DE2747883B2 - Verfahren zur Herstellung einer Bohrung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer BohrungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Bohrung an bereits vorgebohrten Werkstücken,
insbesondere zur Herstellung der Nabenbohrung an vorgebohrten Eisenbahnrädern.
Bei der Herstellung oder Wiederherstellung von Radsätzen müssen die beiden Radscheiben und die
Welle eines Eisenbahnradsatzes zu einem Radsatz zu-
sammengefügt werden. Hierzu ist es erforderlich, daß
die beiden Nabensitze der Welle und die Nabenbohrung in jeder Radscheibe ganz bestimmte, einander
zugeordnete Durchmesser - also eine Passung - aufweisen. Die Abmessungen der genannten Durchmesser
müssen daher mit hoher Präzision erreicht werden, damit die Funktion der Passung sichergestellt werden
kann.
Bei der Herstellung der Radscheiben eines Eisenbahnradsatzes werden diese auf ihrer gesamten Oberfläche
zerspanend bearbeitet, wodurch das Werkstück sehr stark erwärmt wird. Als letzte Stufe der Bearbeitung
wird die Nabenbohrung auf Passungsmaß ausgebohrt. Die Fertigbearbeitung der Nabenbohrung muß
deswegen zum Schluß erfolgen, damit eine Verletzung der Bohrungsoberfläche durch Späne vermieden wird.
Das Ausbohrwerkzeug wird z. B. über einen NC-gesteuerten Support auf den gewünschten Passungsdurchmesser eingefahren. Das Werkstück weist hierbei
die aus der Vorbearbeitung herrührende hohe Temperatur auf. Wird nun die Bohrung des warmen
Werkstückes mit dieser Werkzeugeinstellung ausgebohrt, so ist sie nach Abkühlen des Werkstückes auf
Raumtemperatur oder Benutzungstemperatur zu klein. Die Radscheibe würde nach dem noch im warmen
Zustand durchgeführten Fügen mit der Welle und dem nachfolgenden Erkalten so hohe Eigenspannungen
aufweisen, daß sie nach kurzer Betriebsdauer reißen würde. Um diese Nachteile zu vermeiden, ist es
nach dem Stande der Technik nur möglich, die Werkstücke bis auf Raumtemperatur abkühlen zu lassen
und erst dann fertig zu bearbeiten. Dies aber erfordert kostspielige Hallenfläche für eine Zwischenlagerung.
Deswegen werden mitunter auch die Werkstücke auf dem Hallenvorhof oder in einem unbeheizten Hallenteil
zwischengelagert. Da die bearbeiteten Wellen aber keiner Zwischenlagerung bedürfen, kann es nunmehr
insbesondere in kälteren Jahreszeiten oder in kiilteren Gebieten der Erde geschehen, daß die Radscheiben
für eine Bearbeitung unmittelbar nach der Zwischenlagerung zu stark abgekühlt sind. Sie weisen
eine Temperatur auf, die erheblich unter der Wellentemperatur liegt, da sich ja die Wellen ausschließlich
in der beheizten Halle befunden haben. Auch in diesem Zustand ist eine Bearbeitung der Radnabenbohrung
nicht möglich, da das korrekte Erreichen des Passungsmaßes nicht gewährleistet werden kann. Die
Passung würde sich durch Erwärmen der Radscheibe oder Abkühlen der Welle Iockern.
Es ist bei Werkzeugmaschinen bereits mit der US-PS 2716368 bekanntgeworden, die Temperatur des
Schneidwerkzeuges zu kontrollieren und in Abhängigkeit hiervon die Schnittgeschwindigkeit zu regeln,
so daß das Werkzeug ständig optimal ausgelastet werden kann. Eine Prüfung oder sonstige Beachtung der
Werkstücktemperatur ist nicht vorgesehen.
Es ist mit der OS 1922643 weiterhin bekanntgeworden,
bei Werkzeugmaschinen die Beeinflussung der Position der Werkzeuge infolge Temperaturveränderung
der Werkzeugmaschine durch eine die Positionsüberwachungseinrichtung für die Werkzeugmaschine
durch eine die Positionsüberwachungseinrichtung für die Werkzeuge in Abhängigkeit von der
Temperatur der die Werkzeuglage bestimmenden Maschinenbaugruppen beeinflussende Kompensationsschaltung
zu kompensieren. Auch hier können Fehler, die in der Temperatur des Werkstückes begründet
sind, nicht vermieden werden.
ίο Weiterhin sind mit dem Aufsatz »Automatisch anpassende
Steuerungen und Regelungen für Werkzeugmaschinen« aus der Zeitschrift »Werkstattechnik«
58. Jg. 1968, Heft 10, Seiten 463 bis 466, insbesondere Bild 1, adaptive Regelungen für Werk-
J5 zeugmaschinen bekanntgeworden, mit denen die verschiedensten
Störgrößen berücksichtigt werden können. Bei den erfaßten Störgrößen handelt es sich
jedoch ausschließlich um solche Störgrößen, die an der Maschine selbst oder am Werkzeug auftreten.
Auch hier findet die Werkstücktemperatur keine Beachtung.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren vorzuschlagen, mit dem es möglich wird,
die Bohrungeines Werkstückes, vorzugsweise die Nabenbohrung
eines Eisenbahnrades, mit dem gewünschten präzisen Durchmesser herzustellen, unabhängig
davon, mit welcher Temperatur das Werkstück zur Bearbeitung angeliefert wird.
Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß unmittelbar vor der Bearbeitung die Werkstücktemperatur
im Bereich der Bohrung ermittelt und die Differenz zu einer Bezugstemperatur gebildet und in
Abhängigkeit von Größe und Vorzeichen dieser Differenz die Werkzeuglage korrigiert wird. Durch die
vorgeschlagene Maßnahme wird also das Ausbohrwerkzeug um einen Betrag radial verschoben, also in
seiner Lage korrigiert, der dem Betrag der Verschiebung der Bohrungswandung aufgrund der Temperaturdifferenz
zur Bezugstemperatur entspricht. Die
bo Richtung der Korrektur wird vom Vorzeichen der
Differenz bestimmt, d. h. sie hängt davon ab, ob die Bezugstemperatur von der Werkstücktemperatur
über- oder unterschritten wird.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird vor-
M geschlagen, daß die bei der Durchmessermessung vorhandene
Temperatur des fertigbearbeiteten Passungspartners die Bezugstemperatur bildet. Durch
diese Maßnahme wird erreicht, daß der Passungspart-
ner nicht unbedingt eine ganz bestimmte, als Bezugstemperatur konstant eingespeicherte Temperatur
aufweisen muß, sondern selbst die Bezugstemperatur liefert und damit mit beliebiger Temperatur angeliefert
werden kann. Es können somit nach der Erfindung die notwendigen Paßmaße mit hoher Präzision
völlig unabhängig vom Wärmezustand der zu fügenden Werkstücke hergestellt werden.
Die Erfindung soll anhand der Zeichnungen näher erläutert werden.
In Fig. ί ist auf einer Drehmaschine 1 ein Werkstück 2 in einem Spannfutter 3 eingespannt. Das
Werkstück 2 weist eine zentrisch angeordnete Bohrung la auf, welche auf Passungsmaß fertiggebohrt
werden soll. Dies soll beispielsweise mit einem Ausdrehwerkzeug 6, welches in einem radial verfahrbaren
Ausdrehsuppon 5 gehalten ist, geschehen. Der Ausdrehsupport 5 kann beispielsweise über einen Schrittmotor
8 radial verfahren werden. Zur Herstellung des erforderlichen Passungsmaßes der Bohrung la wird
zunächst über ein Durchmessermeßgerät 13 der Nabensitz 16 der Welle 12 gemessen und der diesem
Durchmesser entsprechende gewünschte Passungsdurchmesser über die Durchmessereingabe 11 in an
sich bekannter Weise in die Maschine eingegeben. Das Erreichen dieses Durchmessers wird beispielsweise
dadurch festgestellt, daß die Impulse des Schrittmotors 8, ausgehend von einer hier als Maschinen.nitte 7
gekennzeichneten Nullage, gezählt werden, und der Schrittmotor 8 von der Durchmessereingabe 11 dann
gestoppt wird, wenn die dem gewünschten Durchmessermaß entsprechende Anzahl von Impulsen eingelaufen
ist. Ist das Ausdrehwerkzeug 6 derart auf die entsprechende Durchmesserposition eingefahren,
wird über den Temperaturfühler 4 die Werkstücktemperatur 71 in unmittelbarer Umgebung der Bohrung
la gemessen. Daraufhin wird die Werkstücktemperatur
71 einem Temperaturdifferenzrechner 9 zugeführt, der die Temperaturdifferenz AT zu einer
vorgegebenen Temperatur Tc, beispielsweise der üblichen Hallentemperatur, ermittelt. Hierbei wird
auch durch Zuordnung eines Vorzeichens kenntlich gemacht, ob der Betrag der errechneten Temperaturdifferenz
ATdie Bezugstemperatur Tc über- oder unterschreitet.
Die Größe der Temperaturdifferenz A T, der in der angegebenen Abhängigkeit ein Vorzeichen
zugeordnet wurde, wird nun einem Korrekturwertrechner 10 zugeführt.
Weiterhin wird dem Korrekturwertrechner 10 der
aus der Durchmessereingabe 11 stammende Durchmesserwert zugeführt.
Im Korrekturrechner 10 permanent gespeichert ist der erforderliche Wärmeausdehnungskoeffizient α.
Mit Hilfe dieser Daten errechnet der Korrekturrechner 10 einen Korrekturwert (D · AT- α). Der
Schrittmotor 8 erhält nun, beispielsweise vom Korrekturwertrechner 10, unter Beachtung des Korrekturwertvorzeichens,
ein Anlaufsignal und läuft so lange weiter, bis die dem Korrekturwert entsprechende
Anzahl von Impulsen am entsprechenden Impulszähler eingelaufen ist. Dann wird der Schrittmotor
8 wieder abgeschaltet.
Das Zählen der Impulse des Schrittmotors kann im Prinzip an beliebiger Stelle erfolgen, geschieht aber
zweckmäßigerweise in der Durchmessereingabe 11, da hier ohnehin für die Kontrolle der einlaufenden
Impulse zur Durchmessereinstellung ein entsprechendes Zählwerk vorhanden sein muß. Hierzu muß natürlich
vom Schrittmotor 8 eine Rückmeldung an die Durchmessereingabe 11 vorgesehen sein sowie eine
Rückführung des errechneten Korrekturwertes aus dem Korrekturwertrechner 10, damit im Zählwerk die
zu zahlende Impulszahl bekannt ist.
Der zu errechnende Korrekturwert ist der Betrag, den der Radius der fertigen Bohrung la bei der Temperatur
71 größer ist als bei der Temperatur Tc, bzw. kleiner ist als bei der Temperatur Tc, für den Fall,
ι« daß 71 kleiner ist als Tc.
Ist also die Werkstücktemperatur 71 höher als die Bezugstemperatur Tc, so ist der Ausdrehsupport 5,
nach der eigentlichen Durchrnesserpositionierung über die Durchmessereingabe 11, um einem vom
Korrekturwertrechner 10 errechneten Korrekturwert radial weiter nach außen zu fahren. Ist die Werkstücktemperatur
71 niedriger als die Bezugstemperatur Tc, so ist der Ausdrehsupport 5, nach der eigentlichen
Durchmesserpositionierung über die Durchmessereingabe 11, um einen vom Korrekturwertrechner 10
errechneten Korrekturbetrag weiter nach innen zu fahren.
Da die Fertigbearbeitung der Bohrung la nur sehr wenig Zeit in Anspruch nimmt, muß eine Temperaturveränderung
des Werkstückes 2 während dieser Bearbeitung nicht berücksichtigt werden.
Nach Fig. 2 wird im wesentlichen so verfahren, wie unter Fig. 1 bereits beschrieben. Allerdings wird nach
Fig. 2 nicht eine frei gewählte Temperatur 7c als Be-
i<> zugstemperatur gewählt, sondern es wird über den
Temperaturfühler 14 die tatsächliche Temperatur Tl des Nabensitzes 16 ermittelt und als Tl einem Differenzrechner
15 zugeführt.
Als Bezugstemperatur wird also hier die Tempera-
r> tür Tl, welche beim Passungspartner real vorhanden
ist, eingesetzt. Alle übrigen Verfahrensschritte unterscheiden sich nicht von denen, die bereits in Fig. 1
beschrieben wurden.
Mit der Erfindung wird es erstmals möglich, gewünschte Abmessungen an Werkstücken, unabhängig
von deren Wärmezustand, ohne Zwischenlagerung mit hoher Präzision herzustellen.
Liste der Bezugszeichen
1 Drehmaschine
2 Werkstück
la Bohrung
la Bohrung
3 Spannfutter
4 Temperaturfühler
5 Ausdrehsupport
6 Ausdrehwerkzeug
7 Maschinenmitte
8 Schrittmotor
9 Temperaturdifferenzrechner
10 Korrekturwertrechner
11 Durchmessereingabe
12 Welle
13 Durchmessermeßgerät
14 Temperaturfühler
14 Temperaturfühler
15 Temperaturdifferenzrechner
16 Nabensitz (Passungspai tner)
Tl Werkstücktemperatur
Tl Werkstücktemperatur
Tl Nabensitztemperatur
b5 4Γ Temperaturdifferenz
Tc konstante Bezugstemperatur
D Fertigdurchmesser der Bohrung la
α Ausdehnungskoeffizient
Hicr/u 2 Blatt Zeichnungen
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung des Fertigmaßes einer vorgebohrten Bohrung, dadurch gekennzeichnet,
daß unmittelbar vor der Bearbeitung die Werkstücktemperatur (Π) im Bereich der
Bohrung (2a) ermittelt und die Differenz {AT) zu einer Bezugstemperatur ( Tc, T2) gebildet und
in Abhängigkeit von Größe und Vorzeichen dieser Differenz die Werkzeuglage korrigiert -vird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die bei der Durchmessermessung
vorhandene Temperatur ( Tl) des fertigbearbeiteten Passungspartners (16) als Bezugstemperatur
verwendet wird.
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