Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Trikalziumphosphat-Knochenkeraitiik zur Verwendung als Knochenimplantat,
insbesondere zur Auffüllung von Hohlräumen oder zur Fixierung von Knochenbruchstücken nach Frakturen und einen
hiernach hergestellten Trikalziumphosphat-Keramik-Formkörper.
Knochenimplantate aus Trikalzium-Keramik als Knochenersatz, kombiniert mit Antibiotika als Medikament-Depot vor Ort
sind bekannt (Bild der Wissenschaft 10, 1979,115-126).
Zum Einzementieren von Implantaten, zur Verankerung von Gelenk-Endoprothesen od.dgl. sind Knochenzemente in verschiedenen Zusammensetzungen bekannt geworden. Derartige
Knochenzemente werden beispielsweise durch Vermischen von Vorprodukten aus pulverförmigen Methylmethacrylat-Homo- oder
-Copolymerisaten , geeigneten flüssigen Monomeren, meist
Methylmethacrylat, einem Katalysator-System und gegebenenfalls
Röntgenkontrastmitteln zum Erkennen des Zementes im Körper zunächst in Form eines plastischen Teigs erhalten, der dann
in den Körper eingebracht wird und durch Polymerisation des Monometers aushärtet.
Nach der DE-AS 22 29 702 ist ein Knochenzement aus Polymethylmethacrylat
und einem Monomer-Gemisch aus Methylmethacrylat' und Methacrylsäureestern höherer Alkohole und einem aus
Dibenzoylperoxid und Dimethyl-p-toluidin bestehenden
Katalysator-System bekannt.
Es ist ferner bekannt, dem Knochenzement Antibiotika
zur Prophylaxe von Infektionen an der Grenzfläche zwischen Knochenzement und Knochen zuzusetzen. Nach der DE-OS
20 22 117 werden einem derartigen Knochenzement als Antibiotika Penicillin, Gentamicin und Tetracyclin zugegeben. Aus dem
dann ausgehärteten Knochenzement wird das Antibiotika zunächst in relativ hoher, seine bakterizide bzw. bakteriostatische
Wirkung sicherstellender Konzentration freigesetzt. Danach tritt ein Abfall der Konzentration ein, wobei letztlich eine
niedrigere Freisetzungsquote über einen längeren Zeitraum verhältnismäßig konstant bleibt. Auch wenn dann noch eine
gewisse Langzeit- bzw. Depotwirkung gegeben ist, so ist doch die wirksame Antibiotika -Konzentration sehr gering.
Durch Zugabe größerer Mengen an Antibiotika wird wohl eine Erhöhung der wirksamen Konzentration erreicht, die
jedoch nur begrenzt bestehen bleibt, da durch einen erhöhten Antibiotika-Zusatz die mechanische Festigkeit des ausgehärteten
Knochenzements ungünstig beeinflußt wird.
Nach der DE-PS 25 11 122 ist ein Vorprodukt für die Zubereitung von Knochenzement bekannt, das neben einer Gentamicinverbindung
entweder pulverförmige Copolymerisate aus Methylmethacrylat und Methylacrylat oder monomeres Methylmethacrylat als Hauptbestandteil
aufweist und Gentamicin-Hydrochlorid und/oder Gentamicin-Hydrobromid oder ein Gemisch von Gentamicin-SuIfat
mit Natriumchlorid, Kaliumchlorid, Natriumbromid und/ oder Kaliumbromid enthält, wodurch ein Vorprodukt zur Zubereitung
von Knochenzement erhalten wird, aus dem wohl das Antibiotikum
in höherer Konzentration freigesetzt wird, jedoch bleibt die Wirksamkeit der Antibiotika nicht über einen
langen Zeitraum erhalten.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demgegenüber, eine Trikalziumphosphat-Knochenkeramik zu schaffen, bei
der ein zugesetztes Antiseptikum oder Chemotherapeutikum so freigegeben wird, daß ein Schutz über einen längeren
Zeitraum erhalten wird, d.h. daß die Wirksamkeit des Antiseptikums oder des Chemotherapeutikums über einen langen .
Zeitraum erhalten bleibt. Darüber hinaus soll eine bessere Resorption der Keramik durch das Knochengewebe erreicht
und der Knochenaufbau angeregt werden.
Zur iiösung dieser Aufgabe wird ein Verfahren zur Herstellung
einer Trikalziumphosphat-Knochenkeramik zur Verwendung als Knochenimplantat,insbesondere zur Auffüllung von Hohlräumen,
oder zur Fixierung von Knochenbruchstücken nach Frakturen, vorgeschlagen, das erfindungsgemäß darin besteht, daß dem
Keramikausgangsmaterial vor dem Brennvorgang anorganische und/oder organische mikro- oder makroporenbildende Substanzen,
wie Zucker, Ammoniumbicarbonat und/oder Ammoniumcarbaminat, Kalziumhydrogenphosphat u.dgl. zugegeben, hierauf nach dem
Brennvorgang des vorher geformten Keramik-Formkörpers dieser mit einem Antispetikum oder Chemotherapeutikum imprägniert
und anschließend zur Erzielung einer verzögerten Freigabe des Antiseptikums bzw. des Chemotherapeutikums zu einer vorgege-
benen Freisetzungszeit mit einem Polymer in unterschiedlichen genau auf die vorgegebene Freisetzungszeit abgestimmten
Schichtdicken überzogen wird.
Hiernach ist eine Knochenkeramik aus Trikalziumphosphat mit definierter Makro- oder Mikroporengröße geschaffen,
wobei die Porengröße der Keramik durch Zugabe anorganischer und/oder organischer porenbildender Substanzen erreicht
wird. Im wesentlichen kommen hier als porenbildende Substanzen alle diejenigen Substanzen zur Anwendung, die vor
und während des BrennVorganges die Makroporösität und
Mikroporosität der Keramik bewirken, jedoch rückstandsfrei sich gleichzeitig im Knochenzement zersetzen. Nachdem die
Keramik mit der entsprechenden Porengröße versehen ist, wird die Keramik mit einem Antiseptikum oder einem Chemotherapeutikum
imprägniert und anschließend zur Erzielung einer verzögerten Freigabe des Antiseptikums oder Chemotherapeutikums mit einem
Polymer überzogen. Zur Erreichung unterschiedlicher Freisetzungszeiten wird das Polymer in unterschiedlichen, genau
definierten Schichtdicken aufgebracht. Für den Überzug werden beispielsweise als Material Polymere, Methacrylate,
Substanzen aus Zellulosebasis, Polydextran,biologisch
abbaubare Überzüge und auflösbare überzüge verwandt.
Die auf diese Weise gewonnene überzogene Keramik wird als Knochenimplantat vorwiegend zur Auffüllung von Hohlräumen
verwendet.Dabei verhindert das nach Auflösung des Überzuges
freigesetzte Antiseptikum oder Chemotherapeutium mög-
liehe postoperative Infektionen. Da das Antiseptikum oder
das Chemotherapeutikum in ungefähr 2 Tagen vollständig aus der Keramik freigesetzt wird, jedoch ein Schutz über
einen wesentlichen längeren Zeitraum erforderlich ist, sind unterschiedliche Schichtdicken bei den überzügen erforderlich,
um damit einen zeitlich genau abgestuften Beginn der Freisetzung des Antiseptikums oder des Chemotherapeutikums
zu erzielen. Die Keramik selbst wird nach einer gewissen Zeit vollständig vom Knochengewebe absorbiert.
Der überzug kann auch in Form von mehreren Lagen auf dem
Keramik-Formkörper aufgebracht sein, wobei die Möglichkeit besteht, die einzelnen Schichten ebenfalls mit einem Antiseptikum
oder einem Chemotherapeutikum zu imprägnieren, wobei dann die Dicke der einzelnen überzugschichten die jeweils
einzelnen Freisetzungszeiten für das Antiseptikum oder das Chemotherapeutikum bestimmen.
Als Porenbildner können alle anorganischen oder organischen Substanzen Verwendung finden, die sich beim Brennvorgang in
NH37CO3 und H„0 umsetzen, und es dabei somit zu einer Porenbildung
kommt. Als porenbildende Substanzen können beispielsweise Zucker, Ammoniumbicarbonat oder Ammoniumcarbaminat oder
"Hirschhornsalz", welches aus Ammoniumbicarbonat und Ammoniumcarbaminat besteht, Ammoniumcarbonat, Kalziumhydrogenphosphat
u.dgl. Verwendung finden.
Die erfindungsgemäßen Materialien für Knochenimplantate
aus Trikalziumphosphatkeramik werden vorzugsweise aus einem
entsprechenden Trikalziumphosphatpulver, den Zusätzen zur
Steuerung der Mikro- und Makroporösität homogen vermischt,
und dann verformt. Vorzugsweise werden Mengen von 1% bis 3% an porenbildenden Substanzen beigemischt, wodurch es
zur Ausbildung der größeren und kleineren Poren kommt. Das TrikaIziumphosphatpulver kann mit den Zusätzen granuliert
werden. Auch besteht die Möglichkeit, das Trikalziumphosphatpulver
zusammen mit den Zusätzen nach dem Schlickergußverfahren zu verformen. Nach der Verformung erfolgt dann das Brennen bei
Temperaturen um 1.0000C, wobei auch darunterliegende und
darüberliegende Temperaturen zu Anwendung kommen können.
Außerdem kann dem Trikalziumphosphat vor dem Brennvorgang
ein bestimmter Anteil zum Beispiel an Kalziumfluorid zugesetzt
werden. Dieses dient zur besseren Resorption der Keramik durch das Knochengewebe sowie der Anregung des Knochenaufbaus.
Das Kalziumfluorid unterbricht die kristalline Struktur des Trikalziumphosphates, wodurch eine schnellere Resorption
der Keramik erreicht wird. Die so hergestellte Knochenkeramik wird mit einem Antiseptikun oder einem Chemotherapeutikum zur
Verhinderung von Infektionen nach dem operativen Einbringen der Keramik-Formkörper in Knochenhohlräume imprägniert. Anstelle
des Kalziumfluorids können auch zur Erhöhung der Resorption der Keramik durch das Knochengewebe andere Fluoridverbindungen
zur Anwendung gelangen. Vorzugsweise kommen
Fluoridverbindungen mit Elementen der Alkalimetall- und
der Erdalkalimetallgruppe, wie CaF2, NaF und MgF2 od.dgl.
infrage. Im wesentlichen sollten hier immer Fluoridverbindungen mit Elementen zur Anwendung gelangen, die auch
im Knochengewebe vorzufinden sind.
Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Beispielse erläutert :
Beispiel 1:
Handelsübliches Trikalziumphosphat mit einer Korngröße von
etwa 1 bis 2 μ wird durch Zusatz von Wasser und einem entsprechenden Porenbildner auf einem Tellergranuliergerät
granuliert. Soweit Resorptionsbeschleuniger hinzugegeben werden sollen,wird dem Ausgangsmaterial ein entsprechender
Resorptionsbeschleuniger, wie z.B. Kalziumfluorid zugegeben. Die erhaltenen Granulen sind stabil genug, um
vermittels Sieben in Fraktionen verschiedener Größe aufgetrennt zu werden.
Die fertigen Granulate werden anschließend gebrannt. Die Brenndauer beträgt etwa 1 Stunde bei einer Temperatur von
etwa 1.0000C, wobei diese Temperatur auch niedriger oder
höher gewählt sein kann.Die erhaltenen Granulate weisen eine ausreichende mechanische Festigkeit auf und sind in
der Lage, ausreichende Mengen eines Antiseptikums oder eines Chemotherapeutikums aufzunehmen.
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Beispiel 2;
Ein gemäß Beispiel 1 gewonnenes Granulat wird mit einer Lösung
eines entsprechenden Antiseptikums oder Chemotherapeutikums
imprägniert und anschließend getrocknet. Bei einer entsprechenden Porösität ist das Granulat in der Lage, einen Gehalt an Wirkstofftrockensubstanz
bis zu 45% des Keramikausgangsgewichtes aufzunehmen.
Beispiel 3:
Ein gemäß Beispiel 1 und 2 hergestelltes, mit einem Antiseptikum oder Chemotherapeutikum imprägniertes Granulat wird
anschließend in an sich bekannter Weise dragiert und mit einer oder mehreren Schichten aus einem Polymer-überzug versehen, wobei
jede Uberzugsschicht eine genau definierte Schichtdicke zur Freigabe des Antiseptikums oder Chemotherapeutikums
aufweist.
Beispiel 4;
Handelsübliches Trikalziumphosphat mit einer Korngröße von etwa
1 - 2 μ wird durch Zusatz einer geeigneten Granulierflüssigkeit und eines entsprechenden Porenbildners sowie einer resorptionsfordernden
Substanz, z.B. Kalziumfluorid, nach einem aus der Pharmazeutik bekannten Granulierverfahren, z.B. Wirbelschicht-Sprühgranulation
granuliert. Das erhaltene getrocknete Granulat wird auf einer geeigneten Tablettiermaschine zu Tablettenformlingen
verpreßt.
Die fertigen Tabletten werden anschließend gebrannt. Die Brenndauer beträgt etwa eine Stunde bei einer Temperatur von
etwa 10000C, wobei diese Temperatur auch niedriger oder höher
gewählt werden kann. Durch die Wahl der Brenntemperatur kann die mechanische Festigkeit der Tabletten bestimmt werden. Die
gebrannten Tabletten sind in der Lage, ausreichende Mengen eines Antiseptikums oder eine Chemotherapeutikums
aufzunehmen. r
Beispiel 5; "~^\
Die gemäß Beispiel 4 gewonnenen Tabletten werden mit einer Lösung eines entsprechenden Antiseptikums oder Chemotherapeutikums
imprägniert und anschließend getrocknet. Bei einer entsprechenden Porosität sind die Tabletten in der Lage, einen Gehalt an Wirkstofftrockensubstanz
bis 45% des Keramikausgangsgewichtes aufzunehmen.
Beispiel 6:
Die gemäß Beispiel 4 und 5 hergestellten und mit einem Antiseptikum
oder Chemotherapeutikum imprägnierten Tabletten werden anschließend in an sich bekannter Weise dragiert und mit
einer oder mehreren Schichten aus einem Polymerüberzug versehen, wobei jede Überzugsschicht eine genau definierte Schichtdicke
zur Freigabe des Antiseptikums oder Chemotherapeutikums aufweist.
Beispiel 7;
Handelsübliches Trikalziumphosphat mit einer Korngröße von
etwa 1 - 2 μ wird mit einem entsprechenden Porenbildner sowie einer resorptionsfordernden Substanz, wie z.B.
Kalziumfluorid, vermischt und durch Zusatz einer geeigneten
Flüssigkeit angeteigt. Diese Materialmischung wird in Formen beliebiger Größe eingebracht und anschließend gebrannt.
Die Brenndauer beträgt etwa eine Stunde bei einer Temperatur von etwa 10000C.,wobei diese Temperatur auch niedriger
oder höher gewählt werden kann. Durch die Wahl der Brenntemperatur kann die mechanische Festigkeit der Formstücke bestimmt werden.
Diese Formstücke sind in der Lage, ausreichende Mengen eines Antiseptikums oder eines Chemotherapeutikums aufzunehmen.
Beispiel 8;
Die gemäß Beispiel 7 gewonnenen Formkörper werden mit einem
Antiseptikum oder Chemotherapeutikum imprägniert und anschließend getrocknet. Bei einer entsprechenden Porosität
sind die Formstücke in der Lage, einen Gehalt an Wirkstofftrockensubstanz bis 45% des Keramikausgangsgewichtes aufzunehmen.