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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung
von IgM-Antikörpern in einer Probe, die ein Gemisch aus
Immunglobulinen enthält. Derartige Bestimmungen (Assays)
sind schwierig, weil eine Klasse von Antikörpern in einer
Bestimmung für eine andere Klasse stören kann.
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Wenn jemand durch Bakterien, Viren oder Pilze
infiziert wird, entwickelt der Körper rasch eine Immunantwort,
d.h., der Körper erzeugt Macroproteine, die Immunglobuline
(Ig) genannt werden, die sich an das infizierende Agens
anheften, um es nach einem bestimmten Mechanismus
schließlich zu zerstören.
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Von Wichtigkeit sind drei Immunglobuline, nämlich
IgM, IgA und IgG. Beim Beginn der Infektion sind die
ersten Immunglobuline, die in vivo erzeugt werden,
diejenigen der IgM-Klasse. Nach Erreichen eines Maximums
fällt die Konzentration an IgM während einer
verhältnismäßig kurzen Zeit ab, während die Konzentration an IgG
ansteigt, ein Plateau erreicht und gelegentlich über eine
Zeitdauer von vielen Jahren langsam abnimmt. Wenn daher
eine hohe Konzentration an IgM festgestellt wird, ist die
Infektion frisch. Wenn ausschließlich eine
IgG-Konzentration vorliegt, ist die Infektion alt, und wenn die IgG-
Konzentration hoch ist, besitzt die befallene Person eine
gute Immunität gegenüber der Infektion. In vielen Fällen
muß der Arzt wissen, ob die Infektion frisch oder alt ist,
und, wenn sie alt ist, daß der Patient eine
Widerstandsfähigkeit gegenüber einem erneuten Auftreten besitzt,
wobei das Ausmaß für diese Widerstandsfähigkeit durch die
Konzentration an Ig-G bestimmt wird.
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Eine sehr wichtige Infektion sowohl von Tieren als
auch von Menschen, die Toxoplasmose, wird durch einen
Parasiten, ein Protozoon, Toxoplasma gondii verursacht, das
Tiere, wie Katzen, haben. Es wird angenommen, daß zwischen
20 und 40% der erwachsenen Bevölkerung in Großbritannien
schon einmal oder mehrmals mit diesem Parasiten infiziert
worden sind, und in einigen Teilen der Welt kann diese Zahl
bis 95% betragen. Bei Kindern und Erwachsenen ähneln die
Symptome dieser Krankheit dem Drüsenfieber, und die
Krankheit nimmt gewöhnlich einen gutartigen Verlauf. Jedoch
sind schon Fälle von Nephritis, Lungenentzündung und
Ausschlägen mitgeteilt worden.
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In der Schwangerschaft können die Folgen, davon daß
eine Mutter eine akute (frische) Infektion von
Toxoplasmose hat, darin bestehen, daß der Fötus und selbst bereits
geborene Kinder geschädigt werden, wobei Encephalitis,
Hydrocephalitis, cerebrale Verkalkung sowie Augen- und
0hrenschädigungen auftreten können.
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Immer mehr Ärzte untersuchen daher ihre Patienten
auf mögliche Toxoplasmose. Es gibt zwei Fragen. Hat die
Patientin:
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1. eine akute Toxoplasmose, d.h. eine hohe IgM-
Konzentration oder
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2. eine alte Infektion, und wenn sie eine alte
Infektion hat, besitzt sie einen guten Schutz gegen eine
Toxoplasmose-Infektion während der Schwangerschaft, d.h.
eine hohe IgG-Konzentration?
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Es gibt derzeit viele Verfahren, um die
Gesamtkonzentration an Immunglobulin-Antikörpern, d.h. von IgG und
IgM zu bestimmen. Bei einigen dieser Verfahren wird das
infizierende Agens zerstört und auf cellulärem Niveau in
Fragmente aufgebrochen, die das Antigen oder das Molekül
enthalten, an das IgM- oder IgG-Antikörper binden. Diese
Fragmente werden dann an die Wand eines
Kunststoff-Reagenzröhrchens adsorbiert, und es wird eine Probe des
Serums, das IgG- oder IgM-Antikörper enthalten kann, in
das Röhrchen hinzugegeben. Nach einer Bebrütungszeit, die
mehrere Stunden dauern kann, wird das Serum ausgegossen,
das Röhrchen sorgfältig gewaschen und anschliefßend eine
Lösung zugesetzt, die markierte Antikörper gegenüber
menschlichem IgM- oder IgG enthält.
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Die Anti-IgM- oder -IgG-Antikörper sind mit einer der
Markierungen versehen, auf die das Bestimmungssystem
eingerichtet ist, nämlich Fluoreszenz, Isotope oder Enzyme.
Nach einer weiteren Bebrütung wird der Inhalt des Röhrchens
erneut entleert und das Röhrchen gewaschen. Wenn das
Verfahren
mit einem durch ein Enzym markierten Anti-Immunglobulin
durchgeführt wurde, wird nunmehr eine Substratlösung
zugesetzt und nach weiterem Bebrüten die entwickelte Färbung
gemessen, wobei die optische Dichte proportional zu der
Menge an IgM- oder IgG-Antikörpern ist, die sich an die
Wand angeheftet haben. Im Prinzip sollte man daher in der
Lage sein, die Menge von anwesendem IgG oder IgM
abzuschätzen.
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Obwohl dieses Verfahren derzeit weitverbreitete
Anwendung findet, leidet es an zwei großen Fehlerquellen. IgG-
Antikörper können in Konzentrationen auftreten, die 100 mal
und noch größer sind als die der IgM-Antikörper, und auf
diese Weise können hohe IgG-Antikörper-Konzentrationen die
Antigene an der Oberfläche des Röhrchens daran hindern,
die IgM-Antikörper zu binden, woraus irrtümlich zu niedrige
Werte für IgM und eine Diagnose, daß die Infektion alt ist,
resultieren.
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Eine weitere Komplizierung besteht darin, daß C1q
(ein Komplementprotein, das in sämtlichen Serumproben
vorhanden ist) und der Rheumafaktor RF (der in Proben von
manchen Patienten mit Autoimmunkrankheiten vorhanden ist)
an Immunkomplexe gebildet werden, die zwischen Antikörpern
und Antigenen gebildet worden sind. Nachdem der
IgG-Antikörper an der Wand des Röhrchens oder an einem Latexteilchen
bei einer Bestimmung reagiert hat, reagiert RF oder C1q mit
dem IgG. Wenn daher markierter Anti-IgG-Antikörper
zugesetzt wird, kann eine große Menge dieses markierten Materials
nicht reagieren, und die Bestimmung der IgG-Antikörper
gegen die Infektion wird irrtümlicherweise zu niedrig sein.
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Auf der Grundlage der oben beschriebenen Bestimmung
sind mehrere Methoden entwickelt worden, um diese Störungen
oder Fehlerquellen zu verringern oder ganz zu eliminieren
(siehe beispielsweise Naot Y und Remington J.S.; J. Infect,
Dis . 142, No. 5,757-766, 1980 oder Wielaard F. et al. J.
clin. Microbiology, 17, No. 6, 981-87, 1983 oder Cesbron
Y.J. et al. J. of Immun. Methods, 83, 151-58, 1985. Da
diese Verfahren sämtlich ein Enzym als Markierungsmittel
verwenden, werden sie ELISA-Tests (Enzyme Linked
Immunosorbent Assay) genannt. Das in diesen Veröffentlichungen
beschriebene Verfahren wurde unter der Handelsbezeichnung
Toxonostika durch 0rganon Teknika N.Y., Viedijk 58, 2300
Turnhout, Belgien in den Handel gebracht. Die Bestimmung
ist jedoch kompliziert, arbeitsintensiv und daher
fehleranfällig. Im Gegensatz dazu ist das Verfahren, das wir
nunmehr beschreiben, einfach, schnell, frei von Störungen
durch RF oder C1q sowie spezifisch und beruht darauf, daß
man das aus dem infizierenden Mittel stammende Antigen
identifiziert und gegenüber IgM-Antikörpern spezifisch
macht.
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Wenngleich in ihrer Einzelstruktur sämtliche Antigene
unterschiedlich sind, kann man doch sagen, daß sie eine
oder mehrere von vier molekularen Strukturen aufweisen,
nämlich Glycoprotein (Zuckerprotein), Protein,
Lipoprotein (Fettprotein) oder Lipopolysaccharid (Fettzucker).
Es ist vorgeschlagen worden, daß bei bestimmten Antigenen
von Toxoplasmagondii die IgM-Antikörper mit den
Polysaccharid- und Proteinresten reagieren, während die IgG-
Antikörper vorzugsweise mit dem Protein reagieren sollen
(Mineo J.R. et al, Infect. Immun. 27, 283-287, 1980 und
Camargo M.E. et al ibid 21, 55-58, 1978).
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Die genannten Autoren behaupteten, daß die selektive
Umsetzung von IgM- und IgG-Antikörpern mit dem
Polysaccharid bzw. dem Protein unter Anwendung einer ELISA-Technik
bestimmt wurde, wobei sie demgemäß davon ausgingen, daß
das Verfahren in der Lage sei, IgM- von IgG-Antikörpern
zu trennen. Sie hatten das 0berflächenantigen von
Toxoplasmagondii abgetrennt und das Protein physikalisch
denaturiert, wobei lediglich der Polysaccharidrest übrigbliebt,
an den, wie sie behaupteten, lediglich IgM gebunden wurde.
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Die Arbeit wurde 1983 von Naot und Remington,
Forschern mit während etwa 15 Jahren herausgebrachten
Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Entwicklung von Tests
für den Toxoplasmoseparasiten, wobei Protease verwendet
wurde, um das Protein zu zerstören (Naot Y, Guptill D.R.,
Mullenax J. und Remington J.S. Infect. I=un. 41 No. 1,
331-338, 1983), diese Forscher waren jedoch nicht in der
Lage, eine IgM- oder IgG-spezifische Reaktion zu erhalten.
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Bei einer weiter vertieften Forschung über das
Toxoplasmoseantigen konnten Sharma et al J. of Immunology 131, No. 2,
977-983, 1983 keine Antigene finden, die für IgM spezifisch
gewesen wären. Wir haben ebenfalls versucht, die Arbeit der
Mineo-Gruppe zu wiederholen, jedoch sind unsere Versuche
unter Anwendung der ELISA-Tests zur Erzielung einer
spezifischen IgM-Reaktion mit dem von Protease verdauten Antigen
von Toxoplasmagondii ebenfalls fehlgeschlagen.
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Aus EP-A-0189389 ist die Anwendung einer
Agglutinations-Bestimmungstechnik zur Bestimmung von IgM-Antikörpern
in einem Gemisch aus IgM- und IgG-Antikörpern bekannt. Die
IgM-Antikörper werden von den IgG-Antikörpern durch Zugabe
von Anti-IgG-Antikörpern unterschieden.
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Herkömmliche ELISA-Assays eignen sich nur zur
Bestimmung der Konzentration an Gesamtimmunoglobulin und können
nicht zufriedenstellend zur Bestiininung jeder einzelnen
Antikörper-Klasse in Gegenwart der anderen angewandt werden.
Die vorliegende Erfindung versucht, diese Schwierigkeit zu
überwinden, und fußt auf der Beobachtung, daß die
enzymatische Behandlung des Antigens seine Reaktionsfähigkeit mit
einer Klasse von Antikörpern im Verhältnis zu der anderen
Klasse erhöhen kann.
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Die Erfindung besteht in einem Verfahren zur
Bestimmung von IgM-Antikörpern gegen Toxoplasmose in einer eine
Mischung aus Immunglobulinen enthaltenden Probe durch
Verwendung eines Toxoplasma-Antigens, das zur Erhöhung
seiner Reaktionsfähigkeit mit dem IgM-Antikörper im
Vergleich zum anderen Antikörper durch Reaktion mit einem
proteolytischen Enzym modifiziert worden ist, wobei man bei
dem Verfahren eine Mischung aus Probe und dem
enzymmodifizierten Antigen inkubiert und die Bindung des IgM-Antikörpers
an das enzymmodifizierte Antigen mittels eines
Agglutinationsverfahrens bestimmt.
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Die Erfindung eignet sich insbesondere zur Bestimmung
von IgM-Antikörpern in Anwesenheit von IgG-Antikörpern.
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Die Erfindung bedient sich der Verwendung eines
Antigens, das mit einem proteolytischen Enzym umgesetzt worden
ist, um seine Reaktionsfähigkeit mit dem zu bestimmenden
Antikörper im Verhältnis zu dem anderen Antikörper zu
erhöhen. Geeignete Enzyme sind beispielsweise Proteasen, wie
beispielsweise Pronase und Proteinase K. Die
Umsetzungsbedingungen sind nicht von ausschlaggebender Bedeutung.
Beispielsweise kann das Antigen mit dem Enzym in einem
Medium und bei einem pH-Wert, bei dem beide stabil sind,
bei 37 ºC während einer Zeitdauer von wenigen Minuten bis
einigen Stunden inkubiert werden.
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Die Modifizierung des Antigens mit einem Enzym
erhöht seine Reaktionsfähigkeit mit dem zu bestimmenden
Antikörper im Verhältnis zu dem anderen Antikörper. Das kann
dadurch erreicht werden, daß man die Reaktionsfähigkeit des
Antigens mit dem zu bestimmenden Antikörper tatsächlich
erhöht, oder dadurch, daß man die Reaktionsfähigkeit des
Antigens mit dem anderen Antikörper verringert, oder
dadurch, daß man beide Wirkungen auslöst. Die
Reaktionsfähigkeit eines Antikörpers mit seinem Antigen hängt von der
Zahl der Bindungsstellen auf jedem der beiden sowie der
Bindungsaffinität jeder Bindungsstelle für die andere
Komponente ab. Eine Veränderung der Reaktionsfähigkeit des
Antigens mit einem Antikörper kann darin bestehen, daß man
die Zahl der Bindungsstellen verändert oder die
Bindungsaffinität einer oder mehrerer der Bindungsstellen oder
beides verändert.
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Die Erfindung umfaßt das Inkubieren eines Gemisches
der Probe mit dem enzymmodifizierten Antigen. Die
Bestimmungsbedingungen können herkömmlicher Art sein wie auch
die Mittel zum Messen des Ausmaßes der Bindung des
Antikörpers, der bestimmt werden soll, an das enzymmodifizierte
Antigen. Jedoch wird das enzymmodifizierte Antigen
vorzugsweise in einer Form verwendet, in der es an eine feste
Oberfläche gebunden ist, und diese Oberfläche kann die
Wand eines Bestimmungsgefäßes sein. Vorzugsweise wird das
enzymmodifizierte Antigen an kleine Festteilchen gebunden,
die während der Dauer der Inkubation in Suspension gehalten
und erforderlichenfalls anschließend durch Zentrifugieren
oder mittels magnetischer Wirkung absetzen gelassen werden
können. Die Art des teilchenförmigen Materials ist nicht
von ausschlaggebender Bedeutung; so können Glaskugeln,
Goldsohle oder insbesondere Latexteilchen (Polystyrol)
verwendet werden. Derartige Teilchen sind im Handel
erhältlich, und Verfahren zur Bindung von Reagenzien, wie
beispielsweise Antigene, an sie sind in der Fachwelt
wohlbekannt.
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Das Ausmaß der Bindung des enzymmodifizierten Antigens
an den zu bestimmenden Antikörper wird durch eine
Agglutinationstechnik gemessen. Das Ausmaß der Agglutination kann
turbidimetrisch bestimmt werden, wird jedoch vorzugsweise
mit Hilfe einer Teilchenzähltechnik, wie beispielsweise
unserem diagnostischen System IMPACT (Warenzeichen)
ermittelt. Bei diesem System werden Teilchenzahlen in einem
definierten Flüssigkeitsvolumen ausgezählt. Die Teilchen
sind von bekannter, gleichmäßiger Größe, und das Instrument
wird so geeicht, daß es lediglich Teilchen von etwa dieser
Größe zählt, so daß Vergesellschaftungen von zwei oder mehr
Teilchen, die durch Agglutination gebildet worden sind,
zurückgewiesen und nicht gezählt werden. Es wurde
überraschenderweise gefunden, daß durch Anwendung eines
derartigen Systems die Selektivität des enzymmodifizierten Antigens
für den zu bestimmenden Antikörper im Verhältnis zu dem
anderen Antikörper stark erhöht wird, so daß der andere
Antikörper praktisch nicht stört.
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Es wird derzeit angenommen, daß es für diese
überraschende Erscheinung folgende Erklärung gibt: Bei einem
Agglutinationstest dieser Art werden Kugeln, beispielsweise
Latexkugeln von 0,8um Durchmesser, durch zwei oder drei
Antikörper, deren Durchmesser von der Größenordnung von
0,01um ist, zusammengehalten. Bei der thermischen Bewegung
und durch das Hindurchfließen durch das Meßsystem werden
Scherkräfte auf die Latexaggregate ausgeübt, die diese
leicht auseinanderbrechen. Andere Aggregate, bei denen die
Immunbindungskraft zwischen Antigen und Antikörper, die
diese zusammenhält, hinreichend groß ist, können diesen
Scherkräften widerstehen.
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Gemäß unseren Beobachtungen mit dem ELISA-Verfahren
(siehe das untenstehende Beispiel 1) wird durch die Behandlung
des Antigens von Toxoplasma gondii mit Proteinase K das
Antigen nicht vollständig spezifisch für IgM. Nach der
Behandlung reagiert IgG weiter, wenngleich in einem
geringeren Ausmaß, und somit führt die Behandlung des Antigens
mit Proteinase K nicht von sich aus zu einem vollständig
spezifischen Assay für IgM-Antikörper.
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Jedoch wird die Bindung von IgG an das
enzymmodifizierte Antigen sehr viel stärker verringert als die von IgM.
Die Bindung von IgG wird auf etwa 1/10 des ursprünglichen
Wertes verringert, während diejenige von IgM auf 1/4 bis
1/5 verringert wird. Im Gegensatz dazu wird die Bindung von
IgG an enzymmodifiziertes Antigen bei Agglutinationsassays
fast vollständig inhibiert. Wir glauben, daß die
Bindungsaffinität von IgG (jedoch nicht die von IgM) gegenüber dem
enzymmodifizierten Antigen so niedrig ist, daß agglutinierte
Teilchen durch die oben erörterten Scherkräfte
entzweigebrochen werden und daher in einem Teilchenzählsystem als
nicht agglutiniert gezählt werden.
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Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1
Herstellung von Toxoplasmoseantigen (Toxoantigen)
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Das Toxoplasmoseantigen wurde aus dem Bauchfell-Exsudat
von Mäusen hergestellt, die zwei Tage zuvor mit Trophozoiten
von T.gondii infiziert worden waren.
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Die Bauchfellhöhlung wurde mit 3 bis 5 ml steriler
physiologischer Kochsalzlösung gewaschen. 1-ml-Proben dieser
Suspension wurden mit 0,015 ml des Antibiotikums Pentrexyl
und 10 Einheiten Heparin versetzt und das Ganze 30 min bei
Raumtemperatur in Röhrchen mit kegelförmigem Boden stehen
gelassen. Die Röhrchen wurden danach 4 min lang bei 600U/min
zentrifugiert, und der Rückstand wurde verworfen. Die
Suspension wurde erneut bei 4ºC und 4000 U/min 30 min lang
zentrifugiert und das Überstehende verworfen. Nach Zugabe von
2 ml 1molarer Ammoniumchloridlösung zu dem Pellet, um die
roten Blutzellen zu hämolysieren, und erneutem Zentrifugieren
bei 4ºC und 4000 U/min wurde das Pellet dreimal mit
physiologischer Kochsalzlösung gewaschen und erneut 30 min lang bei
4ºC und 4000 U/min zentrifugiert.
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Das Pellet wurde in 2 ml destilliertem Wasser erneut
suspendiert und anschließend wiederholt mit
Trockeneis/Aceton gefroren und wieder aufgetaut, wobei die Lösung
jedesmal einer Ultraschallvermischung unterzogen wurde.
Nach 10 min Zentrifugieren bei 3000 U/min wurde das
Überstehende entfernt und bei 2000 aufbewahrt.
Bestimmungsverfahren (Assayverfahren)
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Serumproben, die sowohl IgG- als auch IgM-Antikörper
enthielten, wurden auf Microtiterplatten getestet, deren
Oberfläche mit 100ul Antigen von Toxoplasma gondii, das,
wie beschrieben, hergestellt worden war, behandelt.
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Die Platten wurden über Nacht bei 4ºC mit dem Antigen
bebrütet und anschließend fünfmal mit physiologischer
Kochsalzlösung, die 0,05 % Tween 20 enthielt, gewaschen
("Tween" ist ein eingetragenes Warenzeichen.) Eine Hälfte
der Platten wurde mit 100ul Tris-HCl-Puffer (0.01M pH
7.5, 0,02M CaCl&sub2;) je Vertiefung versetzt, der Proteinase K
in einer Konzentration von 1 mg/ml Puffer enthielt, und die
Platten wurden 2 h bei 37ºC bebrütet. Die übrigen Platten
wurden lediglich mit Tris-Puffer behandelt und während
derselben Zeit bebrütet. Nach der Inkubation wurden sämtliche
Platten fünfmal mit physiologischer Kochsalzlösung/0,05%
Tweer 20 gewaschen. Patientenseren wurden in einer Reihe
für die Bestimmung von IgM auf Konzentrationen von 1/500,
1/1000, 1/2000, 1/4000 und 1/8000 verdünnt, während
diejenigen für die IgG-Bestimmung auf 1/50, 1/100, 1/200, 1/400 und
1/800 verdünnt wurden. In jede Vertiefung der
Mikrotiterpatten wurden 50ul des verdünnten Serums eingebracht, und
die Platte wurde 1 h bei Raumtemperatur bebrütet und fünfmal
mit physiologischer Kochsalzlösung/0,05% Tween 20
gewaschen. In jede Vertiefung wurden je nach der
Zweckbestimmung 100ul an mit Peroxidase markiertem Anti-IgM (2
mg/ml) oder mit Peroxidase markiertem Anti-IgG (2,5 mg/ml) bei
pH 5 in Gegenwart von Wasserstoffperoxid eingebracht. Nach
20 min Bebrütung bei Raumtemperatur wurden 25ul 0,1 N
Schwefelsäure zugesetzt und die optische Dichte bestimmt.
Tabelle 1 gibt die Ergebnisse wieder. Je höher die
optische Dichte war, um so größer war die Konzentration von
Antikörper im Serum. Ähnliche Ergebnisse wurden erzielt,
indem man das Antigen vor der Adsorption an Vertiefungen
von Mikrotiterplatten mit Proteinase K behandelte.
Tabelle 1
Optische Dichte von 4 Seren von Patienten, die mit
Toxoplasma gondii infiziert waren
A = in Vertiefungen fit dem Gesamtantigen von Toxoplasma
gondii
B = in Vertiefungen mit Antigen von Toxoplasma gondii, das
mit Proteinase K behandelt worden war.
IgM-Antikörper Titer
1/IgG-Antikörper Titer
1/Probe
Leerwert
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Wie ersichtlich, verringert die Behandlung des Antigens
mit Proteinase K seine Reaktionsfähigkeit gegenüber sowohl
IgM als auch IgG beträchtlich. Jedoch ist die Verringerung
gegenüber IgG wesentlich größer als gegenüber IgM. Mit
anderen Worten, die Enzymmodifizierung hat die
Reaktionsfähigkeit des Antigens mit IgM im Verhältnis zu derjenigen
mit IgG erhöht.
Beispiel 2
Herstellung von Latex-Toxoantigen (Lxtoxo)
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250ul carboxylierter Latex (10% Gewicht/Volumen) (Lx)
wurden mit 2 ml mit Barbital gepufferter physiologischer
Kochsalzlösung (BBS) (0,02 Mol, pH 8,1) versetzt und das
Ganze 10 min bei 10000 U/min zentrifugiert. Das
Überstehende wurde entfernt, und es wurden 250ul BBS zugesetzt
und das Ganze auf 4ºC gekühlt. Danach wurden 250ul BBS mit
einem Gehalt von 25 mg Carbodiimid (CDI) zugesetzt, um ein
Gemisch aus 10 mg Carbodiimid pro 100ul Lx zu erhalten,
wobei die Lösung frisch hergestellt und bei 4ºC gehalten
sowie 1 h unter Verwirbeln bei 4ºC bebrütet wurde.
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Nach Zentrifugieren während 10 min bei 4ºC und
10000 U/min wurde sie einer Ultraschallbehandlung
unterworfen und einer Lösung aus Toxoantigen (5 mg) in BBS bei
4ºC (Volumen etwa 0,5 ml) zugesetzt.
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Die Suspension wurde anschließend 2 bis 4 h unter
Verwirbeln oder 16 h auf einer Walze inkubiert.
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Die Latexsuspension wurde dreimal mit Tris (0,1N HCl,
pH 7,5 und 20 mM in CaCl&sub2;) gewaschen und nach jedem
Zentrifugieren durch Ultraschall vermischt. Dies ist die Herstellung
von Lx zur Behandlung mit Enzymen beim pH-Wert 7,5. Für die
Behandlung mit Pepsin wird Lx in 0,15 M Salzsäure
suspendiert. Das Latex-Toxoantigen wurde mit verschiedenen
Proteaseenzymen unter den in der folgenden Tabelle 2
angegebenen Bedingungen bebrütet.
Tabelle 2
Behandlung von Lx-Ag-Toxo mit spezifischen Enzymen
Enzym
Enzym-Konz.
Inkubation
Temp.
Lipase
Pepsin
Trypsin
Pronase
Proteinasek
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Durch Hitze aggregiertes menschliches IgG (10 mg/ml)
wurde 30 min auf 63ºC erhitzt und im Verhältnis 1:1 mit
mit Glycin gepufferter physiologischer Kochsalzlösung (GBS)
verdünnt.
Bestimmungsverfahren
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30ul eines im Verhältnis von 1/50 verdünnten
Patientenserums in GBS/1% BSA wurden zu 30 ul einer Lösung
hinzugegeben, die 60ug/ml eines monoclonalen
IgG-Mäuseantikörpers, der gegen menschliches IgM gerichtet ist, und 5
mg/ml von durch Hitze aggregiertem menschlichem IgG zur
Absorption von C1q und RF enthielt. Diese Lösung wurde
anschließend mit 30ul Latex Lx Toxo von einer Konzentration von
0,05% (Gewicht/Volumen) versetzt.
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Das Gemisch wurde 30 min unter Vermischen durch
Verwirbeln bebrütet. Die Umsetzung wurde durch Zugabe von 2 ml
GBS unterbrochen, und es wurden in einem
Blutzellenzählapparat, der derart abgeändert war, daß er nur die nicht
agglutinierten Teilchen zählte, nur die nicht agglutinierten
Teilchen ausgezählt.
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Der monoclonale Mäuseantikörper gegen menschliches
IgM wurde in das Reaktionsgemisch eingeschlossen, weil man
unerwarteterweise gefunden hatte, daß er die IgM-Antikörper-
Agglutination um einen Faktor von mehr als vier vergrößerte.
Dies trägt dazu bei, eine Störung durch IgG auf ein
Minimum herabzudrücken. Das durch Hitze aggregierte IgG ist
in Lösung vorhanden, um restliche Störungen zu
eliminieren, die von Proben herrühren, die einen hohen Gehalt an
IgG-Antikörpern und an Rheumafaktor (RF) enthalten.
Ergebnisse
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Wie in Tabelle 3 dargestellt, wird durch die
Behandlung des mit dem Antigen überzogenen Latex mit Pronase und
Proteinase K die durch IgG-Antikörper hervorgerufene
Agglutination vollständig zerstört und die Agglutination der IgM-
Antikörper verstärkt; eine mögliche Erklärung für diese
Verstärkung liegt darin, daß die Proteolyse mehr "IgM-
Antigene" von der Proteinschale, die die Teilchen umgibt,
in Freiheit setzt und sie dadurch für die Umsetzung mit
IgM-Antikörpern verfügbar macht.
Tabelle 3
Latex-Vergleich
Latex-Lipase
Latex-Pepsin
Latex-Trypsin
Latex-Bronase
Latex-Proteinasek
Antitoxoplasma IgG-Serum
Antitoxoplasma IgMSerum
Agglutination
Verminderte Agglutination
Erhöhte Agglutination
Keine Agglutination
Stark erhöte Agglutination
Beispiel 3
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Um diese Ergebnisse zu bestätigen, wurden 40 IgM-
positive Seren mit dem in Beispiel 2 beschriebenen
Proteinase-K-Latex-Toxoantigen getestet: Sämtliche Seren
agglutinierten an Latex. 21 Seren mit einem hohen Gehalt an IgG wurden
in analoger Weise untersucht, und es ergab sich, daß keines
von ihnen den Latex agglutinierte.
Beispiel 4
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139 Patientenseren wurden nach dem Verfahren gemäß
Beispiel 2 unter Verwendung des mit Proteinase K behandelten
Latextoxoantigens auf IgM untersucht. Die Ergebnisse sind in
der folgenden Tabelle 4 zusammengefaßt, und die Ergebnisse,
die mit zwei im Handel erhältlichen Assays erzielt wurden,
sind zum Vergleich ebenfalls aufgeführt. Die weiter unten
stehende Tabelle 5 stellt weitere quantitative Ergebnisse
dar, die gemäß diesem Verfahren erhalten worden sind. Die
folgenden Ausdrücke werden in den Tabellen verwendet:
Stand der Technik A:
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Dies ist ein Mikrotiter-
Plattenverfahren. Die Kunststoffvertiefungen enthalten
einen Antikörper, der für menschliche IgM-Antikörper
spezifisch ist. IgM-Antikörper werden aus Patientenproben
gewonnen. Nach dem Waschen der Vertiefungen wird eine
Suspension aus gewaschenen Trophozoiten zugesetzt. Nach
der Bebrütung werden die Vertiefungen durch Augenschein
auf die Anwesenheit von unbeweglich gemachten Trophozoiten
untersucht.
Stand der Technik B:
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Dies ist ein enzymmarkierter
Immunsorbierungs-Assay, der auf Stand der Technik A beruht.
Anstelle intakter Trophozoiten werden löslich gemachtes
Antigen und ein enzymmarkierter zweiter Antikörper, der
für das Antigen spezifisch ist, als Erfassungssystem
verwendet.
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Neg., Pos. und Unsicher sind Bezeichnungen für negative,
positive und unsichere qualitative Ergebnisse des Assays.
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"Nicht immun"-Seren sind von Patienten, die nicht mit
Toxoplasmose infiziert sind, und die einen niedrigen IgM-
und einen niedrigen IgG-Wert haben sollten.
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Immun-Seren sollten einen hohen IgG- und einen
niedrigen IgM-Wert aufweisen.
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Infizierte Seren sind von Patienten, bei denen die
IgM-Konzentration steigen oder fallen kann. Eine genaue
Verfolgung kann erforderlich sein, um zu bestimmen, ob die
Infektion sehr frisch ist oder ob sie sich in Richtung auf
einen Immun-IgG-Zustand hinbewegt. Der Ausdruck "frische
Infektion" bezieht sich auf Seren von Patienten, die in
einem Zustand sind, bei dem die IgM-Konzentration noch
nicht ihren Höhepunkt überschritten hat.
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"Angeboren" bezieht sich auf Seren von Patienten mit
angeborener Toxoplasmose.
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Wie in Tabelle 5 hervorgehoben, führt das Verfahren
gemäß der Erfindung zu einem sehr gut unterscheidenden und
empfindlichen Test. Die große Anzahl an positiven Ergebnissen,
die für Patienten erhalten wurden, von denen man zuvor
angenommen hatte, daß sie keine Immunität besitzen, legt den
Schluß nahe, daß Toxoplasmose in einem beträchtlichen Teil
der Bevölkerung existieren kann.
Tabelle 4
Patientenklasse
Zahl der Seren
ERFINDUNG
Stand der Technik
Unsicher
Nicht immun
Immun
Infiziert
Frische Infektion
Angeboren
Tabelle 5
Patientenklasse
Zahl der Seren
Negativ
Positiv
Mittel Bereich (willkürliche Einheiten)
Nicht immun
Immun
Infiziert
Frische Infektion