DE3939040A1 - Vorrichtung zur erfassung der rollage eines flugkoerpers - Google Patents
Vorrichtung zur erfassung der rollage eines flugkoerpersInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Erfassung der
Rollage eines Flugkörpers.
Eine derartige Vorrichtung ist bekannt. Sie wird zur Erfassung
der durch die Rotation des Flugkörpers um seine körpereigene
Rotationsachse hervorgerufene Lageänderung (Rollage)
verwendet. Hierzu ist es erforderlich, die Winkeländerung
einer beliebigen, aber genau festgelegten Bezugsachse des
Flugkörpers in bezug auf ein raumfestes Koordinatensystem
festzustellen. Die bekannte Vorrichtung weist einen im
Außenbereich des Flugkörpers angeordneten magnetischen oder
optischen Sensor auf. Die Rotation des Flugkörpers bewirkt,
daß sich die Raumlage des Sensors gegenüber der Erdoberfläche
(gegenüber dem raumfesten Koordinatensystem) ändert. Diese
Lageänderung bewirkt eine Feldstärkeschwankung des
Erdmagnetfeldes bzw. eine Fluktuation der Intensität des auf
den Sensor einfallenden Lichtes. Die Veränderung dieser Größen
bringt eine Änderung des Ausgangssignals des darauf
empfindlichen Sensors mit sich. Diese Information wird mittels
eines Transponders zu einer Bodenstation gesendet, in welcher
das der Lageänderung entsprechende Empfangssignal ausgewertet
und daraus die aktuelle Rollage des Flugkörpers berechnet
wird. Die bekannte Vorrichtung besitzt den Nachteil, daß sie
nur eine äußerst ungenaue Erfassung der Rollage des
Flugkörpers erlaubt. Es ist im allgemeinen nur die
Feststellung möglich, daß die körperfeste Bezugsachse des
Flugkörpers in etwa nach oben oder ungefähr nach unten zeigt
(Groberfassung). Ferner wird die Funktionstüchtigkeit der
bekannten Vorrichtung durch magnetische Störfelder bzw. durch
rasch wechselnde Lichtverhältnisse oder Dunkelheit empfindlich
beeinträchtigt. Eine Erfassung der Rollage des Flugkörpers ist
mit der bekannten Vorrichtung unter diesen Bedingungen
überhaupt nicht mehr möglich.
Die bekannte Vorrichtung besitzt außerdem den Nachteil, daß
sie nur innerhalb eines aufwendig ausgelegten, in einer
Interrogator/Transponder-Struktur organisierten Systems
einsetzbar ist. Das von dem Sensor gelieferte Meßsignal muß
mittels einer aufwendigen Sendeeinrichtung des Flugkörpers zur
Bodenstation übermittelt werden. Dies erfordert einen hohen
gerätetechnischen Aufwand im Flugkörper, der eine entsprechend
teure Bauweise mit sich bringt. Ein derartiges sog. aktives
System zur Rollage-Detektion ist insbesondere dann äußerst
unwirtschaftlich, wenn die bekannte Vorrichtung in einem mit
einem Sprengsatz ausgerüsteten Flugkörper eingesetzt wird, da
bei dessen Explosion die gesamte aufwendige und teure
Bordelektronik vernichtet wird.
Aus der DE-PS 28 005 227 ist eine Vorrichtung zur Erfassung
der Rollage eines Flugkörpers bekannt, die eine
Raumstabilisierungsschleifenschaltung aufweist, in der ein
Stabilisierungskreisel angeordnet ist. Das Ausgangssignal des
Stabilisierungskreisels stellt ein Maß für die Rollage des
Flugkörpers dar. Eine im Flugkörper vorhandene
Auswerteeinrichtung berechnet aus dem Ausgangssignal der
Raumstabilisierungsschleifenschaltung eine der Rollage des
Flugkörpers entsprechende Steuergröße, die an eine
Zielwinkelkursschleifenschaltung weitergeleitet wird. Diese
bekannte Vorrichtung besitzt ebenfalls den Nachteil einer
äußerst aufwendigen und teuren Bauweise.
Zur Vermeidung dieser Nachteile stellt sich die Erfindung die
Aufgabe, eine Vorrichtung der eingangs genannten Art derart
weiterzubilden, daß in besonders einfacher Art und Weise eine
hochauflösende Rollage-Erfassung ermöglicht wird. Außerdem
soll gewährleistet sein, daß die Vorrichtung im Rahmen eines
sog. passiven Systems einsetzbar ist.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß eine mit dem
Flugkörper drehfest verbundene. eine polarisationssensitive
Empfangscharakteristik aufweisende erste Antenne vorgesehen,
deren Polarisationsachse radial in bezug auf die
Rotationsachse des Flugkörpers angeordnet ist, und bei der in
einem mit einem Horn erste Antenne verbundener HF-Wellenleiter
ein HF-Wellenleiter-Schalter angeordnet ist, der von einem
Taktgenerator mit einer Schaltfrequenz periodisch angesteuert
wird, und bei der das Ende des HF-Wellenleiters durch einen
Kurzschluß abgeschlossen ist.
Die erfindungsgemäßen Maßnahmen besitzen den Vorteil, daß in
besonders einfacher Art und Weise eine Vorrichtung zur
Erfassung der Rollage eines rotierenden Flugkörpers geschaffen
wird, die bei einem minimalen gerätetechnischen Aufwand eine
besonders zuverlässige Feststellung der aktuellen Rollage des
Flugkörpers erlaubt. Die Vorrichtung ist in hohem Maße
unempfindlich gegenüber von außen einwirkenden Störgrößen und
kann daher universell eingesetzt werden. Besonders vorteilhaft
ist außerdem der einfache, billige und weniger störanfällige
Aufbau der Vorrichtung. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
erlaubt es besonders einfach, in Verbindung mit einem ein
linearpolarisiertes Radarsignal abstrahlenden Radargerät ein
passives System zur Rollage-Detektion zu realisieren, das eine
hochauflösende Erfassung der Rollage ermöglicht. Die
polarisationssensitive Empfangscharakteristik der im
Flugkörper angeordneten ersten Antenne bewirkt, daß die
Amplitude eines von der erfindungsgemäßen Vorrichtung passiv
reflektierten Echosignals proportional zur räumlichen
Orientierung der ersten Antenne in bezug auf die
Polarisationsrichtung des einfallenden linearpolarisierten
Radarsignals ist. Die Reflexion des Empfangssignals der ersten
Antenne am geschlossenen HF-Wellenleiter-Schalter bzw. bei
offenem HF-Wellenleiter-Schalter am Kurzschluß des
HF-Wellenleiters bringt eine virtuelle Dopplerverschiebung des
passiv reflektierten Echosignals mit sich. Dies bewirkt, daß
in einer Auswertevorrichtung der Radarstation das passive
reflektierte Echosignal besonders leicht von den übrigen, vom
Flugkörper reflektierten Signalen getrennt werden kann, da
dieses an einer genau vorherbestimmbaren Stelle im
Frequenzspektrum der reflektierten Signale auftritt. Außerdem
weisen diese Echosignale - bedingt durch die periodische
Ansteuerung des Hohlleiter-Schalters durch den Taktgenerator -
ein definiertes Modulationsmuster auf, das sich von den
übrigen vom Flugkörper reflektierten Radarsignalen deutlich
unterscheidet.
Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, daß
die Vorrichtung eine weitere polarisationssensitive Antenne
aufweist, deren Polarisationsachse orthogonal zur
Polarisationsachse der ersten Antenne angeordnet ist. Diese
Maßnahme bewirkt eine nochmalige Erhöhung des Auflösevermögens
des passiven Systems zur Erfassung der Rollage, da das von der
weiteren Antenne reflektierte weitere Echosignal eine
zusätzliche Information über die Rollage darstellt. Eine
derartige Anordnung zweier polarisationssensitiver Antennen
besitzt außerdem den Vorteil, daß die beiden Echosignale unter
dem gleichen Aspektwinkel eintreffen, da das von dem
Radargerät ausgesandte Radarsignal auf beide Antennen unter
dem gleichen Aspektwinkel einfällt. Dies erleichtert die
Signalverarbeitung der reflektierten Echosignale in einer
Auswertevorrichtung des Radargeräts beträchtlich.
Darüber hinaus kann das Radargerät mit einem ausreichend hohen
Signal zu Rausch-Verhältnissen arbeiten, da die Summe der
rückgestellten Leistung unabhängig vom Rollagewinkel des
Geschosses ausreichend hoch ist.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus
den Unteransprüchen.
Weitere Einzelheiten der Erfindung sind dem
Ausführungsbeispiel zu entnehmen, das im folgenden anhand der
Zeichnungen beschrieben wird. Es zeigt:
Fig. 1 ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung,
Fig. 2 eine schematische Darstellung einer Antenne
der Vorrichtung,
Fig. 3 ein Blockschaltbild des passiven Systems zur
Erfassung der Rollage.
Die Vorrichtung zur Erfassung der Rollage eines rotierenden
Flugkörpers ist in den Fig. 1 und 2 dargestellt. Die Fig.
1 zeigt das Heck 2 eines Flugkörpers 100, der entlang einer
(flug) körperfesten Rotationsachse 3 - die in Fig. 1
orthogonal auf die Zeichenebene steht - in der
Rotationsrichtung 4 rotiert. Der einfachen Erläuterung halber
ist in die Fig. 1 ein raumfestes Koordinatensystem 1
aufgenommen, dessen Y- und Z-Achse durch strichpunktierte
Linien dargestellt sind. Hierbei wird angenommen, daß die
Z-Achse in Richtung der Vertikalen verläuft. Der Flugkörper
100 weist eine (fiktive) körperfeste Bezugsachse 5 auf, deren
Winkel zur raumfesten Z-Achse die aktuelle Rollage des
rotierenden Flugkörpers 100 repräsentiert. Auf das Heck 2
fällt ein von einem Radargerät 200 (siehe dazu Fig. 3)
ausgestrahltes Radarsignal 50 ein, dessen Polarisationsvektor
51 in Richtung der Z-Achse orientiert ist (vgl. Fig. 2). Die
Annahme einer vertikalen Polarisierung des Radarsignals 50
besitzt nur beispielhaften Charakter und schränkt die
Allgemeinheit der folgenden Ausführungen nicht ein.
Im Heck 2 des Flugkörpers 100 ist eine erste Antenne 10
angeordnet, von der in Fig. 1 nur ein Horn 11 sichtbar ist.
Die Abmessungen des Horns 11 sind in der zeichnerischen
Darstellung willkürlich festgelegt. Es ist einem Fachmann
bekannt, wie er die Dimensionen des Horns 11 in Abhängigkeit
von der Frequenz des zu empfangenden Radarsignals festzulegen
hat, weshalb auf eine explizite Erläuterung an dieser Stelle
verzichtet wird. Es ist auch möglich, anstelle dieser
Hornantenne einen anderen Antennentyp einzusetzen. Die erste
Antenne 10 besitzt eine polarisationssensitive
Empfangscharakteristik, d. h. das Empfangssignal der ersten
Antenne ist maximal, wenn der elektrische Polarisiationsvektor
51 des Radarsignals 50 parallel zu einer Achse 10′′ der ersten
Antenne 10 verläuft. Dagegen ist das Empfangssignal der ersten
Antenne 10 minimal, wenn der Polarisationsvektor 51 parallel
zu einer Achse 10′ orientiert ist. Ein Horn 21 einer weiteren
polarisationssensitiven Antenne 20 ist derart im Heck 2 des
Flugkörpers 100 angeordnet, daß die Polarisationsachse 20′ der
weiteren Antenne 20 orthogonal zur Achse 10′ der ersten
Antenne 10 verläuft. Hierbei ist vorgesehen, daß die Hörner 11
und 21 der Antennen 10 und 20 im Heck 2 des Flugkörpers 100
integriert sind. Es ist aber auch möglich, die Hörner 11 und
21 vom Heck 2 abgesetzt anzuordnen. Wichtig ist nur, daß die
Polarisationsachsen 10′ und 20′ der ersten Antenne 10 und der
weiteren Antenne 20 in radialer Richtung in bezug auf die
Rotationsachse 3 des Flugkörpers 100 angeordnet sind und
synchron der Rotationsbewegung 4 des Flugkörpers 100 folgen.
Eine derartige Anordnung der beiden Antennen 10 und 20 bewirkt
in Verbindung mit ihrer polarisationssensitiven
Empfangscharakteristik, daß sich die Amplitude des
Empfangssignals der ersten Antenne 10 bzw. das der weiteren
Antenne 20 in Abhängigkeit von der räumlichen Orientierung der
copolaren Achsen 10′ und 20′ der jeweiligen Antenne 10 und 20
in bezug auf den Polarisationsvektor 51 des einfallenden
linearpolarisierten Radarsignals 50 ändert. Diese
Amplitudenänderung erfolgt entsprechend der Änderung der
Rollage des Flugkörpers 5, die - wie bereits erwähnt wurde -
durch den Winkel zwischen der körperfesten Bezugsachse 5 des
Flugkörpers 100 und der Z-Achse des raumfesten
Koordinatensystems 1 festgelegt wird.
Wie in Fig. 2 dargestellt ist, wird das im Horn 11 der ersten
Antenne 10 empfangene und amplitudenmodulierte Empfangssignal
zu einem mit dem Horn 11 verbundenen Hohlleiter oder
Koaxialleiter (HF-Wellenleiter) 12 geführt, in dessen
Mittelbereich ein Hohlleiter-Schalter 13 angeordnet ist. Als
Hohlleiter-Schalter oder Koaxialschalter 13 findet ein
PIN-Diodenschalter Verwendung, dessen Steuereingang mit einem
Taktgenerator 15 verbunden ist. Dieser erzeugt einen
Rechteckimpuls der Frequenz f1, der dazu dient, den
HF-Wellenleiter-Schalter 13 periodisch mit einer ersten
Schaltfrequenz zu öffnen und zu schließen. Der geschlossene
HF-Wellenleiter-Schalter 13 stellt für das im Horn 11 der
Antenne 10 empfangene und in den HF-Wellenleiter 12 geleitete
einfallende Radarsignal 50 einen unendlich großen
Wellenwiderstand dar. Das im HF-Wellenleiter 12 auf den
HF-Wellenleiter-Schalter 13 zulaufende Empfangssignal wird an
diesem reflektiert, läuft den HF-Wellenleiter 12 zurück und
wird durch das Horn 11 der Antenne 10 als passives Echosignal
reflektiert. Bei offenem HF-Wellenleiter-Schalter 13 stellt
dieser nur einen verschwindend kleinen Wellenwiderstand dar,
der die Propagation des einfallenden Radarsignals 50 durch den
Hohlleiter 12 nur unwesentlich behindert. Der HF-Wellenleiter
12 ist an seinem dem Horn 11 gegenüberliegenden Ende 12′′ durch
einen Kurzschluß-Schieber 14 abgeschlossen. Die auf den
Kurzschluß-Schieber 14 zulaufende Wellenfront des Radarsignals
50 wird an diesem reflektiert, durchläuft den HF-Wellenleiter
12 in entgegengesetzter Richtung und tritt als reflektiertes
Echosignal aus dem Horn 11 der Antenne 10 aus. Eine weitere
Ausführungsform stellt die Verwendung eines elektronisch
steuerbaren Phasenschiebers statt der HF-Wellenleiter- oder
Koaxialschalters 13 dar. Damit kann eine nahezu harmonische
Phasenmodulation realisiert werden, die zusätzliche Vorteile
für die Signalverarbeitung des Echosignales bringt.
Die Reflexion des Empfangssignals der ersten Antenne 10 am
geschlossenen HF-Wellenleiter-Schalter 13 bzw. bei offenem
HF-Wellenleiter-Schalter 13 am Kurzschluß-Schieber 14 des
HF-Wellenleiters 12 bringt eine virtuelle Dopplerverschiebung
des von der ersten Antenne 10 passiv reflektierten Echosignals
in bezug auf das einfallende Radarsignal 50 mit sich. Die
durch die virtuelle Dopplerverschiebung bewirkte
Frequenzänderung des reflektierten Echosignals in bezug auf
die Frequenz des einfallenden Radarsignals 50 ist in bekannter
Art und Weise von der von dem Empfangssignal im
HF-Wellenleiter 12 zurückgelegten Strecke - zwischen einem
Eintrittspunkt 12′ und dem Reflexionspunkt (geschlossener
HF-Wellenleiter-Schalter 13 oder Kurzschluß-Schieber 14) -
sowie von der Schaltfrequenz f1 des Taktgenerators 15
abhängig. Der Betrag der virtuellen Dopplerverschiebung ist
deshalb durch ein Verstellen des Kurzschluß-Schiebers 14 bzw.
durch eine Änderung der Schaltfrequenz f1 des Taktgenerators
15 den erforderlichen Bedingungen anpaßbar. Die von der
ersten Antenne 10 passiv reflektierten Echosignale weisen -
bedingt durch die periodische Ansteuerung des
HF-Wellenleiter-Schalters 13 durch den Taktgenerator 15 - ein
definiertes Modulationsmuster auf: Das passiv von der ersten
Antenne 10 reflektierte Echosignal unterscheidet sich dadurch
von den übrigen vom Flugkörper 100 reflektierten Radarsignalen
deutlich.
Die Funktion und der Aufbau der weiteren Antenne 20 ist analog
zur Funktions- und Bauweise der ersten Antenne 10. Der einzige
Unterschied zwischen der ersten Antenne 10 und der weiteren
Antenne 20 besteht darin, daß der Taktgenerator der weiteren
Antenne 20 mit einer Schaltfrequenz f2 arbeitet, die von der
Schaltfrequenz f1 der ersten Antenne 10 verschieden ist. Dies
bewirkt, daß das Modulationsmuster des von der zweiten Antenne
20 passiv reflektierten Echosignals von demjenigen der ersten
Antenne 10 unterscheidbar ist.
Die Vorrichtung zur Erfassung der Rollage eines Flugkörpers
100 ermöglicht es in besonders einfacher Art und Weise,
zusammen mit einem das linearpolarisierte Radarsignal 50
abstrahlenden und die vom Flugkörper reflektierten Echosignale
aufnehmenden Radargerät 200 ein passives System zu
realisieren, daß eine hochauflösende Rollage-Detektion
ermöglicht. Hierzu wird auf die Fig. 3 verwiesen.
Eine Sende/Empfangsantenne 201 des Radargeräts 200 sendet ein
linearpolarisiertes, hochfrequentes Radarsignal 50 aus. Das
auf den Flugkörper 100 einfallende Radarsignal 50 wird im Horn
11 der ersten Antenne 10 empfangen. Das Empfangssignal der
Antenne 10 wird - wie beschrieben - in Abhängigkeit von der
räumlichen Orientierung der ersten Antenne 10 in bezug auf die
Richtung des Polarisationsvektors 51 des Radarsignals 50
amplitudenmoduliert, tritt in den HF-Wellenleiter 12 ein und
erfährt eine virtuelle Dopplerverschiebung. Das passiv
reflektierte Echosignal 60 läuft zum Radargerät 200 zurück und
wird in der Sende/Empfangsantenne 201 zusammen mit den anderen
vom Flugkörper 100 reflektierten Radarsignalen registriert.
Die Gesamtheit der in der Sende/Empfangsantenne 201
empfangenen Signale wird einer Steuer/Auswertevorrichtung 202
zugeführt, in der ein Frequenzspektrum der Empfangssignale des
Radargeräts 200 erstellt wird. Die virtuelle
Dopplerverschiebung des von der ersten Antenne 10 passiv
reflektierten Echosignals 60 bewirkt, daß dieses in einem
anderen Frequenzbereich als die vom Flugkörper 100 direkt
reflektierten Signale liegt: Das passiv reflektierte
Echosignal 60 der ersten Antenne 10 wird im Frequenzspektrum
durch diskrete Linien mit bekannter Frequenzlage
repräsentiert. Die Linien entsprechen der Taktfrequenz und
deren Oberschwingungen des Hohlleiter- oder Koaxialschalters 13
und werden durch die am Schalter bzw. Kurzschlußpunkt
stattfindenden Reflexionen verursacht. Die zweite in ihrer
Frequenz von der Linie der ersten Antenne 10 verschiedene
Linie rührt von der Schaltfrequenz der Hohlleiter- oder
Koaxialschalter der Antenne 20 her. Diese beiden Linien werden
durch eine geeignete Filtervorrichtung 203 aus dem
Frequenzspektrum herausgefiltert. Hierbei ist es besonders
vorteilhaft, daß die passiv reflektierten Echosignale 60 - wie
beschrieben - ein typisches Modulationsmuster aufweisen. In
einer Amplitudentaststufe 204 wird die Amplitudenhöhe des
passiv reflektierten Echosignals 60 festgestellt und diese
Information dann zu einem Leitrechner 205 geleitet, der aus
der Amplitudenhöhe - die direkt der Rollage zugeordnet ist -
den aktuellen Wert dieser Größe berechnet.
Die Verwendung einer einzigen ersten Antenne 10 ist dann
vollkommen ausreichend, wenn der Flugkörper in einer
definierten Rollage gestartet wurde. Die Berechnung der
aktuellen Rollage zu einem gewissen Zeitpunkt ist dann durch
die zeitliche Verfolgung des passiv reflektierten Echosignals
60 der ersten Antenne 10 durchführbar.
Für einige Einsatzbereiche des passiven Systems zur
Rollage-Detektion ist es jedoch vorteilhaft, eine weitere
Antenne 20 - wie beschrieben - im Heck 2 des Flugkörpers 100
anzuordnen. Die Verwendung zweier polarisationssensitiver
Antennen 10 und 20, deren Polarisationsachsen 10′ und 20′
orthogonal zueinander stehen, bewirkt, daß das Ausgangssignal
einer der beiden Antennen gegen seinen Maximalwert strebt,
wenn das passiv reflektierte Echosignal der anderen Antenne
gegen ihr Minimum konvergiert. Die beiden passiv reflektierten
Echsoginale weisen außerdem unabhängig vom Aspektwinkel zum
Geschoß die gleiche Signal-zu-Rausch-Charakteristik auf, da
das vom Radargerät 200 ausgesandte Radarsignal 50 unter dem
gleichen Aspektwinkel auf die erste Antenne 10 und die
weitere Antenne 20 einfällt. Durch eine einfache
Differenzbildung der Amplituden der beiden Echosignale, die im
Frequenzspektrum in Folge der unterschiedlichen
Schaltfrequenzen f1 und f2 in getrennten Bereichen liegen, ist
es dem Leitrechner 205 äußerst einfach möglich, ein präzises
Meßsignal zu bilden, das eine hochauflösende Erfassung der
Rollage ermöglicht.
In dem speziellen Fall, in dem die Rollage des Flugkörpers zum
Beginn der Rollage-Detektion nicht bekannt ist, ist es nötig,
einen Sensor 30 (siehe dazu Fig. 1) im Außenbereich des
Flugkörpers 100 anzuordnen. Dieser Sensor ist ein magnetischer
oder optischer Sensor der eingangs beschriebenen Art, der nur
dazu dient, eine "Oben"-Lage oder "Unten"-Lage der
körperfesten Bezugsachse 5 festzustellen, also eine
Groberfassung der Rollage durchzuführen. Das Ausgangssignal
des Sensors 30 wird dann dem Taktgenerator 15 zugeführt, der
seine Schaltfrequenz f1 entsprechend dem anliegenden
Sensorsignal ändert. Der Sensor 30 hat also die Aufgabe, den
Taktgenerator 15 derart zu steuern, daß in einer "Oben"-Lage
des Flugkörpers 100 das von der ersten Antenne 10 passiv
reflektierte Echosignal 60 mit einer anderen Taktfrequenz
moduliert wird als in einer "Unten"-Lage der Bezugsachse 5 des
Flugkörpers 100. Diese unterschiedlichen Modulationsfrequenzen
werden im Radargerät 200 registriert und erlauben damit auch
in diesem speziellen Fall eine einfache, aber hochauflösende
und äußerst zuverlässige Erfassung der Rollage eines
rotierenden Flugkörpers 100.
Abschließend soll noch die Verwendung der Vorrichtung und des
passiven Systems zur Erfassung der Rollage eines Flugkörpers
am Beispiel eines Zielverfolgungsradars beschrieben werden.
Die Bewegung des Flugkörpers 100 soll während seiner
Flugbewegung derart korrigiert werden, daß dieser einem
Zielobjekt nachgeführt werden kann. Dazu sind im Flugkörper
100 nicht gezeigte Antriebsvorrichtungen vorgesehen, die eine
derartige Bahnkorrektur gestatten. Um diese Korrekturen
durchführen zu können, ist es erforderlich, die aktuelle
Rollage des Flugkörpers 100 exakt zu kennen: Es muß nämlich
immer diejenige Antriebsvorrichtung aktiviert werden, die in
dem entsprechenden Zeitpunkt eine Bewegung in die gewünschte
Richtung initieren kann. Hierzu wird wie folgt verfahren:
Die aktuelle Rollage des Flugkörpers 100 wird wie beschrieben
festgestellt. Der Leitrechner 205 ermittelt aus der
berechneten Rollage-Information die zu aktivierende
Antriebsvorrichtung und leitet über eine Signalleitung 206
einen entsprechenden Steuerimpuls an die
Steuer/Auswertevorrichtung 202 des Radargeräts 200. Dieser
Steuerimpuls wird über die Sende/Empfangsantenne 201 des
Radargeräts 200 abgestrahlt und in der ersten Antenne 10 oder
zweiten Antenne 20 des Flugkörpers 100 aufgenommen. Diese
weisen nicht näher beschriebene, dem Fachmann aber bekannte
Einrichtungen auf, mittels derer dieser Steuerimpuls
ausgekoppelt werden kann. Die Verschachtelung des
Steuerimpulses mit den zur Bestimmung der Raumlage verwendeten
Radarsignalen bewirkt in vorteilhafter Art und Weise eine
besonders einfache Möglichkeit zur Durchführung einer
Bahnkorrektur mittels eines rein passiven Systems am zu
korrigierenden Geschoß oder Flugkörper.
Claims (13)
1. Vorrichtung zur Erfassung der Rollage eines Flugkörpers,
gekennzeichnet durch eine mit dem Flugkörper (100)
drehfest verbundene, eine polarisationssensitive
Empfangscharakteristik aufweisende erste Antenne (10),
deren Polarisationsrichtung (10′) radial in bezug auf die
Rotationsachse (3) des Flugkörpers (100) angeordnet ist,
und bei der in einem mit dem Horn (11) der ersten Antenne
(10) verbundener HF-Wellenleiter (12) ein
HF-Wellenleiter-Schalter (13) angeordnet ist, der von
einem Taktgenerator (15) mit einer ersten Schaltfrequenz
(f1) periodisch angesteuert wird, und bei der das Ende
(12′′) des HF-Wellenleiters (12) durch einen Kurzschluß
(14) abgeschlossen ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine mit
dem Flugkörper drehfest verbundene, eine
polarisationssensitive Empfangscharakterstik aufweisende
weitere Antenne (20), deren Polarisationsrichtung (20′′)
orthogonal zur Polarisationsrichtung (10′) der ersten
Antenne (10) angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die erste Schaltfrequenz (f1) des Taktgenerators (15) der
ersten Antenne (10) von einer weiteren Schaltfrequenz (f2)
des Taktgenerators der weiteren Antenne (20) verschieden
ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Hohlleiter-Schalter (13) durch
eine PIN-Diode gebildet wird, deren Steuereingang mit dem
Taktgenerator (15) verbunden ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß ein Sensor (30) zur Groberfassung der
Rollage des Flugkörpers (100) vorgesehen ist, dessen
Ausgangssignal dem Taktgenerator (15) der ersten Antenne
(10) zugeführt wird, und daß der Taktgenerator (15) seine
Schaltfrequenz (f1) entsprechend dem anliegenden
Sensor-Signal während eines definierten
Drehwinkelbereiches ändert.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Abschluß des HF-Wellenleiter (12)
der Antenne (10, 20) durch einen Kurzschluß-Schieber (14)
gebildet wird.
7. System zur Erfassung der Rollage eines Flugkörpers (100),
mit einer Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
und mit einem Radargerät (200), welches ein
linearpolarisiertes, hochfrequentes Radarsignal (50)
aussendet, dadurch gekennzeichnet, daß das auf den
Flugkörper (100) einfallende Radarsignal (50) in der
ersten Antenne (10) bzw. in der weiteren Antenne (20) eine
Amplitudenmodulation erfährt, wobei sich die Amplitude des
Empfangssignals der polarisationssensitiven Antennen (10
bzw. 20) in Abhängigkeit von der momentanen räumlichen
Orientierung der Polarisationsachse (10′, 20′) in bezug auf
den Polarisationsvektor (51) des einfallenden
linearpolarisierten Radarsignales (50) ändert, und daß die
Frequenz des einfallenden Radarsignals (50) in der ersten
Antenne (10) bzw. in der weiteren Antenne (20) eine
virtuelle Dopplerverschiebung erfährt, und daß das von der
ersten Antenne (10) bzw. von der weiteren Antenne (20)
passiv reflektierte Echosignal (60) in einer
Sende/Empfangsantenne (201) des Radargeräts (200)
registriert wird, und daß im Radargerät (200) aus den
Amplituden des passiv reflektierten Echosignals (60) ein
der Rollage des Flugkörpers (100) zugeordnetes Signal
errechnet wird.
8. System nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß das
von der ersten Antenne (10) passiv reflektierte Echosignal
(60) ein Modultionsmuster aufweist, daß sich vom
Modulationsmuster des von der weiteren Antenne (20)
reflektierten Echosignals unterscheidet.
9. System nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß
das Modulationsmuster des von der ersten Antenne (10)
passiv reflektierten Echosignals (60) in Abhängigkeit von
der Raumlage des Sensors (30) zur Groberfassung der
Rollage des Flugkörpers (100) verändert wird.
10. Radargerät zur Verwendung in einem System nach einem der
Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die
Empfangssignale der Sende/Empfangsantenne (201) einer
Steuer/Auswertevorrichtung (202) zugeführt werden, in der
ein Frequenzspektrum der Empfangssignale erstellt wird,
und daß eine Filtervorrichtung (203) vorgesehen ist, mit
der die von der ersten und von der weiteren Antenne
(10, 20) passiv reflektierten Echosignale (60) aus dem
Frequenzspektrum der Empfangssignale der
Sende/Empfangsantenne (201) filterbar sind, und daß die
Ausgangssignale der Filtervorrichtung (203) an eine
Amplitudentaststufe (204) gelangen, welche die
Amplitudenhöhe der passiv reflektierten Echosignale (60)
feststellt, und daß ein Meßsignal der Amplitudentaststufe
(204) einem Leitrechner (205) zugeführt wird, der aus
diesem Meßsignal den aktuellen Wert der Rollage berechnet.
11. Radargerät nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
im Leitrechner (205) die Differenz des von der ersten
Antenne (10) und des von der weiteren Antenne (20) passiv
reflektierte Echosignals (60) gebildet und daraus die
Rollage des Flugkörpers (100) berechnet wird.
12. Radargerät nach einem der Ansprüche 10 oder 11, dadurch
gekennzeichnet, daß der Leitrechner (205) ein Steuersignal
zur Aktivierung einer im Flugkörper angebrachten
Antriebsvorrichtung berechnet, das der
Steuer/Auswerteeinrichtung (201) zugeleitet wird, und daß
das derart gebildete Steuersignal mit dem zur Messung der
Rollage dienenden Radarsignalen (50) verschachtelt
ausgestrahlt wird.
13. Vorrichtung, System oder Radargerät nach einem der
Ansprüche 1 bis 12, gekennzeichnet durch deren Verwendung
in einem Zielverfolgungsradar.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893939040 DE3939040A1 (de) | 1989-11-25 | 1989-11-25 | Vorrichtung zur erfassung der rollage eines flugkoerpers |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893939040 DE3939040A1 (de) | 1989-11-25 | 1989-11-25 | Vorrichtung zur erfassung der rollage eines flugkoerpers |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3939040A1 true DE3939040A1 (de) | 1991-05-29 |
Family
ID=6394184
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19893939040 Withdrawn DE3939040A1 (de) | 1989-11-25 | 1989-11-25 | Vorrichtung zur erfassung der rollage eines flugkoerpers |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3939040A1 (de) |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4097007A (en) * | 1974-10-15 | 1978-06-27 | The United States Of America As Represented By The Secretary Of The Army | Missile guidance system utilizing polarization |
DE2800527C2 (de) * | 1978-01-07 | 1989-01-12 | The Marconi Co. Ltd., Chelmsford, Essex, Gb |
-
1989
- 1989-11-25 DE DE19893939040 patent/DE3939040A1/de not_active Withdrawn
Patent Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4097007A (en) * | 1974-10-15 | 1978-06-27 | The United States Of America As Represented By The Secretary Of The Army | Missile guidance system utilizing polarization |
DE2800527C2 (de) * | 1978-01-07 | 1989-01-12 | The Marconi Co. Ltd., Chelmsford, Essex, Gb |
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