DE3732203A1 - Verfahren zur herstellung eines nicht schmelzenden schaumstoffs - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines nicht schmelzenden schaumstoffsInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur
Herstellung eines bei Einwirken einer Zündquelle nicht
schmelzenden Schaumstoffs auf Polyurethanbasis, der
mit einem Feststoffe enthaltenden organischen Binder
getränkt ist.
Herkömmliche Weichschaumstoffe auf Polyurethanbasis
haben nicht nur den Nachteil, daß sie sehr leicht und
intensiv brennen, sondern auch, daß sie schon bei
Einwirkung von Temperaturen ab etwa 230°C auch ohne
Flammeinwirkung schmelzen, wobei je nach Konfiguration
und Anwendung diese Schmelzen abtropfen, die sich dann
ebenfalls sehr leicht entzünden können. Diese abtrop
fenden, brennenden Schmelzen sind bei vielen Anwen
dungen sehr nachteilig. Dies gilt insbesondere bei der
Verwendung des Schausmtoffs als Sitzpolster in öffent
lichen Verkehrsmitteln, insbesondere Flugzeugen. Die
abtropfenden Schmelzen können dabei zu einer sehr
schnellen Brandausbreitung unter starker Rauchentwick
lung führen, wodurch die Rettungsmöglichkeiten für die
Passagiere stark eingeschränkt sind.
Eine weitere erhebliche Gefahr besteht bei Wand- und
Deckenverkleidungen aus Schaumstoff als Schall- und
Wärmeisolierung, da dann bei einem Brand diese Schaum
stoffe in die meist unten in den Räumen entstehenden
Zündquellen tropfen und somit zu einer schnellen
Intensivierung des Brandes führen. In noch erhebliche
rem Maße sind Deckenverkleidungen von großen Versamm
lungsräumen gefährlich, da dann brennende Schmelzen
auf die Teilnehmer abtropfen können. Auch einer Aus
rüstung derartiger Verkleidungen mit einer flamm
hemmenden Beschichtung oder einer entsprechenden
Einsprühung kann wegen der im allgemeinen hohen
Brandtemperaturen keinen ausreichenden Schutz bieten,
da diese Schichten nur kurze Zeit einen Schutz bieten
und diesen auch nur, wenn die Oberflächen mechanisch
völlig unbeschädigt und nicht durch Halterungsmittel
durchdrungen sind.
Aus der DE-OS 27 54 313 ist zwar ein Verfahren zur
Herstellung von schwerentflammbarem Polyurethan-Schaum
bekannt, bei dem der Schaumstoff mit der 0,1- bis
8-fachen Menge, vorzugsweise der 0,15- bis 3,5-fachen
Menge, berechnet als Feststoffe im Tränkmittel,
behandelt wird. Hierdurch ergibt sich jedoch eine
relativ große Gewichtserhöhung des Schaumstoffs,
wodurch dann auch die mechanischen Eigenschaften,
insbesondere die elastischen Eigenschaften, verschlech
tert werden.
Der Erfindung liegt demgegenüber die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren anzugeben, mit dem der Schaumstoff unter
weitgehender Beibehaltung seiner mechanischen Eigen
schaften so ausgerüstet werden kann, daß er auch bei
erhöhten Temperaturen und selbst im Brandfall nicht
mehr wegschmilzt, sondern eine stabile Konfiguration
beibehält. Es ist dabei nicht so sehr Aufgabe der
Erfindung, auch einen nicht brennbaren oder schwer
entflammbaren Schaum zu schaffen, sondern es sollen im
wesentlichen Mindestkriterien für einen nicht-schmel
zenden Schaumstoff angegeben werden.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß vorge
sehen, daß die Tränkung des Schaumstoffs in einer
solchen Menge erfolgt, bei der die Trockensubstanz des
Tränkmittels 2 bis 10 Gew.-% des ungetränkten Schaum
stoffs beträgt.
Das Verhältnis von Feststoffen zu organischem Binder
sollte dabei mindestens 1 betragen.
Üblicherweise weisen schwer entflammbare oder flamm
hemmend ausgerüstete Schaumstoffe, wie schon vor
stehend beschrieben, einen sehr viel höheren Anteil an
Tränkmaterialien auf, die bis zu einem Vielfachen des
unbehandelten Schaumstoffrohgewichtes ausmachen
können.
Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, daß
schon bei einer Tränkung in einem so geringen Ausmaß
von bis zu 2% des Schaumstoffsgewichtes herunter der
Schaumstoff spezielle Eigenschaften maßgebend ändert
und daß bei dieser geringen Beladung ein Schmelzen und
Abtropfen des Schaumstoffes auch im Brandfalle nicht
mehr erfolgt, sondern daß bei einem Brand der Schaum
an Ort und Stelle mit meist verminderter Intensität
abbrennt, ohne daß die Schaumstoffkonfiguration
zusammenbricht.
Als geeignete Tränkmittel kommen dabei eine ganze
Reihe von Kombinationen geeigneter organischer Binder
und Feststoffe in Frage:
Als organischer Binder kann ein Latex z. B. in Form
eines carboxylierten Chloroprenlatex oder eines
normalen Chloroprenlatex verwendet werden. Es ist aber
auch möglich, als organische Bindersysteme Kunststoff
dispersionen zu verwenden, wobei beispielsweise
Acrylat-Dispersionen, Vinylacetat-Dispersionen oder
Polyvinylchlorid-Dispersionen zur Anwendung kommen
können.
Als anorganische Feststoffe haben sich insbesondere
Metalloxide oder Metallhydroxide, z. B. Aluminium
hydroxid oder Magnesiumhydroxid, als zweckmäßig er
wiesen. Es ist aber auch möglich, Metallsalze, z. B.
Zinkborat, Kalziumcarbonat oder Bariumsulfat, zu
verwenden.
Ferner können als Feststoffe auch Graphitstaub oder
Metallpulver zum Einsatz kommen.
Als besonders zweckmäßig hat sich aus den vorstehend
genannten Materialien ein Tränkbad mit carboxyliertem
Chloroprenlatex als organischer Binder und ein höher
wertiges Zinkborat mit geringem Kristallwasseranteil
erwiesen.
Wie bereits ausgeführt, sollte das Mindestverhältnis
von Feststoffen zu organischem Binder - bezogen auf
die Trockensubstanz - etwa 1 betragen, d. h. gleiche
Anteile von Feststoffen und Binder. Die Obergrenze
wird demgegenüber durch das Vermögen des Binders,
Feststoffe in der Binderemulsion zu binden, bestimmt,
wobei diese Obergrenze ein Verhältnis von 10 sicher
nur unwesentlich überschreiten dürfte.
Der Mechanismus des Effektes des Nicht-Schmelzens des
Schaumstoffs auch bei einer so geringen Tränkung von
2 bis 10 Gew.-% kann etwa wie folgt erklärt werden:
Voraussetzung für das Auftreten des Phänomens des
Nicht-Schmelzens auch bei der angegebenen geringen
Beladung ist ein offenzelliger Schaumstoff mit mög
lichst gleichgroßen Zellen und einer hinreichenden
Einzelzellgröße, wie sie etwa bei Schaumstoffen mit
einem Raumgewicht von 16-50 kg/m3 auftreten. Durch
die Tränkung werden die Zellstege und die verblei
benden Oberflächen der Zellwände homogen mit dem die
Feststoffe enthaltenden Binder überzogen - wenn auch
sehr dünn -, so daß das Zellmaterial allseitig weit
gehend gegen Sauerstoffzutritt abgeschlossen ist.
Durch Effekte der an der Oberfläche der Zellstege fein
verteilten Feststoffe, die im wesentlichen für das
Nicht-Schmelzen verantwortlich sind, ändern sich
Kinetik und Reaktionsmechanismus der Pyrolyse des
Schaumstoffs, so daß bei der angegebenen geringen
Beladung mit Feststoffen diese Feststoffe zwar im
allgemeinen nicht verhindern können, daß der Schaum
stoff selbst brennt, daß diese Feststoffe jedoch
soweit durch Reaktion mit den Pyrolysegasen in den
Chemismus eingreifen, daß der Schaumstoff selbst nicht
mehr schmilzt und abtropft, sondern an Ort und Stelle
abbrennt. Dabei ist gleichzeitig aber auch ein lang
samerer Abbrandverlauf als bei ungetränktem Schaum
stoff zu beobachten, so daß insbesondere der gefürch
tete flash-over, d. h. ein explosionsartiges Ausbrei
ten der Flammen, schon bei diesen geringen Tränkmengen
sicher verhindert wird.
Aufgrund der zahlreichen angegebenen Materialien, die
als Feststoffe und Binder geeignet sind, ist es also
auf einfache Weise möglich, einen Schaumstoff nicht
schmelzend auszurüsten, wenn lediglich eine hinrei
chende Menge von Feststoffen in gleichmäßiger Vertei
lung an die Zelloberflächen gebracht wird.
Es hat sich dabei gezeigt, daß ein so behandelter
Schaumstoff unabhängig von Art und Größe der Zünd
quelle in gleicher Weise reagiert, d. h. nicht weg
schmilzt. Dies gilt einmal bei kleinen Zündquellen,
bei denen zum Beispiel eine brennende Zeitung oder
eine glimmende Zigarette mit dem Schaumstoff in
Berührung kommt, wobei auch bei Erreichen der Zünd
und Brenntemperatur ein Schmelzen nicht auftritt.
In gleicher Weise hat es sich ergeben, daß dieser
Schaumstoff auch bei großen Zündquellen eine stabile
Konfiguration beibehält. Als eine derartige große
Zündquelle gilt im allgemeinen der von den Luftfahrt
aufsichtsbehörden geforderte Test nach FAR 25 853c.
Dabei wird der Schaumstoff von einem Kerosinbrenner
hoher Intensität und einer Flammentemperatur von
1035°C aus einer Entfernung von 102 mm über 2 min
beflammt. Eine andere Prüfmethode, bei der der Schaum
stoff in gleicher Weise reagiert, besteht darin, den
Schaumstoff aus 15 mm Entfernung mit einer Bunsen
brennerflamme von über 1000°C zu beflammen.
In keiner der vorstehend aufgeführten Versuchsdurch
führungen trat ein Schmelzen des Schaumstoffs auf,
d. h. das Schmelzverhalten bzw. das Phänomen des
Nichtschmelzens ist weitgehend unabhängig von Art und
Größe der Zündquellen, sondern jetzt eine inhärente
Materialeigenschaft des Schaumstoffs.
Dies ist von besonderem Vorteil auch in Fällen, bei
denen in der Umgebung des Schaumstoffs durch Wärme
strahlung eines benachbarten Feuers ohne direkte
Flammeinwirkung eine solche Temperatur herrscht, daß
üblicherweise ein Abtropfen des von heißer Atmosphäre
umhüllten Schaumstoffs auftritt, wobei diese Schmelzen
dann auch besonders leicht entzündlich wären und somit
zu einer schnellen Brandausbreitung beitragen würden.
Derart ausgerüsteten Schaumstoffen erschließt sich
somit ein weites Anwendungsfeld, wobei insbesondere
der öffentliche Verkehrsbereich und Räume mit hohem
Publikumsaufkommen vorrangig von Bedeutung sind.
Da darüber hinaus ein Nicht-Schmelzen von Schaumstoff
im Grunde für alle Anwendungsbereiche von Vorteil und
Bedeutung ist, sollte eine derartige Ausrüstung
generell als Mindestanforderung Geltung erlangen.
Claims (8)
1. Verfahren zur Herstellung eines bei Einwirken
einer Zündquelle nicht schmelzenden Schaumstoffes auf
Polyurethanbasis, der mit einem Feststoffe enthalten
den organischen Binder getränkt ist, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Tränkung des Schaumstoffs in einer
solchen Menge erfolgt, bei der die Trockensubstanz des
Tränkmittels 2 bis 10 Gew.-% des ungetränkten Schaum
stoffs beträgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß das Verhältnis von Feststoffen zu organischem
Binder mindestens 1 beträgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als organischer Binder ein Latex
verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als organischer Binder eine
Kunststoffdispersion verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als Feststoffe Metalloxide oder
Metallhydroxide verwendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als Feststoffe Metallsalze verwen
det werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als Feststoff Graphit verwendet
wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß als Feststoffe Metallpulver
verwendet werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873732203 DE3732203A1 (de) | 1987-09-24 | 1987-09-24 | Verfahren zur herstellung eines nicht schmelzenden schaumstoffs |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873732203 DE3732203A1 (de) | 1987-09-24 | 1987-09-24 | Verfahren zur herstellung eines nicht schmelzenden schaumstoffs |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3732203A1 true DE3732203A1 (de) | 1989-04-06 |
Family
ID=6336793
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873732203 Ceased DE3732203A1 (de) | 1987-09-24 | 1987-09-24 | Verfahren zur herstellung eines nicht schmelzenden schaumstoffs |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3732203A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2007023118A2 (de) * | 2005-08-22 | 2007-03-01 | Basf Aktiengesellschaft | Offenzelliger schaumstoff mit brandhemmenden und oleophoben/hydrophoben eigenschaften und verfahren zu seiner herstellung |
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DE2754313A1 (de) * | 1977-12-06 | 1979-06-07 | Bayer Ag | Verfahren zur herstellung von schwerentflammbarem polyurethanschaum |
DE8033716U1 (de) * | 1980-12-18 | 1983-05-05 | Odenwald-Chemie GmbH, 6901 Schönau | Schaumstoffstrukturkörper aus schwerentflammbarem Polyurethanschaum auf Polyät herbasis |
DE3536371C1 (de) * | 1985-10-11 | 1987-05-07 | Metzeler Schaum Gmbh | Schwer entflammbarer Polyurethan-Schaumstoff |
-
1987
- 1987-09-24 DE DE19873732203 patent/DE3732203A1/de not_active Ceased
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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WO2007023118A3 (de) * | 2005-08-22 | 2007-04-19 | Basf Ag | Offenzelliger schaumstoff mit brandhemmenden und oleophoben/hydrophoben eigenschaften und verfahren zu seiner herstellung |
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