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I. Beschreibung
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Stand der Technik
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Seit Menschengedenken kennt der Mensch verschiedene Möglichkeiten, an einer Sache einen Anspruch auf ein Herrschaftsrecht zu begründen, zu dokumentieren, aufrecht zu erhalten und im Falle des Verlustes wiederzuerlangen.
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Das umfassendste Herrschaftsrecht, das die Rechtsordnung an einer Sache zulässt, ist dabei zweifellos das Eigentum. Moderne Formen des Eigentums sind gekennzeichnet durch die rechtliche Zuordnung von Gegenständen zu einer natürlichen oder juristischen Person. Vom Eigentum zu unterscheiden ist der Besitz, die Haltung oder auch sonstige Verantwortlichkeit von/über Sachen (Eigentum, Besitz, die Haltung oder auch sonstige Verantwortlichkeit nachfolgend zusammenfassend auch „Verantwortlichkeit” genannt). Der Besitz/Haltung bezieht sich dabei auf die tatsächliche Herrschaft über eine Sache/die wirtschaftliche Verantwortlichkeit für dessen Unterhaltung. So können bei Miete oder Leihe oder anderen Verhältnissen Eigentum, Besitz und Haltung regelmäßig auseinanderfallen.
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Die Dokumentation von Verantwortlichkeit für eine Sache kann durch einen Rechtstitel oder die Eintragung in ein Register (z. B. Grundbuch) erfolgen, auch können sachenrechtliche oder obligatorische Verhältnisse in Bescheinigungen (z. B. Zulassungsbescheinigungen) oder Markierungen am Gegenstand direkt und unverschlüsselt dokumentiert werden.
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Sofern eine bewegliche Sache gestohlen, verlorengegangen oder dem Eigentümer/Besitzer/Halter (nachfolgend auch als „Besitzer” bezeichnet) sonst abhandengekommen ist (nachfolgend „abhandengekommene Sache”), ermöglichen zwar vorbezeichnete Dokumentationen in der Regel die Auffindbarkeit des Besitzers für den Finder oder aktuellen Besitzer der abhandengekommenen Sache (nachfolgend „Finder”) und somit die Wiedererstellung der Herrschaftsverhältnisse an der abhandengekommenen Sache für den Besitzer. So besteht in Deutschland unter anderem die Möglichkeit abhandengekommene Sachen bei der Polizei, staatlichem Fundbüro oder privaten Fundbürodiensten verlustig zu melden, gleichfalls besteht für Finder die Möglichkeit abhandengekommene Sachen dort anzuzeigen, sodass die Herrschaft an der abhandengekommenen Sache oftmals wieder an den ursprünglichen Besitzer vermittelt werden kann (vorstehende Möglichkeiten der Dokumentation und Kontakt- und Sachherrschaftsvermittlung nachstehend auch „herkömmliche Herrschaftsvermittlung” genannt”).
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Das der Erfindung zugrunde liegende Problem
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1.
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Den Interessen des Finders/aktuellen Besitzers einer abhandengekommenen Sache auf eine schnelle, bequeme, praktische, einfach umzusetzende, ohne größeren Aufwand und Kosten realisierbare funktionale, Form der Bereitstellung und Erlangung von Kontaktdaten des eigentlich rechtlich legitimen (vorherigen) Besitzers werden die Formen der herkömmlichen Herrschaftsvermittlung nicht ausreichend gerecht. Vielfach muss erst eine Dritte Stelle für die herkömmliche Herrschaftsvermittlung durch den Besitzer und Finder in Anspruch genommen werden, was teilweise zu erheblichen Zeit- und Kostenaufwendungen führt.
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2.
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Schon durch diesen ausgelösten Aufwand besteht für Besitzer und Finder oft eine Hemmschwelle, die diese von der Inanspruchnahme herkömmlicher Herrschaftsvermittlungen abschreckt, weshalb Dinge unwiederbringlich verloren gehen.
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3.
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Dieses Problem wird verstärkt dadurch, dass für den Finder nicht unmittelbar ein Vorteil ersichtlich ist, der ihn zur Inanspruchnahme der herkömmlichen Herrschaftsvermittlungen (bspw. Finderlohn) motiviert.
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4.
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Ferner bieten die herkömmliche Herrschaftsvermittlung nicht die Möglichkeit, Daten betreffend die abhandengekommen Sache oder den Besitzer auch nach Verlust der Herrschaft durch den Besitzer unmittelbar und noch vor Inanspruchnahme einer umständlichen herkömmlichen Herrschaftsvermittlung für den Finder der Sache einzusehen; die herkömmliche Herrschaftsvermittlung bietet nicht die Möglichkeit, Daten betreffend der abhandengekommenen Sache oder den Besitzer auch nach Verlust durch den Besitzer jederzeit zu ändern, zu erweitern oder zu aktualisieren, so dass diese unmittelbar und noch vor Inanspruchnahme einer umständlichen herkömmlichen Herrschaftsvermittlung für den Finder der Sache einzusehen sind.
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Die herkömmlichen Herrschaftsvermittlungen sind entweder statisch (da sie Informationen in fest verkörperter/hinterlegter Form bieten) oder sie bieten diese Möglichkeit nur mit Zeitverzögerung und nur nach erforderlicher direkter oder sonstiger Kontaktaufnahme durch den Finder/aktuellen mit der vermittelnden Stelle. Die statischen Informationen der herkömmlichen Herrschaftsvermittlung kommen dem Bedürfnis auf schnelle und aktualisierbare/aktualisierte Informationsgewinnung und -Erteilung nicht nach. Durch herkömmliche Herrschaftsvermittlung gegebene oder erhaltene Informationen sind oft veraltet oder mittlerweile unzutreffend, ferner ist für gewöhnlich keine eindeutige Identifikation des Besitzers ohne Inanspruchnahme Dritter möglich.
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5.
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Insbesondere ermöglichen herkömmliche Herrschaftsvermittlungen es nicht in jedem Falle auch Gebrauchs-, Warn- oder Handhabungshinweise über die abhandengekommene Sache bereitzustellen, die von jedem Finder/aktuellen Nutzer einsehbar sind, sofern dies der Fall ist, sind diese jedenfalls nicht vor Inanspruchnahme einer herkömmlichen Herrschaftsvermittlung unkompliziert einsehbar und somit zum Zeitpunkt des Auffindens/Erhalt des aktuellen Besitzes realisierbar, in den allerseltensten Fällen ist die Sache mit diesen Informationen selbst ausgestattet.
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6.
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Bei herkömmlichen Herrschaftsvermittlungen muss der aufgefundene Gegenstand stets noch zu einem anderen Ort verbracht und dort vorgehalten werden, bis eine Kontaktaufnahme zum Besitzer möglich ist.
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7.
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Schließlich bieten herkömmliche Herrschaftsvermittlungen aufgrund der vorgegebenen Form der Angabe und Dokumentation von Daten nicht in jedem Falle eine dynamische, mobile und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Datennutzung derart wahrende Form der Datenangabe/Kontaktmöglichkeit.
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Die Problemlösung
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1.
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Die Erfindung umfasst zunächst einen Medienträger, beispielsweise einen Aufkleber, einen Anhänger mit Halterung bzw. Befestigungsmöglichkeit, oder eine andere Sache (einschließlich die später möglicherweise abhandengekommene Sache selbst) welcher mit einem individuellen Zeichen versehen/bedruckt ist (individuelles Zeichen). Dieses Zeichen kann auf/mit jeder beliebigen Sache verbunden werden oder ist auf/in dieser selbst (zum Beispiel durch Einprägen, Einstanzen, Einfräsen) vorhanden. Im Falle der Erfindung beinhaltet dieses individuelle Zeichen verschlüsselt oder unverschlüsselt eine Webadresse (URL), die auf eine bestimmte, ausschließlich diesem Zeichen zugeordnete Internetseite, beispielsweise im Rahmen eines so genannten „Sozialen Netzwerkes” verweist, auf welcher bestimmte Inhalte vorhanden sind.
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2.
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Der individuelle Code kann durch ein Lesegerät gelesen werden.
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Beispielsweise bieten viele Mobiltelefone und PDAs mittlerweile über eine eingebaute Kamera und eine Software, die das Interpretieren von Codes ermöglicht. Ferner gibt es andere Lesegeräte, so genannt „Scanner” oder „Imager” die dies ermöglichen. Beispielsweise wird ein als Mobile-Tagging bezeichneter Prozess wird mithilfe vorgenannter Lesegeräte durchgeführt (die vorgenannten Geräte werden nachstehend als „Lesegerät” bezeichnet). Auch bei der hier gegenständlichen Erfindung kann der mit einem individuellen Zeichen versehene Gegenstand mit einem entsprechenden Lesegerät ausgelesen werden.
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3.
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Sodann wird mit dem Lesegerät eine (verschlüsselte) URL ausgelesen und mit dem Lesegerät angezeigt und aufgerufen werden können.
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4.
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Unter dieser URL ist eine Internetseite (nachfolgend „Notfallseite”) einsehbar, die zuvor vom Besitzer nach erfolgreicher eindeutiger und nachprüfbarer Registrierung beim Dienstleister (beispielsweise im Rahmen einer Internetplattform eines sozialen Netzwerkes des Dienstleisters) zur Freischaltung freigegeben wurde und auf welcher vom Besitzer inhaltlich und dem Umfange nach selbst bestimmte und jederzeit aktualisierbare Kontaktdaten und sonstige Daten über die abhandengekommene Sache angegeben wurden und – jederzeit änderbar – weiter angegeben werden können.
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Zunächst wird sich der Nutzer beim Dienstanbieter nach dessen Maßgaben erfolgreich zur Nutzung der Erfindung registrieren müssen. Im Rahmen des Registrierungsvorgangs wird der Dienstanbieter zur Verwendung der vom Nutzer angegebenen Daten legitimiert. Hier ist es gegebenenfalls im Rahmen des Registrierungsvorganges möglich, bestimmte Daten zum Nachweis der Eigentümer/Besitzerstellung abzufragen und zu überprüfen, beziehungsweise diese so zu erhalten, dass sie einer späteren Überprüfung zugänglich sind (Bestandsdaten).
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Neben obligatorischen (personenbezogenen) Bestandsdaten, die zur Herstellung einer Kontaktmöglichkeit eines Dritten Finders mit dem Nutzer dienen sollten (beispielsweise mittels Angabe einer Adresse, Email- und/oder Telefonnummer), können sodann beliebig viele weitere Daten durch den Besitzer in einem Online-Formular hinterlegt und gespeichert/dokumentiert werden, beispielsweise auch bildliche Darstellungen der abhandengekommenen Sache selbst. Der Besitzer kann den Umfang dieser Daten selbst bestimmen und die Angabe jederzeit selbst bearbeiten oder widerrufen. Die so hinterlegten Daten werden sodann auf der Notfallseite durch den Dienstanbieter bereitgestellt, sofern der Nutzer einen zur Freischaltung der Notfallseite erforderlichen Aktivierungscode eingegeben hat.
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Mit der vorliegenden Erfindung werden sämtliche vorstehend aufgezeigten Probleme im Sinne eines „mobilen Eigentümer/Besitzerausweises mit Hinweisen zur Handhabung der Sache” oder eines individualisierten mobilen „virtuellen Fundbüro-Service” gelöst. Informationen über die abhandengekommene Sache oder den Besitzer derselben können insbesondere dynamisch dargestellt, umgehend und umfassend abgerufen werden. Die umständliche und mit den aufgezeigten Problemen behaftete herkömmliche Kontaktmöglichkeit entfällt. Mit der Erfindung wird erreicht, dass der abhandengekommene Gegenstand selbst alle zur Wiedererlangung der Sachherrschaft notwendigen Informationen trägt und zwar in verschlüsselter Form und diese nicht ohne Lesegerät und Zugang zum Gegenstand für jeden dritten offensichtlich sind. Dem individuellen Zeichen sind die damit zugänglichen Inhalte über dies Sache auf den ersten Blick nicht anzusehen. Ein weiterer erheblicher Vorteil: der Besitzer kann umgehend bei Auffinden der Sache kontaktiert werden, der Gegenstand kann so oft schon am Ort des Verlustes wieder übergeben werden. Ein sonst notwendiges (vorübergehendes) Verbringen und Verwahren des abhandengekommenen Gegenstandes entfällt. Ferner entfällt die Kontaktaufnahme zu einem Dritten, die Kommunikation kann direkt zwischen dem Berechtigten und dem Finder/derzeitigen Besitzer der Sache geführt werden. Die Datensicherheit kann erhöht werden, indem ein zweites individuelles Zeichen an anderer Stelle der Sache angebracht wird, welches nicht zugleich mit dem erstgenannten individuellen Zeichen sichtbar ist, mit der Maßgabe, dass die individuellen Inhalte nur unter Nutzung des zusätzlichen individuellen Zeichens abrufbar und dadurch mit der Sache in Verbindung gebracht werden kann. Mit der vorliegenden Erfindung hat der Besitzer die jederzeitige und sein Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Datennutzung beispiellos wahrende Möglichkeit, Daten über die Sache und Kontaktmöglichkeiten (anonymisiert und/der verschlüsselt) an Dritte mit Zugang zum individuellen Zeichen bereitzustellen.
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Anwendungsbeispiele:
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- – Anwendung im Rahmen eines mobilen Notfallsystems für verlorengegangene, mit dem individuellen Zeichen der Erfindung (bspw. an einem Anhänger am Halsband) ausgestattete Haustiere. Mit dem individuellen Zeichen können über eine Internetseite (Notfallseite) vom Berechtigten (z. B. Eigentümer/Halter des Tieres) zuvor und jederzeit änderbar bestimmte (anonymisierte) Kontaktmöglichkeiten und/oder Gebrauchs-/Handhabungshinweise für das aufgefundene Haustier angegeben werden, die für einen Finder des Tieres mittels Lesegerät und Anzeigemöglichkeit umgehend nach Auffinden des Tieres einsehbar sind. Denkbar ist hier zusätzlich z. B., dass die Haustiere auf der Notfallseite als gestohlen/verloren gegangen kenntlich gemacht werden können und/oder ein Finderlohn ausgewiesen werden kann.
- – Anwendung im Rahmen eines mobilen Notfallsystems für verlorengegangene, mit dem individuellen Zeichen der Erfindung ausgestattete Wertgegenstände (z. B. Fahrzeuge, Geldbörden, Schmuck, Schlüssel, Bekleidungsstücke). Mit dem individuellen Zeichen können über eine Internetseite (Fundbüro) vom Berechtigten (z. B. Eigentümer des Wertgegenstandes) zuvor und jederzeit änderbar bestimmte (anonymisierte) Kontaktmöglichkeiten und/oder Gebrauchs-/Handhabungshinweise für den Wertgegenstand angegeben werden, die für einen Finder des Gegenstandes mittels Lesegerät und Anzeigemöglichkeit umgehend nach Auffinden des Gegenstandes einsehbar sind. Denkbar ist hier zusätzlich z. B., dass die Gegenstände auf der Fundbüroseite als gestohlen/verloren gegangen kenntlich gemacht werden können und/oder ein Finderlohn ausgewiesen werden kann.