DE3726053A1 - Kugelgraphit-gusseisen aus schrott - Google Patents
Kugelgraphit-gusseisen aus schrottInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Kugel
graphit-Gußeisen mit einem Kohlenstoffgehalt von 3,0 bis 4,0 Gew.-%,
einem Siliciumgehalt von 1,0 bis 4,0 Gew.-%, einem Mangangehalt bis
maximal 0,3 Gew.-%, einem Phosphorgehalt bis maximal 0,10 Gew.-% und
einem Schwefelgehalt bis maximal 0,010 Gew.-%, wobei zunächst aus
Schrott im Kupolofen ein Basiseisen erschmolzen wird und das Basis
eisen in einem Reaktionsgefäß mit Magnesium behandelt wird.
Im gewöhnlichen grauen Gußeisen ist ein Werkstoff gegeben, der zwar
vielseitig verwendbar ist, jedoch einen großen Nachteil hat. Er ist
sehr spröde. Seine Festigkeitswerte gehen nicht über 30 kg/mm²
hinaus. Seine elastische Dehnung ist praktisch Null. Gewöhnliches
graues Gußeisen läßt sich auch nicht schmieden.
Ursache für die geringen Festigkeitswerte und die geringe Elastizität
von gewöhnlichem Grauguß sind Graphitlamellen. Im gewöhnlichen
Grauguß ist der Graphit in Lamellenform in dem Gefüge eingelagert.
Jede einzelne Lamelle bewirkt infolge ihrer langgestreckten Gestalt
eine starke Unterbrechung des Gefüges.
Ferner geht von den spitzen Enden der Lamelle eine erhebliche Kerb
wirkung aus. Auf die Kerbwirkung und die Unterbrechung des Gefüges im
ganzen wird die große Sprödigkeit des Graugusses zurückgeführt.
Beim Temperguß fehlt die Kerbwirkung der Lamellen. Diese ist dadurch
aufgehoben, daß sich der Graphit infolge der langen Glühung in der
Form von Temperkohlenestern anlagert, die von unregelmäßiger Gestalt
sind und noch zahlreiche Verästelungen besitzen.
Seit etwa 1950 hat ein sog. Kugelgraphit-Gußeisen Eingang in die
Praxis gefunden. Kugelgraphit-Gußeisen enthält, wie sein Name sagt,
den Graphit in Form von Kugeln. Von den Kugeln geht keine Kerbwirkung
mehr aus. Die Gefügeunterbrechungen durch das Graphit sind minimiert.
Die Bildung des Kugelgraphits, der sog. Sphärolithen, erreicht man
durch Legierungszusätze, mit denen das flüssige Eisen vor dem Ver
gießen behandelt wird. Wesentlicher Legierungsanteil für die Erzeu
gung von Kugelgraphit ist Magnesium. Das Magnesium ist vorzugsweise
an Nickel oder Kupfer gebunden, um den Abbrand des Magnesiums durch
die damit verbundene heftige Reaktion beim Einbringen in das flüssige
Eisen zu verringern.
Charakteristisch für Kugelgraphitguß mit der DIN-Bezeichnung GGG ist
der erforderliche niedrige Schwefel- und Phosphorgehalt sowie ein ge
ringer Mangangehalt.
Die hauptsächlichen Anwendungsgebiete für Kugelgraphitgut sind
Maschinenguß, Lagermetalle, Zahnräder, Nocken, Gesenke, schwingungs
beanspruchte Teile, Fahrzeugbau, Spannvorrichtungen, elektrische Ge
räte.
Beim Maschinenguß steht die für die Konstruktion maßgebliche Streck
grenze des Kugelgraphitgusses in einem besonders günstigen Verhältnis
zur Zugfestigkeit. Höher beanspruchte Gußteile, bei denen Grauguß
oder Temperguß den Anforderungen nicht mehr genügt, können noch in
Kugelgraphitguß ausgeführt werden.
Auch gegenüber Stahlguß kann Kugelgraphitguß Vorteile haben. Das gilt
insbesondere für komplizierte Maschinenteile. Dort wird das wesent
lich bessere Fließvermögen des Kugelgraphitgusses bei gleicher
Festigkeit gegenüber dem Stahlguß wirksam.
Als Lagermetall weist Kugelgraphitguß infolge seiner Graphitein
schlüsse gleich gute Laufeigenschaften wie Grauguß auf, hat jedoch
gegenüber Grauguß wesentlich größere Härte- und Verschleißfestig
keit. Ferner zeigt sich bei Kugelgraphitguß, daß durch Herausfallen
von Graphiteinschlüssen bei der Bearbeitung eine Lagerfläche mit
feinen runden Poren entsteht, die zur Aufrechterhaltung eines
Schmierfilms besonders geeigent ist.
Zahnräder, Nocken und dergleichen Werkstücke lassen sich auch in
Kugelgraphitguß herstellen. Dabei ist bemerkenswert, daß diese Teile
auch einwandfrei flammen- oder induktionshärtbar sind.
Bei Teilen, von denen hohe Druckfestigkeit verlangt wird, z. B. Gesenke,
Biegewerkzeuge und dergleichen, ist Kugelgraphitguß ebenfalls von
Vorteil. Hier steht die hohe Warmfestigkeit des Kugelgraphitgusses im
Vordergrund.
Schwingungsbeanspruchte Teile: Werstücke, die hohe Festigkeit, aber
auch eine gewisse Dämpfung gegenüber Schwingungen aufweisen sollen,
können in Kugelgraphitguß statt in Stahl gefertigt werden.
Im Fahrzeubau werden Hebel, Starter, Federträger, Getriebegehäuse
und dergleichen Teile in großen Mengen aus Kugelgraphitguß einge
setzt. Bei Ventilsitzen, Lagern und Kupplungen hat sich Kugel
graphitguß ebenfalls bewährt.
Ein Anwendungsgebiet für Kugelgraphitguß ist auch der Werkzeug- und
Vorrichtungsbau.
Elektrische Geräte: Die besonderen elektrischen und magnetischen Werte
machen Kugelgraphitguß für Elektrogeräte geeignet.
Kugelgraphitguß ist härtbar. Es lassen sich leicht Härtegrade von 50
bis 55°RC erreichen. Die Härtung wird üblicherweise mit Öl durchge
führt, das Wasserabschreckung leicht zu Rissen führt, besonders bei
ungünstigen Querschnitten.
Kugelgraphitguß ist auch schweißbar. Das wird hauptsächlich mit
Monelmetall oder Eisen-Nickel-Elektroden durchgeführt.
Aufgrund der vorbeschriebenen Einzelheiten hat Kugelgraphitguß sich
in der Praxis sehr stark durchgesetzt. Normaler Grauguß und Temperguß
sind jedoch bisher nicht verdrängt worden. Das ist auf den hohen
Preis von Kugelgraphitguß im Verhältnis zu einfachem Grauguß zurück
zuführen. Der hohe Gußpreis von Kugelgraphitguß ist besonders dadurch
begründet, daß der niedrige Mangan- und Phosphorgehalt von Kugel
graphitguß teure Spezial-Roheisensorten für die Herstellung des
Basiseisens erfordert. Mit den Spezial-Roheisensorten sind besonders
reine (manganfreie) Eisenerze gemeint. Als manganfrei werden
Eisenerze mit einem Mangangehalt von weniger als 0,2% bezeichnet.
Im übrigen werden verschiedene Roheisenqualitäten in Masselnform für
die Erschmelzung von Basiseisen für Kugelgraphitguß angeboten. Von
den verschiedenen handelsüblichen Roheisenqualitäten sind einige be
sonders bekannt, z. B. Sorelmetall und Kugra Z. Sorelmetall wird in
verschiedenen Qualitäten angeboten, wobei die Qualitätsunterschiede
sich vorzugsweise im Schwefelgehalt ausdrücken, der zwischen 0,02 und
0,008% schwankt.
Die Kosten für die vorbeschriebenen Roheisenqualitäten betragen z. Zt.
(1986) ca. 500,- DM/t, wobei mit zunehmender Nachfragen voraussicht
lich noch Preiserhöhungen zu erwarten sind.
Die Gießereien sind bestrebt, dem hohen Preis für Kugelgraphitguß
durch zumindest teilweisen Einsatz von Schrott entgegenzuwirken,
Voraussetzung ist, daß der Schrott gleichfalls manganfrei, phosphor
arm und schwefelarm ist.
Im Schrotthandel gibt es zwei Schrottsorten, die diese Anforderungen
erfüllen und in ausreichend großer Menge vorkommen. Das sind Tief
ziehbleche, insbesondere die Bleche, die als Schrott der Auto
industrie anfallen, sowie Dynamobleche.
Durch den Einsatz dieses Schrottes in Mischung mit den oben beschrie
benen Roheisensorten wird ein noch tragfähiger Mischpreis für Kugel
graphitguß erreicht.
Dieser tragfähige Mischpreis für Kugelgraphitguß ist durch eine Ent
wicklung der Autoindustrie stark gefährdet. Zunehmend werden in der
Autoindustrie verzinkte Bleche verwendet. Damit steigt der Zinkgehalt
im Schrott auf über 1%. Der Zink bringt eine Reihe von Problemen mit
sich. So kann er Explosionen verursachen, wenn ein Schrottpaket in
eine flüssige Schmelze taucht. Dann verdampft der Zink schlagartig.
Es besteht die Gefahr, daß die Schmelze hochgeschleudert wird. Zu
sätzlich besteht in Induktionsöfen die Gefahr einer Penetration der
Feuerfestausmauerung. Der Zink verursacht Kurzschluß an der Spule.
Erhebliche Mehrkosten würden auch entstehen, wenn der Zink in einem
separaten Ofen verdampft wird. Im Ergebnis ließe sich dem Zink also
metallurgisch beikommen. Weitgehend ungelöst ist das Umweltproblem
durch verdampfendes Zink und Blei. Auch wenn es gelingt, die gesamten
anfallenden Gase zu fangen und einer Gaswäsche zuzuführen, ist die
Frage einer hundertprozentigen Gaswäsche und die Frage der Deponie
fähigkeit des Rückstandes noch ungelöst. Bei üblichen Wirkungsgraden
von Gaswäschen läßt sich nicht ausschließen, daß Zink- und Blei
partikel in die Umgebungsluft oder das Grundwasser gelangen. Das wird
bei den allermeisten Gießereistandorten nicht zulässig sein.
Bei zunehmendem Einsatz verzinkter Tiefziehbleche im Kraftfahrzeugbau
fällt deshalb der Hauptlieferant für geeigneten, relativ billigen
Schrott zur Erzeugung eines Basiseisens für Kugelgraphitguß aus. Ab
gesehen von der Frage, ob dieser Schrott überhaupt mengenmäßig durch
die oben beschriebenen Roheisensorten, wie z. B. Sorelmetall oder
Kugra Z, ersetzt werden kann, entsteht ein Preisproblem. Durch den
Ausfall geeigneter Billigschrottmengen (tragbarer Mischpreis) muß es
zwangsläufig zu einer ganz wesentlichen Anhebung des Preises für
Kugelgraphitguß kommen. Die Folge wird eine deutlich geringere Anwen
dung von Kugelgraphitguß sein.
Es ist aus dem Forschungsbericht des Bundesministeriums für Forschung
und Technologie zum Projekt 03E-8609-A, 1985, bekannt.
Durch teilweises Herausfrischen des Mangans aus der Schmelze und
Überführung in Manganoxid sowie Abbinden des Schwefels mit Calzium
karbid zu Calziumsulfat in die Schlacke sollen die Restgehalte von
Mangan und Schwefel bei der Erschmelzung von Gußeisen mit Kugel
graphit vornehmlich der Sorten GGG-40.3 (ferritisches Grundgefüge mit
gewährleisteter Kerbschlagzähigkeit) und GGG-40 (vorwiegend ferritisches
Grundgefüge) so weit abgesenkt worden, daß auf eine nachträg
liche ferritisierende Glühung verzichtet werden kann. Mit dieser
Schmelzbehandlung wird die Energie des Wärmebehandlungsvorgangs ein
gespart. Nach den vorgelegten theoretischen Rechnungen sind das 380
bis 420 kWh/t Glühgut.
Als weiterer Vorteil der Erschmelzung von Sphäroguß "im Gußzustand"
ist zu nennen, daß der Glühverzug vermieden wird. Die heute zur Bear
beitung auf numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen geforderten Frei
maßtoleranzen der Gußstücke werden nur durch die Stabilität der For
men und die temperaturabhängige Schwindung beeinflußt und bei dem
hier vorgestellten Verfahren nicht durch den mehr oder minder unkon
trollierbaren Glühverzug. Die moderne Zerspanungstechnik verlangt in
steigendem Maße größere Wiederholgenauigkeit und damit den Anliefe
rungszustand "im Gußzustand", d. h. ungeglüht.
Der Förderbericht basiert auf einem 10 kg Versuch in einem Mittel
frequenz-Tiegelofen. Dabei gelang es, in 4 min. den Mangangehalt
einer Eisenschmelze von 0,2% Mn auf 0,003% Mn abzusenken, d. h. um
fast 2 Zehnerpotenzen.
Als Prinzip der Manganentfernung durch Oxidation wurde angegeben:
[Mn] + (FeO) → (MnO) + [Fe]
Die daraus abgeleitete Gleichgewichtskonstante ist:
Die Werte K Mn nehmen mit steigender Temperatur ab, weil die Oxi
dationsneigung der metallischen Elemente zurückgeht, die Reduktions
neigung ihrer Oxide wächst. Verschlackungsvorgänge der hier erwünschten
Art laufen daher bevorzugt bei nicht zu hohen Temperaturen ab.
Andererseits ist die untere Temperaturgrenze mitbestimmend durch die
Zusammensetzung des Stahlschrottes, im wesentlichen durch seinen
Kohlenstoffgehalt.
Welche Oxidationsverfahren zum Absenken des Mangangehaltes im einzelnen
anzuwenden sind, ist jedoch noch ungeklärt. Auf die Notwendigkeit
umfangreicher Versuche wurde ausdrücklich hingewiesen. Dabei soll
auch das stark temperaturabhängige Verhalten des Ofenfutters verfolgt
werden. Als richtiges betriebliches Behandlungsaggregat wurden
Herd- oder Trommelofen vorgegeben. Beide Öfen haben jedoch sehr ge
ringe Mischungsergebnisse, so daß mit diesem Vorschlag ein betrieb
licher Fehlschlag erwartet werden kann.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Gedankenansatz aus dem
Forschungsbericht in eine technische Lösung zu bringen, die über den
bisher erreichten Labormaßstab hinaus in Großgießereien durchführbar
ist.
Nach der Erfindung wird das dadurch erreichte, daß das Roheisen in
einem dem Kupolofen nachgeordneten Konverter unter Zugabe von Eisen
oxyd und Kalkschlackenbildnern mit sauerstoffhaltigem Prozeßgas be
gast wird, bis der Mangangehalt auf 0,02-0,3 Gew.-% und Phosphorge
halt auf 0,005 und 0,1 Gew.-% abgebrannt sind und anschließend abge
schlackt wird und dann in einem nachfolgenden Schritt unter Zugabe
von Silicium, Aluminium und Kohlenstoffträgern erneut unter
Kalkschlacke mit einem sauerstoffhaltigen Gas begast wird, wobei der
Schwefel auf 0,001-0,03 Gew.-% reduziert wird. Danach liegt ein für
die Erzeugung von Kugelgraphitguß geeignetes Basiseisen vor.
Das Silicium wird mit einem Siliciumträger, vorzugsweise
Ferrosilicium, mit mindestens 30% Silicium eingebracht.
Die Erfindung greift den seit langem insbesondere aus der Stahlge
winnung bekannten Verfahrensschritt der Begasung der Roheisenschmelze
mit sauerstoffhaltigem Gas unter Eisenoxyd und Kalkschlacke auf. Dies
ist bekannt zur Entphosphorung. Der Stand dieser Verfahrenstechnik
ist in Stahl und Eisen 105 (1985) Nr. 21, S. 1091 ff., beschrieben.
Darin ist beschrieben, daß die Entphosphorung zugleich mit einer Ent
silizierung verbunden ist. Dort ist allerdings die Entsilizierung als
notwendige Vorstufe für eine wirkungsvolle Entphosphorung beschrieben.
Dies gilt für die Metallurgie einer Roheisenvorbehandlung für
die anschließende Stahlherstellung. Bei der Nachbehandlung einer Ei
senschmelze aus dem Kupolofen ergibt sich mit der erfindungsmäßigen
Begasung eine Entsilizierung automatisch, da das Silicium deutlich
vor dem Phosphor abbrennt.
Bei der Gattierung von Silicium (z. B. 45%ige FeSi-Stücke) im Kupol
ofen entsteht ein Siliciumabbrand von etwa 30%. Dem wird dadurch
Rechnung getragen, daß - hochgerechnet auf den gewünschten Endsi
liciumgehalt - ein Siliciumzuschlag in die Gattierung gegeben wird.
Bei der Roheisenbehandlung im Konverter braucht kein zusätzliches
Silicium in die Gattierung gegeben zu werden. Der Ausgangssilicium
gehalt der Gattierung beträgt etwa 0,6 bis 1,0 Gew.-%, je nach Anteil
des Kreislaufes. Der Siliciumabbrand ist dann geringer.
Der im erfindungsgemäßen ersten Begasungsabschnitt auftretende Sili
ciumabbrand ist mit dem 30%-Abbrand im Kupolofen insofern nicht ver
gleichbar, weil das Silicium fast vollständig abbrennt. Das ist ein
für die Gewinnung von Kugelgraphitguß sehr unerwünschter Effekt, denn
übliche Kugelgraphitgußqualitäten besitzen einen Si-Anteil von 1 bis
4% und vorzugsweise 1,8 bis 2,2% vor der Behandlung. Die Erfindung
gleicht diesen Mangel durch eine Aufsilizierung mittels Ferrosilicium
ohne Abbrand im zweiten Verfahrensabschnitt aus. Der zweite Verfah
rensabschnitt beinhaltet zwar einen Mehraufwand, der aber durch nor
malen Schrott als Eingangsrohstoff und besseres Ausbringen an Si
überkompensiert wird.
Im Hinblick auf die Entsilizierung hat die Erfindung also einen
bekannten Verfahrensschritt aufgegriffen, obwohl damit eine wesentliche
Schwierigkeit (vollständiger Siliciumabbrand) überwunden werden mußte.
Im übrigen hat die Erfindung erkannt, daß die an sich bekannte Bega
sung mit Sauerstoff nicht nur eine wünschenswerte Entphosphorung be
wirkt, sondern auch den Magananteil auf den für Kugelgraphitguß
gewünschten Betrag senken kann, Bei der erläuterten bekannte Roheisen
vorbehandlung ist zwar auch auf S. 1091, rechte Spalte, 2. Absatz,
und im Bild Nr. 1 auf eine Reduzierung des Mangangehalts hingewiesen,
jedoch ist der Manganabbrand nur ein Übergangsstadium. Bei der
bekannten Stahlherstellung wird das Manganoxid während des Entkoh
lungsprozesses wieder vom Eisen reduziert. Der Grund für die Mangan
reduktion ist eine durch ansteigende Temperatur entstehende Sauer
stoffaktivitätsverschiebung. Auch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
wird die Schmelze aufgeheizt, aber durch vorheriges Abschlacken wird
die Reduzierung des Manganoxids verhindert. Diesem erfindungsgemäßen
Schritt ging die Erkenntnis voraus, daß das MnO bei der Begasung mit
Sauerstoff in die Schlacke übergeht.
Im Ergebnis können für die Durchführung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens eine vorhandene Kupolofenanlage (bestehend aus Kupolofen,
Induktionsofen oder Tiegelofen, Reaktionsgefäßen für die Magnesium
behandlung) verwendet werden, indem dem Kupolofen ein Konverter nach
geschaltet wird. Neben dem Konverter, dem damit verbundenen Investi
tions- und Arbeitsaufwand, ist ein Aufwand für Prozeßgas und ein Auf
wand zum zweifachen Abschlacken zu berücksichtigen. Der gesamte Auf
wand wird jedoch mehr als aufgewogen durch besseres Ausbringen und
durch die Möglichkeit, normalen, handelsüblichen Schrott in den
Kupolofen einsetzen zu können.
Die erfindungsgemäße Begasung erfolgt im Temperaturbereich der
Schmelze unter 1400°C. Diese Temperatur wird durch die Kühlung der
Schmelze mit Inertgas und festen Schlackenzusätzen (Fe₂O₃+CaO)
gesteuert. Bei Prozeßtemperaturen unter 1400°C sind die erfindungs
gemäß angestrebten thermodynamischen Bedingungen gewährleistet. Dabei
hat das Prozeßgas nicht allein die Aufgabe, Mangan und Phosphor abzu
brennen, sondern auch eine starke Badbewegung zu verursachen. Die
Badbewegung ist dem erfindungsgemäßen Ziel sehr förderlich. Zur Er
zielung einer besonders hohen Badbewegung ist dem Prozeßgas zusätz
lich zum Sauerstoff noch ein Inertgas, vorzugsweise Stickstoff
und/oder Argon und/oder CO₂ und/oder CO und/oder Kupolofengas,
und/oder Erdgas in beliebigen Verhältnissen, beigemischt. Das Inert
gas dient der verstärkten Badbewegung. Der Anteil von Sauerstoff zu
Inertgas beträgt dann zwischen 0 : 100% und 100% : 0. Das gilt sowohl für
den ersten als auch für den zweiten erfindungsgemäßen Begasungsvor
gang.
Die Prozeßgasmenge ist je nach Art der Schmelze mit 0,2 bis 3 Nm³
pro Tonne und Minute vorgesehen. Das gilt gleichfalls wieder für
beide Begasungsabschnitte. Beide Begasungsabschnitte unterscheiden
sich wie folgt:
Während der erste Begasungsabschnitt dem Entsilizieren, der Ent
phosphorung und dem Manganabbrand gewidmet ist, dient der zweite Be
gasungsabschnitt der Aufsilizierung, der Entschwefelung und in Ver
bindung mit der Aluminium- und/oder Siliciumoxidation dem Erwärmen
der Schmelze. Gegebenenfalls wird auch im zweiten Begasungsabschnitt
eine gewünschte Legierung (mit z. B. Chrom, Nickel, Molybdän usw.) und
eine Aufkohlung vorgenommen. Zur Aufkohlung eignet sich z. B. Fein
koks. Die gleichzeitige Anwesenheit von Kalk und das erfindungsgemäße
Einblasen von Prozeßgas macht die Schmelze unempfindlich gegen die in
anderen Herstellungsverfahren unerwünschten Nebenbestandteile des
Feinkokses. D. h. zum Aufkohlen ist kein Graphit oder dergleichen
besonders reiner Kohlenstoff erforderlich, der das Aufkohlen
entsprechend verteuern würde.
Nach der Erfindung ist ein weitere Unterschied zwischen den beiden
Begasungsabschnitten dadurch gegeben, daß der zweite Begasungsab
schnitt bei etwa gleichem Prozeßgasvolumen und etwa gleicher Prozeß
gaszusammensetzung nur die 0,4- bis 0,6-fache Dauer des ersten
Begasungsabschnittes aufweist. Infolgedessen ist der zweite Begasungs
abschnitt im Hinblick auf die Durchmischung erheblich intensiver.
Das beim zweiten Begasungsabschnitt eingebrachte Aluminium und/oder
Silicium bewirken eine Erwärmung der Schmelze, die notwendig geworden
ist, nachdem die Badtemperatur durch die erfindungsgemäße erste
Begasung stark abgefallen ist. Als ausreichend wird in der Regel eine
Erwärmung auf 1450°C angesehen, um einer Abkühlung der Schmelze in
Zwischengefäßen und Umfüllen in die Zwischengefäße bzw. beim an
schließenden Gießen Rechnung zu tragen. Nach der Erfindung ist bei
der Oxidation von:
- 1 kg Si pro Tonne Metall eine Erwärmung um 36,7°C
- 1 kg Al/t eine Erwärmung der Schmelze um 38,2°C
vorgesehen. Bei einer Endtemperatur von 1350°C nach der ersten Begasung
wären demnach etwa 2,5 kg Aluminium oder Si pro Tonne Schmelze
für eine Erhöhung auf 1450°C erforderlich. Aus dem eingebrachten Alu
minium entsteht Al₂O₃, aus dem Si entsteht SiO₂, die in die
Schlacke übergehen. Durch Kalkzugabe wird mit dieser Schlacke eine
Entschwefelung der Schmelze durchgeführt. Nach der Erfindung stehen
Aluminium und/oder Si und Kalk in einem Verhältnis von 1 : 2 bis 1 : 10,
vorzugsweise in einem Verhältnis von 1 : 4.
Die im zweiten Begasungsabschnitt anfallende Schlacke kann aufgrund
ihrer Basizität sowohl für den ersten Begasungsschritt verwendet als
auch anderen Zwecken, z. B. in der Zementherstellung, zugeführt werden.
Je nach Schmelzführung hat die Schlacke nach dem zweiten Bega
sungsschritt eine Zusammensetzung von z. B. 50% CaO, 40% Al₂O₃
und 10% SiO₂. Das Ferrosilicium wird je nach gewünschtem Aufsili
zierungsgrad in einer Menge von z. B. 35 kg FeSi 75 pro Tonne Schmelze
zugegeben.
Die nach dem zweiten Begasungsabschnitt anfallende Schlackenmenge
beträgt etwa 35 kg pro Tonne Schmelze, die Schlackenmenge aus dem
ersten Begasungsschritt 60 bis 70 kg pro Tonne. Die Schlacke aus dem
ersten Begasungsschritt ist für die Umwelt unbedenklich. Sie kann
beispielsweise im Straßenbau verwendet werden.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung darge
stellt. Es zeigt
Fig. 1 eine schematische Darstellung einer Anlage für die Herstel
lung von Kugelgraphitguß.
Fig. 2 die Verfahrensabschnitte in schematischer Darstellung
In Fig. 1 ist mit 1 ein Kupolofen bezeichnet. Der Kupolofen 1
besteht aus dem Ofenkopf, dem Schacht und dem Herd. Der Ofenkopf be
steht aus dem Einwurfschacht und der ringförmigen Kammer zur Absau
gung der Gichtgase unterhalb der Gicht. Die Einwurföffnung wird durch
einen schwenkbaren Ofendeckel während der Zeit des Niederschmelzens
geschlossen, damit in dieser Betriebsphase keine Falschluft durch den
Ofenkopf angesaugt wird. Der Einwurfschacht und die Absaugkammer sind
mit Wasser gekühlt, um den Ofenkopf vor der Strahlung der beim Nieder
schmelzen heißen Gichtgase zu schützen.
Der obere Ofenschacht ist mit Schamottesteinen oder mit feuerfestem
Beton ausgekleidet. Der untere Ofenschacht ist im Bereich der
Schmelzzone mit der sauren Kupolofen-Spritzmasse ausgerüstet. Der
Ofenmantel wird von außen durch Wasser gekühlt. Das Mantelwasser wird
durch zwei Ringleitungen über eine Vielzahl von Spritzringen auf den
Ofenmantel verteilt. Das Mantelwasser wird in einer Wassertasse auf
gefangen, die ringförmig um den Ofenherd angeordnet ist. In den unteren
Ofenschacht ragen die wassergekühlten Kupferdüsen, durch die der
heiße Wind gleichmäßig in die Schmelzzone verteilt wird. Die Düsen
können in radialer Richtung verstellt werden, um die optimale Wind
führung zu erreichen.
Der Ofenherd ist mit einer SiC-haltigen Tonerde-Stampfmasse zuge
stellt. Eisen und Schlacke laufen aus dem Herd über getrennte Ab
stichlöcher aus. Der Eisensiphon ist so ausgebildet, daß bei einer
Verstopfung des Schlackenstichloches das Trennen von Eisen und
Schlacke im Eisensiphon erfolgt.
Die Ofenhöhe ist so ausgelegt, daß im Ofenschacht zwischen Oberkante
Koksbett und Gasabsaugung ca. 10 Chargen etwa entsprechend einer
Eisenerzeugung von 35 t aufgenommen werden können, um eine optimale
Abwärmeausnutzung zu erreichen.
Vorzugsweise ist der Kugelofen 1 zugleich als Shuttle-Ofen ausgebildet.
Der Shuttle-Kupolofen ist eine Kupolofen-Schmelzanlage mit zwei
auswechselbaren Unteröfen und einem ortsfesten Ofenkopf. Zu dem fahr
baren Unterofen gehören jeweils der Ofenhert, die Winddüse, der
Windring und der Ofenschacht. Zu dem ortsfesten Ofenkopf gehört die
ringförmige Kammer zur Absaugung der Gichtgase und der Einwurf
schacht. Es gibt nur eine Rohrleitung für das Gichtgas und nur eine
Beschickungstelle.
Der fahrbare Teil enthält alle Ofenzonen, in denen feuerfeste Stoffe
eingesetzt sind. Dazu gehören die Siphone mit den SiC-Massen, der
Ofenherd mit den Coder SiC-Massen, die Schmelzzone mit der Schamotte
masse und der Ofenschacht mit dem feuerfesten Beton oder speziellen
FF-Steinen.
Der feststehende Ofenkopf ist doppelwandig und wassergekühlt ausge
führt. Er enthält keine feuerfesten Stoffe. Der Ofenkopf kann durch
Hydraulikzyliner wenige Zentimeter angehoben werden.
Am Ende der Ofenreise wird der Ofenkopf angehoben. Der gebrauchte
untere Ofen wird in die seitliche Parkstellung gefahren. Der neu zu
gestellte untere Ofen wird in die Schmelzstellung gefahren. Die Wind
leitung und die Wasserleitung werden an den neuen unteren Ofen ange
schlossen, und der Betrieb wird fortgesetzt.
Das Fahrwerk liegt unterhalb des unteren Ofens und ist Teil der Ofen
bühne. Das Fahrwerk wird über Kettenzüge motorisch verfahren. Der
Ofenwechsel geschieht dann, wenn der Koks aus dem gebrauchten Ofen
entfernt ist. Vor dem Wechsel wird der Ofen niedergeschmolzen, und
die Schlacke und das flüssige Eisen werden abgestochen. Der Ofen wird
so lange nachgeblasen, bis kein Resteisen mehr aus dem Ofen läuft.
Der Ofenherd ist dann noch mit glühendem Koks gefüllt.
In den Kupolofen wird z. B. eine Gattierung folgender Zusammensetzung
eingesetzt:
Schrott 70%, eigene Kreislaufteile 15% und Maschinenbruch 15%. Der
Schrott besitzt einen durchschnittlichen Mangangehalt von 0,5%,
einen Schwefelgehalt von 0,04% und einen Phosphorgehalt von 0,04%.
Zur Gattierung gehören noch eine Reihe Zuschlagstoffe, insbesondere
Kalk bzw. Kalkstein und/oder Dolomit.
Im übrigen ist der Kokssatz wichtiger Bestandteil der Gattierung. Die
Koksasche ist maßgebender Faktor für die Festlegung der Zuschlag
stoffe.
Durch entsprechende Führung des Kupolofens tritt aus dem Kupolofen
ein Eisen mit einem Mangangehalt von ca. 0,4 Gew.-%, einem Phosphorge
halt von ca. 0,04 Gew.-%, einem Schwefelgehalt von ca. 0,1 Gew.-%,
einem Kohlenstoffgehalt von ca. 4 Gew.-% sowie einem Siliciumgehalt von
ca. 0,3 Gew.-% aus. Aus dem Kupolofen 1 tritt das flüssige Eisen mit
einer Temperatur von ca. 1550°C aus und wird in einen Konverter 2
überführt. Der Konverter 2 ist kipp-beweglich angeordnet und am Boden
mit einer Prozeß-Gaszuführung versehen. Die im Betriebsfall aus dem
Konverter austretenden Rohgase werden in einer nicht dargestellten,
geeigneten Haube aufgefangen und gegebenenfalls einer geeigneten Ab
gaswäsche oder Entstaubung zugeführt oder in den Kupolofen unmittel
bar oder mittelbar nach Zumischung weiterer geeigneter Gase oder nach
Aufbereitung geführt. Im Konverter 2 wird die Schmelze zehn Minuten
lang mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Stickstoff begast, wobei
das Mischungsverhältnis Sauerstoff : Stickstoff z. B. 7 : 1 beträgt.
Während dieser Begasungsphase wird - wie aus Fig. 2 ersichtlich
ist - zunächst das Silicium auf einen Wert von ca. 0,05 Gew.-% abge
brannt, bevor Phosphor auf einen Wert von ca. 0,005 Gew.-% und Mangan
auf einen Wert von ca. 0,05 Gew.-% abbrennt. Zugleich brennt Kohlen
stoff auf ca. 3,8 Gew.-% ab. Durch Zugabe von ca. 40 kg Kalk pro Tonne
Schmelze in den Reaktor wird sichergestellt, daß abgebranntes Sili
cium, Mangan und Phosphor in die Schlacke übergehen. Dabei ist wichtig,
daß das Verhältnis von CaO : SiO₂ über 2 ist.
Der Abbrand erfolgt durch den gasförmigen und Oxyd-Sauerstoff, wobei
die Sauerstoffbilanz bei diesem Beispiel von ca. 20 kg O₂ pro Tonne
Schmelze ausgeht. 10 kg O₂ werden in Form von Prozeßgas zugeführt.
10 kg O₂ werden durch Entnahme von Sauerstoff aus gleichfalls in
den Konverter eingesetztem Eisenoxyd frei. Im Ausführungsbeispiel ist
eine Menge von z. B. 30 kg Erz pro Tonne Schmelze vorgesehen. Jedes
Fe₂O₃ zerfällt in 2×FeO+1/2 O₂. Für den erfindungsgemäßen
Abbrand von Silicium, Mangan und Phosphor im ersten Begasungsab
schnitt sind stöchiometrisch nur ca. 10 kg O₂ pro Tonne Schmelze
erforderlich. Das überschüssige O₂ (mindestens 50% des Stöchiome
trischen) dient dazu, den notwendigen FeO n -Gehalt in der Schlacke
(über ca. 30 Gew.-%) aufrechtzuerhalten. Dieser hohe FeO n -Anteil
ist prozeßbedingt. Mit dem FeO n sammeln sich auch alle weiteren Oxide
in der Schlacke. Die im Konverter 2 entstandene Schmelze wird nach
dem ersten Begasungsabschnitt nach Kontrollanalyse und Temperatur
messung abgeschlackt. Dabei ergeben sich Schlackenmengen von ca. 60 bis
70 kg pro Tonne Schmelze. Zum Abschlacken wird der Konverter 2 ge
kippt.
Vorteilhafterweise ist trotz des hohen Kalkzuschlags ein Flußmittel
nicht erforderlich. Der prozeßbedingte FeO n -Gehalt der Schlacke
reicht in der Regel für die notwendige Fließfähigkeit der Schlacke
aus.
Nach dem Abschlacken folgt gemäß Fig. 2 ein weiterer Begasungsab
schnitt. Diese Begasung hat nur etwa die halbe Dauer bei im Aus
führungsbeispiel etwa gleicher Prozeßmenge und bei etwa gleicher Pro
zeßgaszusammensetzung. Vor Beginn des zweiten Begasungsabschnittes
werden pro Tonne Schmelze im Ausführungsbeispiel ca. 35 kg Ferrosi
licium (FeSi 75), Kohlenstoff in Form von z. B. Feinkoks sowie ca. 2,5 kg
Heiz-Aluminium auf ca. 20 kg Kalk (CaO) in den Konverter 2 gegeben.
Dabei beträgt das Mengenverhältnis von Aluminium : Kalk ca. 1 : 4.
Die Aluminiummenge ist so bemessen, daß die zwischenzeitlich auf unter
1350°C gefallene Schmelztemperatur auf etwa 1450°C ansteigt. Zu
gleich findet die Entschwefelung statt. Mit dem zweiten Begasungsab
schnitt bildet sich eine Schlacke mit einer Zusammensetzung von etwa
50% CaO, 40% Al₂O₃ und 10%SiO₂.
Diese Schlacke (ca. 35 kg pro Tonne Schmelze) kann etwa zur Hälfte
für den ersten Begasungsabschnitt verwendet werden. Die andere Hälfte
wird abgeschlackt und einer anderen Verwendung (z. B. in der Zement
industrie) zugeführt. Der daraus anfallende Erlös liegt in der Regel
über den Entsorgungskosten. Ein Zurückhalten der Schlacke im Konverter
2 ist z. B. mit einem schlackenfreien Entleeren möglich. Die Schlacke
bleibt danach als Kalkträger im Reaktore.
Die nach dem zweiten Begasungsabschnitt vorhandene Schmelze ist das
Basiseisen für den Kugelgraphitguß (Sphäroguß). Das erfindungsgemäß
hergestellte Basiseisen zeichnet sich durch extrem niedrige Werte für
Mangan, Phosphor und Schwefel aus (z. B.: 0,05 Gew.-% Mn, 0,005 Gew.-%
P, 0,001 Gew.-% S). Die sonst in der Gießereipraxis vorkommenden
Basiseisen liegen erheblich höher, z. B. Mangan bei ca. 0,25 Gew.-%,
mit Phosphor bei ca. 0,08 Gew.-% und mit Schwefel bei ca. 0,005 Gew.-%.
Die mit dem erfindungsgemäß hergestellten Basiseisen gegebene Quali
tät ist deshalb qualitativ besser als die sonst üblichen Basiseisen
qualitäten für Kugelgraphitguß. Durch eine gezielte reproduzierbare
Nachbehandlung mit Prozeßgasen im Konverter können zusätzliche Keime
(z. B. Oxide, Nitride) erzeugt und damit in die Schmelze eingebracht
werden. Die Weiterverarbeitung des erfindungsgemäß hergestellten
Basiseisens läuft in herkömmlicher Weise ab. Nach Fig. 1 kann dem
Konverter 2 eine Magnesiumbehandlung nachgeschaltet sein. In Fig. 1 ist
z. B. der Georg-Fischer-Konverter mit 3 bezeichnet worden.
Die die erfindungsgemäße Zwischenschaltung des Konverters 2 zwi
schen dem Kupolofen und der Magnesiumbehandlung wird aufgrund der
bereits erreichten hohen Entschwefelung des Basiseisens keine weitere
Entschwefelung mit der Magnesiumbehandlung 3 erforderlich. Des
gleichen entfällt eine sonst häufig, z. B. im Georg-Fischer-Konverter,
durchgeführte Aufkohlung oder Legierung. Vorzugsweise findet für Mag
nesiumbehandlung eine Siphon-Behandlungspfanne 3 Anwendung. Die
Siphon-Behandlungspfanne (Teapot) ist vollkommen geschlossen. Sie wird
durch den Siphon schnell gefüllt und entleert. Der Deckel ist mit der
Pfanne fest verschraubt und mit einem klappbaren Deckelverschluß zum
Einfüllen der Mg-Vorlegierung versehen. Die Vorlegierung wird gewogen
und manuell mit einem Trichter in die Legierungskammer eingefüllt.
Die mechanisierte Zugabe von Vorlegierungen bei größeren Pfannen ist
möglich. Das Abdecken der Vorlegierung ist nicht erforderlich. Pfanne,
Siphon und Pfannendeckel sind mit 85%iger Tonerde ausgekleidet.
Der Pfannenboden ist in Vorlegierungs- und Einlaufkammer aufgeteilt.
Die Dammhöhe zwischen den Kammern ist so dimensioniert, daß das ein
gefüllte Eisen zunächst die Eintrittsöffnung zum Siphon verschließt
und dann in die Vorlegierungskammer überläuft.
Die eingefüllte Eisenmenge wird gewogen. Dadurch wird das Überfüllen
der Pfanne verhindert. Nach der Behandlung wird das Eisen in Gieß
pfannen umgefüllt. Dabei erfolgt eine Vermischung des im Siphon unbe
handelten Eisens.
Schließlich ergibt sich aus dem mit der Erfindung zusätzlich vorge
sehenen Konverter 2 ein weiterer Vorteil, indem zu den sonst vorhandenen
zwei Schmelzvorrichtungen (Kupolofen und Reaktionsgefäß für Mag
nesiumbehandlung) noch eine Einrichtung tritt, welche der Gießerei
eine zusätzliche Produktions-Variante an die Hand gibt. Z. B. kann
unter entsprechend verringertem Abbrand im Konverter 2 Temperguß er
zeugt werden. Im Reaktor 2 kann außerdem jede beliebige Zusammen
setzung des Metalls von Guß- bis Stahlgußmarken erzeugt werden.
Eine Folge des geringen Schwefelgehaltes des erfindungsgemäß herge
stellten Kugelgraphitgusses ist der geringe Verbrauch an Magnesium.
Im Unterschied zu sonst üblichen Verbräuchen (z. B.: 2000 g Magnesium
pro Tonne Schmelze) sind bei der erfindungsgemäßen Herstellung nur
noch ca. 250 g Magnesium pro Tonne Schmelze zur Bildung des Kugel
graphits im Guß erforderlich.
Claims (16)
1. Verfahren zur Herstellung von Kugelgraphit-Gußeisen mit einem
Kohlenstoffgehalt von 3,0 bis 4,0 Gew.-%, Siliciumgehalt von 1,0-4,0 Gew.-%,
Mangangehalt bis maximal 0,3 Gew.-%, Phosphorgehalt bis 0,10 Gew.-%
und Schwefelgehalt bis maximal 0,010 Gew.-%, wobei zunächst aus
Schrott im Kupolofen ein Basiseisen erschmolzen wird und das Basis
eisen in einem Reaktionsgefäß mit Magnesium behandelt wird, wobei
normaler, handelsüblicher Schrott in dem Kupolofen zu Roheisen er
schmolzen wird und das Roheisen in einem nachgeordneten Reaktor unter
Zugabe von Eisenoxyd gefrischt wird, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Reaktor ein Konverter (2) ist und das
Roheisen unter Zugabe von Eisenoxyd und Kalkschlackenbildnern mit
sauerstoffhaltigem Prozeßgas begast wird, bis der Mangangehalt auf
0,02-0,3 Gew.-% und der Phosphorgehalt auf 0,005-0,1 Gew.-% abge
brannt sind, wonach abgeschlackt wird und nach dem Abschlacken unter
Zugabe von Silicium, Aluminium und Kohlenstoff erneut unter
Kalkschlacke mit einem sauerstoffhaltigen Gas begast wird, wobei der
Schwefel auf 0,001-0,03 Gew.-% reduziert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Prozeßgas im Reaktor aus Sauerstoff und Inertgas be
steht und/oder als Siliciumträger Ferrosilicium mit mindestens 30%
Siliciumanteil verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Inertgas im Reaktor Stickstoff und/oder Argon
und/oder CO₂ und/oder CO und/oder Kupolofengas, und/oder Preßluft,
und/oder Erdgas verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
daß im Prozeßgas Sauerstoff zum Inertgas im Verhältnis
zwischen 0 : 100% und 100% : 0 steht.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Prozeßgasmenge 0,2
bis 3 Nm³ pro Tonne Schmelze und Minute beträgt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die erste Begasungsphase
eine Dauer von 8 bis 15 Minuten besitzt und die zweite Begasungsphase
die 0,4- bis 0,6-fache Dauer der ersten Begasunsphase gleicher oder
größerer Prozeßgasmenge und annähernd gleicher Prozeß-Gaszusammen
setzung aufweist.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Einbringung von zu
sätzlichen Legierungsanteilen in der zweiten Begasungsphase erfolgt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7,
gekennzeichnet durch die Verwendung von Feinkoks und/oder
anderen festen Kohlenstoffträgern eine Aufkohlung der Schmelze im
zweiten Begasungsabschnitt erfolgt.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß im zweiten Begasungsab
schnitt die Schmelze durch die Oxidation von Aluminium und/oder
Silicium auf eine Temperatur von mindestens 1450°C erwärmt wird.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß die für die Schlacken
bildung notwendige Kalkmenge in dem zweiten Begasungsabschnitt in
einem Mengenverhältnis von 2 : 1 bis 10 : 1 zum Aluminium und/oder Sili
cium steht.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die in dem zweiten Bagasungs
abschnitt anfallende Schlacke zumindest teilweise als Kalkträger
für den ersten Begasungsabschnitt verwendet wird.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß auch eine zusätzliche
Verwendung des Reaktors (2) für die Herstellung von Temperguß, anderen
Gußqualitäten und/oder sogar Stahlguß besteht.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß vorzugsweise die Zugabe
von CaO im ersten Begasungsabschnitt erfolgt, wobei das Verhältnis
CaO : SiO₂ (Basizitätsgrad) in der Schlacke größer/gleich 2 ist.
14. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß im ersten Begasungsab
schnitt mit einem überstöchiometrischen Sauerstoffüberschuß größer
50% gearbeitet wird.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß im Anschluß an den zweiten
Begasungsabschnitt durch das Prozeßgas der Schmelze eine steuer
bar gezielte, reproduzierbare Belastung an Keimbildnern eingegeben
werden kann.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 15,
dadurch gekennzeichnet, daß in Folge der niedrigen
Mn, P, S-Gehalte des Basiseisens, ein geringerer Verbrauch (ca.
0,1-0,2fach des sonst üblichen Wertes) an Magnesium zu Kugelgraphit
bildung in der Schmelze notwendig wird.
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DE3726053A1 true DE3726053A1 (de) | 1988-02-25 |
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Family
ID=25846549
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE (1) | DE3726053A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0535386A1 (de) * | 1991-10-01 | 1993-04-07 | Messer Griesheim Gmbh | Verfahren zur Herstellung von Basiseisen für Sphäroguss |
RU2688015C1 (ru) * | 2018-03-26 | 2019-05-17 | Ким Светлана Анатольевна | Способ получения железоуглеродистых сплавов в металлургических агрегатах различного функционального назначения |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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RU2618294C1 (ru) * | 2015-12-31 | 2017-05-03 | федеральное государственное автономное образовательное учреждение высшего образования "Южно-Уральский государственный университет" (национальный исследовательский университет) (ФГАОУ ВО "ЮУрГУ (НИУ)") | Способ выплавки синтетического высокопрочного чугуна в индукционных печах |
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1987
- 1987-08-06 DE DE19873726053 patent/DE3726053A1/de active Granted
Non-Patent Citations (2)
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BMFT-Forschungsbericht 03E-8609-A, Reduzierung des Energieverbrauchs bei der Erzeugung von Sphäroguß * |
DE-Z: Stahl und Eisen, 105, 1985, Nr. 21, S. 1091-1097 * |
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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EP0535386A1 (de) * | 1991-10-01 | 1993-04-07 | Messer Griesheim Gmbh | Verfahren zur Herstellung von Basiseisen für Sphäroguss |
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DE3726053C2 (de) | 1989-02-09 |
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