DE3925140A1 - Elektrode mit deglykosyliertem glykoprotein-enzym und deren verwendung - Google Patents
Elektrode mit deglykosyliertem glykoprotein-enzym und deren verwendungInfo
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- C12Q1/00—Measuring or testing processes involving enzymes, nucleic acids or microorganisms; Compositions therefor; Processes of preparing such compositions
- C12Q1/001—Enzyme electrodes
- C12Q1/005—Enzyme electrodes involving specific analytes or enzymes
Description
Das Flavoenzym Glucoseoxidase (GOD; β-D-Glucose: Oxygen Oxi
doreductase, EC 1.1.3.4.) oxidiert β-D-Glucose zu D-Glukonolac
ton nach folgender Reaktionsgleichung:
Die Reoxidation des reduzierten Enzyms kann durch Sauerstoff
oder mit Hilfe artifizieller Elektronenakzeptoren, sogenannte Me
diatoren, wie Ferrocen, erfolgen; vgl. beispielsweise Anal.
Chem., 56 (1984) 667. Ein direkter Elektronentransfer zwischen
dem Aktiven Zentrum des Enzyms und einer Elektrode aus bei
spielsweise Gold, Platin oder Graphit ist nicht möglich. Das
liegt daran, daß die Distanz zwischen dem Aktiven Zentrum und
der Oberfläche des Enzyms größer als die Strecke ist, die die
Elektronen pro Zeiteinheit zurücklegen können. Eine Wechselwir
kung zwischen Enzym und Elektrode wird nur über Elektronenak
zeptoren, wie Sauerstoff oder Ferrocen, möglich, die die Elek
tronen unter Reduktion aufnehmen und an der Elektrode wieder
abgeben; vgl. beispielsweise J. Phys. Chem., 91 (1987), 1285.
Durch die relativ hohen Redoxpotentiale derartiger Verbindungen
sind jedoch Störungen durch andere elektroaktive Substanzen
nicht auszuschließen. Man strebt deshalb Messungen bei mög
lichst niedrigen Potentialen an. Kürzlich wurde eine direkte
elektrochemische Kommunikation zwischen dem Aktiven Zentrum und
der Elektrodenoberfläche durch chemische Modifikation des Enzyms
erreicht; man vgl. J. Phys. Chem., 91 (1987), 1285 und
J. Am. Chem. Soc., 110 (1988), 2615. Dazu wurden mehrere Ferrocen
monocarboxylat- bzw. Ferrocen-acetat-Gruppen kovalent an GOD
gebunden. Dadurch wurde die Wegstrecke für die Elektronen ver
ringert, so daß das Enzym direkt an der Elektrode oxidiert
werden konnte; vgl. J. Chem. Soc. Chem. Commun., (1987), 1603.
Entsprechende Überlegungen gelten für andere Glykoproteine
unter Einschluß von Oxidasen, Oxygenasen und Oxidoreductasen
für den Einsatz in diversen Elektronentransfer-Reaktionen, um
die elektrochemische Kommunikation zwischen Enzym und Elektrode
zu ermöglichen oder zu verbessern.
Erfindungsgemäß wird dazu eine Elektrode vorgeschlagen, die mit
einem vollständig oder teilweise deglykosylierten Glykoprotein-
Enzym kombiniert ist. Durch die Deglykolysierung bzw. Entfer
nung des Kohlehydratanteils des Enzyms wird die Gesamtdistanz
zwischen dem Aktiven Zentrum des Enzyms und der Elektrodenober
fläche verringert, so daß ein direkter Elektronentransfer
zwischen Redoxzentrum und Elektrode ermöglicht wird, ohne daß
die katalytische Aktivität aufgegeben wird. Damit wird man er
findungsgemäß von Mediatoren unabhängig.
Das Enzym kann auf der Elektrode oder auf einer mit der Elektrode
kombinierten semipermeablen Membran immobilisiert sein
oder in einer Kammer vorgesehen sein, die von der Elektrode und
einer semipermeablen Membran gebildet wird.
Unter vollständig glykosylierten Glykoprotein-Enzymen werden
solche Enzyme verstanden, die von Wildtyp-Mikroorganismen
gebildet werden.
Die Deglykosylierung soll auf eine Weise erfolgt sein, daß die
enzymatische Aktivität beibehalten ist. Unter dieser Bedingung
kann die Deglykosylierung beispielsweise chemisch oder
enzymatisch durchgeführt worden sein. Ferner kann das Enzym
vollständig oder teilweise deglykosyliert gebildet worden sein,
beispielsweise gentechnologisch; man vergleiche auch "Methods
Enzymology", 138 (1987), 661-709.
Das deglykosylierte Glykoprotein-Enzym kann auf einer Elektrode
immobilisiert worden sein, wie sie für elektrochemisch-enzymatische
Oxidationen üblich ist, beispielsweise auf einer Elektrode
aus Platin, Gold, Kohlenstoff oder einem elektrisch lei
tenden Polymeren. Die Elektrode kann jede beliebige Form auf
weisen, also beispielsweise stabförmig oder flächig ausgebildet
sein.
Beispielsweise kann eine Graphitelektrode oberflächlich oxi
diert und danach mit Hilfe von Carbodiimid mit dem deglykosylierten
Glykoprotein-Enzym versehen worden sein. Beispiele für
immobilisierbare deglykosylierbare Glykoprotein-Enzyme sind
Oxidasen, wie Glucoseoxidase (GOD; EC 1.1.3.4.), Oxygenasen und
Oxidoreductasen.
Glucoseoxidase ist ein Glykoprotein mit einem Molekulargewicht
von 160 kDa mit einem Kohlehydratanteil von 16% (Gewichtsbasis).
Davon macht Mannose 90% aus. Der Zucker ist N-glykosidisch
mit dem Stickstoffatom einer Asparagineinheit verknüpft;
vgl. beispielsweise "Arch. Biochem. Biophys.", 111 (1965), 351.
Diese Verknüpfung läßt sich enzymatisch oder chemisch aufheben;
vgl. beispielsweise Beeley, Glycoprotein and Proteoglycon
Techniques. In: Burdon & Knippenberg, "Laboratory Techniques in
Biochemistry and Molecular Biology", Bd. 16, Elsevier, Amsterdam
1985. Die dort beschriebenen Deglykosylierung lassen sich
auch auf andere erfindungsgemäß einsetzbare Glykoprotein-Enzyme
übertragen.
Gemäß einer weiteren Ausführungsform kann man die deglykosylierten
Glykoprotein-Enzyme auch ohne Immobilisierung
für elektrochemisch-enzymatische Oxidationen von Substraten
einsetzen. So ist es möglich, daß man das gewählte Enzym mit
einer semipermeablen Membran, beispielsweise einer Dialyse
membran, davon abhält, den Elektrodenraum zu verlassen.
Es versteht sich, daß man für diesen Einsatz ein deglykosyliertes
Glykoprotein-Enzym verwendet, das einen Kohlehydratanteil
aufweist, der gegenüber dem Kohlehydratanteil des vollständig
glykosylierten Glykoprotein-Enzyms um mindestens 1, vorzugsweise
mindestens 50 und insbesondere mindestens 95% verringert
ist.
Zur Deglykosylierung und zum Typ der einsetzbaren Enzyme sei
auf die vorstehenden Ausführungen verwiesen.
Nachstehend wird die Erfindung durch Beispiele und zwei Figuren
näher erläutert.
Es wurde kommerzielle GOD bis zur Homogenität gereinigt und en
zymatisch deglykosyliert. Dazu wurde das Enzym mit den
Glykohydrolasen α-Mannosidase und Endoglykosidase H inkubiert. Bei
gaschromatographischer Untersuchung ergab sich eine Abnahme des
Kohlehydratanteils der GOD von mehr als 95% (Gewichtsbasis).
Die Entfernung der Zuckerkette verringerte das Molekulargewicht
der GOD um 25% (SDS) bzw. 30% (native PAGE). Das Enzym verlor
praktisch keine Aktivität. Die Stabilität der deglykosylierten
GOD war ebenfalls unbeeinträchtigt. Allerdings waren die Km-
und kcat-Werte verändert; man vgl. Tabelle 1.
SDS = Natriumdodecylsulfat
PAGE = Polyacrylamidgelelektrophorese
PAGE = Polyacrylamidgelelektrophorese
Die Affinität der deglykosylierten GOD für β-Glucose war geringer
als die der nativen GOD, wobei die Substratspezifität allerdings
erhalten blieb. Die pH- und Temperatur-Optima blieben
gleich, auch die Stabilität des Enzyms zeigte keine Veränderungen.
Danach wurden Graphitstäbe (Durchmesser 5 mm und Länge 50 mm;
RW-O, Ringsdorff-Werke, Bad Godesberg) in einer Oxidationslösung
mit einem Gehalt an 10% Salpetersäure (Volumenbasis)
und 2,5% Kaliumdichromat (Gewicht/Volumen) bei +2,3 Volt
elektrochemisch 30 s lang oxidiert. Als Kathode diente ein
Platinnetz. Nach intensivem Waschen mit Wasser oder einer Pufferlösung
waren die Elektroden zur Weiterverarbeitung geeignet.
Die deglykosylierte GOD wurde mit Hilfe der Carbodiimid-Methode
auf den Graphitelektroden immobilisiert. Dazu wurden die Elektroden
in einer Lösung von 1-Cyclohexyl-3-(2-morpholinoethyl)-
carbodiimid-metho-p-toluolsulfonat in Acetatpuffer (pH 5,5) 90
min lang stehengelassen. Nach sorgfältigem Spülen mit destilliertem
Wasser wurden die Elektroden dann in folgende Enzymlösungen
gestellt:
- a) gereinigte GOD aus Aspergillus niger,
- b) deglykosylierte GOD aus Aspergillus niger bzw. Penicillium amagasakiense.
Die Elektroden wurden in diesen Lösungen bei 4°C über Nacht im
Kühlschrank aufbewahrt und waren nach mehrmaligem Spülen mit
dem Puffer gebrauchsfertig.
Amperometrische Messungen: Die Strom/Zeit-Kurven wurden mit
einem 3-Elektroden-System aufgenommen, das aus Arbeitselektrode
(Enzymelektrode), Hilfselektrode (Platindraht; Durchmesser 0,46
mm) und Referenzelektrode (Ag/AgCl) bestand, die in einem 20-
ml-Glasgefäß in entgastem Acetatpuffer (100 mM, pH 6,0) angeordnet
waren. Bei allen Messungen wurde mit einem Magnetrührer
gerührt und auf 25°C thermostatisiert. Die Elektroden wurden
mit einem Präzisions-Potentiostaten (Wenking LB 75 L, Firma
Bang, Göttingen) polarisiert, und der resultierende Strom wurde
auf einem Flachbettschreiber aufgezeichnet. Alle Potentialangaben
wurden auf die Ag/AgCl-Elektrode bezogen.
Ergebnisse: Die deglykosylierte GOD ermöglichte Glucosebestimmungen
bei Potentialen um 0 Volt (vs. Ag/AgCl).
In Fig. 1 ist der Stromanstieg an einer Elektrode mit deglykosylierter
GOD im Vergleich zu einer Elektrode mit hochgereinigter
GOD dargestellt. Beide Elektroden wurden bei 0 Volt polarisiert.
Nach der Stabilisierung des Signals wurde GOD-Lösung bis
zu einer Endkonzentration von 50 mM zugegeben und der resultierende
Strom aufgezeichnet. Die deglykosylierte GOD zeigte
trotz der verlangsamten Kinetik des Enzyms (siehe Tabelle 1)
eine deutlich höhere Stromausbeute.
Auch nicht-immobilisierte deglykosylierte GOD kann für Enzymelektroden
eingesetzt werden. So wurde in diesem Beispiel deglykosylierte
GOD vor einer Platinelektrode mit Hilfe einer
Dialysemembran eingeschlossen. Fig. 2 zeigt die Glucose-Sättigungskurve
der Elektrode. Im Vergleich zum immobilisierten
Enzym auf Graphit (Fig. 1) fallen die niedrigen Ströme dieser
Elektrode auf.
Claims (12)
1. Elektrode mit in Kombination mit einem vollständig oder
teilweise deglykosylierten Glykoprotein-Enzym.
2. Elektrode nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Enzym auf der Elektrode oder auf einer mit der Elektrode kombinierten
semipermeablen Membran immobilisiert ist oder in einer
Kammer vorgesehen ist, die von der Elektrode und einer semipermeablen
Membran gebildet wird.
3. Elektrode nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Enzym enzymatisch deglykosyliert worden ist.
4. Elektrode nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Enzym gegenüber dem Wildtyp-Enzym nicht oder nicht
vollständig glykosyliert gebildet worden ist, beispielsweise
auf gentechnologischem Wege.
5. Elektrode nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß es sich bei der Elektrode um eine Graphitelektrode
handelt.
6. Elektrode nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das
Enzym mit Hilfe von Carbodiimid auf der gegebenenfalls zuvor
oberflächlich oxidierten Graphitelektrode immobilisiert werden
ist.
7. Elektrode nach einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch deglykosylierte Glucoseoxidase als deglykosyliertes
Glykoprotein-Enzym.
8. Verwendung der Elektrode zur enzymatischen Oxidation von
Substraten.
9. Verwendung von vollständig oder teilweise deglykosyliertem
Glykoprotein-Enzym bei der elektrochemisch-enzymatischen Oxidation
von Substraten.
10. Verwendung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß man
ein deglykosyliertes Glykoprotein-Enzym verwendet, dessen Kohlehydratanteil
gegenüber dem Kohlehydratanteil des vollständig
glykosylierten Glykoprotein-Enzym um mindestens 1%, vorzugsweise
mindestens 50% und insbesondere mindestens 95% verringert
ist.
11. Verwendung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet,
daß man ein deglykosyliertes Glykoprotein-Enzym benutzt, das
enzymatisch deglykosyliert worden ist.
12. Verwendung nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
daß man deglykosylierte Glucoseoxidase als deglykosyliertes
Glykoprotein-Enzym verwendet.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893925140 DE3925140A1 (de) | 1989-07-28 | 1989-07-28 | Elektrode mit deglykosyliertem glykoprotein-enzym und deren verwendung |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3925140A1 true DE3925140A1 (de) | 1991-02-07 |
DE3925140C2 DE3925140C2 (de) | 1992-05-27 |
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ID=6386116
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19893925140 Granted DE3925140A1 (de) | 1989-07-28 | 1989-07-28 | Elektrode mit deglykosyliertem glykoprotein-enzym und deren verwendung |
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Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3925140A1 (de) |
Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US4759828A (en) * | 1987-04-09 | 1988-07-26 | Nova Biomedical Corporation | Glucose electrode and method of determining glucose |
-
1989
- 1989-07-28 DE DE19893925140 patent/DE3925140A1/de active Granted
Patent Citations (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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US4759828A (en) * | 1987-04-09 | 1988-07-26 | Nova Biomedical Corporation | Glucose electrode and method of determining glucose |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
DE3925140C2 (de) | 1992-05-27 |
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