DE3714351A1 - Verfahren zur modifikation, insbesondere zur polymerisation von haemoglobin in vitro - Google Patents
Verfahren zur modifikation, insbesondere zur polymerisation von haemoglobin in vitroInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Modifikation
insbesondere zur Polymerisation von Hämoglobin in vitro.
Chemische Modifikationen am Hamoglobin, z. B. Verän
derung der Sauerstoff-Affinität oder Polymerisation des
Moleküls, werden unter anderem vorgenommen, um geeignete
sauerstofftransportierende Blutersatzlösungen herzu
stellen.
Bekanntlich können solche Lösungen im Katastrophen
fall, also beispielsweise bei einem Operationszwischen
fall mit schwer zu beherrschenden Blutungen, bei Un
fällen unter Blutverlust oder für den Fall eines
Infektionsrisikos (Hepatitis, AIDS = Aquiriertes
Immun-Defekt-Syndrom) als Ersatz für eine momentan
nicht verfügbare passende Blutkonserve infundiert werden;
dies gilt insbesondere dann, wenn ein Mensch z. B. in
den genannten Fällen in einen Volumen-Mangel-Schock
geraten ist. Ein künstlicher Blutersatz ist, gegenüber
einer Blutkonserve, auch für den Fall günstiger, wenn
die Gefahr einer immunologischen Überreaktion besteht.
Es ist möglich, daß eine sauerstoffübertragende Blut
ersatzlösung einen Volumen-Mangel-Schock eher durch
brechen kann, als eine Blutkonserve, da die Erythrozyten
bekanntlich in der Konserve versteift sind und dadurch
eine verringerte Kapillardurchgängigkeit aufweisen.
Ferner ist zu erwarten, daß auch chronische Durch
blutungsstörungen (beispielsweise koronare, cerebrale
und periphere) mit Hilfe geeigneter Polyhämoglobin
lösungen wirksam bekämpft werden können.
An Tierversuchen ist gezeigt worden, daß mit sauer
stoffübertragenden Blutersatzlösungen ein Volumen-
Mangel-Schock wirksamer bekämpft werden kann als mit
einfachen Plasmaexpandern (Übersichtliche Literatur
stelle hierzu: R. Pabst, Med. Klin. 72 (1977), Seiten
1555 bis 1562).
Zur Herstellung sauerstofftragender Blutersatzmedien
sind bereits verschiedene Wege beschritten worden,
nämlich
- 1. Verwendung von Emulsionen von Fluorkohlenwasserstoffe, in welchen der Sauerstoff sehr gut löslich ist (Übersichtliche Literaturstelle hierzu: Hirlinger et al., Anaestesist 31 (1982), Seiten 660 bis 666).
- 2. Die Mikroverkapselung konzentrierter Hämoglobin lösungen in Phospholipid-Vesikeln (Literaturstelle hierzu: Gaber et al., Encapsulation of Hemoglobin in Phospholipid Vesicles; Preparation and Properties of a Red Cell Surrogate in "The Red Cell, Sixth Ann Arbor Conference", G. J. Brewer (Herausgeber), Alan R. Liss, Inc., New York, 1984, Seiten 179 bis 190, sogenannte "künstliche Erythrozyten").
- 3. Herstellung geeigneter Hämoglobinlösungen, auch
unter kovalenter Bindung des Hämoglobins an Dextrane.
Die DE-OS 24 17 619 beschreibt beispielsweise polymerisiertes, verknüpftes Hämoglobin als Plasma protein-Ersatz, wobei dicarboxylidatverknüpftes Hämoglobin hergestellt wird.
Die DE-OS 27 14 252 beschreibt pyridoxalphosphat verknüpftes Hämoglobin.
Die DE-OS 30 29 307 betrifft ein Blutersatzmittel, hergestellt durch kovalente Verknüpfung von Poly saccharid, beispielsweise Dextran, mit zellfreiem Hämoglobin.
Die BE-PS 8 38 933 beschreibt ein wasserlösliches, verknüpftes, polymerisiertes Hämoglobin, das herge stellt wird durch Umsetzung freien Hämoglobins mit einem polifunktionellen verknüpfenden Agens und anschließendem Abstoppen der Reaktion mit einem in aktivierenden Mittel. Es wird ein polymerisiertes Hämoglobin mit einem Molekulargewicht von 64 000 bis 1 000 000 Dalton erhalten.
Die US-PS 40 01 401 betrifft Poly-Hämoglobin, ein verknüpftes Hämoglobin, als Blutersatz und Plasma expander, mit einem Molekulargewicht von 64 000 bis zu 1 000 000 Dalton. Als verknüpfende Agenzien werden Glutardialdehyd, Hexamethylendiisocyanat oder Butadiendiepoxyd verwendet.
Diese bekannten Verfahren können zumindest in gewisser
Hinsicht nicht befriedigen.
So ist es beispielsweise beim Verfahren der US-PS
40 01 401 erforderlich, Amine zur Verhinderung der Ent
stehung unlöslicher Produkte vor Zugabe des Verknüpfungs
mittels zuzugeben.
Außerdem werden unzureichend polymerisierte Polyhämo
globine erhalten.
Bei Anwendung von Fluorkohlenwasserstoffen wurden ge
webliche Reaktionen festgestellt (siehe oben bei Hirlinger
et al.).
Mit Hämoglobin-Vesikeln gelangen erst jetzt die ersten
Tierversuche (Science 230 (1985), 1165-1166). Im letzten
Fall besteht die Gefahr einer Lipid-Überbelastung des
Organismus durch vesikelbildende Lipoide. Die besten
Aussichten auf eine erfolgreiche Anwendung sind
Hämoglobin-Lösungen einzuräumen.
Jedoch stehen einer routinemäßigen klinisch-praktischen
Nutzung von Hämoglobinlösungen bisher jeweils mehr oder
weniger fünf verschiedene Probleme entgegen, nämlich:
- 1. Erhöhung der Sauerstoffaffinität (zu geringer Halb sättigungsdruck, P50), so daß der in der Lunge aufge nommene Sauerstoff nur ungenügend an das Gewebe abge geben werden kann; dies tritt ausgeprägt bei der kova leten Bindung des Hämoglobins an Dextran auf.
- 2. Zu geringe Verweildauer des Hämoglobins im Gefäß system, Ausscheidung über die Niere.
- 3. Mit dem unter (2) aufgezeigten Nachteil ist ferner ein intravasaler Volumenmangel verbunden, so daß man gerade das erzeugt, was man bekämpfen will;
- 4. Nephrotoxizität und
- 5. Stimulierung des Immunsystems sowie Besetzung der phagozytierenden Kapazität des retikuloendothelialen Systems durch das infundierte Hämoglobin.
Es wurde gezeigt, daß zur Einstellung eines hohen
gemischt venösen O2-Partialdruckes nicht so sehr ein hoher
Halbsättigungsdruck (P50) erforderlich ist (ein P50 von
15 mmHg ist nämlich ausreichend), als vielmehr eine hohe
Sauerstoffbindungskapazität im Plasma, d.h. eine hohe
Massenkonzentration des Hämoglobins (Literaturstelle hier
zu: Moss et al., "Hemoglobin Solution-From Tetramer to
Polymer", in "The Red Cell: Sixth Ann Arbor Conference",
G.J. Brewer (Herausgeber), Seiten 191 bis 220, Alan R.
Liss, Inc., New York, 1984). Zudem wurde durch Tier
versuche gezeigt, daß eine kovalente Verknüpfung der
Untereinheiten - so, daß eine Dissoziation unterbunden ist -
sowie eine Polymerisation des Hämoglobins zu einer Er
höhung der Verweildauer führt (Biochim. Biophys. Acta 874
(1986), 76-81 und Surgery, Gynecology & Obstetrics
161 (1985), 563-569).
Aus den Darlegungen geht hervor, daß natives Hämoglobin
zur Herstellung sauerstofftransportierender Lösungen
nicht brauchbar ist, sondern daß es chemisch modifiziert
werden muß. Das erfordert aufwendige und kostspielige
biochemische Verfahren im großtechnischen Maßstab (z. B.
Kühlung, d.h. Arbeiten bei tiefen Temperaturen). Zudem
wird das empfindliche Hämoglobinmolekül dabei
denaturiert und oxidert. Dadurch verliert es seine
Fähigkeit, den Sauerstoff reversibel zu binden. Im
Organismus ist Hämoglobin gegen die Oxidation durch
ein intraerythrozytäres Reduktase-System geschützt, dessen
wichtiges Substrat die reduzierte Form des Glutathions
ist. Normalerweise liegen im zirkulierenden Blut 1
bis 2% des Hämoglobins oxidiert vor (Met-Hb). Wegen der
mit jeder biochemischen Manipulation an Lösung einher
gehenden Met-Hb-Bildung wurden von anderen reduzierende
Substanzen zugesetzt, zum Beispiel Ascorbinsäure (Vita
min C) (Surgery , Gynecology & Obstetrics 161 (1985),
563-569). Trotz dieser Maßnahmen und des Aufwandes ist
es nicht gelungen Hämoglobin-Lösungen mit weniger als
5% Met-Hb herzustellen.
In den letzten Jahren ist das Aufkommen der Blutkonserven
immer geringer geworden und es ist wichtig, Alternativen
dafür zu schaffen. Als Ausgangsmaterial kommen insbe
sondere Rinder-Erythrozyten in Frage. In diesem Zusammen
hang ist es wichtig, daß das zu schaffende neue Ver
fahren zur Modifikation, insbesondere zur Polymerisation
des Hämoglobins auch auf Tier-Erythrozyten anwendbar ist.
Vorliegender Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur Modifikation, insbesondere zur Polymeri
sation von Hämoglobin zu liefern, das ein hochvernetztes
Hämoglobin mit hoher Sauerstofftransportfähigkeit und
geringem Met-Hämoglobin-Gehalt liefert.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren
zur Modifikation, insbesondere zur Polymerisation des
Hämoglobins dadurch gelöst, daß man die Reaktion in
vitro mit intakten Erythrozyten durchführt.
Besondere Ausführungsformen sind dadurch gekennzeichnet,
daß das Hämoglobin polymerisiert wird,
daß die Sauerstoff-Affinität mittels an sich bekannter Agenzien verändert wird,
daß man das Hämoglobin durch Einwirkung polifunktioneller Agenzien polymerisiert,
daß die Modifikation, insbesondere die Polymerisation in isotonischer Lösung durchgeführt wird,
daß das Hämoglobin bei der Modifikation, insbesondere bei der Polymerisation in hochkonzentrierter Lösung vorliegt,
daß man bei Hämoglobin-Konzentrationen größer als 20 g/dl modifiziert, insbesondere polymerisiert,
daß man bei Hämoglobin-Konzentrationen größer als 30 g/dl modifiziert, insbesondere polymerisiert.
daß das Hämoglobin polymerisiert wird,
daß die Sauerstoff-Affinität mittels an sich bekannter Agenzien verändert wird,
daß man das Hämoglobin durch Einwirkung polifunktioneller Agenzien polymerisiert,
daß die Modifikation, insbesondere die Polymerisation in isotonischer Lösung durchgeführt wird,
daß das Hämoglobin bei der Modifikation, insbesondere bei der Polymerisation in hochkonzentrierter Lösung vorliegt,
daß man bei Hämoglobin-Konzentrationen größer als 20 g/dl modifiziert, insbesondere polymerisiert,
daß man bei Hämoglobin-Konzentrationen größer als 30 g/dl modifiziert, insbesondere polymerisiert.
Weitere besondere Ausführungsformen sind dadurch
gekennzeichnet,
daß man die Erythrozyten nach der Modifizierung, insbe sondere nach der Polymerisation in hypotonischer Lösung hämolysiert,
daß man die Produkte der Modifizierung, insbesondere die Polymerisate durch Gelfiltration, Ultrafiltration oder Chromatographie reinigt,
daß man die Modifikation, insbesondere die Polymeri sation zur Erhöhung der Hämoglobinkonzentration an geschrumpften Erythrozyten durchführt,
daß die Modifikation, insbesondere die Polymerisation im oxygenierten und/oder desoxygenierten Zustand des Hämoglobins durchgeführt wird,
daß man im Hämatokrit-Bereich von 0,1 bis 99,9% arbeitet,
daß man im Hämatokrit-Bereich von 1 bis 40% arbeitet,
daß man bei Temperaturen von 4°C bis 40°C arbeitet.
daß man die Erythrozyten nach der Modifizierung, insbe sondere nach der Polymerisation in hypotonischer Lösung hämolysiert,
daß man die Produkte der Modifizierung, insbesondere die Polymerisate durch Gelfiltration, Ultrafiltration oder Chromatographie reinigt,
daß man die Modifikation, insbesondere die Polymeri sation zur Erhöhung der Hämoglobinkonzentration an geschrumpften Erythrozyten durchführt,
daß die Modifikation, insbesondere die Polymerisation im oxygenierten und/oder desoxygenierten Zustand des Hämoglobins durchgeführt wird,
daß man im Hämatokrit-Bereich von 0,1 bis 99,9% arbeitet,
daß man im Hämatokrit-Bereich von 1 bis 40% arbeitet,
daß man bei Temperaturen von 4°C bis 40°C arbeitet.
Außerdem sind weitere besondere Ausführungsformen
dadurch gekennzeichnet,
daß man der Modifikation, insbesondere der Polymerisation ein reduktives Substrat zusetzt,
daß man als reduktives Substrat Glutathion in reduzierter Form verwendet,
daß man Polymerisate mit einem Molekulargewicht von 60 000 bis mehr als 6×106 Dalton herstellt,
daß Glutardialdehyd als Polymerisationsmittel verwendet wird,
daß blutgruppenaktive molekulare Strukturen in der Erythrozyten-Oberfläche mittels Enzymen abgebaut werden,
daß die blutgruppenaktiven molekularen Strukturen mit Neurominidase als Enzym abgebaut werden,
daß Tier-Erythrozyten als Ausgangsmaterial verwendet werden,
daß Rinder-Erythrozyten als Ausgangsmaterial verwendet werden.
daß man der Modifikation, insbesondere der Polymerisation ein reduktives Substrat zusetzt,
daß man als reduktives Substrat Glutathion in reduzierter Form verwendet,
daß man Polymerisate mit einem Molekulargewicht von 60 000 bis mehr als 6×106 Dalton herstellt,
daß Glutardialdehyd als Polymerisationsmittel verwendet wird,
daß blutgruppenaktive molekulare Strukturen in der Erythrozyten-Oberfläche mittels Enzymen abgebaut werden,
daß die blutgruppenaktiven molekularen Strukturen mit Neurominidase als Enzym abgebaut werden,
daß Tier-Erythrozyten als Ausgangsmaterial verwendet werden,
daß Rinder-Erythrozyten als Ausgangsmaterial verwendet werden.
Es handelt sich bei vorliegender Erfindung um ein
Verfahren zur chemischen Modifikation des Hämoglobins
in vitro, bei welchem das Hämoglobin intrazellulär
(im Erythrozyten) vorliegt.
Das erfindungsgemäße Verfahren liefert die besonderen
Vorteile zur Verbesserung und Verbilligung des Ver
fahrens die notwendigen chemischen Modifikationen, welche
zur Herstellung geeigneter sauerstofftransportierender
Hämoglobinlösungen erforderlich sind, im intakten Ery
throzyten durchzuführen, z. B. Verringerung der
Sauerstoff-Affinität oder eine Polymerisation. Dies
hat zugleich den Vorteil, daß Hämoglobin kompakt zu
den erforderlichen hohen Polymerisationsgraden
polymerisiert werden kann (siehe EP-Anmeldung 8 51 06 057.4).
Um das Reduktase-System dabei in Gang zu
halten kann reduktives Substrat, z. B. Glutathion
in reduzierter Form zugesetzt werden.
Erst nach der chemischen Modifikation wird das Hämoglobin
aus den Zellen befreit, z. B. durch osmotische Hämolyse.
Bei direkter Wirkung der Agenzien auf die Erythrozyten
ist mit dem Entstehen schädlicher Nebenprodukte zu
rechnen, z. B. Fieber erzeugende Substanzen (Pyrogene)
oder Immunogene. Bekanntlich ist Sitz der Immunogene
die Glycocalix auf der Außenseite der Erythrozyten-
Membran. Die Glycocalix kann vor oder nach der chemischen
Modifikation abgebaut werden, z. B. enzymatisch durch
Neuraminidase. Die möglicherweise entstehenden schäd
lichen Substanzen können in einem nachgeschalteten
Reinigungsverfahren entfernt werden, z. B. durch Chroma
tographie oder Ultrafiltration. Letzteres ist groß
technisch besonders einfach und kostengünstig und es
ist bekannt, daß schädliche Substanzen kleinere Moleküle
sind. Durch ein Abfiltrieren des Roh-Hämolysats, z. B.
mit einer Trenngrenze von 300 000 Dalton können so
in einem Arbeitsgang erstens niedermolekulare
schädliche Substanzen eliminiert und das Rohpolymerisat
von den unerwünschten niedermolekularen Polymeren
befreit werden. Ferner können im gleichen Arbeitsgang
auf diese Weise für die Durchführung der Reaktion not
wendige Agenzien quantitativ wieder aus der Lösung
entfernt werden. Der Vorteil des Verfahrens ist ferner,
daß, wie das Beispiel 2 zeigt, verfallene Blutkonserven
verwendet werden können.
Die Möglichkeit, die Polymerisation direkt am intakten
Erythrozyten durchzuführen, macht eine vorhergehende
aufwendige biotechnologische Präparation der hoch
konzentrierten Hämoglobinlösung überflüssig, womit man
auch eine unerwünschte Bildung von inaktivem Met-
Hämoglobin vermeidet.
Das Wesen vorliegender Erfindung wird nun anhand der
folgenden Ausführungsbeispiele, die bevorzugte Aus
führungsformen zeigen, weiterhin erläutert:
Blut wird von einem gesunden Menschen aus einer Vene
entnommen und mit Heparin ungerinnbar gemacht. Die
Erythrozyten werden zur Entfernung des Plasmas mit
isotonischer Natriumchloridlösung (0,9 g/dl) zwei-
bis dreimal unter Zentrifugieren gewaschen. Zum
Schluß erfolgt eine scharfe Zentrifugation (15 Minuten
bei 15 000 g), damit die Erythrozyten dicht gepackt
sind. In ein 50 ml-Becherglas mit Magnetrührer werden
bei 22°C 0,33 ml 1,8%ige Glutardialdehydlösung gegeben.
Unter Rühren (200 Umdrehungen pro Minute) werden in
einem Guß 10 ml einer 10%igen (Volumenteil) Erythrozyten
suspension hineingegeben. Die Zellen waren suspendiert
in folgender Elektrolytlösung: Natriumbicarbonat 20 mmol/l;
NaCl 125 mmol/l; KCl 4,5 mmol/l. Es wurde 25 Minuten ge
rührt, danach 5 Minuten bei 15 000 g zentrifugiert.
Die gepackten Erythrozyten wurden unter Rühren in 10 ml
Wasser 3 Stunden lang hämolysiert. Dann wurde die
Lösung 10 Minuten bei 15 000 g zentrifugiert. Die Aus
beute an Hämoglobin in der überstehenden klaren Lösung
betrug 87%. Das Molekulargewicht, ermittelt durch Gel
filtration an Sephacryl 400 (Deutsche Pharmacia,
Freiburg, BR Deutschland, (Gewichtsmittel) war mindestens
4,9×106 Dalton. Für die Gelchromatographie wurde die
Lösung vorher durch 0,22 µm-Filter filtriert.
Polymerisate dieser Art, polymerisiert im oxygenierten
Zustand weisen einen Halbsättigungsdruck (P50) von
9 mmHg auf und polymersiert im desoxygenierten Zustand
einen solchen von 13 mmHg (pH = 7,4 , Temperatur = 37°C).
(siehe Offenlegungschrift EP-8 51 06 057.4).
Blut einer verfallenen Blutkonserve wird 5mal mit
isotonischer Elektrolytlösung (125 mmol/l NaCl, 4,5 mmol/l
KCl, 20 mmol/l NaHCO3) gewaschen. Mit den gewaschenen
Erythrozyten wurde 300 ml einer Suspension (Medium
siehe oben) hergestellt, welche einen Hämoglobingehalt
von 2,7 g/dl hatte. Die Suspension wurde in einen
1 l-Rundkolben eingebracht und mit einem KPG-Rührer
unter 200 Umdrehungen pro Minute gerührt. Dazu wurden
zügig 10 ml einer 1,7%igen Glutardialdehydlösung gegeben.
Die Rühr- und Reaktionszeit betrug 25 Minuten. Nach
Zentrifugieren bei 2000 Umdrehungen pro Minute, 15
Minuten lang, wurde der Überstand abdekantiert und
die Erythrozyten mit demineralisiertem Wasser
auf 300 ml aufgefüllt. Das Gemisch wurde 3 Stunden
lang mit Hilfe eines Magnetrührers gerührt, danach mit
15 000 g zentrifugiert und der Hämoglobingehalt der
überstehenden klaren Lösung bestimmt. Die Ausbeute
des löslichen Hämoglobins betrug 95%. Das lösliche
Produkt besaß ein mittleres Molekulargewicht (Gewichts
mittel) von 6,4×106 Dalton. Es wurde an einem
Sephacryl 400-Gel (Deutsche Pharmacia, Freiburg, BR
Deutschland) bestimmt.
Claims (23)
1. Verfahren zur Modifikation von Hämoglobin,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Reaktion in vitro mit intakten Erythrozyten
durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hämoglobin polymerisiert wird.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1-2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Sauerstoff-Affinität mittels an sich bekannter
Agenzien verändert wird.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1-3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Hämoglobin durch Einwirkung polifunktioneller
Agenzien polymerisiert.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1-4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Modifikation, insbesondere die Polymerisation
in isotonischer Lösung durchgeführt wird.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1-5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hämoglobin bei der Modifikation, insbesondere
bei der Polymerisation in hochkonzentrierter Lösung
vorliegt.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1-6,
dadurch gekennzeichnet,
daß man bei Hämoglobin-Konzentrationen größer als
20 g/dl modifiziert, insbesondere polymerisiert.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1-6,
dadurch gekennzeichnet,
daß man bei Hämoglobin-Konzentrationen größer als
30 g/dl modifiziert, insbesondere polymerisiert.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1-8,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Erythrozyten nach der Modifizierung,
insbesondere nach der Polymerisation in hypotonischer
Lösung hämolysiert.
10. Verfahren nach Ansprüchen 1-9,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Produkte der Modifizierung, insbesondere
die Polymerisate durch Gelfiltration, Ultrafiltration
oder Chromatographie reinigt.
11. Verfahren nach Ansprüchen 1-10,
dadurch gekennzeichnet,
daß man die Modifikation, insbesondere die Polymeri
sation zur Erhöhung der Hämoglobinkonzentration an
geschrumpften Erythrozyten durchführt.
12. Verfahren nach Ansprüchen 1-11,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Modifikation, insbesondere die Polymerisation
im oxygenierten und/oder desoxygenierten Zustand des
Hämoglobins durchgeführt wird.
13. Verfahren nach Ansprüchen 1-12,
dadurch gekennzeichnet,
daß man im Hämatokrit-Bereich von 0,1 bis 99,9%
arbeitet.
14. Verfahren nach Ansprüchen 1-12,
dadurch gekennzeichnet,
daß man im Hämatokrit-Bereich von 1 bis 40%
arbeitet.
15. Verfahren nach Ansprüchen 1-14,
dadurch gekennzeichnet,
daß man bei Temperaturen von 4°C bis 40°C arbeitet.
16. Verfahren nach Ansprüchen 1-15,
dadurch gekennzeichnet,
daß man der Modifikation, insbesondere der Polymerisation
ein reduktives Substrat zusetzt.
17. Verfahren nach Anspruch 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als reduktives Substrat Glutathion in reduzierter
Form verwendet.
18. Verfahren nach Ansprüchen 1-17,
dadurch gekennzeichnet,
daß man Polymerisate mit einem Molekulargewicht von
60 000 bis mehr als 6×106 Dalton herstellt.
19. Verfahren nach Ansprüchen 2 bis 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß Glutardialdehyd als Polymerisationsmittel ver
wendet wird.
20. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 19,
dadurch gekennzeichnet,
daß blutgruppenaktive molekulare Strukturen in der
Erythrozyten-Oberfläche mittels Enzymen abgebaut werden.
21. Verfahren nach Ansprüchen 1-20,
dadurch gekennzeichnet,
daß die blutgruppenaktiven molekularen Strukturen
mit Neurominidase als Enzym abgebaut werden.
22. Verfahren nach Ansprüchen 1-19,
dadurch gekennzeichnet,
daß Tier-Erythrozyten als Ausgangsmaterial verwendet
werden.
23. Verfahren nach Anspruch 22,
dadurch gekennzeichnet,
daß Rinder-Erythrozyten als Ausgangsmaterial verwendet
werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873714351 DE3714351A1 (de) | 1987-04-29 | 1987-04-29 | Verfahren zur modifikation, insbesondere zur polymerisation von haemoglobin in vitro |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873714351 DE3714351A1 (de) | 1987-04-29 | 1987-04-29 | Verfahren zur modifikation, insbesondere zur polymerisation von haemoglobin in vitro |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3714351A1 true DE3714351A1 (de) | 1988-11-17 |
DE3714351C2 DE3714351C2 (de) | 1992-02-27 |
Family
ID=6326546
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873714351 Granted DE3714351A1 (de) | 1987-04-29 | 1987-04-29 | Verfahren zur modifikation, insbesondere zur polymerisation von haemoglobin in vitro |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3714351A1 (de) |
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