DE3631825A1 - Verfahren zur reduzierung von temperatureinfluessen auf koordinatenmessgeraete - Google Patents
Verfahren zur reduzierung von temperatureinfluessen auf koordinatenmessgeraeteInfo
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Description
Die Meßgenauigkeit eines Koordinatenmeßgerätes wird sehr stark
von der Umgebungstemperatur sowie dem zeitlichen und räumlichen
Temperaturgradienten im Bereich der Maschine beeinflußt. Koor
dinatenmeßgeräte werden deshalb überwiegend in Meßräumen be
nutzt, die auf eine konstante Bezugstemperatur von 20°C klima
tisiert sind und in denen die zeitlichen und räumlichen Tempe
raturgradienten auf weniger als 0,5°C pro Stunde bzw. 0,5°C
über dem Meßbereich der Maschine eingehalten sind. Besitzt das
Koordinatenmeßgerät eine Einrichtung zur rechnerischen Korrek
tur seiner Führungsfehler, so gelten die bei der Maschinenab
nahme erstellten Korrekturdaten ebenfalls nur unter den oben
genannten Voraussetzungen.
In jüngster Zeit besteht jedoch die Tendenz dazu, Koordinaten
meßgeräte direkt im Fertigungsbereich, z.B. neben Bearbeitungs
maschinen einzusetzen bzw. in flexible Fertigungssysteme zu
integrieren. Im Fertigungsbereich läßt sich die Bezugstempera
tur von 20°C nicht einhalten. Außerdem tritt dort häufig
Wärmestrahlung auf, z.B. von den Bearbeitungsmaschinen auf das
Koordinatenmeßgerät oder im Winter vom Koordinatenmeßgerät zu
den Wänden oder dem Fußboden der Fertigungshalle. Diese Wärme
strahlung verursacht lokale Temperaturgradienten, die zu einer
thermischen Deformation der Führungen des Koordinatenmeßgerätes
führen. Dies wiederum hat zur Folge, daß die bei der Abnahme
der Maschine erstellten Korrekturdaten für die rechnerische
Eliminierung von Führungsfehlern in Frage gestellt werden.
In der älteren Anmeldung P 36 20 118.9 ist ein Korrekturverfah
ren beschrieben, mit dem der Meßfehler aufgrund unterschiedli
cher Temperaturen von Koordinatenmeßgerät und zu vermessendem
Werkstück beseitigt wird. Dieses Verfahren berücksichtigt auch
die von Temperaturgradienten in der Maschine hervorgerufene,
unterschiedliche Längenausdehnung der Maßstäbe in den drei
Meßachsen des Koordinatenmeßgerätes. Nicht berücksichtigt wird
dagegen die Meßunsicherheit, die durch das Verformen der Füh
rungen des Koordinatenmeßgerätes aufgrund von Temperaturgra
dienten entsteht.
Aus "Werkstatt und Betrieb" 117 (1984), Heft 9, Seite 573-578,
ist es bekannt, Koordinatenmeßgeräte zum Schutz gegen Ölnebel
und Staub mit einer Kapselung zu versehen, in die gereinigte
Luft eingeblasen wird.
Es ist auch schon vorgeschlagen worden, das im Fertigungsbe
reich aufgestellte Koordinatenmeßgerät in eine klimatisierte
Kabine zu stellen. Auf diese Weise sollen für die allernächste
Umgebung der Maschine Meßraumbedingungen mit konstanter Bezugs
temperatur geschaffen werden. Diese Maßnahme erfordert jedoch
einen sehr hohen Aufwand für die Klimatisierung und wird des
halb nur selten eingesetzt.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
anzugeben, mit dem der thermische Einfluß der Umgebung auf die
Meßunsicherheit von Koordinatenmeßgeräten ohne großen Aufwand
reduziert werden kann.
Diese Aufgabe wird gemäß den im Kennzeichen des Hauptanspruches
angegebenen Maßnahmen dadurch gelöst, daß
- - die für die Führungsfehlerkorrektur benötigten Korrektur datensätze (KT) bei mehreren unterschiedlichen Temperaturen (T 1...T n ) ermittelt und im Rechner des Koordinatenmeßgerätes gespeichert werden,
- - das Koordinatenmeßgerät mit einer wärmeisolierenden Kapselung umgeben und in die Kapselung Luft eingeblasen wird,
- - die Temperatur der eingeblasenen Luft gemessen und zur Aus wahl des aktuellen Korrekturdatensatzes (TE) verwendet wird.
Mit dieser Lösung ist der für eine Klimatisierung auf räumliche
und zeitliche konstante Temperatur erforderliche Aufwand ver
mieden. Es wird vielmehr zugelassen, daß sich die Temperatur
der in die Kapselung eingeblasenen Luft, die beispielsweise
direkt aus der Umgebung der Maschine entnommen wird, räumlich
und zeitlich über einen größeren Temperaturbereich ändert.
Zweckmäßig ist lediglich eine Vorklimatisierung mit dem Ziel,
die zeitliche Änderung der Temperatur der eingeblasenen Luft
z.B. auf einen Wert unter 1°C pro Stunde zu halten. Der dafür
nötige Aufwand ist jedoch gering.
Die wärmeisolierende Kapselung reduziert Konvektion, Wärmelei
tung und Wärmestrahlung wesentlich und damit auch die Änderung
von Temperaturgradienten in der Maschine. Zudem läßt sich durch
einen ausreichend hohen Luftdurchsatz durch die Kapselung und
definierte Eintritts- und Austrittsstellen für die eingeblasene
Luft erreichen, daß die vorhandenen Temperaturgradienten nur
noch von der Temperatur T der eingeblasenen Luft selbst und
nicht von anderen, nicht meßbaren Umgebungsbedingungen abhän
gen. Das ist die Voraussetzung für eine reproduzierbare Abhän
gigkeit der systematischen Maschinenfehler von der gemessenen
Temperatur der Umgebungsluft und erlaubt es, Korrekturdatensät
ze für verschiedene Temperaturen aufzustellen und im an
schließenden Meßbetrieb einzusetzen.
Weitere Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachstehen
den Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Fig.
1-3 der beigefügten Zeichnungen.
Fig. 1 ist eine perspektivische Darstellung des zur
Durchführung des Verfahrens gekapselten Meßgerätes;
Fig. 2 ist ein Blockdiagramm zur Verdeutlichung der Meßwert
verarbeitung im Rechner des Koordinatenmeßgerätes aus
Fig. 1;
Fig. 3 ist eine beispielhafte Darstellung eines Teils der für
die Meßwertkorrektur verwendeten Datenfelder.
Das in Fig. 1 dargestellte Koordinatenmßegerät (1) ist inner
halb einer rechteckförmigen Kabine (2) aufgestellt, deren Sei
tenwände, Boden und Decke aus wärmeisolierendem Material beste
hen. Auf der Vorderseite ist ein Schiebefenster (7) angebracht,
durch das die Werkstücke zugeführt und der Meßablauf beobachtet
werden kann. Oberhalb der Kabine (2) befindet sich ein Gebläse
(3). Dieses Gebläse saugt Umgebungsluft über einen Stutzen (4)
an und bläst diese Luft in die Kabine, wo sie an definierter
Stelle durch die Lamellen (6) wieder austritt. Ein Thermofühler
(5) am Gebläse (3) dient zur Messung der Temperatur TE der
eingeblasenen Luft.
Bei der Abnahme des Koordinatenmeßgerätes wird die Temperatur
der angesaugten Luft mit Hilfe eines nur dann benötigten,
vorgeschalteten Klimagerätes schrittweise beispielsweise zwi
schen 18°C und 26°C in Schritten von 2°C verändert und auf
dem jeweiligen Wert konstant gehalten. Zu jeder voreingestell
ten Temperatur ermittelt man die systematischen Maschinenfeh
ler, d.h. die translatorischen und rotatorischen Führungsfehler
der drei Meßachsen x, y und z nach bekannten Meßverfahren. Man
erhält dadurch ein Datenfeld, bestehend aus mehreren Datensät
zen mit der Temperatur der Umgebungsluft als Parameter. In Fig.
3 ist ein solches Datenfeld für den translatorischen Führungs
fehler Δ x der y-Achse des Koordinatenmeßgerätes dargestellt.
Es ist klar, daß entsprechende Datenfelder auch für die übrigen
signifikanten Führungsfehler der Maschine aufgenommen werden
können.
Die so gewonnenen Daten werden zur Korrektur der Meßergebnisse
im Speicher (9) des in Fig. 2 mit (4) bezeichneten Rechners des
Koordinatenmeßgerätes abgelegt.
Beim anschließenden Einsatz des Koordinatenmeßgerätes im Ferti
gungsbereich saugt das Gebläse (3) die nichtklimatisierte Umge
bungsluft durch den Stutzen (4) ein. Der Thermofühler (5) mißt
die Temperatur der eingeblasenen Luft und gibt diesen Meßwert
TE an den Rechner (4) des Koordinatenmßegerätes. Entsprechend
diesem Meßwert wählt der Rechner (4) den dazu gehörigen Daten
satz KTE aus dem im Speicher (9) abgelegten Datenfeld aus und
korrigiert die von den Maßstäben (11, 12, 13) der Meßmaschine (1)
abgenommenen Koordinatenmeßwerte x, y und z. Angezeigt werden
dann die korrigierten Meßwerte x′, y′, z′ auf dem Display (10)
des Rechners.
Liegt die Temperatur der eingeblasenen Luft zwischen zwei Tem
peraturen, für die Korrekturdatensätze gespeichert sind, so
wird zweckmäßig ein durch Interpolation aus den benachbarten
Korrekturdatensätzen gebildeter Datensatz vom Rechner benutzt.
Der Rechner sorgt außerdem dafür, daß bei Temperaturänderungen
erst nach einer an die Wärmekapazität des Koordinatenmeßgerätes
angepaßten Zeitverzögerung t der zu der geänderten Temperatur
gehörige Datensatz aufgerufen wird.
Das vorstehend beschriebene Verfahren läßt sich noch mit einem
Korrekturverfahren für den Fehler verbinden, der aufgrund un
terschiedlicher Maßstabstemperatur und davon abweichender Tem
peratur des zu vermessenden Werkstückes entsteht, wenn man
hierzu wie in der älteren Anmeldung P 36 20 118.9 beschrieben
vorgeht und zusätzlich die Temperaturen des auf dem Koordina
tenmeßgerät zu vermessenden Werkstücks und der Maßstäbe des Ko
ordinatenmeßgeräts ermittelt und zur Korrektur der Koordinaten
meßwerte auf ein für eine feste Bezugstemperatur von z.B. 20°C
geltendes Maß verwendet. Für einen fertigungsnahen Einsatz des
Koordinatenmeßgerätes ist die Kombination beider Korrekturver
fahren sogar besonders vorteilhaft, da dort meist beide Fehler
einflüsse, undefinierte Umgebungstemperaturen und eine undefi
nierte Werkstücktemperatur, gleichzeitig auftreten. Entspre
chend sind an den Maßstäben (11, 12 und 13) des Koordinatenmeß
gerätes in Fig. 1 die zur Durchführung des in der älteren
Anmeldung beschriebenen Verfahrens nötigen Temperatursensoren
Tx, y, z angebracht. Die Temperatur des Werkstücks bzw. dessen
Abweichung von der Bezugstemperatur wird dabei zweckmäßig wie
in P 36 20 118.9 ausgeführt über eine Längenmessung an einem
Referenzkörper (Endmaß) definierter Länge ermittelt, das den
Fertigungsprozess gemeinsam mit dem Werkstück durchlaufen und
somit dessen Temperatur angenommen hat.
Claims (6)
1. Verfahren zur Reduzierung von Temperatureinflüssen auf
Koordinatenmeßgeräte mit einer Einrichtung zur rechnerischen
Korrektur systematischer Führungsfehler, dadurch gekennzei
chnet, daß
- - die für die Führungsfehlerkorrektur benötigten Korrektur datensätze K(T) bei mehreren unterschiedlichen Temperatu ren (T 1...T n ) ermittelt und im Rechner (4) des Koordina tenmeßgerätes (1) gespeichert werden,
- - das Koordinatenmeßgerät (1) mit einer wärmeisolierenden Kapselung (2) umgeben und in die Kapselung Luft eingebla sen wird,
- - die Temperatur der eingeblasenen Luft gemessen und zur Auswahl des aktuellen Korrekturdatensatzes (TE) verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Auswahl eines neuen Korrekturdatensatzes nach einer
Temperaturänderung zeitverzögert erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
vom Rechner (4) angewandte, aktuelle Korrekturdatensatz K(T)
durch Interpolation aus den gespeicherten Datensätzen
(K(T 1)... K(T n ) berechnet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
eingeblasene Luft in bezug auf den zeitlichen Temperatur
gradienten grob vorklimatisiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zu
sätzlich die Temperaturen des auf dem Koordinatenmeßgerät zu
vermessenden Werkstücks und der Maßstäbe des Koordinatenmeß
gerätes ermittelt und zur Korrektur der Koordinatenmeßwerte
auf ein für eine feste Bezugstemperatur geltendes Maß ver
wendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die
Temperaturabweichung des Werkstücks von der Bezugstemperatur
über eine Längenmessung an einem Referenzkörper definierter
Länge (Endmaß) ermittelt wird, welches den Fertigungsprozess
gemeinsam mit dem Werkstück durchlaufen hat.
Priority Applications (4)
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