DE4125299A1 - Tuer fuer ein kraftfahrzeug mit einer verstaerkungseinrichtung - Google Patents
Tuer fuer ein kraftfahrzeug mit einer verstaerkungseinrichtungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Tür für ein Kraft
fahrzeug nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
Die Konstruktion ausgeprägter Knautschzonen im Front- und
Heckbereich ist bei modernen Fahrzeugen ein eigenes Ent
wicklungsziel. Durch die vor und hinter der Fahrgastzelle
vorhandene Blechstruktur ist es heute möglich, Fahrzeuge
mit einem hohen Potential passiver innerer Sicherheit bei
Front- und Heckkollisionen zu entwickeln. Bei seitlichen
Kollisionen hingegen bereitet der Insassenschutz aufgrund
der kleinen zur Verfügung stehenden Deformationswege und
des geringen Absorptionsvermögens der Seitenstruktur
eines Fahrzeuges größere Probleme.
Die häufigste Maßnahme zum Schutz der Insassen bei seit
lichen Kollisionen mit anderen Fahrzeugen und bei Auf
prallvorgängen ist eine Versteifung der Kfz-Seitentür. So
sind vor allem in die Tür eingesetzte Profile, die in
Fahrzeugquerrichtung eine hohe Steifigkeit und/oder ein
hohes Energieaufnahmevermögen besitzen, bekannt, bei
spielsweise aus der DE-A-40 32 992. Neben metallischen
Verstärkungen mit beispielsweise kasten-, rinnen- oder U-
förmigem Querschnitt kommen auch Verstärkungselemente aus
Kunststoff oder in Metall-Kunststoff-Verbundbauweise, zum
Teil mit Schaumstoffausschäumung, zum Einsatz, so z. B.
in der DE-A-24 14 114. Die Verstärkungselemente sind in
vielen Fällen als Längsträger ausgebildet; daneben sind
flächige, gitterförmige, kreuzförmige, bandförmige und
seilartige Konstruktionen bekannt. Des weiteren werden
Rammleisten an der Außenseite von Fahrzeugen sowie Pol
sterungen an der Innenseite von Fahrzeugtüren verwendet.
Eine Versteifung alleine der Seitentüren von Kraftfahr
zeugen ist jedoch nicht ausreichend, da hier die Gefahr
besteht, daß bei entsprechender äußerer Krafteinwirkung
die Seitentür durch den Türausschnitt durchgedrückt wird
und so der Überlebensraum der Insassen drastisch ein
geengt wird.
Der Stand der Technik kennt eine Reihe von Maßnahmen, die
geeignet sind, auf die Seitentür einwirkende Kräfte auf
die Fahrzeugkarosserie zu übertragen. Durch entsprechend
große Überlappung zwischen Tür und Türausschnitt, durch
gezielten Formschluß beispielsweise zwischen Türunter
kante und Schweller, durch aus dem Rand der Tür herausra
gende Bolzen, die im Kollisionsfall in verstärkte Ausspa
rungen des Türausschnittes eingreifen, durch Wegbegren
zung der Tür über Anschläge am Sitz oder den Sitzschienen
oder durch Abstützung der Tür an Böcken im Schweller-
oder Säulenbereich, etc., soll hierbei verhindert werden,
daß die Tür in die Fahrgastzelle eindringt.
Nachteilig bei den oben aufgeführten Maßnahmen ist je
doch, daß die hierfür notwendigen Konstruktionen die Ge
staltungsfreiheit der Karosserie im Bereich der Türen
stark einschränken bzw. von den Fahrzeuginsassen als stö
rend empfunden werden, sowohl in ästhetischer Hinsicht
als auch beim Einsteigen und Verlassen des Fahrzeugs
(Hängenbleiben mit Kleidungsstücken oder mitgeführten Ge
genständen). Wegbegrenzende Anschläge schränken unter Um
ständen den nutzbaren Innenraum ein; Aussparungen für
eingreifende Bolzen sind zudem verschmutzungsanfällig.
Die oben angeführten Maßnahmen bedingen in der Regel au
ßerdem ein beträchtliches Mehrgewicht, da zusätzlich zu
den Versteifungsmaßnahmen in der Tür noch weitere Ein
richtungen an der Karosserie erforderlich sind.
Aufgabe der Erfindung ist es daher, Seitentüren von
Kraftfahrzeugen so auszubilden, daß bei Seitenkollisionen
neben einer hohen Energieabsorption durch die Tür auch
zwangsläufig eine Kraftübertragung auf die den Türaus
schnitt bildende Fahrzeugstruktur erfolgt.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzei
chen des Patentanspruchs 1 angegebenen Merkmale gelöst.
Die Erfindung vermeidet die oben angeführten Nachteile
dadurch, daß eine Einrichtung, welche die Kraftübertra
gung zwischen der Seitentür und der sie umgebenden Karos
seriestruktur ermöglicht, erst im Kollisionsfall akti
viert wird. Diese Einrichtung ist für die Fahrzeuginsas
sen nicht sichtbar in die Tür integriert und wird bei äu
ßerer Krafteinwirkung unter gleichzeitigem Abbau der ki
netischen Energie aus der Tür herausverlagert und greift
somit in die die Tür umgebende Karosseriestruktur form
schlüssig ein. Durch eine solche Verstärkungseinrichtung,
die erst infolge des Energieabbaus aktiviert wird und die
beiden Eigenschaften "Türversteifung" und "Kraftüber
tragung von der Tür auf die Karosserie" kombiniert, ist
es möglich, Gewicht und Kosten einzusparen. Außerdem wird
die Ästhetik durch die latente Verstärkungseinrichtung
nicht gestört; für die Karosserie und den Innenraum
bleiben die Gestaltungsmöglichkeiten weitgehend erhalten.
Bevorzugt reichen die Endabschnitte der Verstär
kungseinrichtung, die eine Kraftübertragung von der Tür
auf die Karosserie bewirken sollen, bis nahe an den Rand
der Tür, um im Crashfall bereits mit geringer Verlagerung
der Verstärkungseinrichtung eine wirkungsvolle Kraftüber
tragung zu erzielen (Anspruch 2). Voraussetzung hierfür
ist, daß die betreffenden Endabschnitte in der Tür so ge
führt sind, daß der Eingriff der Verstärkungseinrichtung
in die umgebende Karosserie unter Last bestimmungsgemäß
erfolgt.
Die Verlagerung der Verstärkungseinrichtung kann durch
zusätzliche Teile erfolgen oder aus der Gestaltung der
Verstärkungseinrichtung selbst erwachsen, wie dies z. B.
bei der bogenförmig nach außen gewölbten Verstärkungsein
richtung gemäß Anspruch 3 der Fall ist. Als zusätzliche
Teile sind beispielsweise keilförmige Elemente denkbar,
die bei Krafteinwirkung eine entsprechend geführte mehr
teilige Verstärkungseinrichtung auseinandertreiben und so
den Eingriff in Pfosten und/oder Schweller erzeugen. Als
Pfosten werden im Zusammenhang mit der vorliegenden Er
findung diejenigen annähernd vertikal verlaufenden Ab
schnitte der Fahrzeugkarosserie bezeichnet, die unmittel
bar den Türausschnitt bilden, auch im Bereich unterhalb
der Seitenscheiben, wo die Pfosten nahtlos in die flä
chige Seitenstruktur einer Fahrzeugkarosserie übergehen.
Der Begriff Pfosten ist somit in gleicher Weise auch auf
Coupe-Fahrzeuge ohne B-Säule oder generell auf Cabrio-
Fahrzeuge anzuwenden.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegen
stand weiterer Unteransprüche.
Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung wird
anhand mehrerer schematischer Zeichnungen nachfolgend nä
her beschrieben. Es zeigt
Fig. 1 eine perspektivische Seitenansicht mit inte
grierter Schnittdarstellung eines Kraft
fahrzeugs auf den Bereich einer vorderen Tür
mit einer verdeckt liegenden Verstärkungsein
richtung;
Fig. 2 eine Darstellung eines Längsschnittes durch die
vordere Tür und die angrenzende Fahrzeugkaros
serie gemäß Fig. 1 entlang der Mittellinie der
Verstärkungseinrichtung;
Fig. 3 eine der Fig. 2 entsprechende Darstellung unter
der Maßgabe einer äußeren Krafteinwirkung auf
die Tür;
Fig. 4 eine perspektivische Schnittdarstellung im Be
reich einer Durchtrittsöffnung für einen Endab
schnitt der Verstärkungseinrichtung;
Fig. 5 eine perspektivische Schnittdarstellung durch
die Verstärkungseinrichtung der Fig. 2 entlang
der Linie A-A;
Fig. 6 eine vergrößerte Darstellung eines Ausschnitts
aus Fig. 5.
In Fig. 1 ist eine vordere Tür 1 an der linken Seite
eines Kraftfahrzeuges dargestellt. Der Türausschnitt wird
durch zwei annähernd vertikal verlaufende Pfosten, die
sogenannte A-Säule 2 und die B-Säule 3, sowie durch einen
horizontal angeordneten Schweller 4 und einen nicht dar
gestellten Abschnitt eines Fahrzeugdaches gebildet. Eine
Verstärkungseinrichtung 8 ist - von außen nicht sichtbar
- im Hohlraum der Blechstruktur der Tür 1 unterhalb der
Scheibe 5 horizontal in Längsrichtung der Tür 1 angeord
net und bogenförmig in Richtung der Türaußenseite ge
wölbt. Die Verstärkungseinrichtung 8 weist in der lot
rechten Seitenansicht eine annähernd rechteckförmige Ge
stalt auf mit einer über der Längserstreckung unter
schiedlichen Dicke (große Querschnittsfläche in der
Mitte; Verjüngung zu den Enden hin). Die Verstärkungsein
richtung 8 reicht vom vorderen Rand 6 bis zum rückwärti
gen Rand 7 der Tür 1 bei einer Vertikalerstreckung, die
zumindest den Bereich der Stoßfängerhöhen üblicher Kfz
abdeckt. Durchtrittsöffnungen 9 am vorderen und rückwär
tigen Rand 6 bzw. 7 der Tür 1 ermöglichen, daß die Endab
schnitte der Verstärkungseinrichtung 8 im Falle äußerer
Krafteinwirkung aus der Tür 1 heraustreten und in Ausspa
rungen 10 der A- bzw. B-Säule 2, 3 eingreifen können.
Fig. 2 zeigt als Längsschnitt durch die Tür 1 die Anord
nung der Verstärkungseinrichtung 8 im Hohlraum der Tür 1
Zwischen dem Türaußenblech 11 und der Türinnenverkleidung
12. Die Verstärkungseinrichtung 8 wird von Führungen 13
jeweils am vorderen und rückwärtigen Rand 6 bzw. 7 der
Tür 1 und einem Abstützelement 15 in der Türmitte geführt
und ist zwischen den beiden äußeren Führungen 13 bogen
förmig in Richtung der Türaußenseite 20 gewölbt. Die Seh
nenlänge der bogenförmigen Verstärkungseinrichtung 8 ent
spricht dabei in etwa der Längserstreckung der Tür 1.
Verschlußelemente 14 an den beiden vertikalen Türrändern
6 und 7 verschließen die Durchtrittsöffnungen 9. Auf der
Höhe dieser Durchtrittsöffnungen 9 befinden sich die ent
sprechenden Aussparungen 10 in der A-Säule 2 bzw. der B-
Säule 3 oder sie liegen an einer Seite fest an
(Festlager), z. B. im Bereich B-Säule und sind zur A-
Säule hin frei beweglich.
Fig. 3 zeigt die Deformation der Verstärkungseinrichtung
8 beim seitlichen Aufprall eines Kollisionspartners 16.
Wirkt durch einen seitlichen Aufprall mit entsprechender
Energie eine äußere Kraft in Richtung des Pfeils 17 auf
die Tür 1 und damit die Verstärkungseinrichtung 8, so
nimmt die Verstärkungseinrichtung 8 eine annähernd ge
streckte Lage ein, wodurch die Endabschnitte der
Verstärkungseinrichtung 8 durch die Durchtrittsöffnungen
9 der Tür 1 hindurchtreten und formschlüssig in die Aus
sparungen 10 der beiden Pfosten 2 bzw. 3 eingreifen, wo
bei der Eingriff einseitig oder beidseitig erfolgen kann.
Fig. 4 zeigt einen Schnitt durch die Tür 1 und die
B-Säule 3 im Bereich der Durchtrittsöffnung 9 am hinteren
Rand 7 der Tür 1. Die Durchtrittsöffnung 9 wird durch ein
Verschlußelement 14 abgedeckt. Das Verschlußelement 14
besitzt in dem Bereich, der dem Endabschnitt der Verstär
kungseinrichtung 8 zugewandt ist, eine annähernd lot
rechte Durchtrittsfläche 19 mit nur sehr geringer Materi
aldicke, so daß in Bewegungsrichtung 18 der Endabschnitte
der Verstärkungseinrichtung 8 kein nennenswerter Wider
stand entgegengesetzt wird. In Fig. 4 ist des weiteren
die untere Hälfte der Führung 13 sowie ein verdeckt im
Inneren der B-Säule 3 angebrachtes Verstärkungsblech 28
dargestellt.
Zur sicheren Funktion der oben beschriebenen Einrichtung
muß die Verstärkungseinrichtung 8 ausreichend gewölbt
sein, um durch äußere Krafteinwirkung eine entsprechende
Differenzlänge zwischen der Sehnenlänge des Bogens und
der gestreckten Lage erzeugen zu können, so daß eine
wirksame Überdeckung zwischen den Endabschnitten der Ver
stärkungseinrichtung 8 und den beiden Pfosten 2 und 3
entsteht. Die Führungen 13 verhindern das unerwünschte
Auswandern der Verstärkungseinrichtung 8 nach oben oder
unten und legen somit die Bewegungsrichtung 18 fest. Das
Abstützelement 15 hingegen dient lediglich der Einhaltung
der Ruhelage der Verstärkungseinrichtung 8 und verhindert
Klappergeräusche durch Relativbewegungen zwischen dem
Türaußenblech 11 und der Verstärkungseinrichtung 8. Ange
sichts der beträchtlichen Kräfte, die über die Verstär
kungseinrichtung 8 auf die Pfosten 2 und 3 übertragen
werden, ist es erforderlich, nicht nur die Aussparungen
10 in den Pfosten 2 und 3 mit Verstärkungsblechen 28 zu
verstärken, sondern die gesamte Struktur der Pfosten 2
und 3 steifer zu gestalten. Die Aussparungen 10 müssen in
Richtung der Fahrzeugaußenseite offen sein, um auch nach
der Seitenkollision das Öffnen der Seitentüren zu ermög
lichen, da die Verstärkungseinrichtung 8 aufgrund der
elastisch-plastischen Verformung ihre gestreckte Lage
beibehält. Dabei ist es möglich, aus optischen Gründen
die Aussparungen 10 durch Kunststoffabdeckungen geringer
Steifigkeit so zu verkleiden, daß die Aussparungen 10
während der normalen Benutzung nicht offenliegen. Eine
derartige Kunststoffabdeckung müßte so beschaffen sein,
daß sie durch die herausverlagerten Endabschnitte der
Verstärkungseinrichtung 8 zerstört wird und auf keinen
Fall die aus Sicherheitsgründen unabdingbare Forderung
einer ungehinderten Türöffnung nach einem Unfall behin
dert.
Die Verstärkungseinrichtung 8 weist gemäß Fig. 1 mit 3
eine über der Längserstreckung unterschiedliche Dicke
auf. Je nach Aufbau und Auslegung der Verstärkungsein
richtung 8 kann diese Ausführungsform mit großer Quer
schnittsfläche in der Mitte und Verjüngung zu den Enden
hin vorteilhaft sein. Denkbar ist jedoch ebenso eine in
Längsrichtung gleichbleibende Bauteildicke.
Neben den für die Funktion der Verstärkungseinrichtung 8
erforderlichen geometrischen Eigenschaften sind folgende
Materialeigenschaften von großer Bedeutung: Aufgrund der
sehr geringen zur Verfügung stehenden Deformationswege an
Fahrzeugseitentüren muß die Verstärkungseinrichtung 8
selbst ein hohes Energieaufnahmevermögen besitzen. Zudem
ist eine hohe mechanische Festigkeit gegen Biegung und
Abscheren erforderlich, um die Aufprallkräfte auf die Ka
rosserie übertragen zu können. Für diese beiden haupt
sächlichen Anforderungen erweist sich der Aufbau einer
Verstärkungseinrichtung 8 aus faserverstärktem Kunststoff
gemäß Fig. 5 und 6 als vorteilhaft.
In Fig. 5 ist eine Verstärkungseinrichtung 8 schematisch
im Querschnitt dargestellt. In Längsrichtung und in ihrer
vertikalen Erstreckung zeigt die Verstärkungseinrichtung
8 einen homogenen Aufbau; in Querrichtung hingegen be
steht sie aus drei unterschiedlichen Kunststoffschichten
22 mit 24. Jede dieser Kunststoffschichten 22 mit 24 be
steht aus einem Matrixkunststoff 25 aus Duroplasten oder
Thermoplasten, der mit jeweils unterschiedlichen langge
streckten Verstärkungsfasern 27 gefüllt ist (siehe Fig.
6). Die der Türaußenseite 20 zugewandte Kunststoffschicht
22 ist mit Glasfasern (Bruchdehnung ε ca. 3 bis 8%) ver
stärkt; die mittlere Kunststoffschicht 23 ist mit Kevlar
fasern (ε ca. 2 bis 6%) gefüllt; die der Türinnenseite
21 zugewandte Kunststoffschicht 24 ist mit Kohlenstoffa
sern (ε ca. 0,5 bis 3%) verstärkt.
Die oben beschriebene beispielhafte Abfolge von Verstär
kungsfasern 27 wird aus folgendem Grund vorgeschlagen:
Wegen der Wölbung der bogenförmigen Verstär
kungseinrichtung 8 in Richtung der Fahrzeugaußenseite und
damit einhergehender unterschiedlicher Dehnung innen- und
außenliegender Verstärkungsfasern 27 bei der Durch
streckung des Bogens müssen die Verstärkungsfasern 27 der
einzelnen Kunststoffschichten unterschiedliche Bruchdeh
nungen aufweisen, um bei äußerer Krafteinwirkung insge
samt einen einheitlichen Energieabbau und ein gleicharti
ges Deformationsverhalten zu erzielen.
Fig. 6 zeigt einen vergrößerten Ausschnitt des Quer
schnitts der Verstärkungseinrichtung 8 im Bereich der
Kunststoffschicht 23. Die Kunststoffschicht 23 besteht
ihrerseits aus mehreren Kunststofflagen 26. Innerhalb
einer Kunststofflage 26 sind die langgestreckten unidi
rektionalen Verstärkungsfasern 27 einheitlich ausgerich
tet und in den Matrixkunststoff 25 eingebettet. Die Ver
stärkungsfasern 27 benachbarter Kunststofflagen 26 ver
laufen nicht parallel, sondern kreuzen sich bzw. sind
nach einem Lagenaufbauplan auszurichten; anzustreben ist
ein Winkelversatz von mindestens 15° zwischen aufeinan
derliegenden Kunststofflagen 26. In Fig. 6 sind die ein
zelnen Kunststofflagen 26 jeweils um 30° gegeneinander
verdreht, um entsprechende Spannungs- und Versagensfelder
gezielt aufzubauen.
Wesentlich ist in diesem Zusammenhang, daß jede Kunst
stoffschicht für sich einen symmetrischen Aufbau besitzt,
um innere Spannungen zu vermeiden (Bimetalleffekt). Im
Beispiel der Fig. 6 sind daher mindestens sechs Kunst
stofflagen erforderlich, um einen symmetrischen Aufbau zu
erzielen. Bei einer Einzellagendicke von z. B. 0,125 mm
werden für eine beispielsweise angestrebte Dicke von ca.
1,5 mm für jede der Kunststoffschichten 22 mit 24 jeweils
zwölf Kunststofflagen 26 benötigt.
Durch den beschriebenen multidirektionalen Lagenaufbau
werden die richtungsabhängigen Festigkeitseigenschaften
der langgestreckten Verstärkungsfasern ausgeglichen, so
daß sich für eine symmetrisch aufgebaute Kunststoff
schicht in bezug auf eine bestimmte Belastung einheitli
che Festigkeitseigenschaften ergeben. Für die Anwendung
als Verstärkungseinrichtung 8 ist neben einer großen
Steifigkeit auch ein hohes Energieaufnahmevermögen von
Bedeutung. Es sollten Kräfte von mindestens 15 kN aufge
nommen werden, bevor die Verstärkungseinrichtung 8 ver
sagt.
Diese Forderung nach einer hohen Energieaufnahme E bei
geringer Eigenmasse m (hohe massenspezifische Energieauf
nahme E/m) erfüllen die faserverstärkten Kunststoff
schichten 22 mit 24 in idealer Weise: Bei Verwendung von
Verstärkungsfasern 27 mit sehr kleinem Durchmesser (d ca.
7 bis 25 µm) ist es möglich, eine hohe Anzahl einzelner
Verstärkungsfasern 27 in den Matrixkunststoff 25
einzubetten, so daß sich insgesamt eine sehr große
Verstärkungsfaser-Oberfläche ergibt, die sich mit dem
Matrixkunststoff 25 verbindet. Wirkt auf die bogenförmig
gewölbten Kunststoffschichten 22 mit 24, die so herge
stellt sind, daß sie in ihrer gewölbten Ausgangslage na
hezu frei von inneren Spannungen sind, eine äußere Kraft,
die versucht, die bogenförmige Kunststoffschichten in
eine gestreckte Lage zu bringen, so findet zunächst eine
elastische Verformung in Richtung der Kraft statt. Bei
zunehmender äußerer Kraft wird der elastische Bereich je
doch bald verlassen, so daß nunmehr eine interlaminare
Scherbewegung zwischen den Verstärkungsfasern 27 und dem
Matrixkunststoff 25 stattfindet. Aufgrund der enorm
großen Kontaktfläche zwischen Verstärkungsfaser 27 und
Matrixkunststoff 25 kann durch diese plastische Verfor
mung innerhalb des faserverstärkten Kunststoffs eine sehr
hohe Energie abgebaut werden. Infolge der oben beschrie
benen besonderen inneren Struktur der Verstärkungsein
richtung 8 ist es möglich, im Vergleich zu metallischen
Verstärkungseinrichtungen bei geringerem Eigengewicht
deutlich höhere Energien zu vernichten (sehr hohes Ener
gieaufnahmevermögen von Faserverbundstrukturen).
Ein auf die Verstärkungseinrichtung 8 gerichteter Auf
prallvorgang spielt sich demzufolge in drei Phasen ab:
Der Vorgang der Energiespeicherung während der anfängli chen elastischen Verformung des faserverstärkten Kunst stoffs vermag nur einen geringen Anteil der Aufprallener gie aufzunehmen. Es werden aber in dieser Phase für den Menschen gefährliche Beschleunigungen bzw. Verzögerungen innerhalb bestimmter Zeitabschnitte (Millisekunden bereich) erheblich reduziert (z. B. HIC-Kritieren).
Der Vorgang der Energiespeicherung während der anfängli chen elastischen Verformung des faserverstärkten Kunst stoffs vermag nur einen geringen Anteil der Aufprallener gie aufzunehmen. Es werden aber in dieser Phase für den Menschen gefährliche Beschleunigungen bzw. Verzögerungen innerhalb bestimmter Zeitabschnitte (Millisekunden bereich) erheblich reduziert (z. B. HIC-Kritieren).
Wesentlich ist in der zweiten Phase der Energieabbau
durch interne Schervorgänge zwischen den Verstär
kungsfasern 27 gegenüber dem Matrixkunststoff 25, wodurch
in Relation zur sehr geringen Masse des faserverstärkten
Kunststoffs immense Energien vernichtet werden können.
Wird die Bruchdehnung der Verstärkungsfasern überschrit
ten, so kommt es in der dritten Phase zum Bruch der Ver
stärkungseinrichtung 8.
Die Verstärkungseinrichtung 8 ist hinsichtlich Steifig
keit, Energieaufnahmevermögen und Bruchverhalten auf die
Steifigkeit der gesamten Fahrzeugkarosserie gegenüber
seitlichen Aufprallvorgängen abzustimmen, um einerseits
die Verstärkungseinrichtung 8 nicht zu steif auszubilden
und andererseits das Energieaufnahmevermögen des faser
verstärkten Kunststoffes möglichst optimal ausnutzen zu
können.
Die Herstellung der einzelnen Kunststoffschichten 22 mit
24 erfolgt durch lagenweisen Aufbau. Die parallel ausge
richteten Verstärkungsfasern 27 einer Kunststofflage 26
werden mit thermoplastischem oder duroplastischem Kunst
stoff wie ABS, PC, SMA, PET, PBT, PS, PA6, PA66, POM,
usw. bzw. EP, UP, PU usw. getränkt. Die einzelnen Kunst
stofflagen 26 und die Kunststoffschichten 22 bis 24 wer
den in der gewünschten Weise zusammengefügt und durch
Pressen, Sintern oder Heißschmelzen in die gewünschte
Form gebracht. Der Fasergehalt sollte zwischen 40 Vol.-%
und 70 Vol.-% betragen.
Neben den oben beschriebenen, mit bestimmten Orientie
rungswinkeln gerichteten einzelnen Faserlagen ist für die
Herstellung einer Verstärkungseinrichtung 8 auch die Ver
wendung sogenannter Langfasern oder vorgefertigter Fa
serstränge bzw. Bänder möglich.
Die Verstärkungseinrichtung 8 weist im oben beschriebenen
Ausführungsbeispiel eine rechteckförmige Gestalt auf.
Vorzugsweise kommen jedoch auch parabel- oder hyperbel
förmige Verstärkungseinrichtungen 8 zum Einsatz, die nach
dem Prinzip querschnittsgleicher Spannungsverteilung auf
gebaut sind.
Eine Verstärkungseinrichtung 8 kann ferner so mit der Tür
1 verbunden sein, daß ein Endabschnitt der Verstärkungs
einrichtung 8, z. B. am vorderen Rand 6 der Tür 1, be
reits im nicht aktivierten Zustand aus der Tür 1 ragt
(Festlager; z. B. Verschraubung mit der Tür 1 oder einer
Rammleiste an der Tür 1) und der andere Endabschnitt der
Verstärkungseinrichtung 8 über eine Führung 13 beweglich
mit der Tür verbunden ist (Loslager).
Neben einer einteilig ausgeführten Verstärkungseinrich
tung 8 ist es ebenso denkbar, mehrere einzelne Verstär
kungseinrichtungen vertikal übereinander anzuordnen, wo
durch Steifigkeit, Deformationsverhalten und Energieab
sorption abschnittsweise definiert werden können. Damit
verbunden ist jedoch ein erhöhter konstruktiver Aufwand,
höhere Kosten und unter Umständen ein verschlechtertes
Kraftübertragungsverhalten bei Kollisionspartnern 16 mit
in vertikaler Richtung stark begrenzter Aufprallfläche.
Als Nebeneffekt einer nach Fig. 1 mit 4 flächig ausge
führten Verstärkungseinrichtung 8 wird eine Schallpegel
reduzierung im Fahrzeuginnern erreicht, da Geräusche von
außerhalb des Fahrzeugs, insbesondere Reifenabrollgeräu
sche, gedämmt werden.
Claims (12)
1. Tür für ein Kraftfahrzeug, die zwischen einem ersten
und einem zweiten vertikalen Pfosten und oberhalb
eines die Pfosten verbindenden Längsträgers
(Schwellers) einer Fahrzeugkarosserie angeordnet
ist, mit einer zwischen Türaußenblech und Türinnen
verkleidung verdeckt liegenden Verstärkungseinrich
tung, die ein hohes Energieaufnahmevermögen besitzt,
dadurch gekennzeichnet, daß zumindest ein Endab
schnitt der Verstärkungseinrichtung (8) bei äußerer
Krafteinwirkung aus der Tür (1) herausverlagert wird
und in zumindest einen der beiden Pfosten (2, 3)
und/oder den Schweller (4) eingreift.
2. Tür nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zu
mindest ein Endabschnitt der Verstärkungseinrichtung
(8) in einem Randbereich der Tür (1) geführt ist und
annähernd bündig mit dem Rand der Tür abschließt.
3. Tür nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verstärkungseinrichtung (8) horizontal in
Längsrichtung der Tür (1) angeordnet, im Bereich des
vorderen und rückwärtigen Randes (6 bzw. 7) der Tür
(1) jeweils geführt und im Ausgangszustand im we
sentlichen bogenförmig in Richtung der Türaußenseite
(20) gewölbt ist.
4. Tür nach mindestens einem der vorgenannten Ansprü
che, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich der
Endabschnitte der Verstärkungseinrichtung (8) in der
Tür (1) und den Pfosten (2, 3) und/oder dem Schwel
ler (4) Durchtrittsöffnungen (9) bzw. Aussparungen
(10) vorgesehen sind.
5. Tür nach mindestens einem der vorgenannten Ansprü
che, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchtrittsöff
nungen (9) bzw. Aussparungen (10) verschließbar
sind.
6. Tür nach mindestens einem der vorgenannten Ansprü
che, dadurch gekennzeichnet, daß die Pfosten (2, 3)
und/oder der Schweller (4) insbesondere im Bereich
um die Durchtrittsöffnungen (9) bzw. Aussparungen
(10) verstärkt sind.
7. Tür nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstärkungseinrichtung (8) aus faserverstärktem
Kunststoff besteht.
8. Tür nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Verstärkungseinrichtung (8) aus mehreren Kunststoff
schichten (22 mit 24) besteht, deren Verstärkungsfa
sern (27) in Richtung der Türinnenseite (21) abneh
mende Bruchdehnung aufweisen.
9. Tür nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als
Verstärkungsfasern (27) in der Kunststoffschicht im
Bereich der konvexen Seite der Verstärkungs
einrichtung (8) Glasfasern, im Bereich der konkaven
Seite Kohlenstoffasern und dazwischen Kevlarfasern
eingesetzt sind.
10. Tür nach Anspruch 8 und/oder Anspruch 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Kunststoffschichten (22 mit
24) jeweils aus mehreren Kunststofflagen (26) beste
hen, wobei die Verstärkungsfasern (27) innerhalb
einer Kunststofflage (26) einheitlich gerichtet sind
und die Faserrichtungen benachbarter Lagen einander
kreuzen.
11. Tür nach mindestens einem der Ansprüche 3 mit 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Verstärkungseinrich
tung (8) annähernd rechteckförmig ausgebildet und so
in der Tür (1) des Kfz angeordnet ist, daß sie mit
ihrer vertikalen Erstreckung zumindest den Bereich
der Stoßfängerhöhen üblicher Kfz abdeckt.
12. Tür nach mindestens einem der Ansprüche 3 mit 10,
dadurch gekennzeichnet, daß in der vertikalen Er
streckung der Tür (1) des Kfz mehrere voneinander
unabhängige Verstärkungseinrichtungen (8) übereinan
der angeordnet sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914125299 DE4125299C2 (de) | 1991-07-31 | 1991-07-31 | Tür für ein Kraftfahrzeug mit Aufprallschutz |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19914125299 DE4125299C2 (de) | 1991-07-31 | 1991-07-31 | Tür für ein Kraftfahrzeug mit Aufprallschutz |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4125299A1 true DE4125299A1 (de) | 1993-02-04 |
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