DE3926287A1 - Medizinische anwendung von omega-conotoxin gvia oder omega-conotoxin gvia-analoga zur sympathikolyse - Google Patents
Medizinische anwendung von omega-conotoxin gvia oder omega-conotoxin gvia-analoga zur sympathikolyseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die medizinische Anwendung von omega-
Conotoxin GVIA (omega-CT) oder omega-Conotoxin GVIA-Analoga
(omega-CT-A) zur Sympathikolyse nach den obengenannten Ansprü
chen.
Bisher wird omega-CT als "Werkzeug" in der Forschung benutzt.
Grundidee der Erfindung ist die Anwendung von omega-CT oder ei
nes omega-CT-A in einem begrenzten Körperbereich; so wird eine
lokal-sympathikolytische Wirkung erreicht, eine systemisch-toxi
sche Wirkung jedoch vermieden.
Die periphere intravenöse Sympathikolyse wird derzeit mit Guane
thidin zur Therapie der sympathischen Reflexdystrophie (Blum
berg, H.; 1988. Zur Entstehung und Therapie des Schmerzsyndroms
bei der sympathischen Reflexdystrophie. Der Schmerz, 2, 125-143)
und bei der Primären Fibromyalgie (Bengtsson, A. and Bengtsson,
M.; 1988. Regional sympathetic blockade in primary fibromyalgia.
Pain, 33. 161-167) durchgeführt. Guanethidin hemmt die sympathi
sche Stimulation (Hauptwirkung), den Transport von Noradrenalin
in die präsynaptischen Vesikel (Uptake-Block sowie Speicherent
leerung) und entwickelt nach chronischer Gabe besonders für No
radrenalin eine Supersensitivität.
Vorstellung der neuen Substanz: Omega-CT, ein basisches,
argininreiches Peptidgift der Meeresschnecke Conus Geographus,
hemmt die Transmitterfreisetzung in verschiedenen Bereichen des
neuralen Systems. Verantwortlich für diesen Hemmprozeß ist wahr
scheinlich eine Blockierung von spannungsabhängigen Kalziumkanä
len (voltage sensitive calcium channels, VSCCs), die am sensi
blen Wurzelganglion (dorsal root ganglion, DRG) in T-, L- und N-
Typen unterschieden werden können (Miller, R. J.; 1987. Multiple
calcium channels and neuronal function. Science, 235, 46-52).
Omega-CT zeigt am DRG eine Hemmung von L- und N-VSCCs. Organi
sche Ca2+-Agonisten und Antagonisten wie z. B. Dihydropyridine
beeinflussen nur L-VSCCs.
Potentialmessungen an der neuromuskulären Endplatte des
Froschmuskels wiesen eine omega-CT vermittelte Verminderung der
Acetylcholinfreisetzung nach (Sano et al.; 1987. Effects of syn
thetic omega-conotoxin, a new type Ca2+ antagonist, on frog and
mouse neutromuscular transmission, Eur. J. Pharmacol., 141, 235-
241). Am Mausdiaphragma konnte keine Wirkung von omega-CT ge
zeigt werden.
Zentral hemmt omega-CT im Hippocampus des Kaninchens die elek
trisch evozierte Freisetzung von tritiummarkiertem Acetylcholin
und Noradrenalin. 45Ca2+ Fluxe in cerebralen Syn
aptosomenpräparaten der Ratte sind nach omega-CT Gabe reduziert
sowie auch die Kalziumaufnahme in kultivierte Neurone des
Hühnercerebrums.
In postganglionär symphathischen Nerven sind L-VSCCs nur gering
vertreten, da Dihydropyridine die Neurotransmitterfreisetzung
nicht oder nur in hohen Konzentrationen (≈100 µmmol/l)
beeinflussen (Godfraind et al., 1986. Calcium channel antagonism
and calcium entry blockade. Pharmacol. Rev., 38, 321-416).
Eine Untersuchung unter Mitarbeit des Erfinders (Clasbrummel et
al.; 1989. Inhibition of noradrenaline, release by omega-conoto
xin GVIAin the rat tail arthery. Br. J. Pharmacol., 96, 101-110)
zeigte, daß omega-CT am System der sympathisch innervierten Rat
tenschwanzarterie die elektrisch evozierte Vasokonstriktion bzw.
Noradrenalinfreisetzung hemmt. Verapamil beeinflußt am selben
Organ die Noradrenalinfreisetzung nicht (Zsoter et al.; 1984.
Effects of verapamil on [3]norepinphrine release. J. Cardio
vasc. Pharamacol., 6, 1060-1066).
Anzunehmende Wirkungen/Wechselwirkungen von omega-CT sind:
- - präsynaptische, sympathische N-Kalziumkanalblockade und fol gende Freisetzungshemmung von Noradrenalin,
- - voller Hemmeffekt nach 10 min; nach einer Stunde Toxinabwe senheit minimale Erholung; eigene orientierende Versuche zeigten nach 20 Stunden 50-75% Erholung,
- - volle Hemmwirkung wird über 1,5 Log-Stufen erreicht (Vor teil: eine 30fache Verdünnung einer 10 nanomolaren Lösung bleibt ohne Effekt)
- - Antagnosierbarkeit durch Kalzium
- - Effekt ist durch Noradrenalin und Vasopressin antagonisier bar
Omega-CT ist hiernach für die Anwendung in der peripheren intra
venösen Sympathikolyse wahrscheinlich spezifischer und wirkungs
voller als Guanethidin und hat eine bessere therapeutische
Breite aufgrund der vollen Hemmwirkung nach 1,5 Log-Stufen
Clasbrummel et al.; 1989. Inhibition of noradrenaline release
by omega-conotoxin GVIA in the rat tail artery. Br. J. Pharma
col., 96, 101-110).
Weitere Unterschiede:
- - Wirkungsdauer Guanethidin: 2-3 Wochen; omega-CT: ca. 1 Tag
- - Guanethidine ist eine etablierte Substanz: omega-CT ist möglicherweise allergen.
Die systemische Anwendung von Protamin (basisches, argininrei
ches Peptid aus dem Geschlechtsapparat des Seelachses), ver
schiedenster Peptid-Chemotherapeutika sowie die lokale Gabe von
Botulinustoxin beim Meige-Syndrom, Spasmus facialis (Poeck, K.;
1987. Neurologie. Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York-
London-Paris-Tokyo, 7. Auflage, 326, 380) und Torticollis spa
sticus läßt eine Verwendung von omega-CT aus immunologischer und
toxikologisher Sicht für möglich erscheinen.
Botulinustoxin ist ein hochpotentes Peptidgift (MG 140 000-
150 000) des Bakteriums Clostridium botulinum und hemmt die ACh-
Freisetzung an der motorischen Endplatte.
Beispiel für die periphere intravenöse Sympathikolyse (PIVS):
Analog der peripheren Sympathikolyse mit Guanethidin oder analog
der peripheren intravenösen Lokalanästhesie (Larsen, R.; 1987.
Anästhesie. Urban und Schwarzenberg, München-Wien-Baltimore, 2.
Auflage, 355-357) sollen 0,05 mg (0,01 bis 0,4 mg) omega-CT oder
ein omega-CT-A, gelöst in NaCl-Lsg. 0,9%, gegeben werden.
Optimal ist die Kombination mit Na-EDTA (10 bis 400 mg). Die
Kalziumkonzentration soll so temporär in der Extremität auf 1
bis 2 mmol/l erniedrigt werden, woraus eine verbesserte Peptid
bindung resultiert.
Eine weitere Kombination mit einem Lokalanästhetikum (Lidocain
2%, 3 bis 15 ml) zur temporären Schmerztherapie und zum Aus
gleich einr Membrandestabilisierung aufgrund verminderter
Kalziumkonzentration ist gut denkbar.
Andere Anwendungsbereiche und Anwendungstechniken für omega-CT
oder eines omega-CT-A gehen aus den obengenannten Ansprüchen
hervor.
Claims (20)
1. Medizinische Verwendung von omega-Conotoxin GVIA (omega-CT)
oder einem omega-Conotoxin GVIA-Analogen (omega-CT-A) zur
Sympathikolyse.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei der Sympathikolyse um eine periphere intravenöse
Sympathikolyse (PIVS) handelt.
3. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei der Sympathikolyse um eine periphere intraarterielle
Sympathikolyse (PIAS) handelt.
4. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß omega-CT oder ein omega-CT-A in Kombina
tion mit dem Natriumsalz der Ethylendiamintetraessigsäure
(Na-EDTA) gegeben wird.
5. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß omega-CT oder ein omega-CT-A in Kombina
tion mit einem Lokalanästhetikum gegeben wird.
6. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß omega-CT oder ein omega-CT-A in Kombina
tion mit EDTA und einem Lokalanästhetikum gegeben wird.
7. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 5 und 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Lokalanästhetikum Lidocain ist.
8. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sympathikolyse zur Therapie der sym
pathischen Reflexdystrophie (SRD) eingesetzt wird.
9. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sympathikolyse zur Therapie des pri
mären oder sekundären Raynaud-Syndroms eingesetzt wird.
10. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sympathikolyse zur Therapie der pri
mären Fibromyalgie (engl.: primary fibromyalgia) eingesetzt
wird.
11. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sympathikolyse zur Therapie der arte
riellen Verschlußkrankheit in den Stadien III/IV nach FON
TAINE eingesetzt wird.
12. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sympathikolyse zur Durchblutungsstei
gerung nach Hand-, Fußchirurgie oder nach Hauttransplantatio
nen eingesetzt wird.
13. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Sympathikolyse zur diagnostischen
Sympathikolyse eingesetzt wird.
14. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
omega-CT oder ein omega-CT-A intraarteriell vor einem zu be
handelnden Gefäßabschnitt injiziert, beziehungsweise kontrol
liert infundiert wird.
15. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der zu behandelnde Gefäßabschnitt distal
des Abgangs der Arteria renalis liegt.
16. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der zu behandelnde Gefäßabschnitt distal
des Abgangs einer Arteria coronaria liegt.
17. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der zu behandelnde Gefäßabschnitt distal
des Abgangs einer Arteria mesenterica liegt.
18. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der zu behandelnde Gefäßabschnitt distal
des Abgangs einer Cerebralarterie liegt.
19. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der zu behandelnde Gefäßabschnitt distal
des Abgangs der Arteria brachialis oder femoralis liegt.
20. Verwendung gemäß einem der Ansprüche 1 und 14, dadurch
gekennzeichnet, daß omega-CT oder ein omega-CT-A in Kombina
tion mit einem Thrombolytikum gegeben wird.
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