Teilen dem ersten Denitrifikationsbecken 3 und dem
P-Freisetzungsbecken 4 zugeführt. Die Schmutzfracht ist so
bemessen, daß jedem m3 der Becken 3 bis 6 täglich im Mittel
0,5-0,6 kgBSB5 zugeführt werden bzw. die Schlammbelastung
etwa 0,11-0,12 kgBSB5/kgTS·d beträgt.
Während der Spitzenbelastungszeit zwischen 11.00 und 16.00 Uhr
wird vom zufließendem Abwasser ein Teilstrom, etwa 8 Vol% der
Tagesmenge, entnommen und dem Speicherbecken 2 zugeführt. Ist
dieses Becken zu etwa 85% gefüllt, dann wird der Rest des
Beckenvolumens mit Rücklaufschlamm aus dem Nachklärbecken 8
aufgefüllt. Ein Teil der gelösten und partikulären organischen
Abwasserinhaltsstoffe werden in den folgenden Stunden durch
Mikroorganismen des Belebtschlammes bei Abwesenheit von
Sauerstoff zu niedermolekularen organischen Verbindungen
aufgespalten.
Das am Tage gespeicherte Abwasser-Belebtschlamm-Gemisch wird
dem ersten Denitrifikationsbecken 3 während der
belastungsschwachen Nachtstunden zwischen 0.00 und 6.00 Uhr
zugeführt. Diesem Becken wird außerdem kontinuierlich
Belebtschlamm aus dem Nachklärbecken 8 zugepumpt. Die Menge
beträgt am Tage (9.00 bis 23.00 Uhr) etwa 80-120 Vol% des
zufließenden Abwassers und während der Nachtstunden (23.00 bis
9.00 Uhr) etwa 50-70 Vol%, wobei eine bestimmte Mindestmenge
nicht unterschritten wird.
Ein Teilstrom des Rücklaufschlammes wird nachts dem
Nitrifikationsbecken 5 zugeführt. Außerdem wird vor allem
während der Nachtstunden kontinuierlich ein Teilstrom
Rücklaufschlamm über den Schlammvoreindicker 9 dem
Nitrifikationsbecken 5 zugepumpt.
Durch die Abwasserspeicherung bzw. Vergleichmäßigung der
Schmutzfracht und die tageszeitabhängige Steuerung und
Aufteilung der Medienströme wird bewirkt, daß das in das erste
Denitrifikationsbecken 3 eingetragene Nitrat zu allen
Tageszeiten weitgehend denitrifiziert wird. Damit ist ein
ausreichender Schutz des nachfolgenden P-Freisetzungsbeckens 4
vor stärkeren, den Eliminierungsprozeß störenden,
Nitrateinbrüchen gegeben.
Im ersten Denitrifikationsbecken 3 erfolgt durch die im
Belebtschlamm angereicherten P-speichernden Mikroorganismen
bereits eine Aufnahme und intrazelluläre Speicherung der für
sie lebenswichtigen niedermolekularen organischen
Hydrolyseprodukte. Die meisten anderen Mikroorganismen des
Belebtschlammes sind dazu aufgrund des Sauerstoffmangels nicht
in der Lage. Dieser Prozeß setzt sich im folgenden
P-Freisetzungsbecken 4 verstärkt fort. Die Zuführung eines
Teilstromes frischen, mit Kohlenstoffen angereicherten
Abwassers wirkt sich stimulierend auf die biochemischen
Hydrolyse- und Eliminierungsprozesse aus. Da die
P-speichernden Mikroorganismen ihren Energiebedarf aus dem Abbau
zellulär gespeicherter Polyphosphate decken, kommt es in
diesem Becken zu einem deutlichen Anstieg der
Orthophosphatkonzentrationen.
Auch im P-Freisetzungsbecken 4 werden durch die Fixierung von
Mikroorganismen mit speziellen Stoffwechselleistungen an
Aufwuchsträgermaterial die gewünschten biochemischen Prozesse
intensiviert. Die Verweilzeit des Gemisches im ersten
Denitrifikationsbecken 3 und im P-Freisetzungsbecken 4 kann
dadurch im Mittel auf 1-1,5 Stunden verkürzt werden.
Eine biologische P-Eliminierung aus Abwasser ist dann
möglich, wenn der Belebtschlamm ständig aeroben und anaeroben
Milieuwechsel ausgesetzt wird. Um auch einen Teil der auf dem
Aufwuchsträgermaterial fixierten Biomasse zu diesen
Eliminierungsprozeß anzuregen, wird die Tauchwand 11 zwischen
dem P-Freisetzungsbecken 4 und dem Nitrifikationsbecken 5 bis
oberhalb des Beckenbodens so angeordnet, daß ständig ein Teil
des Aufwuchsträgermaterials durch den Antrieb der
Belüftungseinrichtung 12 (Belüftungskreisel) vom aeroben
Wirbelbett des Nitrifikationsbeckens 5 an das untere Fließbett
des P-Freisetzungsbeckens 4 angelagert wird. Aufgrund des
spezifischen Gewichtes durchwandert das Aufwuchsträgermaterial
das anaerobe Fließbett und wird wieder in das
Nitrifikationsbecken 5 befördert. Da das aus dem ersten
Denitrifikationsbecken 3 zufließende Medium das Fließbett von
oben nach unten durchströmt, sind günstige Voraussetzungen
gegeben, daß die P-speichernden Mikroorganismen auf dem
Aufwuchsträgermaterial entsprechende Nährsubstrate aufnehmen
können. Die eigentliche P-Eliminierung erfolgt im belüfteten
Nitrifikationsbecken 5. Die P-speichernden Mikroorganismen
werden vom Aufwuchsträgermaterial abgerieben und gelangen über
den Belebtschlamm in den Überschußschlamm.
Der Hauptteil an Phosphor wird im Nitrifikationsbecken 5 durch
spezielle Mikroorganismen des Belebtschlammes eliminiert.
Diese Organismen nehmen im ersten anoxischen
Denitrifikationsbecken 3 und P-Freisetzungsbecken 4 spezielle
niedermolekulare Nährstoffe auf und speichern sie in der
Zelle. Gelangen sie in das mit Sauerstoff angereicherte
Nitrifikationsbecken 5, dann eliminieren sie die im Abwasser
gelösten Phosphate in einer Menge, die ein Mehrfaches über dem
physiologischen Bedarf liegt. Dadurch werden die
Gesamt-P-Konzentrationen auf Werte unter 2 g/m3 reduziert. Der Phosphor
wird in der Zelle als Polyphosphatkörper gespeichert. Die
Entnahme aus dem System erfolgt über den Überschußschlamm.
Durch den Einsatz von verwirbelbaren, walzenförmigen
Aufwuchsträgern mit einer besiedelbaren Oberfläche von über
950 m2/m3 Schüttvolumen werden im Nitrifikationsbecken 5
zusätzliche Flächen geschaffen, die auch von nitrifizierenden
Mikroorganismen besiedelt werden. Die damit verbundene höhere
Stoffwechselleistung wird dadurch bewirkt, daß die
trägerfixierten Nitrifikanten mit dem Träger in einem für sie
optimalen Milieu verbleiben, also nicht die für sie
lebensfeindlichen anoxisch-anaeroben Becken passieren müssen
und schließlich nicht mit dem Überschußschlamm aus dem System
genommen werden können.
Das nach dem Nitrifikationsbecken 5 angeordnete zweite
Denitrifikationsbecken 6, welches in einen ersten Beckenteil
6.1 und einen zweiten Beckenteil 6.2 unterteilt ist, ist etwa
zu 30 bis 40 Vol% mit Aufwuchsträgern gefüllt. Dessen Medium
wird mit einem Minimum an Sauerstoffeintrag mittels Rührer 10
umgewälzt. Als Kohlenstoffquelle dienen gelöster Rest-BSB und
intrazellulär gespeicherte Reservestoffe der Mikroorganismen.
Steigt der Nitratwert dennoch über einen vorgegebenen Wert,
dann wird ein Teilstrom in das mit dem Nitrifikationsbecken 5
verbundene erste Denitrifikationsbecken 3 rückgepumpt. Anders
wird verfahren, wenn die Phosphor- und Ammoniumkonzentrationen
einen Wert überschreiten. Dann wird Medium aus dem zweiten
Denitrifikationsbecken 6 in das ebenfalls angrenzende
Nitrifikationsbecken 5 befördert. Die Mengenverhältnisse der
rückzuführenden Teilströme werden durch kontinuierliche
Bestimmung der Konzentrationen der zu eliminierenden
Abwasserinhaltsstoffe ermittelt werden. Bei Anlagen mit
zyklisch wiederkehrenden Tagesfrachtgängen kann auf deren
Grundlage ein entsprechendes Steuerprogramm für die
Medienrückführung benutzt werden.
Das dem zweiten Denitrifikationsbecken 6 nachgeschaltete
Zwischenbelüftungsbecken 7 reichert das ablaufende Medium mit
< 3 g/m3 Sauerstoff an. Damit wird Denitrifikations- und
P-Freisetzungsprozessen im Nachklärbecken 8 vorgebeugt.
Durch die Erfindung kann im Vergleich zu bekannten Lösungen
die Raumbelastung ohne Verschlechterung der
Ablaufbeschaffenheit deutlich erhöht und die Prozeßstabilität
verbessert werden. Trotz Bau eines Abwasserspeichers kann das
Reaktorvolumen, ohne Nachklärung, um 20 bis 30% reduziert
werden.
Claims (8)
1. Anlage zur biologischen Phosphor- und Stickstoffeliminierung
aus Abwasser mit folgenden Merkmalen:
- - die Anlage besteht aus einer Grobstoffentfernung (1), einem nachgeordneten Speicherbecken (2), einem ersten Denitrifikationsbecken (3), einem P-Freisetzungsbecken (4), einem zweiten zweigeteilten Denitrifikationsbecken (6), einem Nitrifikationsbecken (5), einem Zwischenbelüftungsbecken (7), einem Nachklärbecken (8) und einem Schlammvoreindicker (9),
- - Abwasserzuläufe münden über die Grobstoffentfernung (1) in das Speicherbecken (2), in das erste Denitrifikationsbecken (3), in das P-Freisetzungsbecken (4) und in den zweiten Beckenteil (6.2) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) ein,
- - das Speicherbecken (2) besitzt einen Ablauf zum ersten Denitrifikationsbecken (3),
- - der erste Beckenteil (6.1) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) besitzt einen Ablauf zum Nachklärbecken (8) über das Zwischenbelüftungsbecken (7), einen Ablauf zum zweiten Beckenteil (6.2) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) und einen Zulauf aus dem Nitrifikationsbecken (5),
- - der zweite Beckenteil (6.2) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) besitzt Abläufe zum ersten Denitrifikationsbecken (3) und zum Nitrifikationsbecken (5),
- - das erste Denitrifikationsbecken (3) besitzt einen Ablauf zum P-Freisetzungsbecken (4),
- - das Nachklärbecken (8) besitzt Abläufe für Rücklaufschlamm zum Speicherbecken (2), zum Nitrifikationsbecken (5), zum ersten Denitrifikationsbecken (3) und zum Schlammvoreindicker (9) sowie einen Ablauf für behandeltes Abwasser,
- - der Schlammvoreindicker (9) besitzt einen Ablauf zum Nitrifikationsbecken (5) und eine Schlammabführung,
- - im P-Freisetzungsbecken (4), im ersten Denitrifikationsbecken (3), in den beiden Beckenteilen (6.1, 6.2) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) und im Speicherbecken (2) befinden sich jeweils Rührer (10),
- - im Nitrifikationsbecken (5) ist eine Belüftungseinrichtung (12) angeordnet,
- - zwischen dem Nitrifikationsbecken (5) und dem P-Freisetzungsbecken (4) eine Tauchwand (11) so angeordnet, daß enthaltene schwimmfähige Aufwuchsträger von unten in das P-Freisetzungsbecken (4) eingetragen und oben wieder ausgetragen werden können.
2. Verfahren zur biologischen Phosphor- und Stickstoffeliminierung
aus Abwasser mit folgenden Merkmalen:
- - von Grobstoffen befreites Abwasser wird kontinuierlich einem ersten Denitrifikationsbecken (3) und einem anaeroben P- Freisetzungsbecken (4) zugeführt,
- - zeitweilig werden Teilströme des zu behandelnden Abwassers einem Speicherbecken (2) sowie einem Beckenteil (6.2) eines zweiten zweigeteilten Denitrifikationsbeckens (6) zugeleitet,
- - der aus einem Nachklärbecken (8) rückgeführte Belebtschlamm wird kontinuierlich dem ersten Denitrifikationsbecken (3) und Teilströme davon werden diskontinuierlich dem Speicherbecken (2) und einem Nitrifikationsbecken (5) zugepumpt,
- - das Medium aus dem ersten Denitrifikationsbecken (3) wird in das anaerobe P-Freisetzungsbecken (4) eingeleitet,
- - das Medium aus dem anaeroben P-Freisetzungsbecken (4) durchströmt anschließend das Nitrifikationsbecken (5),
- - zeitweilig wird Belebtschlamm aus dem Nachklärbecken (8) über den Schlammvoreindicker (9) dem Nitrifikationsbecken (5) zugeführt,
- - das Abwasser-Schlamm-Gemisch aus dem Speicherbecken (2) wird zu belastungsschwachen Tageszeiten dem ersten Denitrifikationsbecken (3) zugeführt,
- - das im Nitrifikationsbecken (5) behandelte Medium wird in den ersten Beckenteil (6.1) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) eingeleitet,
- - das Medium aus dem ersten Beckenteil (6.1) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) wird über ein Zwischenbelüftungsbecken (7) in das Nachklärbecken (8) und eine Teilmenge bei Nichteinhaltung vorgegebener Konzentrationswerte in den zweiten Beckenteil (6.2) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) gefördert,
- - dem zweiten Beckenteil (6.2) des zweiten Denitrifikationsbeckens (6) wird bei erhöhten Nitratkonzentrationen frisches Abwasser zugeführt,
- - das Medium wird in Abhängigkeit vom Reinheitsgrad des Abwassers aus dem zweiten Beckenteil (6.2) in das erste Denitrifikationsbecken (3) und/oder in das Nitrifikationsbecken (5) eingeleitet,
- - die Medien der Denitrifikationsbecken (3, 6), des P-Freisetzungsbeckens (4) und des Speicherbeckens (2) werden durch langsamlaufende Rührer (10) vermischt,
- - im ersten Denitrifikationsbecken (3), dem P-Freisetzungsbecken (4) und dem Nitrifikationsbecken (5) sind schwimmende, körnige Trägermaterialien für Mikroorganismen enthalten.
3. Verfahren nach Anspruch 2 mit einem Schüttvolumenanteil an
körnigen Trägermaterialien im Denitrifikationsbecken (3) und
dem P-Freisetzungsbecken (4) von 20 bis 80 Vol% und im Nitrifikationsbecken
(5) von 5 bis 30 Vol%.
4. Verfahren nach Anspruch 2 und 3 mit körnigen Trägermaterialien
für Mikroorganismen mit einem Schüttvolumenanteil von
20 bis 80 Vol% im zweiten Denitrifikationsbecken (6).
5. Verfahren nach den Ansprüchen 2 bis 4 mit Trägermaterialien,
die die Form von Hohlzylindern besitzen, die aus einem
Gemisch aus polymeren Stoffen, Aktivkohle und Stärke bestehen,
ein spezifisches Gewicht zwischen 0,4 und 0,98 g/cm³,
eine Länge von 4 bis 10 mm, einen Außendurchmesser von 4 bis
8 mm, einen Innendurchmesser von 3 bis 7 mm besitzen und eine
geriefte Oberfläche mit einer besiedelbaren Oberfläche von
mehr als 900 m²/m³ Schüttvolumen aufweisen.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 2 bis 5 mit einem Speicherbecken
(2), welches 5 bis 15% der mittleren Tagesabwassermenge
aufnimmt.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 2 bis 6, wobei das Speicherbecken
(2) während der Tagesspitzenbelastung mit 85 Vol% Abwasser
und 15 Vol% Rücklaufschlamm gefüllt wird.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 2 bis 7, wobei bei erhöhten
P-Konzentrationen im Nitrifikationsbecken (5) und während belastungsschwacher
Nachtstunden Schlamm aus dem Schlammvoreindicker
(9) in das Nitrifikationsbecken (5) eingeleitet wird.
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