-
Hilfsmittel zum Bedecken und/oder Ausfüllen von
-
Knochendefekten und Verfahren zur Herstellung desselben
Hilfsmittel
zum Bedecken und/oder Ausfüllen von Knochendefekten und Verfahren zur Herstellung
desselben Die Erfindung betrifft ein Hilfsmittel zum Bedecken und/ oder Ausfüllen
von Knochendefekten, insbesondere zum Einsetzen von enossalen Implantaten.
-
Bei Knochendefekten, wie sie im Falle von Knochenbrüchen, bei Operationen
und Implantationen ins Knochengewebe auftreten, entsteht jeweils eine erhebliche
Infektionsgefahr. Diese ist besonders groß bei enossalen Halbimplantaten, d.h. in
den Fällen, in denen das Knochengewebe und ein in dieses eingepflanzter Fremdkörper
nicht mehr vollständig vom Gewebe verschlossen werden und ein Teil des Fremdkörpers
über die Oberfläche des Weichteilgewebes hinaussteht, da in diesem Fall während
des Heilungsprozesses zwischen dem Gewebe und dem Implantatkörper Bakterien eintreten
können.
-
Anstelle eines Einwachsens des Implantats in den Knochenkörper kommt
es dann vielfach zu einer Entzündung des umgebenden Gewebes, was zur Abstoßung des
Implantats führt oder zumindest zur Invagination von Weichteilgewebe zwischen Implantat
und Knochen. Hierdurch werden die Erfolgsaussichten derartiger Eingriffe erheblich
verringert. Besonders beim Einsetzen von Dental-Halbimplantaten, was neuerdings
in größerem Umfang durchgeführt wird, ergeben sich hierdurch erhebliche Schwierigkeiten.
-
Man versucht, dort den Spalt zwischen dem Knochengewebe und dem Implantat
möglichst gering zu halten, um ein rasches Einwachsen des Implantats zu gewährleisten,
so daß dieses bald wieder belastbar ist.
-
Dieser Spalt wird normalerweise durch Blutgerinnsel ausgefüllt, das
dann durch Einwachsen von Osteoplasten in Knochengeweben umgebaut wird. Bei Störung
der Blutgerinnung oder durch Infektion des Blutgerinnsels kommt es häufig zu einer
Entzündung des umgebenden Knochengewebes und zu einer Abstoßung des Implantats.
-
Ähnliche Probleme bestehen auch beim zementfreten Einsetzen von Hüftgelenken,
wie es neuerdings bei jüngeren Patienten praktiziert wird und beim operativen Behandeln
der chronischen Osteomvelitis.
-
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Hilfsmittel
zum Bedecken und/oder Ausfüllen von Knochendefekten, insbeaondere zum E;Ln-Setzen
von enossalen Implantaten zu schaffen, das einen sterilen Abschluß der Wundflächen
ermöglicht und Zwischenräume zwischen Knochengewebe und Implantaten auszufüllen
gestattet und das während des Nach- oder Einwachsens des Knochens aufgelöst oder
resorbiert wird. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
durch eine
bei Körpertemperatur ein Gel bildende Lösung aus physiologischer Kochsalzlösung
und zumindest einem Polysaccharid und/oder Gelatine gelöst. Der Begriff physiologische
Kochsalzlösung wird hier im weiteren Sinne verstanden, d.h. er soll jegliche körperverträgliche
isotone Lösung umfassen.
-
Beispiele hierfür sind die physiologischen Kochsalzlösung im engeren
Sinne (Solutio Natrii chlorati physiologica), die sog. Ringerlösung (looo ml enthalten
8,6 g Natriumchlorid, 0,3 g Kaliumchlorid und 0,33 g Calciumchlorid), sowie Blutersatzsubstanzen,
d.h. Infusions- und Standardinjektionslösungen die beispielshalber in dem Verzeichnis
pharmazeutischer Spezialpräparate der Mitglieder des Bundesverbandes der pharmazeutischen
Industrie e.V. mit dem Titel ~Rote Liste" 1975 unter den Nummern 56001 bis 56082;
56086 bis 56267 aufgeführt sind. Auch Mischungen dieser Substanzen sind hierunter
zu rechnen.
-
Das erfindungsgemäße Hilfsmittel wird bei einer Temperatur auf die
Wundflächen aufgetragen, die über der Erstarrungstemperatur der Lösung zum Gel liegt,
jedoch unter der Temperatur, bei der eine dauernde Schädigung bzw. ein Koagulieren
des Gewebes eintritt, was zwischen 50°C und 53 0c der Fall ist. Beim Einsetzen von
enossalen Dental-Halbimplantaten wird nach einer Blutstillung - die z.B. mittels
eines mit dem Hilfsmittel selbst getränkten Tampon oder Gazestreifen erfolgen kann
- die Wandung der Knochenhöhle mit dem Hilfsmittel bedeckt bzw. die ganze Knochenhöhle
damit ausgefüllt. Anschließend wird das Implantat eingeführt, so daß der gesamte
Bereich zwischen der Wandung der Knochenhöhle und dem Implantat von dem Hilfsmittel
ausgefüllt ist. Da dieses durch seine Abkühlung auf die Körpertemperatur sofort
zum Gel erstarrt, wird es von dem Wundsekret nicht unmittelbar herausgespült, so
daß es die
Wundhöhle während des Beginns des Heilungsvorganges
steril abschließt. Durch die Wahl der Materialien ist jedoch sichergestellt, daß
das Hilfsmittel mit zunehmendem Einwachsen des Knochengewebes aufgelöst oder resorbiert
wird und nicht als Zwischenschicht zwischen dem zu halternden Implantat und dem
Knochengewebe verbleibt, Das erfindungsgemäße Hilfsmittel kann auch bei offenen
Knochenbrüchen, bei Nagelungen und anderen Knochenoperationen verwendet werden,
indem es auf den Knochen als bedeckende Schicht aufgetragen wird, und gebildete
Hohlräume ausfüllt, sowie bei der operativen Therapie der chronischen Osteomyelitis,
wo es an die Stelle der sog. Eigenblut-Antibiotika-Plombe tritt (vergl. hierzu Münchener
Medizinische Wochenschrift 112. No 36, 5 1585-9o/197o Artikel von H.Ecke; sowie
Therapiewoche 23, No 21, 1868, 1870, 1873/1973, Artikel von A. Bikfalvi).
-
Es ist zwar aus der DT-OS 21 54 272 bekannt, die Poren einer porösen
Außenschicht eines Implantats vor Ingebrauchnahme mit einer aufgetrockneten Schicht
aus einer wasserlöslichen Substanz, z. B. Gelatine oder dergleichen, zu verschließen
und diese Substanz zu sterilisieren oder antibakteriell zu behandeln, wobei diese
Schicht nach dem Implantieren durch die Körpersäfte gelöst wird, so daß die Gewebezellen
in die nun freien Poren einwachsen können.
-
Das erfindungsgemäße Hilfsmittel enthält gemäß einer besonders bevorzugten
Ausführungsform eine gewebediffusionsfördernde Substanz, insbesondere Hyaluronidase
in einer Menge von etwa 7 I.E. bis etwa 8oo I.E., vorzugsweise etwa 6o I.E. bis
etwa 9o I.E. pro cm3 des verflüssigten Mittels.
-
Die in dem Gel eingeschlossene gewebediffusionsfördernde Substanz,
diffundiert in das anliegende Gewebe, unterstützt dort den Abbau von Blutgerinnseln
und die zur Reorganisation
notwendige Durchblutung, sowie die Abfuhr
von Schlackstoffen.
-
Bezüglich der Hyaluronidase wird auf das Buch ~The Enzymes" 5 3o7
ff., Edit Paul D., Boyer Vol V 3 Aufl. Academ. Press 1971, und auf Chemielexikon,
Römpp, 1974 5 1523 verwiesen.
-
Als Beispiel für eine geeignete Hyaluronidase sei das Präparat Kinetin
der Schering AG D looo Berlin 65 genannt.
-
Das Hilfsmittel enthält des weiteren bevorzugt eine Zugabe eines Antibiotikums
und/oder Sulfonamids. Bei Verwendung von normalerweise parenteral oder intravenös
verabreichten Antibiotikas und/oder Sulfonamiden erfolgt die Zugabe zweckmäßigerweise
in einer Menge von etwa o,o1 - etwa 1o % der wirksamen Substanz der normalen Tagesdosis
pro Tagesmenge 3 Individuum auf 1 cm des flüssigen Hilfsmittels. Ein günstiger Bereich
für die Zugabe liegt zwischen o,1 und 3 % vorzugsweise etwa o,4 - 1 %.
-
Bei Verwendung von für die lokale Anwendung vorgesehenen Antibiotikas
und Sulfonamiden wie z.B. Terramycin Puder (Hersteller Pfitzer, Deutschland) werden
mit Vorteil o,o5 3 - o,5 g, vorzugsweise etwa o,1 g des Puders auf 1 cm des verflüssigten
Hilfsmittels zugegeben.
-
Bei einer Verwendung von pulversierten Marbaletten, (iiersteller Bayer
Deutschland) werden etwa 1 - 10, vorzugsweise 1 - 3 Presslinge auf 1 cm3 des verflüssigten
Hilfsmittel zugegeben.
-
Die Bezeichnung Antibiotika ist hier allgemein zu verstehen.
-
Unter Antibiotikas werden daher auch die Penizilline, Cephalosporine,
Chloramphenicol, Lincomycine und Makro,1ide, Peptolide und Polypeptide, Steptomycine
und Tetracyline verstanden. Beispiele für derartige Antibiotikas sind in dem Verzeichnis
pharmazeutischer Spezialpräparate der Mitglieder des Bundesverbandes der pharmazeutischen
Industrie e. V. mit dem Titel ~Rote Liste" 1975 unter den Nummern iiooi bis 11220
aufgeführt.
-
Beispiele für die Sulfonamide sind in der oben genannten ~Roten Liste"
unter den Nummern 86ovo1 bis 86045 aufgeführt.
-
Wenn das Hilfsmittel Antibiotika und/oder Sulfonamide enthält ist
vor dessen Anwendung sicherzustellen, daß keine entsprechende Allergie besteht.
-
Durch den Einschluß in dem Gel wird eine Depotwirkung des Antibiotikums
und/oder Sulfonamids erreicht, die im Normalfall durch die Bildung des Wundsekrets
sofort aus der Wundhöhle herausgespült werden. Im Zusammenhang mit der gewebediffusionsfördernden
Substanz, die sein Einbringen in das umgebende Gewebe erleichtert, wird auch die
Tiefenwirkung des Antibiotikums bzw. Sulfonamids verbessert.
-
Es ist besonders zweckmäßig, wenn das Hilfsmittel einen Zusatz an
knochenbildenden und/oder ein Knochenwachstum fördernden Substanzen enthält, die
aus dem Gel langsam zu dem sich bildenden Knochen diffundieren können, ohne vorzeitig
ausgeschwemmt zu werden.
-
Als knochenbildende und/oder das Knochenwachstum fördernde Substanzen
eignen sich ferner besonders Natrium-, Lithium-, Kohlenstoff-, Magnesium-, Bor-,
Fluor-, Silicium-, Phosphor-, Calcium-, Kalium- und/oder Yttrium-Ionen der Seltenen
Erden, die in körper löslicher Form dem iiilfsmittel zugegeben sind, wobei Natrium-,
Calcium-, Bor- und Phosphor-Ionen besonders vorteilhaft sind. Die Eignung der vorstehend
genannten Ionen für eine Förderung des Anwachsens von Knochengewebe an dichter Aluminiumoxyd-Keramik
ist aus der DT-AS 23 24 867 bekannt. Diese Ionen werden dort jedoch durch thermische
Diffusion in die Oberfläche der Implantate eindiffundiert, wozu ein teurer und großer
technischer Aufwand notwendig ist. Eine weitere Schwierigkeit dieses Verfahrens
ist die Dosierung der Ionen und die Zeitdauer, für die diese an das Gewebe abgegeben
werden. Bei dem erfindungsgemäßen
Hilfsmittel läßt sich die Dosierung
der Ionen durch die Beimischung zu der Lösung einfacher steuern.
-
Für ein Einwachsen von Implantaten werden in das Gel vorzugsweise
auch Apatitkristalle in Pulverform - z.B. in einem Mörser zerkleinert - eingebracht,
die bekanntermaßen die Knochenregeneration stark beschleunigen. Neben natürlichen
Knochenapatiten erscheinen Apatite, die zum Hydroxylapatit isomorph sind, besonders
geeignet, insbesondere Calciumphosphat-Hydroxyl-Apatitkriställchen.
-
Die Zugabe erfolgt mit etwa o,2 - 7o Gew. % vorzugsweise etwa 1o -
2o Gew. % bezogen auf die Menge des verflüssigten, noch nicht mit Zusätzen versehenen
gelierfähigen Hilfsmittels.
-
Weitere das Knochenwachstum fördernde Substanzen sind in der DT-OS
26 o6 54o beschrieben. Sie können zu einem Pulver zerrieben den erwähnten Zusatz
bilden.
-
Durch ihre Resorption an den Grenzflächen Ionen, die den Aufbau neuen
Knochengewebes fördern. Dieser Vorteil konnte bei den bisherigen Techniken nicht
ausgenutzt werden, da die Apatite rasch ausgeschwemint wurden und ihre Dosierung
an die interessierenden Stellen schwierig war.
-
Insbesondere in denjenigen Fällen, bei denen große Hohlräume von dem
neu zu bildenden Knochen auszufüllen sind, empfiehlt es sich, eine Variante des
erfindungsgemäßen Hilfsmittels zu verwenden, bei der dem verflüssigten Mittel ein
denaturiertes Knochenmehl zugegeben ist. Dieser Anteil des Knochenmehls beträgt
zweckmäßigerweise etwa 2,5 Gew. % bis etwa 7o Gew. %, vorzugsweise etwa 5 Gew. %
bis etwa 2o Gew. %, bezogen auf die Menge des verflüssigten noch nicht mit Zusätzen
versehenen gelierfähigen Mittels.
-
Im Folgenden wird ein Beispiel für die Herstellung von denaturischem
Knochenmehl angegeben.
-
Wirbelknochen vom Kalb werden bei 100 C 8 Stunden getrocknet.
-
Die getrockneten Knochen werden grob gemahlen und anschließend 24
Stunden in Äther entfettet. Nach dem Abtrocknen des ethers wird das Knochenpulver
24 Stunden in 2o % Wasserstoffsuperoxyd gegeben und nach Ablauf dieser Zeit 1o Min.
in diesem gekocht. Dann wird das Wasserstoffsuperoxyd abgegossen. Das Material wird
anschließend getrocknet. Das so gewonnene Pulver aus maceriertem Knochen wird in
einem Mörser sehr fein zerstoßen und dann im Autoklav sterilisiert.
-
(Dieses Verfahren beruht auf Arbeiten von R. und A. Baumeister siehe
J. Bone Surg. 39 A 153 (1957) ).
-
Die als Bestandteil des erfindungsgemänen Hilfsmittels verwandten
Polysaccharide müssen gelierfähig sein, d.h. ihre Lösungen in physiologischer Kochsalzlösung
im oben definierten weiteren und engeren Sinne muß nach Abkühlung auf Körperternperatur
zu einem festen Gel erstarrt sein. Bevorzugte derartige Polysaccaride sind Agar,
weiterverarbeitete Produkte von Agar oder Derivate von Agar, da deren Erstarrungspunkt
bei etwa 420 C liegt. Zu den gelbildenden Polysacchariden gehören ferner Pektin
und Carragen, sowie Carubin und Duaran welch letztere zwar selbst nicht gelieren,
aber in Mischung mit anderen gelierfähigen Polysacchariden, deren Gelverfertigung
begünstigen. Auch Mischungen verschiedener gelierfähiger Polysaccaride sind geeignet.
Als besonders vorteilhaft hat sich Agarose erwiesen, die in Abhängigkeit von der
Konzentration ihrer Lösung zwischen ungefähr 350 C und 450 C zum Gel erstarrt.
-
(Einzelheiten über die angegebenen Polysaccaride sind der folgenden
Literatur zu entnehmen: Römpp, Chemielexikon 1974, 5. 88 und dort angegebene Literatur;
Ullmann Bd 13 5. 184 ff.; Araki (C.) Bull Chem. Soc. Japan 29 1956 5 543; US-PS
34 23 396.
-
Das erfindungsgemäße Hilfsmittel zum Bedecken und/oder Ausfüllen von
Knochendefekten enthält als gelbildende Lösung gemäß einer besonders vorteilhaften
Ausführungsform eine o,6 Gew. %ige bis etwa 3o Gew. %ige, vorzugsweise eine etwa
1 Gew. %ige bis etwa 3 Gew. %ige Lösung von Agarose in physiologischer Kochsalzlösung
(Solutio Natrii chlorati shysiologica).
-
Von den verschiedenen Sorten von Gelatine, siehe US Pharmacopoee USP
XVIII, 1976 sind lediglich diejenigen geeignet, die in einer körperverträglichen
isotonen Lösung bei Körpertemperaturen ein stabiles Gel bilden, d.h. ein Gel, das
unter 350 C, vorzugsweise unter 40°C erstarrt und dessen Abbau in dem Körper eines
Menschen oder Tieres erst nach einer Zeitdauer von einigen Tagen bis Wochen vollständig
beendet ist. Als Beispiel sei Gelatine-Schwamm genannt wie er zur Blutstillung verwendet
wird (Hersteller Behringwerke Braun-Melsungen.) Auch Mischungen aus Gelatine und
den vorgenannten gelierfähigen Polysaccariden die in isotonen Lösungen bei Körpertemperatur
gelieren können für das erfindungsgemäße Hilfsmittel verwendet sein.
-
Weitere Angaben über Gelatine sind dem Achema Jahresbericht 197o 5.
1223, dem Chemie Lexikon Römpp 1974 5. 1242 ff und der dort aufgeführten Literatur,
ßowie der Broschüre von Rudolf Hinterwaldner ~Struktur und Eigenschaften des Kollagens
und seiner unwandlungsprodukte", Erinittlungs- und Berichtedienst Moser-Verlag Garmisch-Partenkirchen
Archiv Nr. 899 SKB. Nr. F 1940 zu entnehmen.
-
Die zur Bildung eines stabilen Gels jeweils optimale Konzentration
der gelierfähigen Substanzen in dem erfindungsgemäßen Hilfsmittel d.h. der Polysaccharide
und/oder
Gelatine in den entsprechenden isotonen Lösungen kann durch einfache Versuche bestimmt
werden.
-
Geeignet sind hierbei Konzentrationen von etwa o,5 bis 3o Gew. %,
vorzugsweise etwa 2 bis 5 Gew. % der gjenannten gelierfähigen Substanzen, bezogen
auf das als physiologische Kochsalzlösung in weiteren Sinne bezeichnete isotone
Lösungsmittel.
-
Die Erfindung betrifft des weiteren ein Verfahren zur Herstellung
eines Hilfsmittels zum Bedecken und/oder Ausfüllen von Knochendefekten, insbesondere
zum Einsetzen von enossalen Implantaten, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß
man in physiologischer Kochsalzlösung zumindest ein Polysaccharid und/oder Gelatine
zur Auflösung und Sterilisierung kocht, was ca. 5 bis 3o min., vorzugsweise ca.
1o bis 15 min. durchgeführt wird, wobei Art und Menge des zumindest einen Polysaccharids
und/oder der Gelatine so bemessen werden, daß beim Abkühlen auf Körpertemperatur
ein stabiles Gel entsteht, und daß die entstandene Lösung bis zu ihrer Verwendung
auf einer Temperatur gehalten wird, die über der Erstarrungstemperatur zum Gel,
vorzugsweise bei etwa So0 C liegt.
-
Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des Verfahrens werden der entsprechenden
Lösung etwa 2,5 Gew. % bis etwa 6o Gew. %, vorzugsweise etwa 5 Gew. % bis etwa 2o
Gew. % eines denaturierten Knochenmehls, bezogen auf die Menge des verflüssigten
Mittels und/oder knochenbildende bzw. ein Knochenwachtum fördernde Substanzen, bevorzugt
Apatit-Kristalle in Pulverform, und/oder Natrium, Lithium-, Kohlenstoff-, Magnesium-,
Bor-, Fluor-, Silicium-, Phosphor-, Calcium-, und/oder Yttrium, Kalium-Ionen und/oder
Ionen der Seltenen Erden in körperlöslicher Form zugegeben.
-
In einer Abwandlung des vorstehend beschriebenen Verfahrens werden
dem zumindest einen Polysaccharid und/oder der Gelatine vor deren Auflösung und
Kochen in der physiologischen Kochsalzlösung etwa 2,5 Gew. % bis etwa 6o Gew. %,
vorzugsweise etwa 5 Gew. % bis etwa 2o Gew. t eines denaturierten Knochenmehls,
bezogen auf die Menge des verflüssigten Mittels, und/oder knochenbildende bzw. ein
Knochenwachstum fördernde Substanzen, bevorzugt Apatit-Kristalle in Pulverform,
und/oder Natrium-, Lithium- Kohlenstoff-, Magnesium, Bor-, Fluor-, Silicium-, Phosphor-,
Calcium-Kalium- und/oder Yttrium-Ionen und/oder Ionen der Seltenen Erden in körper
löslicher Form zugegeben. Man geht somit von einer Trockensubstanz aus, die zumindest
ein gelbildendes Polysaccharid enthält, und vermischt diese mit dem denaturierten
Knochenmehl und ggf. den knochenbildenden Substanzen, wobei diese Trockenmischung
vor Gebrauch mit einer entsprechenden Menge der physiologischen Kochsalzlösung vermischt
und bis zur vollständigen Lösung der gelbildenden Substanz etwa 5 bis 30 min., vorzugsweise
etwa 1o bis 15 min. gekocht wird. Im Autoklaven erfolgt 0 anschließend eine Sterilisierung
bei ca. 12o C über ca.
-
1o bis 15 min.
-
Diese im Autoklav sterilisierte Lösung wird anschließend abgekühlt
und thermostatisiert auf einer über dem Erstarrungspunkt liegenden Temperatur bis
zur Verwendung gehalten.
-
Beim Aufbringen der Lösung auf eine offene Knochenwunde wird dafür
Sorge getragen, daß diese nicht über 50°C heiß ist und vorzugsweise eine Temperatur
von etwa 40°C bis 450c aufweist.
-
Gemäß einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens werden der sterilisierten
Lösung eine gewebediffusionsfördernde Substanz, insbesondere Hyaluronidase in einer
Menge von etwa 7 I.E. bis etwa boo I.E., vorzugsweise etwa 60 I.E. bis etwa 9o I.E.
pro cm3 der Lösung, und/oder Sulfonamid in den vorstehend angegebenen Mengen bei
einer Temperatur zugegeben, die oberhalb der Erstarrungstemperatur zum Gel und unterhalb
der thermischen Schädigungspunkte für die genannten Substanzen liegt. Temperaturen
unter 50 C, vorzugsweise zwischen 450C 0 und 5o C sind hierfür geeignet.
-
Als Polvsaccharide werden vorzugsweise Agar-Produkte oder Agar-Derivate,
insbesondere Agarose, verwendet. Die Agarose wird zweckmäßigerweise als Agarose-Pulver
in Anteilen von etwa o,6 Gew. % bis etwa 3o Gew. %, bevorzugt etwa 1 Gew, t bis
etwa 3 Gew. %, mit physiologischer Kochsalzlösung vermischt - wobei gegebenenfalls
das denaturierte Knochenmehl und/ oder knochenbildende Substanzen zugegeben werden
- und anschließend steril gekocht.
-
Für die praktische Verwendung des Hilfsmittels ist es besonders vorteilhaft,
wenn die sterilisierte Lösung aus physiologischer Kochsalzlösung und zumindest einem
Polysaccharid und/oder Gelatine und gegebenenfalls denaturiertem Knochenmehl und/oder
knochenbildenden bzw. das Knochenwachstum fördernden Substanzen in Einmal-Spritzen
abgefüllt wird. Die mit der flüssigen Lösung gefüllten Spritzen werden bei einer
Temperatur gelagert, die über dem Erstarrungspunkt der Lösung zum Gel liegt, und
stehen zur direkten Verwendung bereit. Es ist auch möglich, die sterilisierte Lösung
in den Spritzen erkalten und damit zum Gel erstarren zu lassen. In diesem Fall müssen
die Spritzen mit der in ihr befindlichen sterilisierten Lösung wieder über den Hysteresepunkt
des Gels erwärmt werden, was vorzugsweise dadurch geschieht, daß man die Spritzen
mit ihrem Inhalt
für eine Zeitdauer von etwa 2 bis 5 min., vorzugsweise
2 Minuten in kochendes WaSser bzw. Wasserdampf gibt. Das Gelieren und Wiederverflüssigen
sollte jedoch möglichst nicht mehrmals wiederholt werden, da sich hierdurch eine
Alterung des Hilfsmittels ergibt, die seine Eigen~schaften verschlechtcrt .
-
Wenn das erfindungsgemäße Hilfsmittel gewebediffusionsfördernde Substanzen
und/oder Antibiotika enthalten soll, ist es notwendig, diese zur Vermeidung einer
thermischen Schädigung der sterilisierten und bereits abgekühlten, jedoch noch über
der Verfestigungstemperatur befindlichen Lösung bei zugeben. Gleichzeitig können
auch denaturiertes Knochenmehl und/oder knochenbildende bzw. das Knochenwachstum
fördernde Substanzen zugegeben werden, falls diese nicht bereits bei dem Kochen
des zumindest einen Polysaccharids und/oder der Gelatine mit der physiologischen
Kochsalzlösung beigegeben waren.
-
Dies läßt sich am besten dadurch erzielen, daß man Chargen des gewebediffusionsfördernden
Mittels und/oder des Antibiotikums und/oder der knochenbildenden bzw. der das Knochenwachstum
fördernden Substanzen und/oder des denaturierten Knochenmehls, welche der jeweils
von einer Spritze aufgenommenen Menge der sterilisierten Lösung entsprechen, steril
in Trockenampullen abpackt. Das Volumen der Trockenampullen muß so bemessen sein,
daß diese die in einer Spritze befindliche sterilisierte Lösung aufnehmen können.
Vor der Verwendung des erfindungsgemäßen Hilfsmittels wird dann die sterilisierte
Lösung bei einer über der Erstarrungstemperatur zum Gel liegenden aber unter der
für die zugegebenen Agentien schädlichen Temperatur von etwa So0 C aus der jeweiligen
Einmal-Spritze in die geöffnete Ampulle eingespritzt, dort mit den darin befindlichen
Stoffen vermischt
und anschließend wieder in die Einmal-Spritze
aufgezogen, mit der es, ggf. nach einer weiteren thermostatisierten zwischenlagerung
bei der jedoch der Erstarrungspunkt zum Gel nicht unterschritten werden darf, seiner
endgültigen Verwendung zugeführt wird.
-
Eine weitere, für den Vertrieb und die praktische Verwendung des Iiilfsntittels
besonders günstige Variante des Verfahrens besteht darin, daß man die physiologische
Kochsalzlösung und das zumindest eine Polysaccharid und/oder Gelatine und gegebenenfalls
denaturiertes Knochenmehl und/ oder die knochenbildenden bzw. das Knochenwachstum
fördernden Substanzen sowie gegebenenfalls auch das Sulfonamid vor dem Aufkochen
steril in Ampullen abfüllt. Die Ampullen können bis zur Verwendung des Hilfsmittels
gelagert werden, wonach ihr Inhalt zur Auflösung gekocht wird.
-
Dies geschieht vorzugsweise dadurch, daß man die Ampullen in ein kochendes
Wasserbad bzw. Wasserdampf gibt. Die entstehende, bei Abkühlung ein Gel bildende
Lösung wird vor Unterschreitung der Erstarrungstemperatur zum Gel in eine Einmal-Spritze
aufgezogen, in welche bereits eine der in jeder Ampulle enthaltenen Menge entsprechende
Charge des gewebediffusionsfördenden Mittels und/oder des Antibiotikums und/oder
der knochenbildenden bzw. das Knochenwachstum fördernden Substanz und/oder des denaturierten
Knochenmehls und gegebenenfalls des Sulfonamids abgefüllt ist.
-
Falls die in der Ampulle befindliche sterilisierte, gelbildende Lösung
nicht unmittelbar gebraucht wird, kann sie nach einem Abkühlen und Erstarren durch
Wiedererhitzen abermals verflüssigt und für eine Verwendung bereitgestellt werden.
Dieser Vorgang ist jedoch aus den bereits genannten Gründen nicht beliebig oft wiederholbar.
-
Sobald jedoch die sterilisierte gelbildende Lösung mit dem gewebediffusionsfördernden
Mittel und/oder dem Antibiotikum vermischt ist, scheidet eine Wiederaufbereitung
nach
dem Erstarren zum Gel aus, da die gewebediffusionsfördernden Mittel únd die Antibiotika
durch ein Erhitzen auf die Verf lüssigungstemperatur des Gels zerstört werden und
ihre Wirksamkeit verlieren.
-
Das erfindungsgemäße, nach einem der vorstehend beschriebenen oder
nach einem ähnlichen Verfahren hergestellte Mittel wird bevorzugt zum Einsetzen
von enossalen Implantaten, insbesondere von Dental-Halbimplantaten verwendet.
-
Man kann mit seiner Hilfe die durch eine Zahnextraktion entstehende
Alveole ausfüllen, wobei nach der Abkühlung der flüssigen Lösung auf Körpertemperatur
ein "Gel-Stöpsel" entsteht, der ein Eindringen von Bakterien verhindert und die
Wunde abschließt. Das Entstehen einer ~trockenen Alveole" wird hierdurch sicher
verhindert.
-
Auch die Wahrscheinlichkeit von Nachblutungen und Schwellungen wird
deutlich herabgesetzt. Die das Knochenwachstum fördernden Substanzen und/oder das
denaturierte Knochenmehl führen zu einer schnellen Kallusbildung und zu einem geringen
Schwund des Knochens. Die gewebediffusionsfördernden Substanzen und/oder ein Antibiotikum
bzw, ein Sulfonamid beschleunigen den Heilungsvorgang an dem Knochen- und Weichteilgewebe.
-
Wenn in die Alveole des extrahierten Zahns, gegebenenfalls nach Vertiefung
derselben, ein enossales Dental-Halbimplantat eingesetzt werden soll, wird zunächst
und unmittelbar nach der Extraktion und gegebenenfalls einer Blutstillung ein mit
dem erfindungsgemäßen ailfsmittel getränkter Gazestreifen oder Tampon in die Alveole
eingebracht. Dieses Vorgehen ist auch anwendbar, wenn in die Alveole des gezogenen
Zahnes kein Implantat eingesetzt werden soll, da es auch hier den Heilungsvorgang
begünstigt.
-
Nach der zur Vorbereitung des eigentlichen Implantationsvorganges
notwendigen Zeit wird der gelgetränkte Gazestreifen oder Tampon entfernt und das
Implantat nach abermaligem Ausstreichen der Wundfläche mit dem erfindungsgemäßen
Hilfsmittel eingesetzt. Durch die homogene Abdichtung der Wundfläche kann die Zeitdauer
zwischen Extraktion und Implantation bis etwa 14 Tage betragen.
-
Die folgenden Beispiele dienen zur weiteren Erläuterung der Erfindung:
Beispiel 1 2 g Agarose-Pulver werden mit 100 ml physiologischer Kochsalzlösung eine
halbe Stunde gekocht. 2 cm3 der erhaltenen sterilisierten Lösung werden nach Abkühlung
auf 500C mit 150 I.E. Hyaluronidase (Produkt ~Kinetin" der Firma Schering) und etwa
10 mg Terramycinpuder vermischt und thermostatisiert bis zur Verwendung bei einer
Temp9-ratur von 500C gehalten. Das Material wurde zum Einsetzen von enossalen Dental-Halbimplantaten
verwendet.
-
Hierbei wurde die Alveole des frisch extrahierten Zahnes zunächst
mit einem Tampon oder Gazestreifen ausgetupft, der mit dem verfiüssigten Hilfsmittel
getränkt war. Anschließend wurde die Alveole mit einem entsprechend getränkten Gazestreifen
ausgefüllt, der erst unmittelbar vor dem Einsetzen des Implantats, d.h. ca. 48 Stunden
entfernt wurde. Die Alveole wurde sodann mit dem flüssigen Hilfsmittel ausgestrichen
und nahezu aufgefüllt, worauf das Implantat eingeschoben und festgedrückt wurde.
-
Beispiel 2 3 2 cm der nach Beispiel 1 hergestellten Lösung werden
zusätzlich mit etwa 20 mg Pulverisierter Apatit-Kristalle vermischt, so daß ein
Gemisch entsteht, das sich besonders zum Einsetzen von Implantaten eignet.
-
Beispiel 3 2 cm3 der Lösung nach Beispiel 1 werden mit 0,7 g denaturiertem
Knochenmehl versetzt, das nach dem vorbeschriebenen Verfahren von R. und A. Baumeister
hergestellt ist.
-
Die erhaltene Lösung dient besonders zum Ausfüllen von bei Knochenoperationen
entstehenden Hohlräumen.
-
Das Entnehmen der sterilisierten Lösung erfolgt jeweils mit einer
2 cm3 Glasspritze. Die Zusatzstoffe sind in 2 cm3 Trockenampullen sterilisiert abgepaßt.