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NACHWEISVERFAHREN ZUR IN VITRO-BESTIMMUNG DES BEI
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EINER ALLERGIE KORRESPONDIERENDEN ALLERGENS.
In den
vergangenen Jahrzehnten haben allergische Erkrankungen allgemein sehr zugenommen.
Eine Allergie bedeutet, daß der gesamte menschliche Organismus auf bestimmte Substanzen,
die mit ihm zusammenkommen, in außergewöhnlicher Art und Weise reagiert. Es können
hierbei Allergien vom Soforttyp, vom Arthus-Typ, Kontaktallergien und Allergien
vom verzögerten Typ unterschieden werden (Allergien I bis IV nach Coombs).
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Für die Bestimmung der für Allergien kausativen Allergene gibt es
unterschiedliche Nachweismethoden, wie beispielsweise die Intrakutanteste und Epikutanteste,
bei denen das korrespondierende Allergen in die Haut eingebracht wird.
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Diese Tests belasten den Patienten und können ihn sogar gefährden.
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Es gibt ferner Labormethoden, die jedoch den Nachteil haben, daß sie
umständlich und teuer sind- und daß vielfach radioaktives Material zur Ablesung
verwendet werden muß.
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Es fehlt jedoch bislang noch immer ein Nachweisverfahren, das es gestattet,
ein weites Feld von Allergenen außerhalb des Körpers zu erfassen, ohne das Individuum
durch mehr als eine Blutentnahme zu belasten und es durch Schockgefährliche Allergene
zu gefährden. Ein solches Nachweisverfahren soll einfach durchzuführen und möglichst
ohne Verwendung radioaktiver Substanzen ablesbar sein.
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Alle vier Allergie-Typen haben eines gemeinsam, nämlich die Reaktion
jeder Zelle bzw. Zelloberfläche des gesamten Organismus auf ein Allergen. Kommen
besonders Lymphocyten eines Spenders, der an einer allergischen Erkrankung leidet,
mit dem der Allergie korrespondierenden Allergen zusammen, so war es bekannt, daß
sich zuerst die elektronegative Oberflächenladung der Zelle erniedrigt und es dann
sehr schnell zu einer Transmineralisation von Kaliumionen und Natriumionen kommt,
was mit der Veränderung der Oberflächenladung der Zelle zusammenhängt.
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Es wurde nunmehr überraschend gefunden, daß die Zellen eines Allergikers
bestimmte Substanzen, vor allem Enzyme und Heparin freisetzen, wenn sie mit dem
korrespondierenden Allergen in Kontakt gebracht werden. Während bisher leciglich
bekannt war, daß hierbei Histamin und andere allergische Mediatorsubstanzen zu Körperreaktionen
führen können, wurde nunmehr gefunden, daß in einem geschlossenen System durch Zugabe
bestimmter Indikatoren eine Allergie bzw.
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das die Allergie erzeugende Allergen als Ursache der Allergie erkannt
werden kann. Das erfolgt durch die Spaltung zugesetzter Indikatoren durch aus der
Zelle freigesetzte Enzyme oder durch die Gerinnungshemmung von Blut als Indikatorsystem
für freigesetzte Gerinnungshemmsubstanzen wie z.B. Heparin (im- folgenden Gerinnungshemmfaktor
genannt).
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Der vorliegenden Erfindung liegt demnach folgendes Prinzip zugrunde:
Isolierte Zellen des peripheren Blutes verändern sich, wenn sie von einem Allergiker
stammen und mit demjenigen Allergen, durch das der Allergiker krank wird, in vitro
in Kontakt gebracht werden: Die Zelloberfläche wird undicht und es werden bei den
Allergie-Typen I bis IV bestimmte Substanzen in aie Umgebung abgegeben, die ihrerseits
bestimmte zugesetzte Indikatoren spalten, deren Spaltproduktegemessen werden können.
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Bei den aus der Zelle freigesetzten und für den vorliegenden Nachweis
verwendbaren Substanzen handelt es sich vor allem um Proteasen sowie um Phosphatase
und Gerinnungshemmfaktoren Das Freiwerden von Proteasen aus der Zelle läßt sich
mit einem geeigneten Indikator feststellen, dessen Spaltprodukte dann photometrisch
mit einer Farbreaktion gemessen werden können. Ungeeignet als Indikatoren sind solche
Substanzen, gegen die der Patient allergisch ist. Geeignete Indikatoren.
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hierfür sind beispielsweise: l-Leucin-p-nitroanilid, l-Leucin-B-naphthylamid,
Leucinhydrazin, l-Leucinamid, l-Leucylglycin, l-Leucylalanin, Haemoglobin, Serumproteine,
Rinderalbumin, Casein, Sulfanililamidcasein,
Edestin, radioaktiv
markiertes Albumin und Haemoglobin. Bevorzugt wird l-Leucin-p-nitranilid.
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Die Freisetzung von Proteasen als Erkennungszeichen einer Allergie
läßt sich dort nutzbar machen, wo Allergene verwendet werden, die- selbst nicht
durch Proteasen zerstört werden und die selbst keine Fermenthemmer sind. Allergene,
die aus sehr enzymanfälligen, labilen Proteinen bestehen, z.B. einige Virusproteine
und durch diese Proteasen selbst zerstört werden, können daher in dem erfingungsgemäßen
Proteasen-Freisetzungstest nicht eingesetzt werden.
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Das Freiwerden von Phosphatase aus dem Zellinnern läßt sich mit solchen
Substanzen als hierfür geeignete Indikatoren feststellen, die durchPhosphatase.
gespalten werden und deren Spaltprodukte sich photometrisch nachweisen lassen. Beispiele
hierfür sind: Phenolphthalein-monophosphat, Phenolphthalein-di-phosphat, p-Nitrophenylphosphat,
2, 6-Dibromchinochloridphosphat, B-Glycerophosphat, 8-Naphthylphosphat, Phenylphosphate
(besonders für die saure Phosphatase) , Phosphorsäureester von Florescin, Eosin,
4-Methol-7-oxy-cumarin und 3-Hydroxy-2-naphthanilid, weiter 4-Methylumbelliferyl-phosphat.
Bevorzugt wird hierfür Phenolphthalein-mönophosphat verwendet.
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Auch hier sind wiederum Substanzen ungeeignet, gegen die
der
Patient allergisch ist.
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Im Phosphatase-Freisetzungstest können keine Allergene verwendet werden
die selbst Phosphatase enthalten, weil diese den Test verfälschen würden. So enthalten
z.B. Rohpollen-Suspensionen bzw. deren Rohextrakte selbst Phosphatase. Die Phosphatase
hat den Vorteil, daß sie hitzestabil ist, daß dieser Test relativ robust ist und
außerdem nicht durch Fermentgifte gehemmt wird. So können hiermit beispielsweise
Antibiotika-Allergien nachgewiesen werden.
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Neben den obengenannten Enzymen gibt die Zelle - und hierzu gehören
in erster Linie Makrophagen und große Lymphocyten -Gerinnungshemmfaktoren wie z.B.
Heparin, frei. Als Indikatorsystem für den Nachweis dieser Hemmfaktoren dient die
Verzögerung der Gerinnungszeit von Blut.
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Im Gerinnungstest können keine Allergene verwendet werden, die selbst
gerinnungshemmend wirken. So ist z.B. im Gerinnungshemmtest kein Bienengift als
Test-Allergen anwendbar, da Bienengift selbst, das ein sehr starkes Allergen sein
kann, die Gerinnung hemmt. Gleiches gilt für bestimmte Insektengifte und für Schlangengifte,
wie sie als Bestandteile in einigen Arzneimitteln enthalten sind. Ebenso lassen
sich keine Allergene verwenden, die selbst Eiweifällungsmittel sind, da hierdurch
ein Gerinnungsvorgang vorgetäuscht wird;
Eiweißfällungsmittel sind
beispielsweise Quecksilberverbindungen.
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Damit freigesetzte Gerinnungshemmfaktoren nachgewiesen werden können,
muß das Blut durch usatz von Natriumcitrat ungerinnbar gemacht werden. In dieser
Phase können die Zellen mit dem Allergen reagieren, wodurch zelleigene Gerinnungshemmfaktoren
freigesetzt werden. Die Zeit der Gerinnungshemmung wird dadurch gemessen, daß die
Gerinnungshemmung durch Natriumcitrat durch Zusatz eines überschusses an Calciumionen(Fällung)
rückgängig gemacht wird. Die jetzt sichtbare Gerinnungshemmung geht nur noch auf
zelleigene Hemmfaktoren zurück.
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Eine praktische Art der Durchführung dieser Bestimmungsmethode ist
folgende: (1) Blut des Patienten wird mit Natriumcitrat ungerinnbar gemacht.
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(2) Durch Zusatz des Allergens werden aus den Leukozyten Gerinnungshemmfaktoren
freigesetzt.
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(3) Das gleiche Blut wird durch Zusatz eines Überschusses von Calciumionen,
vorzugsweise Calciumglukonat oder CaC12, und Inaktivierung des Natriumcitrates wieder
gerinnbar
gemacht, so daß sich jetzt nur noch die Gerinnungshemmung
durch diese Faktoren auswirkt. Die Bildung von Fibrinfäden (Blutgerinnung) wird
sichtbar, wenn in kurzzeitigen Abständen Glaskapillaren durch das Blut hindurchgezogen
werden.
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Normalerweise kommt es beim Blut eines Gesunden bzw. bei einem Nichtallergiker
ohne Zusatz eines Allergens innerhalb von 3-4 Minuten zur Blutgerinnung, d.h. zur
Ausfällung von Fibrinfäden im Blut. Wurden jedoch durch Wirkung des Allergens aus
den Leucozyten Gerinnungshemmfaktoren freigesetzt, so kann diese Blutgerinnung bis
zu 28 min. verzögert werden.
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Dieser Vorgang läßt sich sehr leicht auf folgende Weise verfolgen
und messen: Solange das Blut noch nicht geronnen ist, schreibt die Glasnadel durch
das Blut hindurch; bei beginnender Blutgerinnung lagern sich die Fibrinfäden um
die Glasnadel und nehmen den Blutkuchen, der sich inzwischen gebildet hat, mit.
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Zusammenfassend ergibt sich somit, daß durch ein Allergen aus den
weißen Blutkörperchen in jedem Falle bestimmte Substanzen freigesetzt werden, Fermente
und Gerinnungshemmfaktoren; die Fermente lassen sich mit entsprechenden Indikatoren,
mit denen man Farbreaktionen erzeugen kann, nachweisen, bei gerinnungshemmenden
Zellsubstanzen wie z.B.
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Heparin, wird das Gerinnungssystem des Blutes als Indikator verwendet.
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Das erfindungsgemäße Nachweisverfahren wird für freigesetzte Fermente,
beispielsweise auf die Weise durchgeführt, daß vom Patienten 4 bis 12 cm3 Blut abgenommen
werden, das auf bekannte Weise z.B. durch Citratzusatz ungerinnbar gemacht und 1
Stunde, z.B. in langen Senkungsröhrchen, ruhig stehengelassen wird; hierdurch setzen
sich die Blutbestandteile in verschiedenen Schichten ab. Die Schicht mit den roten
Blutkörperchen wird verworfen. Die Plasmaschicht mit den weißen Blutkörperchen wird
für die weitere Untersuchung verwendet, wobei einzelne untergemischte Erythrozyten
nicht stören.
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Die Plasmaschicht wird auf die Versuchsansätze verteilt.
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Hinzu werden die Indikatorlösung und das zu testende Allergen zugesetzt.
Einem Vergleichsansatz (Kontrolle) wird kein Allergen beigegeben. Dieser Vergleichsansatz
soll Auskunft über die Fermentfreigabe nicht Allergen-provozierter Leukozyten geben
und dient beim späteren photometrischen Vergleich als Nullwert. Alle Allergenansätze
und der Ansatz ohne Allergen werden in gleicher Zusammensetzung doppelt angelegt
und jeweils einer davon sofort, eventuell nach Zugabe von Ableselösungen, photometrisch
ausgewertet.
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Dies dient zur Bestimmung des Leerwertes (Eo) Die restlichen Ansätze
läßt man eine halbe bis drei Stunden reagieren,
der normierten
Verhältnisse wegen am besten luftdicht verpackt im Brutschrank.
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Für jede einzelne Allergiebestimmung werden ein geringe Menge, d.h.
0,1 bis 0,2 ml Plasma mit dem zu prüfenden Allergen vermischt. Die Menge des zu
prüfenden Allergens steht mit der Temperatur sowie der Zeitdauer der Inkubation
in Beziehung. So wird z.B. bei dreistündioer Inkubation (370C) im Falle einer Neuroallergie
bereits mit 10-20 g encephalitogenem Protein eine Allergiereaktion nachgewiesen.
Bei Penicillin sind 1 mg Penicillin G pro ml Plasma ausreichend.
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Bei korpuskularen Antigenen, z.B. Pollen, geht man von 1-10 mg/ml
Plasma aus. Bei proteinhaltigen Pollenextrakten von 60-200 mo/ml Plasma. Verringert
man die Temperatur auf +100 bis +15"C, so muß eine Inkubationszeit von 8 bis 10
h gewährleistet sein, ehe sich spezifische Unterschiede zwischen dem Vergleichs-
und dem Prüfungsansatz abzeichnen. Dabei ist darauf zu achten, daß die Ansätze nicht
ausflocken (feuchte Kammer), weil sonst hypertone Lösungsbedingungen entstehen,
die die Freigabe von Fermenten behindern.
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Bei der photometrischen Auswertung findet ein einfaches Eppendorf-Photometer
Verwendung. Vergleichsansätze (Kontrollen) werden in ihrer Extinktion mit den Versuchsansätzen
verglichen. -Bei der Phosphatasereaktion, bei der Phenolphthalein freigesetzt
wird,
gibt man auf bekannte Weise Alkali im Überschuß zu. Hierdurch kommt es zu einer
Rotfärbung des Phenolphthaleins. Diese Rotfärbung des Phenolphthaleins wird photometrisch
vorzugsweise im Grünbereich des Photometers bei 550 bis 555 nm gemessen.
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Wenn die von der Zelle freigesetzten Proteasen mit den Indikatoren
reagiert haben, können diese Reaktionsprodukte bei entsprechender Wellenlänge direkt
photometrisch gemessen werden. Auch hier erfolgt die Messung im Grünbereich des
Photometers, und die photometrische Extinktion der Prüfansätze wird mit dem Kontrollansatz
verglichen.
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Für alle Allergene sollten die optimalen Konzentrationen im Test ermittelt
werden.
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Bei allen drei Varianten des erfindungsgemäßen Verfahrens (Protease-Test,
Phosphatase-Test und Gerinnungshemmtest) sollte der Patient in seinem Blut nicht
weniger als 3.000 und nicht mehr als 10.000 Leukozyten haben. In diesem Bereich
ergibt der Prüfansatz zum Vergleichsansatz auswertbare und testspezifische Unterschiede.
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Beispiele für auszutestende Allergien sind diejenigen auf Pollen von
Gräsern, Bäumen und Blüten. Test-Allergene stehen in hoher Reinheit als proteinhaltige
Extrakte der genannten Pollen im Handel zur Verfügung. Bei dieser Bestimmung
kann
der Protease-Test sowie der Gerinnungstest eingesetzt werden, Pollenextrakte enthalten
Phosphatase, weshalb der Phosphatase-Test verfälscht.
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Große klinische Bedeutung besitzen Allergien auf verschiedene Antibiotika.
Bei der häufigsten Antibiotika-Allergie, der Penicillin-Allergie, sind alle drei
Testsysteme geeignet.
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Bei der Allergie gegen Tetracycline sollte jedoch der Gerinnungstest
nicht verwendet werden, da Tetracycline selbst Calcium fällen und damit beim Zusatz
von Calciumüberschuß zum System eventuelle Verfälschungen eintreten können. Bei
der Ermittlung von Antibiotika-Allergien, die einen schnelleren zeitlichen Ablauf
bei entsprechender Konzentration und Einhaltung der Temperatur von 370C im Inkubator
aufweisen, kann der Gerinnungstest, der einfach und arbeitssparend ist, als Suchtest
angewendet werden, wenn die Austestung auf viele' Antibiotika- bzw. Stoffgruppen
angesetzt wird.
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Weitere Bedeutung haben für das allergische Asthma Allergien auf bakterielle
Spaltprodukte. Diese sind leicht zu isolieren. Sie enthalten jedoch Proteasen. Aus
diesem Grunde ist der Protease-Test für die Ermittlung einer bakteriellen Allergie
beim Asthma weniger gut geeignet als der Gerinnungs-und der Phosphatase-Test.
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Weitere große Bedeutung haben bestimmte Nahrungsmittel-
Allergien,
wie z.B. Allergien auf bestimmte Proteine von Krustentieren. Entsprechende Allergen-Lösungen
sind im Handel erhältlich. Mit diesen Allergen-Lösungen kann am besten der Phosphatase-Test
oder der Gerinnungstest durchgeführt werden. Da bei diesen proteinhaltigen Allergen-Lösungen
die Freisetzung von Proteasen aus den Zellen zur Zerstörung des Allergens und damit
zur Limitierung des Tests führen könnte, sollte der Proteasetest in diesen speziellen
Fällen nicht zur Anwendung kommen. Gleiches gilt, wenn eine Allergie auf heterologe
Eiweißstoffe, beispielsweise gegen Kuhprotein (Kuhmilch-Allergie) vorgenommen werden
soll. Bei der ebenfalls nicht seltenen Formol-Allergie können entsprechende Verdünnungen
dieser Lösungen den Leukozyten direkt zugesetzt werden. Eine Allergie gegen diese
Substanz läßt sich mit allen drei Testvarianten ermitteln.
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Der Gerinnungshemmtest als weitere Verfahrensvariante eignet sich
zur Ermittlung sämtlicher Allergien mit Ausnahme derjenigen, in denen das Allergen
selbst die Gerinnungsfähigkeit des Blutes beeinflußt. Hierzu gehören gerinnungshemmende
Substanzen, wie z.B. proteolytische und fibrinolytische Enzyme (z.B. Schlangengifte,
wie sie in Salben und Medikamenten zur Behandlung von Thrombosen enthalten sind),
heparinhaltige Medikamente und Calciumfällungsmittel. Der Gerinnungstest eignet
sich zur Ermittlung von Pollen-Allergien, zur Ermittlung einiger Kontaktallergien,
wie z.B. die Chromallergie,
die Nickelallergie, die Allergie gegen
Silber, Bleisalze und Gold.
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Zur Ermittlung der geeigneten Verfahrensvariante: Werden bei einer
Allergie mehrere Allergene als Ursache verdächtigt, so muß zuerst festgestellt werden,
welche der genannten Test-Varianten die günstigste ist, um das verantwortliche Allergen
zu ermitteln.
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Die primär günstigste Test-Variante ist der Gerinnungshemmtest: Er
erfaßt praktisch alle Allergene, mit Ausnahme derjenigen, die das Gerinnungssystem
selbst direkt beeinflussen.
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Hierzu gehören Arzneimittel, die selbst gerinnungshemmend wirken.
Alle anderen Allergene (z.B. Blütenpollen, EiweiB-extrakte, Antibiotika, Hausstaub-Milben,
u.a.) lassen sich mit diesem Test ermitteln. Als nächster, robuster Test mit guter
Reproduzierfähigkeit ist der Phosphatase-Test anzusehen. Hier können mit Ausnahme
der Blütenpollen, die selbst Phosphatase enthalten, praktisch alle übrigen Allergene
gemessen werden. Der Protease-Test steht dann immer noch als Kontrolltest und als
Test für bestimmte, besondere Aufgaben zur Verfügung.
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Beispiel 1: Bestimmung der freigesetzten Proteasen Man entnimmt einem
Individuum eine Blutprobe und versetzt diese mit Heparin zur Gerinnungshemmung.
Nachdem diese Probe eine bis eineinhalb Stunden bei Zimmertemperatur oder bei 37"C
im Brutschrank ruhig gestanden hat, kann man eine ausreichende Menge an in Plasma
suspendierten Leukozyten im Überstand abheben.
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Eine geringe Menge, d.h. 0,1 bis 0,2 ml Plasma (Überstand) und 0,2
ml isotoner Allergenlösung, z.B. Bakterienlysat, Virus, Antibiotikalösungen usw.
werden in ein Reagensglas gegeben, dieses wird luftdicht verschlossen und während
vier Stunden in einem 37"C-warmen Brutschrank gestellt. Danach schüttelt man die
Probe auf, zentrifugiert und entnimmt 0,1 ml des überstandes und gibt diesen in
drei ml einer 0,1 molaren Phosphatpufferlösung, die auf einen pH-Wert von 6,5 eingestellt
ist und Leucin-p-nitroanilid in einer Konzentration von 0,7 mM/l enthält. Anstelle
des Leucin-p-nitroanilids kann auch jedes andere Substrat, das von mehr oder weniger
unspezifischen Proteasen oder Peptidasen gespalten wird, und dessen Spaltprodukte
photometrisch erfaßbar sind, für diesen Zweck verwendet werden.
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Anschließend wird der in der Pufferlösung aufgenommene Indikator (0,05
ml) und dem vom Patienten stammenden Probeanteil (0,05 ml) mit dem Allergen. (0,1
ml) durchgemischt
und ein ausreichender Teil hiervon in eine Meßküvette
gegeben, 3 - 4 h inkubiert und im Falle des Leucin-p-nitroanilids die Extinktion
bei 405 nm Lichtwellenlänge bei 250C bestimmt.
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Besteht eine Allergie gegen das Test-Allergen, so ist die Aktivität,
gemessen gegenüber der Differenz der Kontrollprobe ohne Test-Allergen erhöht.
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Mit der vorstehend beschriebenen Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
können z.B. Antibiotika-Allergien, Infektions-Allergien, Blütenpollen-Allergien,
Bienengift- und Wespengift-Allergien erkannt werden.
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Beispiel 2: Bestimmung der freigesetzten alkalischen Phosphatase Der
Versuchsaufbau ist bis zu dem 3- bis 4-stündigem Inkubieren mit dem des Beispiels
1 identisch.
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Es werden 0,2 ml des überstandes entnommen und in 0,6 ml einer molaren
Diäthanolamin-Pufferlösung (pH 9,0 - 12,0) eingegeben. Es sind auch alle anderen
Phosphatasesubstrate geeignet, deren Spaltung photometrisch erfaßbar ist, wie z.B.
Monophosphophenolphthalein. Die Extinktion wird bei 555 nm Lichtwellenlänge gemessen
(Ependorf-Photometer; Filter Hg).
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Besteht eine Allergie gegen das verwendete Test-Allergen, so ist die
Extinktion gegenüber den Kontrollansatz erhöht.
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Das Verfahren des Beispiels 2 ist ungeeignet für Allergene mit hohen
Aktivitäten an Phosphatase, sowie Patienten mit hohen Serumaktivitäten an alkalischer
Phosphatase.
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Diese Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens eignet sich zur Ermittlung
von Allergien, die durch proteinhaltige Allergene hervorgerufen werden, wie z.B.
Fischeiweiß, Krebseiweiß, Kuhprotein (Milchallergie) sowie zur Ermittlung von Antibiotika-Allergien,
Bienengift- und Wespengift-Allergien. Lediglich der Heuschnupfen eignet sich nicht
zur Allergentestung mit dieser Verfahrensvariante.
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Beispiel 3: Bestimmung der freigesetzten Gerinnungshemmfaktoren Bei
diesem Test werden 0,1 ml mit Citrat ungerinnbar gemachtes Blut mit physiologischer,
isotoner Kochsalzlösung auf das doppelte Volumen verdünnt. Das Allergen wird bei
einem Testvolumen von 0,2 ml in isotoner Lösung zugesetzt, so daß sich insgesamt
in den dickwandigen gedellten Objektträgern ein Volumen von 0,3 ml der verdünnten
Blutsuspension befinden. Bei zahlreichen Testen auf viele unterschiedliche Allergene
kann das Testvolumen auch auf die Hälfte reduziert werden, wobei dann 0,05 ml Blut
mit 0,1 ml der Allergen-
Lösung versetzt werden. Das Gesamtvolumen
dieses Testansatzes ist dann 0,15 ml. Die Inkubation erfolgt über 3 h in der feuchten
Kammer bei 370C. Zusatz von 0,1 ml einer Calciumlösung (0,045 molar), wie beschrieben.
Mit dünnen Glasnadeln wird dann in kurzen Abständen durch-diese Blutsuspension hindurchgekämmt.
Nach 3 1/2 bis 4 min. zeigt sich in der Kontrolle eine normale Blutgerinnung daran,
daß um die Glasnadeln sich die Fibrinfäden des geronnenen Blutes wickeln, bis schließlichdie
Glasnadel den gesamten Blutkuchen mitnimmt. In den noch nicht geronnenen Proben
bzw. in den Proben, wo durch Allergeneinwirkung eine Gerinnungshemmung eintritt,
kämmt die Glasnadel durch das Erythrozyten- und Leukozyten-Gemisch hindurch und
hinterläßt allenfalls für kurze Zeit eine sich rasch verwaschende Spur. Mit einer
Stoppuhr wird der Verlauf der Gerinnungsprozesse gemessen.
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Damit in mehreren Gerinnungsproben die Glas nadel gleichzeitig durchgeführt
werden kann, wurde ein Kamm mit vorstehenden Zähnen, die den etwa geschilderten
Glasnadeln entsprechen, (technisch hergestellt aus Glaskapillaren, wie zur Haematokritbestimmung)
verwendet, jedoch am unteren Ende zugeschmolzen).
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Der Gerinnungstest ist die technisch einfachste Verfahrensvariante,
umfaßt ein sehr breites Spektrum der unterschiedlichsten Allergene und benötigt
vor allem keine aufwendigen Apparaturen, wie z.B. Photometer.