DE3524029A1 - Verfahren und vorrichtung zum behandeln von abwasser in wasserspeichern - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zum behandeln von abwasser in wasserspeichernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Behandeln von
Abwasser in Wasserspeichern unter anaeroben und/oder aeroben
Bedingungen, sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens.
Organisch hoch belastete Abwässer, wie z. B. Zuckerfabrik
abwasser, werden heute überwiegend auf anaerobem Weg in
sogenannten Stapelteichen gereinigt. An warmen windstillen
Tagen, wenn über die Wasseroberfläche zu wenig Luftsauer
stoff aufgenommen wird, treten dabei häufig starke Ge
ruchsemissionen auf, da dann die Sauerstoffkonzentration
im Oberflächenwasser auf Null absinkt. Infolgedessen
können Substanzen, wie z. B. Dimethylsulfid, Methylmercap
tan, Schwefelwasserstoff oder Buttersäure, die beim an
aeroben Abbau in den unteren Wasserschichten entstehen,
ungehindert in die Atmosphäre entweichen.
Zur Vermeidung dieser Nachteile ist es auch bekannt, in
solchen Stapelteichen mittels Lufteintragssystemen, wie
z. B. Tauchbelüftern oder Oberflächenrührern, einen aeroben
Abbau durchzuführen. Aufgrund der hohen Sauerstoffzehrung ist
dazu jedoch ein enormer Energieaufwand erforderlich. Außer
dem sind bei ungünstigen Witterungsverhältnissen häufig
auch leistungsfähige Lufteintragssysteme nicht mehr in der
Lage, einen aeroben biologischen Reinigungsprozeß in allen
Zonen einer Teichanlage aufrechtzuerhalten. Auch hier kann
deshalb die Emission der obengenannten Substanzen auftreten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zum Behandeln von insbesondere hochbelasteten Abwässern
der eingangs genannten Art sowie eine Vorrichtung zur Durch
führung des Verfahrens so auszugestalten, daß auf einfache
und wirtschaftliche Weise unter Einhaltung geringer Investi
tions- und Betriebskosten Geruchsbelästigungen und Emissionen
giftiger Substanzen vermieden werden können.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
aus dem Abflußbereich des Wasserspeichers Oberflächenwasser
entnommen, dieses mit einem mehr Sauerstoff als Luft ent
haltenden Gas begast, zum Zulaufbereich des Wasserspeichers
zurückgeführt und dort in die obere Wasserschicht entlas
sen wird.
Mit dieser Verfahrensweise wird der Oberfläche von Wasser
speichern zur Abwasserreinigung gezielt Sauerstoff zuge
führt. Auf diese Weise wird eine sogenannte aerobe Ober
flächenversiegelung erreicht. Dabei werden durch den gelösten
Sauerstoff einerseits im Wasser gelöste anaerobe Abbaupro
dukte auf dem Transportweg vom Ablaufbereich zum Zulaufbe
reich auf oxidativem Weg beseitigt. Andererseits wird mit
dem zurückgeführten und mit Sauerstoff angereicherten
Oberflächenwasser die Sauerstoffkonzentration in der obe
ren Wasserschicht des Wasserspeichers angehoben, so daß
in tieferen Zonen des Teiches gebildete anaerobe Abbaupro
dukte beim Aufsteigen durch die obere Wasserschicht oxidiert
werden.
Wird dabei in vorteilhafter Weise die Begasung mit technisch
reinem Sauerstoff durchgeführt, kann eine Sauerstoffkonzen
tration im Kreislaufwasser erreicht werden, die über dem
Sättigungswert mit Luftsauerstoff liegt. Dies bringt den
Vorteil mit sich, daß verhältnismäßig nur wenig Kreislauf
wasser mit entsprechend geringem Energieaufwand umgepumpt
werden muß und daß bei der Entnahme des Wassers aus dem Was
serspeicher bzw. bei der Rückführung des Wassers in den
Wasserspeicher aufgrund der kleinen Wassermenge nur geringe
Turbulenzen auftreten und damit ein Durchmischen von unte
ren und oberen Wasserschichten vermieden wird, was ansonsten
ein Entweichen anaerober Abbauprodukte zur Umgebung nach
sich ziehen würde.
Aus diesem Grund ist es auch zweckmäßig, die Begasung mög
lichst bis zur Sauerstoffsättigungskonzentration durchzu
führen.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens umfaßt
einen Wasserspeicher mit einem Zulauf für zu behandelndes
Abwasser und einen Ablauf für behandeltes Abwasser. Der
Wasserspeicher kann dabei z. B. aus einem Teich, Behälter
oder Absetzbecken bestehen. Erfindungsgemäß ist eine solche
Vorrichtung dadurch gekennzeichnet, daß im Ablaufbereich
des Wasserspeichers zusätzlich zum Ablauf für behandeltes
Abwasser eine Rohrleitung zum Abziehen von Oberflächenwas
ser angeordnet ist, diese Rohrleitung zum Zulaufbereich
des Wasserspeichers zurückführt und im Zulaufbereich in
der oberen Wasserschicht des Wasserspeichers endet und
der Rohrleitung eine Pumpe sowie eine Einrichtung zum Ein
tragen eines mehr Sauerstoff als Luft enthaltenden Be
handlungsgases mit einer Meß- und Dosiereinheit zugeordnet
ist. Die Meß- und Dosiereinheit kann dabei den Sauerstoff
eintrag zum einen in Abhängigkeit der Pumpenlaufzeit und
der Pumpenleistung und zum anderen in Abhängigkeit des
gemessenen und erforderlichen Sauerstoffgehaltes im Kreis
laufwasser bzw. Speicherwasser einstellen.
Vorteilhafterweise ist dabei die Einrichtung zum Eintragen
des Behandlungsgases in der Wand der Rohrleitung ausge
bildet. Diese kann beispielsweise eine Kugelkopfdüse oder
eine Sintermetallplatte aufweisen. Mit der Anordnung der
Gaseintragseinrichtung in der Rohrwand werden Druckverluste
durch das Eintragssystem sowie Verlegungen der Rohrleitung
vermieden. Außerdem erfordert eine solche Einrichtung nur
geringe Investitionskosten.
Ebenso zweckmäßig ist es jedoch auch, wenn die Einrichtung
zum Eintragen des Behandlungsgases einen in der Rohrlei
tung angeordneten Druckbehälter aufweist. Dabei kann der
Sauerstoffeintrag entweder in die Rohrleitung zum Druck
behälter oder im Gegenstrom zum Wasser direkt im Druckbehäl
ter erfolgen. Mit solchen Druckbehältern sind auch bei
kurzer Rohrleitung zwischen Ablaufbereich und Zulaufbereich
des Wasserspeichers hohe Sauerstoffkonzentrationen im
Kreislaufwasser sowie eine quantitative Sauerstoffausnutzung
möglich.
In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel einer Vorrich
tung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
schematisch dargestellt.
In der Zeichnung ist mit 1 als Wasserspeicher eine Teich
anlage bezeichnet, die im dargestellten Fall drei hinter
einander geschaltete einzelne Stapelteiche aufweist. Dem
ersten Stapelteich ist eine Zuleitung 2 für zu behandelndes
Abwasser zugeordnet, während der dritte Stapelteich einen
Ablauf 3 für behandeltes Abwasser aufweist. Solche Stapel
teiche werden in der Regel zur Behandlung saisonal an
fallender, oft hochkonzentrierter Abwässer, z. B. aus der
Zuckerrüben- und Konservenindustrie, verwendet. Dabei bauen
direkt nach der Abwassereinleitung in der Hauptsache
anaerobe Bakterien einen großen Teil der organischen Stoffe
ab. Der Nachteil solcher Stapelteilche ist dabei, wie be
reits erwähnt, daß bei ungünstigen Witterungsverhältnissen
die Sauerstoffkonzentration im Oberflächenwasser auf Null
absinkt und damit die in tieferen Zonen des Teiches gebil
deten anaeroben Abbauprodukte in die Umgebung entweichen
können.
Um deshalb die obere Wasserschicht eines solchen Stapel
teiches ausreichend mit Sauerstoff versorgen zu können,
ist bei der dargestellten Vorrichtung eine Rohrleitung 4
vorgesehen, die vom Ablaufbereich zum Zulaufbereich der
Teichanlage 1 führt und der eine Einrichtung 6 zum Ein
tragen eines mehr Sauerstoff als Luft enthaltenden Be
handlungsgases zugeordnet ist. Die Enden der Rohrleitung
4 sind dabei in der Teichanlage jeweils so angeordnet,
daß sie in die Oberflächenwasserschicht hineinragen. Zur
Aufrechterhaltung der Kreislaufführung des Oberflächen
wassers durch die Rohrleitung 4 ist diese mit einer Um
wälzpumpe 5 ausgestattet. Die Einrichtung 6 zum Eintragen
des Behandlungsgases ist entweder als ein Gasdiffusor
in der Wand der Rohrleitung 4 oder als Druckbehälter in
der Rohrleitung 4 ausgebildet. Die Einrichtung 6 ist mit
einer O2-Meß- und Dosiereinheit 7 versehen, über die das
Behandlungsgas in Abhängigkeit der Pumpenleistung 5 und
in Abhängigkeit des gemessenen und erwünschten Sauerstoff
gehaltes im Kreislaufwasser der Gaszufuhreinrichtung 6
zugeführt wird. Wird als Behandlungsgas technisch reiner
Sauerstoff verwendet, kann die Meß- und Dosiereinrichtung
mit einem Sauerstofftank oder mit Druckflaschen für
Sauerstoff in Verbindung stehen.
Durch den Sauerstoffeintrag in die Rohrleitung 4, der
zweckmäßigerweise unter Einsatz von technischem Sauerstoff
durchgeführt wird, da dann eine weit über dem Sättigungs
wert mit Luftsauerstoff liegende Sauerstoffkonzentration
erreicht werden kann, werden in der Rohrleitung im Wasser
gelöste anaerobe Abbauprodukte auf oxidativem Wege besei
tigt. Durch das Einleiten dieses mit Sauerstoff angereicher
ten Wassers in das Oberflächenwasser des Zulaufbereiches
wird dann anschließend die Sauerstoffkonzentration im
Oberflächenwasser angehoben, so daß die in tieferen Zonen
des Teiches gebildeten anaeroben Abbauprodukte nicht mehr
in die Umgebung entweichen können.
Nachfolgend ist ein Zahlenbeispiel angegeben: In der Teich
anlage 1 mit drei Stapelteichen sind insgesamt ca. 25 000 m3
Abwasser mit einer mittleren Verweilzeit von ca. 20 Tagen
gestapelt. Über die Rohrleitung 4 werden aus dem Ablauf
bereich der Teichanlage 1 50 m3/h Oberflächenwasser ent
nommen, in der Einrichtung 6 zum Gaseintrag mit 1 m3 Sauer
stoff/h versetzt und mit einem Sauerstoffgehalt von ca.
26 mg/l im Zulaufbereich der Teichanlage 1 in das Ober
flächenwasser abgegeben. Die Länge der Rohrleitung be
trägt etwa 800 m.
Bei einer CSB-Belastung in allen Teichen von ca. 3600 mg/l
wären für den aeroben Abbau der organischen Inhaltsstoffe
ca. 90 t Sauerstoff erforderlich. Über die Einrichtung 6
werden aber lediglich 33 kg/Tag zugeführt, während über
die Wasseroberfläche (ca. 4,5 ha) im Mittel ca. 100 kg/Tag
eintragen werden. Diesen Zahlen ist zu entnehmen, daß
das praktizierte Verfahren keinen wesentlichen Beitrag
zum Abbau leistet. Die Ausnutzung des eingetragenen
Sauerstoffs erfolgt offensichtlich mangels adaptierter
Bakterien erst im Teich, da von der theoretischen Kon
zentration von 28 mg/l noch 26 mg/l am Auslauf der Rohr
leitung wiedergefunden werden.
Anders liegen die Verhältnisse bei den Geruchsstoffen,
da diese in wesentlich geringerer Konzentration vor
liegen. Messungen der Konzentration an Schwefelwasser
stoff ergaben, daß bei einem pH-Wert um 7,5 der Anfangs
im Auslaufbereich der Teichanlage 1 gemessene H2S-Ge
halt mit 6,2 mg/l im Zulaufbereich der Teichanlage 1
auf 1,7 mg/l reduziert werden konnte.
Claims (6)
1. Verfahren zum Behandeln von Abwasser in Wasserspeichern
unter anaeroben und/oder aeroben Bedingungen, dadurch
gekennzeichnet, daß aus dem Abflußbereich der Wasser
speicher Oberflächenwasser entnommen, dieses mit einem
mehr Sauerstoff als Luft enthaltenden Gas begast, zum
Zulaufbereich der Wasserspeicher zurückgeführt und dort
in die obere Wasserschicht entlassen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Begasung mit technisch reinem Sauerstoff durchge
führt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die Begasung bis zur Sauerstoffsättigungs
konzentration durchgeführt wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 3 mit einem Wasserspeicher mit
einemZulauf für zu behandelndes Abwasser und einem Ab
lauf für behandeltes Abwasser, dadurch gekennzeichnet,
daß im Ablaufbereich des Wasserspeichers (1) zusätzlich
eine Rohrleitung (4) zum Abziehen von Oberflächenwasser
angeordnet ist, diese Rohrleitung (4) zum Zulaufbereich
des Wasserspeichers (1) zurückführt und im Zulaufbereich
in der oberen Wasserschicht des Wasserspeichers (1)
endet und der Rohrleitung (4) eine Pumpe (5) sowie
eine Einrichtung (6) zum Eintragen eines mehr Sauerstoff
als Luft enthaltenden Behandlungsgases mit einer Meß-
und Dosiereinheit (7) zugeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung (6) zum Eintragen des Behandlungs
gases in der Wand der Rohrleitung (4) ausgebildet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung (6) zum Eintragen des Behandlungs
gases einen in der Rohrleitung (4) angeordneten Druck
behälter aufweist.
Priority Applications (2)
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- 1985-07-05 DE DE19853524029 patent/DE3524029A1/de active Granted
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1986
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