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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Korrektur von Knorpelschwäche an der Nase am menschlichen Körper, sowie ein Operationsset mit mehreren entsprechenden Implantaten.
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Stand der Technik
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Der Einsatz von autologen und autogenen Implantaten ist nicht zufriedenstellend. Ausserdem kommt es bei autogenen Implantaten immer wieder zu Resorption. Daher wird vermehrt auf sogenannte alloplastische Implantate gesetzt.
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Polyethylen (PE) ist ein Material, das speziell in der Gelenkersatzchirurgie eingesetzt wird, wie z.B. dem Zeitschriftenbeitrag „Polyethylen als Implantatwerkstoff", Springer Berlin / Heidelberg, ISSN 0085–4530, Volume 32, Number 1 / Januar 2003, von R. M. Streicher und M. Thomsen zu entnehmen ist. Bei bisherigen Untersuchungen und Bewertungen ging es jedoch stets um die Langzeitstabilität und den Abrieb von Polyethylen-Gelenksimplantaten. PE-Implantate werden primär für lasttragende Anwendungen eingesetzt. Oft werden auch Metallimplantate verwendet.
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Bei der ästhetischen Chirurgie kommen Polyethylenimplantate nicht so häufig zum Einsatz. Falls in der ästhetischen Chirurgie überhaupt Polyethylenimplantate eingesetzt werden, kommen zur Fixierung dieser Implantate kleine Mini-Titanschrauben zur Anwendung, um die Implantate an Ort und Stelle an einer Knochenstruktur zu fixieren.
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Es gibt Patienten, die im Bereich der Nase an einer Knorpelschwäche leiden (Valvula Kollaps genannt), oder bei denen die Knorpel fehlgebildet sind oder fehlen (Valvula Insuffizienz genannt). Diese Befunde betreffen häufig die Flügelknorpel und/oder die Dreiecksknorpel der menschlichen Nase.
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Die sogenannte Valvula Insuffizienz oder ein Valvula Kollaps werden bisher mit Knorpelimplantaten oder Knochenlamellen therapiert. In beiden Fällen kommen also körpereigene Materialien zum Einsatz. Leider kommt es dabei bereits nach 1–2 Jahren des öfteren zu einem Nachlassen der Elastizität von Knochen oder Knorpel und die ursprüngliche Problematik tritt erneut auf. Daher werden seit neuestem Titaniumimplantate verwendet, wie z.B. aus der deutschen Patentschrift
DE 10 2006 023 058 B3 bekannt. Das implantierte Titanium ist nicht natürlich. Ausserdem ist es sehr hart, hat keinerlei Elastizität und führt zu einer sichtbaren Verformung oder Beeinträchtigung der ursprünglichen Nasenanatomie. Vor allem hat ein solches Titaniumimplantat einen unschönen Einfluss auf das Relief der Nase. Neuere Ergebnisse zeigen, dass es nach 1–2 Jahren zu einer Abstossungsreaktion des Titaniums kommen kann.
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Ein vielversprechender Ansatz zur Behandlung der eingangs beschriebenen Probleme ist der internationalen Patentanmeldung PCT/EP2011/050987 zu entnehmen, die am 25.1.2011 hinterlegt worden ist.
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Implantate, die dauerhaft im Körper verbleiben, können den Patienten mit Nebenwirkungen belasten. Dazu zählen die fehlende Anpassung an das Wachstum z.B. bei kindlichen Patienten und chronischer Fremdkörperreiz
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Es stellt sich die Aufgabe ein Implantat zu entwickeln und bereit zu stellen, das die Nachteile bekannter Lösungen reduziert oder gänzlich eliminiert. Vor allem sollten der operative Aufwand und die Kosten einer entsprechenden Operation klein sein. Ausserdem geht es darum eine Lösung zu finden, die auch bei besonders empfindlichen Patienten eingesetzt werden kann.
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Gemäss Erfindung werden ein alloplastisches Implantat zum Einsetzen in eine Nasenwand am menschlichen Körper gemäss Anspruch 1, ein Implantat zum Einsetzen am Nasenrücken des menschlichen Körpers gemäss Anspruch 11 und ein Operationsset mit mehreren solchen Implantaten, gemäss Anspruch 14, bereitgestellt, wobei die Implantate, die zum Beheben der Knorpelschwäche im Bereich der Nasenflügel eingesetzt werden, resorbierbar ausgelegt sind.
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Gemäss Erfindung sind die Implantate, die zum Beheben der Knorpelschwäche im Bereich der Nasenflügel eingesetzt werden, so aus resorbierbarem Material gefertigt, d.h. sie sich nach einer vorgegebenen Zeit zersetzen. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich die Strukturen am menschlichen Körper lokal und dauerhaft stabilisiert. Daher ist es vorteilhaft, wenn sich das Implantat langsam abbaut, um so den neu gewachsenen, natürlichen Strukturen Platz zu geben.
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Das Implantat ist vorzugsweise bei allen Ausführungsformen so ausgelegt, dass sich das Implantat innerhalb von 6 Monaten bis zu 2 Jahren nach dem Einsetzen im Körper zersetzt. D.h. es kommt ein resorbierbares Material zum Einsatz, das nach dem Implantieren im menschlichen Körper mittelfristig bis langfristig resorbierbar ist.
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Vorzugsweise wird die Resorbierbarkeit so vorgegeben, dass ein kompletter Abbau des Implantats in einem Zeitraum von 1 bis 2 Jahren nach dem Implantieren im menschlichen Körper erfolgt.
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Ausserdem geht es gemäss Erfindung um alloplastische Implantate, die zum Einsetzen, Verstärken und Modellieren des Nasenrückens dienen.
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Die Bezugszeichenliste ist Bestandteil der Offenbarung.
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ZEICHNUNGEN
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Die Figuren werden zusammenhängend und übergreifend beschrieben. Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im Folgenden unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher beschrieben.
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1A zeigt eine schematische Illustration der äusseren Nase eines menschlichen Körpers;
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1B zeigt eine schematische Illustration der knöchernen Nasenelemente der Nase eines menschlichen Körpers;
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2A zeigt eine schematische Illustration der Nase eines menschlichen Körpers mit vier erfindungsgemässen Implantaten, bevor sich diese zersetzt haben;
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2B zeigt die Nase nach 2A von unten, wobei nur eines der vier erfindungsgemässen Implantate sichtbar ist;
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3A zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen, resorbierbaren Implantats in einer Draufsicht;
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3B zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen, resorbierbaren Implantats in einer Seitenansicht;
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4 zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen, resorbierbaren Implantats in einer Seitenansicht;
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5 zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen, resorbierbaren Implantats in einer Draufsicht;
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6 zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen, resorbierbaren Implantats in einer Draufsicht;
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7 zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen Operationssets mit vier resorbierbaren Implantaten in einer Draufsicht;
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8 zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen Operationssets mit je vier resorbierbaren Implantaten pro Nasenseite in einer Draufsicht;
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9 zeigt eine schematische Illustration eines erfindungsgemässen Operationssets mit vier resorbierbaren Implantaten in einer Draufsicht;
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10A zeigt eine schematische Illustration der Nase eines menschlichen Körpers mit einem erfindungsgemässen Implantat, das zur dauerhaften Stabilisierung des Nasenrückens dient;
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10B zeigt eine schematische Perspektivansicht des Implantats nach 10A vor dem Implantieren;
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11 zeigt eine schematische Illustration eines weiteren erfindungsgemässen Operationssets mit acht resorbierbaren Implantaten und einem Nasenrücken-Implantat in einer Draufsicht.
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Detaillierte Beschreibung
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Im Zusammenhang mit der vorliegenden Beschreibung werden Begriffe verwendet, die auch in einschlägigen Publikationen und Patenten Verwendung finden. Es sei jedoch angemerkt, dass die Verwendung dieser Begriffe lediglich dem besseren Verständnis dienen soll. Der erfinderische Gedanke und der Schutzumfang der Patentansprüche soll durch die spezifische Wahl der Begriffe nicht in der Auslegung eingeschränkt werden. Die Erfindung lässt sich ohne weiteres auf andere Begriffssysteme und/oder Fachgebiete übertragen. In anderen Fachgebieten sind die Begriffe sinngemäß anzuwenden.
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Die äußere Nase 1 des menschlichen Körpers besteht aus dem knöchernen Nasengerüst (radix nasi), wie in 1B gezeigt, das fest mit dem Gesichtsschädel verbunden ist. Ausserdem umfasst die Nase 1 das weiche Knorpelgerüst (cartilagines nasi) im Bereich der Nasespitze 11, wie in 1A gezeigt.
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Die vorderen Teile der knorpeligen Nase, siehe 1A, umfassen die Flügelknorpel 4 sowie die Dreiecksknorpel 3 (auch Seitenknorpel genannt). Diese Knorpel 3 und 4 sind von aussen tastbar. Die äußere Form der Nase 1 hängt ab von den knöchernen Nasenelementen nach 1B und von den knorpeligen Anteilen der Nase 2 nach 1A. Die darüber liegende Haut 8 und die Muskeln (nicht gezeigt) haben auch einen Einfluss auf die Form bzw. das Relief der Nase 1. Das Naseninnere wird durch die Nasenscheidewand 5 (Septum nasi) in zwei anatomisch getrennte Nasenhaupthöhlen mit den je drei Nasenmuscheln und dem angrenzenden Nebenhöhlensystem geteilt.
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Die Nasenscheidewand 5 trennt rechte und linke Nasenhöhle und bildet jeweils die mediale Nasenwand. Die Nasenscheidewand 5 setzt sich aus Vomer 6, der Lamina perpendicularis 7.1 und der Lamina quadrangularis 7.2 (Cartilago septi nasi oder auch Septumknorpel genannt) zusammen.
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Das Knorpelgerüst, wie in 1A gezeigt, der Nasenspitze 11 besteht aus den rechten und linken Flügelknorpeln 4 (Cartilago alaris major). Der Mittelteil der Nase 1 wird vom Septumknorpel 7.2 gestützt, dem seitlich die Dreiecksknorpel 3 (Cartilago triangularis) angelagert sind, die ihrerseits die Seitenwände der Nase 1 verstärken. Die Flügelknorpel 4 formen mit den Crus mediale 4.1 und den Crus laterale 4.2 die Nasenlöcher 9, wie in 2B zu erkennen ist. Der Septumknorpel 5 bestimmt die Höhe der Nasenspitze 11 und mit dem knöchernen Nasenbein 2 die Höhe des Nasenrückens und die Form der äußern Nase 1, wie man 1A entnehmen kann.
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Im Folgenden wird der Begriff alloplastisches Implantat 100 verwendet, da es sich um ein künstliches, körperfremdes Implantat 100 handelt.
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Die erfindungsgemässen Implantate 100, die im Bereich der Nasenflügel implantiert werden, sind resorbierbar so ausgelegt, dass sie nach ca. 6–8 Monaten nur noch die Hälfte der ursprünglichen Eigenfestigkeit aufweisen. D.h. diese resorbierbaren Implantate beginnen sich nach dem Implantieren im Körper zu zersetzen/aufzulösen. Entgegen der Lehrmeinung, die auf das Implantieren von stabilen, dauerhaften Implantate setzt, basiert die vorliegende Erfindung auf der Erkenntnis, dass sich nach dem Einsetzen von resorbierbaren Implantaten im Bereich der Nasenflügel, körpereigene Strukturen bilden, die nach einigen Wochen beginnen das Implantat 100 zu umgeben. Dabei entsteht eine Art Tasche, in der das Implantat 100 gelagert ist. Wenn das Implantat 100 so geformt ist und so beschaffen ist, dass es nicht fest in die körpereigenen Strukturen einwächst, können die körpereigenen Strukturen, die sich im Umfeld des Implantats 100 bilden, mit und mit die Stabilisierungsfunktion übernehmen.
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Um ein festes Einwachsen zu verhindern, haben die Implantate 100 der Erfindung allesamt eine geschlossene und homogene Gesamtform und eine glatte (nicht-poröse) Oberfläche. Ausserdem sind die Implantate 100 nicht mit irgendwelchen Beschichtungen versehen, die sonst zum Einsatz kommen, um das Einwachsen zu fördern.
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Durch die geschlossene und homogene Gesamtform und die glatte (nicht-poröse) Oberfläche der Implantate 100 werden lokale zelluläre Implantat-Interaktionen reduziert. Durch die glatte (nicht-poröse) Oberfläche wird auch verhindert, dass sich Osteoblasten (Knochen bildende Zellen) im/am Implantat 100 ansiedeln.
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Wenn die Implantate 100 so ausgelegt sind, dass sie nach ca. 6–8 Monaten nur noch die Hälfte der ursprünglichen Eigenfestigkeit aufweisen, ergibt sich ein fliessender Übergang, bei dem die körpereigenen Strukturen, die sich bilden, mehr und mehr die stabilisierende Funktion der Implantate 100 übernehmen.
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Gemäss Erfindung werden alloplastische, resorbierbare Implantate 100 zum Einsetzen in eine Nasenwand am menschlichen Körper bereit gestellt, wie anhand der beispielhaften 2A und 2B erläutert wird. Das Implantat 100 umfasst mindestens einen flexiblen streifenförmigen Kunststoffkörper, der eine Dicke D aufweist, die geringer ist als 1 mm, und der eine Breite B aufweist, die maximal 5 mm beträgt.
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Gemäss Erfindung kommen pro Nasenseite ein oder mehrere Implantate 100 zum Einsatz. Vorzugsweise werden pro Nasenseite drei oder vier Implantate 100 eingesetzt. Daher wird im Folgenden durch das Hinzufügen einer Indexzahl eine Unterscheidung zwischen den einzelnen Implantaten 100 vorgenommen, wie in 2A gezeigt. Das unterste Implantat wird mit 100.1 bezeichnet, das nächste Implantat trägt das Bezugszeichen 100.2 usw. Für die Masse der einzelnen Implantate 100.1 bis 100.4 gilt dasselbe. Die Länge des untersten Implantats 100.1 wird mit L.1, die Breite mit B.1 und die Dicke mit D.1 bezeichnet. Analoge Bezeichnungen werden für die anderen Implantate verwendet, die im Bereich der Nasenflügel zum Einsatz kommen.
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2A zeigt auch eine beispielhafte Anordnung der einzelnen Implantate 100.1–100.4. Vorzugsweise sitzt das unterste Implantat 100.1 leicht überlappend oder unmittelbar oberhalb des Dreiecksknorpels 4. Die anderen Implantate 100.2–100.4 sind jeweils mit einem kleinen Abstand gegenüber den jeweils anderen Implantaten implantiert.
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Im Folgenden werden jeweils nur die Implantate 100 für die linke Nasenseite (aus Sicht eines gegenüber stehenden Betrachters) beschrieben. Die Implantate 100 für die rechte Nasenseite sind spiegelverkehrt aufgebaut.
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Die Bemassung/Geometrie eines beispielhaften Implantats 100.1 ist in 3A und 3B gezeigt. Die Angaben zur Bemassung und Geometrie beziehen sich auf Implantate 100, bevor der Prozess des Resorbierens begonnen hat. Das Implantat 100.1 hat eine Länge L.1, die zwischen 5 mm und 40 mm beträgt. Das Implantat 100.1 hat eine Breite B.1, die maximal 5 mm beträgt. Vorzugsweise liegt die Breite B.1 zwischen 0,5 mm und 4 mm. Das Implantat 100.1 hat eine Dicke D.1, die geringer ist als 1 mm. Vorzugsweise liegt die Dicke D.1 zwischen 0,2 mm und 0,8 mm, je nach Grösse der vorliegenden anatomischen Struktur einer zu operierenden Nase 1.
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Aufgrund der anatomischen Form der Nase 1 ist das Implantat 100.2 etwas kleiner als das Implantat 100.1, das Implantat 100.3 etwas kleiner als das Implantat 100.2 und das Implantat 100.4 etwas kleiner als das Implantat 100.3.
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Typischerweise ist das jeweils nächste Implantat ca. 5–20 % kürzer (weniger lang) und ca. 5–20 % weniger breit als das nächstgrössere Implantat.
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Demnach gelten folgende Masse:
Implantat | 100.1 | 100.2 |
Länge | 5 mm ≤ L.1 ≤ 40 mm | 5% | 20% |
4.75 mm ≤ L.2 ≤ 38 mm | 4 mm ≤ L.2 ≤ 32 mm |
Breite | B.1 ≤ 5 mm | B.1 ≤ 4.75 mm | B.1 ≤ 4 mm |
Dicke | D.1 ≤ 1 mm | D.2 ≤ 1 mm |
Implantat | 100.2 | 100.3 |
Länge | 5% | 20% | 5% | 20% |
4.75 mm ≤ L.2 ≤ 38 mm | 4 mm ≤ L.2 ≤ 32 mm | 4.51 mm ≤ L.2 ≤ 36.1 mm | 3.2 mm ≤ L.2 ≤ 25.6 mm |
Breite | B.1 ≤ 4.75 mm | B.1 ≤ 4 mm | B.1 ≤ 4.51 mm | B.1 ≤ 3.2 mm |
Dicke | D.2 ≤ 1 mm | D.3 ≤ 1 mm |
Implantat | 100.3 | 100.4 |
| 5% | 20% | 5% | 20% |
Länge | 4.51 mm ≤L.2 ≤ 36.1 mm | 3.2 mm ≤ L.2 ≤ 25.6 mm | 4.28 mm ≤L.2 ≤ 34.3 mm | 2.56 mm ≤ L.2 ≤ 20.48 mm |
Breite | B.1 ≤ 4.51 mm | B.1 ≤ 3.2 mm | B.1 ≤ 4.28 mm | B.1 ≤ 3.42 mm |
Dicke | D.3 ≤ 1 mm | D.4 ≤ 1 mm |
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Die Angaben zur Dicke der Implantate bezieht sich auf die maximale Dicke jeweils senkrecht zur Längsrichtung gemessen, wie in 3B gezeigt. Das Implantat 100.1 in 3B hat eine ebene oder flache Form. In den meisten Ausführungsformen sind die Implantate 100 jedoch leicht gebogen, wie z.B. in 4 gezeigt. Anhand von 4 ist zu erkennen, dass sich die Länge des Implantats 100.1 in der Projektion in die Ebene reduziert hat gegenüber der gestreckten Länge L.1. Die Längenangaben beziehen sich jeweils auf die gestreckte (flache) Version und nicht auf die Projektion in die Ebene, d.h. die Längenangaben beziehen sich auf die Materiallänge.
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Die Dicke D ist vorzugsweise bei allen Implantaten 100.1–100.4 identisch.
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In der Draufsicht (siehe z.B. 3A) hat jedes der Implantate 100 vorzugsweise eine gebogene oder gekrümmte Form. Besonders bevorzugt sind Implantate 100, die schaufel- oder knochenförmig so ausgeführt sind, dass die Endbereiche in der Draufsicht breiter sind als der mittlere Bereich. In 5 ist eine bevorzugte Ausführungsform eines untersten Implantats 100.1 gezeigt, das eine ausgeprägte Schaufelform aufweist.
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Der Grundkörper der Implantate 100 besteht bei allen Ausführungsformen aus resorbierbarem Kunststoff. Ein Kunststoffe wird dann resorbierbar angesehen, wenn er von körpereigenen Mitteln (wie Enzymen) zerlegt werden kann und wenn die „Bruchstücke“ respektive die Abbauprodukte ausreichend im Körper löslich bzw. abtransportierbar und ausscheidbar sind.
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Besonders geeignet sind folgende nicht-poröse, flexible Materialien:
- – biologisch abbaubare Polyester der Milchsäure, wie z.B. PLA (Polymilchsäure); Besonders als Implantatmaterial geeignet sind isomere Poly-D,L-Milchsäuren, da sie amorph und biegsam sind.
- – Polyester, wie das thermoplastische Poly-4-Hydroxybutyrat (P4HB), das stabil aber zugleich flexibel ist;
- – Polyglycolamid (PGA), Polyglykoliden und deren Copolymere;
- – Polydioxanone;
- – Proteine, wie Casei oder Kollagen;
- – sowie Tricalciumphospate und deren Derivate.
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Die Implantate 100 haben bei allen Ausführungsformen eine Länge, die zwischen 2.56 mm (Minimalwert des Implantats 100.4) und 40 mm (Maximalwert des Implantats 100.1) beträgt.
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Die Implantate 100 haben vorzugsweise eine Bogenform in der Draufsicht (siehe z.B. 3A oder 5) und/oder der Seitenansicht (siehe z.B. 4).
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Die Implantate 100 haben bei allen Ausführungsformen Kanten und/oder Ecken, die deutlich abgerundet sind, wie in den jeweiligen Draufsichten und Seitenansichten zu erkennen ist.
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Die erfindungsgemässen Implantate 100 weisen bei allen Ausführungsformen eine glatte Oberfläche auf, d.h. es handelt sich nicht um Implantate 100 mit poröser oder grober offener Oberflächenstruktur, sondern um nicht-poröse Implantate 100.
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Alle diese Massnahmen oder Vorgaben in Bezug auf die geometrische Form, die Oberflächenbeschaffenheit und das Material haben einen Einfluss auf die Implantierbarkeit und auf das Resorptionsverhalten der Implantate 100 im menschlichen Körper.
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Wichtig ist, dass die Implantate 100 nicht am menschlichen Körper mittels Schrauben oder Klammern fixiert werden und dass sich die Implantate 100 nicht fibrovaskulär in den Körper integrieren oder dass sie umwachsen werden. Im Gegenteil geht es gemäss Erfindung darum, die Implantate 100 so in den menschlichen Körper einzusetzen, dass sie in einem begrenzten Masse dislozieren können. Die Implantate 100 sollen also nicht in das Bindegewebe der Nase 1 einwachsen, sondern sie sollen nach einigen Wochen vom Bindegewebe so umgeben sein, dass sie sich leicht verschieben oder verlagern lassen. Dies wird durch eine sogenannte Kapselbildung erreicht. D.h. die Implantate 100 werden „schwimmend“ oder „schwebend“ implantiert oder inkorporiert und lösen sich durch Resorption im Laufe von Monaten auf. Die Implantate 100 zeigen einen Armierungseffekt zum Augmentieren der Nasenstruktur solange sie noch eine genügende Eigenstabilität haben. Nach ca. 6–8 Monaten übernehmen dann die körpereigenen Strukturen die stabilisierende Funktion.
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Aufgrund der glatten Oberfläche und der beschriebenen Geometrie sind die Implantate 100 vor dem Implementieren problemlos zu desinfizieren. Außerdem kommt es aufgrund der glatten Oberfläche zu keinen Infektionen und zu keinen Verknorpelungen, Geschwulstbildungen oder Granulationsbildung im Umfeld oder an den Implantaten 100.
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Die Implantate 100 zeichnen sich durch eine gute Volumenkonstanz und intraoperativ einfache Handhabung und Verarbeitung aus. Während der Operation können die Implantate 100 problemlos zurechtgeschnitten (z.B. gekürzt) werden, damit sie die gewünschte Form aufweisen.
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Die Implantate 100 zeigen beim Einbringen in den Nasenbereich ästhetisch sehr zufriedenstellende Ergebnisse und führen zu einer hohen Patientenzufriedenheit. Ausserdem bieten die Implantate 100 eine ausgezeichnete Funktionstüchtigkeit und es kann nicht mehr zum Kollaps kommen.
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Aufgrund der inhärenten Flexibilität, Elastizität und Plastizität der Implantate 100, kommt es zu keinen Implantatbrüchen.
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Mit den erfindungsgemässen Implantaten 100 lassen sich Defizite im Bereich der Nase 1 gut augmentieren, da sie ohne Fixation im Körper im Wesentlichen die gleichen Eigenschaften haben wie ein natürlicher Knorpel. Zum Implantieren müssen nur sehr kleine minimalinvasive Eingriffe vorgenommen werden.
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Die Implantate 100 sollten elastische Eigenschaften haben, die denen der Nasenknorpel entsprechen, wenn die Implantate 100 die hier vorgegebene Dimensionen und/oder Formen haben.
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Vorzugsweise wird bei allen Ausführungsformen ein resorbierbares Material eingesetzt, das ein E-Modul zwischen 5 und 10 Mpa aufweist.
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Das verwendete Kunststoff-Material ermöglicht eine Verformung vor dem Implantieren. Durch ein Erwärmen kann z.B. die Bogenform vorgegeben oder angepasst werden. So kann z.B. ein Implantat 100.1 mit der Form nach 3A, 3B in eine Form gemäss 4 überführt werden.
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Die Implantate 100 sind zur Knorpelaugmentation oder zum Knorpelersatz ausgelegt.
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Bei allen Ausführungsformen kann das Implantat 100 mit einer magnetischen Markierung versehen sein, die z.B. unter Zuhilfenahme eines Magnets genau an die Position im Körper gebracht werden kann. In 6 ist ein Beispiel mit einer Markierung 13 gezeigt. Diese Markierung 13 ist jedoch optional.
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Bei Inspiration kommt es durch den Venturi-Effekt an der Nasenklappe zum Ansaugen der Nasenseitenwände. Bei der Aspiration hingegen werden die Nasenseitenwände nach aussen bewegt. Geringe Einengungen der Nasenklappe und eine Instabilität der Weichteile der Nasenseitenwände können die Nase 1 dabei kollabieren lassen. Ein solches Kollabieren verhindern die erfindungsgemässen Implantate 100 dauerhaft und zuverlässig.
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Bisherige Techniken konnten keine sichere und bleibende Stabilisierung der Nase 1 ohne zusätzliche negative Nebeneffekte erreichen. Die Erfindung schafft hier dauerhaft und zuverlässig Abhilfe.
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Die Implantate 100 lassen sich besonders vorteilhaft bei einer Weichteilinstabilität im Nasenbereich einsetzen. Die Implantation von erfindungsgemässen Implantaten 100 stellt für den erfahrenen Rhinochirurgen oder Craniofacialen Chirurg kein Problem dar.
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Bei korrekter Wahl der Implantatbreite B, -länge L, -dicke D und Implantatform wird die Nase 1 ästhetisch nicht verändert.
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Vorzugsweise wird ein Operationsset 200 mit zwei, drei oder vier Implantaten 100 bereitgestellt, wie in 8 gezeigt. Das Operationsset 200 kann diese Implantate 100 in einer sterilisierten Verpackung bereit stellen. Vorzugsweise gibt es ein Operationsset 200 für die linke Nasenseite und ein spiegelsymmetrisch ausgeführtes Operationsset 200 für die rechte Nasenseite, wie in 8 gezeigt.
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Besonders bevorzugt ist ein Operationsset 200, bei dem die einzelnen Implantate in der richtigen Anordnung über einen gemeinsamen Steg 201 oder Arm temporär miteinander verbunden sind. Ein entsprechendes Operationsset 200 ist in 9 gezeigt. Der Steg 201 oder Arm ist vorzugsweise so ausgelegt, dass die Implantate 100.1–100.4 kurz vor der Operation abgetrennt oder abgezwickt werden können.
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Gemäss Erfindung ist es bevorzugt zwei, drei oder vier einzelne Implantate 100.1–100.4 pro Nasenseite einzusetzen. Dadurch können funktionale und ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt werden. Ausserdem ermöglicht das Verwenden mehrerer Einzelimplantate 100.1–100.4 das schwimmende oder bewegliche Einlagern, wie beschrieben. Weiterhin sind nur kleine Schnitte notwendig.
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Vorzugsweise ist der Körper der Implantate 100 mit Silber-Ionen in Form einer Nitrile-basierten Substanzen, vorzugsweise Silbernitrat, versehen, um eine mögliche Entzündungsantwort zu reduzieren.
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Es besteht auch der Bedarf, Nasen im Bereich des Nasenrückens zu stabilisieren, oder z.B. nach einem Unfall den Nasenrücken zu rekonstruieren. Gemäss Erfindung wird für diese Zwecke eine alloplastisches Implantat 500 bereit gestellt, das speziell zum Einsetzen, Verstärken und Modellieren des Nasenrückens dient. In den 10A und 10B sind bestimmte Aspekte eines solchen Nasenrücken-Implantats 500 gezeigt. 10A zeigt in schematisierter Seitenschnittansicht eine mögliche Positionierung eines Nasenrücken-Implantats 500. 10B zeigt eine schematische Perspektivansicht einer bevorzugten Ausführungsform.
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Die Nasenrücken-Implantate 500 der Erfindung haben eine (untere) konkave Seite und ein (obere) konvexe Seite. Vorzugsweise ist die konkave Seite bei allen Ausführungsformen so beschichtet (vorzugsweise mit Hydroxylapatit oder einem Hydroxylapatit-Derivat), dass ein Verwachsen/Integrieren in den Körper statt findet. Die konvexe Oberseite ist nicht-porös und nicht mit v beschichtet.
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Vorzugsweise wird bei allen Ausführungsformen für die Nasenrücken-Implantate 500 ein Kunststoff-Material eingesetzt, das ein E-Modul zwischen 7 und 15 Mpa aufweist.
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Die Länge L1 (siehe 10B) beträgt vorzugsweise wird bei allen Ausführungsformen zwischen 1 und 8 cm. Die Dicke beträgt vorzugsweise wird bei allen Ausführungsformen zwischen 0,1 und 2 mm. In der Draufsicht (siehe 11), kann das Nasenrücken-Implantat 500 eine rechteckige oder leicht trapezoide Form haben.
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Vorzugsweise wird bei allen Ausführungsformen für die Nasenrücken-Implantate 500 PE oder UHMWPE verwendet, weil dieses eine gute Biokompatilität aufweist.
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Besonders bevorzugt ist ein Operationsset 200 (siehe 11), das mehrere einzelne Implantate 100 und mindestens ein Nasenrücken-Implantat 500 umfasst. Ein entsprechendes Operationsset 200, das ist in 11 gezeigt ist, eignet sich besonders für die komplette Wiederherstellung von zerstörten Nasenstrukturen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Nase
- 2
- Nasenbein
- 3
- Seitenknorpel
- 4
- Flügelknorpel
- 4.1
- Crus mediale
- 4.2
- Crus laterale
- 5
- Nasenscheidewand
- 6
- Vomer
- 7.1
- Lamina perpendicularis
- 7.2
- Lamina quadrangularis
- 8
- Haut
- 9
- Nasenlöcher
- 10
- Bindegewebe
- 11
- Nasespitze
- 12
- Loch
- 13
- Markierung
- 100
- Vorrichtung (Implantat)
- 100.1
- erstes Implantat
- 100.2
- zweites Implantat
- 100.3
- drittes Implantat
- 100.4
- viertes Implantat
- 200
- Operationsset
- 201
- Steg
- 500
- Nasenrücken-Implantat
- B
- Breite
- D
- Dicke
- L
- Länge
- L1
- Länge
- B.1
- Breite des ersten Implantats
- D.1
- Dicke des ersten Implantats
- L.1
- Länge des ersten Implantats
- B.2
- Breite des zweiten Implantats
- D.2
- Dicke des zweiten Implantats
- L.2
- Länge des zweiten Implantats
- B.3
- Breite des dritten Implantats
- D.3
- Dicke des dritten Implantats
- L.3
- Länge des dritten Implantats
- B.4
- Breite des vierten Implantats
- D.4
- Dicke des vierten Implantats
- L.4
- Länge des vierten Implantats
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102006023058 B3 [0006]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- „Polyethylen als Implantatwerkstoff“, Springer Berlin / Heidelberg, ISSN 0085–4530, Volume 32, Number 1 / Januar 2003, von R. M. Streicher und M. Thomsen [0003]